Autor: Stefan Niggemeier

Die dümmsten Dritten Programme Deutschlands

Wenn man ganz leise ist, kann man sie schon knistern hören, die Spannung: Welcher Berg mag bei den Hessen beliebter sein? Der Chimborazo oder die Hohe Tatra? Der imposante Langkofel, der formschöne Makalu oder doch die schnöde Wasserkuppe? Nur zwei Wochen lang können die Hessen noch abstimmen , und dann heißt es: ausharren bis Ostern, wenn das hr-Fernsehen das Ergebnis endlich im Rahmen einer großen Sendung „Die beliebtesten Berge der Hessen“ bekanntgeben und einige der Lieblingsberge womöglich sogar im Studio begrü- äh, im Bild zeigen wird.

Der Gewinnerberg steht dann in einer Reihe mit Schloss Auerbach („beliebtestes Bauwerk der Hessen“), der „Runkelroiweroppmaschin“ von Adam und die Micky’s („beliebtestes Fastnachtslied der Hessen“), der „Fabelhaften Welt der Amelie“ („beliebtester Liebesfilm der Hessen“), der Frankfurter Skyline („beliebteste Sehenswürdigkeit der Hessen“) und „Love Me Tender“ von Elvis Presley („beliebtestes Liebeslied der Hessen“). Die Wahl der beliebtesten Schauspieler der Hessen ist bereits abgeschlossen, aber noch nicht verkündet – der Hessische Rundfunk verspricht aber, alle Kandidaten seien „geboren oder aufgewachsen in Hessen, an hiesigen Hochschulen ausgebildet oder populär geworden an hessischen Theatern“. Immerhin: Es reicht also nicht, als Schauspieler bloß einmal am Köpperner Berg auf der A5 im Stau gestanden zu haben.

Das hr-Fernsehen hat entdeckt, wie leicht es ist, anstelle von Programm Hitlisten zu senden. Die Sendungen folgen dem Muster der „Ultimativen Chartshow“ mit mehr oder weniger prominenten Menschen, die in kurzen Sätzen halbe Gedanken zu Filmschnipseln formulieren, die hinter ihnen zu sehen sind, sind aber ungleich amateurhafter und liebloser montiert als das Vorbild von RTL. Aber gerade weil sie so egal und anspruchslos sind, lassen sich diese Sendungen endlos wiederholen: Die Show mit den „beliebtesten Weihnachtsliedern der Hessen“ ist seit der Premiere 2005 nicht weniger als sechs Mal wiederholt worden.

Teilweise kooperiert das hr-Fernsehen bei seinen Rankings mit dem Norddeutschen Rundfunk. Für die „beliebtesten TV-Tiere“ wurden die Statements von Menschen wie dem aus dem Pro-Sieben-Programm als Vertilger absurd großer Essensportionen „bekannten“ Jumbo Schreiner in die jeweilige Reihenfolge geschnitten – mal mit dem HR-Fernsehmaskottchen „Onkel Otto“ etwas weniger weiter hinten.

Der NDR ist bei Inflationierung der Chartshows führend. „Hitlisten des Nordens“ heißen sie dort, und 45 davon hat das NDR-Fernsehen schon ausgestrahlt, darunter „die besten Comedy-Songs des Nordens“, „die schönsten Operetten“, „die größten Modesünden“, „die schönsten Leuchttürme Norddeutschlands“, „die beliebtesten Trecker Norddeutschlands“, „die beliebtesten Pferderassen“, „die berühmtesten Zitate“ („I Have A Dream“ vor „Wer zu spät kommt, den bestraft das Leben“ und „Ich bin ein Berliner“) sowie „die verrücktesten Spektakel Norddeutschlands“ (es gewann mit großem Abstand das, äh, berühmte Currywurst -Schärfe-Wettessen aus der Bruzzelhütte in Harburg.)

Die Abstimmung über die besten Argumente für die Existenz von sieben gebührenfinanzierten Dritten Programmen musste unterdessen mangels Kandidaten auf unbestimmte Zeit verschoben werden.

