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Freaks

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Quote ist alles. Wie sich RTL immer mehr zum Freaksender entwickelt.

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Es gab eine Zeit, da machte Tine Wittler den Menschen ihre Wohnungen schön. Sie ließ die Wände streichen, brachte Möbel und bunte Vorhänge mit, stellte Schränke um und arrangierte neue Kissen und alte Fotos. Gut sechs Jahre ist das erst her, dass „Einsatz in vier Wänden“ so begann. Dann wechselte die Show ins Abendprogramm von RTL und übernahm in einer Sendestunde die Renovierung eines ganzen Hauses. Und wenn sie heute in Doppelfolgen „das Messiehaus“ oder „den Schrotthof“ rettet, dann sind nicht nur die Gebäude Härtefälle.

Im „Horrorhaus“, einem „Haus, das einem das Blut in den Adern gefrieren lässt“, wie der Sprecher erklärt, lebt eine traumatisiert wirkende Familie zwischen Kot und Ungeziefer. Und mit Onkel Helfried, einem „arbeitslosen Klauenschneider“, der sammelsüchtig ist. Knochen, Geweihe, Felle und Tierschädel schleppt er ins Haus. Der Mann scheint, zumindest in der Inszenierung von RTL, schwer gestört. Als Tine Wittler die Familie am Ende durch ihr neues Haus führt, einen bizarr deplaziert wirkenden Möbelhaustraum, und er wie ein Alm-Öhi Beleidigungen vor sich hinbrummelt, rastet die „Wohnexpertin“ aus, beschimpft ihn als „Stinkstiefel“ und lässt die abrupte versöhnliche Umarmung durch den schmuddeligen Mann über sich ergehen, als könnte er sie jeden Moment erwürgen.

Aus der Einrichtungssendung ist eine Freakshow geworden. Und aus RTL ein Freaksender.

In diesen Wochen deklassiert RTL die Konkurrenz wie seit Jahren nicht. Die steigenden Quoten gehen fast ausschließlich auf das Konto einer konsequenten Freakisierung: das Ausstellen seltsamer, beschränkter, verrückter, wahnsinniger Menschen.

RTL widerspricht dem natürlich, verweist auf sein vielfältiges Sendeangebot, auf Qualitätsserien wie „Dr. House“ und Prestigeprojekte wie den Zweiteiler über die Hindenburg-Katastrophe, der gerade in Köln gedreht wird. Aber es sind nicht „Dr. House“ oder „Wer wird Millionär“, die gerade alle Rekorde brechen. Es sind alle Formen von Freakshows.

An manchen Montagen sehen achteinhalb Millionen Leute zu, wie sich von RTL gecastete Bauern lächerlich machen (oder von RTL lächerlich gemacht werden). Die Dokusoap lebt davon, dass ein erheblicher Teil des Personals bizarr vertrottelt wirkende Menschen sind, und wenn einer nicht so gut singen kann, stellt der Sender ihn auf eine große Bühne, damit es auch jedem auffällt. „Schwiegermuttertochter gesucht“ funktioniert nach demselben Prinzip, gerne auch mit erwachsenen Männern, die sich noch mit ihren Müttern ein Bett teilen, und Teilnehmern, bei denen man sich bei der schlimmen Frage ertappt, ob sie nicht ins Heim gehören statt ins Fernsehen.

Auch der Erfolg von „Das Supertalent“ basiert nicht zuletzt darauf, dass es in Teilen keine Talent-, sondern eine Freakshow ist. Hilflos zurechtgemachte Menschen, die mindestens an einer grotesken Fehleinschätzung ihrer eigenen Fähigkeiten leiden, unterhalten durch ihr Scheitern auf großer Bühne das Publikum. Den Leuten im Saal hat die Produktionsfirma sogar eine angemessene Reaktion beigebracht: Sie drehen sich mit dem Rücken zu den Freaks auf der Bühne und machen unter Buh-Rufen eine Daumen-runter-Geste. Irgendwie sinnbildlich schaffte es „Mr. Methan“ ins Halbfinale, eine grün maskierte Witzfigur, die schon 1996 bei RTL zur Musik furzte, und pupste Moderator Daniel Hartwich einen mit Konfetti gefüllten Luftballon mit einem Pfeil vom Kopf.

Den Nachmittag hat RTL ganz zum Menschenzoo umgebaut. Hier bekommen weiße Ehepaare schwarze Babys, verprügeln fast cartoonhafte Furien ihre Männer, werden Mütter Kriminellen hörig. Wer von diesen Leuten wirklich verrückt ist und wer die Verrückten nur spielt, ist Publikum und Sender offensichtlich egal, in vielen Fällen scheinen einfach Bekloppte Bekloppte zu spielen. Die „Scripted Reality“ genannten Formate wie „Verdachtsfälle“ und „Familien im Brennpunkt“ sind dabei gleich doppelte Freakshows: Das unglaubliche Geschehen ist so unglaublich schlecht gespielt, dass sich der Gruselkitzel noch verstärkt.

Die Zuschauerzahlen sind gigantisch, die Programme billig und niedrigstwertig. Die Shows verlangen immer extremere, abwegigere Charaktere und Geschichten – und abgesehen davon ist dem Publikum alles egal, vor allem, was davon fiktional ist und was real. Ein Verantwortlicher, der sich der Frage nach notwendigen Grenzen stellt, nicht nur im Sinne einer gesellschaftlichen Verantwortung, sondern auch des Profils eines Senders, ist nicht zu erkennen.

Wie wenig sich RTL auf eine ernsthafte Diskussion einlässt über das, was das Fernsehen mit den Zuschauern und seinen Protagonisten macht, hat der Fall „Erwachsen auf Probe“ in diesem Jahr gezeigt. Das Experiment mit Jugendlichen als Eltern hatte dann zwar schlechte Quoten. Aber vielleicht waren die Freaks und die Konstellation auch einfach nur nicht krass genug.

Das Mysterium der heimlichen Qualitätsserien-Nachtversendungen

Eines müsse ich ihm glauben, sagt Christian Körner, der Pressesprecher von RTL: „Wir wollen, dass unsere Programme auch von Zuschauern gesehen werden.“

Klingt nach einer Selbstverständlichkeit. Ist es aber nicht. RTL hat sich zum Beispiel gerade richtig viel Mühe gegeben, die letzte Folge der Erstausstrahlung von „Der Lehrer“ vor dem Publikum zu verstecken. Und schaffte es, dass sie nicht, wie die anderen, von gut zwei Millionen Leuten gesehen wird, sondern nur von ein paaar Hunderttausend.

Und das ging so:

Der Sender hat von der Schul-Comedyserie neun Folgen produzieren lassen. Die lagen dann erst ein paar Jahre rum, bis sich RTL im Sommer dazu durchrang, sie in Doppelfolgen schnell wegzusenden. Bei neun Teilen stellen Doppelfolgen die Programmplanung eines Senders allerdings vor gewisse Herausforderungen. Sicher, man hätte einfach zum Schluss drei Folgen senden können – aber dann hätten die Leute vom RTL-Mischmagazin „Extra“ im Anschluss womöglich nicht genügend Zeit für ihre beliebten Verbrauchertests gehabt. Man hätte die letzte Folge im Doppelpack mit etwas anderem zeigen können, aber mit was? Und man hätte die neunte Folge als erste einer zweiten Staffel zeigen können, aber dazu müsste es eine zweite Staffel geben, und das kann man wohl ausschließen. Also zeigte RTL nur die Folgen 1 bis 5 und 7 bis 9 und hoffe, dass niemandem auffiel, dass da was fehlte.

