„Handelsblatt“ setzt Medienkompetenzoffensive fort

Toll, das „Handelsblatt“, diese „große, stolze Wirtschaftszeitung“, wie ihr Herausgeber Gabor Steingart sie nennt. Ich les das jetzt öfter, seit die so groß in die Medienberichterstattung eingestiegen sind. Heute eine brisante Titelgeschichte von Hans-Peter Siebenhaar über eine „Branche im Alarmzustand“:

Am besten ist die Grafik, die die dramatischen Veränderungen in der Mediennutzung illustrieren soll. Sicherheitshalber hat das „Handelsblatt“ allerdings die y-Achse manipuliert. Trägt man beide Kurven korrekt an derselben Achse auf, ergibt sich nicht das linke, sondern das rechte Bild:

Außerdem verschweigt das „Handelsblatt“, dass sich seine beiden Kurven auf unterschiedliche Altersgruppen beziehen: die Internetnutzung auf Erwachsene ab 14 Jahren, die Fernsehnutzung auf Zuschauer ab 3 Jahren. Beim Fernsehen sind also auch Kinder einberechnet, die Altersgruppe, die mit Abstand am wenigsten fernsieht. Rechnet man auch hier auf der Basis „Erwachsene ab 14 Jahren“, kommt man 2012 auf eine durchschnittliche Nutzungsdauer von 242 Minuten — und sogar einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr (der sich womöglich aus Fußball-EM und Olympia erklären lässt).

Nur hätte sich diese Grafik vielleicht schlecht unter der Überschrift „Das große Umschalten“ und mit den Worten „Eine Branche im Alarmzustand“ auf dem „Handelsblatt“-Titel präsentieren lassen:

(Die Fernsehzahlen sind über die Jahre nicht ganz vergleichbar: Seit Mitte 2009 gehen vermehrt auch Nutzungen außer Haus und mit Zeitverzögerung in die Berechnung ein.)

62 Replies to “„Handelsblatt“ setzt Medienkompetenzoffensive fort”

  1. Achja, das gute Handelsblatt…
    Ausserdem wie zählt zum Beispiel Mediathek kucken? TV oder Internet?

  2. Es graut mir nach wie vor insbesondere vor der Information, dass der *durchschnittliche* Konsument knappe vier!! Stunden!! den Quatsch ansieht. Ich kann mir nicht helfen, ich hab immer bereits nach fünf Minuten Glotze das Gefühl, man sei schlagartig dümmer geworden.
    Und der *Durchschnitt*. Das bedeutet ja, dass es vollkommen normal ist, auch sechs, sieben Stunden davorzuhängen, schließlich nutzen andere das Ding nur eine Stunde oder praktisch gar nicht. Mir grauts, wirklich.
    Und warum überhaupt muss das Handelsblatt, sich verstehend als Medium dann doch eher „intelligenterer“ Leser, überhaupt Sorge haben, dass der TV-Konsum zu niedrig sei? Die Höhe desselben müsste doch eher Panik auslösen.

  3. @7/Korrupt

    Die viel drängendere Frage: Warum fühlen Sie sich nicht schon nach 3 Minuten Handelsblatt, als wären Sie dümmer geworden? Oder merken Sie es da nur nicht?

    *SCNR*

  4. Am Schlimmsten ist doch die Tatsache, dass munter manipuliert wurde, um die gewählte Schlagzeile zu unterlegen. Wie oft passiert das anderswo ähnlich ?

  5. Selbst nach Datenbasis und Darstellung des Handelsblatts ist der Fernsehkonsum also von 2008 bis 2011 kontinuierlich gestiegen und hat dann eine kleine (statistisch überhaupt signifikante?) Delle erfahren, so dass er im Folgejahr wieder auf dem – mit Diplom-Augenmaß exakt bestimmt – 1-2% niedrigeren Stand von 2010 lag. Einem Stand, der damals als Rekordhoch bezeichnet wurde. So sieht beim Handelsblatt ein branchenweiter Alarmzustand aus?

