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Leben nach dem Tod

Süddeutsche Zeitung

Soap-Darsteller darf man zwar aus ihrer Serie herausschreiben, aber nicht gleich auf die Straße setzen — entschied ein Gericht.

Ein ganz normales Leben. Charlotte Bohlstädt war 21, ein spontanes, mitfühlendes Mädchen. Sie litt an Grauem Star, den sie erst geheim halten wollte, dann aber operieren ließ, woraufhin sie erblindete. Ihr Bruder sammelte Geld, um sie in eine Spezialklinik nach Moskau zu bringen, und als sie zurückkam nach Deutschland und die Verbände abnahm, konnte sie wieder sehen. Ihr Freund verschwand dann allerdings auf dem Weg nach Griechenland und kehrte erst Wochen später zurück, weil ihn eine Tropenkrankheit im Busch festgehalten hatte. Charlotte schlief derweil mit einem Erpresser, um die Karriere ihres Geliebten zu retten, und fand schließlich, dass ihre Brust zu klein war, weshalb sie sich unters Messer legte. An Seifenoper-Standards gemessen, ein ganz normales Leben.

Es endete im April dieses Jahres. Weil Charlotte nicht verkraftete, dass ihr Bruder von einer Wahnsinnigen erschossen wurde, und nach Südfrankreich zog. Eigentlich aber, weil die Zuschauerzahlen von Gute Zeiten, schlechte Zeiten (GZSZ) im letzten Herbst so schlecht wurden, dass sich der Produzent Grundy Ufa entschied, die Familie Bohlstädt aus der Serie zu schreiben, um neue Konstellationen zu ermöglichen. Und vielleicht auch, weil die Brustvergrößerung, die für Quote sorgen sollte, bei den Fans nicht ankam. Jedenfalls verlor Charlotte ihre Serienheimat und ihre Darstellerin Stefanie Julia Möller ihren Job.

Es war nichts, das sie selber verschuldet hätte, im Gegenteil: Gegen die Brustoperation, wegen der sie dann mit Silikonpolstern spielen musste, soll sie sich sogar gesträubt haben. Aber die Bertelsmann-Tochter Grundy Ufa, die außer GZSZ noch die Seifenopern Unter Uns für RTL und Verbotene Liebe für die ARD dreht, schreibt wie viele andere Produzenten folgenden Satz in die Verträge: „Das Arbeitsverhältnis endet, falls die Rolle des Darstellers nicht mehr in der Serie enthalten ist.“ So einfach ist das. Kommt Charlotte nicht mehr an, steht Stefanie auf der Straße.

Zu unrecht, wie das Arbeitsgericht Potsdam jetzt entschied. Stefanie Julia Möller, die gegen Grundy Ufa geklagt hatte, gewann dort in erster Instanz. Hat das Urteil Bestand, wird die Arbeit für die Billig-Produzenten unbequem. Den Anwälten Simon Bergmann und Christian Schertz, die viele Soap- Darsteller vertreten, war die Klausel lange ein Dorn im Auge. Bislang aber habe sich niemand getraut, dagegen vorzugehen — aus Furcht vor den Kosten oder davor, nicht mehr engagiert zu werden.

Bergmann veranschaulichte die Absurdität der umstrittenen Klausel vor Gericht im Fall Möller mit einem Vergleich: „Es ist, als würde ein Fußballer automatisch arbeitslos, wenn der Trainer ihn dreimal nicht einsetzt. “ Während die Verträge die Darsteller typischerweise für zwei Jahre an die Produktion binden, könnte der Produzent sie nach Gutdünken vorzeitig beenden, indem er ihre Rolle aus der Serie herausschreibt – warum auch immer. „Es besteht die Gefahr des Missbrauchs“, sagt er, „das ist ein extremes Druckmittel für den Arbeitgeber, der einen unbequemen Angestellten nicht einmal kündigen oder abmahnen müsste.“ Das Unternehmerrisiko, dass etwa eine Figur beim Zuschauer nicht ankommt, dürfe nicht auf den Arbeitnehmer verlagert werden.

Gerade darauf aber beruht die knappe Kalkulation der Seifenopern. Mit Kosten von 4000 bis 7000 Mark pro Minute sind die täglichen Soaps die mit Abstand günstigsten fiktionalen TV-Formate. RTL verdankt einen Großteil seines Gewinnes der Marge zwischen diesen niedrigen Kosten und den 185 000 Mark, die Kunden für eine Minute Werbung in GZSZ zahlen. Obwohl die Serie für RTL eine Geldmaschine darstellt, ist bei Grundy Ufa der Kostendruck riesig. Oder in den Worten von Geschäftsführer Rainer Wemcken: „alles sehr straff organisiert. Das Potsdamer Urteil schränkt uns in unserer künstlerischen Freiheit ein“, sagt er. „Der Zeitpunkt, zu dem man feststellt, dass zu einer Figur alles erzählt ist, fällt halt nicht immer mit dem Ende des Vertrages zusammen.“ Sollten weitere Instanzen dem Urteil folgen, sieht er „ein Problem für die Effektivität“: Entweder werde die Produktion teurer, weil herausgeschriebene Charaktere weiter bezahlt werden müssten. Oder die Figuren müssten bis zum Ende des Vertrages ihrer Darsteller mitgeschleppt werden – kein realistisches Szenario, dazu ist der Druck der Sender zu groß, die Quoten zu maximieren. Die industrielle Produktion der Soaps wird nämlich auch durch konsequente Marktforschung geprägt: Kontinuierlich befragen die Macher Zuschauer und passen die Geschichten entsprechend an – wenn eine Figur nicht ankommt, wird nicht lange gefackelt.

Anwalt Schertz, der nicht nur in Sachen Möller mit Grundy Ufa und den Fernsehsendern die Klingen kreuzt, meint, dass die meist sehr jungen Schauspieler nur „verfügbares Personal“ für die Fernsehleute darstellen. Wemcken wehrt sich gegen den Vorwurf der Ausbeutung: Anders als bei anderen Serien bekämen die Darsteller eine Festanstellung mit Urlaub und Sozialversicherung. „Wir sind auch eine Talentschmiede und leben davon, dass wir viel investieren und die jungen Leute, die ja oft keinerlei Erfahrung haben, ausbilden.“

Trotzdem kommt die Bavaria, die für die ARD den Marienhof herstellt, ohne ähnliche Vertragsbedingungen aus: „Wir schätzen dieses Urteil sehr und finden es nicht überraschend“, sagt Chefjustiziar Armin Weltersbach. Wenn im Marienhof eine Figur den vorzeitigen Serientod sterben müsse, werde versucht, den Vertrag im Einvernehmen zu beenden. „In der Regel findet man eine Lösung, mit der beide Seiten leben können.“

Die Trennung im Unfrieden sei auch bei der Grundy äußerst selten, sagt Rainer Wemcken: „Dass man einen Darsteller ins Büro bittet und sagt: ‚Danke schön, das war’s‘, kommt vielleicht einmal im Jahr pro Serie vor.“ Ob das wenig ist, sei dahingestellt — Schertz und Bergmann berichten ohnehin von einem Vielfachen an Fällen. Wemcken betont, in seinen vier Jahren bei dem Unternehmen sei es noch nie passiert, „dass wir Leute aus einer Serie rausgeschrieben haben, weil sie unbequem waren.“

Grundy Ufa will gegen das Urteil Berufung einlegen. „Wir wollen das grundsätzlich klären“, sagt Wemcken. Aus Prinzip, und weil es um viel Geld geht, wenn die Firma mehrere Monatsgehälter von diversen Darstellern nachzahlen müsste. Die Gegen-Anwälte wollen darauf dringen, die Klausel aus den Verträgen aller Soap-Darsteller zu streichen. Doch bis zu einem endgültigen Urteil des Bundesarbeitsgerichts können Jahre vergehen.

Der Grenzgänger

Süddeutsche Zeitung

Jörg Draeger, Moderator von „Geh aufs Ganze“, macht in guten Momenten aus einer billigen Sendung kostbare Unterhaltung.

Zwei Handbreit ist sein Gesicht von ihrem entfernt. Keine Sekunde lässt er sie aus dem Blick. Seine Augen bohren sich tief in sie hinein und lassen sie nicht mehr los. Sein ganzer Körper ist ihr zugewandt, nicht dem Publikum, nicht den Kameras. Weil er so dicht vor ihr steht, finden ihre Augen keinen Fluchtpunkt, immer wieder nur sein Gesicht.

Zwei Minuten dauert das. Ewig. Bis sie sich entschieden hat, den unbekannten Preis hinter einem Tor zu nehmen, nicht die 1000 Mark, die er ihr anbietet. Und bis er ihre Entscheidung akzeptiert. 1500? 2000?

Nein, endgültig. Ja, bestimmt.

Das mit den zwei Handbreit täuscht. In Wahrheit ist die Distanz, die Jörg Draeger seinen Kandidaten lässt, genau null. Was er macht mit den Leuten, ist das gleiche wie Günther Jauch in Wer wird Millionär ein paar Stunden später, ein paar Millionen Zuschauer populärer, ein paar Gehaltsstufen höher. Er spielt mit ihnen. Führt sie demonstrativ auf die falsche Fährte und heimlich auf die Richtige. Lässt sie blind vertrauen und grundlos zweifeln. Lockt abwechselnd ihre Gier und ihr Sicherheitsbedürfnis. Macht sie nackt.

