„Men’s Health“ jetzt ohne GRP-„Studien“

Die Zeitschrift „Men’s Health“ hat die Zusammenarbeit mit der „Gesellschaft für Rationelle Psychologie“ (GRP) gestoppt. Das „Institut“ hat jahrelang mit pseudowissenschaftlichen Studien Scheinnachrichten produziert, die die deutschen Medien begeistert verbreiteten. Auftraggeber war in vielen Fällen „Men’s Health“.

„Zeit Wissen“ enthüllte im Juli die dubiosen Methoden des Unternehmens (und berichtete später über die hysterischen Reaktionen von „GRP“). Die „taz“ meldete im August, dass viele renommierte Unternehmen, mit deren Referenzen sich die „GRP“ schmückte, bestritten, Kunden des Unternehmens zu sein. Und „Spiegel Online“ schrieb gestern, dass es erhebliche Zweifel an den akademischen Titeln gibt, mit denen sich Institutsvater Ertel schmückt, und deckte weitere Ungereimtheiten auf.

„Spiegel Online“ geht vorbildlich mit der Erkenntnis um. Wer einen älteren Artikel aufruft, in dem der „GRP“-Unsinn verbreitet wurde, erhält heute folgenden Hinweis:

Es gibt kaum ein Medium, das die „GRP“-Informationsattrappen nicht verbreitet hat. Besonders intensiv aber war die Zusammenarbeit mit dem Möchtegernmagazin „Men’s Health“, das regelmäßig mit Pressemitteilungen mit vermeintlichen Ergebnissen vermeintlicher Studien von „GRP“ für sich warb. Gegenüber „Zeit Wissen“ hatte „Men’s Health“-Chefredakteur Wolfgang Melcher die unkritische Haltung des Magazins verteidigt. Er sagte, die Redakteure seien nun mal keine Wissenschaftler: „Man braucht ein gewisses Grundvertrauen, das ist klar.“

Daran hält er fest: „Auch mit der normalen journalistischen Sorgfalt ist es fast unmöglich, methodische Fehler in den angelieferten Daten von Marktforschungsinstituten zu erkennen“, teilt er mir auf eine Anfrage mit. „Men’s Health“ habe sich aber, „wie gemeinhin üblich, immer auch das Studiendesign näher erläutern lassen“.

Weiter schreibt Melcher:

Wer Men’s Health kennt weiß, dass renommierte Experten das Herzstück unseres Magazins sind. In praktisch jedem Artikel vertrauen wir auf die Ratschläge und Empfehlungen von seriösen Wissenschaftlern, ausgewiesenen Beratern und sonstigen, glaubwürdigen Experten. Um so wichtiger ist es daher für uns, schon beim Anschein eines unwissenschaftlichen Arbeitens Konsequenzen zu ziehen. Aus diesem Grund haben wir die Zusammenarbeit mit GRP gestoppt, als erste Zweifel an der Arbeit dieses Instituts öffentlich wurden. Im Juni 2008 publizierten wir letztmalig Ergebnisse, die mit Hilfe des G.R.P.-Institutes entstanden waren (Redaktionsschluss für die betreffende Ausgabe war übrigens Mitte Mai).

Inzwischen liegt ja eine Anzeige gegen Herrn Ertel wegen unerlaubten Führens akademischer Titel vor. Wir werden den Verlauf des weiteren Verfahrens genau verfolgen und behalten uns gegebenenfalls weitere Schritte vor.

Die Grenzen der Grenzen (im Firefox)

Zwischendurch eine technische Frage für Freunde der Unwägbarkeiten von HTML und CSS.

Ich habe hier nebenan wieder einmal mit vielen mir meist unbekannten Menschen ein Mahnmal gegen das Kommentieren in Blogs aufgebaut, und wie sehr die Diskussion ausgeufert ist, kann man schon daran sehen, dass sie keine Grenzen mehr hat. Also, die beiden grauen Linien, die die Spalte mit den Einträgen und Kommentaren sonst einrahmen, reichen nicht mehr bis ganz oben und unten. Jedenfalls im Firefox unter Windows.

