Jan Böhmermanns Traum und Mühe: Ein Besuch beim „Neo Magazin“

Im Vorraum zum Studio hängt sie noch, die Anzeigetafel, auf der mit großen Klackerbuchstaben „ROCHE & BÖHMERMANN“ zu lesen war. Nun steht da nur noch: „BÖHMERMANN“. Auf einem alten Poster zur Sendung, an der Tür zum Besprechungszimmer, hat jemand das Gesicht von Charlotte Roche mit dem von Kermit überklebt. Haha: Frosch & Böhmermann.

Anscheinend war es doch größer, das Trauma, das die Moderatorin hinterließ, als sie sich Anfang des vergangenen Jahres sehr abrupt von der Talkshow verabschiedete. Aber etwas hat überlebt: die Zusammenarbeit von Jan Böhmermann mit der Bild- und Tonfabrik. Und das ist ein Glück. Gemeinsam produzieren sie wöchentlich das „Neo Magazin“, und die Filmhochschulstudenten von der Produktionsfirma geben mit ihrer Arbeit, mit präzisen und aufwändigen Inszenierungen, auch halbgaren und läppischen Ideen eine professionelle Brillanz.

Mittwochs am späten Nachmittag, wenn die Aufzeichnung einer neuen Folge beginnt, sieht es hinter den Kulissen aus wie bei einem Abschlussball. Lauter junge Leute, die plötzlich in Hemd, Krawatte und schwarzem Anzug dastehen: Kameraleute, Lichtarbeiter, Tonmänner, Praktikanten. Wer seine feinen Sachen nicht dabei und im Produktionsstress keine Zeit mehr hat, lässt sie sich von jemandem mitbringen. Denn wenn Böhmermann mit der Bild- und Tonfabrik eine Sendung aufzeichnet, gibt es einen Dresscode: „Abendgarderobe“.

Es ist ein dreiviertelernst gemeintes Symbol dafür, dass man hier gemeinsam etwas Besonderes zelebriert: die Herstellung von Fernsehen. Böhmermann hat die Mitarbeiter neulich gefragt, ob ihnen das lästig ist; ob sie sich von dem Konfirmanden-Ritual inzwischen lieber wieder verabschieden würden. Sie haben Nein gesagt. Sie wollen sich weiter jede Woche feinmachen fürs Fernsehenmachen.

So ernst nehmen sie es hier mit der Albernheit.

„Wir sind nicht nur eine Produktionsfirma“, sagt Böhmermann, „sondern auch eine Werbeagentur für das, was wir machen wollen.“ Noch nie habe er irgendwo gearbeitet, wo man sich gemeinsam so viel Mühe gebe. Und dieses Mühegeben, das ist, vielleicht mehr noch als irgendein besonderes Talent, was diese Show von vielen anderen deutschen TV-Produktionen unterscheidet.

„Neo Magazin“ im kleinen digitalen Kanal ZDFneo ist die vielleicht verschwenderischste Sendung im deutschen Fernsehen: die größte Mühe für das kleinste Publikum. In guten Wochen enthält sie schon in den Eröffnungsszenen mehr Ideen und Leidenschaft als anderswo ganze Programmstrecken. Opulent inszenierte Musical- oder Filmparodien.

Oder ein animiertes Riesenwimmelbild des Illustrators Christoph Hoppenbrock, das vor Anspielungen auf Inspirationsquellen für die böhmermannsche Fernsehunterhaltung aus allen Nähten platzt.

Im Vorspann reitet Böhmermann säbelschwingend auf einem Triceratops durch eine zerfallene Zeitungslandschaft, während Witold Lutosławskis anstrengende Melodie ertönt, die ältere deutsche Fernsehzuschauer als Erkennungsmelodie des „ZDF-Magazins“ mit Gerhard Löwenthal kennen. Konstantin Gropper von „Get Well Soon“ hat sie eigens für das „Neo Magazin“ remixt.

Es folgte eine halbe Stunde, die man als Late-Night-Show bezeichnen würde, wenn dieses Genre nicht in Deutschland als tot gelten würde. Was nicht sein müsste, wie Böhmermann findet: Man müsste sich nur mal richtig anstrengen und etwas einfallen lassen.

Das Studio liegt im angesagten Kölner Stadtteil Ehrenfeld inmitten einiger unansehnlicher Gewerbegrundstücke, im Hof gleich neben einer Teppichwäscherei, deren Logo so altmodisch ist, dass es in Berlin-Mitte als hippes Retro-Design durchginge. Aber das sind keine Hipster hier, es sind Nerds. Stolz führen sie die Technik vor, alles selbst konzipiert und zusammengeschraubt, die Regie, die Projektion der Hintergründe auf die wabenförmige Wand, woanders gibt es sowas angeblich gar nicht, schon gar nicht für so wenig Geld.

(Das animierte Logo in der Projektion hinter Böhmermann ist übrigens seit der zweiten Staffel kein schnödes dallidallihaftes Sechseck mehr, wie man glauben könnte, sondern ein Ikosaeder: ein aus zwanzig gleichseitigen Dreiecken bestehender platonischer Körper, der in der richtigen Draufsicht aussieht — wie ein Sechseck. Da haben Sie doch mal was, mit dem Sie beim nächsten Gucken mit Freunden angeben können.)

Vor kurzem war dies noch eine Lagerhalle für Sportgeräte. Es ist eigentlich zu schmal als Studio, aber es ist ihrs. Hier können sie bauen und experimentieren, anstatt Fertiges zu nutzen.

Philipp Käßbohrer ist einer der beiden Geschäftsführer der Bild- und Tonfabrik, 30 Jahre alt, aus Biberach an der Riß. „Keiner hier ist tätowiert“, sagt er, wie zum Beweis, dass man es hier mit grundsoliden, spießigen Leuten aus der Provinz zu tun hat. Böhmermann fügt hinzu: „Wir hatten mal eine tätowierte Mitarbeiterin, die hatte auch ein Piercing, aber die ist jetzt in Berlin.“

Er erzählt, wie wichtig Tugenden wie Disziplin und Verlässlichkeit seien, und stöhnt, wie wenig selbstverständlich die in der Branche seien. So einer ist er.

Im vergangenen Sommer sind sie zusammen nach New York gefahren, um sich anzugucken, wie in Amerika Fernsehen gemacht wird. Böhmermann war beeindruckt. „Das ist anders als hier, wo man bei Unterhaltungsproduktionen sagt: Ach komm, wir halten einfach die Kamera drauf, wird schon lustig werden.“

Eigentlich bräuchte er mehr gute Autoren, sagt Böhmermann. „Aber solche Leute haben dann eben Hauptprogramm-Preise.“ Es würde helfen, mehr als eine Sendung in der Woche zu machen, „damit du Leute binden und ihnen eine Perspektive bieten kannst.“ Und als Übung für ihn.


