Nie mehr von .htaccess-Dateien träumen!

Ich glaube immer noch, dass Textpattern theoretisch die schönste Blog-Software überhaupt ist: so kühl und streng, logisch und reduziert, elegant und flexibel. Aber damit Textpattern auch praktisch die schönste Blog-Software wäre, müssten ungefähr zehnmal so viele Leute Textpattern nutzen. Die würden dann Dokumentationen schreiben und Anleitungen, sie würden Foren mit ihren Antworten füllen und viele praktische Plugins programmieren, und wenn man auf irgendein Problem stieße, würde man nach einer kurzen Suche im Internet die Antworten finden. So wie bei WordPress halt.

Trotz vieler netter, hilfsbereiter Experten hab ich’s nicht geschafft, meine Probleme mit Textpattern zu lösen. Und nachdem ich einmal nachts von .htaccess-Dateien, Kommentar-Einbau-Regeln und Kalender-Plugins geträumt habe, beschloss ich, dass ich eigentlich genug Sachen im Leben habe, mit denen ich meine Zeit verschwenden kann (Fernsehen zum Beispiel), und nicht auch noch Experte für exotische Web-Software werden muss.

Deshalb ist dies hier jetzt einfach ein schnödes WordPress-Blog. Die alten Kommentare zu importieren, ist mir leider nicht gelungen, und auch in den Einträgen und Artikeln ist noch nicht alles, wie es soll. Aber im Grunde scheint’s zu laufen.

Danke noch mal an die Textpattern-User, die mir freundlich und geduldig versucht haben zu helfen — womöglich war ich einfach zu doof für Textpattern.

Thure Riefenstein

„So“, sagt der Chef, als die Mitglieder der Vox-Hauptabteilung „Kochen III“ endlich zur Ruhe gekommen sind, „wen haben wir dann in der ersten Woche der Prominenten-Version unseres Erfolgsformates ‚Das perfekte Dinner‘ dabei?“ Ein junger Redakteur meldet sich und antwortet stolz: „Thure Riefenstein.“ — „Neinnein, ich meine in der ersten Woche mit Prominenten.“ – „Ja, äh, Thure Riefenstein.“ — „Ach, ihr macht das so mit sanftem Übergang? Mischt prominente und nichtprominente Kandidaten?“ — Der junge Redakteur rollt mit den Augen, sucht das Memo der PR-Abteilung und liest triumphierend: „Der Schauspieler hat schon jede Menge Theaterluft geschnuppert: Er spielte auf Bühnen in New York, Los Angeles, Hamburg und Berlin. Aber auch im Filmgeschäft hat er sich neben bekannten Schauspielgrößen in Deutschland und im Ausland einen Namen gemacht.“ Stille im Konferenzraum. „Was für einen Namen?“ — „Thure Riefenstein.“ Der Chef resigniert. „Okay, schreib auf für die Anmoderation: ‚Thure Riefenstein, Charakterdarsteller‘.“

Es gab Zeiten, da war Reiz von solchen Sendungen mit Prominenten, mal einen anderen, halbprivaten Blick auf Menschen werfen zu können, die uns seit vielen Jahren aus Funk und Fernsehen bekannt sind. Heute schaut man sich diese Promi-Specials gerne an, um Menschen kennenzulernen, von denen man noch nie in seinem Leben gehört hat.

Und Herr Riefenstein, in dessen Biographie auf seiner Homepage unter „Theater“ unter anderem „Schauspielhaus Hamburg“, „Berliner Ensemble“ und „New York City, USA“ stehen, hatte beschlossen, die Chance zu nutzen, sich einem Millionenpublikum bekannt zu machen. Eigentlich gehört zum Repertoire dieser Show zwar nur, einzukaufen, füreinander zu kochen und miteinander zu essen, und oft spürte man, daß Thure sich viel lieber in Maden gebadet, in Schlamm gewälzt und unter Killer-Emus gemischt hätte, aber, hey, um sich zum Affen zu machen, braucht man keinen Dschungel. Und so nutzte Thure die Wohn- und Esszimmer als Bühne und gab den aufgedrehten Alleinunterhalter (auch wenn Moderatorin Andrea Kiewel meinte, es sei wie beim Kindergeburtstag: Thore wird drei). Aber gelohnt hat sich seine lustige Verkleidung als Pirat mit Augenklappe, Kopftuch, Make-Up und zerrissenen Hosen schon für den Augenblick, als seine Gäste ihn das erste Mal so sahen und versuchten, ihn zu begrüßen, ohne prustend zusammenzubrechen.