Das ist schon häufiger passiert und lässt sich zum Beispiel auch auf fernsehlexikon.de sehen, wo der linke und rechte Farbhintergrund in Wahrheit auch Rahmen sind — die bei sehr langen Seiten im Firefox plötzlich nicht mehr die Seite füllen und blöd in der Mitte herumhängen.

Kann es sein, dass es im Firefox eine Höchstlänge für border gibt? Und wenn ja, kennt jemand einen Trick, das zu umgehen?

Nachtrag, 14:25 Uhr: Hat sich erledigt, Ingo sei Dank!

„Subway“-Journalismus für alle

Wenn man ein bisschen in den Innereien der Homepage der Ulmer PR-Agentur foleys wühlt, die unter anderem für die umstrittene Fast-Food-Kette „Subway“ arbeitet, findet man noch weitere erstaunliche Dinge. Zum Beispiel eine Fallstudie, die auf der bunten Seite mit der Selbstdarstellung zwar nicht (mehr?) zu lesen ist, aber aus dem Quelltext [xml] nicht gelöscht wurde und deshalb zum Beispiel von Google gefunden wird. Darin heißt es unter der Überschrift „SUBWAY® Sandwiches im redaktionellen TV-Teil“:

Hintergrund:

Das TV-Interesse am Thema Fastfood hat in Deutschland Hochkonjunktur. SUBWAY® Sandwiches rückt als ausgewogene, frische Fastfood-Alternative zunehmend in den Fokus der TV-Kameras.

foleys PR Aufgabe:

Lancieren Sie TV-Beiträge, die die SUBWAY® Sandwiches Positionierung (frisch und individuell vor den Augen zubereitet) in Szene setzt und/oder neue Franchise-Interessenten generiert.

Maßnahmen:

Lancierung, Begleitung und Abstimmung der nachfolgenden TV-Beiträge:

  • „Wissenshunger“ (VOX, Ausstrahlungstermin 30.10.06, Einschaltquote 1.030.000)
  • „Galileo" und „3 Bewerber – 1 Job“ (Pro7, Ausstrahlungstermine 15./16.10.07, Einschaltquote 1.920.000)
  • „3 Bewerber – 1 Job“ (Pro7, Ausstrahlungstermin 22.11.07, Einschaltquote 810.000)
  • „Auf der Suche nach dem perfekten Fastfood“ (Kabel1, Ausstrahlungstermin 25.11.07, Einschaltqote 600.000)
  • „Galileo – Existenzgründung“ (Pro7, Ausstrahlungstermin 01/08)
  • „Franchising“ (franchiseportal TV, Ausstrahlungstermin 01/08)
  • „Galileo Job Spezial“ (Pro7, Ausstrahlungstermin 01/08)

Ergebnisse:

Transport der Kernbotschaften an eine breite Zielgruppe durch das Medium TV, spürbar steigende Gästezahlen und Leadanfragen nach Ausstrahlung verschiedener Beiträge.

Bis gestern hatte foleys, wie berichtet, auf seiner Homepage auch noch damit geprahlt, werbliche Beiträge für „Subway“ in Sendungen von ProSieben und Kabel 1 „initiiert“ und kontrolliert zu haben. Hinterher entschuldigte sich foleys für „evtl. missverständlich formulierte Aussagen“ und bedauerte, „wenn diese evtl. zu Irritationen geführt haben“. Ganz bestimmt ist auch die oben zitierte Fallstudie deshalb nur versteckt online, weil man sie als zutreffende Beschreibung über die Entstehung dieser werblichen Beiträge im redaktionellen Rahmen missverstehen könnte.