Um dann, ohne jede Ankündigung, am 25. November doch noch die sechste Folge nachzureichen. Morgens um 4.20 Uhr. Und wer das verpasst hatte und unter Schlafstörungen litt, entdeckte vielleicht zufällig die Wiederholung: zwei Tage später, am Freitagmorgen um 4.30 Uhr.

Warum die Geheimniskrämerei? Christian Körner sagt, bei so kurzfristigen Programmänderungen sei es ja ohnehin zu spät, noch die Zeitungen und Zeitschriften rechtzeitig zu informieren. Warum aber auch auf den Programmtafeln im RTL-Teletext anstelle nicht „Der Lehrer“, sondern „Staatsanwalt Posch ermittelt“ angekündigt war, kann er nicht sagen. Und eine Antwort auf die Frage, warum RTL überhaupt ganz plötzlich einfällt, kurzfristig noch eine verwaiste Serienfolge ausstrahlen zu müssen, findet Körner auch nach längerer Recherche nicht. Man hört ihm aber eine gewisse Amüsiertheit an, dass man sich überhaupt für das Programm zu einer Zeit interessiert, wo eh keiner guckt.

Aber genau das ist es ja. RTL versendet gerade auch die komplette letzte Staffel der erfolgreichen und vielgelobten Serie „Mein Leben & ich“ zu einer Zeit, wo eh keiner guckt. Auch diese Comedy hing zunächst ein paar Jahre im Keller ab, bis der Sender vor einigen Wochen plötzlich und unangekündigt damit begann, sie in der Nacht von Freitag auf Samstag und im Morgengrauen am Sonntag zu verstecken – gerne in Doppelfolgen, in der jeweils zuerst die zweite Folge läuft und dann die erste.

Eine halbwegs plausible Antwort, warum RTL so mit in jeder Hinsicht hochwertigen Programmen umgeht, ist vom Sender nicht zu bekommen. Auch die Freunde aktueller Primetime-Serien müssen sich von RTL einiges zumuten lassen: Die Handlung von „Dr. House“ wird immer wieder durch lange Wiederholungsblöcke unterbrochen. Bei „C.S.I.“ hat es der Sender geschafft, die wöchentliche Ausstrahlung gerade dann einmal aussetzen zu lassen, als es eine dramatische Doppelfolge gab. Stattdessen lief auf dem Sendeplatz der Pilotfilm zur Neuauflage von „Knight Rider“ – einer Serie, die aber erst eine Woche später begann. Es ist ein einziges Rätsel und Trauerspiel.

Wenn RTL wenigens konsequent wäre und die Nachtstrecke konsequent für die verbliebenen sehenswerten Programme verwenden würde – man könnte sich drauf einlassen und auf Verdacht den Rekorder programmieren. Neben versprengten Serienresten und der schönen Abschlussstaffel von „Mein Leben & ich“ hätte man so Ende November (natürlich ebenfalls unangekündigt) schön noch einmal „Doctor’s Diary“ sehen können, jeweils gegen 2 oder 3 Uhr. Und Vox ahmt es dem großen Bruder nach und hat in den vergangenen Tagen einfach mehrere bislang ausgelassene Folgen der amerikanischen Krimiserie „The Closer“ ausgestrahlt, eine am Montag, zwei im Doppelpack am Mittwoch, eine am Dienstag, aber immer gegen drei Uhr morgens.

Offenbar hat es buchhalterische und lizenzrechtliche Gründe, Dinge kurz vor Jahresende noch wegzusenden. Aber welchen Sinn hat es, das so zu tun, dass möglichst niemand die Schätze entdeckt, unangekündigt, im Morgengrauen, wild durcheinander? Von RTL gibt es darauf keine Antwort. Irgendwelche Vorschläge?

Mein Leben & ich

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Es gibt sie noch, die Überraschungen im deutschen Fernsehen.

In der Nacht auf Samstag zeigte RTL ab 1.52 Uhr unerwartet zwei Folgen der bislang ungesendeten letzten Staffel der schönsten Comedyserie, die der Sender je produziert hat: „Mein Leben & ich“ mit Wolke Hegenbarth. Angekündigt war für diese Zeit die bizarre Fake-Dokureihe „Verdachtsfälle“, und aus dem offiziellen Programmdienst von RTL im Internet geht bis jetzt noch nicht hervor, dass etwas anderes kam. Nur in den Videotext waren (versehentlich, muss man vermuten) Hinweise durchgesickert, und tatsächlich liefen dann die 62. und 63. Folge von „Mein Leben & ich“ (in umgekehrter Reihenfolge natürlich). Weitere neue Folgen könnten in den nächsten Wochen zu sehen sein, teilweise hat RTL sogar schon Termine veröffentlicht (Samstag, 1.55 Uhr, Sonntag, 6.25 Uhr, Mittwoch, 2.20 Uhr), sicher ist nichts.

Selbst für einen Sender wie RTL, der viel Erfahrung damit hat, treue Serienfans zu ärgern, ist der Umgang mit „Mein Leben & ich“ spektakulär. Drei Jahre lang lag die sechste Staffel fertig produziert im Schrank. Den Erfolg der Serie, die bei Kritikern und Publikum angekommen war, beendete der Sender, als er die originelle Idee hatte, die fünfte Staffel im Fußballsommer 2006 erst nur halb zu zeigen, aber teilweise parallel zu den WM-Spielen. Als die Geschichte ein halbes Jahr später weiterging, war das Zuschauerinteresse nur noch durchschnittlich.

Ein Sendersprecher erklärte, für eine Ausstrahlung am Hauptabend fehlten dazu passende Sendungen — was völliger Unsinn ist: In diesem Sommer hat RTL etwa am Montagabend erfolgreich Sitcoms gezeigt hat, darunter die Serie „Der Lehrer“, die vorher zwei Jahre im Sendekeller abhängen durfte und die RTL im Doppelpack wegsendete (was bei neun Folgen nicht aufgeht, RTL aber egal war: Die letzte Folge blieb halt ungesendet oder lief, wer weiß es, in Fünf-Minuten-Schnipseln rückwärts zwischen den Sex-Hotline-Spots in der Nacht).

Sie müssen sie wirklich hassen, bei RTL, die letzten Zuschauer, die noch ein paar Restansprüche an ihr Programm haben.

Bürger fragen, Steinmeier fragt zurück


Foto: RTL

Ich war heute Nachmittag bei der Aufzeichnung der RTL-Bürgersprechstunde mit Frank-Walter Steinmeier und habe mich davon noch nicht wieder erholt. Zum Glück waren wir Presseleute (überwiegend bemitleidenswerte Agenturkollegen, nehme ich an) in einem abgedunkelten Nebenraum untergebracht, so dass ich während der Sendung meinen Kopf in den Händen vergraben konnte, was nicht nur half, das Elend nicht mitansehen zu müssen, sondern auch verhinderte, dass er mit einem lauten TOCK auf die Tischplatte knallte.

