Nicht nur die Liebe zählt

Am vergangenen Samstag bei „Nur die Liebe zählt“ auf Sat.1:

Kai Pflaume: Frank. Du hast’n Mädel kennen gelernt.

Frank: Stimmt.

Kai Pflaume: Wann wie und wo ist es passiert?

Frank: Es müsste jetzt drei Wochen her sein. Einen Monat ungefähr. Ich hab sie in den „Lokalisten“ kennengelernt. Per Internet.

Kai Pflaume: „Lokalisten“ ist ne Community, ne?

Frank: Ja, genau. Und… wie soll ich sagen…

Kai Pflaume: Ich könnte mir vorstellen, da sind erstmal ganz viele Leute. Und viele nette Mädels.

Frank: Jaja!

Kai Pflaume: Wie bist du auf sie aufmerksam geworden?

Frank: Sie hat mich angeklickt, und ich dachte mir: Wow. Wenn sie das ist, muss ich gleich anklicken, auf jeden Fall. Muss ich sie näher kennen lernen.

Kai Pflaume: Das waren noch Zeiten, wo man sich angesprochen hat. Heute muss man sich anklicken.

Frank: Ja.

Kai Pflaume: Und gibt man dann da so für gewöhnlich seine Telefonnummer raus?

Frank: Noch am selben Tag. Am selben Abend.

Kai Pflaume: Was war das, was dich bei ihr fasziniert hat, was du vielleicht in anderen Profilen nicht gefunden hast. Also, es gibt Fotos da von ihr, nehme ich an?

Frank: Erstens das. Ihr Aussehen ist… Für mich perfekte Traumfrau auf jeden Fall. (…) Wahnsinn. (…) Heiß.

Kai Pflaume: Okay. Gut. Wenn ihr euch jetzt schon angeklickt habt, gechattet habt, telefoniert habt, sowieso voneinander wisst, wo ihr euch da bei den „Lokalisten“ treffen könnt, warum bist Du denn dann hier?

Frank: Hmm, das ist, weil diese „Lokalisten“-Community vor ein paar Monaten von ProSiebenSat.1 übernommen wurde, und jetzt muss man natürlich sehen, dass man dafür Werbung macht — vor allem, weil die Konkurrenz „Wer kennt wen“ von RTL viel bessere Zahlen hat bisher. Und ich meine, hier bei dir auf dem Sofa, Kai, das passt doch super und fällt nicht so auf. Soll ich nochmal „Lokalisten“ sagen?

Ah, falsch. Die letzte Antwort habe ich mir nur ausgedacht. In Wahrheit hat Frank natürlich gesagt:

Frank: Hmm, das ist, weil wir uns leider noch nie live gesehen haben. (…) Ich wohn in München, sie wohnt in Linz. Sie studiert und ich arbeite.

Kai Pflaume hat die Traumfrau von Frank dann noch an ihrer Uni in Linz besucht und ihr das Video gezeigt, das Frank für sie gedreht hat. Zufällig ergab sich dabei noch folgender Wortwechsel:

Kai Pflaume: Wo hast du ihn kennen gelernt?

Edita: Im Internet.

Kai Pflaume: Okay, wo war das im Internet?

Edita: Muss ich die Seite sagen?

Kai Pflaume: Kannste sagen, wenn du willst.

Edita: „Lokalisten“. Deutsche Seite.

Kai Pflaume: Okay.

Diese Folge von „Nur die Liebe zählt“ wird am kommenden Samstag, 22. November, um 14:20 Uhr wiederholt. Natürlich auf Sat.1.

[mit Dank an Strappato!]

Happy Klicking

Was meinst Du eigentlich, wie viele Platten James Last gemacht hat?

140.

Und was passiert mit Dingen, von denen es so viel gibt?

Sie interessieren keinen?

Fast.







etc.

Der Gipfel

Das ist ja mal ein origineller Trick. Die Bundesregierung lädt bekannte Blogger zu ihrem IT-Gipfel ein und lässt dann mit deren Namen für die Veranstaltung werben — unabhängig davon, ob die Eingeladenen die Einladung überhaupt angenommen haben.

Auf Vorschlag des Hasso-Plattner-Instituts hat die Bundesregierung weitere viel genutzte deutsche Weblogs zum IT-Gipfel nach Darmstadt eingeladen. Dazu gehören Basic Thinking, Spreeblick, Nerdcore, Netzpolitik.org, Stefan Niggemeier, Law Blog, re:publica08, fscklog, Indiskretion Ehrensache, Bueltge.de und Deutsche Startups. "Die gemeinsame Berichterstattung durch diese Vielfalt an kollaborativen und partizipativen Medien wird sicher zu einer besonders offenen und konstruktiven Diskussion der IT-Gipfelthemen beitragen und die öffentliche Auseinandersetzung mit aktuellen Problemen sicher anheizen", erklärt HPI-Direktor Meinel.