ProSieben dementiert die Darstellung der PR-Agentur. Als ich gestern für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ nachfragte, sagte mir die Unternehmenssprecherin Petra Fink: „Niemand plaziert in irgendeiner Weise Beiträge in irgendwelchen Formaten von uns. (…) Die Einzigen, die bei uns Geschichten ‚initiieren‘, sind Redakteure.“

Ja. Und als weitere Pointe, dachte ich, taugt dieser Screenshot von der foleys-Homepage (Hervorhebung von mir):

[mit Dank an C.J.!]

Nachtrag, 14:40 Uhr. Die Agentur foleys hat ihre Homepage jetzt vom Netz genommen. In den Kommentaren nimmt Geschäftsführer Roggmann noch einmal Stellung und erklärt über die oben zitierten Sätze:

(…) es ist weder richtig was dort steht, noch wurde es bewusst veröffentlicht noch hätte es jemals veröffentlicht werden sollen.

Broder ohne Fußnoten

Das Kölner Landgericht hat in der vergangenen Woche eine einstweilige Verfügung gegen Henryk M. Broder mit einer Einschränkung bestätigt: Er darf Evelyn Hecht-Galinski nicht als „antisemitisch“ bezeichnen, wie er es in einem Beitrag auf der von ihm mitbetriebenen Seite „Die Achse des Guten“ getan hatte, wenn er diesen Vorwurf nicht konkret belegt.

Im „Kölner Stadtanzeiger“ berichtet der stellvertretende Online-Chef Tobias Kaufmann unter der Überschrift „Broder mit Fußnoten“ über das Urteil und kommentiert es kritisch. Und ich frage mich, ob Kaufmann wohl wenigstens gezögert hat, als er schrieb:

Der Publizist Broder hatte auf der Internetseite „Die Achse des Guten“, die er mitbetreibt, einen offenen Brief an WDR-Intendantin Monika Piel veröffentlicht.

Denn Mitglied von Broders „Achse des Guten“, die sich als „publizistisches Netzwerk“ bezeichnet, ist auch… der stellvertretende Chef von ksta.de und Autor des Artikels, Tobias Kaufmann. Fleißig veröffentlicht er dort Artikel, vor Jahren hat er auch schon auf Broders Homepage Gastbeiträge geschrieben.

Ich habe bei Tobias Kaufmann nachgefragt, ob er nicht meint, „dass im Sinne der Transparenz ein Hinweis auf diese Nähe zu dem Objekt Ihrer Berichterstattung hilfreich gewesen wäre“. Er antwortete mir:

Ja, es ist schwerer und medienethisch heikel, über Personen oder Dinge zu schreiben, wenn man nicht vollkommen außen vor ist. Andererseits ist es bei Themen, die sehr speziell sind, schwierig, nur auf Berichterstatter zurückzugreifen, die mit der Sache gar nichts zu tun haben. Die Prozesse zwischen Broder und seinen Kontrahenten sind ein solcher Fall, weil die Frage „Gibt es jüdischen Antisemtisismus oder nicht?“ durchaus etwas Detailwissen erfordert. Nur, weil ich Herrn Broder kenne und ihm verbunden bin, das Thema jemandem zu überlassen, der die Vorgeschichte nicht kennt, wäre also nicht die richtige Lösung gewesen.

Davon abgesehen haben Sie theoretisch natürlich recht: Man hätte unter dem Text darauf hinweisen können, dass ich wie Broder Mitglied der Achse bin. Aber wir schreiben beim Stadt-Anzeiger in der Regel keine Erläuterungen über fest angestellte Redakteure unter deren Texte (anders als bei Gastautoren) – und mir wäre auch nicht bekannt, dass das bei anderen Tageszeitungen üblich ist.

Zudem: Mein Artikel ist kein Bericht (also keine neutrale Tatsachenbeschreibung), sondern eine Kolumne, die an dem dafür vorgesehenen Platz veröffentlicht und durch zwei Links zu weiterführenden, sachlichen Berichte ergänzt wurde. Außerdem ist die nicht zu leugnende „Nähe zum Objekt meiner Berichterstattung“ aus meiner Sicht dadurch abgefedert, dass ich einen betont distanzierten Text geschrieben habe, der im konkreten Fall wohl kaum als eindeutige Parteinahme für Broder verstanden werden kann.