Hintergrund und Thema des ersten Fragers hätte Steinmeier mühelos vorher erraten können: Es war ein Mitarbeiter von Hertie, der nun, nachdem die letzten Kaufhäuser geschlossen wurden, arbeitslos wird und wissen wollte, warum die Bundesregierung für seinen Arbeitgeber nicht gekämpft habe wie für Opel und Arcandor. Steinmeier beantwortete die Frage nicht. Stattdessen stellte er fest, dass so eine Insolvenz und Arbeitslosigkeit ja eine Zäsur sei. „Ich selbst komme an vielen Kaufhäusern von Hertie vorbei“, sagt er, „in denen es jetzt dunkel sein wird.“ Er bescheinigte dem Mann, dass er als langjähriger Verkäufer sicher „gut und freundlich mit Kunden umgehen“ könne, was ja eine schöne Qualifikation sei, und Leute mit Erfahrung würden ja immer gebraucht. „Rücken Sie den Mitarbeitern von der Arbeitsagentur richtig auf die Pelle; sagen Sie denen, ich kann was, ich will was, ich will arbeiten, so schnell wie möglich, und ich bin mir sicher, da geht auch noch was“, fügte er hinzu und riet dem Mann: „Nicht den Kopf hängen lassen, immer wieder nach vorne schauen!“

Anstatt die schlichte Frage zu beantworten, versuchte sich Steinmeier an einer Instant-Lebensanalyse des Hertie-Mannes. Er fragte ihn, ob er verheiratet sei und Familie habe („Wenn man Kinder hat, ist die Verantwortung noch größer“), erkundigte sich nach seiner „Belastungssituation“ („Belastungssituation?“, fragte der Verkäufer verständnislos zurück), wollte wissen, welches Finanzierungsinstitut für seinen Hauskredit zuständig sei. Ich bin mir fast sicher, dass er sich noch nach Haustieren, Sternzeichen, vererbbaren Krankheiten in der Familie und der Farbe des Läufers im Flur erkundigt hätte, wenn die Moderatoren nicht das Thema gewechselt hätten.

Als nächstes kam eine Frau an die Reihe, die nach irgendeinem geisteswissenschaftlichen Studium gerne in die PR gegangen wäre, aber nicht aus der endlosen Schleife von Praktika herauskommt. Sie wollte von Steinmeier wissen, wie er die versprochenen 500.000 Arbeitsplätze in der Kreativindustrie schaffen wollte. Aber irgendein schlechter Berater muss dem Kanzlerkandidaten eingeimpft haben, dass es in dieser Show darum gehe, sich um Einzelschicksale zu kümmern — dabei wären die Betroffenen schon glücklich gewesen, wenn Steinmeier einfach nur ihre Fragen beantwortet hätte. Mit vereinten Kräften mussten die Moderatoren und die Frau selbst Steinmeier davon abbringen, darauf zu bestehen, dass sie einen Bewerbungsaufruf in die Kamera spricht, um so einen Arbeitgeber zu finden. (Die 500.000 Arbeitsplätze in der Kreativindustrie entstehen übrigens, wenn ich es richtig verstanden habe, durch ein verbessertes Urheberrecht und höhere Rentenansprüche für Künstler.)

Ein „Internet-Frager“, wie RTL das nannte, stellte Steinmeier die berechtigte Frage, ob er keine Angst habe, dass sein Versprechen von den vier Millionen Arbeitsplätzen ins Buch der Geschichte eingehen werde — gleich neben die „blühenden Landschaften“ von Helmut Kohl. Steinmeier antwortete, man könne sowas natürlich immer karikieren, aber: „Ich finde, wir müssen uns selbst ein bisschen ernst nehmen.“ Ja, wenn es schon kein anderer tut.

Wenn die Moderatoren Maria Gresz und Peter Kloeppel versuchten, Steinmeiers Monologe zu unterbrechen und ihn mit konkreten Fragen konfrontierten, redete der Außenminister einfach weiter, was im Fernsehen nicht so richtig gut wirkt. In der Nicht-Antwort auf die Frage eines Unternehmers, warum die Regierung den Mittelstand nicht so fördere wie die Großunternehmen, brachte Steinmeier die Formulierung unter: „Wenn Sie meine Rede gehört haben, die ich hier kürzlich bei der Karl-Schiller-Stiftung gehalten habe…“

Vermeintliche Erfolge verkaufte Steinmeier mit der Formulierung: „Auch das ham wir einigermaßen hingekriegt.“ Ansonsten sprach er sich entschieden dafür aus, gute Dinge zu erreichen: Altenhelferinnen besser behandeln, Verantwortung für die Soldaten in Afghanistan übernehmen, was für die Bildung tun.

Ich kann mich nur an einen einzigen Grund erinnern, den er nannte, warum man ausgerechnet seine Partei wählen sollte: Weil die Union Steuersenkungen verspricht, die sie eh nicht umsetzen kann. Wirtschaftsminister Guttenberg wolle sogar die Mehrwertsteuer erhöhen, warnte Steinmeier. Irgendwie glaube ich nicht, dass es viele Menschen gibt, die dumm genug sind, noch einmal die SPD zu wählen, weil sie verspricht, die Mehrwertsteuer nicht zu erhöhen.

Können wir nicht folgenden Deal machen? Wir einigen uns darauf, dass Union und FDP die Wahl gewinnen und lassen dafür die noch ausstehenden sechs Wochen Wahlkampfelend ausfallen. Irgendwie habe ich nach dem heutigen Nachmittag das Gefühl, dass sogar Frank-Walter „Wahlkampf macht Spaß“ Steinmeier dafür zu gewinnen wäre.

Ich würde schätzen, dass die Sendung heute Abend noch schlechtere Zuschauerzahlen hat als die erste Ausgabe mit Angela Merkel. Dass RTL diese Wahlkampfshows trotzdem macht, liegt vermutlich an einem Restgefühl von gesellschaftlicher Verantwortung als großer Fernsehsender. Das ist theoretisch lobenswert, führt aber praktisch in die Irre. Jede weitere Sendung wie diese erhöht die Politikverdrossenheit und schadet der Demokratie.

Nachtrag, 17. August. Die Quote war tatsächlich katastrophal.

Christiane Ruff

Es könnte sein, dass sich dieser Text gleich ein bisschen zu sehr wie ein Nachruf lesen wird, aber keine Sorge: Christiane Ruff lebt. Sie verabschiedet sich nur in der kommenden Woche aus dem Fernsehgeschäft. Das ist allerdings besonders schade. Nicht nur, weil die Geschäftsführerin der Produktionsfirma Sony Pictures (früher: Columbia Tristar) mit ihrer lauten, undiplomatischen, leidenschaftlichen Art einer Frau aus dem Ruhrgebiet so ein sympathischer Fremdkörper in der Branche war. Sondern auch, weil sie uns das Genre der deutschen Sitcom schenkte.

