Schöner sterben mit dem „SZ-Magazin“ (2)

Das Online-Magazin „The Local“ hat mit Felix Salmon über seinen Artikel über deutsche Blogs im „SZ-Magazin“ und die Reaktionen darauf gesprochen. Immerhin will er aus der merkwürdigen Art, wie die Zeitschrift seinen Text umdeklarierte, noch nicht auf den Zustand der etablierten deutschen Medien insgesamt schließen. Das ist doch nett.

TL: Were you aware your column was picked up by the Süddeutsche Magazin and that it had kicked up such a stink in the German blog world?

I actually wrote the column at the request of Süddeutsche Magazin (…). But I didn’t get to see the column after it was edited and before it appeared, so I wasn’t aware that they had taken out the references to econoblogs in particular, or the stuff about the language problems.

TL: What does it say about Germany’s old media when they alter your copy to include all German blogs instead of just ones focused on economic issues and that they also failed to mention you’ve moved to Reuters?

That was a little weird, but I’m hesitant to generalise from one instance. I’d already been at Reuters for about three weeks when the initial blog entry appeared on reuters.com, so I don’t really understand the attribution to Portfolio — where I used to work.

Wladimir Kaminers Schwulenwitz

Das meiste, was gestern beim Grand Prix zu sehen war, wird natürlich schnell wieder vergessen sein. Ich fänd’s schön, wenn der Auftritt von Wladimir Kaminer in der Countdown-Sendung der ARD nicht dazu gehört und ihn noch eine Weile verfolgt:

Angesichts solcher Berichte aus Moskau zu formulieren: „Die Russen sind nicht schwulenfeindlich, sie sind schwulenfreundlich, sie zeigen es nur nicht“, ist schon von ausgesuchter Ekelhaftigkeit.

Dass die Funktionäre der veranstaltenden European Broadcasting Union keine Veranlassung sahen, ein Zeichen gegen Diskriminierung und für Menschenrechte zu setzen — und sei es nur aus Solidarität mit ihrer treuesten Zuschauerschaft — kann niemanden überraschen. Dass niemand während der Show auch nur einen winzigen, ansteckergroßen, regenbogenfarbenen Protest wagte, muss man womöglich auch hinnehmen. Aber dass ein Wladimir Kaminer von Hamburg aus nachtritt und die Opfer verhöhnt — das ist das Letzte.

Missing Flausch

„Missing Teddybear“ — Australische Studentin aus Heidelberg bittet um Mithilfe

Göttingen (ots) – GÖTTINGEN (jk) – Während eines Besuchs in der Universitätsstadt Göttingen hat eine australische Studentin am vergangenen Freitag (08.05.09) irgendwo in der Stadt ihren über alles geliebten „Teddybear“ (siehe Foto) verloren.

Nach Angaben der Australierin, die derzeit in Heidelberg studiert, seien sie und der schmusige Bär seit ihrer Geburt unzertrennbar. Ihr kleiner Freund habe sie immer auf allen ihren Reisen durch Europa begleitet.

Mit einer Mail wandte sich die verzweifelte junge Frau jetzt an die Polizei und bat um Mithilfe bei der Suche nach dem „Vermissten“.

Wer den kleinen einäugigen Bären mit dem auffälligen Hemdchen irgendwo in Göttingen gesehen hat oder sogar weiß, wo er sich befindet, wird gebeten, sich unter Telefon 0551/491-1013 bei der Polizei Göttingen zu melden.

[via Lukas‘ Tiger]

Die Demagogie der Deutschen Kinderhilfe

Der Verein „Deutsche Kinderhilfe“ hat sich die perfekte PR-Strategie ausgedacht. Er meldet sich bei ungefähr jedem spektakulären und schlagzeilenträchtigen Fall, in dem ein Kind umgebracht, misshandelt oder vernachlässigt wird, zu Wort.