Foto: ZDF

Mit dem klassischen Stand-Up, den sie hier natürlich Sit-Up nennen, weil Böhmermann dabei in seinem Schreibtischsechseck sitzt, ist er regelmäßig — zu recht — unzufrieden. Das werde halt nur richtig gut, wenn man es wieder und wieder und wieder macht.

Jan Böhmermann hat einen Traum. Er will eine Late-Night-Show im ZDF moderieren, nach Mitternacht, nach Markus Lanz.

Er kann ganz unironisch ins Schwärmen geraten, wenn er müde nach einem Probentag beim Italiener sitzt und es ihn aus der Kurve trägt, während er von diesem „absoluten Wunschtraum“ erzählt …

„Nicht weil ich Schmidt beerben will, sondern weil das die beste aller Sendungen ist, die man machen kann und das Team am wenigsten unterfordern würde. Und das ist total crazy, seinen Platz zu finden, wenn man sowas glaubt zu können oder schon gut kann und bald noch besser zu können. Es wäre eine Show, in der du alles machen kannst und die du als Plattform für alles nutzen kannst: Gäste einladen, Musiker auftreten lassen. Es wäre eine tolle Startplattform für andere Inhalte, eine selbstgestaltete, das ZDF sich selbst gönnende Möglichkeit, Programm zu machen.“

Es würde für den Anfang schon helfen, das „Neo Magazin“ in der Nacht im ZDF-Hauptprogramm zu wiederholen. Allein das brächte deutlich mehr Zuschauer. „Ein größeres Publikum, das bedeutet: Mehr Reaktionen auf Aufrufe, mehr Beschwerden und Lob. Es werden ganz andere Sachen freigesetzt, und es macht mehr Spaß.“

Böhmermann hadert mit der fehlenden Perspektive. Er sehnt sich sehr nach einer größeren Bühne.

Er nutzt die Möglichkeiten, auf ZDFneo Fernsehen zu machen, das nicht auf Bedenken, Konventionen und die Erwartungen eines Massenpublikums Rücksicht nehmen muss. Gleichzeitig plagt ihn die Sorge, dass die Leute denken, dass er nur sowas könnte. Dass er nicht wüsste, dass die Sendung anders sein müsste, wenn sie in einem größeren Rahmen stattfände, und dass er das nicht auch könnte. Er sagt: „Wir machen nur Independent-Fernsehen, weil wir es müssen.“

Er ist ehrgeizig, und er misstraut manchen Verlockungen der Branche. Seine Spitzen gegen Joko und Klaas, „die Privatfernseh-Fuzzis“, „die beiden superlustigen Geldautomaten-Visagen“, mit denen er er freundschaftlich verfeindet ist und sich einen senderübergreifenden Mittelgroßkrieg liefert, haben neben dem schlichten Spaß am Spiel einen ernsten Kern: Böhmermann sieht diese ganzen lukrativen Werbeverträge kritisch. Er schwört stattdessen darauf, „den Lebensstandard niedrig zu halten — das entspannt total“. Zur Not werde er seinen Lebensunterhalt auch damit bestreiten können, auf einer Bühne in Bremen-Vegesack vor hundert Zuschauern zu stehen.

Müssen sie nicht langsam erwachsen werden, er und Olli Schulz, Joko und Klaas? „Glaube ich nicht“, sagt Böhmermann. „Wir müssen mehr Zuschauer haben. Und Vertrauen.“

Böhmermann macht sich Mut mit dem Gedanken, dass die Biologie auf ihrer Seite sei, „die Leute werden älter, und irgendwann sagt man halt: Gottschalk ist super, aber wollen wir nicht den Winterscheidt ausprobieren, der kann das doch auch. Wenn wir nicht grobe Fehler machen und weiter versuchen, konstant gute Sachen zu machen, muss sich das doch mal auszahlen.“

Am Abend des Deutschen Fernsehpreises, als die Produzenten Philipp Käßbohrer und Matthias Schulz für „Roche & Böhmermann“ ausgezeichnet wurden, aber nicht Roche und Böhmermann, hat er mir mal detailliert die verschiedenen Generationen der Möchtegern-Late-Night-Talker nach Harald Schmidt analysiert. (Leider war ich ein bisschen betrunken und habe mir keine Notizen gemacht, und obwohl Böhmermann nicht trinkt, kann er sich auch nicht mehr genau daran erinnern.) Jedenfalls gehöre er schon nicht mehr zur Generation der Niels Rufs, die Schmidt und seine ironische Uneigentlichkeit imitierten, sondern zur nächsten Generation, die von Schmidt geprägt wurde, aber eine eigene Haltung suchte: „Wenn wir selbst ins Fernsehen gehen, können wir entweder sagen, wir machen es genau so — und daran scheitern, weil diese Referenz unerreichbar ist. Oder wir nehmen es als Basis unserer Kunst und entwickeln was eigenes.“

Vielleicht sogar doch irgendwann in einer eigenen richtigen Late-Night-Show? „Das Altwerden in der eigenen Sendung“, sagt Böhmermann, „ist auf jeden Fall ein erstrebenswerter Zustand.“

(Am Freitag kommender Woche werden Böhmermann, Schulz und Käßbohrer für „Neo Magazin“ mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet. Dieser Text ist Bonus-Material zu einem Artikel, den ich für das „SZ-Magazin“ über Böhmermann geschrieben habe.)

84 Replies to “Jan Böhmermanns Traum und Mühe: Ein Besuch beim „Neo Magazin“”

  1. „Gleichzeitig plagt ihn die Sorge, dass die Leute denken, dass er nur sowas könnte.“

    Nicht auszuschließen, dass die Leute damit recht hätten. Trotz der vielen Fan-Artikel über Jan B.

  2. Schade, dass die Macher hinter dem neomagazin jetzt mit der Kotzesendung von Joko und Klaas in einer Reihe stehen. Schade, dass man jetzt keinen Preis mehr hat, mit dem man gutes Fernsehen auszeichnen und bewerben kann.