Dabei waren die Anfänge gruselig: Als RTL-Unterhaltungsredakteurin war sie zu Beginn der neunziger Jahre mitverantwortlich für die Idee, amerikanische Erfolgsserien wie „Eine schrecklich nette Familie“ einfach wörtlich ins Deutsche zu übersetzen und unter Titeln wie „Hilfe, meine Familie spinnt“ nachspielen zu lassen. Aber der Sender ließ sie weiter probieren, und irgendwann schien sie als Produzentin eine Formel gefunden zu haben für warmherzige und lustige Sitcoms, die ihre Protagonisten ernst nahmen und vom Publikum und von der Kritik geliebt wurden: „Nikola“, „Ritas Welt“, „Mein Leben und ich“. (Wenn man die Kritik weglässt, zählen noch „Die Camper“ und „Alles Atze“ dazu.)

Es war sehr ansehnliches, wiederholbares, kommerziell höchst erfolgreiches Unterhaltungsfernsehen, und nichts sprach dafür, dass dieses Genre – mit all seinen mehr und weniger gelungenen Nachahmern – je wieder verschwinden würde. Tat es aber. Nachdem der jüngste Versuch, „Der kleine Mann“ mit Bjarne Mädel auf Pro Sieben, gerade auf sensationelles Zuschauerdesinteresse stieß, kann selbst ein sehr ungeschickter Sägewerksarbeiter die Zahl der erfolgreichen deutschen Comedyserien an einer Hand abzählen.

Bei RTL glaubt man nicht einmal an seine eigenen Auftragsproduktionen: Die von Sony produzierte Schulcomedy „Der Lehrer“, die der Sender schon im Mai 2007 vorgestellt hat und die 2008 für die „Goldene Rose“ nominiert wurde, wird erst jetzt im Spätsommer, fast widerwillig, ins Programm genommen und schnell in Doppelfolgen versendet. Was man in Zukunft von RTL an fiktionalen Serienproduktionen erwarten darf, zeigt die Tatsache, dass der Sender die entsprechenden Mitarbeiter gerade entlässt und die Abteilungen de facto auflöst.

Die großen Erfolge von Sony liegen nun auch schon einige Jahre zurück, die Versuche mit Dramaserien waren ambitioniert, aber vergleichsweise erfolglos, stattdessen funktionierte Schrott wie das Versteckte-Kamera-Fake „Böse Mädchen“, und die Spielräume werden in Zukunft eher schrumpfen. Besser wird’s nicht, sagt Christiane Ruff und geht. Sie wird dem Fernsehen fehlen, auch wenn das Fernsehen das nicht merkt.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

So einfach ist das

Und das hier ist das Niveau, auf dem sich RTL in seiner „Verantwortung als führender Programmveranstalter“ der Diskussion um die Reality-Show „Erwachsen auf Probe“ stellt:

„Tamara und Basti wollen ein Kind. Jetzt sind sie nur dummerweise selbst noch welche. Und noch dümmererweise sind die beiden mit ihrer Idee überhaupt nicht alleine. Sechstausend Teenie-Mütter gibt es pro Jahr in Deutschland. Und das ist eine Zahl, die die neue Sendung bei RTL, ‚Erwachsen auf Probe‘, eben sechstausendmal rechtfertigt.“

(Janine Steeger gestern im RTL-Elendsmagazin „Explosiv“)

[via Peer]

Von Fliesentischen und Tischdeckenblusen

Mein persönliches Highlight in der ersten Folge von „Erwachsen auf Probe“ war ja diese Szene:

Hatte die Frau noch Tischdeckenstoff übrig und hat daraus eine Bluse gemacht? Hatte sie noch Blusenstoff übrig und hat daraus eine Tischdecke gemacht? Oder gibt es Läden, in die man gehen kann und sagen: Ja, schöne Tischdecke, und jetzt hätte ich dazu gerne noch eine passende Bluse, für wenn das Fernsehen mal kommt?

Ich weiß auch nicht, ob das total menschenverachtend ist, dass die Fernsehleute die Frau gleich bloßstellen und Bluse und Tischdecke gleichzeitig in einem Split-Screen zeigen. Oder ob die Frau womöglich darauf bestanden und gesagt hat: Aber ich mach nur mit, wenn ihr zeigt, dass ich zu der Bluse auch eine passende Tischdecke habe.

Aus irgendeinem Grund hat mich das Arrangement an die frappierende Dominanz von Fliesentischen in den Wohnzimmern der Art Menschen erinnert, die Kamerateams von RTL oder Pro Sieben in ihr Haus lassen. Gerade gestern bin ich (in einer ohnehin überdurchschnittlich bizarren Folge von „Mitten im Leben“) auf folgende Wohnzimmersituation gestoßen:

Persönlich kenne ich exakt null Menschen, die einen Fliesentisch ihr eigen nennen oder eine Tischdecke passend zur Bluse haben. Aber das entspricht ja genau der Zahl der Menschen, die ich kenne, die schon mal bei „Mitten im Leben“, „Erwachsen auf Probe“ oder in ähnlichen Sendungen mitgewirkt haben.

Der Dirk hat jedenfalls im Fernsehen eine beeindruckende Kollektion solcher Exemplare gesammelt und stellt sie in seinem „Deutschen Fliesentischmuseum“ aus. Vielleicht sind ja die Tischdeckenblusen auch so ein Trend.

Fernsehalltag 2009

Für alle Kinderschutzverbände, die es verpasst haben, rechtzeitig auf den Empörungszug zur RTL-Reality-Show „Erwachsen auf Probe“ aufzuspringen, hätte ich folgendes Alternativobjekt, das auch ein bisschen Wutschaum verdient hätte:

Es stammt von der Homepage der Firma „Joker Productions“, die unter anderem die RTL-Unterschichten-Reihe „Mitten im Leben“ mit üblem Trash versorgt.

(Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich war erstaunt, wie viele Aggressionen so ein Smiley bei mir auslösen kann.)

Heuchler auf allen Seiten: Die Hysterie um „Erwachsen auf Probe“

Ist es nicht toll, in einem Land zu leben, in dem es mehr Kinderschutzvereine gibt als Kinder? Und in dem die größte Gefahr, die diesen Kindern droht, die Produktion und Ausstrahlung einer Fernsehsendung ist?

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Man bräuchte längst ein neues Wort, um das zu beschreiben, was um die RTL-Sendung „Erwachsen auf Probe“ tobt, in der vier jugendliche Paare unter Aufsicht und vor Kameras lernen, was es bedeutet, Kinder zu haben. „Hysterie“ war ganz treffend, um die Stimmung vor zehn Tagen zu beschreiben, aber seitdem ist alles viel schlimmer geworden.