Schließlich und endlich: Ich glaube nicht, dass Leser, die sich mit dem Thema schon mal befasst haben, die von Ihnen angesprochene Transparenz über einen solchen Hinweis benötigen. Es weiß ohnehin jeder, wo, wann und wie ich mich im „Anti-Antisemitismus-Streit“ im Netz positioniere. Die Leserpost, die ich zu dem Thema bekomme, ist stets entsprechend eindeutig.

Entschuldigung: Was für ein Geeiere. Ein Mitglied der „Achse des Guten“ schreibt über einen Rechtsstreit wegen eines Artikels auf der „Achse des Guten“, und mag das nicht wenigstens kenntlich machen, weil man das beim „Stadtanzeiger“ nicht macht und der Artikel ja auch nicht sooo kommentierend ist und die, die es wissen, es ja wissen? Und alles nur, um nicht eine einzige, schlichte, ehrliche Fußnote über die eigene Verbindung hinzuzufügen?

Clemens Wergin, der das Urteil in der „Welt am Sonntag“ im Sinne Broders kommentierte, scheint übrigens ebenfalls ein, sagen wir: guter Kumpel der Gutachsisten zu sein. Und auch Alex Feuerherdt, der im „Tagesspiegel“ über das Urteil schrieb, ist regelmäßig Gast auf der „Achse des Guten“.

Echte Netzwerker. Das eigentlich Komische ist, dass diese Leute dabei immer noch so tun, als seien sie einsame Einzelkämpfer, die mühsam gegen den Mainstream der veröffentlichten Meinung anschwimmen.

[Disclosure, natürlich: Henryk M. Broder und ich haben schon mehrmals unfreundlich übereinander geschrieben.]

Kurz verlinkt (23)

Heute ein paar Fundstücke aus dem „Guardian“:

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Peter Wilby über die Verlogenheit der Medien in der Berichterstattung über den nach seiner Haft wegen Kindesmissbrauchs nach Großbritannien zurückgekehrten Gary Glitter:

Moreover, „pervs“ play an important role in defining the boundary between the respectable folk who read and produce redtop papers and what sociologists call „the other“. The Sun may publish revealing pictures of women just above the age of consent, as well as of flat-chested models, sometimes dressed as young schoolgirls. Anybody who objects is roundly denounced as „politically correct“. But to assure us they are not encouraging paedophilia, the redtops must denounce, even more vehemently, anybody who lays a finger on anyone aged 15 years 364 days or less. This explains why Glitter’s name can never appear without being shepherded by such words as brute, evil, foul, depraved, monster, scum and, specially brought out by the Sun’s Lorraine Kelly for the occasion,“toxic effluent“.

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Ben Goldacre über die britischen Medien, die sich wie doof auf eine vermeintliche Rangfolge der Regionen mit den glücklichsten und unglücklichsten Menschen stürzten, die fast vollständig allein durch zufällige, statistisch nicht relevante Abweichungen entstand:

Dr Dimitris Ballas, the academic who did the research, had this to say: „I tried to explain issues of significance to the journalists who interviewed me. Most did not want to know.“

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Und Ben Goldacre darüber, wie die britischen Medien zweifelhafte Berichte über eine mögliche Verbindung zwischen Impfungen gegen Kinderkrankheiten (MMR-Impfungen) und Autismus erst verbreiteten und grotesk übertrieben und sich später, als sie sich als unwahr herausstellten, den Wissenschaftler statt sich selbst als Schuldigen anklagten:

The media are fingering the wrong man, and they know who should really take the blame: in MMR, journalists and editors have constructed their greatest hoax to date, and finally demonstrated that they can pose a serious risk to public health.

(Goldacres „Guardian“-Kolumne „Bad Science“ ist ohnehin außerordentlich lesenwert.)

