RTL-Chefin Anke Schäferkordt antwortete dem Fachblatt „Kontakter“ auf die Frage, welche Trends für 2007 vielversprechend seien:
Uns ist schon seit Jahren nichts Neues mehr eingefallen, und ich sehe nicht, warum sich das gerade in diesem Jahr ändern sollte. Falls sich doch irgendwelche Trends abzeichnen sollten, werden wir aber natürlich nicht zögern, sie von Vox rüberzuziehen. Wenn Sie konkrete Fragen zum Programm haben, sollten Sie vielleicht besser jemanden fragen, der sich für sowas interessiert.„Weder im deutschen noch im internationalen Markt zeichnen sich dominierende neue Programmtrends ab. Wir werden sowohl weiter unsere bestehenden Marken pflegen als auch in allen Genres neue Angebote bringen.“
Für alle, die glauben, bei dieser Auseinandersetzung sei es nur um eine vielleicht etwas unglückliche Formulierung gegangen und nicht um eine grundsätzliche Haltung —
Stefan Kornelius, 41, Außenpolitik-Chef der Süddeutschen Zeitung und in den 80er Jahren Gründungsmitglied einer Medienfachzeitschrift, schreibt heute erneut über die Folgen der Hinrichtung Saddam Husseins:
(…) in Houston erhängte sich ein Kind, offenbar weil es die im Internet verbreitete Hinrichtung nachspielen wollte.
An diesem Halbsatz stimmen alle Einzelteile: In Houston erhängte sich ein Kind. Es wollte offenbar die Hinrichtung nachspielen. Die Hinrichtung wurde im Internet verbreitet.
Trotzdem ist der Satz falsch. Er suggeriert, dass der Zehnjährige die Hinrichtung im Internet gesehen hat. Er hat sie aber nach übereinstimmenden Berichten im Fernsehen gesehen. Also in einer Fassung, die den Tod Saddams selbst nicht zeigt. Er hat die Aufnahmen außerdem offenbar am 30. Dezember gesehen. Das Video, das die Hinrichtung Husseins vollständig zeigt, ist aber erst am 31. Dezember im Internet aufgetaucht. Was der Junge sah, muss also aus dem „offiziellen“ Video stammen, das nicht im Internet, sondern von den Behörden selbst veröffentlicht wurde.
Was die „Seuche Internet“ mit diesem Todesfall zu tun hat, weiß Stefan Kornelius allein.
Ich fürchte, Harald Staun, Medienredakteur der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“, kann sich eine erfolgreiche Bewerbung bei „Deutschland sucht den Superstar“ jetzt in die Haare schmieren. Er schreibt heute in seiner Kolumne „Die lieben Kollegen“:
Am Anfang hat er sich überlegt, einen Leserbrief zu schreiben als Reaktion auf den Artikel in der F.A.S. vom 17. Dezember 2006, aber zu so einem derart drastischen Mittel wollte der sogenannte Dieter Bohlen dann doch nicht greifen. Und so hat er seiner Wut lediglich in einem Interview mit der Zeitschrift „Bunte“ Luft gemacht. „Ich bin mir sicher, dass 99 % der Redakteure der FAZ sich in meiner Lage in die Hose geschissen und gerufen hätten: ‚Mama, hilf mir!'“, schätzt Bohlen dort. Und da haben wir natürlich noch mal nachgezählt. Bisher allerdings haben wir das eine Prozent noch nicht gefunden, das von sich behaupten kann, es wäre so mutig wie Bohlen aus dem Haus geflüchtet und hätte seine Freundin in den Händen der Einbrecher zurückgelassen.
Um das hier noch einmal festzuhalten (auch weil wir uns im BILDblog nicht zu sehr selbst zum Thema machen wollen):
Die Axel Springer AG ist offenbar der Meinung, dass es legitim ist, mit der Verletzung von Persönlichkeitsrechten, mit Falschmeldungen und Lügen Geld zu verdienen. (Sie tut es ungefähr jeden Tag.)
Die Axel Springer AG ist aber der Meinung, dass es nicht legitim ist, mit der Aufklärung über die Verletzung von Persönlichkeitsrechten, über Falschmeldungen und Lügen Geld zu verdienen.