60 Verbände haben den Sender Ende vergangener Woche in einer gemeinsamen Erklärung [doc] dazu aufgerufen, die Reality-Reihe nicht auszustrahlen. 60 klingt nach viel, aber das täuscht. Dabei ist zum Beispiel der „Pflege- und Adoptivelternkreis Kreis Wesel“, und da fragt man sich doch sofort, ob es in den Landkreisen Cochem-Zell, Sonneberg, Steinfurt und Alzey-Worms keine Elternkreise gibt, die hätten unterschreiben können. Oder warum von der Arbeiterwohlfahrt nur der Bezirksverband Hannover unterschrieben hat, obwohl die Organisation noch 28 weitere Landes- und Bezirksverbände hat. Und ob es nicht noch mehr obskure Organisationen wie „TQL – Total Quality Life“ gibt, die ihr Eingetragenes-Warenzeichen-Zeichen mit unter die Erklärung gepackt hätten.

Nein, da geht noch was. Bestimmt kommt morgen eine Erklärung, die 6000 Verbände unterschrieben haben, und natürlich wird das den Agenturen wieder Anlass sein für eine Meldung.

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All diese Verbände (darunter zu meinem persönlichen Entsetzen auch die Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg) haben eine Erklärung unterschrieben, die davon ausgeht, dass in der Sendung „Eltern ihre Kinder für mehrere Tage in einem kameraüberwachten Haus an Jugendliche abgeben“. Keiner dieser ach-so-besorgten Verbände hat zur Kenntnis genommen, dass RTL das inzwischen bestreitet. Der Sender behauptet, die Eltern seien „die ganze Zeit bei ihren Kindern dabei“ gewesen, „oft nur wenige Meter von ihren Kindern entfernt“ und „mitunter direkt hinter dem Kameramann“. Katrin B., eine der Mütter, sagt, ihr Sohn sei „nie über mehrere Stunden alleine bei den Probeeltern“ gewesen und habe jede Nacht bei ihr geschlafen.

Die Erklärung der Dutzenden Vereine geht von einer falschen oder wenigstens unbewiesenen Annahme aus. Ob man, wenn man die Situation korrekt dargestellt hätte, wohl mehr oder weniger Unterzeichner bekommen hätte?

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Das Deutsche Jugend-Institut (DJI) hat die Erklärung nicht unterzeichnet, brauchte das aber vielleicht auch nicht, weil es seinen Beitrag zur Eskalation des Irrsinns auch so schon geleistet hat. Christian Lüders, Leiter der Abteilung Jugend und Jugendhilfe, brachte die Möglichkeit ins Gespräch, dass man den Eltern, die an der Sendung teilnahmen, eventuell die Kinder wegnehmen müsse. Wenn man bedenkt, dass der der brisanteste Vorwurf gegenüber der Sendung lautet, dass bei Kleinkindern, die vorübergehend von ihren vertrauten Bezugspersonen getrennt werden, irreparable Bindungsprobleme entstehen können, ist der Vorstoß des DJI von betörender Konsequenz: Warum Kinder nur ein paar Stunden von ihren vertrauten Bezugspersonen trennen, wenn man es gleich für Jahre tun und den Schaden maximieren kann?

Auch die Erklärung der 60 Verbände fordert die zuständigen Jugendämter auf, mit den beteiligten Eltern zu sprechen und „notfalls einzuschreiten“. Wie muss man sich einen solchen Notfall vorstellen? Die Sendung wurde im vergangenen Jahr produziert, alle irreparablen Schäden sind längst irreparabel. Aber da die Verbände davon sprechen, dass die Kleinkinder „prostituiert“ wurden, gehen sie vermutlich davon aus, dass die Eltern ohnehin nur darauf warten, dass ihr Nachwuchs endlich alt genug ist, um auf den Strich geschickt zu werden. Das könnten die Jugendämter natürlich „notfalls“ noch verhindern.

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Ist es nicht bemerkenswert, in welchem Maß diese vielen sozialen Organisationen bereit sind, im angeblichen Kampf für die Rechte der Kinder die der Eltern zu missachten? Ohne Hemmungen werden diese Paare als gewissenlose, geldgierige Monster dargestellt. Natürlich ist es richtig, Kinder notfalls auch vor ihren Eltern zu schützen, aber woher nehmen die krakeelenden Kinderschützer die Gewissheit, dass dies so ein Fall ist? Die Eltern des damals zehn Monate alten Lasse erzählen, wenn man sie fragt, dass ihr Sohn viel Spaß an dem Experiment hatte. Er sei ein aufgeschlossenes, neugieriges Kind, das nie gefremdelt habe, sagt die Mutter, und mit dem Tonmann habe er sich besonders gut verstanden.

Angesichts der ersten Folgen, die RTL der Presse vorführte, spricht nichts dafür, dass die Teilnahme an der Sendung Ausdruck dafür ist, dass die Eltern asozial sind, dass ihnen Mutter- und Vaterinstinkte fehlen, dass sie bereit sind, ihre Kinder für ein paar Euro Gefahren für Leib und Seele aussetzen.

Man kann ja die Position vertreten, dass der Einsatz der kleinen Kinder überhaupt oder im konkreten Fall unnötig, unanständig oder unzulässig ist, und dafür lassen sich auch gute Argumente vorbingen. Aber wer hier von Kindesmissbrauch oder Kindesmisshandlung spricht, verharmlost Kindesmissbrauch und Kindesmisshandlung.

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Angeblich können nach neueren wissenschaftlichen Erkenntnissen schon durch eine relativ kurze Trennung von der Mutter Gehirnschäden entstehen. Bedeutet das, dass Amokläufe in Zukunft nicht mehr reflexartig durch den Gebrauch von „Killerspielen“ erklärt werden, sondern dadurch, dass die Mutter eines Amokläufers einmal drei Tage krank war und ihn als Kleinkind für mehrere Stunden in die Obhut fremder Pflegeeltern geben musste? Was glauben all die Kinderschützer denn, unter welchen Bedingungen Kinder in Deutschland und anderswo aufwachsen, wenn das Fernsehen nicht dabei ist? Wie unzulänglich die Bedinungen sind, wie viele Fehler Eltern machen, obwohl sie überzeugt sind, im besten Sinne für ihr Kind zu handeln?

Letzte Woche war ich bei einem Imbiss und ein Vater kam mit seiner vielleicht zweijährigen Tochter. Er setzte sie neben ein paar andere Gäste an den Tisch und bat sie dann, kurz auf das Kind aufzupassen, während er nochmal losging, die Getränke zu holen. Hätte ich die Polizei rufen müssen?

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Fast noch schlimmer als die Hysterie ist die Heuchelei. Als die Debatte um „Erwachsen auf Probe“ zu entgleiten begann, erklärte RTL plötzlich, mit dem Programm einen Beitrag zu einem akuten gesellschaftlichen Problem zu leisten und behauptete, um auf Nummer sicher zu gehen, dass die Zahl der Teenager-Schwangerschaften in Deutschland steige – in Wahrheit geht sie deutlich zurück. Genauso heuchlerisch ist es aber, wenn Familienministerin Ursula von der Leyen die Berechtigung eines solchen Formates mit dem Hinweis ablehnt, in Deutschland sei die Zahl der Teenager-Schwangerschaften „sehr niedrig“. Immerhin bekommen jährlich noch fast 6000 Mädchen und minderjährige Frauen ein Kind. Und über 5000 Minderjährige lassen ihr Kind abtreiben. Das hat schon eine soziale Relevanz, auf die sich ein Sender, der sich des Themas annimmt, berufen darf.