  • Als die Eltern, die ihre Tochter Lea-Sophie verhungern ließen, verurteilt werden, erklärt der Verein, das sei eine „angemessene Bestrafung“ und die „richtige Antwort auf eine unfassbare Tat“.
  • Als ein Vater verhaftet wird, der sein Baby zu Tode geschüttelt haben soll, erklärt der Verein, es handele sich um einen „berlintypischen Fall“.
  • Als die Angeklagten im Berliner Pascal-Prozess freigesprochen werden, erklärt der Verein, es sei ein „schwarzer Tag für kindliche Opfer in deutschen Strafverfahren“.
  • Als eine Mutter, die ihre Kinder monatelang vernachlässigte, zu einer Bewährungsstrafe verurteilt wird, erklärt der Verein, das Urteil sei zu mild und könne eine „falsche Signalwirkung“ haben.
  • Als ein als gefährlich eingestufter Sexualtäter freigelassen wird, erklärt der Verein, das sei „skandalös und symptomatisch für unser Justizsystem“.
  • Als ein pädophiler Sextourist zu mehreren Jahren Haft mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt wird, erklärt der Verein, er begrüße das Urteil.
  • Als herauskommt, dass ein verurteilter Sexualstraftäter als Schwimmlehrer für Jugendliche gearbeitet hat, erklärt der Verein, das sei ein Beispiel dafür, wie groß der Spielraum für solche Täter in Deutschland sei.
  • Als die Eltern, die ihren Jungen verhungern und verdursten ließen, zu sieben und zehn Jahren Haft verurteilt werden, erklärt der Verein, das Urteil sei zu milde.
  • Als das Bundesverfassungsgericht die nachträgliche Sicherheitsverwahrung eines Sexualstraftäters vorübergehend aufhebt, erklärt der Verein, dass „Kinder in unserem Justizsystem einen äußerst geringen Stellenwert haben“ und wirft dem Gericht „Zynismus, Abgehobenheit und furchtbarste juristische Rhetorik“ vor.

Hundertfach finden sich diese Zitate in den Medien. Nachrichtenagenturen ist schon eine Wortmeldung des Vereins allein eine Meldung wert. Einerseits scheint er so seriös und unparteiisch zu sein. Und andererseits sagt er immer so schöne knackige Sachen.

Was die „Deutsche Kinderhilfe“ ist, wer dahinter steckt, was sie will, wird von den Nachrichtenagenturen und Medien, die ihre Presseerklärungen als kurze Zitate verbreiten, fast nie erklärt. Der Name scheint für sich selbst zu sprechen. Und wer will schon etwas gegen jemanden sagen, der Kindern hilft?

Alarmismus ist der Normalzustand bei der „Deutschen Kinderhilfe“. Es müssen immer sofort die drastischsten Maßnahmen ergriffen werden, sonst ist alles verloren. Alles scheint immer schlimmer zu werden. Dass die Debatte über Jugendkriminalität in Deutschland „überfällig“ ist, macht der Verein zum Beispiel daran fest, dass 2006 mehr als 100.000 Unter-14-Jährige straffällig wurden. Dass das einen Rückgang seit 1999 um rund ein Drittel bedeutet [pdf], erwähnt der Verein nicht.

Selbstverständlich gehörte die „Deutsche Kinderhilfe“ auch zu denen, die in den Drogen- und Suchtbericht 2009 einen „alarmierenden Anstieg von exzessivem Rauschtrinken unter Jugendlichen“ hineininterpretierten, obwohl die Zahl, auf die sich der Verein bezieht, deutlich zurückgegangen ist.

Die politischen Ziele, die der Verein vertritt, sind immer populistisch und oft extrem — nur dass Radikalität hier, anders als auf den meisten anderen Politgebieten, nicht negativ besetzt ist. So forderte Georg Ehrmann, der Vorstandsvorsitzende, im März dieses Jahres in unmissverständlicher Schlichtheit, „dass deutsche Gerichte das Verhungernlassen eines Kindes stets mit der Höchststrafe versehen“.

In diesen Tagen sammelt die „Deutsche Kinderhilfe“ u.a. am Rande von Fußball-Bundesligaspielen Unterschriften für das umstrittene Gesetz für Kinderporno-Sperren im Internet. Es ist die Reaktion darauf, dass in kürzester Zeit über 70.000 Menschen (auch ich) eine Online-Petition gegen diesen Gesetzentwurf mitgezeichnet haben, weil die Sperren wirkungslos und leicht zu missbrauchen seien ((Ziele und Probleme das geplanten Gesetzes stellt Oliver Jungen in der „FAZ“ [für die ich auch schreibe] ausführlich und übersichtlich dar — übrigens ein Artikel, der meiner Meinung nach vorbildlich zeigt, wie guter Zeitungsjournalismus solche Diskussionen, die im Netz toben, aufgreifen, einordnen und versachlichen kann.)).