  6. Wenn man bei der korrekten Grafik die Werte für 2012 weglässt, wäre ein Abwärtstrend sichtbar. Man muss ja nicht erwähnen, dass es 2012 wieder aufwärts ging. :)

  7. @JJPreston:
    Komisch, ich dachte die Leser seinen „intelligenter“ als die Fernsehzuschauer. Also in der Art, in der ich Mario Barth „lustig“ finde…

  8. Nachsatz: Wenn man das weiterdenkt, gab es für das Ergebnis und dessen Darstellung genau zwei Möglichkeiten:

    1. Der Fernsehkonsum liegt geringfügig höher als 2011. -> „Das Fernsehen trotzt der vermeintlichen Sinnkrise mit neuem Rekord“

    2. Der Fernsehkonsum liegt geringfügig niedriger als 2011. -> „Eine Branche im Alarmzustand“

  9. Da greift doch wieder mal der gute alte Lehrsatz: Glaube keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast. Das fängt bei den optischen Tricks (Verschiebung der Achsen) an, was man übrigens auch regelmäßig bei Tagesschau, heute und anderen seriösen Sendungen beobachten kann. Und es geht weiter beim klassischen Vergleich von Äpfeln und Birnen, wie hier beim Handelsblatt geschehen, wenn unterschiedliche Gruppen verglichen werden, ohne das kennzeichnen.

  10. Dabei wäre die Lösung doch so einfach gewesen: Einfach den prozentualen Anstieg als z.B. Balkengrafik zeigen und man kann ein noch viel größeres Fass aufmachen. Fernsehen gerade mal 7,2% mehr Zuschauer (ausgehend von 2008), während das Internet im gleichen Zeitraum unglaubliche 43% zulegt…

    „ÜBER 35% MEHR ZUSCHAUER IM INTERNET ALS IM TV – WOZU SOLL MAN DA NOCH GEBÜHREN ZAHLEN?“

  11. Beim Handelsblatt ist die Qualität eher ein kurzfristiges Problem, das lösbar erscheint. Die strategische Ausrichtung des HB ist mir völlig unklar. Teilweise liest sich das wie schlecht aus Finanztest abgeschrieben. Vermutlich ist die SPONisierung der Medienlandschaft um einen Mitläufer fortgeschritten.

  12. Statistiken werden in fast allen Medien in verfälschenden und übertreibenden Kurven gezeigt. Auch hier reagierte journalistisches Wunschdenken – es ist immer wieder wichtig, solche Verzerrungen aufzuzeigen, danke dafür. Die Übertreibung wäre ja auch gar nicht nötig gewesen. Die untere Grafik zeigt, dass der Fernsehkonwum in den letzten zwölf Jahren eine leicht steigende Tendenz hat (auf wessen Kosten, fragt man sich, und woher kommen die Zahlen?), während sich der Internetkonsum verdreifacht hat. Nun sind wir im Moment der Konvergenz angekommen. Auf Smart-TVs wechselt man von Youtube auf die ARD – wie will man die Gattungen da noch unterscheiden? Nur dadurch, dass die einen eine GEZ-Flatrate bekommen, die anderen nicht? Die Idee der öffentlich-rechtlichen Grundversrgung muss neu formuliert werden. Sie darf nicht mehr vo Instutionen und Mediengattungen abhängig gemacht werden.

  13. Aua. Immer wieder schön, solche leichten Verzerrungen der Realität… Ich fürchte ja, es ist wie Moki schreibt – ich möchte gar nicht wissen, wieviel Prozent aller Statistik-Grafiken in allen möglichen Medien ebenfalls „leicht“ verzerrt sind, damit sie besser ins Konzept oder den gewünschten Tenor eines Berichts passen.

  14. Wenn die Kurven sich wirklich auf unterschiedliche Gruppen beziehen, ist das mit derselben Achse aber noch weniger korrekt.

  15. Die Kritik am Fernsehen wäre wirksamer zu gestalten. Da hat der Autor recht. Aber so, wie es jetzt läuft, ist jede Kritik am Fernsehen gut.
    Und wenn der Durchschnitt 4 Stunden am Tag davor hängt, brauchen wir uns über steigende Kosten im Gesundheitswesen nicht zu wundern.
    Vielleicht geben die Krankenkassen ja den Menschen, die Bewegung an frischer Luft dem Fernsehen vorziehen genau jenen „Rabatt“, den ihnen die öffentlich-rechtlichen Medienhäuser seit 2013 gern vorenthalten wollen, weil sie in ihrer Gier auch von denen „den vollen Beitrag“ abkassieren zu müssen glauben.
    Dabei hätte es, wenn TV wirklich sooo begehrt wäre, ein wenig Sparsamkeit auch getan.