Der „Subway“-Journalismus von ProSieben

Vor einigen Monaten habe ich, eher nebenbei, darüber geschrieben, mit welch erstaunlicher Gründlichkeit ProSieben seine Zuschauer über die faszinierende Welt der Sandwichkette „Subway“ informiert. Über den tollen Teig und die tollen Restaurants, über die tollen Ausbildungsplätze und das tolle Prinzip.

Die Sendersprecherin hatte mir allerdings auf Nachfrage erklärt, diese Berichte hätten „ausschließlich etwas mit journalistischen Gründen zu tun“.
was frag ich auch den Sender! Ich hätte natürlich die PR-Agentur „foleys“ fragen sollen — oder einfach auf ihre Homepage gucken. Dort veröffentlichte sie im April folgende Pressemitteilung:

12,91 Millionen TV-Einschaltquote in vier Monaten

Schon im letzten Jahr ist es foleys PR gelungen, SUBWAY® Sandwiches in bekannten TV-Formaten wie „Galileo“ oder „Deine Chance — 3 Bewerber, 1 Job“ auf PRO7 zu platzieren. Auch in 2008 zeigt sich die Ulmer Agentur auf diesem Gebiet sehr erfolgreich: foleys PR realisierte bereits im ersten Quartal des neuen Jahres mehrere Projekte mit „Abenteuer Leben“ auf Kabel 1 und „Galileo“ auf PRO7.

Das Team von foleys PR initiierte und begleitete dabei alle Drehs, bereitete deren Inhalte vor, briefte die Protagonisten und TV-Teams und stand ihnen und den jeweiligen Franchisepartnern vor ORt mit Rat und Tat als verantwortliche Kontrollinstanz (und Pressesprecher) zur Seite. Das Resultat: Über 73 Minuten kostenlose TV-Präsenz für SUBWAY® Sandwiches, mit 12,91 Millionen Gesamteinschaltquote und einem Mediagegenwert von über zwei Millionen Euro. Doch damit ist noch lange nicht Schluss: foleys PR hat bereits weitere spannende TV-Projekte für die Sandwichmacher in Arbeit.

foleys PR achtet dabei auf Ausgewogenheit: Nicht nur die Produkte der Sandwichmacher sollen dem deutschen Fernsehpublikum präsentiert werden. Die PR-Spezialisten legen auch Wert darauf, dass alle Facetten ihres Kunden gut beleuchtet werden. So lag der Fokus der Beiträge „Galileo Existenzgründung“ (Pro7) und „Abenteuer Wissen“ (Kabel 1) auf dem Franchisesystem SUBWAY® Sandwiches. Zukünftige Projekte werden zum Beispiel die Arbeit im einzelnen Restaurant beleuchten. foleys PR ermöglicht es seinem Kunden somit, (kostengünstig) seine Bekanntheit und Beliebtheit durch umfassende und redaktionell sehr glaubwürdige Einblicke in das System zu steigern — natürlich mit positivem Effekt auf Umsätze und Zahlen von Franchiseinteressierten.

Man soll ja skeptisch sein bei solchen PR-Meldungen. Aber komisch: Ich glaube denen jedes Wort. (Und worauf sie so stolz sind, kann man sich zum Beispiel hier angucken).

[Mit Dank an Benjamin Gasser]

Nachtrag, 14:10 Uhr. Die Agentur foleys scheint die Pressemitteilung von ihrer Seite entfernt zu haben.