Kurz verlinkt (29)

Als ihre Tochter starb, erhielt sie rund 5000 Briefe von Menschen, die ihr Beileid bekunden oder Trost spenden wollten. Manchmal liest sie auch heute noch in diesen Briefen, sagt die Freundin. Auf der Einfahrt, gleich hinter dem schmiedeeisernen Tor mit den Lettern »Petra Polis«, zeigt der Asphalt ein paar Risse. Im Wohnzimmer läuft der Fernseher. Draußen ist es ruhig wie auf einem Friedhof. Die weiblichen Steinskulpturen im Garten tragen grüne Längsstreifen vom jahrelangem Regen; in der offenen Garage steht ein dunkelblaues Mercedes Cabrio. Die Kulisse erinnert an die Anfangssequenz eines Derrick-Krimis. Petra Schürmann sitze oft im Wohnzimmer und schaue fern, sagt die Freundin. »Am liebsten die Sendungen, die sie selbst moderiert hat – oder alte Krimis.«

Nach dem Tod der Tochter stand monatelang ein Fernglas auf dem Balkon, damit Petra Schürmann immer das Grab ihrer Tochter auf dem Aufkirchener Friedhof sehen konnte. Das Fernglas hatte sie einst gekauft, um gemeinsam mit der halbwüchsigen Alexandra in die Sterne zu schauen. Doch mit dem Tod Alexandras verwandelte sich das Fernglas in ein Instrument, um in die Vergangenheit zu blicken.

Alexandros Stefanidis im „SZ-Magazin“ über Petra Schürmann: „Was geschah mit Petra S.?“

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Dass aber die Auftritte all der Akteure des Realityfernsehens überhaupt eine Fortsetzung in der Wirklichkeit haben, ist eine Konsequenz, die Zuschauer und Produzenten mittlerweile völlig ausgeblendet haben. Dabei fällt es der Rezeption nicht schwer, darüber zu erschrecken, wo das Fernsehen heute überall hinkommt. Manchmal aber fängt der Horror erst an, wenn es wieder wegfährt.

Harald Staun in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ über die Kleinstadt Zerbst, den RTL-2-„Frauentausch“ und das Realityfernsehen: „Vom Umtausch ausgeschlossen“.

Wie die HAZ Werbelinks tarnt

Heute spielen wir wieder das beliebte Spiel: Entdecken Sie den Werbelink!

Spielfeld heute ist der Online-Auftritt der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ (HAZ):

Na? Hinter welchem Wort verbirgt sich die Werbung? Jede Wette, Sie kommen nicht drauf.

Es ist die große Schaltfläche „Interaktiv“, zwischen „Newsroom“ und „Freizeit“. Sie führt zwar scheinbar auf die Seite http://www.haz.de/interaktiv/index.html, aber die leitet nach dem Klick sofort um zu http://parship.haz.de/?source=Navigation, dem Angebot der Partneragentur Parship. Die hat es wie kaum ein zweites Angebot in Deutschland geschafft, von Online-Medien als eigenes redaktionelles Angebot getarnt zu werden.

Aber die Täuschung der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ ist besonders dreist. Und mal abgesehen davon, dass ein solcher nicht gekennzeichneter Werbelink vermutlich gegen das Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb verstößt (vulgo: unzulässige Schleichwerbung darstellt) — was ist das für ein Geschäftsmodell, das so offensichtlich darauf setzt, die eigenen Leser in die Irre zu führen?

[via mb.twoday.net]

Der Konjunktiv lebt! (2)

Dieser Lottoquatsch lässt alle bekloppt werden:

Vielleicht könnte jemand „Welt Online“ sagen, dass es in der höchsten Gewinnklasse beim Lotto immer auf die Superzahl ankommt? Ach, das haben zahlreiche Kommentatoren unter dem Artikel schon getan. Aber wer liest schon Leserkommentare bei „Welt Online“? „Welt Online“ nicht.

Kurzfristig dachte ich, dass wenigstens Klaus Sattler, Sprecher von Lotto Baden-Württemberg, in dem Artikel als Stimme der Vernunft auftritt. Immerhin sagt er:

Sattler betonte erneut, dass es beim Lotto eine reine Zufallsauswahl gibt und jede Zahlenkombination mathematisch die selben Chancen hat. „Es gibt keine Erfolgsformel im Lotto.“

Zu früh gefreut. Sein nächster Satz lautet:

„Allein die Glückgöttin Fortuna entscheidet, ob sie ihr Füllhorn ausschüttet oder der Jackpot weiter wächst.“

Immerhin wissen wir jetzt, was mit den ganzen griechischen und römischen Gottheiten passiert ist, nachdem damals alle zum Christentum übergeschwenkt sind. Hermes hat ein Versandunternehmen aufgemacht. Demeter vertreibt Bio-Lebensmittel. Und Fortuna überwacht als Ausschüttungsbeamtin das Füllhorn des deutschen Lottoblocks.

[Pointen von Lukas.]

43 Zeilen Peinlichkeit

Die meisten Artikel von „RP-Online“, dem erfolgreichen Online-Ableger der „Rheinischen Post“, tragen keinen Autorennamen, was vielleicht ein Akt der Gnade ist gegenüber den vielen Menschen, die hier vergeblich mit der Sprache kämpfen, um sinnlose Texte zu schreiben.