Als sie wieder weg waren, formulierte er als vorsichtiges Fazit: „Ich glaube, wenn die anderen so drüber nachdenken, könnte es schon sein, daß sie sagen, im Nachhinein: Irgendwie paßt das schon zu Thure. Weil: Irgendwie war das ein Thure-Abend. Vielleicht, ähm, das war ein Thure-Abend.“ Immer wieder schön zu sehen, wenn Menschen es schaffen, trotz ihrer Berühmtheit auf dem Teppich zu bleiben.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Baustelle

Schade ist ja, dass durch den Siegeszug der Blogs die typischen Homepage-Baustellenschilder weitgehend verschwunden sind.

Hier gehört jedenfalls eins hin, denn ich bau gerade um. Also vielleicht lieber morgen nochmal wiederkommen, wenn’s hoffentlich nicht mehr an ganz so vielen Stellen hakt.

Super Frauen Super Geschichten

Frauen sind toll. Die hier rechts kann gleichzeitig telefonieren, in ihr Laptop tippen, im Organizer blättern und ihre Rückhand perfektionieren — jedenfalls sobald ihr jemand verraten hat, an welchem Ende man den Tennisschläger festhält.

Und diese hier links hat entweder gerade eigenhändig ihre Schlangenhandtasche erwürgt oder kann aus Nylonstrumpfhosen aufblasbare Tierchen basteln.

Und dabei riechen beide auch noch gut!

Das sind nämlich die Rexona-Frauen, und wenn die sich gegenseitig erzählen, wie sie die heiklen Situationen bewältigt haben, in denen der neue „Extra-Schutz“ von Rexona „genau dann freigesetzt wird, wenn frau im Alltagsstrudel doch mal ins Schwitzen kommt“, dann sieht das so aus:

„Super Frauen“ können ihre „Super Geschichten“, wie sie „spontan und mit Leichtigkeit“ alltägliche Krisen meistern, ab sofort an Rexona schicken, und wenn ich das Logo richtig verstehe, macht Rexona dann einen Haken dran.

Halt, nein: stellt sie auf eine „Plattform“. Eine „Anne“ erzählt dort bereits jetzt die Geschichte, wie sie sich seit sechs Wochen nicht traut, einen Mann anzusprechen, den sie jeden Morgen in der Bahn sieht. (An der spontanen Leichtigkeit arbeitet sie offenbar noch.)

Aus den 15 originellsten Erlebnissen wird die „erfolgreiche Schriftstellerin“ Alexa Hennig von Lange „komplette Kurzgeschichten“ machen, die dann als Buch veröffentlicht werden. Und wenn wir Glück haben, ist eine davon die Geschichte, wie eine junge Schriftstellerin es einmal geschafft hat, sich mit Leichtigkeit aus einer finanziellen Krise herauszumanövrieren.

Falsch verbunden

Leute, die sich so darüber aufregen können, dass ihnen jemand eine einzige kurze Mail schreibt und einmal mit der Sekretärin telefoniert, müssen ein sehr glückliches, behütetes Leben führen.

Oder wirklich furchtbar auf Streit aus sein. Okay, der Mann lebt davon.

Und, komisch: Als ix schriftlich in die Runde fragte, wer außer ihm schon „Cold Calls“ von Dr. Frank Huber bekommen habe, kam ich auch kurz auf den abwegigen Gedanken, er wolle damit sagen, dass er einen „Cold Call“ von Dr. Frank Huber bekommen habe.

(Bis eben hatte ich das Wort „Cold Call“ auch noch nie gehört. Aber sobald ich eine Sekretärin habe, werde ich ihr erklären, was es bedeutet, damit sie nicht vergisst, sich und mich rechtzeitig aufzuregen.)

[Nachtrag und Merkzettel für mich selbst: Nicht mehr über sowas bloggen. Ignoriiiieren. Aber, Himmel, diese Aggressivität macht mich aggressiv.]

Trau, Blogschau, wem

Hui, meine neue Lieblingszeitung, die „Business News“, hat ähnlich wie ihr Vorgänger „News“ auch eine „Blogschau“. Gestaltet wird sie von jemandem, der sich zwar nicht mit der deutschen Sprache auskennt, dafür aber auch nicht mit dem Internet.

Da „fängt“ der Verteidigungsminister eine „Schelte“, die ihm offenbar jemand zugeworfen hat. Da wird aus einem „politik-blog.de“ zitiert, das es gar nicht gibt, das Zitat stammt jedenfalls aus einem der konzerneigenen „germanblogs“. Und da wird über die gespaltene Meinung berichtet, die im „Blog der Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ herrscht — es handelt sich dann aber doch nur um die Kommentare unter einem Artikel.

