… bis der erste ernstzunehmende Politiker die Zerschlagung Googles fordert

Mittwoch, 16. April. Mathias Döpfner, Vorstandsvorsitzender von Axel Springer, schreibt in der „FAZ“ an den Verwaltungsratsvorsitzenden von Google, Eric Schmidt:

Ein anderer Weg wäre die freiwillige Selbstbeschränkung des Siegers. Ist es wirklich klug, zu warten, bis der erste ernstzunehmende Politiker die Zerschlagung Googles fordert?

Donnerstag, 17. April. Rainer Brüderle, der frühere Bundeswirtschaftsminister (FDP), fordert im „Handelsblatt“:

Zerschlagt Google!

Na, da scheint Google ja noch ein bisschen Zeit zu haben.

41 Replies to “… bis der erste ernstzunehmende Politiker die Zerschlagung Googles fordert”

  1. Stelle mir gerade die dystopische zukunft vor, in der wir im Gegensatz zu Cyberpunkartiger Herrschaft der Konzerne Google völlig zerstören. Woraufhin die Gesellschaft zusammenbricht, weil niemand mehr weiß, wie irgendwas geht. Und dann eine Zukunft wie bei Earthseed.

  2. Was auch immer man von den Herren halten mag: Ist es abwegig, Google eine Monopolstellung zuzugestehen? Warum hat man das Microsoft vorgeworfen, findet das bei Google abwegig? So richtig erschließt sich mir nicht, warum alle genau diesen Riesen so sympathisch finden.

  3. @Stefan Tilkov: Man hat Microsoft nicht vorgeworfen, ein Monopol zu haben, sondern sein Monopol auszunutzen. Wann immer Google das tut, ist es richtig und notwendig, dagegen vorzugehen.

    (Hier ging es jetzt eher um eine billige Pointe auf Kosten Brüderles, aber gut.)

  4. @Stefan Tilkov: Ein wichtiger Unterschied ist auch, dass die normalen Nutzer nicht Kunden (im Sinne von mit Geld für Waren/Dienstleistungen bezahlen) von Google sind.

  5. @5: OK, guter Punkt: Deine Aussage wäre damit, dass man Google z.B. dann bremsen müsste, wenn sie es schafften, mit ihrem Monopol Google+ größer als Facebook werden zu lassen (was im Moment, gelinde gesagt, nicht unbedingt wahrscheinlich scheint)? Die Logik kann ich nachvollziehen.

    @6: Das ist mir nicht ganz klar. MS machte es in den 90ern Konkurrenten fast unmöglich, z.B. mit den PC-Herstellern lukrative Deals einzugehen. Das scheint mir nicht unähnlich.

  6. Sollte man sich nicht eher auf die Browser-Hersteller konzentrieren, welche den „Weg ins Internet“ gerne direkt zu Google hinführen? (kurz: Der Laie hat Google als Suche voreingestellt, daher Google soviele Nutzer.)

  7. Da läuft ganz offensichtlich eine konzertierte Aktion. So einen „Gastkommentar“ kriegt man ja nicht von eben auf gleich, sondern bruacht Vorbereitung. Genauso wie das HB ja heute auch „zufällig“ am gleichen Tag eine Doppelseite zur Macht und dem Vorwärtsdringen Googles in alle Industrien und Lebensbereiche geschrieben hat. Die Wirkung zielt auf Brüssel. Brüderle schreibt: „Europa und die USA verhandeln gerade das transatlantische Freihandelsabkommen. … Die europäische Seite muss auf scharfe, transatlantische Wettbewerbsregeln drängen, die eine Zerschlagung von Marktbeherrschern ermöglicht. Wettbewerb ist das beste Entmachtungsinstrument. Deshalb muss es im Zweifel heißen: Zerschlagt Google!“ Seit wann wird denn „im Zweifel“ ein Unternehmen zerschlagen? Und woran soll da gezweifelt werden? Im Grunde hat das Dreieck Döpfer – FAZ-Verlag – Holtzbrinck Suchmaschinenoptimierung im Auge. Das ist eine wirtschaftliche Auseinandersetzung, Brüderle macht da gerne den Lobbyisten, die FDP kriegt dafür wieder bessere PR. Aber wenn man das mal alles beiseite lässt und einem wirtschaftlich Unterlegenen zugesteht, sich auch mal mit einem kleinen Ellbogencheck etwas Gegendruck aufzubauen, dann stelt sich die Frage: Haben die Verleger einen Punkt, den man nach vollziehen kann? Die Marktstellung von Amazon bei Anzeigen? Witzigerweise strebt aber Springer selbst nach Marktbeherrschung im Online-Rubrikengeschäft, und nicht nur in D. Die Gefahr ist, dass Google diese Investitionen schreddert (z.B. hat Springer seinerzeit für halbe Mrd. das größte franz. Immoportal gekauft, das kann sich ja auch jemand leisten, der selbst einiges auf der Naht hat). So gesehen kämpft da nicht Goliath gegen David, son dern ein Goliath gegen den anderen. Ist eine Zeitlang her, aber man erinnert sich doch im Springer Verlag sicherlich noch an „Zerschlagt Springer“? Alles sehr witzig …