Bei Jauch haben sie manchmal noch ihr Wissen als Schutz, bei Draeger geht es um Glück — da haben sie nichts. Jauch lehnt sich zurück und zieht seine Kandidaten an langen Marionettenfäden dahin, wo er sie haben will. Draeger beugt sich vor und führt sie am Nasenring. Nicht ganz so elegant, die Technik. Genauso perfekt.

Er ist nicht der klassische Fernsehheld. 55, braun gebrannt, mit einem Schnauzer, der jeden Imageberater suizidal werden lässt, die vielen Haare zu einem furchtbar federnden Scheitel gezähmt. Doch, er sieht schon aus wie ein Moderator. Aber wie einer, der die Karnevalsgala im Kurhaus zu Bad Rothenfelde leitet oder die Hauskapelle der Schlagerbar auf Mallorca.

Auch seine Sendung ist kein naheliegender Ort für televisionäre Höhepunkte. Geh aufs Ganze, täglich zur klassischen Nebenbei-Beriesel-Zeit am Vorabend, 40 Minuten Zocken um Preise, deren Präsentation eigentlich Anlass der Sendung ist.

Simpler geht es nicht: Moderator sucht Kandidaten aus dem Publikum. Lässt sie aus Toren und Umschlägen wählen, die große Gewinne, kleine Gewinne oder die Niete in Gestalt eines begehrten roten Flauschzottels namens Zonk enthalten. Er zählt ihnen Geldscheine in die Hand, um sie zu verführen, aus dem Spiel auszusteigen. Immerhin: Kabel 1 pflegt die Sendung, die hier nach acht Jahren auf Sat 1 seit zwei Jahren läuft. Hat ihr gerade ein neues schmuckes Studio gegönnt und fordert das Publikum auf, ihre Tipps für die Kandidaten nicht mehr reinzubrüllen („den ROTEN Umschlag!“). Casino statt Karneval soll es werden, sagt der Warm-Up-Mann, „naja, eher Casino in Bad Neuenahr als in Las Vegas“, sagt Draeger realistisch.

Als Moderator der Sat-1-Nachrichten und im Frühstücksfernsehen hat er keinen nachhaltigen Eindruck hinterlassen, mit einer RTL-Sendung über ungeklärte Phänomene ist er fürchterlich baden gegangen. Aber Geh aufs Ganze, das ist seine Sendung, „mein Baby“, da macht ihm keiner was vor. Ohne ihn, sagt die Kabel-1-Sprecherin, hätte man die Show gar nicht wiederbelebt, und nachdem Sat 1 es einmal mit Ersatzmann Elmar Hörig versucht hatte, ist das mehr als ein Lippenbekenntnis.

Er tritt auf, und während das Publikum noch applaudiert, sucht er sich daraus ein Opfer. Gecastet wird nicht, die Redaktion gibt ihm höchstens Tipps, wer vor der Sendung originell schien, aber für Draeger, ganz Diva, ist das eher ein Grund, jemanden anderes zu wählen. Er verlässt sich auf seine Intuition und die Faustregel: Eine Oma, eine Blonde mit Riesendekolleté.

Mit Jürgen setzt er sich auf einen Barhocker und fragt, welches der drei Tore er wolle. Jürgen will Tor 2. Draeger zeigt ihm den Inhalt der anderen: je ein Auto. „Gestern“, sagt Draeger, „war hinter jedem Tor ein Auto. “ Er plaudert beiläufig über Heimatort, Familie, Beruf, und während Jürgen schwitzt, weil er sich fast sicher ist, dass hinter dem Tor 2 auch ein Smart ist, aber eben nur fast, taxiert Draeger ihn und plant, wie viel sicheres Bargeld er gegen den unsicheren Wagen wohl bieten muss, bevor Jürgen aussteigt.

Das Verblüffende ist, dass man bei dieser billigen Show in guten Momenten mehr über die Kandidaten erfährt und die Menschen an sich, als in vielen teuren Sendungen. Monika hat sich fest vorgenommen, zu zocken und nicht auf ein Geldgeschenk einzugehen.

Draeger zählt: 1000 Mark. 1500. 1800. 12000. Monika verliert die Fassung. So einfach ist das.

Er knackt sie fast alle. „In 99 Prozent der Fälle kann ich steuern, wie sie sich entscheiden werden“, sagt Draeger. Manche schmelzen sofort wie Wachs. Eine junge Frau hat sich für einen blauen Umschlag entschieden. „Könnte ich Sie überreden, den roten zu nehmen, mir zuliebe“, fragt Draeger. „Ja“, haucht sie und tauscht. „War nur ein Test“, sagt er nun, „würden Sie ihn mir auch wieder zurückgeben?“ Würde sie und hat ganz unverdient wieder den Hauptpreis in der Hand.

Sie würde auch springen, wenn er sie bäte. Ihm zuliebe.

Müssten seine Augen nicht groß sein, offen, weit? Jörg Draeger hat kleine, tiefliegende, engstehende Augen. Doch das passt. Er ist ja nicht der vertrauenswürdige Onkel. Er ist der Gebrauchtwagenhändler. Man weiß, dass er verschlagen ist, einen übers Ohr hauen will, sieht es ihm sogar an. Aber seine Angebote sind so verlockend.

Wenn er vornehm wirken will, sich verbeugt oder einen Handkuss gibt, wirkt er theatralisch, verkrampft. Im persönlichen Gespräch ist er ganz nah, laut und direkt. Er sitzt in seiner Garderobe, ein Bein wippt über der Lehne, eine Hand spielt mit dem Schlüssel, die andere hält einen Kaffeebecher, mit beiden gestikuliert er. Distanz? Seine schwangere Assistentin stellt er mit den Worten vor: „Ich war’s nicht“. Worüber Kollegen, die Geschichten von ihm erzählen, wie er Mitarbeiterinnen Eiswürfel in den Ausschnitt wirft und wieder herausholt, nur bedingt lachen können.

Als Moderator aber zeichnet ihn aus, Grenzen der Kandidaten zu erkennen, an sie heranzugehen und sie dann ganz knapp nicht zu überschreiten. Mit großer Sicherheit fängt er den Kandidaten auf, den er gerade nacheinander acht Motorräder hat verspielt lassen und wägt ab, wen er zur Verzweiflung treibt und wen nicht. „Ich bin ein typischer Straßenköter aus dem Ruhrgebiet“, sagt er. „Ich war als Kind nicht stark oder schlau und ich hatte keinen Florett-Roller, der die Mädchen beeindruckte.“

Was er hatte und zur Perfektion entwickelte, war Schlitzohrigkeit und Menschenkenntnis, wenn er Kumpel überredete, für ein paar Pfennig Kohlen zu schippen, wofür er gerade viel mehr von seinen Großeltern bekommen hatte.

Draeger ist Showmaster — er beherrscht die Sendung und ist besessen von ihr. Kurz vor der Aufzeichnung geht er mit seiner Assistentin den Ablauf durch, den die Redaktion entwickelt hat, und ändert: Hier einen Smart mehr, da bitte nur Zonks im Umschlag, das alberne Trimmrad nur als Trostpreis. Selbst in der Sendung wirft er dauernd den Spielplan durcheinander, macht kurzerhand eine Extrarunde mit einem vorwitzigen Zuschauer, improvisiert — die Kameramänner können sehen, wie sie das ins Bild kriegen. „Ich habe Freiheiten in dieser Show, die sonst nur die ganz Großen haben“, sagt er.

Vielleicht ist es deshalb nicht gelogen, wenn er sagt, er sehne sich nicht danach, noch einmal in die Erste Reihe zu kommen, raus aus dem Vorabendwerbegetto. „Ich habe in meinem Berufsleben für meine Möglichkeiten alles gemacht“, sagt er. Irgendwann, vielleicht schon nächstes Jahr, will er ganz aufhören und auf Teneriffa bleiben, wo er mit seiner Familie lebt. Dem „Vieh, dem ich meine materielle Sicherheit verdanke“, hat er dort ein Denkmal gesetzt: In seinen Swimmingpool hat er aus roten Mosaiksteinen einen Dreimeter-Zonk einarbeiten lassen. „Das sieht einfach sensationell aus.“

Auch das ist ein Reiz des Jörg Draeger und seiner Show: Manchmal macht er einem einfach Angst.

Europa wählt amerikanischen Funk

Estland gewinnt völlig überraschend den Grand Prix, und nur die Dänen freuen sich nicht darüber.

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Der deutsche Grand-Prix-Chef Jürgen Meier-Beer glaubt, langsam eine Erklärung gefunden zu haben für das Phänomen, das immer wieder verblüfft: Die meisten Menschen verfolgen bei dem Pop-Wettbewerb im Fernsehen nicht die Auftritte der einzelnen Länder; mehr sitzen vor dem Ritual der Punktevergabe. „Europa nimmt sich einmal im Jahr diese Stunde, um kollektiv über die Beziehungen seiner Nationen untereinander zu meditieren“, sagt Meier- Beer. Nach den Wertungen zu urteilen, ist das Zusammengehörigkeitsgefühl der skandinavischen Länder am Anfang des 21. Jahrhunderts intakt, auf britisch-irische Freundschaft kein Verlass, die Verbindung Frankreich-Portugal ungebrochen, und Deutschland ziemlich allein ohne seine Nachbarn Belgien, Schweiz und Österreich.