Ich bin jedenfalls — genau wie Spreeblick und vermutlich die meisten anderen Genannten — nicht Teil der „gemeinsamen Berichterstattung“ über dieses Ereignis (es sei denn man zählte diesen Eintrag mit).

Ob deshalb in der Einladung des Bundeswirtschaftsministeriums gar nicht erst die Möglichkeit zur Absage vorgesehen war?

[via Johnny, der sich auch „merkwürdig ‚benutzt'“ vorkommt]

Die allerzeitenste Liste aller Zeiten

Ich habe mich immer gefragt, was in irgendwelchen Besten- oder Schlechtestenlisten die Formulierung „…aller Zeiten“ bedeuten soll, wenn es doch eigentlich nur „…bisher“ heißen kann. Ich meine, wer fällt schon auf eine solch billige Suggestion von Zeitlosigkeit und Ewigkeit herein?

Ah: die Kollegen von der „Welt“.

Mit der Naivität eines kleines Jungen, der auch noch glaubt, dass ihn keiner sehen kann, wenn er sich die Augen zuhält, prahlen sie damit, zu wissen, welche Platten der „Rolling Stone“ zu den „500 besten Alben aller Zeiten“ gewählt hat. Sie haben brav eine neunteilige Fotogalerie und zwei je 50-teilige Textklickstrecken produziert, verweisen noch auf eine 16-teilige Bilderstrecke über die Beatles, deren „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ „jetzt“ zum „Besten Album aller Zeiten“ gekürt worden sei, und laden zu mehreren Rätseln nach dem Motto „Wie gut kennen Sie Abba?“ ein.

Was sie nicht gemacht haben: Sich genauer die Jahreszahl vorne in dem gerade auf deutsch erschienenen Buch mit der Top-500 oder auf der zugehörigen Homepage des „Rolling Stone“ anzusehen oder kurz ins eigene Archiv zu gucken. Denn es mag zwar sein, dass „die amerikanische Ausgabe des ‚Rolling Stone‘ besonders eifrig Listen fertigt“, wie sie schreiben. Aber diese Liste ist aus dem Jahr 2003. Was vielleicht zumindestens teilweise erklärt, warum sich in ihr noch keine Platte findet, die nach der Jahrtausendwende entstanden ist, wie die „Welt“-Autoren bemängeln:

Hier muss mit der Zeit noch verbessert werden. Doch dafür sind Listen ja da: Zum ständigen ändern, überarbeiten, neu erstellen.

Ja. Oder zum immer wieder Reproduzieren, Neuverpacken, „Welt“-Redakteure reinlegen.

(Darauf, dass die Liste fünf Jahre alt ist, hat übrigens auch ein Leser die „Welt Online“-Leute schon in den Kommentaren hingewiesen. Aber wer liest schon Leserkommentare? „Welt Online“ sicher nicht.)

[entdeckt von BILDBlog-Leser Sascha K.]

Rupert Murdoch: Die Zukunft der Zeitung

Unlike the doom and gloomers, I believe that newspapers will reach new heights. In the 21st century, people are hungrier for information than ever before. And they have more sources of information than ever before.

Amid these many diverse and competing voices, readers want what they’ve always wanted: a source they can trust. That has always been the role of great newspapers in the past. And that role will make newspapers great in the future.

(…)

It’s not newspapers that might become obsolete. It’s some of the editors, reporters, and proprietors who are forgetting a newspaper’s most precious asset: the bond with its readers.

(…)

The more serious challenge is the complacency and condescension that festers at the heart of some newsrooms. The complacency stems from having enjoyed a monopoly—and now finding they have to compete for an audience they once took for granted.

The condescension that many show their readers is an even bigger problem. It takes no special genius to point out that if you are contemptuous of your customers, you are going to have a hard time getting them to buy your product. Newspapers are no exception.

(…)

It used to be that a handful of editors could decide what was news—and what was not. They acted as sort of demigods. If they ran a story, it became news. If they ignored an event, it never happened.

Today editors are losing this power. The internet, for example, provides access to thousands of new sources that cover things an editor might ignore. And if you aren’t satisfied with that, you can start up your own blog and cover and comment on the news yourself.

Journalists like to think of themselves as watchdogs, but they haven’t always responded well when the public calls them to account.

(…)

The newspaper, or a very close electronic cousin, will always be around. It may not be thrown on your front doorstep the way it is today. But the thud it makes as it lands will continue to echo around society and the world.