Zieht man alle Foren, traditionellen Medien und nicht existenten Blogs ab, bleibt ein einziger Eintrag eines einzigen Blogs übrig, aus dem sich diese „Blogschau“ speist. Süß.

Das Fazit, das der Blogschauer in seiner Analyse zieht, lautet:

Die Frage, ob deutsche Truppen in den Libanon entsendet werden sollten, taucht schnell wieder auf wenn sich die Frage stellt, wie die Bundeswehr so ein Projekt stemmen soll.

Und ich dachte, es wäre umgekehrt.

theirBlog

E-Mail von mir an Nico Wilfer, Gründer myblog.de, 11. August 2006:

Lieber Nico,

ich werde Dir keine weiteren Auflistungen von Morddrohungen, Hasstiraden, Gewaltforderungen, schwulen- und ausländerfeindlichen Kommentaren von „Politically Incorrect“ mehr schicken [ein kleiner Ausschnitt davon steht hier]. Ich hatte Dir auf Deinen Wunsch hin solche Listen geschickt, damit Du prüfen kannst, ob etwas davon Euren AGBs widerspricht. (Das war ja, zur Erinnerung, meine ursprüngliche Anfrage: Ich wollte wissen, wie Ihr auf diese Verstöße gegen die AGBs durch „PI“ reagiert. Mein Ziel war und ist es nicht, „PI“ schließen zu lassen. Ich wollte wissen, wie Ihr als Bloghoster dazu steht.)

Ich hatte angenommen, dass Du anhand der Dutzenden Fundstellen zu einem Urteil kommst und mir entweder mitteilst, warum „PI“ den Regeln von myblog entspricht (und innerhalb der zulässigen Grenzen der Meinungsfreiheit agiert), oder wie Ihr damit umgeht, dass „PI“ diesen Regeln nicht entspricht. Stattdessen hast Du offenbar die Listen an „PI“ weitergeleitet, und „PI“ hat, soweit ich das sehen konnte, genau die Stellen, die ich mit einigen anderen zusammengetragen habe, inzwischen gelöscht — nachdem die Hasstiraden dort vorher teilweise ein Jahr lang unkommentiert, unmoderiert und unwidersprochen standen. Es ist ja auch nicht so, dass es sich da um einzelne Kommentare handelt, die vielleicht versehentlich nicht moderiert wurden. Viele der besonders hetzerischen Kommentare kommen von Leuten, die regelmäßig bei „PI“ kommentieren und von „PI“ auch immer wieder als Zuträger für eigene Einträge genannt werden. „PI“ ist ihr Forum.

In der Zwischenzeit sind natürlich neue Kommentare bei „PI“ hinzugekommen. Ein „Thatcher“ schrieb gestern abend auf die Moslems bezogen: „Natürlich wird getötet werden müssen.“ Ein „Tuotrams“ stimmte zu: „Meine Rede, im Zweifel muss man eben alle umbringen. “ Diese Kommentare standen auch heute morgen noch da. Ich habe Dir daraufhin eine Mail geschrieben mit diesen Fundstellen und Dich gefragt, was Du noch brauchst, um zu einem Urteil über den Charakter von „PI“ zu kommen. Du hast diese Fundstellen daraufhin wieder an „PI“ weitergeleitet. Jetzt sind die beiden Kommentare mit den Massenmordfantasien verschwunden.

Natürlich könnten wir diese Spiel endlos weiterspielen. Ich würde dadurch sowas wie der Aufpasser, dass bei „PI“ nur Kommentare stehen, die nur fast menschenverachtend, fast diskriminierend und fast rassistisch sind, aber nicht so menschenverachtend, diskriminierend und rassistisch, dass sie Maßnahmen fürchten müssen. Das ist nicht meine Rolle.

„PI“ ist meiner Meinung nach ein Forum für diffamierende, verleumderische, beleidigende, bedrohende, volksverhetzende und rassistische Inhalte. Meine beiden Fragen an Dich lauten: Sieht myblog das anders? Und: Wie reagiert myblog darauf?