„Ja, ich stimme für das Gesetz gegen Kinder’pornographie‘ im Internet“ steht auf den Unterschriftenlisten der „Kinderhilfe“ [pdf] — und das klingt, als könne man als anständiger Mensch gar nicht dagegen sein. Im Aufruf schreibt der Verein: „Es darf kein Grundrecht auf Verbreitung kinderpornographischer Seiten geben“ und erweckt damit den Eindruck, die Gegner des Gesetzes seien da anderer Meinung.

Lorenz Maroldt findet im „Tagesspiegel“ klare Sätze für diese Art der Agitation:

Das ist pure Demagogie. Nicht verboten — aber verachtenswert.

Jens Berger hat in seinem Blog viele lnformationen über den zweifelhaften geschäftlichen und politischen Hintergrund der „Deutschen Kinderhilfe“ zusammen getragen:

Wer will Julia Franck remixen?

Vielleicht ist es ein Zeichen der Hoffnung, wenn eine Debatte den Punkt erreicht hat, an dem man glaubt, dümmer könne es nun wirklich nicht werden. So gesehen muss man der Schriftstellerin Julia Franck dankbar sein für ihren Beitrag zur Diskussion um die Zukunft des Urheberrechts.

Der „Welt“ hat sie ein Interview gegeben über Google, Piraten und den „Heidelberger Appell“, den sie unterschrieben hat. Und die „Welt“ hat freundlicherweise eine Zeile darüber geschrieben, die darin zwar gar nicht vorkommt, aber ganz gut auf den Punkt bringt, wen Julia Franck als Feind ausgemacht hat:

„Das Internet gefährdet die Existenz der Autoren“

Am besten gefällt mir diese Stelle:

„Ein Text, der digitalisiert im Internet vorliegt hat keinerlei autokratische Aura, keinen unveränderlichen Urhebernachweis mehr, er kann von jedermann jederzeit bearbeitet werden. Jeder macht mit, das ist die Freude der Netzbenutzer, man sieht das auch am Kommentareifer auf den Plattformen der Zeitungen, an YouTube und myspace. Das heißt, in kürzester Zeit kann eine unüberschaubare Zahl von Fassungen und Varianten eines Buches im Internet kursieren. Niemand, der einen Text aus dem Netz runter lädt, wird sich darauf verlassen können, dass er tatsächlich liest, was ein Autor geschrieben hat — oder gekürzte oder von anderen Lesern veränderte, umgeschriebene Fassungen. Eine Reihenfolge von Worten ist ja viel leichter sabotierbar als das Bild oder der Klang.“

Nun weiß ich nicht, wie viele Leute da draußen im Internet nur darauf warten, endlich mal so einen Julia-Franck-Roman in digitaler Form in die Finger zu bekommen, um ein paar Absätze darin umzustellen, aus der Helene eine Chantalle zu machen und das ein oder andere Happy-End hinzuzufügen. Aber mal angenommen, daraus würde ein Massensport: Genau dann wäre es doch ganz besonders attraktiv, sich die Romane nicht kostenlos aus einer dubiosen Quelle zu besorgen, sondern auf legalem Wege zu erstehen — gegen Geld, aber mit der 100-Prozent-Julia-Franck-Reinheitsgarantie.

Es ließe sich noch mehr zu dem Unsinn sagen, den der „Heidelberger Appell“ darstellt und provoziert, aber zum Glück haben das schon andere gemacht:

Denn sieh, das Schlechte liegt so nah!

In einem langen, girlandenreichen Artikel empört sich Willi Winkler heute in der „Süddeutschen Zeitung“ darüber, dass der Spiegel-Verlag online „altnazistische Rechtfertigungsliteratur“ verkaufe. Es geht um das Buch „Denn der Hass stirbt…“, die Memoiren von Léon Degrelle, dem Gründer der faschistischen Rexisten Belgiens, SS-Standartenführer und unverbesserlichen Nationalsozialisten.

Und, Tatsache:

Winkler schreibt und schäumt, verweist auf „Spiegel“-Artikel, die Degrelle und sein Umfeld unmissverständlich charakterisieren, und fragt: „Wie kommt es nur, dass der ‚Spiegel‘-Leser mehr weiß als der Verlag des Magazins“, der den Shop anbietet?