    Das Problem Böhmermanns ist auch eher, dass er sich gute Leute als Mitarbeiter aussucht, aber selbst nicht so viel kann. Vielleicht sollte er Produzent werden, vor der Kamera ist es teilweise wie beim Tv Total Standup. Der Raab schmeißt sich aber wenigstens selbst bei den Witzen weg. Immerhin einer, der lacht.
    Schön wäre ja auch mal eine richtig gute politische Sendung und nicht dieser haltungslose Medienmist, den Böhmermann macht. Das ist wunderbar, um sich bei Medienjournalisten einzuschleimen, einmal in die Kamera gucken „Markus Lanz“ sagen und es wird gute Kritiken hageln. Besser wäre aber inhaltlich mal was machen. Wie wäre es denn mal mit einem jungen Menschen, der wütend ist, über all das was so passiert? Nicht dieses verstaubte Konsensekabarett. Mal was Neues, mit Bumms. Wo sind denn die Jungen Wilden, die mal die NSA wirklich angreifen oder die Krimkrise mal von der anderen Seite beleuchten?

    Aber wie die Kritiken und Preisvergaben zeigen ist sowas auch gar nicht mehr gefragt. Lieber sich vor der Kamera besaufen, was wahnsinnig viel Talent braucht und auf die Idee muss man auch erstmal kommen! Gerne auch Achterbahn fahren und dann kotzen oder in Hundekacke treten. Grimme-Preis!

  3. Wo ist denn jetzt die Petition „Bringt das ‚NEO MAGAZIN‘ ins ZDF Nachtprogramm“? Das meine ich durchaus ernst. Gibt es da evtl. Pläne? Was spricht dafür und was dagegen?

    Daniel von #nohashtag

  4. @Mike: So haltungsloser Medienmist, der die NSA nicht wirklich angreift, wie etwa PRISM is a dancer?

  5. Eigentlich hätte ich erwartet, dass ein schwuler Medienjournalist wenigstens mit solidem Klatsch und Tratsch zurückkommt, was denn genau da mit Rocher und Dönermann schief gelaufen ist. Mist, wieder ein grenzhomophobes Vorurteil erschüttert.

    Unbedingt den Böhnanann das nächste mal auf einen eklatanten Fehler im 90er-Song ( https://www.youtube.com/watch?v=3aSt1J4s_Lk ) hinweisen:

    „Monkey Island II auf 20 Floppy Disks“??? Oh, Pe…leeeeeeeease?!

  6. @5: Sie scheinen die Schwere der Lage nicht so richtig verstanden zu haben. Ist es ein Wunder, dass jemand, der Karten mit seinem Klarnamen bei einer Show bestellt im Internet gefunden werden kann? Es hat absolut nichts mit der NSA zu tun. Die Infos sind öffentlich und das auch freiwillig, was man selbst online stellt und ob das Sinn macht ist eine ganz andere Diskussion. Es geht um Überwachung von Telefon, Internet und Briefverkehr, Übernahme von Webcams, Abhören von „Verbündeten“, Wirtschaftspionage, Hacken von Accounts und Speicherung der Daten, massenhaft und ohne Verdacht. Himmelweiter Unterschied.

  7. Ein wirklich guter Artikel, viel besser als die Version aus dem SZ-Magazin! Das musste jetzt mal gesagt werden. Schade, dass die Programmverantwortlichen beim ZDF ihre HIghlights nicht auf bessere Sendeplätze setzen. Wie oft wird das neomagazin eigentlich in der Mediathek angeschaut, und wie sieht es bei YT aus? Das fände ich noch aussagekräftiger als die Quote.

  8. Claudia: Die Zahl der Abrufe in der Mediathek ist in gewisser Hinsicht nicht sehr aussagekräftig, weil man nicht genau weiß, wie lange wie viele Leute die Sendung geschaut haben. Wer nur ein paar Sekunden hinschaut, wird schon gezählt. Aber die Quote ist ja auch nicht alles.

  9. theo: es ist ja trotzdem interessant, mal zu sehen, wie viele den Weg zum neomagazin abseits des linearen Programms finden, das sind doch nicht nur Zufallsklicks, die aus Versehen dahin geraten und schnell wieder verschwinden. Ich finde die Sendung großartig, und habe danach nicht das Gefühl, beim Fernsehen kostbare Lebenszeit verschwendet zu haben.

  10. @3: „Wie wäre es denn mal mit einem jungen Menschen, der wütend ist, über all das was so passiert?“

    So richtig junge (also <25), unverbrauchte, unerfahrene Leute, die aber trotzdem was zu sagen haben, haben in der Fernsehlandschaft keinen Platz mehr. Es gibt keine Tollwiesen wie VIVA oder NBC Giga mehr. Selbst Joiz sucht mehr so YouTube-erfahrene "Personalities" oder Leute, die auch schon fast 30 sind – mit entsprechend ernüchternden Resultaten. Wer nicht das Glück hat, zum Dunstkreis der bildundtonfabrik zu gehören, die als Fernsehliebhaber die seltene Chance haben, tatsächlich lineares Fernsehen zu machen, hat Pech. Und das ist die allergrößte Schande dieser "fragmentierten Fernsehlandschaft". "Junges" Fernsehen wird von Leuten über 30 gemacht, da fehlt oft der Feuer, um Botschaften auszusenden.

  11. Mein Namensvetter weiter oben hat schon sehr viel gesagt, was man unterschreiben muss.
    Hinzu kommt noch: Eine Sendung funktioniert nicht, wenn man (nur) erkennt, wie professionell sie gemacht ist (mehr kann ich da beim besten Willen nicht mitnehmen…). Ich hab mir gerade mal 2 (zeitlich weit auseinanderliegende) Folgen reingezogen und – ääh – ich werde mir keine dritte anschauen.
    Von Ambitionen, tollen semiwitzigen Filmchen und einstudierten Vielleichtgags allein lebt keine kann eine Talkshow gut leben, aber bei Böhmermann kann ich nix finden, was sich – ausser dass es anders ist – wohltuend von dem ganzen anderen Kladderadatsch abhebt..

  12. @ DaDee, #6 (zum 90er-Jahre-Video):

    Was macht eigentlich Oli P. mit den Unfalltod von Lady Di? Ich verstehe den entscheidenden Halbsatz nicht. Aber hinterher sind alle entsetzt.

  13. @Mike #7
    Ich habe verstanden. Wen nun, meinen Sie, könnte man mit einer Late Night in der Digitalsparte wohl am ehesten zur Verhaltensänderung und zum Nachdenken anregen?
    NSA? Politiker? Oder vielleicht doch eher die Nutzer, von denen vielleicht wenigstens einige die Tragweite erahnen, so im Vergleich zu dem, was das Neo Magazin legal und ohne großen Aufwand veranstaltet? Das ist doch der Sinn der Rubrik und nicht, dass das zweite deutsche Internet die NSA in Erstaunen versetzen müsste.