Aus einem Vortrag des Medienmoguls Rupert Murdoch bei den diesjährigen „Boyer Lectures“ in Australien. Drei von sechs Teilen sind bislang ausgestrahlt und auf der Homepage veröffentlicht worden.

Der Text sollte Pflichtlektüre sein für Journalisten, Chefredakteure und Verleger.

Schwarz-weiß-grün




Fotos: Lukas Heinser (CC)

Das sind meine Lieblingsfotos von denen, die Lukas beim Grünen-Parteitag gemacht hat, über den er auf Einladung der Partei gebloggt hat.

Schön, oder?

(Es mag einfach Ausweis meiner Ahnungslosigkeit sein, was Fotografie angeht, aber es ist immer leicht, mich mit solchen Schwarz-weiß-Aufnahmen zu beeindrucken. Bin ich da der einzige? Oder warum machen unsere Medien, online zumal, so wenig Gebrauch von dieser Möglichkeit, Hingucker zu produzieren?)

Gibt 9Live sich die Kugel?

Ich habe für die heutige Ausgabe der „taz“ über die neuen Gewinnspielregeln geschrieben, die vermutlich vom kommenden Frühjahr an die Rechtsgrundlage für die teuren Anrufspiele von 9Live, DSF, Tele 5 und die anderen bilden werden. Einige ursprünglich im Entwurf vorgesehene Punkte, die tatsächlich für Transparenz hätten sorgen und Spielsüchtige schützen können, konnten die Privatsender zwar verhindern. Aber die neue Satzung, das neue Aufsichtsgremium der Landesmedienanstalten („ZAK“) und die Tatsache, dass Verstöße erstmals eine Ordnungswidrigkeit sind und mit einem Bußgeld von bis zu 500.000 Euro geahndet werden können, werden das Leben für 9Live & Co. erheblich erschweren. (Mehr dazu auf taz.de.)

9Live-Geschäftsführer Ralf Bartoleit hat im E-Mail-Interview auf die Verschärfung der Bedingungen mit süßlichen Nebelkerzen reagiert:

Ist 9Live mit dem jetzt vorliegenden Entwurf zufrieden?

Nun, der vorliegende Entwurf ist noch nicht abschließend in Kraft getreten. Zunächst müssen die Gremien der einzelnen Landesmedienanstalt das Papier prüfen und absegnen. Was unser Programm angeht, sehen wir für uns keine grundlegenden Änderungen. Seit Jahren verpflichten wir uns freiwillig einem strengen Regelwerk und gehen bereits heute mit gezielten Verbraucherhinweisen über die Forderungen der Landesmedienanstalten hinaus.

Halten Sie diese Regeln für praktikabel?

Grundsätzlich ist es doch so: Durch klare Regeln schafft man Transparenz und damit Vertrauen. Deshalb war und ist 9Live auch ein Treiber und Befürworter in dieser Sache. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob die deutlich gestiegene Zahl der Hinweispflichten einem Live-Programm zuträglich ist. Aber ein klares Règlement stellt auch einen fairen Wettbewerb sicher, von dem auch der Zuschauer profitiert. Wir setzen uns seit jeher dafür ein, das Geschäftsmodell langfristig und nachhaltig abzusichern.

Die jetzige Fassung ist gegenüber einem früheren Entwurf weniger streng — weggefallen ist zum Beispiel die Pflicht, die Zahl der Teilnehmer an einem Spiel ins laufende Programm einzublenden und eine Obergrenze für die Teilnahme pro Tag. Ist das im Sinne von 9Live?

Wir nehmen die Verantwortung gegenüber unseren Zuschauern ernst. So weisen wir zum Beispiel im laufenden Programm stets darauf hin, dass die Zuschauer ihr Anrufverhalten kontrollieren sollen.

Was wird 9Live am Programm und der konkreten Gestaltung der Spiele ändern müssen, um den neuen Regeln gerecht zu werden?

Wie bereits erwähnt, ist der vorliegende Entwurf noch nicht in Kraft. 9Live praktizierte aber bereits vor der neuen Gewinnspielsatzung die meisten der angekündigten Maßnahmen. Beispielsweise stellte 9Live schon immer sicher, dass für jeden Teilnehmer zu jeder Zeit des Spiels eine Chance besteht, ausgewählt zu werden und zu gewinnen. Die Teilnahme an den Gewinnspielen kostet seit jeher 50 Cent und Grundbedingung für eine Spielteilnahme bei Call-In Sendungen ist ein Mindestalter von 18 Jahren.

Besonders offensichtlich ist der Versuch der Irreführung bei Bartholeits letztem Satz: Denn zu der Begrenzung der Kosten und dem Ausschluss Jugendlicher ist 9Live auch schon „seit jeher“ gezwungen. Das hat mit den „angekündigten Maßnahmen“ nichts zu tun.