  8. Bin ich der Einzige der sich wundert warum ausgerechnet ein Politiker der Partei, die mehr als alle anderen Parteien an die heilenden Kräfte des Marktes glaubt, nun Google zerschlagen will?
    Wenn ich die FDP und den Neoliberalismus bisher richtig verstanden habe, soll sich der Staat doch völlig aus den Märkten heraushalten. Irgendwie scheint die FDP nun auch ihre letzte Ideologie über Bord zu werfen.

  9. Dieses mutige Vorgehen von Brüderle ist doch mal wieder so ein richtig knallhartes Thema, das unbedingt bei „Markus Lanz“ weiter nicht ausgeführt werden sollte.

    Brüderle war doch auch erst letzte Woche da, um sein neues Buch vorzustellen. Da ist sein nächster Besuch in der Sendung an diesem Donnerstag mehr als überfällig.

  10. @Fritz: Ich kenne den Terminplan von Rainer Brüderle nicht, würde aber annehmen, dass er durchaus die Möglichkeit lässt, einen Gastkommentar von ihm von eben auf gleich zu bekommen.

  11. War es nicht immer die FDP die behauptet, dass sich der Markt selbst reguliert?

    Außerdem: warum eigentlich? Sicherlich ist Google eine große Datenkrake, aber das sind Facebook, die NSA und unsere Bundesregierung ja auch. Aber Google ist wenigstens noch so cool und steckt viel Geld in Open Source Projekte, wohingegen unsere Regierung viel Geld für einen verlängerten Windows XP Support verschleudert.

    Und mal abgesehen davon kann Internet Benutzer sich auch einer anderen Suchmaschine bedienen, z.B. DuckDuckGo. Aber bitte nicht meckern, wenn die Suchergebnisse nicht auf den einzelnen optimiert sind, das passiert halt, wenn man nicht getrackt wird!

  12. Ok, wer von euch hat Brüderle gezeigt wie man ins Internet kommt bzw. von diesem Internet-Ding überhaupt erzählt?

  13. tja, da stößt die Marktwirtschaft an ihre Grenzen. Google ist ja vor allem deshalb jetzt in der Position eines quasi-Monopolisten, weil sie ein erfolgreiches Geschäftsmodell haben, und besser waren ( und sind ) als die Konkurrenz. Und dass ein privates Unternehmen alles tut, um diese Stellung zu nutzen, und ggfs. aus zu bauen, kann man ihm kaum vorwerfen.
    VW will ja auch mehr Autos verkaufen, als die Konkurrenz.
    Und die meisten Unternehmen, die jetzt jammern, und nach Regulierung rufen, haben selbst googles Dienste genutzt, um damit ihr eigenes Geschäft zu machen. Damit sind sie – und in gewisser Weise wir alle – mit Schuld am Erfolg von google. Döpfner gibt ja selbst zu, dass das Wehklagen jetzt etwas schizophren ist.

    Und dass ausgerechnet die Wirtschaftspartei FDP nach den Kartellhütern ruft, ist absurd.