Eines aber erklärt Meier-Beers Theorie nicht: Warum sich Briten und Türken, Holländer und Griechen und noch einige mehr darüber einig waren, dass „Everybody“, ein altmodisches Stück amerikanischen Funks, gesungen von zwei unaufälligen Männern namens Tanel Padar and Dave Benton, die vor dem Contest in Kopenhagen kaum jemand wahrgenommen hatte, der beste Teilnehmer am diesjährigen Eurovision Song Contest gewesen sein soll. Die Europäer haben allem Anschein nach kaum noch Lust auf klassischen Schlager, aber der Weg nach vorne führt über die Vergangenheit. Denn die Alternative zu kitschigen Balladen waren Musikstile von gestern und vorgestern: Funk a la Cool and the Gang bei den Esten, eine Mischung aus Country und Kinderlied bei den Dänen, Bonnie-Tyler-Bombastpop bei den Slowenen. Die deutsche Vertreterin Michelle kam auf Platz acht.

Die Esten haben nun vier Wochen Zeit, dann steht ein Team der Eurovision bei ihnen vor der Tür und verlangt Rechenschaft, wo und wie sie es schaffen wollen, die Sendung im kommenden Jahr zu stemmen. Mit riesigem technischen und organisatorischen Aufwand (und nicht immer entsprechendem Ergebnis) haben die Dänen die angeblich größte Fernsehshow der Welt inszeniert – Übertragungen von Fußballspielen oder Konzerten nicht mitgerechnet. Da ist der Anspruch hoch, und die Gefahr für ein kleines Land, daran zu scheitern, ebenso. Mehr als 15 Millionen Mark soll die Sendung in diesem Jahr gekostet haben.

Für die Grand-Prix-verrückten Esten ist das Ergebnis ein Traum. Für die knapp geschlagenen Dänen eigentlich auch, die nun langsam anfangen können, die „Grand-Prix-Sonderangebote“ aus Einrichtungsläden und Modegeschäften in Kopenhagen abzuräumen. Die Mehrheit der 38000 Zuschauer im Fußballstadion „Parken“ ließ sich von dem Veranstaltungsort zwar zu einer Art Hooligan-Atmosphäre anstecken, buhte schlechte Wertungen für das eigene Land aus und sparte mit Applaus für die Sieger. Aber den Organisatoren war der zweite Platz lieber als ein Sieg. „Ich glaube nicht, dass man die gleiche Begeisterung hier noch einmal hinkriegen und die Besten des Landes aus allen Bereichen ins Team bekommen würde“, sagt Oberorganisator Jorgen Ramskov, der selbst für die Produktion des Festivals vor einem Jahr seinen Posten als Chef des staatlichen Fernsehsenders DR aufgegeben hatte. Er hatte sich das Ziel gesetzt, den Wettbewerb „nicht zu verjüngen, aber zu modernisieren“.

Ob das gelungen ist, ist schwer zu sagen. Einerseits waren nicht nur die Dänen im generationenübergreifenden Grand-Prix-Rausch, auch in Hamburg nutzten viele Tausend Menschen das schöne Wetter und den Hafengeburtstag, sich auf der Reeperbahn das Spektakel anzuschauen. Und mit mehr als acht Millionen Quote hat der Song-Contest das einzige für die ARD zählende Kriterium erfüllt. Andererseits waren viele Beiträge von einer Art, dass man hofft, dass die jeweils führende Boulevardzeitung in Bild-Manier wenigstens vorher mahnend gefragt hat, ob die für ihr Land überhaupt singen dürfen. Nach einem neuen Reglement müssen die sieben Länder mit den schlechtesten Ergebnissen im nächsten Jahr aussetzen – das trifft unter anderem große Grand-Prix-Nationen wie die Niederlande und Irland.

Deutschland wäre wie Frankreich, England und Italien selbst bei einem schlechten Ergebnis davon ausgenommen – aber Michelle landete ohnehin weit oberhalb der Abstiegszone, obwohl ihre Ballade „Wer Liebe lebt“ nur aus Portugal und Spanien nennswerte Punkte erhielt. Sie sagte, sie sei mit dem achten Platz sehr zufrieden und der Sieg für Estland gehe in Ordnung, weil das „ein kleines Land“ sei. Anders als bei der Probe zeigte sie im Finale stimmliche Schwächen – aber ob so etwas die abstimmenden Europäer überhaupt interessiert, bleibt eine der vielen ungeklärten Fragen dieser Veranstaltung.

(c) Süddeutsche Zeitung

Aber hallø!

Kleines Land, großer Wahnsinn: Die Dänen wollen es mit ihrem European Song Contest am Samstag erheblich krachen lassen.

Wie in einem Märchenwald wirft Sonnenlicht Staubstreifen in die dunkle Arena. Das Gestänge, an dem das Dach aufgehängt ist, lässt dem Licht ein paar Lücken. Dem Wind auch. Kalt ist es. Draußen feiern die Kopenhagener den Frühling: Auf jedem Bordstein sitzt einer, lässt sich anstrahlen und strahlt zurück. Drinnen erinnern sich ein paar Deutsche, die auf den Rängen frösteln, wie die Nationalmannschaft hier vor einem halben Jahr verloren hat. Damals war das Parken-Stadion noch ein normales Fußballstadion, ohne Dach. Der Prospekt sagt, dass man die Halle schnell mit heißer Luft füllen kann. Am Samstag Abend findet hier also der Schlager-Grand-Prix statt (ARD, 21 Uhr).

Ganz so ist es nicht, dass das Stadion extra dafür ein teures Dach bekommen hat. Die Pläne lagen schon in den Schubladen. Aber für das längst totgesagte Fernsehritual hat man sie ‚rausgeholt. Deshalb werden die Kopenhagener in Zukunft, wenn sie hier Madonna zujubeln, dem Grand Prix dankbar sein – auch eine Antwort auf die ewige Frage nach dessen Sinn und Daseinsberechtigung.

Nicht, dass die in Kopenhagen in diesen Tagen viele stellen würden. Die Feuerwehrleute nicht, die eine Woche lang als Sicherheitsleute hinter den Kulissen stehen und sich ein paar Kronen dazu verdienen, damit sie in einem Monat zu den internationalen Polizei- und Feuerwehr-Spielen nach Amerika fliegen können. Die Tourismus-Leute von „Wonderful Copenhagen“ nicht, die jedem Delegationsmitglied am Flughafen das Gefühl geben, die „Wonder Brass“- Band spiele nur für ihn. Und die Leute vom dänischen Fernsehen schon gar nicht. Die haben seit einem Jahr eine Mission. Nach dem Sieg der Olsen-Brüder in Stockholm wollen sie die größte Fernsehshow aller Zeiten veranstalten. Um es den Schweden, den dänischen Lieblingsgegnern, mal richtig zu zeigen? „Nein“, sagt der örtliche Event-Manager Christian Have, „um es der Welt zu zeigen“.

Vielleicht muss man sich einmal vorstellen, was passieren würde, wenn unsere süße Michelle gewänne: Bild würde zwei Wochen komplett ausrasten und die Nation abstimmen lassen, ob Ex-Freund Matthias Reim zurück darf zu Michelle oder nicht. RTL und Sat 1 würden jeden ihrer Schritte zu ewigem Ruhm oder mal eben in den Abgrund mit der steady cam begleiten. Ralph Siegel würde sich heulend in seinem Studio einschließen, weil nicht er es war, der den Grand Prix nach Deutschland holte.

Aber sonst? Der NDR würde routinemäßig die Preussag-Arena buchen und die Fernsehleute engagieren, die die Arena schon bei der Vorentscheidung ganz fürchterlich nach Hannover aussehen ließen. Grand-Prix-Koordinator Jürgen Meier-Beer würde versuchen, Claudia Schiffer als Moderationspartnerin für Axel Bulthaupt zu gewinnen. Die schwulen Grand-Prix-Fanclubs könnten die Tickets unter sich aufteilen. Stefan Raab würde ein paar Sondersendungen machen. Und den meisten Menschen wäre die Geschichte, jenseits eines kultigen Fernsehabend mit Käse-Igeln und viel Alkohol, egal. Grand Prix halt.

In Dänemark ist es so, dass heute sämtliche Minister und der Regierungschef in der ersten Reihe sitzen werden, um sich anzusehen, wie junge unbekannte Menschen mit erstaunlich guten Stimmen erstaunlich uninspirierte Lieder um die Wette singen. „In diesem Jahr ist das für uns kein Song Contest“, sagt Cheforganisator Jørgen Ramskov: „Es ist ein Staatsakt.“ Der Stroget, die Einkaufsstraße, die der Reiseführer als möglicherweise längste Fußgängerzone der Welt beschreibt, hat sich in die sicherlich größte Ausstellung von Grand-Prix-Wahnsinn verwandelt: Eine Konditorei hat in ihrer Auslage den Titel jedes dänischen Beitrags der Geschichte in einer Torte dargestellt. Rosendahl hat seine Schaufenster leergeräumt und ein einzelnes Besteckset hineingestellt, das offizielle Grand-Prix-Besteck, in edler Box, statt 1624 nur 999 Kronen.

In den Plattenläden steht die CD mit den Liedern aller Teilnehmer, der Verkäufer rechnet fest damit, dass die bald auf Platz eins der Hitparade sein wird. Gleich neben den Sammlungen vom „Danske Melodi Grand Prix“ 2000, 1999 und 1954-1998, diversen Best-Ofs und der Platte von Johnny Logan, dem Iren, der zweimal gewonnen hat; die Platte hat er gerade extra für die Dänen aufgenommen. Rund um den Kongens Nytorv Platz strahlt ein Blumenbild mit Blütenklecksen, das die Noten des dänischen Beitrags darstellen soll.