  14. Schade dass bei Böhmermann alles so gewollt ironisch lustig wirkt. Was wäre ein Schmidteinander gewesen nur mit Feuerstein?

  15. Man muss ja Verständis dafür haben, dass nicht jeder den dauerironisierenden Humor eines Jan Böhmermann teilt. Aber ihm sein Talent und seine Genialität absprechen? Und ihn dafür kritisieren, dass er keine politische Sendung macht? „Besser inhaltlich mal was machen“? Herrje… In bester Oliver Fuchs Manier haben es manche einfach rein gar nicht verstanden. Für die mikes in dieser Kommentarspalte ist jede Metaebene eine zuviel.
    Kann es denn Zufall sein, dass Böhmermann gerade in der Gruppe der bestens gebildeten, aufgeschlossenen und reflektierenden jungen Leute zwischen 18 und 39 den größten Zuspruch findet?

  16. @Stefan Niggemeier #22

    Uuhps. Als ich da das letzte mal reingeschaut habe, wurde das noch von Michael Schanze moderiert.

  17. Ja, stimmt. Bei aller Infantilität die ich mir bewahrt habe, hatte ich aber trotzdem die Entwicklung von 1, 2 oder 3 nach den Achtzigern nicht mehr so verfolgt.

    In meinem Kopfkino zu dem „Gelächtermann“, masturbierte Oli P. zu einer Art Will Cohn-Verschnitt, nur in Zwergform und rothaarig, der in meiner imaginierten „1, 2 oder 3“ Version als Anheizer nicht-lustige Witze belachte.

  18. Wikipedia:

    .

    Was, schon 1985? Jetzt fühle ich mich alt. Und wie kann man ohne „Plopp-Kommando“ überhaupt noch auf die Idee kommen zu masturbieren?!

  19. Jetzt bin ich auch noch zu doof für html:

    Michael Schanze wurde 1985 von Birgit „Biggi“ Lechtermann abgelöst, die die Sendung bis 1995 zehn Jahre lang moderierte. Rolf Zuckowski komponierte ein neues Titellied, und der heutige Slogan 1, 2 oder 3 – letzte Chance – vorbei! ersetzte das Plopp-Kommando.

  20. Joko und Klaas sind nur deshalb von ZDFneo zu Pro7 gegangen, weil das ZDF zu feige war, den beiden eine größere Bühne zu bieten, sprich neoParadise ins Hauptprogram zu hieven.

    Und wenn man jetzt Böhmermanns Aussagen liest, klingt er ebenfalls nicht gerade zufrieden mit seinem Nischendasein auf diesem „hippen“ Digitalkanal. Er weiß aber anscheinend auch selber nur zu gut, dass für einen größeren Rahmen mehr und bessere Autoren von Nöten sind.

  21. „,,, im angesagten Kölner Stadtteil Ehrenfeld „: Ich wusst noch gar nicht, dass man das noch sagt, „angesagt“. Oder ist das auch bewusst in diesem so betont coolen, oft in Unverständnis von Ironie als ironisch empfundenen, dabei einfach nur spöttischen Duktus gehalten, den Böhmermann trägt wie eine zweite Haut?

    Der auch ähnlich bequem sitzt, weil man es sich darin so schön einfach machen kann. Man kann alles sagen, und je nachdem, wie’s ankommt, war’s scharfe Zunge oder aber gar nicht so gemeint. Die Haltung absoluter gefallsüchtiger Feiglinge.

    Niggemeier hat das, was man einst eine gute Schreibe nannte. Nur leider stellt er es nur allzu oft in den Dienst von Lieblingen, von Gefälligkeiten. Ich weiß, persönliches Blog und so. Aber: persönliche Meinung und so.

  22. @neandertaler: Dass ich zuviel schwärmen würde für irgendwas hier im Blog, wäre zumindest mal eine originelle Kritik.

    Aber ist der nicht angesagt, der Stadtteil? Ist das sachlich falsch oder nur ein blödes Wort?

  23. Was neanderthaler über Böhmermanns leicht zu tragende zweite Haut sagt, ist immerhin nicht völlig von der Hand zu weisen. Böhmermann wird sich im Zweifelsfall niemals eine ernsten oder kritischen Hintergrund seiner Aussagen und Witzeleien nachweisen lassen. Allerdings ist es dieses Schwimmen im Ungefähren und Mehrdeutigen doch genau das, was alle so mögen und ihn so unterhaltsam macht. Dass Böhmermanns Stärken in der Radiosendung mit Olli Schulz oder früher in der Lateline viel stärker zur Geltung kommen als beim Sit-up am Anfang des Neo Magazins, weiß er übrigens wahrscheinlich selbst am besten.

  24. Boah , Ehrenfeld ist doch total 2000! Nippes, Alter, Nippes! Da weiß man, wo der Babo hängt! (Jeder Tag, an dem man nicht Jugendsprache vergewaltigt hat, ist ein verlorener Tag)

  25. Böhmermann träumt also von einer Late Night Show im Hauptprogramm (und das auch noch beim ZDF..). Ich weiß nicht so recht ob man ihm das wirklich wünschen sollte, denn wie er schon selbst erkennt müsste er sich dafür an die dortigen Gepflogenheiten anpassen und könnte eben nicht einfach so weiter machen wie jetzt in der Nische – und würde sich somit vermutlich selbst seiner Stärken und vor allem seiner Unverwechselbarkeit berauben und im Endeffekt als nächster Weichspüler enden. Und wo sollen sich denn in Deutschland die ganzen guten Autoren, welche Hauptprogrammpreise verlangen, verstecken? Im Hauptprogramm wären sie mir bisher jedenfalls nicht durch gute Leistung aufgefallen, auch hier leisten die „gezwungenermaßen“ Independentautoren meines Erachtens deutlich mehr. Aber ich guck ja auch kaum noch Fernsehen, vielleicht verpasse ich all diese großartigen deutschen Primetimeproduktionen ja..

  26. böhmermann ist m.e. ein talentloser nichtskönner. vergleichbar mit heufer-umlauf und dem anderen dödel. ganz anders: christian ehring, extra3, heute show, ensemble-mitglied und künstlerischer co-leiter des düsseldorfer kommödchens — ein könner! ein fehler, niggemeier, dass sie nicht bei dem waren. harald schmidt hält gro0e stücke auf ihn.

  27. @jochen: der Harald Schmidt, der bis zuletzt den nichtskönnenden Dödel Heufer-Umlauf als Sidekick hatte?