  16. @ Thierry Chervel (#19)

    Vor allem darf sie nicht mehr von Institutionen (Anstalten) abhängig postuliert werden, denn dann blähen sich diese Anstalten zwangsläufig immer mehr auf, weil bei der Grundversorgung eigenartiger Weise keiner mehr den Grund findet, in doppeltem Wortsinn.
    Und gäbe es das Zwangsgeld vom Netto für die Öffentlich-Rechtlichen Medienhäuser nicht, dann würde auch nicht mehr soviel vor der Glotze gesessen, die nicht umsonst im Volksmund genau so heißt. Weil nichts mehr den Menschen suggerierte, das TV eine wichtige Sache sei. Wenn man dafür konkret bezahlen muss, fallen einem schnell sinnvollere Freizeitbeschäftigungen ein. Und es komme mir bitte keiner mit den 3 klugen Sendungen. Das meiste Geld geht für den Apparat und Unterhaltung drauf. Beim Niveau des letzteren bewegt man sich gemeinsam mit den Privaten in einer Abwärts-Spirale. Und die eine Seite dient der anderen als Begründung für diese Bewegungsrichtung.

  17. @Jan: …auf der 83 fast genau auf der Höhe von 207 liegt, 222 aber etwa 1/3 darüber? Das kann keine Log-Skala sein. Das oben bekannte Diplom-Augenmaß(tm) stellt zudem fest, dass eine Zeitdifferenz von 15min (blau) durch einen vertikalen Abstand von 75 Pixeln, eine Zeitdifferenz von 25min (rot) durch einen vertikalen Abstand von 125 Pixeln in der Skala wiedergegeben ist – also ein lineares Verhältnis von 5 px/min in beiden Abschnitten, das sich bei einer nichtlinearen Skala nicht ergäbe.

  18. @Peter:
    Oho, Ihr Kampf gegen die Zahlung einer geringen Gebühr ist also in Wirklichkeit kein Geiz, sondern ein Kampf gegen das Fernsehen an sich, um die durch jenes ausgelöste Verdummung der Bevölkerung aufzuhalten? Chapeau!
    Aber warum nennen Sie es „Zwangsgeld vom Netto“? Den Anstalten ist es egal, ob Sie es vom Brutto, Netto, Haben oder aus dem Soll, oder von Rückstellungen aus besseren Zeiten oder aus einkommensneutralen Entschädigungen zahlen. Hauptsache, Sie überweisen pünktlich.

  19. Solche Manipulationen treiben nur wieder unzählige Handelsblatt-Abonnenten zwischen 23 und 23 sowie 17 Prozent der zweijährigen Handelsblatt.com-Groupies vor den Fernseher. Da gibt’s wenigstens nachmittags das wahre Leben.

  20. Wirtschafts-Feuilleton, ohne Anspruch auf Tiefe. Bei dem neuen Chefredakteur Hans-Jürgen Jakobs , der die Medienseite der Süddeutschen längere Zeit verantwortete, hätte man eigentlich eine andere Geschichte erwartet. Doch der Einstieg von H.P. Siebenhaar mit dem Roten Teppich der Berlinale hat dann wohl das Niveau vorgegeben, frei nach TV-Thomas Spruch: „Der Wurm muss nicht dem Angler schmecken.“Aber auch Siebenhaars Fließarbeit „Die Nimmersatten“über die Örechtlichen liest sich ja auch stellenweise wie ein Restaurantführer oder eine Gesellschaftskolumne, wenn im Smoking zur Bambi-Verleihung eilt und uns in diese gesellschaftlichen Höhen mitnimmt, freilich ohne sich selbst blenden zu lassen.

  21. Mal ’ne Frage:

    Wie wird die „Internetnutzung“errechnet?

    Sobald man das Gerät eingeschaltet hat und (automatisch) online ist ja wohl nicht, dann dürfte es wohl die TV-Nutzung deutlich übersteigen. Aber ich nehme mal an, so wird die TV-Nutzung errechnet, oder?

  22. Und heute stehen beim Handesblatt ARD und ZDF „Im Fadenkreuz der Kritik“. „Fadenkreuz“ bedeutet: „Deutscher Bund der Steuerzahler“.