„Es ist eine Geschichte ganz nach dem Geschmack der Dänen“, sagt Christian Have, „wir sind ein kleines Land, wir halten nicht viel von großem Startum. Wir lieben es, dass im vergangenen Jahr mit den Olsen-Brüdern zwei alte Männer gewonnen haben, die ihre große Zeit vor 20 Jahren hatten – und die niemand wirklich auf der Liste hatte.“ Nein, man kann nicht sagen, dass die Dänen vorbereitet waren auf diesen Sieg: Die öffentlich-rechtliche Anstalt Danske Radio hatte gerade beschlossen, ihre Unterhaltungsabteilung aufzulösen. Der frühere Grand-Prix-Beauftrage musste in eine kaufmännische Abteilung wechseln.

Nun hatten auch die Dänen vor ein paar Jahren noch ihre Zweifel an dieser merkwürdigen Veranstaltung. Nach dem Sieg erkannten sie schnell, dass dies die Chance war, der Welt etwas zu beweisen. Danske Radio ist ein kleiner Sender, wie man ihn sich in einem kleinen Land wie Dänemark vorstellt, in dessen Fernsehabteilung nachts und morgens noch das Testbild läuft. Ramskov, der eher auf Rockkonzerte geht und dem Michelle nicht in den CD-Player käme, kündigte seine Position als Fernsehchef, um ein Jahr lang etwas vorzubereiten, das nicht mehr Schlagerwettbewerb, sondern Mammut-Party werden sollte: „Wir erfinden den Song Contest neu. Entweder man macht ihn richtig oder gar nicht.“

Etwas beunruhigt verfolgten die Eurovisions-Kollegen den Gigantismus der Dänen und fragten sich nicht nur, ob das Dach über Parken rechtzeitig fertig würde, sondern auch, ob es überhaupt genügend Leute gebe für die 38 000 Plätze. Das Dach steht, die Karten für die Veranstaltung und zwei Generalproben waren innerhalb von 50 Minuten ausverkauft. Junge Menschen übernachteten in Schlafsäcken auf dem Rathausplatz, um Tickets zu ergattern, die heute für fast 1000 Mark auf dem Schwarzmarkt gehandelt werden.

15 Millionen Mark soll die ganze Veranstaltung kosten, sechs Millionen bekommt Danske Radio von den größeren Eurovisions-Kollegen, den Rest sollen Sponsoren und Partner decken.

„Es war ein Pokerspiel“, sagt der deutsche Grand-Prix-Mann Jürgen Meier Beer. Er verfolgt diesmal nicht nur fasziniert, warum ernstzunehmende Menschen heftig über die Frage streiten können, wie furchtbar es ist, dass alle Teilnehmer plötzlich eine Strophe auf Englisch singen. Für ihn wäre so ein finanzielles und organisatorisches Pokerspiel kaum zu machen – „der Stellenwert des Grand Prix ist für ein kleines Land einfach ein anderer“. Andererseits hat er es geschafft, dass der deutsche Botschafter in Kopenhagen einen Empfang für Schlagermaus Michelle gegeben hat, in einer Kirche, deren Kirchenvorstand darum bat, die Sängerin auf seiner Harley fahren zu dürfen, bevor sie von den Olsen Brothers mit dem Lied „Michelle“ überrascht wurde. Ah, schön!

Am Samstag wird sie auf der Bühne stehen und ihr Lied „Wer Liebe lebt“ singen, von dem sie sagt, dass es eine Botschaft habe: Dass wir alle mehr lieben müssen. Außer von Nicole damals werde das ja viel zu selten gesungen. Die Russen zeigen, dass auch aus Wladiwostok erfolgreiche Musiker kommen können und diese aber trotzdem nicht gut sein müssen. Die Schweden könnten dafür sorgen, dass in Zukunft auch Abba-Kopien als Verstoß gegen die Genfer Menschenrechtskonvention gewertet werden. Aus England kommt eine junge Frau, die aussieht, als habe man sie bei Hempels unterm Sofa gefunden, aber sie singt wie eine Göttin.

Am Ende könnten die Franzosen gewinnen, was gut wäre, weil die keine Lust mehr haben auf einen Grand Prix, bei dem sie dauernd verlieren. Oder die Slowenen, was auch gut wäre, weil es dann auch im nächsten Jahr wieder einen Staatsakt statt eines Schlager-Wettbewerbs gäbe.

Ach ja, die Schlager. Dieses Problem haben die Dänen in ihrem Eifer noch verschlimmert: Auf einer riesigen Bühne sieht man schnell ganz klein aus.

(c) Süddeutsche Zeitung

Michelles Grand-Prix-Tagebuch

Lustig, lustig, tralalalalaaa. Grand Prix: Michelle wundert sich in Kopenhagen über ihr angeblich eigenes „Bild“-Tagebuch.

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Kein Sänger sollte das Haus ohne seine fleischfarbenen Ohrstöpsel verlassen. Sonst muss er im Fall eines Auftritts vor größeren Menschenmengen in windigen Hallen, wo man nicht einfach Lautsprecher-Monitore für die Interpreten aufstellen kann, fremde Ohrstöpsel benutzen, die nie richtig passen, was im Ausland besonders schlimm ist, weil es die Techniker dort ja nie schaffen, einen vernünftigen Ton draufzulegen. Michelle, deutsche Vertreterin beim Grand Prix in Kopenhagen, auch bekannt als „unsere Schlager-Prinzessin“, hat extra auf einer Tournee mit dieser Technik geübt. Und was hat sie nun zu Hause gelassen? Ihre fleischfarbenen Ohrstöpsel.

So steht sie bei der ersten Probe am Dienstagabend auf der Bühne im Kopenhagener Fußballstadion Parken, quengelt, der Ton sei „total überkoppelt“, erträgt die fremden Stöpsel beim Singen nicht, kann aber ohne sie nicht singen, tut sie rein, tut sie raus, einen rein, anderen rein, kommt gegen ihre Backgroundsänger nicht an, vergisst, dass sie den letzten Refrain auf Englisch singen soll, obwohl es ihr Chor aber tut (was zusammen witzig klingt), ist auch beim vierten Durchgang ahnungslos, welche Kamera auf sie gerichtet ist, weint fast.

Der erste Auftritt war also eine Katastrophe. Mit anderen Worten: „Gestern hatte ich meine erste Probe. Es ist schon ein gigantisches Gefühl, auf einer so großen Bühne zu stehen.“ Schreibt Michelle in ihrem „Tagebuch“, das die Bild-Zeitung täglich unter der Autorenzeile „Von MICHELLE (zur Zeit in Kopenhagen)“ veröffentlicht. Gigantisch? Soso.

Man muss nun daraus nicht schließen, dass es in Wahrheit Freudentränen waren, die in Michelles Augen standen. Es ist eher so, dass speziell dieses Tagebuch durch eine bemerkenswerte Kombination aus Gedankenlesen und Hellsehen entsteht, was — eine lästige Nebenwirkung solch‘ journalistischen Extremsports — nicht immer zu den verlässlichsten Resultaten führt. Der Tagebucheintrag über die Probe jedenfalls („Mein Herz zittert. Meine Knie werden weich.“) entstand, bevor die Probe begonnen hatte. Und auch wenn man auf einem Foto sieht, wie Michelle mit Block und Stift „allein in ihrem Hotelbett“ sitzt -– es ist Bild-Redakteur Mark Pittelkau, der ihre geheimsten Sehnsüchte und Sorgen beschreibt. Er kennt Michelle sozusagen besser als sie sich selbst. Er denkt sie sich aus.

Das ist soweit nicht ungewöhnlich. Ungewöhnlich ist, dass die Schlagerprinzessin „ihr“ Tagebuch am Anfang nicht einmal gelesen hat, bevor es in Druck ging — was, neben der Sache mit den fleischfarbenen Ohrstöpseln, daran zweifeln lässt, ob sie mit ihrem Manager gut beraten ist. Jedenfalls ergibt sich dadurch gleich am ersten Morgen, vor einer gemeinsamen Stadtrundfahrt, die folgende Szene, die Generationen von Studenten der Kommunikationswissenschaft Stoff für Seminare zum Thema Medieninszenierungen und Wirklichkeit geben könnte: Da steht also Michelle in der warmen dänischen Frühlingssonne und bekommt die Bild-Zeitung mit ihrem Tagebuch- Artikel in die Hand gedrückt. Drei deutsche Kamerateams filmen nun, wie Michelle zum ersten Mal „ihr“ Tagebuch liest, über die Schlagzeile „Nachts im Hotel fühle ich mich oft so einsam“ staunt, erschrickt, lacht und dann sagt, das sei ja ein Quatsch.

Der Autor Pittelkau, der ein paar Schritte daneben steht, wird am Nachmittag in Michelles Bild-Tagebuch den Eintrag machen, zum bevorstehenden ersten Geburtstag ihrer Tochter habe sich der Vater des Kindes, der Schlagersänger Matthias Reim, noch nicht gemeldet, was ja wohl mal wieder typisch sei. Am Tag darauf stellt Michelle ihren Ghost-Writer zur Rede.

In Zukunft will sie vorher wissen, was sie in ihr Tagebuch schreiben wird.

(c) Süddeutsche Zeitung

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Die Schönschreibregeln

Von Kometen, chinesischer Tröpfchenfolter und kollektiver Amnesie: Ein Streifzug durch die bunte PR-Welt der Medien.

Glaubt man Katastrophenfilmen, lautet die Regel so: Wenn du einen riesigen Kometen auf dich zurasen siehst und nur eine kleine Rakete hast, mit der du ihn nie ganz zerstören kannst, schieße trotzdem. Wenn du Glück hast, zerbröselt es den Kometen zu mehreren kleineren Meteoriten, die mit Verzögerung auf dich abregnen. Die tun zwar weh, aber sie vernichten dich nicht.