Nachtrag, 16:00 Uhr. Axel Roggmann, Geschäftsführer von foleys, schreibt in den Kommentaren u.a.:

Wir möchten fest halten, dass foleys PR weder in eigenem noch im Namen dritter Schleichwerbung betrieben hat noch dieses beabsichtigt hat. Es gab keinerlei Zuwendungen an den Sender oder die Produktionsfirma. Jeder Beitrag wurde stets von einem Redakteur des Senders bzw. der von ihm beauftragten Produktionsgesellschaft unabhängig durchgeführt. Selbstverständlich wurde jedoch jeder Dreh von foleys PR (im Auftrag von SUBWAY® Sandwiches) vor Ort professionell begleitet, was bedeutet, dass z.B. evtl. vorhandene Drehpläne z.T. vorab gelesen wurden um evtl. sachliche Fehler eines Redakteurs und des Filmteams zu vermeiden (denn nachträglich festgestellte sachliche Fehler sind kaum zu korrigieren). Natürlich wurde auch den jeweiligen Franchisepartnern
(allesamt TV-unerfahren und entsprechend auf Unterstützung angewiesen) vor und während des Drehs zur Seite gestanden. Es ist die Aufgabe einer PR-Agentur sie bei solch einem Dreh zu unterstützen. Den Vorwurf von „Dauerwerbesendung“ und Schleichwerbung weisen wir von uns. Wir entschuldigen uns für evtl. missverständlich formulierte Aussagen auf unserer Website und bedauern, wenn diese evtl. zu Irritationen geführt haben.

Shaun, das Schaf

Das Sympathische an Schafen ist, dass sie es nicht übertreiben mit der Intelligenz. Sie sind Vizemeister im Auf-der-Wiese-Stehen und Gras-Kauen mit guten Platzierungen in den Disziplinen Hinter-anderen-Schafen-Herlaufen, Herumliegen und Unnötig-in-Aufregung-Geraten. Vor allem glänzen sie aber durch ihr Talent, sich in jedem beliebigen Gelände in ausweglose Situationen zu bringen. Ein Bauer hat mir einmal erzählt, Schafe wollten nur eins: sterben. Kaum drehte man sich um, hätte wieder eines den Kopf so durch ein Gatter geschoben, dass der Hals lebensbedrohlich festhängt. Das klingt unfair und unnötig drastisch, aber im Dritten Programm lief neulich eine Dokumentation über einen großen Schaftreck in Norddeutschland, in der prompt ein Schaf einen ungefähr zwei Zentimeter langen Abhang herunterkugelte, auf dem Rücken landete und in dieser Position liegen blieb, offenkundig überzeugt, dass dies nun sein unabänderliches Schicksal sei.

Das Sympathische an der Serie „Shaun, das Schaf“, die sonntags morgens in der „Sendung mit der Maus“ läuft, ist, dass die Knetschafe hier nur ein bisschen intelligenter sind als im wahren Leben. Die meisten Mitglieder der Herde, die auf einem kleinen Hof lebt, sind vollauf damit beschäftigt, vor sich hin zu kauen, wobei die Augenstellung irgendwo zwischen halb und viertel vor acht darauf hindeutet, dass sich ihr Gehirn in den Stand-By-Modus verabschiedet hat. „Dumm“ wäre das falsche Wort, „genügsam“ trifft es besser.

Das Sympathische an dem Titelheld Shaun schließlich ist natürlich, dass er anders ist. Er ist aufgeweckt, was ein großes Wort ist für ein Schaf. Es ist vermutlich eine Frage des Alters, er hat ungefähr die Rolle eines vorwitzigen und tendenziell hochbegabten Achtjährigen, der die anderen aus ihrer Lethargie reißt. Wobei auch seine Ambitionen angenehm begrenzt sind. Er schmiedet keine großen Ausbruchspläne, plant nicht die Schafrevolution. Er weiß einfach nur, wie man, wenn einem ein Kohlkopf vor die Füße rollt, einen netten Nachmittag mit Gemüsefußball verbringen kann, oder auf Kosten des gutmütigen Wachhundes oder des Bauern seinen Spaß haben kann.