  23. @32 / Stefan Niggemeier

    Na, das ist ja mal eine aussagekräftige Methode…

    Bei der Fernsehnutzung kann man das ja vielleicht noch über die Quoten-Box herausfinden (wobei ich diese Messung aufgrund der geringen Verbreitung auch stark anzweifel), aber Internetnutzung beurteilen doch sicher viele ganz unterschiedlich, je nach Gerät.

  24. @Nobilitatis (#27)

    Woher wollen sie wissen, dies sei den Anstalten egal?
    Zwangsgeld vom Netto trocknet andere Kulturbereiche besonders wirksam aus, denn es erfolgt nicht nur ein gesamtgesellschaftlicher Ressourcenentzug sondern die Haushaltsvorstände werden direkt angegriffen, weil ihnen dieses Geld für andere, ggf. eben auch bildende Nutzungen fehlt.
    Da kann man dann schön tönen: Nur dank uns gibt es noch Kultur! Auch wenn das meiste davon eben Fernsehverblödung und Ressourcenverschwendung für die Überbezahlung der Apparatschicks und Pseudostars ist. Für mich zum Beispiel ist ein Nachmittag im Kino für ein Kind, ein Buch, ein Theaterabend eines Amateurtheaters, ein Museumsbesuch einmal im Monat oder auch ein Zeitungsabo eben mehr wert als ein ganzer Monat öffentlich-rechtliche Radio- und Fernsehberieselung. Aber das Geld steht eben nur einmal zur Verfügung. Und ich lasse mich da ungern bevormunden. Und ich gratuliere nach wie vor jedem Verlag, jedem Zeitungsjournalisten, der sich die unterwürfige Verbeugung vor diesem fetten Moloch erspar und die Unverschämtheit anpragert, die in diesen Budgets steckt, die dort verschleudert werden. Die Gratulation gilt auch dann, wenn nicht in allen Details korrekt gearbeitet wird. Gemessen an den Lügen offizieller Stellen über den Rundfunkbeitragsstaatsvertrag („Für die meisten ändert sich nichts“ – dabei verlieren alle die Option, das TV-Gerät zu entsorgen und deutlich weniger zu bezahlen) sind ein paar Kleinigkeiten verzeihlich. Den größten Medienkonzern der Bundesrepublik anzugreifen ist immer anerkennenswert. Unter diesem Link finden sie nicht nur einen Zeitungsbeitrag, sondern auch die Kommentare von Leuten, die noch nicht völlig eingeschläfert sind vom Fernsehen: http://www.welt.de/wirtschaft/article113504569/Rundfunkbeitrag-kostet-300-Millionen-Euro-extra.html
    Nur mal so als Stimmungsbild!
    Ich dachte immer, Gesetze gelten für alle. Aber offenbar sind ARD/ZDF so mächtig, dass sie sich eine Teile-und-Herrsche-Politik nach Gutsherrenart erlauben können. Schon deshalb gilt: Jeder Widerstand lohnt!

  25. Peter,

    ich glaube nicht, dass Sie hier auch nur einen einzigen Menschen, der nicht ihrer Meinung ist, vom Gegenteil überzeugen konnten. Insofern hat ihre allein in diesem Blog geschätzt mehrere hundert Male artikulierte Wut auf die Öffentlich-Rechtlichen etwas von Windmühlen-Reiten. Es wirkt manisch – und schon deswegen wenig überzeugend.
    Ich wünsche Ihnen (und damit auch uns) mehr Gelassenheit.

  26. @Peter:
    Ich habe den Eindruck, Ihnen fehlt die geistige Reife, um das Argument zu verarbeiten. Sie haben in #35 so viel geschrieben, und es hatte so gar nichts mit der Fragestellung zu tun. In den meisten Schulen muss man dann das Schuljahr wiederholen.

  27. @goerch, re: “ totholznachrichten“ (Kommentar 9)

    Was hat das mit „Totholz“ zu tun? Ist doch egal, über welches Medium manipulierte Grafiken ausgeliefert werden.

  28. @Peter in #37, #39 und #42:
    In #37 schrieben Sie etwas über fehlende Argumente. Nun sind Sie aber nicht in der Lage, Argumente zu bringen. Warum sollte irgendwer eine leere Quelle diskreditieren?
    Kleiner Hinweis: Falls Sie die fehlenden Argumente noch nachliefern könnten, vielleicht nimmt Sie dann irgendjemand wieder ernst?