Dieses Stück über die gestrige Folge von „DSDS“ ist ebenfalls im üblichen gebrochenen Deutsch verfasst („‚Deutschland sucht den Superstar‘ begeht derzeit eine weitere Staffel“ / „Außer gepiercten Brustwarzen und großflächigen Tattoss hatte er unter gesangstechnischen Aspekten nicht viel zu bieten“), aber es scheint nicht anonym zu sein:

DSDS-Castings: Drei Minuten Peinlichkeit. VON ALAN SMITHEE

Womöglich fand der Autor nicht den Knopf, um die Angabe eines Verfassers abzuschalten, wollte aber trotzdem nicht mit dem gedankenlosen Quark identifiziert werden. „Alan Smithee“ jedenfalls ist der Name, der in Filmen angegeben wird, wenn der Regisseur mit dem fertigen Produkt lieber nicht in Verbindung gebracht werden will.

Nachtrag, 13.45 Uhr. RP-Online hat erst den Namen und schließlich den ganzen Artikel gelöscht.

Endlich: BILDblog-Spot als Kauf-DVD!

Für Millionen BILDblog-Fans geht ein Traum in Erfüllung: Der Kult-Spot aus dem Internet und aus der Fernsehwerbung längst halb abgewickelter Sender ist ab sofort als DVD im gut sortierten Fachhandel käuflich zu erwerben.

Die Doppel-DVD mit dem ungekürzten BILDblog-Werbespot „Jede Lüge zählt“ mit Anke Engelke und Christoph Maria Herbst (Buch: Chris Geletneky, Regie: Tobi Baumann) kostet im Online-Handel nur 17,95 Euro. Als Bonus-Material enthält sie die komplette vierte Staffel der beliebten Sat.1-Sketch-Comedy „Ladykracher“.

Das Cover scheint aber kurz vor der Veröffentlichung leider noch geändert worden zu sein:

[Alternativcoverentwurf: Alexander Svensson]

Schöne Blogs (3): „The Book Design Review“

Ich glaube, das hier ist mein absoluter Favorit. Es ist das englische Cover zu Walter Benjamins Buch „Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit“:

Joseph Sullivan sammelt in seinem Blog „The Book Design Review“ Beispiele für herausragende Buchgestaltung:




Das letzte, „Obsession — A History“, ist übrigens nach Angaben des Designers nicht am Computer entstanden, sondern tatsächlich mit Nadelstichen durch harten Karton. Grandios.

Lesen: „The Book Design Review“.

Wer hat Angst vor Eva Herman?

Vergangene Woche Freitag ist bei BILDblog einmal kurz Hektik ausgebrochen. Wir hatten erfahren, dass Eva Herman zwei Prozesse gegen Axel Springer gewonnen hat, und wollten möglichst schnell einen Eintrag produzieren, damit uns nicht alle anderen zuvorkommen. Das war großer Quatsch.

Denn über die juristischen Erfolge der früheren Fernsehmoderatorin berichtet ungefähr niemand.

Das Landgericht Köln hat Herman in gleich zwei Fällen Recht gegeben und je 10.000 Euro Schmerzensgeld zugesprochen. Der eine Fall ist eher banal, aber lustig und absolut Vermischtenseiten-tauglich: „Bild“ darf Eva Herman nicht mehr eine „dumme Kuh“ nennen, wie es der feinsinnige Franz Josef Wagner in seiner Kolumne getan hatte.

Der andere Fall ist komplexer und heikler, betrifft aber nichts weniger als den Auslöser des Skandals um Eva Herman, an dessen Ende ihr Ausschluss aus dem Kreis medial akzeptabler Personen stand. Es geht um eine Buchvorstellung, bei der Eva Herman wörtlich gesagt hatte:

„Und wir müssen vor allem das Bild der Mutter in Deutschland auch wieder wertschätzen lernen, das leider ja mit dem Nationalsozialismus und der darauf folgenden 68er-Bewegung abgeschafft wurde. Mit den 68ern wurde damals praktisch alles, das alles [abgeschafft], was wir an Werten hatten. Es war eine grausame Zeit, das war ein völlig durchgeknallter, hochgefährlicher Politiker, der das deutsche Volk ins Verderben geführt hat, das wissen wir alle. Aber es ist damals eben auch das, was gut war, und das sind Werte, das sind Kinder, das sind Mütter, das sind Familien, das ist Zusammenhalt – das wurde abgeschafft.“

Das „Hamburger Abendblatt“ fasste Hermans Aussagen über das Dritte Reich so zusammen:

Da sei vieles sehr schlecht gewesen, zum Beispiel Adolf Hitler, aber einiges eben auch sehr gut. Zum Beispiel die Wertschätzung der Mutter.