Gute Frage. Apropos:

Na sowas. Davon steht gar nichts in der „Süddeutschen“.

„Spiegel Online“ zickt entsprechend zurück und verweist darauf, dass man — wie die Konkurrenz — mit dem Großbuchhändler Libri kooperiere und dessen Sortiment einfach in den eigenen Shop übernehme. Dass darunter auch Bücher seien, die man eigentlich nicht anbieten wolle, sei „leider nicht zu umgehen“.

Nicht? Es wäre ganz leicht zu umgehen. Man müsste bloß aufhörern, auf irgendwelche Inhalte, die nicht die eigenen sind und über die man keine Kontrolle hat, das eigene Logo zu kleben, um kurzfristig noch den letzten Cent abzugreifen — egal, was das langfristig für den Wert eben dieses Logos bedeutet.

Nachtrag, der Vollständigkeit halber: Dasselbe Buch gibt’s natürlich auch im FAZ.net-Buchshop.

Nachtrag, 14. Mai. Die „Süddeutsche“ meldet heute „In eigener Sache“:

Die Süddeutsche Zeitung hat auf ihrer Medien-Seite am Mittwoch unter der Überschrift „Klick ins Schnäppchen-Reich“ darüber berichtet, dass der Spiegel-Verlag mit dem Buchhandels-Grossisten Libri kooperiert und deshalb über die Homepage www.spiegel.de auch Bücher von „Nazi-Helden“ erhältlich sind. So seien dort unter anderem Léon Degrelles Denn der Hass stirbt… oder Schriften von Hans-Ulrich Rudel oder Hanna Reitsch zu kaufen. Unerwähnt blieb in dem Artikel, dass das Geschäftsmodell des Spiegel-Shops auch in anderen Zeitungs- und Zeitschriftenverlagen üblich ist, unter anderem im Süddeutschen Verlag. So sind die Bücher Degrelles, Rudels oder Reitschs auch im Internet-Shop der SZ oder über einen Link dorthin auf der Homepage der Süddeutschen Zeitung (www.sueddeutsche.de) erhältlich, ebenso wie in Buchhandlungen oder im Versandhandel. Die Redaktion bedauert, dass der Hinweis auf den SZ-Shop in der Berichterstattung fehlte.

Nachtrag, 15. Mai. Den Original-Artikel von Willi Winkler hat sueddeutsche.de ohne Erklärung gelöscht. Auf den Unterseiten ihres Jugendmagazins „jetzt“ hat die „Süddeutsche Zeitung“ ihn dagegen — unkorrigiert, natürlich — belassen. Das sind echte Internet-Profis, die da arbeiten. (via Ralf Schwartz)

Wutmäander zur Qualitätsdebatte

Ich bin kein investigativer Journalist. Mir fehlen dafür nicht nur die Kontakte, sondern vor allem Ausdauer und Disziplin. Als mir das „SZ-Magazin“ in der vergangenen Woche angeboten hat, hier einen Beitrag aus dem Heft über die Probleme deutscher Blogger zu veröffentlichen, wollte ich mir vorher nur kurz einen Eindruck von dem Autor machen und habe seinen Namen schnell mal gegoogelt. Nach einer Minute wusste ich immer noch nicht viel über diesen Felix Salmon, aber immerhin schon mehr als das „SZ-Magazin“, das behauptete, er betreibe das außerordentlich erfolgreiche amerikanische Wirtschaftsblog portfolio.com. („Portfolio“ ist kein Blog, es wird mangels wirtschaftlichem Erfolg gerade eingestellt, und Salmon bloggt da seit Wochen nicht mehr.)

Das herausgefunden zu haben, ist nichts, worauf ich stolz sein könnte. Ich hätte dieses Nachschlagen, das man kaum „Recherche“ nennen mag, für einen selbstverständlichen Reflex gehalten, bevor man einen Artikel von jemandem auf seiner Seite veröffentlicht, den man nicht kennt.