Man muss RTL ja nicht abnehmen, das Programm aus Verantwortungsgefühl für die Gesellschaft zu machen. Aber genau so kurzsichtig wäre es, jeder Sendung eine positive Absicht schon deshalb abzusprechen, weil sie von einem Privatsender ausgestrahlt wird, der naturgemäß Fernsehen macht, um damit Geld zu verdienen.

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In die Irre läuft auch der Vorwurf, man dürfe so eine Sendung nicht als Unterhaltung inszenieren. Auch Sendungen wie „Die Super-Nanny“ und „Raus aus den Schulden“ folgen den Inszenierungs-Regeln des Reality-Genres. Die sind natürlich nicht unproblematisch und dürfen und müssen diskutiert werden. Aber sie diskreditieren auch nicht von vornherein den Versuch, gesellschaftlich relevante Themen aufzubereiten, und sie verhindern nicht automatisch eine positive, pädagogische Wirkung.

Gerade und vermutlich nur durch die Inszenierung als spannende Unterhaltung hat „Erwachsen auf Probe“ die Chance, Jugendliche zu erreichen, die sich eine seriöse Dokumentation über das Problem von Teenagerschwangerschaften nicht ansehen würden. Und bei aller Schlichtheit der Dramaturgie ist die Botschaft der Serie durchaus differenziert: Wir sehen, dass der gute Wille, sich um ein Kind zu kümmern, und die Begeisterung für das kleine Wesen, das vor einem liegt, nicht reicht. Dass schon ein Besuch im Supermarkt mit einem Kleinkind eine gewaltige Überforderung sein kann. Wir sehen, wie junge Menschen an den einfachsten Aufgaben scheitern. Und wie sie, andererseits, mit diesen Aufgaben wachsen. Es gibt Szenen von erschütternder Überforderung und rührendem Engagement.

Die Reihe vermittelt keineswegs die Botschaft, dass es okay ist, Kinder einfach abzugeben wie eine Sache. Wenn sie eine Botschaft hat, dann die, dass Kinder etwas Besonderes sind, eine Bereicherung, die aber auch extrem hohe Anforderungen an (junge) Eltern stellt. Nach den Folgen zu urteilen, die RTL vorab der Presse gezeigt hat, ist die Sendung keine Warnung davor, Kinder zu bekommen, aber eine Mahnung, die damit verbundene Verantwortung nicht zu unterschätzen.

Und es stimmt schon, dass die Fernsehmacher die Jugendlichen gelegentlich bloß stellen, sich über sie lustig machen und ihre gezielt herbeigeführte Überforderung ausschlachten. Aber verglichen mit vielen anderen Reality-Formaten gehen sie dabei behutsam mit ihren Protagonisten um und zeigen ein differenziertes Bild, nicht nur Karikaturen.

Es ist keineswegs abwegig, dass die Freiwillige Selbstkontrolle Fernsehen in ihrer Prüfung der Sendung zu dem Urteil kam: „Die Teilnehmer werden nicht verächtlich gemacht oder zu bloßen Objekten voyeuristischer Begierden der Zuschauer herabgewürdigt. (…) Darstellungsform und -inhalt der vorliegenden Sendungen fördern keineswegs eine die Menschenwürde negierende Einstellung, im Gegenteil: Dass es sich bei Babys und Kleinkindern nicht um süße Objekte, sondern um Persönlichkeiten mit nicht nur physischen, sondern auch kommunikativen und sozialen Bedürfnissen handelt, wird sehr deutlich vermittelt – und damit werden auch verzerrte Vorstellungen bei den Teenagern zurechtgerückt.“

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Die Debatte um „Erwachsen auf Probe“ hat nun auch die Landesmedienanstalten in ihrem Büroschlaf gestört und dazu gebracht, eine Pressemitteilung herauszugeben, in der im Zusammenhang mit ihrer Arbeit sogar das Wort „prompt“ vorkommt. Ein „Eilprüfverfahren“ werde die Kommission für Jugendmedienschutz (KJM) durchführen: Drei Mitglieder würden sich die erste Folge am Tag nach der Sendung anschauen und „vor allem auf einen möglichen Verstoß gegen die Menschenwürde und eine die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen beeinträchtigende Wirkung hin untersuchen“.

Stolz weist KJM-Chef Wolf-Dieter Ring darauf hin, dass das kein Ausnahmefall sei und auch keine Reaktion auf die Debatte, sondern die Jugendschützer ganz alleine recherchierten, welche möglicherweise problematischen Sendungen die Sender planten.

Der Aktionismus ist rührend, aber vermutlich kontraproduktiv. Die ersten Doppelfolge stellt nämlich erst einmal die Teilnehmer und das Experiment selbst vor; die eigentliche Baby-Betreuung scheint erst in der nächsten Folge zu sehen zu sein, die in der nächsten Woche läuft.

Auch deshalb könnte die erhitzte Debatte bei all den Zuschauern, die morgen einschalten und sich werweißwas erwarten, eine merkwürdige Enttäuschung produzieren – oder Unverständnis über die Skandalisierung im Vorfeld.

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Die meisten lautstarken Pressemitteilungen irgendwelcher Vereine lassen keinen Zweifel daran, dass ihnen an einer ehrlichen Debatte über die Chancen und Risiken der Sendung nicht gelegen ist. Das haben sie mit RTL gemein. Dem Sender gelingt es nicht einmal, die Illusion einer Gesprächsbereitschaft aufrecht zu erhalten. Er erklärte in einer Mitteilung, „alle Aspekte und Argumente“, die bei einem Pressegespräch mit den Kritikern ausgetauscht wurden, seien „nochmals in die interne Prüfung der bereits fertig gestellten achtteiligen Sendereihe“ eingeflossen. Dabei hatte RTL-Generalsekretär Thomas Kreyes in Vertretung von Geschäftsführerin Anke Schäferkordt jenes Pressegespräch mit der Aussage eröffnet: „Wir stehen ausdrücklich zu dem Format.“ Die Sendung stand für RTL nie zur Disposition, so wie für die organisierten Kinderschützer deren Ablehnung nie zur Disposition stand.

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Manche halten die Aufregung um „Erwachsen auf Probe“ für den Anfang einer überfälligen Debatte über die Werte und Grenzen des Fernsehens heute. Aber dafür müsste man schon das taube Festhalten an der eigenen Position bei kontinuierlicher Steigerung der Lautstärke mit einer solchen Debatte verwechseln.

Die Diskussion, ob eine solche Sendung ausgestrahlt werden darf oder verboten werden muss, verhindert die Frage, in welcher Form sich das Fernsehen brisanten Themen und der Lebenswirklichkeit widmen sollte und wie es seiner Verantwortung gegenüber den Protagonisten gerecht wird. Das wären Fragen, die nicht nur angesichts der Explosion von billigsten und höchst zweifelhaften Reality-Formaten im Tagesprogramm der Sender notwendig und brisant wären.