Zur Zeit regnet es Meteoriten auf Viva. Der Sender hat sich entschieden, seinen Sender Viva 2 einzustellen, weil der partout keine Gewinne abwerfen will und sich für die wertvollen Satellitenplätze bestimmt eine profitablere Verwendung findet. Das ist wirtschaftlich möglicherweise vernünftig. Aus PR-Sicht ist es eine Katastrophe. Dieter Gorny hat Viva 2 über Jahre als Vorzeigeprojekt gepflegt: Es war Der Gute Musiksender, der Talenten jenseits des Mainstream eine Chance gab, die Plattenindustrie glücklich machte und die Musikliebhaber auch. Er öffnete Türen zu Kulturämtern und Landesmedienanstalten. Er war ein Alibi, auf das Gorny verweisen konnte, wenn Viva wieder in die Kritik kam, weil es so gnadenlos auf Mainstream setzte.

Mit der Bekanntgabe, Viva 2 einzustellen, hätte Viva einen Kometen in Bewegung gesetzt. Zeitungen hätten vom „Scheitern“ gesprochen und über die reine Gewinnmaximierung geschrieben, der sich der Musikpädagoge und Schröder- Berater Gorny als Chef eines nun börsennotierten Unternehmens verschrieben habe. Einmal etabliert, hätte sich der Trend verschärft: Journalisten hätten versucht, sich gegenseitig an Horrormeldungen zu überbieten. Journalisten sind so.

Also zündete Viva eine kleine PR-Rakete. Der Sender sprach nicht von einer Einstellung, sondern einer „neuen Programmstruktur“. Er behauptete, Viva 1 und 2 ließen sich fusionieren, weil das Viva-1-Publikum fast nur tagsüber und das Viva-2-Publikum fast nie tagsüber vor dem Schirm sitze. Er verkaufte es als moderne Idee, einen Musiksender zu machen, der je nach Uhrzeit andere Leute anspreche: „ein von gedanklichen Scheren befreites Musikprogramm“, zitierte eine Unternehmensmeldung den neuen Programmchef Stefan Kauertz. Als Sprengstoff füllte Viva in seine Rakete den Satz, Viva 2 sei nur ein „strategisches Tool“ gewesen, das sich erledigt habe, weil der Kampf gegen MTV gewonnen sei: „Die Marktführerschaft ist entschieden.“

Nun kann man zu dem Schluss kommen, dass das ungefähr so viel Sinn macht, als würde McDonald`s in Zukunft keine Chicken McNuggets mehr anbieten, weil man ohnehin im Moment mehr Kunden habe als Burger King. Man könnte sich erinnern, dass Gorny jahrelang erklärt hat, dass es ein Nachteil von MTV sei, mit einem Programm zwei Zielgruppen bedienen zu müssen. Andererseits ist der Gedanke, der Kampf sei irgendwie entschieden, spontan eingängig und überzeugend bei Journalisten, die sich im Musiksender-Gewimmel nicht so auskennen oder gleich Redaktionsschluss haben. Und so wurde die Vivaversion der Ereignisse zwar nicht vollständig übernommen, blieb aber der Rahmen, an dem sich die Berichterstattung entlang hangelte. „Viva wieder vereint – MTV zittert“, schrieb eine Kölner Zeitung.

Jetzt aber sind die Brocken angekommen und regnen auf den Sender herab. In Max und jetzt erschienen kritische Artikel über das Ende von Viva 2, in denen sich nur noch Reste der Beschönigungsversuche wiederfinden. Trotzdem: Kein Vergleich mit dem, was auf den Sender sonst herabgeprasselt wäre.

Pressemitteilungen erzählen nicht nur viel über PR, sondern auch über die Journalisten, an die sie adressiert ist. Denn der Gedächtnisverlust, der die Pressestelle befällt, wenn es in die Strategie passt, trifft oft auf ebenso vollständige Amnesie bei den Empfängern. Dass Gorny gestern noch das Gegenteil von dem gesagt hat, was er heute sagt – wer erinnert sich?

Ein weites, ein besonderes Feld

PR von Medienunternehmen ist ein weites Feld: Über 1500 Pressemitteilungen hat allein Pro Sieben mit seinen Töchtern im ersten Quartal verschickt. Ein besonderes Feld ist es auch: In dieser Branche haben sich die Grenzen von der Unternehmens-Information hin zum Werbetext weiter verschoben als in jeder anderen. Das liegt daran, dass die Inhalte meist nicht auf die Verbraucher zielen, sondern auf die Branche, die Konkurrenz, die Werbekunden. Wenn bei einem Automodell immer ein Reifen abfällt, wird der Hersteller kaum versuchen, Dreiradfahren als neue Mode zu verkaufen. Die Medien versuchen Ähnliches täglich. Nur wenn der Zuschauer sich betrogen fühlen kann, wie bei den Heiratsmillionärsshows Anfang des Jahres, packen die Sender die Wahrheit schnell ungeschönt auf den Tisch. Sonst sind sie erfinderisch.

RTL 2 zeigt mittags mehrere Stunden Kinderprogramm. Um diese Zeit ist der Sender bei Kindern sehr erfolgreich; insgesamt kann er mit der Sparten- Konkurrenz nicht mithalten. Das klingt natürlich nicht sehr griffig. Hübscher klingt es, die Stunden, in denen RTL 2 Kinderprogramm sendet, zur „Kinder- Prime-Time“ zu erklären und sich selbst zum „Marktführer in der Kinder-Prime- Time“. Die meisten Kinder sitzen zwar nicht nachmittags, sondern abends vor dem Fernseher. Aber wer weiß das? Außerdem setzen spätestens nach der vierten Kinder-Prime-Time-Pressemitteilung die zermürbenden Effekte einer chinesischen Tröpfchenfolter ein. Und möglicherweise denkt der Redakteur, der am nächsten Tag eine widersprechende Pressemitteilung des tatsächlichen Marktführers bekommt, dass einfach beide ihn verladen wollen.

Weil der Chef tobte

Schwieriger wird die PR-Arbeit, wenn der Komet längst eingeschlagen ist. Sich dann hinstellen, auf den Krater zeigen und sagen: „Eigentlich ist der gar nicht so groß“ ist selten ein würdevoller Akt. Wenn man sie nicht zitiert, sagen einem Pressesprecher schon mal, dass sie dies gelegentlich nur tun, weil ein Vorgesetzter getobt hat. Jedenfalls flattern einem dann Pressemitteilungen wie diese von Pro Sieben auf den Tisch: „Entgegen der Meldungen einiger Agenturen und Branchendienste ist Pro Sieben sehr zufrieden mit der Quotenentwicklung der Comedy-Show TV total – sie entspricht voll den Erwartungen.“ Ach?

Der Branchendienst kress hatte unbestrittene Quoten der Sendung abgedruckt, kritisch kommentiert und darauf hingewiesen, dass Pro Sieben die Werbepreise senkt – was ungefähr nie für „voll erfüllte Erwartungen“ spricht. Was also erreicht die ProSieben-Mitteilung? Sie macht nur noch mehr Journalisten darauf aufmerksam, dass manche an der Entwicklung von TV Total zweifeln. Andererseits sehen PR-Experten gelegentlich einen positiven Effekt: Manchmal verhindere eine kurze, selbst hanebüchene Reaktion, dass Journalisten in einer Spirale nach unten immer böser voneinander abschreiben. So bleibe die Berichterstattung wenigstens konstant auf negativem Niveau.

Wenn alles nichts hilft, der Krater da ist und sich nicht wegreden lässt, müssen Formulierungskünstler ran, die sich vorher in Seminaren „Schöner Sterben“ qualifiziert haben. So erklärte die Milchstraße, als sie mitteilen musste, dass ihre Zeitung Net-Business wegen Auflagen- und Anzeigenflaute nur noch halb so oft erscheint, nicht nur, dass so in Zukunft mehr Zeit zur Recherche bleibe. Sie fügte auch zwei der schönsten PR-Sätze des Jahres hinzu: „Die Verlagsgruppe Milchstraße richtet Net-Business unternehmerisch und publizistisch konsequent an der aktuellen Marktsituation aus. Hintergrund … ist die starke Veränderung des Neuen Marktes.“ Der Neue Markt ist tot, es lebe Net-Business!

Ein erheblicher Teil der Pressemitteilungen, die die Medien produzieren, ist Desinformation. Kein Wunder. In einer Maschinerie, in der Journalisten die Aussagen jedes PR-Textes routinemäßig um ein paar Grad abkühlen, hat die nüchterne, realitätsnahe Mitteilung keine Chance. Ein PR- Mensch, der einmal eine Meldung nicht aufbläst zum großen Jubel und dann feststellt, dass die Journalisten die mangelnde Begeisterung als Zeichen für eine tatsächliche Katastrophe deuten, dieser PR-Mensch wird seine nächste Meldung anders formulieren. So entsteht ein Kreislauf, bei dem die PR-Leute auf ihre Meldungen immer mehr draufpacken und die Journalisten von den Meldungen immer mehr abziehen, und wo das hinführt, weiß niemand.

Außer vielleicht zu einer plötzlichen, unerwarteten Wertschätzung der Art Pressearbeit, wie sie die Sprecher – besser: Schweiger – von Springer oder Kirch pflegen: Während um sie herum das Chaos tobt, geben sie routinemäßig, zur Not schriftlich, „zu Spekulationen keine Stellungnahme ab“. Und wenn sich der Nebel gelichtet hat, kommt ein Fax mit einem einzigen Satz: Herr X. hat das Haus im gegenseitigen Einvernehmen verlassen.