  29. @Nobilitatis (#43)

    Wenn sie so gut einschätzen können, wozu ich in der Lage bin und wozu nicht, haben sie sicher auch vorangehende Diskussionsbeiträge gelesen. Da sind Quellen verlinkt, die Argumente beinhalten. Die muss ich nicht wiederholen.
    Kleiner Hinweis: Es gibt jede Menge Leute, die meine Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen und dem Verfahren, sie am Leben zu erhalten, teilen. Siehe Onlinepetition und all die Publizisten, die sich mehr oder weniger korrekt mit dem Thema auseinander gesetzt haben. Ebenso all jene Menschen, die in der Vergangenheit von der GEZ drangsaliert wurden. Und so wie ich mich freue, wenn andere meine Auffassung zum Thema teilen und sich nicht von einseitiger Propaganda kirre machen lassen, freuen sich vielleicht andere, ihre Position bei mir bestätigt zu finden, obwohl sie sonst nie mit mir zu tun hatten. Schon dieser Umstand ist es wert, ach so manisch immer mal wieder ein paar Zeilen in dieser Richtung zu schreiben, am besten im Blog eines dem Apparat ÖR in der Summe eher Zugeneigten.
    Noch ein kleiner Hinweis: Schätzen sie nicht so sehr Menschen in Bausch und Bogen ein! Probieren Sie es mit Fakten! Lesen Sie den Rundfunkbeitragsstaatsvertrag und erklären sie dann (zum Beispiel) warum eine Wohnung dort als zum „Wohnen ODER Schlafen“ geeignet definiert wird. Denkaufgabe: Warum steht dort nicht das Bindewort UND, obwohl dies doch viel näher läge?
    Bin gespannt, ob jetzt was Sachbezogenes von @theo oder @nobilitatis kommt.

  30. #44:
    Sachbezogen: Sie glauben, hier Themen setzen zu können. Da Sie nicht auf Argumente eingehen wollen, weil alles Gute hat ja schon irgendjemand irgendwo gesagt, reagiere ich entsprechend und ignoriere Sie künftig, die Sinnlosigkeit einer Antwort auf Ihre Ideen einsehend.

  31. Hier ist eine Berliner Initiative die zwar so ziemlich naiv und laut rumpoltert a la Handelsblatt, Peter und StSch, aber sich im Grunde wohl eher für Reformen (zu Recht) einsetzen wollen und nicht, wie der Anfang suggeriert, den Beitrag irgendwie nur blöd zu halten, weil man ja lieber spazieren geht oder ein Buch liest: http://www.r-e-m-o-t-e-c-o-n-t-r-o-l.net/

  32. @ Moki #16:
    Sie werden sich wundern, ein Vergleich von Äpfeln und Birnen ist nicht nur möglich, sondern darüber hinaus auch sinnvoll. Die beiden Obstsorten verbindet mehr als sie trennt. Und „vergleichen“ bedeutet nicht „gleichsetzen“.

  33. Die Kritik am Handelsblatt finde ich berechtigt. Ich zweifel aber die Aussagekraft vom Alternativschaubild an. Vermutlich werden sowohl beim TV als auch beim Internet nur Personen erfasst, die diese Medien überhaupt nutzen. Wenn immer mehr Menschen auf einen Fernseher verzichten, kann die durchschnittliche Sehzeit der TV-Nutzer steigen, aber die der Bevölkerung sinken. Beim Internet wäre die Zahl der durschnittlichen Minuten wohl viel niedriger.

    Zur Internetstudie schreiben ARD und ZDF: „Die Ausschöpfung der Ausgangsstichprobe liegt zwischen 70 Prozent und 72 Prozent.“ Das bedeutet, dass 30% der Personen, die nötig wären, damit die Studie wirklich repräsentativ ist, nicht befragt werden konnten. Ich bin nicht vom Fach, aber das scheint mir ein siginifikantes Problem zu sein.

  34. Quotenjunkies und Medienumschalter: um Statistiken richtig deuten zu koennen, sollten die Daten (GfK) erstmal fuer alle verfuegbar sein, online am besten, incl. der Mediathek zugriffe.