Seit eineinhalb Jahren zeigt die ARD die wenige Minuten langen Geschichten aus dem Haus der Macher von „Wallace & Gromit“. Es sind, vor allem wegen der liebevoll gekneteten Figuren mit ihren unfassbar ausdrucksstarken Augen und Gesichern, Filme, die sich nicht nur Kinder immer wieder ansehen können. Dabei sind die Geschichten, wie ihre Protagonisten, nicht überambitioniert. Sie haben, abgesehen von der Anspielung auf große Filme, oft nicht einmal einen doppelten Boden, eine ironisch gebrochene zweite Ebene für die Erwachsenen. Sie brauchen sie nicht. Ihr Charme und Witz, ihre Liebe zum Detail reicht völlig.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Kurze Unterbrechung

Das glaubt einem keiner, wie toll Blogleser sein können.

Nachdem dieses Blog neulich eine Weile nicht erreichbar war und ich auf einer Ersatzseite zunehmend frustriert schrieb, dass ich gerade kleine Voodoo-Puppen meines Webhosters bastele, erreichte mich ein Päckchen von Thorsten und Simone W. aus W, die ich vorher gar nicht kannte. Der Inhalt, schrieben sie, solle mir helfen, „falls die selbst gebastelten nicht funktionieren sollten“.

Von der anderen Seite ist der Voodoo-Kerl übrigens eine Frau. Und eigentlich waren auch Nadeln dabei, die hab ich aber schon wieder verloren (ich hoffe, das klappt auch mit normalen).

Jedenfalls, was ich sagen wollte: Vielen Dank! Und trotzdem nehm ich jetzt noch mal eine Woche Auszeit, in der die Kommentare geschlossen sind. Dafür gibt’s hinterher, mit etwas Glück, wieder Schafcontent.

„Report München“ und die Vorratsdaten

Am vergangenen Montag berichtete „Report München“, wie der Datenschutz in Deutschland angeblich die Verfolgung von Straftaten behindert. Konkret ging es um die vermeintlichen Folgen der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichtes im vergangenen März, Teile des Gesetzes zur Vorratsdatenspeicherung vorläufig außer Kraft zu setzen, weil sie den Persönlichkeitsschutz erheblich gefährdeten.

Ein komplexes Thema, aber „seriöse Information“ ist ja ein Markenzeichen von „Report München“ (sagt jedenfalls „Report München“), und die Redaktion von „Report München“ hat ja den Anspruch, „nach sorgfältiger Recherche auch bei schwierigen und unbequemen Themen deutlich Stellung zu beziehen, Hintergründe zu beleuchten und zu analysieren“.

Das mit dem Deutlich-Stellung-Beziehen ist unbestritten, bei der Analyse, der sorgfältigen Recherche und der seriösen Information hatte ich bei dem Bericht (Manuskript, Video) angesichts des Widerspruchs z.B. von netzpolitik.org so meine Zweifel. Ich habe deshalb der Pressestelle des BR und der Redaktion von „Report München“ per Email folgende Fragen gestellt:

In dem „Report“-Beitrag heißt es: „Nach der Eilentscheidung des Bundesverfassungsgericht vom 11. März 2008 hätte die Nürnberger Kripo kaum eine Chance gehabt, den Vergewaltiger mithilfe gespeicherter Handydaten zu fassen.“ Wie kommen Sie zu diesem Urteil? Das Bundesverfassungsgericht hat in seiner Eilentscheidung festgestellt, dass die Weitergabe der Daten zulässig ist, „wenn Gegenstand des Ermittlungsverfahrens eine schwere Straftat im Sinne des § 100a Abs. 2 StPO ist, die auch im Einzelfall schwer wiegt, der Verdacht durch bestimmte Tatsachen begründet ist und die Erforschung des Sachverhalts auf andere Weise wesentlich erschwert oder aussichtslos wäre“. Handelt es sich bei einer Vergewaltigung (§ 177 StGB) nicht um eine solche schwere Straftat im Sinne des § 100a?