Da weiß man, was man hat.

Was bin ich?

Süddeutsche Zeitung

Schwein gehabt. „Was bin ich?“ und das Geheimnis der Antizyklik: Wie eine kleine, leise Show auf Kabel 1 zum großen Erfolg wurde.

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Angenommen, jemand wollte in seinem Leben nur eine einzige Fernsehsendung besuchen. Wollte einmal dabei sein, um sich zu überzeugen, dass es sie wirklich gibt, die Leute, die er täglich in seinem Wohnzimmer trifft; wollte einmal die Kameras sehen, das Studio und die Prominenten und dann nach Hause zurückkehren und seinen Lieben berichten, dass alles so ist, wie es auf dem Bildschirm aussieht, nur ein bisschen bunter vielleicht und kleiner. In dem Wissen, dass alles seine Ordnung hat, könnte er fortan beruhigt zur Fernbedienung greifen. Er müsste allerdings bei Was bin ich? gewesen sein.

Wäre er zu Andreas Türck gegangen, hätte er schnell gemerkt, dass es nur im Fernsehen so aussieht, als unterhielten sich bei Talkshows mehrere Menschen miteinander. Wäre er in einer ARD-Geburtstagsgala gelandet, hätte er feststellen müssen, dass nur die Zuschauer kontinuierlich mit alkoholischen Getränken versorgt werden, die dauernd im Bild sind, und der Jubilar in den Pausen gar nicht fröhlich und überrascht aussieht, was daran liegen könnte, dass er gar nicht fröhlich und überrascht ist. Beim Grand Prix der guten Laune hätte er erleben können, dass Frank Zander in der Halle viel mehr dummes Zeug redet als im Fernsehen, weil der Hessische Rundfunk ihn zwei Tage später alles noch einmal aufsagen ließ. Und wenn er bei der Abenteuershow Fort Boyard dabei gewesen wäre, wüsste er, dass sich ganze Rätsel mehrmals drehen lassen, indem die Kandidaten tun, als wüssten sie noch nicht die richtige Antwort.

Desillusionierend, sowas.

Was bin ich? ist eine Sendung mit vier Menschen, die den Eindruck erwecken, als seien sie ernsthaft daran interessiert, heiter Berufe zu erraten. Als hätten sie Vergnügen daran, miteinander und gegeneinander zu spielen. Als gäbe es echten Ehrgeiz, derjenige gewesen zu sein, der als erster „Drehorgelspieler“ gerufen hat.

Am Ende, nach der Verabschiedung, wenn die Kameras letzte Bilder einfangen, unter die später der Abspann gelegt wird, stecken Vera Int-Veen und Herbert Feuerstein die Köpfe zusammen. Sie tun das aus dem gleichen Grund, aus dem Peter Klöppel am Ende der Nachrichten auf seiner Computer-Tastatur rumtippt: Es sieht hübsch aus und vermittelt einen trügerischen Anschein von Authentizität.

Aber der Herbert lässt sich auch dann noch von der Vera erklären, wie sie Susanne Uhlen erraten hat, als die Kameras längst aus sind. Sie sitzen da, quasseln und gestikulieren. Und eine halbe Stunde später kann man Feuerstein im Aufenthaltsraum treffen, wie er erregt auf den Moderator Björn Hergen-Schimpf einredet, der ihn seiner Meinung nach aus reiner Bösartigkeit, „aus reiner Bösartigkeit, Hergen!“, mit einem irreführenden Nein um einen schnellen Sieg brachte. Spätestens, als Norbert Blüm vom Autogrammkarten-Unterschreiben aufschaut und aus dem Hintergrund einen Spruch nach dem nächsten in die Runde wirft, sitzen hier nicht mehr Fernseh-Profis zwischen zwei Arbeitsschichten – sondern Spieler zwischen zwei Partien.

Das allein macht Was bin ich? noch nicht zu einer guten Sendung. Aber es erklärt ein wenig, warum die Show funktioniert. Warum 46 Jahre nach der ersten Sendung von Robert Lembke und zwölf nach seiner letzten jeden Donnerstag zwei bis drei Millionen Menschen Kabel 1 einschalten — mehr als jedes andere Programm auf diesem Sender und mehr als dieser je erwartet hatte –, obwohl ihr alles fehlt, was heute Pflicht ist: Millionengewinne, Duschszenen, ein Art Ufo als Kulisse.

Was bin ich? wird in der Fernsehfabrik in Köln-Hürth aufgezeichnet. Nebenan stehen dienstags die Leute für Wer wird Millionär? an, hinten geht’s zum Container von Big Brother. Dazwischen eine andere Welt. Was bin ich? sieht aus, als funktionierte es auch ohne Kameras. Als würden sich die vier Ratefüchse und ihr Spielleiter auch sonst zum Beruferaten treffen. Das Publikum sitzt so dicht an der Bühne, dass Zuschauer schon mal ganz ungezwungen auf rhetorische Fragen der Promis antworten.

Sicher, man würde sich das Wohnzimmer eher nicht in Orange und Grün einrichten und vielleicht auf die blonde Assistentin verzichten. Man müsste auch nicht jemanden haben, der auf die Zeit achtet und nacheinander Pappschilder hochhält, auf denen „Frage stellen!“, „Tempo!“ steht und zwei Totenköpfe oder eine Bombe mit ziemlich kurzer Lunte abgebildet sind. Wahrscheinlich würden Vera Int-Veen und Tanja Schumann einander auch nur dann zum Spieleabend einladen, wenn niemand anders Zeit hätte. Aber das Spiel könnte genau so stattfinden, mit so viel Ehrgeiz, Ernsthaftigkeit und Spaß.

Offenbar weiß Kabel-1-Unterhaltungschef Karsten Schlüter, wie wichtig es ist, dass sein Team tatsächlich Spaß hat an der Arbeit. Es wäre preiswerter und durchaus üblich, von solchen Shows drei oder vier am Tag aufzunehmen; bei Was bin ich? sind es zwei, und nach drei Tagen in Folge gibt es eine Pause. „Es lohnt sich, dafür mehr Geld auszugeben“, sagt Schlüter. „Notfalls muss ich das an anderer Stelle einsparen. “ (Das Team ist überzeugt: Er spart bei der Verpflegung. Als warmes Gericht gibt es ab-wechselnd Suppe, Suppe und Suppe, und das Versprechen Schlüters, eine tolle Espressomaschine zu organisieren, stellte sich als billiger Motivationstrick heraus. ) „Ich habe noch nie so entspannt gearbeitet, das ist wie Kindergeburtstag“, sagt Talkmasterin Vera Int-Veen. „Wir haben alle genug zu tun, wir würden hier nicht mitmachen, wenn es uns keinen Spaß machen würde. “

Ein Programm, so billig wie beliebt — das klingt so, als müssten die Sender nur alte, unsterbliche Konversationsspiele ausgraben. „So einfach ist es nicht“, sagt Schlüter, und dann erzählt er lange Geschichten, wie man über Flohmärkte gelaufen sei um einen passenden Gong zu finden. Dass man die Titelmusik in den USA produzieren ließ und ein paar Sekunden vom Original („in Mono!“) drinliess. Und dass am Anfang 540 Leute auf der Liste möglicher Ratefüchse gestanden hätten.

Selbst über die Frage, wer der vier Auserwählten wo sitzt, hat Schlüter, der sich sonst ums Glücksrad kümmert, lange gegrübelt. Die Gag-Autoren, die ihnen ursprünglich witzige Fragevarianten aufschreiben sollten, schickte man schnell wieder nach Hause. Die neue Vorgabe hieß: „Nur Mut, spielt einfach, und wir filmen das ab. Und wenn ihr daneben steht, schieben wir einfach die Kulisse rüber.“

Und so sitzen sie und spielen, und das reicht. Als eine Wünschelrutengängerin, nachdem sie erraten ist, im Studio nach gefährlichen Wasseradern sucht, findet sie eine genau unter Feuersteins Platz, der natürlich unter Protest das Studio verlässt. Und Björn-Hergen Schimpf schwört, dass das Ergebnis nicht abgesprochen war. „Das ist fast eine Live-Sendung“, sagt Feuerstein, der früher im WDR in einer ganz ähnlichen Sendung namens Pssst aufgetreten ist. „So viel hängt von der Tagesform ab, so viel Spontaneität ist möglich. “ Bei einem großen Sender sähe Was bin ich? anders aus. „Pro Sieben oder RTL müssten das ganz anders aufziehen“, sagt Schlüter. Mit großer Showbühne und Musikeinlage, mindestens. „Dann besteht die Gefahr, dass sie von der guten Kernidee ablenken. “

Letztlich ist der Erfolg kein Wunder. Natürlich funktioniert die alte, kleine, leise, harmlose Sendung, weil so viele andere jung, groß, laut, riskant sind. Antizyklik nennt man das an der Börse. „Man hat immer zwei Richtungen, in die man gehen kann, um aufzufallen“, sagt Schlüter. „Alle anderen machen Rockkonzerte, wir machen ein Kammerspiel. “

Am Anfang jeder Sendung begrüßt Björn-Hergen Schimpf die Zuschauer zu einer Stunde „gepflegter Unterhaltung“. Das ist nicht nur eine Phrase.

(c) Süddeutsche Zeitung

König der Zwerge

Die Sonne geht unter, der Schlager-Grand-Prix kommt.