Von dem Geschrei über die Produktion von „Erwachsen auf Probe“ bleibt, nüchtern betrachtet, vor allem eine sehr berechtigte Forderung: die Mitwirkung von Kindern bei Reality-Formaten zu regeln. Bislang gibt es nur Vorschriften für Dreharbeiten mit Kindern als Schauspielern. Sinnvoll wäre zum Beispiel die Pflicht, dass ein fachkundiger Betreuer vor Ort ist, der ausschließlich den Interessen der Kinder verpflichtet ist und nicht denen der Produktion. Eine solche, vom Jugendamt vermittelte Aufsicht könnte auch dann einschreiten, wenn die Eltern der Protagonisten sich vielleicht nicht trauen. Und er könnte, wenn – wie im Fall von „Erwachsen auf Probe“ – umstritten ist, welche Bedingungen tatsächlich vor Ort herrschten, für Klarheit sorgen.

Könnten wir bitte darüber reden, wie wir das organisieren?

Ah, können wir nicht.

Die Agenturen melden, dass das ultrakonservative „Deutsche Familiennetzwerk“ beim Kölner Verwaltungsgericht eine einstweilige Verfügung beantragt hat, um die Ausstrahlung zu verbieten, weil „bereits schwangere Mädchen im Teenageralter“ durch die Sendung „ermuntert und geradezu aufgefordert werden könnten, die Schwangerschaft abzubrechen oder ihr Kind abzutreiben“. Lassen Sie alle Hoffnung fahren.f

Erwachsen auf Probe

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Missverständnisse in der Traumawelt. RTL leiht Teenagern Babys und filmt sie dabei. Kinderschutzverbände sind außer sich: Begegnung zweier Welten.

Tom Sänger, der Unterhaltungschef von RTL, war betroffen. Er sprach mit belegter, heiserer Stimme und klang wie ein Klischee-Sozialpädagoge, der gerade schon wieder einen Spielzeugpanzer im Kinderzimmer entdecken musste: enttäuscht, ein bisschen ratlos und sehr, sehr betroffen. In seinen 14 Jahren beim Sender habe er es noch nicht erlebt, dass ein Programm so vorverurteilt wurde wie „Erwachsen auf Probe“, sagte er. „Das hat mich persönlich relativ betroffen gemacht.“ Man sah ihm an, dass die wahren Opfer in dieser Geschichte keine kleinen Kinder waren, die für eine achtteilige Realityshow ein paar Tage lang unter Aufsicht an Teenager ausgeliehen wurden. Das wahre Opfer war ein anständiger, wehrloser Fernsehsender.

Viele Verbände und Institutionen hatten die Sendung heftig kritisiert und sich einen Wettlauf um die drastischste Formulierung geliefert. Der Hebammenverband ging relativ spät ins Rennen, lag aber dank des Vorwurfs „einer neuen Form der Prostitution“ am Ende weit vorne. Dabei hätten die Kritiker die Sendung noch gar nicht gesehen, sagte Sänger. Und ihre Empörung beruhte auf falschen Annahmen. Zum Beispiel der, dass die Eltern ihre Babys den Teenagern für vier Tage, rund um die Uhr überlassen würden. In Wahrheit seien sie fast die ganze Zeit dabei gewesen; die Kinder hätten auch fast immer bei ihnen die Nacht verbracht. Woher haben die Kritiker nur diese Lügen?

Die naheliegendste Antwort wäre: aus einer Pressemitteilung des Senders. Dort beschrieb RTL das Konzept so: „Dann überlassen vier Familien aus ganz Deutschland für vier Tage den Teenagern das Schönste, was sie besitzen: ihre Babys. Nun erleben die Teenager erstmals am eigenen Leib, was es bedeutet, einen Säugling rund um die Uhr zu versorgen.“ Doch die Konfrontation mit der Tatsache, dass sein Sender genau die anscheinend übertriebenen Fakten in Umlauf brachte, die die heftigen Proteste von Kinderschützern auslöste, nahm Sänger nichts von seiner Betroffenheit. Das sei doch nur eine Pressemitteilung gewesen! Die dürfe man doch nicht einfach für bare Münze nehmen, ohne sich vorher beim Sender noch einmal zu vergewissern, was denn wirklich passiere!


Zur Vorbereitung üben die Jugendlichen mit Puppen den richtigen Umgang mit Kleinkindern. Foto: RTL

Vorgestern lud RTL nicht nur die Presse, sondern auch Kritiker ein, sich eineinhalb Folgen der Serie anzuschauen. Die Produzenten und Senderverantwortlichen, die Hebammen, Jugendpsychologen, das Jugendamt und die Familienpartei, sie saßen nun in einem Vorführraum bei RTL. Aber sie kamen von zwei Planeten. In einer denkwürdigen Begegnung trafen Kulturen aufeinander, die nichts voneinander verstanden. Fernsehleute, die die Regeln ihres quotengetriebenen Geschäftes soweit verinnerlicht haben, dass sie sie für naturgegeben halten. Und Kinderschützer, die das Medium oft nicht einmal kennen und es mit einem Fundamentalismus ablehnen, als sei es gerade erst erfunden worden.

Das Außergewöhnliche an der Kritik, die sich an „Erwachsen auf Probe“ entzündet, ist nicht nur ihr Ausmaß, sondern dass es weniger um die Zuschauer geht. Solche Diskussionen führen die an ihnen Beteiligten längst mit großer, ermüdender Routine. Im Grunde weiß man auch 2009 fast nichts darüber, wie Programme auf junge Zuschauer wirken, weshalb die Debatte meistens sehr fruchtlos ist. Auch bei „Erwachsen auf Probe“ ist keineswegs klar, ob die Konfrontation von Teenagern, die sich ein Kind wünschen, mit dem realen Stress des Familienlebens auf gleichaltrige Zuschauer abschreckend wirkt oder anziehend.

Aber hier geht es um eine ganz andere Frage: Ob schon bei der Produktion jemand zu Schaden kam, die Kleinkinder, die für das Experiment für eine kurze Zeit von ihren Eltern getrennt wurden. Einige Experten sagen, dass eine solche Trennung Probleme auslösen und zu Bindungsstörungen führen kann. Der Berufsverband für Kinder- und Jugendpsychiatrie nannte RTL eine „Traumafabrik“.

Die Aufregung wirkt etwas hysterisch angesichts der alltäglichen Unzulänglichkeiten, die sich in Familien mit Kindern abspielen müssen. Aber das Argument der Kinderschützer ist nicht, dass RTL die Kinder außerordentlich großen Risiken ausgesetzt hat. Sondern dass es völlig unnötig war, die Kinder überhaupt einem Risiko, egal wie klein, auszusetzen – man hätte ja diese Sendung nicht produzieren müssen. Das ist keine Ebene, auf der RTL mit sich diskutieren lässt.

Entscheidend zur Beurteilung der Sendung war für die Experten, was wirklich bei der Produktion passiert war, wie weit die leiblichen Eltern der Kinder entfernt standen, wie lang die Trennung genau war. Es war in der Diskussion faszinierend zu sehen, wie die Kinderschützer mit großer Naivität glaubten, dass eine Sendung, die RTL eine „Dokumentation“ nennt, das tatsächliche Geschehen dokumentiert. Und wie die Fernsehleute mit ebenso großer Betriebsblindheit nicht glauben konnten, dass jemand annehmen könnte, dass das, was RTL in so einer Show zeigt, eine größtmögliche Annäherung an die Wirklichkeit wäre — und nicht vor allem den üblichen Inszenierungs-Regeln folgen würde.