Unterdessen versucht auch der einschlägig bekannte 9Live-Moderator Max Schradin, den Kritikern „den Segel aus dem Wind“ zu nehmen. Die unermüdlichen Protokollanten von „Call-in-TV“ haben seine Aussagen mit dem Sendealltag von 9Live kontrastiert — das Video ist auch eine schöne Übersetzung dafür, was Ralf Bartholeit mit „Transparenz“ und „Vertrauen“ meinen muss:

(Über das merkwürdige Verhalten der „schwarzen Kugeln“ bei 9Live gibt es auch eine eigene ausführliche Video-Dokumentation. Mag sein, dass es sich nur um eine abwegige Verschwörungstheorie handelt. Aber warum sollte 9Live nicht auf diese Weise seine Ausgaben zu senken und die Ziehung zu manipulieren versuchen?)

Das Schweigen des DJV

Wieder ein Tag, an dem ich froh bin, nicht Mitglied im Deutschen Journalisten-Verband (DJV) zu sein, weil es mir die Zeit spart, aus ihm auszutreten.

Der „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet über die Auseinandersetzung zwischen dem Deutschen Fußballbund und dem Journalisten Jens Weinreich:

Die Berufsverbände halten sich zurück. Der Präsident des Verbands Deutscher Sportjournalisten, Erich Laaser, lehnt jeden Kommentar ab, und beim Deutschen Journalistenverband nennt man die Pressemitteilung des DFB zwar „unglücklich“, aber es handele sich doch nur um eine Privatfehde.

Die European Federation of Journalists (EFJ) hat sich dagegen in einer Pressemitteilung auf die Seite Weinreichs gestellt und spricht von einem „schockierenden Beispiel für die Einschüchterung eines Journalisten“.

Nachdem Theo Zwanziger Jens Weinreich in der juristischen Auseinandersetzung mit 0:2 unterlag, liegt er im publizistischen Kampf aktuell schätzungsweise 1:37 zurück.

[via Jens Weinreich]

Nachtrag, 16:40 Uhr. Die Lämmer schweigen nicht mehr:

(…) Es gehe nicht an, dass der Sportjournalist Weinreich öffentlich so angeprangert werde, betonten DJV-Bundesvorsitzender Michael Konken und der Präsident des Verbands Deutscher Sportjournalisten, Erich Laaser. Es sei an der Zeit, die Schärfe aus der Auseinandersetzung zu nehmen. (…)

Die Schleichwerbelinks von sueddeutsche.de

Vor zwei Jahren hat das Kammergericht Berlin ein erfrischend klares und verbraucherfreundliches Urteil gefällt. Es stellte fest:

Ein Link, der aus einem redaktionellen Zusammenhang auf eine Werbeseite führt, muss so gestaltet sein, dass dem Nutzer erkennbar ist, dass auf eine Werbeseite verwiesen wird.

In dem Prozess ging es damals um Bild.de.

Das Internetangebot einer Zeitung wie der „Süddeutschen“ müsste schon aus Sorge um seinen guten Ruf darauf verzichten, seine Leser mit solchen Tricks in die Irre zu führen. Sogar ohne juristischen Fingerzeig.

Sollte man denken.

Aber sueddeutsche.de bietet Werbekunden seit geraumer Zeit in verschiedener Form die Möglichkeit, sich gegen Geld unauffällig in den redaktionellen Inhalt zu schleichen. Im Ressort Fitness scheint es zur Zeit zum Beispiel ein Unterressort „Alles über Erkältung“ zu geben:

Nichts deutet vor dem Klicken darauf hin, dass sich dahinter kein Angebot von sueddeutsche.de, sondern der Firma Bayer HealthCare verbirgt. Auch der verlinkte Artikel selbst ist nicht als Anzeige gekennzeichnet und sieht einer Nachrichtenseite von sueddeutsche.de zum Verwechseln ähnlich — das Bayer-Logo in der Mitte sollte aber zumindest aufmerksameren Lesern einen Hinweis auf den wahren Charakter der Seite geben.

Der Sparkassenverband Bayern hat das Schleichwerbeangebot von sueddeutsche.de genutzt, um sich im Ressort München als (vor dem Klick) redaktionell erscheinender „Finanz-Check“ auszugeben:

Und als redaktionelle Rubrik „Vermögen & Vorsorge“ tarnt sueddeutsche.de im Ressort „Geld“ Werbung von einem Fonds-Anbieter — ohne dass der unbefangene Leser eine Chance hätte, vor dem Klicken zu erkennen können, dass es sich darum handelt.

(Moment — habe ich weiter oben ernsthaft suggeriert, dass sueddeutsche.de einen guten Ruf hätte?)