E-Mail-Antwort von Nico Wilfer, 14. August 2006:

Wir wollen unsere Mitglieder nicht für die Beiträge der Kommentierenden bestrafen, sofern die Mitglieder selbst dafür Sorge tragen, dass eindeutig rechtswidrige Kommentare zeitnah entfernt werden. Im konkreten Fall haben wir den Blogger ausdrücklich ermahnt, dies künftig stärker zu berücksichtigen. Wir sehen gemäß unseren internen Regeln derzeit keinen Anlaß, das Blog zum jetzigen Zeitpunkt und auf Basis der Liste zu schließen. Eine Regelung, inwiefern Blogs, die mit rechtswidrigen Inhalten aufgefallen sind, zukünftig in der Liste „Meistgelesene Weblogs“ auftauchen dürfen, treffen wir noch. myblog.de wird als größte Blog-Community Deutschlands diese Woche auf über 300.000 Blogs kommen, bei denen es nicht unsere Aufgabe sein kann, vorschnell zu zensieren, insbesondere ohne dass von staatlicher Seite überhaupt ein Rechtsverstoß eines Mitglieds festgestellt worden ist. Unsere darüberhinausgehenden Regeln haben wir ja bereits beschrieben.

Tja. Meine Fragen hat er nicht beantwortet. Aber natürlich ist das eine Antwort.

Mein Eindruck ist, dass Nico Wilfer in den vergangenen Tagen versuchte, „PI“ das Leben gerade so schwer zu machen, dass die von alleine gehen, ohne dass er selbst in irgendeiner Form öffentlich Position beziehen muss. Das ist beiden Seiten gegenüber feige, aber womöglich taktisch klug für jemanden, dessen Geschäft darin besteht, eine möglichst große „Blog-Community“ aufzubauen. Aber vielleicht muss man diese kleine PR-Formulierung, die sich in seine E-Mail geschoben hat, ernst nehmen. Vielleicht muss sich einfach jeder myblog.de-Blogger fragen, ob eine „Community“, in der Rassismus und Diskrimierung erst beginnen, wenn sie „von staatlicher Seite“ festgestellt wurden, eine Gemeinschaft ist, zu der er gehören will.

Ich weiß, das ist kein befriedigendes Ende dieser Geschichte. Aber ich wüsste auch nicht, wie ein befriedigendes Ende aussehen sollte.

Na, wumm

Für die Homepage von Sabine Christiansen gibt es anscheinend einen professionellen Promiversteher und -übersetzer, und vorige Woche, nachdem „Starfriseur“ und „Genussraucher“ Gerhard Meir da war, hat er Überstunden gemacht.

Da steht als „Zitat aus der Sendung“:

„Sie sind doch ständig einer gewissen Gesundheitsgefährdung ausgesetzt, denken sie an Feinstaub oder was machen sie, wenn sie in einem Hotelzimmer wohnen, wo zwei Jahre vorher Helmut Schmidt genächtigt hat?“

Gesagt hatte Meir:

„Aber was machen Sie heute, wenn Sie sagen, der Feinstaub XY hängt in einem Vorhang? Was machen Sie zwei Jahre vorher …? Helmut Schmidt, der in einem Hotel genächtigt hat, der raucht ohne Ende, was macht der nicht? Ist der Gesundheitsgefährdung ausgesetzt?“

Und weil‘s so schön ist, hier noch Meirs unredigierte Antwort auf die Frage, ob er es nicht akzeptieren würde, wenn bei uns in Gaststätten nicht mehr geraucht wird:

„Ich find‘ das faszinierend, dass ich vor zwei Tagen in Paris war und auf einem wahnsinns-schönen, offiziellen, großen Lokal, das ein oder zwei Sterne besitzt, außen dekoriert als „Nichtraucher“. Und ich muss sagen, diese hundertzwanzig Gäste — ich glaube, jeder zweite hat geraucht, die scher‘n sich einfach … Ich glaub, man muss das anders sehen, man muss es ein bisschen lockerer, auch in Italien. Wenn wir es in Deutschland ein bisserl zu forcieren, da kommt die Miliz, da wird dann a bisserl denunziert: Der raucht und so weiter. In den umliegenden Ländern wird das a bisserl mit Nonchalance behandelt das Ganze, und zwar intellektuell behandelt das Ganze. Es wird nicht: Ich rauche bla-bla-bla. Sondern es wird einfach ‚ne ganz normale Sortierung gemacht. Da werden drei Tische draußen … Das passiert bei uns halt nicht. Wenn beim Oktoberfest nächstes Jahr abermillionen Besucher … was machen die in den riesen Zelten, wenns draußen regnet? Also was machen die? Trinken‘s Bier, dann heißt es: Der Alkoholkonsum steigt. Na, wumm: Sind besoffen, und dann heißts: Die Holländer drehen durch oder was. Das ist doch eine Diskrepanz.“