  28. Dem ersten Satz von Jochen muss ich irgendwie zustimmen, hab mich bei aller Lobhudelei hier bisher allerdings nicht getraut es auch aufzuschreiben. Böhmermann gehört zusammen mit Joko und Klaas (und in gewisser Weise sogar mit Lanz) in die Kategorie der Paradebeispiele für das, was mit dem deutschen Fernsehen gerade richtig schief läuft. Sie sind leider überhaupt nicht die Lösung der Misere, sondern ein erheblicher Teil des Problems. Man muss sich aber auch fragen, wer diese ganzen Leute überhaupt auf den Schirm läßt.

    Ach so, ich weiß schon. Sie bringen (eine gewisse) Quote. Dann ist ja alles in Ordnung und die Verantwortlichen haben einfach alles richtig gemacht…

    Ich könnt‘ so… naja.

  29. @BlueKO: Jan Böhmermann bringt Quote? Die 0,4 Prozent auf ZDFneo oder was? Und der Schirm, auf den man ihn lässt, ist eben: ZDFneo.

    Ich halte das, was Böhmermann mit der Bild- und Tonfabrik macht, tatsächlich für beste Unterhaltung. Das ist sicher auch eine Geschmacksfrage. Aber zu sagen, er habe zu große Präsenz auf dem Schirm und zwar wegen der Quote, ist nun wirklich abwegig.

  30. „Zu große“ wollte ich ihm persönlich nicht unterstellen.
    Es ging mir eher um diese ganze Generation von Fernseh-„Unterhaltern“ und den Typus, der sich da in 16:9 breit macht.

  31. … Aber ganz sicher ist das eine Geschmacksfrage. Und ich bin da durch meinen häufen… ach was, eiigentlich ausschließlichen BBC-Konsum in Sachen Fernsehhumor inzwischen einfach zu verwöhnt.

    Wenn ihr das gut findet, dann guckt mal schön weiter.

  32. @ BlueKO: Ohne jetzt alles toll zu finden, was im Umfeld Böhmermann/ Heufer-Umlauf/ Winterscheidt so entsteht (aber doch einiges) – sie legen etwas an den Tag, das ich sonst im deutschen Fernsehen sehr vermisse: Begeisterung und Freude am „Fernsehmachen“. Ansonsten dominieren doch leider immer die gleichen Abläufe, eine jahrzehntelange Routine, die keiner durchbrechen möchte oder kann. „TV Total“ ist ja nur ein Beispiel, man könnte auch eine beliebige RTL-Show oder eine Preisverleihung nehmen (oder ganz schlimm: eine Preisverleihung bei RTL). Langeweile, Ideenlosigkeit und Vorhersehbarkeit allenthalben. RTL scheint mir überhaupt auf dem Weg zum neuen ZDF: in meiner Kindheit war es der Inbegriff modernen Fernsehens – bunt, schrill, innovativ, neu, ganz anders als die verschnarchten Öffentlich-Rechtlichen. Nun ist es mit seinem Publikum (womit ich im Wesentlichen meine Elterngeneration, die 50-65-jährigen, meine) gealtert und wirkt trotz seiner bunten Farben überhaupt nicht mehr modern.

    Böhmermanns Verlade von TV Total war super. Ich bin gespannt, wie Raab reagiert.

  33. @duese, 33:

    Doch, es gibt sie hierzulande, die guten Autorinnen und Autoren. Nur gelingt es den wenigsten von ihnen, mit ihren Ideen auch durchzukommen. Wenn Sie wüssten, wie routiniert die Heerscharen von Bedenkenträgern in deutschen Sendeanstalten alles abblocken, was auch nur entfernt riskant sein könnte… das ist das Kernproblem.

    Siehe auch:

    „Deutsche Fernsehsender werden dominiert von risikoscheuen, selbstzufriedenen Typen mit Provinzhorizont und dem Hauptanliegen, möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten.“

    (Prof. Lothar Mikos in: http://www.brandeins.de/archiv/2014/beobachten/wir-serienmuffel.html )

  34. Aus dem SZ-Artikel: »Aber man kommt nicht ewig mit der Ironie weiter«, sagt er, »irgendwann ist Schluss.«
    Leider konnte man diese Einsicht in der Sendung bisher aus meiner Sicht nicht erkennen.

  35. Ich stimme Mike (Kommentar 3) zu. Die jungen Wilden fehlen, die sich mal wirklicher Themen annehmen würden. Der jüngste Wilde, der die einzige politische Sendung im ZDF überhaupt macht (die flache heute-show würde ich nicht so nennen wollen, die Nachrichten und politischen Talkshows auch nicht), darf das nur mit albernem Hut als „Erwin Pelzig“ und ist 54 Jahre alt.

  36. DaW, 42:

    Die Verarsche von TVTotal war gut. Nur: dieses „Wir wollten deren Recherche-Kompetenz prüfen“-Getöne von Jan Böhmermann ist auch – wieder einmal – typisch Jan Böhmermann. Großspurig. Eigentlich ist dieses Selbstgefällige das, was mich am meisten an ihm stört. Ich erinnere mich an ein Interview im „Journalist“, wo Jan B. – hofiert und angefeuert von Hans Hoff – extrem arrogant rüberkam.

    Jan B., der doch vor kurzem selbst auf diese Postillon-Pofalla-Sache reingefallen ist und sich bei SPON hämisch nach Entlassungen vermeintlich inkompetenter Redakteure erkundigt hatte – dieser Jan B. sollte es doch selbst besser wissen..

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/storify-zum-bahn-job-von-ronald-pofalla-und-dem-postillon-a-941622.html

  37. @theo: Welcher deutsche Sender hätte auch den Mut eine wirklich lustige Sitcom über die Familie einer vermeintlichen Minoriät im Land als Hauptfiguren in Auftrag zu geben. In UK war man mit „Citizen Khan“ so mutig, und der Erfolg der ersten Staffel, war so überwältigend, dass man gleich ein Christmas-Special produzieren lies. Und an Weihnachten wird schließlich nur das Beste gesendet.
    http://www.bbc.co.uk/programmes/b03c8nd8

    Es sind aber auch die genial einfachen Ideen, die die Programme dort so besonders machen. Und auch die Einsicht, dass man vom Publikum einfach was fordern kann, und es nicht mit allen Programmen einfach nur auf möglichst kostensparende Weise berieseln zu müssen.

    UND: Hierzulande fehlt einfach das Radio als Entwicklungsfläche. Auch „Citizen Khan“ entstand auf Basis einer Radio-Serie (genau wie „Little Britain“ und andere), nachdem man Konzepte, Charaktere usw. mit relativ geringem Produktionsaufwand ausprobieren konnte. In UK gibt es einfach noch richtige halbstündige, unterhaltende Radioformate, sei es nun Quizsendungen oder Comedy-Hörspiele, die wir in Deutschland bereits vor Jahrzehnten verloren haben.