Ist es aber nicht. Das „SZ-Magazin“ hat denselben Beitrag auch anderen Medien angeboten, die ihn — im Gegensatz zu mir — veröffentlicht haben. Bei taz.de hat man die falschen Autorenangaben erst übernommen, aber inzwischen korrigiert. „Spiegel Online“ verlinkt immer noch sinnlos auf das „Wirtschaftsblog portfolio.com“; der Online-Auftritt der „Financial Times Deutschland“ behauptet nach wie vor den Unsinn, den das „SZ-Magazin“ über Salmon verbreitet hatte.

Man mag das für einen unwesentlichen Fehler halten, wie man jeden einzelnen Fehler für unwesentlich halten kann, aber ist das nicht erstaunlich? Das sind alles Online-Angebote, die sich bestimmt für Qualitätsmedien halten, und wenn sie so ein kostenloses Text- und PR-Angebot bekommen, reicht das eigene Engagement exakt dafür, mit einer schwungvollen Mausbewegung den Artikel aus dem Mailprogramm ins Redaktionssystem zu ziehen und auf „Veröffentlichen“ zu drücken? Es ist ihnen ganz egal, wer den Text geschrieben hat? Und es klickt nicht einmal jemand probeweise auf den selbst gesetzten Link unter portfolio.com und stutzt?

Mein flüchtiges Googlen war für diese Medien schon zu viel verlangt (schnellebiges Internet / Redaktionsstress / ist doch egal)?

Man müsste keine Zeile darüber verlieren, wenn nicht immer noch und gerade wieder mit zunehmender Heftigkeit dieser publizistische Krieg der etablierten Medien gegen die neue Konkurrenz tobte. Im Mittelpunkt steht fast immer die Behauptung, dass nur der professionelle Zeitungsjournalismus die Qualität garantiere, die Voraussetzung für eine informierte Debatte und eine aufgeklärte Gesellschaft sind.

Es sind die schlichtesten Gegensatzpaare, die da aufgestellt werden: Etablierte Medien recherchieren, informieren, prüfen und sind unbestechlich, Blogger plappern nach, krakeelen und fallen auf jede PR-Finte herein. Auch durch viele Texte der Sonderausgabe des „SZ-Magazins“ zur Krise der Tageszeitung, die sich selbstkritisch und nachdenklich geben, wabert das Gefühl eigener Überlegenheit oder, schlimmer: Das Gefühl, dass diese Überlegenheit selbstverständlich ist.

Im Kapitel „F wie Fakten“ behauptet Andrian Kreye, dass die „neuen Medien die Generierung von harten Fakten“ erschwerten. Das halte ich für schlicht falsch. Kreye fügt hinzu:

Emotionen (Angst, Wut, Lust) und Glaube (an Religionen, politische Meinungen, das eigene Rechthaben) spielen im Netz mindestens eine so große Rolle wie Fakten.

Da möchte ihm nicht widersprechen, aber empfehlen, in dem Satz versuchsweise die Wörter „im Netz“ durch „in den Zeitungen“ zu ersetzen. Er verliert nichts an Wahrheit. Im Gegenteil, die schöne Formulierung vom Glauben an das eigene Rechthaben gewinnt erst richtig an Anschaulichkeit.

Auch Kurt Kisters Plädoyer unter „H wie Haltung“, dass Journalisten recherchieren, berichten und klug einordnen sollen, degeneriert am Ende zu einem plumpen Herabreden dessen, was Nicht-Journalisten publizieren:

Weder das Finden noch das Erklären von Dingen ist die Sache der berühmten 2.0-Bürgerjournalisten. Die können am besten kommentieren, was andere schon aufgeschrieben, schon kommentiert haben. (…) Eine Vielzahl der Blogs, Chatrooms und was es an Gezwitscher mehr gibt, besteht aus solchen Kommentaren der Kommentare anderer. Das ist oft einfach, befriedigend für alle und außerdem völlig in Ordnung. Es ist nur kein Journalismus, sondern eine manchmal durchaus interessante Mischung aus Meinungsäußerung, Stammtischgeschwätz und Laut-auf-dem-Bürgersteig-vor-sich-Hinschimpfen. Für die, die es mögen, ist es das Höchste. Die einen essen eben gern Vogelnester, die anderen fahren mit dem Fahrrad durch Nepal, und die Dritten schreiben irgendwo in der weltumspannenden Virtualität, dass Zeitungen Holzmedien sind und Journalisten moribund, altmodisch sowie wahnsinnig arrogant.