Ich steh hier für euch / Das Mikro in der Hand / Ich steh hier meinen Mann / Tu alles was ich kann. / Ich steh hier für euch / Ich sag’s total direkt / Ich bin zwar nicht perfekt / Doch ich geh hier nicht weg. / Denn wir ham keine Angst . . .

Falsch! Wir ham Angst! Das Schlimmste ist nicht, dass Zlatko mit diesem Lied bei der Vorentscheidung zum Schlager-Grand-Prix antritt. Das Schlimmste ist, dass ihm trotzdem der Titel des peinlichsten Beitrages nicht gewiss ist. Dass es soweit gekommen ist, dass man der Bild-Zeitung recht geben muss in ihrem furchtbaren Lamento, wie weit es gekommen ist. Und dass man am Ende erleichtert sein wird, falls Michelle gewinnt, die ein konventionelles Schlagerlied im Stil der 80er über die Liebe singt, aber wenigstens eins, bei dem man von „Lied“ und „Stil“ und „singen“ sprechen kann.

Drei Arten von Beiträgen treten am 2. März an: die Unauffälligen, die Gutgemeinten und die Durchgeknallten. Michelle gehört zur ersten Gruppe, wie ein Trio um Joy Fleming. Nett, belanglos, Grand-Prix-Material halt, das noch in zehn Jahren auf kultigen Parties bejubelt wird und sonst nirgends. Mit gutem Willen kann man auch zwei Beiträge Ralph Siegels dazu zählen, der seine alten Ideen mit neuen Sängern recycelt, aber vorsichtig sein sollte mit der Forderung, manche Beiträge zu verbieten, weil er sonst selbst halb im Knast stünde.

Dann sind da die, die sich erschreckenderweise für die Retter des Grand Prix halten: Wolf Maahn, der die Idee zu seinem Lied in Sarajewo hatte und am Anfang ruft: „Welcome, yeah, this is Radio Open Mind, broadcasting to all humankind. “ Oder anständige Jungs namens Tagträumer, die man für Pur halten könnte, wäre ihr Lied nicht weitgehend eine Kopie des Hits Never had a dream come true von S Club 7. Womit wir bei Zlakto und den Durchgeknallten wären. Natürlich haben auch Leute, die keinen Ton treffen, das Recht zu singen. Aber doch nicht die Pflicht! An einem selbst für Billig-Techno-Verhältnisse entsetzlich entsetzlichen Stück haben fünf Leute mitgeschrieben! Und Donna Moshammer groovt: „Hier spricht der König der Welt. “

Was soll das? Fragen wir die Gruppe Illegal2001: „Ist Dieter Bohlen musikalisch oder fehlt im das Talent? Hat unser Schumi nen kleinen Penis, weil er so große Autos fährt? Kann man dem lieben Gott vertrauen, wenn’s ihn wirklich gibt? Ich weiß es nicht, und trotzdem bin ich am Leben. Doch steht die Sonne tief am Himmel, werfen Zwerge lange Schatten, und dann weiß ich, dass ich nicht klein und unbedeutend bin. “

Eine geplante Striptease-Nummer der Mädchencombo Love Rocket hat der NDR gerade noch verhindert. Trotzdem steht die Sonne verdammt tief vor der ARD.

(c) Süddeutsche Zeitung

Michael Bully Herbig

Tschuldigung, verbeamt! Die außerordentlich irre „Bullyparade“ hat den Durchbruch geschafft – ihren Erfinder Michael Herbig erfüllt das mit Sorge.

Und wieder einmal, wie so oft in der Filmgeschichte, ist eine Maschine außer Kontrolle geraten und kein Pilot mehr einsatzbereit. Alle Hoffnung ruht auf einem Amateur, der, instruiert durch alte Hasen im Tower, das Ding heil runterbringen muss. Was für ein unglückliches Gefährt ist es diesmal? Ein Hubschrauber? Eine Boeing? Ein Raumschiff?

Ein Rasenmäher. „Hallo, ich hab‘ a Problem“, ruft die Frau am Steuer in ein Handy, während sie unkontrolliert auf einer Grünfläche im Kreis fährt, „Sie müssen mir helfen, ich kann meinen Rasenmähertraktor nicht mehr anhalten!“ Zwei Männer im Kontrollturm wissen, was sie in solchen Situationen zu tragen (Sonnenbrille), zu tun (schwitzen) und zu sagen haben: „Lady, haben Sie so ein Ding schon mal gesteuert?“ – „Naa, normalerweise mäht mein Mann den Rasen, aber der ist heut‘ zur Kur!“ Panik. Nur Stryker kann die Frau noch retten. Todesverachtend hat er einen anderen Traktor gesattelt, holt Meter um Meter auf, greift nach ihrer Hand – und verpasst sie. „Wenn sie ins hohe Gras kommt, verlieren wir sie!“ Schließlich schafft er es, die völlig verängstigte Hausfrau zu sich herüberzuziehen. „Stryker“, sagt sein Kollege im Tower, „ich bin kein Freund großer Worte, aber hier sitzen ein paar Männer, die sind mächtig stolz auf Sie. “ Stryker fährt, die Gerettete quietschend auf dem Schoß, in Richtung Horizont, wo goldgelb die Sonne untergeht.

Das muss man gesehen haben. Gesehen, nicht gelesen. Aufgeschrieben sind die Sketche aus der Bullyparade vor allem eines: gaga. „Prall“, sagt Bully, Chefautor, Produzent, Regisseur, Frau auf Traktor und Mann in Tower. „Das Gefährlichste, was du machen kannst, ist, einen Sketch irgendwohin zu faxen“, sagt er. „Das funktioniert nie, nie, nie. Wenn es gar nicht anders geht, schreiben wir wenigstens dazu: Wir sind gleich bei Euch und tanzen Euch das vor. “ Das ist nötig, hilft aber auch nur ein bisschen. Bullys Sketche erreichen regelmäßig ein Maß von Sinnfreiheit, dass selbst nach dem Vorspielen mit Dialekt, Grimassen und dem ganzen parodistischen Talent der durchschnittliche Vorgesetzte gerne sagt: „Hä?“, oder „Und die Pointe?“

Hilft alles nichts, man muss Bully das drehen lassen. Dann zeigt er sein Gespür für Filmstandards, Details und Musik, inszeniert die unendlich blödsinnige Idee, Katastrophenfilme mit einer Frau auf dem Rasenmäher nachzuspielen, stilsicher mit allen Versatzstücken des Genres. Funktioniert auch nicht immer und provoziert gelegentlich die naheliegende Frage nach dem Drogenkonsum der Beteiligten. Aber dem ratlosen Zuschauer bleibt wenigstens das Gefühl, dass das gerade vielleicht unglaublicher Schrott war, aber ganz sicher höchst origineller Schrott.

Es ist eines der kleinen Wunder des Privatfernsehens, dass es so weit kommen konnte, dass heute um 23. 15 Uhr auf Pro Sieben schon eine fünfte Staffel der Bullyparade auf Sendung geht – überhaupt, dass sie jemals jemand auf den Bildschirm gelassen hat. Es war Oliver Mielke, damals Unterhaltungschef bei Pro Sieben und heute noch Bullys Co-Produzent. Vorher hatte Bully, der eigentlich Michael Herbig heißt, mit seinen Freunden Christian Tramitz und Rick Kavanian schräge Kleinsthörspiele fürs Radio gemacht, eine legendäre Morningshow und eine Endlos-Mini-Comedy-Serie für TV München namens Die Bayern-Cops. Mielke bot ihm eine eigene Sketch-Sendung an. Und weil Bully einer ist, der Sachen gerne selbst macht, sagte er unter der Bedingung zu, auch Regie führen zu dürfen. Schon als Teenager beschloss er nach ausführlichem Spielberg- und Hitchcock-Filmstudium, dass es besser ist, Regisseur zu sein, weil er nur so „authentisch erzählen kann, was in meinem Kopf passiert“. Um den Umgang mit Bildern zu lernen, ist er erst einmal Fotograf geworden. Danach war ein Studium an der Filmhochschule vorgesehen, aber die haben ihn nicht genommen. Darunter leidet er heute noch.

Die ersten Folgen der Bullyparade waren nicht gerade das, was man einen Erfolg nennen würde oder einen verheißungsvollen Anfang. Aber Pro Sieben hatte den seltenen Mut, abzuwarten. Knapp tausend Sketche hat das kleine Team inzwischen aufgenommen. Die kann man lieben oder hassen; nur Konfektionsware sind sie nicht. Nicht, dass die Ideen durch Komplexität beeindrucken würden. Die beiden Freunde Pavel und Bronko beenden einfach jedes zweite Wort auf die pseudoslawische Endung „-tsch“, der Grieche Dimitri lädt zum „Klatschkaffee“, weil ihm die Reihenfolge zusammengesetzter Wörter ein Mysterium geblieben ist. Die neue Soap Die Latrine spielt auf dem Klo: Diesmal hat sich Ulf aus seiner Kabine ausgesperrt, und bei Nachbar Willy ist kein Platz, weil die Eltern zu Besuch sind. Freundlich lächeln sie auf der Brille.