    „Comedy“ im Radio ist doch nur noch der gespielte Witz zwischen zwei Musiktiteln, die wie alles Wort um Gottes Willen nicht länger als 1:30 sein darf. In UK hat man da (auch von der Produktionsweise mit Aufzeichnung vor Live-Publikum) auch Sendungen im Radio, die man hierzulande nur aus dem Fernsehen kennt. Ich kann nur jedem empfehlen sich mal eine Folge von „Party“ anzuhören. Darin geht es um einen Haufen junger Menschen (Studenten), die eine eigene politische Partei gründen wollen, jedoch an ihrer eigenen Unfähigkeit grandios scheitern.

    Oder die hierzulande angeblich nicht funktionierenden Panel-Shows (bei der Betrachtung wird natürlich immer „7 Tage, 7 Köpfe“ und „Genial daneben“ einfach ausgeblendet). Eine meiner Lieblingssendungen bei BBC Radio 4 ist „The Unbelievable Truth“. Vier Comedians halten jeweils einen Vortrag zu einem Thema und die anderen müssen sechs Wahrheiten, die sich im Lügentext verstecken erraten. Das ist sagenhaft komisch, aber auch sehr lehrreich, weil man nebenbei ganz erstaunliche Dinge lernt. Dafür müßte ein deutscher Sender natürlich bereit sein die Autoren der Texte entsprechend zu bezahlen. Momentan sind keine Sendungen im iPlayer verfügbar, aber es haben inzwischen genug Raubkopien zu YouTube geschafft, dass man schnell fündig wird.

    Oder auch „I’ve never seen Star Wars“, das es vom Radio auch mal zu BBC Four geschafft hat. Ein Prominenter versucht ein paar neue Dinge, die er noch nie zuvor im Leben gemacht hat, und erzählt über seine Erfahrungen damit. Die Produktionskosten dieser Sendung fürs Fernsehen dürfte noch weit unter dem des elendigen RTL-Reality-Krams mit ihren Billigst-Darstellern liegen, nur ist das Endprodukt weit, weit hochwertiger und inhaltsreicher ist.

    Warum, verdammt, sollen solche Sachen im deutschen Fernsehen nicht funktionieren?

    Nein, es wird lieber die ewig gleiche Bräsigkeit mit dem gleichen Typ unlustiger Ansager in die Welt gesetzt. Gute Nacht Fernsehdeutschland.

  38. Natürlich benutzt Böhmermann gerne Ironie, aber es ist einfach ein Stilmittel. Ihm deswegen jegliche Haltung abzusprechen, ist doch vollkommen absurd. Man denke nur mal an die Filmchen zur Einführung des Jugendkanals. Da muss man nicht subtil sein um die Kritik zu erkennen. Oder wie viele deutliche Worte er über Kollegen findet, da fallen mir ohne Nachdenken mindestens zehn Personen ein mit denen er nicht mehr auf einem Sofa sitzen könnte. Toll finden muss man das natürlich trotzdem nicht.

    Dass man häufig darüber nachdenken muss, was wie gemeint ist, kann man dem Künstler nicht vorwerfen, meine ich. Man beschwert sich ja auch nicht über Dichter, die ihre Themen nicht direkt ansprechen.

    @BlueKO: Irgendwie fällt es mir schwer, den Zusammenhang zwischen Lanz und Böhmermann zu erkennen. Können Sie mir da auf die Sprünge helfen?

  39. (Meine Kommentare hängen irgendwie fest in der Modschleife)

    Frank:

    Ich kann den Modebegriff „Haltung“ nicht mehr ertragen.

  40. Erstmal, was die BTF hier zusammenschrauben, ist genial: die Inszenierungen, die grafische Ausarbeitung und die Liebe zum Handwerk, die drin steckt. Wenn ich die Ergebnisse sehe, komme ich ins Grübeln, warum es nicht mehr solche Perlen gibt.
    @jochen #34 Aaah, ja. Der Ehring also??? Also zu Schlegl-Zeiten hab ich Extra3 noch gerne geguckt, aber inzwischen finde ich es nur noch platt, Hau-Drauf-Journalismus. Für ein echtes Satire-Magazin fehlt mir mehr seriös recherchiert und beleuchteter Hintergrund. Da ist die erwähnte Umsetzung in der heute-Show deutlich weniger peinlich.
    Um den Bogen zu kriegen – da bin ich dann eher für die Umsetzung von kritischen Themen wie hier im Neo Magazin, wo, wie erwähnt nicht einfach nur die Kamera zum Fremdschämen drauf gehalten wird, sondern auch noch mit eigener Kraft und Respekt unterhalten wird.

  41. @Frank: Ich möchte eigentlich nicht zu sehr auf Böhmermann rumhacken, weil das einfach auch unfair ist, aber:
    Für mich ist Böhmermann einfach genauso ununterhaltend wie Lanz.
    Böhmermann wurde irgendwo nachgesagt, dass er sich mit den richtigen Leuten umgibt, das scheint bei den vorproduzierten Einspielern auch zu stimmen und ist natürlich eine geschickte Strategie für irgendeine Karriere in iregendwas mit Medien.
    Wenn man ihn aber auf sich alleine gestellt ist, wie z.B. in der Talksendung auf EinsPlus ist er einfach nur hochnotpeinlich und vollkommen nervend. Für mich ist das dann der Punkt, an dem die beiden genannten gleich unerträglich sind.

    Sorry, Jan.

  42. Ganz vergessen, an Herrn Niggemeier: Schöner Artikel! Vielen Dank.
    (Ich bin aber immernoch der Meinung, dass das Nachweinen nach ROCHE & BÖHMERMANN inszeniert ist, um künstlerisch anzuknüpfen – völlig legitim, war ne super Sendung)

  43. @theo:
    Von mir aus gerne Überzeugungen und Positionen. Ihm wurde aber Haltungslosigkeit vorgeworfen.

    Das geschieht meines Erachtens nur deswegen, weil er nicht politisch ist. In meinen Augen ist das aber etwas vollkommen anderes.

  44. @thorsten: Ich glaube nicht, dass die da ernsthaft nachweinen. Es ist eher ein Nachtreten.