Das ist natürlich die hohe Kunst der Arroganz, es arrogant als Spleen abzutun, für arrogant gehalten zu werden. Aber das Problem ist nicht die Geringschätzung dessen, was im Netz passiert. Das Problem ist die eigene Selbstüberschätzung. Wieviele Journalisten erfüllen mit ihrer Arbeit Kisters Definition dessen, was Journalismus ist?

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Viele Journalisten, die sich in diesen Debatten über die Folgen der digitalen Revolution äußern, haben die Verklärung des zu verteidigenden Status-Quo perfektioniert: Es vergeht gerade kein Tag, in dem nicht irgendein Blatt voller Pathos zur Verteidigung des Urheberrechts gegenüber irgendwelchen „Piraten“ oder Google aufruft. Sie fordern, als sei es ein Menschenrecht, dass Autoren selbst entscheiden dürfen müssen, was mit ihren Texten geschieht, wo sie veröffentlicht werden, wer an ihnen verdient. In der aktuellen „Welt am Sonntag“, um nur ein Beispiel zu nennen, gipfelte das in der — zugegeben: tollen — Überschrift: „Mein Buch gehört mir.“

In diesem Empörungsgetöse fast vollständig ausgeblendet ist, dass die meisten freien Journalisten schon deshalb nicht von Google enteignet werden können, weil die Verlage das längst erledigt haben. Viele Zeitungsverlage verlangen von ihren Mitarbeitern, „Total-Buy-Out“-Verträge zu unterzeichnen, mit denen sie die Rechte an ihren Texten inhaltlich, räumlich und zeitlich unbeschränkt abgeben, inklusive der Rechte, diese Rechte an Dritte zu übertragen. Ist es nur der Gipfel der Heuchelei, wenn Zeitungen diese eigene Praxis beim Kampf gegen Google ausklammern, oder schon eine Form von Schizophrenie?

Marc Felix Serrao schrieb in der „Süddeutschen Zeitung“ über den skandalösen Umgang des „Nordkurier“ mit seinen freien Mitarbeitern, die „das unbeschränkte Nutzungsrecht“ an ihren Leistungen abtreten müssten: „Das ist zwar Usus für Festangestellte, aber nicht für Freie, die sich finanziell von Auftrag zu Auftrag hangeln.“ Ich fürchte, er glaubt das wirklich.

Überhaupt, die „Nordkurier“-Geschichte. Die SZ berichtete am Freitag, dass sich dort unter dem Regime des berüchtigten Geschäftsführers Lutz Schumacher freie Mitarbeiter neuerdings in einer Online-Börse um Termine und Themen bewerben müssen. Der Autor schrieb wörtlich:

Der Nordkurier vergibt keine Aufträge mehr an Freie oder nimmt deren Text- und Bildangebote an, sondern schreibt die von ihm gewünschten Fotos und Artikel in einer Art Online-Börse aus. Wer will, kann sich dann bewerben und ein Honorarangebot abgeben. Allerdings muss er erst der Rahmenvereinbarung zustimmen.

Soweit die Formulierungen der „Süddeutschen“. Und hier zum Vergleich die Formulierungen, die der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) vier Tage zuvor in einer Pressemitteilung gewählt hatte:

Der Nordkurier vergibt keine Aufträge mehr an Freie und nimmt auch keine Text- und Bildangebote mehr von ihnen an, sondern schreibt die gewünschten Fotos und Artikel in einer Online-Börse aus. Die freien Journalisten können sich dann um das Thema bewerben und ein Honorarangebot abgeben. Voraussetzung dafür ist, dass sie vorher einer Rahmenvereinbarung zustimmen, mit der sie Rechte “für alle Nutzungsarten” an den Verlag abtreten.

Immerhin hat die SZ nicht nur die Formulierungen der Gewerkschaft ungekennzeichnet in ihren Artikel kopiert, sondern auch mit Schumacher gesprochen und zitiert ihn mit dem Satz, der Honoraretat seiner Zeitung werde nicht gesenkt. Die Frage der Honorare ist ohnehin eher ein Nebenaspekt in dem Artikel. Zur Hauptsache machte ihn der Branchendienst „turi2“. Aus der SZ-Formulierung, dass die Freien beim Nordkurier „sich bewerben und ein Honorarangebot abgeben“ müssen, wird bei turi2:

Drei, zwei, eins — dem billigsten seins: Der „Nordkurier“ aus Neubrandenburg schreibt sämtliche Text- und Bildaufträge auf einer Ebay-ähnlichen Plattform im Web aus. In der Onlinebörse „Nordost-Mediahouse“ sollen Journalisten ihre Honorarangebote zu Berichten vom Kaninchenzüchterverein und Co machen — und der billigste Anbieter bekommt den Zuschlag.