Sie forderte deshalb den Deutschen Presserat auf, Beschwerden von BILDblog gar nicht erst zu behandeln. Die Begründung der Rechtsabteilung der Axel Springer AG fasst der Deutsche Presserat so zusammen:
Sie begründet ihren Antrag damit, dass die Bild-Blog GbR [gemeint ist offensichtlich die B-Blog GbR] mit ihren Beschwerden und der Inanspruchnahme des Presserats gewerbliche Ziele verfolge und journalistische Berichterstattung manipuliere. Man inszeniere die Wirklichkeit, die man zum Gegenstand der journalistischen Berichterstattung mache, und verstoße damit gegen journalistische Grundsätze wie Wahrhaftigkeit und Glaubwürdigkeit.
Nach der Präambel des Pressekodex sollten alle Journalisten ihre publizistische Aufgabe unbeeinflusst von persönlichen Interessen und sachfremden Erwägungen wahrnehmen. Gegen diesen Grundsatz verstießen die Journalisten der Bild-Blog GbR [gemeint ist vermutlich die B-Blog GbR], indem sie den Presserat mit einer Flut von kommerziell, also sachfremd, motivierten Beschwerden anriefen, um damit Stoff für die Berichterstattung zu gewinnen. Eine ernsthafte Absicht, mit den Beschwerden Antworten auf offene Fragen der Berufsethik zu erhalten, die der Klärung bedürften, liege nicht vor.
Die Mär von der „Flut“ von Beschwerden, mit der wir angeblich den Presserat überschwemmen, wird übrigens nicht nur von der Axel Springer AG, sondern auch vom Presserat selbst verbreitet. Als ich neulich bei der Hamburg Media School war, wollten mir die Studenten nicht glauben, als ich sagte, die Zahl unserer Beschwerden sei vermutlich einstellig, höchstens zehn. Ein Mitglied des Presserates muss vorher ganz andere Dimensionen genannt haben.
Ein Vertreter dieser Institution hatte mir gegenüber auch geklagt, dass wir durch die „Flut“ unserer Beschwerden die Kapazität dieser Einrichtung überforderten. Heute haben wir noch einmal nachgezählt, wieviele es genau waren. Wir kamen auf acht. In zweieinhalb Jahren. Das ist eine Flut von über drei Beschwerden pro Jahr. Anders gesagt: Etwa alle 112 „Bild“-Zeitungs-Ausgaben einmal beschweren wir uns beim Presserat.
Unzulässigerweise, wie Springer meint, wie gesagt. Immerhin nennt die Rechtsabteilung des Konzerns uns nun „Journalisten“. Die ersten rund eineinhalb Jahre von BILDblog hatte sich der Pressesprecher der „Bild“-Zeitung als für unsere Anfragen nicht zuständig erklärt, weil unsere Arbeit keine journalistische sei. Das scheint sich geändert zu haben. Antworten bekommen wir meist immer noch nicht.
Ach du Schande. wirres.net ist abgelaufen:
Vielleicht erklärt das auch dies:
(Und was sind eigentlich Internals? Will ich das auch?)
Sieger des in diesem Jahr erstmals ausgetragenen Neujahrs- Synchronsprech-Wettbewerbs wurden Guido Westerwelle und Guido Westerwelle.
(via Indiskretion Ehrensache)
Um noch einmal auf Patricia Dreyer zurückzukommen: „Spiegel Online“-Chef Mathias Müller von Blumencron hat gegenüber onlinejournalismus.de einige bemerkenswerte Sätze gesagt:
Warum kommt jemand aus einer aussichtsreichen Position bei der „Bild“-Zeitung zu deutlich schlechteren Konditionen zu uns? Frau Dreyer verlässt die „Bild“-Zeitung, weil sie eine andere Art von Journalismus will. Sie war damals ein Jahr bei dem Blatt, als sie diesen Anruf von dem Menschen entgegengenommen hat, der Kekilli in einem Video erkannt haben will. Sie war deshalb für einen Tag dem Thema zugeordnet und hat sich danach nicht mehr Frau Kekilli gewidmet. Für sie war diese Story ein Tiefpunkt.