  35. @Jaheira, #50:
    Dann fängt bei Ihnen Repräsentativität erst bei 100 Prozent an. Das würde bedeuten, dass Sie jeden, den Sie für Ihre Befragung aus der Grundgesamtheit (hier: Fernsehzuschauer vs. Internetnutzer) auswählen, auch wirklich befragen müssen. Im realen Leben ist eine Ausschöpfung von 70 Prozent ein ausgezeichneter Wert. Repräsentativ ist die Auswahl. Bei den Ausfällen müssen Sie nur darauf achten, dass nicht für die Fragestellung wichtige Gruppen häufiger ausfallen als andere. Das kann man dann noch statistisch ausgleichen. Signifikant sind Probleme, wenn sie statistisch nachweisbar sind. Also erst Problem benennen und dann nachweisen. Dass Ihnen nicht jeder Ihre Fragen beantworten möchte, ist kein Problem, denn sonst wäre Forschung durch Befragungen unmöglich.

  36. @Nobilitatis
    Bei dieser Studie handelt es sich um Telefoninterviews. Es ist offensichtlich nicht so, dass 30% von angerufenen Menschen nein gesagt haben – diese Quote ist bei Telefoninterviews ohne Bezahlung für die Interviewten VIEL höher. Meiner Meinung nach konnten nur 70% der „Steckbriefe“ erfüllt werden, weil es bei bestimmten Bevölkerungsgruppen eine sehr geringe Neigung gibt, an Telefoninterviews teilzunehmen. Es wäre dann so, wie Sie befürchten, dass z.B. „junge Männer ohne Festnetzanschluss“ (vollständig ?) fehlen.

  37. #54:
    Sie können mir glauben, dass ich von dieser Materie deutlich mehr als Sie verstehe. Es gibt da keine „Steckbriefe“, was immer Sie sich darunter vorstellen. Es werden genügend Teilnehmer repräsentativ ausgewählt, d.h. absolut zufällig. Dass Leute mit ausschließlich Mobiltelefon häufiger absagen, ist in der Tat ein Problem, aber (noch) ein geringes. Meist ist bei Telefonischen Befragungen das Problem, dass man einen begrenzten Befragungszeitraum hat und deswegen nicht alle ausgewählten Personen erreichen kann. 70 Prozent Ausschöpfung bedeutet, dass von allen ausgewählten Haushalten 7 von 10 befragt werden konnten, und das ist ein sehr guter Wert, der nur erreicht werden kann, wenn man über einen längeren Zeitraum immer wieder anruft (wegen des Erreichens) und für die Befragten nachvollziehbar ein legitimer Zweck dahinter steht (wegen der Absagen).
    Sollten nachvollziehbar zuwenig „Junge Männer ohne Festnetzanschluss“ befragt werden, kann man das mit statistischen Methoden ausgleichen (z.B. „gewichten“). Die Institute haben da viel Erfahrung, denn alle Daten werden an der Wirklichkeit gemessen (z.B. Wahlprognosen-Wahlverhalten).

  38. @ Nobilitatis
    Danke für die Infos.
    Es bleibt noch das Problem, dass man nicht beurteilen kann, wieviel mehr oder weniger im TV geschaut wird, wenn man Menschen ganz ohne TV nicht mit in die Rechnung aufnimmt.

  39. @ Nobilitatis
    Wenn zwei Personen täglich 2 Std TV schauen, und eine hört dann damit auf, dann hat sich die durchschnittliche Zeit vor dem TV auf 1 Std täglich verringert. Wenn nur Personen berücksichtigt werden, die überhaupt TV gucken, würde suggeriert, der TV-Konsum sei konstant geblieben.

  40. @58: Die Sehdauer bezieht sich auf alle Personen, egal ob diese TV geguckt haben oder nicht. Alle Personen bezieht sich im Fernsehpanel jedoch wiederum nicht auf die gesamte Bevölkerung Deutschlands, sondern auf Fernsehhaushalte von Deutschen und EU-Ausländern. Laut statistischem Bundesamt haben 96,2% der Haushalte in Deutschland min. 1 Fernseher. Viel Spaß beim Rechnen.

  41. Interessanter Zuschnitt vom Hb, wenn man lang genug tüftelt, passt es zu den Statements. Ein sehr interessantes Buch für diejenigen, die sich für differenziertere Verschleierungstaktiken interessieren, ist der Klassiker von Walter Krämer ‚So lügt man mit Statistik ‚ :-)

Comments are closed.