    Das war, so wie ich es verstanden habe, Anfang letzten Jahres schon ein Schock für Böhmermann und die BTF, da standen ja auch Arbeitsplätze auf dem Spiel. Im Nachhinein ist es für sie aber bestens gelaufen, denn das „Neo Magazin“ ist sicher als Form und Experimentierfeld zukunftstauglicher als die Talkshow.

  45. Ich finde die Sendung auch super, aber der böhmermann hätte sich/sollte sich das gesagte von Anke engelke zu Herz nehmen sollen, nämlich das je größer die Produktion wird desto mehr a-Löcher dabei sind. Und man denn auch eine Verantwortung gegenüber seinen Mitarbeitern hat; wie du willst jetzt nicht mehr weitermachen ich hab mir doch gerade erst ein haus gekauft.

  46. @Stefan: Ja, als Nachtreten empfinde ich das auch. Und das macht alle auch noch mal ein Stück weit unsympathischer, weil sich das in der Öffentlichkeit einfach nicht gehört.

    Und mal ernsthaft: Wer hätte denn bei der Vorgeschichte von Frau Roche irgend einen anderen Verlauf der Geschichte ernsthaft erwarten können. Die schmeißt doch einfach immer an irgendeinem Punkt die Brocken hin. Das ist doch grundsätzlich nur eine Frage der Zeit. Auch das macht sie nur unsympathisch.

    Das ist wirklich ein ganz eigenes Volk, dieses Fernsehvolk.

  47. Bei der TV Total Verarsche sollte man nicht vergessen, dass es allem Anschein nach von Jimmy Kimmel geklaut ist. Die gesamte Inszenierung ist abgekupfert. Ich frage mich wieso sowas in den Medienberichten über Sendungen nie thematisiert wird. Stattdessen gibts Lob. Ermutigt sowas ruhig…

    Theo, 51 hat natürlich Recht. Böhmermann haut gerade auf Twitter ordentlich in die Tasten, als reine Egoshow. Wenn man dann noch bedenkt, dass es ein geklauter Gag ist, ist es umso erbärmlicher. Klar, ist Raab reingefallen, aber meine Güte als ob eine Late Night (wohlgemerkt, solange sie niemandem persönlich schaden) Beiträge prüfen muss. Das war ein 10 Sekunden Gag, keine Basis einer Recherche. Und wenn er Raab und Elton berechtigt für ihre Eitelkeit angreift, dann sollte er selbst still sein. Ich weiß ich weiß, das ist alles super ironisch und parodiert das nur. Metaebene, Popkultur, kennst den Film wohl nicht, man muss schon klug sein, um das zu verstehen. Muss man sich bei Joko und Klaas auch immer anhören. Weil Kotzen nach der Achterbahn natürlich auch viele Ebenen hat.
    Jan und das Team haben eine Aktion geklaut und beweihräuchern sich selbst bis zum umfallen. Das ist erbärmlich.

  48. Zumal Harald Schmidt vor allem zu Anfang auch ordentlich bei Letterman & Co. abgekupfert hat. Immerhin gab er es auch zu. Das ganze Genre ist doch abgekupfert. Man lässt sich nun mal inspirieren. Und wenn Böhmermann der einzige im deutschen Fernsehen ist, der Late Night macht (von den 3 anderen, noch weniger wahrnehmbaren und mir auch zu faden mal abgesehen), ist es sein gutes Recht abzukupfern. Das war schon immer so und wird nie anders sein. Von den Amis lernen heißt siegen lernen, in Anlehnung an eine frühere Maxime…
    Es ist wie immer auch einfach Geschmacksache. Es wird immer, IMMER, genug Leute geben, die – am liebsten von oben herab – Sendungen und Leute als primitiv, einfallslos, schlecht bezeichnen, nur weil es nicht ihren Geschmack, Intellekt oder Anspruch trifft. Das war schon immer so und wird nie anders sein. Ich finde das sehr mühselig. Man kann auch alles totdekonstruieren. Noch mühseliger wäre es nur, über Helge Schneiders Art vbon Humor zu diskutieren. Es geht einfach nicht. Entweder man etwas damit anfangen oder nicht. Jdem Tierchen sein Pläsierchen.

  49. Hörstchen,

    abkupfern ist doch gar kein Problem. Besser gut kopiert als selbst schlecht erfunden. Wenn aber die Macher der Sendung sich gar nicht mehr einkriegen können vor Eigenlob ( „Die senden alles. Alles – um Quote zu machen. Wir haben die Ideen, die haben die Quote.“ – zitiert nach dwdl)… naja.

    Klar kann man auch das als Ironie deklarieren, aber glaubhaft wäre das kaum. Wären Böhmermann und Co. etwas entspannter und nicht so verkrampft bemüht, würde es bestimmt auch besser laufen mit der Quote, davon bin ich überzeugt. Jan B. fehlt etwas schnoddrige Lässigkeit im Umgang mit Anderen und sich selbst.

  50. ‚Wenn der Berg nicht zum Propheten kommt, muss …‘

    Ich denke es ist ein Fehler, in den kleinen öffentlich-rechtlichen Sendern nur experimentierfreudige Sprungbretter zu den großen flackernden Wohnzimmerbeleuchtungen zu sehen.
    Diese haben sich durch Geschichte und (dieser folgenden) Namensgebung einen prominenten Platz auf der Fernbedienung erobert und konnten ihn auch, sofern mich meine Erfahrung mit fremden Fernbedienungen nicht täuscht, gegen die namentlichen Angriffe von kabel eins und Sat.1 behaupten – so dass letztere heute, im Gegensatz zu ProSieben, relativ Ortlos sind.
    Wenn man die Gewohnheitsnatur des Fernsehens ernst nimmt und ihr entgegenkommen will, könnte man ZDFneo in 4neo umbenennen, zumal sich ein möglicher Platzrivale gerade vom Sendebetrieb verabschiedet hat. Und wenn, was wohl die kniffligere Frage ist, die Macher bereit sind, die namensgebende Programmvision für ein neues Fernsehen wirklich umzusetzen, dann könnte es auch – zwischen Kulturprogramm und Trashfilm – ein großes Publikum finden.

    PS: Eine Frage an die Spracharbeiter in diesem Blog: Wie nennt man eigentlich solche phonetisch-semantischen Mischzusammensetzungen wie 2you …?