Hilflos versuchten die Kinderschützer einen Zipfel dessen zu erreichen, was wirklich am Set passiert ist. Nachdem sie lernen mussten, dass schon einer  RTL-Pressemitteilung nicht zu glauben ist, erfuhren sie, dass auch der Sendung selbst nicht zu trauen ist. Wenn die Kinder nachts wirklich bei ihren leiblichen Eltern und nicht den Teenagern waren – wieso spielte dann eine Szene laut Einblendung um 23.47 Uhr? Holger Roost, Chef der Produktionsfirma Tresor-TV, erwiderte trocken, das sei ja eine „gefühlte Zeit“. „23.47 Uhr“ bedeute nur, dass es relativ spät gewesen sei.

Und wenn das Experiment wirklich so unproblematisch gewesen sei, wieso dann fast nur überforderte Teenager und kaum ein lachendes Kind zu sehen seien? Doch, sagte Roost, die Kinder hätten viel gelacht, aber das wolle man ja nicht sehen. Und die Szenen, in denen die Jugendlichen gut zurecht kommen mit der Situation, kommen natürlich erst in späteren Folgen. Man zeige ja die Entwicklung in der „Heldenreise“ der Protagonisten.

Für erfahrene Fernsehzuschauer ist „Erwachsen auf Probe“ nicht besonders spektakulär. Der Moment, wenn die Eltern nach diversen Probeübungen den jungen Leuten ihr Kind in die Hand drücken, hat zwar tatsächlich etwas frivoles. Die Inszenierung spielt mit  der Ungeheuerlichkeit, bei einem Fremden an der Tür zu klingeln, ihm das Kind in die Hand zu drücken und zu sagen: Bitte schön, aber machen Sie nichts kaputt. Und wenn man die Kinder weinen sieht und die Sendung vorübergehend wie eine Gameshow wirkt (wird der tätowierte junge Mann von alleine drauf kommen, was dem Kleinen fehlt: Essen / Trinken / Schlafen / Unterhaltung?) ist die grundsätzliche Frage natürlich berechtigt, ob Kinder in dieser Form zu Versuchsobjekten gemacht werden dürfen.

Aber der größte Teil des Programms entspricht dem, was an Reality-TV im deutschen Fernsehen längst Alltag ist. Die jungen Paare sind gut gecastet, und im Vergleich zu Sendungen wie „Deutschland sucht den Superstar“ gehen die Fernsehleute sogar relativ anständig mit ihnen um. Vor allem die jungen Machos werden in ihren großen Posen und ihrer ebenso großen Überforderung bloß gestellt und lächerlich gemacht. Aber sie alle bekommen auch Momente, in denen sie menschlich wirken, und gelegentlich ist es sehr rührend, zu sehen, wie die Babys ihnen ihre eigene Beschränktheit verdeutlichen oder, ganz im Gegenteil, ungeahnte Qualitäten in ihnen zum Vorschein bringen. Es gibt Szenen mit schreiendem Kind im Supermarkt („Ey, wir sind hier im Kaisers, blamier mich hier nicht“), beunruhigende Versuche, ob ein Kleinkind auch Ravioli zum Frühstück nimmt und das große Drama, dass ein Paar noch nicht sofort ein echtes Kind zur Probe bekommt, weil der junge Mann sich in der Nacht zuvor versehentlich auf die Probepuppe gelegt hat. („Habt ihr eine Idee, warum ihr noch kein Kind bekommt?“ — „Weil unseres gestern gestorben ist?“) Das Ganze ist mit der üblichen unerträglichen Musiksoße immer gleicher Evergreens unterlegt und in hilflos-schlichter „Und gleichzeitig nebenan“-Dramaturgie erzählt.

Für ein Unternehmen, dessen Geschäft das Fernsehen ist und das seit Jahren den deutschen Markt dominiert, tut sich RTL erstaunlich schwer damit, eine Kommunikation über seine Programme zu organisieren oder an der Debatte über seine gesellschaftliche Verantwortung überhaupt teilzunehmen. Geschäftsführerin Anke Schäferkordt beschränkt sich darauf, in wenigen Interviews große Platitüden zu verbreiten; die Programmverantwortlichen scheuen die Presse. Nur Unterhaltungschef Sänger muss sich äußern, wenn die Debatten um DSDS oder die Dschungelshow aus dem Ruder zu laufen drohen. Er entzieht sich dann gerne einer ernsthaften Diskussion um Jugendschutz, Werte und Grenzen, indem er sie als „Geschmacksfragen“ abtut.

Es mag sein, dass die Eskalation der Diskussion im Vorfeld von „Erwachsen auf Probe“ kalkuliert war; mindestens so wahrscheinlich ist, dass Naivität dahinter stand. Nein, räumen die Produzenten auf Nachfrage ein, man habe sich keine wissenschaftliche Beratung geholt. Aber es seien ja Psychologen und Erzieher vor Ort gewesen. Außerdem stamme das Konzept doch von der angesehenen BBC, und dort habe sich die Aufregung im Nachhinein auch gelegt — die Sendung werde nun sogar in Schulen eingesetzt. Um den Kritikern etwas entgegenzusetzen, versucht RTL sein Konzept nachträglich als Beitrag gegen die steigende Zahl von Kinderschwangerschaften in Deutschland auszugeben — und muss sich sagen lassen, dass die gar nicht steigt, sondern abnimmt.

Die Diskussion in Köln zeigte, wie ungewohnt es für den Sender ist, sich mit Kritik auseinander zu setzen, die nichts mit den eigenen Regeln des Fernsehmachens zu tun haben. Schon durch den Gebrauch des Wortes „zynisch“ disqualifizierte man sich in den Augen von Tom Sänger für die Diskussion. (Sänger war dafür verantwortlich, bei DSDS einmal die verhaltensauffälligsten Kandidaten vor einem Millionpublikum bloßzustellen, indem er sie gemeinsam auf großer Bühne live „We are the champions“ singen ließ. Vielleicht lehnt er den Vorwurf des Zynismus hier nur deshalb so vehement ab, weil er weiß, wie viele Fernsehmomente er schon inszeniert hat, die ungleich menschenverachtender waren.)

Die Kinderschützer sahen sich nach dem Ansehen der Sendung in ihrer Kritik eher bestätigt. Am Ende der Diskussion versprach RTL zwar, in Zukunft vorher das Gespräch mit dem Jugendamt und den Kinderschutzverbänden zu suchen – aber das hatte der Sender auch schon nach der Diskussion um die „Super Nanny“ versprochen. Als konkretes Ergebnis blieb, dass RTL zusagte, am Sprecher-Text bei „Erwachsen auf Probe“ noch Änderungen vorzunehmen. Nach den Blicken, die die Produzenten tauschten, dürfte es sich eher um gefühlte Änderungen handeln.