Ich halte das für eine zulässige Zusammenfassung von Hermans wirren Sätzen und Gedanken. Das Kölner Landgericht findet das nicht und hat sie untersagt.

Der NDR beendete die Zusammenarbeit mit Herman erst, nachdem sie gegenüber der „Bild am Sonntag“ ihr Lob für die Förderung der „Werte“ wie „Familie, Kinder und das Mutterdasein“ im Dritten Reich wiederholt hatte. Zu diesem Zeitpunkt war auch der Wortlaut von Hermans Äußerungen bei der Buchvorstellung bekannt.

Die umstrittene Formulierung im „Abendblatt“ ist also nicht Ursache für ihre Kündigung, aber sie war Auslöser der ganzen Aufregung. Wenn also ein Gericht diese Formulierung für unzulässig erklärt und Herman ein Schmerzensgeld zuspricht — dann ist das kein Thema für deutsche Medien? Die Meldung stammt von der evangelikalen Nachrichtenagentur idea.de vom vergangenen Freitag. Aufgenommen wurde sie vom Online-Auftritt der rechtskonservativen Zeitung „Junge Freiheit“ und von BILDblog, wo sie der Mediendienst „Meedia“ abschrieb. [Nachtrag: epd Medien hat auch berichtet.]

Das war’s.

Wenn ich es richtig sehe, hat keine Zeitung und kein größeres Online-Medium über Hermans Erfolge berichtet (die deutsche Nachrichtenagentur dpa meldet grundsätzlich nichts, was „Bild“ nicht gefallen könnte). Die Urteile sind zwar noch nicht rechtskräftig, Springer kann in Berufung gehen. Aber in einer Medienwelt, in der jeder Schluckauf zur Aufmacher-Meldung taugt, war für ausgerechnet diese Nachricht kein Platz mehr?

Wohlgemerkt: Ich finde es angesichts der Unfähigkeit von Eva Herman, ihre Thesen so zu formulieren, dass man sie nicht als Lob des Nationalsozialismus verstehen kann, zulässig, sie aus dem Kreis der Leute auszuschließen, die man in irgendwelche Talkshows einlädt, um über ihr neues Buch zu plaudern oder Kochrezepte zu tauschen. Ich finde es richtig, wenn die etablierten Medien ihr deshalb kein Podium mehr geben wollen.

Gerade dann muss man aber so fair sein, darüber zu berichten, wenn Eva Herman sich erfolgreich gegen diese Medien wehrt. Schon deshalb, weil mit jeder Meldung, die die etablierten Medien auf diese Weise totzuschweigen scheinen, die Gruppe derjeniger wächst, die glaubt, dass diese Medien ohnehin ein Meinungskartell bilden, das gemeinsam unerwünschte Informationen unterdrückt. Und es den Anhängern von Herman leichter gemacht wird, sie zur Märtyerin zu stilisieren.

Bei „Spiegel Online“ heißt es, es sei eine „rein journalistische Entscheidung“ gewesen, nicht über Eva Herman zu berichten: Man habe „zu der Zeit Anderes, Besseres zu vermelden“ gehabt. Das stimmt natürlich, der Freitag vergangener Woche war schließlich der Tag, an dem der Papst seinen eigenen YouTube-Kanal startete, ein Wachmann am Buckingham Palace einen Touristen beim Kragen packte, Berlusconis Frau ihre Schwäche für Obama offenbarte und Giulia Siegel exklusiv gegenüber „Spiegel Online“ enthüllte, Ingrid van Bergen im RTL-Dschungelcamp zweimal den Bauch massiert zu haben.

Gibt es womöglich wirklich einen Konsens, Eva Herman und ihre Erfolge totzuschweigen? Oder graut es den Medien nur davor, dass sie ihre Leserkommentare und E-Mail-Fächer wieder feucht durchwischen müssen, wenn Eva Hermans wutschäumende Anhänger dort durchgetrabt sind?

Vielleicht ist die Antwort aber auch ganz einfach die, dass eine Meldung, die weder von dpa noch von der „Bild“-Zeitung verbreitet wird, für 98 Prozent der deutschen Medien gar nicht existiert.

FAB, das „Fernsehen aus Berlin“, ist pleite

Der Berliner Fernsehsender FAB („Fernsehen aus Berlin“) muss Insolvenz anmelden. Das gab Geschäftsführer Mike Meier-Hormann gestern in der FAB-Sendung „Hallo Berlin“ bekannt.