  51. Na, viel Spaß bei dem Versuch, diese hochfliegenden Pläne ausgerechnet beim risikophoben Sender zdf realisieren zu wollen! Und hoffentlich gibt es den Sendeplatz nach Lanz nicht mehr allzu lange, weil der recht bald Privatier werden sollte…

  52. Zum „Kopieren“ hätte ich auch noch meine 50ct,
    Das gehört dazu und ist ein gutes Mittel, solange man die Sache bereichert und in neue Zielgruppen bringt.
    Beispiel der „Show-Krieg“ des Neo Magazins … ich erinner mich noch an die Tage des Writer’s Strike, als sich Jon Stewart und Conan O’Brian mangels guter Gags ihrer streikenden Autoren physisch gekloppt haben, wunderschön inszenierte Unterhaltung! Leider scheint ja Pro7 keine richtige Lust drauf gehabt zu haben. Nach meinem Geschmack wäre da noch mehr gegangen.
    Und wenn ich schon die The-Daily-Show erwähne, finde ich es gut, dass die heute-Show eine gute Ableitung davon geworden ist. Ohne länger dran rumzustochern, die Themen sind nach meinem Geschmack journalistisch gut aufgearbeitet+umgesetzt und die Sendung erreich damit ein breites Publikum. Mehr erwarte ich nicht, danke!

  53. Böhmermann zeigt (im Gegensatz zum großen Idol Schmidt) durchaus Haltung ( – warum soll das ein Modewort sein?).
    Ich erinnere mich an einen Wahlaufruf für den ÖR, der nicht gesendet wurde, weil er den Bedenkenträgern zu politisch war oder zu konkret.
    Böhmermann sollte eigentlich sagen: „Liebe Kinder, geht brav wählen, denn das ist ganz ganz wichtig!“
    Er aber hat begründet, weshalb ihm Wählen wichtig ist. Das fand ich bei all seinem Blödeln und Ironisieren wirklich stark.

  54. Was die heute-show betrifft, nervt mich ja deren dauernder Pipi-Kaka-Humor. („Haha, der Welke hat Scheiße gesagt!!!“) Die Sendung wäre ohne Fäkaltexte vermutlich 10 Minuten kürzer. Beim Vorbild Daily Show scheint mir der Humor trotz höherer Sendefrequenz ein bisschen weniger simpel gestrickt.

  55. Bei der Daily Show heißt es statt Pipi Kaka halt fuck und dick, aber stimmt schon, da stecken ein ganz anderes Team und auch eine andere Ausrichtung dahinter.

  56. @75 H. & @76 Janosch
    Die Daily Show ist ein im Prinzip ein bissiger, humorvoller – und vorallem – TÄGLICHER Kommentar auf die amerikanische Politik- & Medienlandschaft. Die heute show blickt nur zurück. Man nimmt sich Themen an, die schon Tage zurück liegen – und da fehlt eben oft auch der Biss. Das Zuschaustellen, das Vorführen von Politik liegt Stewarts Team einfach besser. Sie können eben auch täglich für mehrere Minuten auf scheinbare Kleinigkeiten eingehen, die Hintergründe beleuchten und das Thema satirisch aufarbeiten. Während die heute show nur nochmal die Nachrichten wiederholt und dabei zwei Witze macht. Das ist keinesfalls schlecht, sogar guckenswert. Aber im Vergleich zur Daily Show kacken sie ab.

    Ich beneide die Amerikaner für ihre Late-Night-Kultur. Wie Böhmermann auch sagt, eine tägliche Late Night ist das bestmögliche Programm fürs Fernsehen. Und ich kenne keinen, der nicht eher wenigstens die Chance bekommen sollte, so eine zu machen als Böhmermann.

    Aber sie muss, wenn schon nicht täglich, mehrmals die Woche ausgestrahlt werden. Auf einer wöchentlichen Sendung liegt immer so ein „Event-Charakter“, der tödlich für eine Late Night ist (siehe Schmidt bei ARD). Man kann kaum Bezüge zur vorigen Sendungen nehmen, keine regelmäßigen Spielereinen etablieren, keinen Gewohnheitseffekt beim Zuschauer aufbauen.

    Liebes ZDF, lieber Oliver Fuchs,
    was spricht dagegen, den Böhmi einfach mal machen zu lassen? Werktäglich auf einem festen Sendeplatz nach ‚heute nacht‘. Statt einer Wiederholung von SOKO Dingsbums. Retten sie das Fernsehen! Lassen Sie mich zufrieden grinsen, wenn ich auf dem nächsten Kontoauszug die 18 Euro wegflattern sehe!

    Mit freundlichen Grüßen

  57. Mit. Böhmermann verhält es sich wie einst mit Florian Illies Generation Golf….man lacht herzhaft über die Zoten und gefälligen Beobachtungen der eigenen, noch nicht sonderlich weit zurück liegenden Geschichte, weiß aber auch ob der geringen Halbwertzeit derartig im oberflächlichen verharrenden Banalitäten.
    Am auffälligsten wird Böhmermanns Mangel an Haltung im Vergleich zu Olli Schulz. Schulz ist als Musiker durch all die Tiefen und Entbehrungen einer Künstlerlaufbahn gewatet und nutzt das Fernsehen als Mittel zum Zweck, sich selbst bekannter und das Konto etwas voller zu machen, begegnet dabei den Protagonisten aber stets mit Respekt, Empathie und Verständnis. Nie würde er sich auf einen Sockel erheben, im Bewusstsein, wie fahl eine solche Herablassung wäre, ist doch die Fernsehpräsenz an sich kein selbstreferentielles Heldenstück.
    Böhmermann agiert meines Erachtens aber genau in diesem Raum des Mise en abyme, der immerwährende Spiegel der eigenen Eitelkeit umgibt ihn wie die triste Bemühung adäquate Anzüge tragen zu wollen.
    Schon bei Roche und Böhmermann war dieses Duo der materialistischen Buchautorin und dem nur auf den nächsten Gag wartenden Fernsehmacher schwer erträglich und die Sendung war weniger ob der Gäste, die sowohl personell als auch inhaltlich ebenso bei Lanz hätten sitzen können, noch ob der Moderatoren, sonderlich sehenswert, sondern wegen des ästhetischen Ansatzes der Macher der Bild-und Tonfabrik in ihrem rührseligen Bemühen, eine halb ironisch, halb verzweifelte 50er Jahre-Welt zu zitieren.
    Aber genau das ist eben das anstrengende an Böhmermanns Ansatz, Fernsehen zu machen. Da ist ein Anfang Dreißigjähriger, der permanent die „gute alte Welt“- besser gesagt unser aller putziges Dasein im Westdeutschland der 80er- als Fundament für unsere Haltung im hier und jetzt sieht und eben genau deswegen nicht über Provinzialität hinauskommt.

  58. Auch wenn das hier schon länger her ist:

    Da haben sich aber einige hier ganz schön verschätzt mit ihren selbstgefälligen und überheblichen Kommentaren. :)

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