  14. Was auch immer man von den Herren halten mag: Ist es abwegig, Google eine Monopolstellung zuzugestehen? Warum hat man das Microsoft vorgeworfen, findet das bei Google abwegig?

    Das Wettbewerbsrecht verbietet nicht das Monopol an sich, sondern die Ausnutzung von Monopolmacht zu Behinderung der Konkurrenz. Microsoft hat das in den 1990ern klar getan. Google dagegen nicht.

  15. Es ist schon äußerst belustigend, wenn ein Monopolist wie Döpfner Google das Monopol vorwirft.
    Erst jahrelang den Online-Boom kleinreden und verschlafen und sich dann wundern, dass der Zug ohne die Springer Presse davonfährt. Anscheinend läuft Bild Plus und die Welt-Paywall nicht ganz so, wie man sich das in den Vorstandsetagen gedacht hat.

  16. @22
    Erstmal das, und der Umbau von Springer in ein „Digitalhaus“ klappt nicht wie es sollte bzw. es ist der Plan, sich mit Hilfe seiner publizistischen Macht ein entsprechendes Gesetz schreiben zu lassen, das einem das erleichtert. Und die FDP ist im Wahlkampf.

  17. Ich bin seit langem dafür, einen Suchergebnisrat zu bilden; bestehend aus Vertretern der Bundesregierung, der Kirche und Sascha Lobo. Der wird sicherstellen, dass niemand das findet, was er sucht. So wird keiner bevorzugt. Und Google kann seine Position nicht missbrauchen, um den Traffic zu lenken.

  18. so lange die Rhein-Hessischen Weingüter das alles unbeschadet überstehen, sollte Brüderle ruhig bleiben.

    Es war vorherzusehen, aber die postive Resonanz auf Döpfners, man muss ja sagen, Gewäsch, ist schon erschreckend. Inhaltlich stimmt da wenig und der Absender dessen Blatt sich einen Scheißdreck um Werte, Menschenbild etc. kümmert, bekommt erstaunlich wenig Widerspruch.

  19. @19 Und dass ausgerechnet die Wirtschaftspartei FDP nach den Kartellhütern ruft, ist absurd.
    Ist es natürlich nicht, weil die FDP die letzten 20 Jahre keine „Wirtshaftspartei“ war, sondern lediglcih eine Lobbygruppe mit Bundestagsanschluss. Der freie Markt wurde nur so lange propagiert, solange deren Mitglieder Vorzüge hatten, wenn sie Nachteile erwarteten, wurde gerne reguliert.

  20. Es wird endlich Zeit für eine ernstzunehmende europäische oder deutsche Alternative zu Google und die muss vom Staat gefördert werden.
    Bei so einer ernstzunehmenden Gefahr sollte man auch klotzen und nicht kleckern, da kommt es auf die eine oder andere Million Euro Förderung nicht an.
    Und bitte(!) so eine nationale Aufgabe nicht einem kleinen Start Up in Berlin überlassen, das kann nur ein renomiertes Medienhaus wie Springer gewährleisten.
    Wir müssen alle diese letzte Chance nurten bevor es zu spät ist!

  21. Vielleicht sollte Brüderle es gleich selber machen, nach der Zerschlagung seiner eigenen Partei verfügt er zumindest über die erforderlichen Kompetenzen.

  22. @21:
    „Ach, das ist doch nur das Dankeschön von Brüderle für die Unterstützung von Springer im Wahlkampf.…“

    Die Unterstützung hat ja auch dufte funktioniert, nachdem Brüderles Partei ja jetzt an der Regier… nee Moment… in der Opposit… nee auch nicht… hrhmja… tüterü…

  23. Man kann Google vieles vorwerfen. Aber so absichtsvoll böse wie der Springer-Konzern waren sie noch nie.

  24. Döpfner gegen Google,
    Obama gegen Putin:
    = Arroganz und Egoismus gegen regelbasiertes Verhalten und Intelligenz.
    Mein privater Tipp:
    in 5 Jahren hält Unilever die Mehrheit an Springer und tauscht das unfähige Management gegen eigene Produktmanager aus.
    Vielen Dank, Herr Niggemeier!

Comments are closed.