Schuld seien Verpflichtungen aus dem Bau eines großen Medienhauses, in das FAB im vergangenen Jahr umgezogen ist. Der Sender selbst sei „relativ gut aufgestellt“, sagte Meier-Hormann. Für das laufende Jahr habe der Sender bereits jetzt Einnahmen in Höhe von zwei Millionen Euro sicher. Der Programmbetrieb koste 250.000 bis 260.000 Euro monatlich.

Der denkwürdige Auftritt dauerte etwa eine halbe Stunde. „Good news are bad news and bad news are good news“, sagte Meier-Hormann zu Beginn, was sich im Nachhinein als eine der weniger kryptischen Aussagen herausstellen sollte. Ausführlich berichtete er von befreundeten Investoren, Mängeln am Bau, bösen Banken und falschen Entscheidungen, ganz so, als spreche er nur zu einer kleinen Runde von Kumpels und Eingeweihten, was angesichts der Zuschauerzahlen von FAB womöglich sogar stimmte. „Die Vergangenheit hat uns eingeholt“, erklärte er, bevor er sich ausführlich darüber beklagte, dass der Mittelstand in diesem Land nicht unterstützt werde.

FAB wurde 1989 von kleinen und mittleren TV-Produzenten gegründet, die selbst das Programm machten; zu den Gesellschaftern gehörte zeitweilig auch der frühere „Spiegel“-Chefredakteur Stefan Aust.

Die Insolvenz biete für den Sender die Möglichkeit, trotz der Probleme mit der Immobilie weiterzumachen. „FAB soll und muss weitergehen.“ Er verwies darauf, dass man nie in die Ausstrahlung von Sex-, Astro- oder Call-TV-Sendungen geflüchtet sei, die allesamt „nur Abzocke“ darstellten. Dass das Programm stattdessen weitgehend aus Schleichwerbung besteht, erwähnte er nicht.

Am heutigen Donnerstag werde er den Insolvenzvertrag unterschreiben. Er hoffe, dass ein guter Insolvenzverwalter gefunden werde, „einer, der sich mit der Branche auskennt, nicht einer, der nur hierherkommt, um sich seine Kosten in die Tasche zu schieben.“ FAB sei „ein Rohdiamant“.

DFB findet Wundermittel gegen Internet

DFB-Präsident Theo Zwanziger will nun doch nicht mehr wie ursprünglich versprochen zurücktreten, falls ihm ein Gericht abschließend bestätigt, dass er sich unter bestimmten Bedingungen „unglaublicher Demagoge“ nennen lassen muss. Das berichtet die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“:

In der Präsidiumssitzung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am vergangenen Freitag seien die Voraussetzungen geschaffen worden, [sagte Zwanziger,] um sich im Internet künftig „besser gegen ungerechtfertigte Angriffe wehren zu können. Das ist der Schutz, den ich erwarte und der in erster Linie durch aktive und verbesserte Internet-Kommunikation gewährleistet werden muss und kann. Wenn dies geschieht, dann hat das Amt des DFB-Präsidenten weiter die Faszination, die es immer für mich hatte.“

Im Kampf, den Theo Zwanziger gegen den unbequemen freien Journalisten Jens Weinreich führt, hat der DFB unterdessen eine weitere Niederlage erlitten: Das Landgericht Berlin lehnte seinen Widerspruch gegen die einstweilige Verfügung ab, die Weinreich gegen eine mit Halb- und Unwahrheiten gespickte Pressemitteilung des DFB erwirkt hatte.

[via Jens Weinreich]

Nachtrag, 31. Januar. Jens Weinreich hat in seinem Blog die schriftliche Urteilsbegründung des Gerichtes veröffentlicht. Über die Pressemitteilung, mit der der DFB Weinreich diffamierte, heißt es darin, der DFB schildere „den Hergang und die Entwicklung der Unstimmigkeiten bewusst einseitig und verfälschend unter Verschweigen essentieller Umstände“. Die Presseerklärung sei „bewusst unvollständig“. Der Leser müsse die Aussagen in einer Weise verstehen, die „nicht der Wahrheit entspricht“.

Das Gericht urteilt also, dass der DFB in der Presseerklärung, für die DFB-Kommunikationsdirektor Harald Stenger verantwortlich zeigt und die von DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach stolz an Hunderte prominente Empfänger verschickt wurde, bewusst gelogen hat. Das ist aber bestimmt bei einem so ehrenwerten Verein wie dem DFB kein Rücktritts- oder Entlassungsgrund.