Hahaha, „dem billigsten seins“. Inzwischen ist das meiste davon durchgestrichen, denn nach den Worten Schumachers gibt es beim „Nordkurier“ feste Honorarsätze — es gehe keineswegs um den Preis. (In der Korrektur gibt turi2 natürlich nicht sich, sondern der „Süddeutschen“ die Schuld. Sie hätte behauptet, die Texte würden an den Journalisten mit dem niedrigsten Angebot vergeben. Es muss sich um eine Halluzination handeln.)

Aber „turi2“ war nicht das einzige Medienangebot, das alle Energie in die Maximierung der Lautstärke investierte, und keine in die Recherche. Auf „Meedia“ schrieb sich Chefredakteur Georg Altrogge in Rage und beklagte wort- und wutschaumreich das Lohndumping. Über die genaue Regelung beim „Nordkurier“ wusste er allerdings so wenig wie über die Lage der Stadt Neubrandenburg, die er von Mecklenburg-Vorpommern nach Brandenburg verlegte.

(Dass die Honorare, die der „Nordkurier“ seinen Freien zahlt, erbärmlich sind, steht außer Frage. Und Schumachers Argument, die meisten freien Mitarbeiter seiner Zeitung seien eh Studenten, Hausfrauen und pensionierte Lehrer, merken wir uns dann für die nächste Diskussion der „Nationalen Kommission Printmedien“ darüber, wie wichtig der Erhalt dieses hochwertigen Lokaljournalismus für unsere Gesellschaft ist.)

Auch „Spiegel Online“ übernahm ungeprüft die Behauptung von der Versteigerung der Aufträge und musste sich hinterher berichtigen.

Bis hierhin sind an der Produktion, Verbreitung und Verschlimmerung einer Falschmeldung ausschließlich hauptberufliche Journalisten beteiligt. An welcher Stelle dieser Geschichte, Herr Kister, finden wir den viel beschworenen Journalisten, der prüft und wägt, recherchiert und einordnet?

Ich ahne schon, welcher Einwand jetzt von den Turis, Meedias und SpOns kommt: Sollen wir denn jede Meldung prüfen? Müssen wir uns nicht auf eine Quelle wie die „Süddeutsche Zeitung“ verlassen können? Ich glaube, dass die Frage die falsche ist. Denn die entscheidende Perspektive ist nicht die der Macher, sondern der Leser. Welchen Nutzen hat es für ihn, wenn immer mehr Journalisten damit beschäftigt sind, dieselben wenigen Inhalte zu vervielfältigen, ungeprüft, aber verzerrt durch immer weitere Erhöhung der Lautstärke? Welchen Wert hat für ihn ein System, das Falschmeldungen inflationiert?

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Miriam Meckel schreibt heute in der F.A.Z.:

Bislang ist es der Journalismus, der die Menschen mit Neuigkeiten aus der Welt versorgt, sie durch gut recherchierte und erzählte Geschichten interessiert und fasziniert.

Ist es nicht faszinierend, wie in all diesen Qualitätsjournalismus- und Zeitungsverteidigungsartikeln das einfach immer als gegeben hingestellt wird, dass unser real existierender Journalismus seine gesellschaftliche Aufgabe erfüllt? Die Wörter „gut recherchiert“ stehen einfach in diesem Satz herum, gucken unschuldig und versuchen, nicht weiter aufzufallen. Im Gegensatz dazu:

Das Internet hat dem professionellen Qualitätsjournalismus einen bunten Strauß an publizistischen Aktivitäten an die Seite gestellt, bei dem Amateure zu Autoren werden, die eine subjektive, volatile und momentorientierte Berichterstattung praktizieren.

Sie meint das nicht böse, aber wir können gerne einmal gemeinsam eine durchschnittliche Tageszeitung, vermutlich auch eine überregionale Tagespresse, durchblättern und schauen, wie viele Filzstifte wir brauchen, wenn wir alle subjektive, volatile und momentorientierte Berichterstattung darin durchstreichen wollen.

