Gestern im RBB-Fernsehen, das große Berliner Wahl-Duell zwischen Klaus Wowereit und Friedbert Pflüger, moderiert von Chefredakteurin Petra Lidschreiber.

Schon in der Vorstellung nannte sie den CDU-Kandidaten einmal „Fliedfriedberg Pflüger“, einmal „Pfiepferr Pflüger“, bevor sie versprach: „Das mit dem Versprechen hört gleich auf.“ (Pflüger revanchierte sich später damit, dass er sie „Lidschneider“ nannte.)
Wer die erste Frage bekomme, sei acht Minuten vor der Sendung ausgelost worden, erklärte Lidschreiber (vermutlich unmittelbar nachdem per Los auch das Moderationsrecht entschieden wurde zwischen ihr, dem Krug Wasser auf dem Tisch und einem alten Zwieback, den jemand vor der Sendung in der Maske gefunden hatte).
Lidschreiber: „Die erste Frage hat gewonnen: Friedbert Pflüger! Und sie lautet: Was schätzen Sie an Herrn Wowereit?“
Und so glücklich sah der Gewinner in diesem Moment aus:

Die Moderation des fast einstündigen Streitgesprächs bestand nun darin, dass Frau Lidschreiber jeden Ansatz einer konkreten Diskussion mit den Hinweis unterband, das Thema sei nun wirklich noch nicht / nicht mehr an der Reihe:
„…zur Wirtschaft würde ich gerne gleich kommen.“
„…na, das hatten wir ja schon!“
„… zu Karlsruhe kommen wir gleich!“
„Herr Wowereit, wir schaffen es sonst nicht.“
„Sie möchten. Sie möchen. Sie haben beide den Wählern…“
„Wir gucken nach vorne. Bitte. Wir gucken. Bitte. Wir gucken jetzt nach vorne!“
„Halten wir fest. Halten wir fest. Zum Abschluss an Sie beide, an sie beide…“
Und wenn beide doch einmal versehentlich über ein Thema streiten wollten, dass tatsächlich auch nach Frau Lidschreibers Plan an der Reihe war, unterbrach sie den Redner mit den Worten:
„Jetzt blenden wir erstmal das Zeitkonto ein für unsere Zuschauer, damit sie beide auch wissen, wo wir stehen.“
Inzwischen schaute Herr Pflüger so:

Dann wollte Lidschreiber ihn partout nichts mehr zum Thema Kitas sagen lassen:
Lidschreiber: Jetzt sind wir… Ihnen… Ihnen war die Innere Sicherheit sehr wichtig, Herr Pflüger…
Pflüger: Sie können nicht einfach ein Thema mit Herrn Wowereit besprechen!
Lidschreiber: …sonst können wir, wir können die Sendezeit nicht unterstreit-, nicht unter-, überschreiten. Sonst kommen wir leider nicht mehr zu diesem… zu diesem Thema.
Pflüger: Aber erstens redet er mindestens zwei Minuten länger als ich…
Lidschreiber: Ähm, Sekunde (schaut auf den Monitor)…
Pflüger: …und zweitens kann ich nicht ein Thema einfach so stehen lassen im Raum!
Lidschreiber: …Sie reden 15 Minuten 20 Sekunden, Herr Wowereit 16 Minuten und 45 Sekunden.
Pflüger: (entschlossen) Genau. Und deshalb werde ich jetzt eine Minute was zu den Kitas sagen.
Lidschreiber: Jetzt kommen wir bitte… jetzt kommen wir bitte… das überschneidet sich… das hat ne Schnittmenge! Vielleicht kriegen Sie’s ja noch im nächsten Block unter. Wir kommen zum wichtigen Thema Integration.
Pflüger: Dann werd ich’s gleich irgendwo unterbringen.
Sagte er trotzig und sah auch so aus:

Und doch: Er brachte seinen Satz über die Kitas noch im nächsten Block unter. Aber der Preis, den er dafür zahlte, war hoch.
Pflüger: Warum hat Herr Wowereit in den fünf Jahren, in denen er in dieser Stadt regiert hat, die Kita-Gebühren angehoben? Das glaubt ihm doch kein Mensch, dass er jetzt drei Wochen vor der Wahl sagt, jetzt machen wir alles gebührenfrei!
Lidschreiber: Herr Pflüger, er [Wowereit] hat’s uns in die Kamera versprochen! Wir können ihn alle daran messen in einem oder in fünf Jahren, sollte er Regierender Bürgermeister bleiben.
Sprach’s, beendete das Thema, und Pflüger war ein gebrochener Mann. Als sie kurz darauf noch sagte, Integration sei ja etwas „zweibeiniges“, wiederholte er brav: „In der Tat: Sie ist etwas zweibeiniges.“
Moderation auch? Oder darf nächstes Mal dann doch mit etwas Glück der Krug Wasser?
[Video der Sendung]