In dem „Report“-Beitrag kommt, scheinbar als Beleg für Ihre These, Horst Hanschmann zu Wort. Er sagt: „Wenn das Handy nicht geraubt worden wäre, wäre nur in Anführungszeichen ein Verbrechen der Vergewaltigung vorgelegen und eine Ermittlung des Täters wäre vermutlich nicht möglich gewesen.“ Können Sie mir erklären, was diese Aussage mit dem Urteil des Bundesverfassungsgerichtes zu tun hat? Der Polizist sagt, wenn das Handy nicht geraubt worden wäre, hätte man den Täter nicht mithilfe des Handys ermitteln können. Das ist unzweifelhaft wahr, so wie man einen Täter auch nicht mithilfe seiner Fingerabdrücke ermitteln kann, wenn er Handschuhe trägt. Was hat das mit der Gesetzeslage zu tun?

In dem „Report“-Beitrag heißt es: „Nur aufgrund der Klage einer Bürgerinitiative mussten die Karlsruher Richter entscheiden.“ Können Sie mir erklären, was Sie mit dem Wort „nur“ meinen?

In dem „Report“-Beitrag heißt es: „Vergewaltigung zählt demnach nicht mehr als schwere Straftat.“ Können Sie mir die Quelle für diese Aussage nennen?

In dem „Report“-Beitrag heißt es über den „spektakuläre[n] Fall der Münchner U-Bahn Schläger“, dass u.a. „die Auswertung der Handydaten zur Festnahme der Täter innerhalb weniger Stunden“ geführt habe, was „die ganze Absurdität der Diskussion“ zeige. Können Sie mir sagen, in welcher Weise es gelang, mithilfe des Gesetzes zur Datenvorratsspeicherung, das am 1. Januar 2008 in Kraft trat, 2007 Kriminelle dingfest zu machen?

In dem „Report“-Beitrag heißt es: „Vergewaltigung? Ein Verbrechen, das offensichtlich nicht schwer genug ist, um den Zugriff auf die Handydaten möglich zu machen.“ Können Sie mir eine Quelle für diese Einschätzung nennen?

Am Freitag erhielt ich daraufhin folgende Email von Oliver Bendixen und Sabina Wolf, den Autoren des Beitrages:

Herzlichen Dank für Ihr Interesse an unserer Sendung Report München vom 25. August 2008 und Ihre Anmerkungen zum Thema Vorratsdaten.

Eine nicht-anlassbezogene Speicherung von Telekommunikationsdaten ängstigt viele Bürger. Oft wird dabei allerdings übersehen, dass diese Daten für die Ermittlungsarbeit zahlreicherer Straftaten wichtig sind. Gerade in den Bereichen Körperverletzung mit Todesfolge, Vergewaltigung, Stalking, Amoklauf und Trickbetrug konnte die Polizei in der Vergangenheit Täter fassen. Nach dem Eilentscheid des Bundesverfassungsgerichts wurde dieser Ermittlungsweg gestoppt.

Die Behörden sind immer dann auf Telekommunikationsdaten angewiesen, wenn andere Spuren am Tatort, wie etwa Täter-DNA nicht vorhanden oder auswertbar ist. Vielen Bürgern ist nicht bewußt, dass durch die Auswertung der Telekommunikationsdaten nicht nur bereits begangene Einzeltaten aufgeklärt werden konnten, sondern mit der Überführung der Täter gleichzeitig künftige Straftaten verhindert wurden. Dies kam bisher allen Bürgern zu Gute.

Die Ermittlungsbehörden durften bisher zudem nicht ohne richterlichen Beschluss auf Telekommunikationsdaten zugreifen. Eine zusätzliche Kontrolle polizeilichen Handelns war deshalb stets gegeben.

Bürgerrechte sollten nicht nur Abwehrrechte gegen den Staat, sondern auch gegen Kriminelle einschließen, so sehen das Opfervereinigungen, denen wir in unserem Beitrag durch das Aufzeigen einiger Einzelfälle eine Stimme geben wollten.

Die Autoren schließen mit der „Hoffnung“, mir „mit dieser Antwort weiter geholfen zu haben“. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob es sich überhaupt um eine Antwort handelt.

andere Reaktionen auf den „Report München“-Beitrag