So doof die Figuren sind, so liebevoll und genau sind sie gezeichnet. In der Raumschiff-Enterprise-Variante sind ausschließlich Tunten an Bord – ein Schwulenwitz, den selbst Schwule originell finden. Die Besatzung um „Käpt’n Kork“ kämpft wie fast alle Bully-Figuren mit Alltagsproblemen: Sprit ist alle, Wäschetrockner kaputt, die Klingonen schicken böse Faxe und, schlimmstes Missgeschick: „Tschuldigung, verbeamt!“ Vor dem Zelt von Winnetou (natürlich auch ein Bayer) flattern seine frisch gewaschenen Hosen auf einem Wäscheständer, und bevor Old Shatterhand hineingeht, drückt er auf eine Klingel am Zelt, die ein fröhliches Ding-Dong macht.

Filme wollte er immer machen, selbst Radio verstand Bully als Medium, das Filme im Kopf entstehen lässt. Seine größten kleinen Witze inszeniert er wie Hollywood-Kino, nicht wie die meisten Kollegen im Fernseh- oder Bühnenformat. Ein Kabarettist, der durch Kleinkunsttheater zog, war Bully nie.

Auf der Bühne sieht er aus wie ein verwirrter Clown, der nicht wirklich begreift, was er da macht und warum die Leute lachen. Ein Clown ist das nicht, der in München mit seiner Firma Herb X inzwischen stattliche Büroräume besitzt – aber der unsichere Blick auf der Bühne ist nicht nur kokett. „Das ist mir schon ein bisschen unheimlich, wie mich da 300 Menschen angrölen. “ Ein Comedian habe er nie werden wollen, sagt er, ein Star schon gar nicht. Er sieht so aus, als könnte er das gar nicht werden.

„Wir werden nie sechs Millionen Zuschauer haben. Dazu müsste ich mich so verbiegen, dass ich kein glücklicher Mensch mehr wäre. Ich will das tun, was von mir kommt – auch wenn die Leute mit einem großen Fragezeichen dastehen. “ Dass immer mehr Leute mit leuchtenden Augen dastehen, ist durchaus ein Problem. „Ich glaube, dass die Bullyparade funktioniert, weil wir mit einer Unbefangenheit und Risikobereitschaft darangegangen sind, ohne auf die Quote zu schielen. Mit wachsendem Erfolg tendierst du dazu, doch öfter nachzusehen. Das will ich vermeiden. Ich will den kindlichen Spaß nicht verlieren. “ Eine Pause nach dieser Staffel wäre gut, sagt Bully.

Ohnehin ist er erst einmal damit ausgelastet, seinen zweiten Kinofilm Der Schuh des Manitou in diesem Sommer ins Kino zu bringen, vom Herbst an dreht er eine Fortsetzung von Erkan und Stefan. Dann will er sich entscheiden, wie es weitergeht. Eigentlich ist es ein Traum: In den letzten zehn Jahren hat er sich eine eigene Firma aufgebaut, 15 Mitarbeiter, Tonstudio, Freunde und Autoren, die über das Gleiche lachen wie er. So wie es jetzt läuft, könnte er daraus ein kleines Medienimperium machen, vielleicht wie Brainpool. Aber das wird er nicht tun. Dazu sei ihm seine Freiheit zu wichtig, sagt er. Auch wenn er nur Sklave seiner selbst wäre. „In dem Moment, wo du fragst, wem das gefallen könnte, was du machst, hast du verloren. “

Sagen das nicht alle? Aber Bullys Sendungen sieht man es an.

(c) Süddeutsche Zeitung

Deutsche Leitmusik

Beim Schlager-Grand-Prix treffen sich Nationalstolz und Popkultur, und einer der Kandidaten heißt Moshammer.

Bumm-bomm bumm-bomm . . . Die Pauken aus Also sprach Zarathustra künden von einem großen, billigen Höhepunkt. Ein Dutzend Kamerateams drängeln sich um ein Rechteck im Teppichboden, livrierte Bedienstete versuchen, sie vom eingelassenen Metallrahmen weg zu bewegen, eine Rotte von 80 Journalisten späht durch ihre Beine. Es ist die Pressekonferenz, auf der die ARD bekannt gibt, wer an der deutschen Vorausscheidung zum europäischen Song Contest teilnehmen wird. Jürgen Meier-Beer, offiziell Unterhaltungschef des NDR, tatsächlich deutscher Schlager-Grand-Prix-Ober-Verwaltungschef, hat gerade dieNamen vorgelesen, darunter Zlatko Trpkowski, bekannt durch 39 Tage Aufenthalt im Fernsehcontainer, und Rudolf Moshammer, bekannt durch jahrelange Darstellung des Rudolf Moshammer. Sänger waren auch unter den Nominierten, und einige standen sogar hinter Meier-Beer auf der Bühne. Doch dahin schaut niemand mehr, seit er noch eine „kleine Überraschung“ angekündigt hat, die aus dem Fahrstuhl in der Mitte des Raumes aufsteigen soll.

Eine kleine Überraschung? Zlatko, das Fett verteilend, das er sichgerade öffentlich hat absaugen lassen? Moshammer als König Ludwig – oder Königin Elisabeth? Oder, bestimmt, Stefan Raab, der gleich, höhö, in einer absurden Verkleidung mit der Hebebühne mitten in die Runde platzt?

Das letzte Taa-Daaa-Daaaa! Dann ein trauriges metallisches Klonk. Dann nichts. Stille in den Kopfhörern, Bewegungslosigkeit auf den Monitoren. Die Medienöffentlichkeit hält den Atem an. Jetzt bewegt sich was. Die Bühne fährt hoch. Noch ein Klonk, dann ist es da. Es ist: das Buffet! Die Journalisten lassen ihre Schreibblöcke und Kameras sinken, aber enttäuscht sieht keiner aus.Das ist das Schöne an Phänomenen wie Zlatko und Moshammer: Die pompöse Leere und dramatischen Anti-Höhepunkte, die sie uns bescheren, kriegt man notfalls locker ohne sie hin.

Sladdi und Mosi also. Gott ja. Nachdem der Schlager-Grand-Prix schon wegen Guildo Horn und Stefan Raab partout nicht untergehen wollte, geschweige denn das Abendland, hält sich die Aufregung in Grenzen. Beruhigend auch zu erfahren, dass es nicht das erste Mal ist, dass Moshammer als Sänger auftritt: In der Goldenen-Eins-Hitparade hat er es schon einmal getan, er errang den letzten Platz. Selbst Mark Pittelkau, Unterhaltungsreporter bei Bild und Erster Frontberichterstatter in Sachen Grand Prix, hat die Reise zur Endausscheidung in Kopenhagen noch nicht gebucht. Er glaubt nicht, dass sich mit den Kandidaten genügend Aufregung produzieren lässt. Und dass es für Zlatko ein Jahr nach seinem Auszug bei Big Brother noch ein Durchmarsch werden wird, glaubt er auch nicht.

Meier-Beer formuliert das so: „Wer glaubt, hier eine billige PR-Nummer machen zu können, wird sich wundern.“ Für ihn ist das Kandidatenfeld ein Glücksfall. Zlatko und Moshammer sorgen für die nötigen Schlagzeilen (und Quote). Wolf Maahns Teilnahme bringt alte Deutschrocker zum Weinen. Joy Fleming bildet mit zwei anderen Sängerinnen ein Team, das sich aber nicht Mütter Mannheims nennt, sondern White Chocolate. Schlagersängerin Michelleist nach Angaben von Menschen, die sich mit sowas auskennen, in entsprechenden Kreisen außerordentlich populär.

Seit Meier-Beer dafür gesorgt hat, dass die großen Plattenfirmen selbst entscheiden, wen sie ins Rennen schicken, stehen den peinlichen traditionellen Beiträgen auch peinliche moderne gegenüber, etwa der Hamburger DJ Balloon. Wer noch? „Was wäre der Grand Prix ohne Ralph Siegel?“, fragt Meier-Beer freundlich und fügt, etwas weniger freundlich, hinzu: „Und was wäre Ralph Siegel ohne den Grand Prix?“ Für gleich zwei Beiträge schrieb er die Musik.

Nun darf man aber nicht den Fehler machen, aus Meier-Beers breitem Grinsen zu schließen, dass es um nichts geht: Für Moshammer zum Beispiel geht es um viel Geld. Für Zlatko um viel PR. Für die Nachwuchsbands um eine Karriere. Und für Deutschland um alles. „Wir wollen siegen“, hat das Erste die Vorentscheidung in diesem Jahr genannt, was sich ausdrücklich nicht nur auf diese Runde bezieht, sondern auch aufs Finale. Moderator Axel Bulthaupt soll die Zuschauer ermahnen, den zu wählen, von dem sie glauben, dass mit ihm oder ihr „Deutschland“ die größten Chancen hat.

Wenn Meier-Beer die Bedeutung der Veranstaltung erklärt, kommt er gerade so um das Wort „Leitkultur“ herum: „Das deutsche Volk entscheidet, was Ausdruck unseres Nationalstolzes ist.“ Dann philosophiert er, dass der Song Contest die einzige Gelegenheit sei, bei der Nationalstolz und Popkultur aufeinander treffen; das Ergebnis sei „oft eine Skurrilität, aber oft auch eine ernst zu nehmende Leistung“. Soviel Pathos ist neu, liegt aber im Trend. Und genau um den geht es ja: „In den vergangenen Jahren gab es offenbar ein Bedürfnis der Deutschen, dem Ausland zu zeigen: Wir haben Humor. Wir werden sehen, ob das Bedürfnis auch in diesem Jahr noch so groß ist.“

Wir lernen: Der Grand Prix ist groß, wichtig, unterhaltsam – und beruhigend noch dazu. Wer glaubt ernsthaft, dass die Deutschen diesmal der Welt zeigen wollen: Wir haben Moshammer?

(c) Süddeutsche Zeitung