Meckel geht noch weiter und malt sich eine Zukunft ohne Journalisten aus:

Wie in einer Dienstleistungsgesellschaft, in der sich alle nur noch gegenseitig die Haare schneiden, bereiten wir am Computer die Informationen der anderen aus dem Netz neu auf, gefangen in einer Zeit- und Inhaltsschleife der fortwährenden Reproduktion und Rekombination des immer Gleichen.

Wie kommt dann das Neue in die Welt? Gar nicht. Es wird lediglich simuliert als Ergebnis der innovativen Verlinkung von Altbekanntem.

Das ist ein süßer Gedanke, wenn man weiß, dass es reicht, eine Pressemitteilung im Abstand von mehreren Monaten noch einmal zu schicken, damit sie von Journalisten als neue Nachricht verkauft wird, aber im Ernst: Ich möchte in keiner Welt ohne professionellen Journalismus leben, aber diese Dystopie entbehrt jeder Grundlage. In einer Welt ohne Journalisten gingen uns die Neuigkeiten nicht aus, und wir würden einander auch nicht alle dasselbe erzählen. Die Lawblogger würden uns Neuigkeiten aus den Gerichtssälen erzählen, Parteimitglieder über neue Gesetzesentwürfe streiten, Foodblogger neue Restaurants erkunden, Medizinprofessoren kritisch neue Medikamente bewerten und chinesische und iranische Blogger uns mit Einblicken in ihr Leben bereichern.

Was fehlen würdem in einer Welt ohne Journalismus, ohne Massenmedien, wäre neben den großen Plattformen für einen Diskurs der Gesellschaft vor allem das Sortieren und Gewichten, die Systematik und Kontinuität. Fehlen würde eine Struktur, die dafür sorgt, dass die Berichterstattung über wichtige Themen nicht davon abhängt, ob sich zufällig ein Blogger für sie interessiert oder sie sich unmittelbar rechnet, und die die größtmögliche Chance bietet, dass diese Berichterstattung professionell und unabhängig geschieht.

Meckel schreibt:

Wir brauchen Menschen, die von ihrem Schreibtisch aufstehen und sich von ihrem Computer lösen, um zu beobachten, was in der Welt geschieht. Wir brauchen Menschen, die unter Recherche mehr als die Eingabe eines Begriffs in eine Suchmaschine verstehen. Die mit anderen Menschen sprechen, um zu verstehen, was sie bewegt und ihr Leben bestimmt. Wir brauchen Menschen, die diese Geschichten so erzählen können, dass andere sich für sie interessieren.

Ja! Aber wir brauchen Menschen, die unter Recherche schon einmal mindestens die Eingabe eines Begriffs in eine Suchmaschine verstehen. Und ist es nicht eine bizarre Verklärung, die relativ kleine Elite professioneller Journalisten mit Draußen und In der Welt gleichzusetzen, die vielen Menschen, die aber dort sind, wo die Journalisten erst hingehen sollen, als Stubenhocker zu beschreiben, die den Blick nicht vom heimischen Computer nehmen?

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Wir brauchen professionellen Journalismus, und wenn ich es mir aussuchen kann, dann bitte auch in Zukunft nicht nur online, sondern auch auf Zeitungspapier. Aber wir brauchen ihn nicht als verklärtes Ideal, das seine Unverzichtbarkeit behauptet, sondern einen Journalismus, der ganz konkret täglich seine Zuverlässigkeit beweist. Einen Journalismus, der transparent ist, seine Unzulänglichkeiten offenlegt und seine Fehler korrigiert, der hingeht, wo es wehtut, sich die Zeit nimmt, die nötig ist, der recherchiert statt kopiert und Verantwortung für die Folgen seiner Arbeit übernimmt.

Wenn der Zeitungsjournalismus so wäre, wie er in den vielen Zeitungsjournalismus-Verteidigungstexten beschrieben wird, dann müssten Zeitungen zum Beispiel in der gegenwärtigen Auseinandersetzung um die Zukunft des Urheberrechts der Ort für die gepflegte Debatte sein, allen begründeten Standpunkten ihren Raum geben, abwägen und differenzieren und die eigenen Interessen deutlich machen. Ich sehe stattdessen an vielen Stellen Zeitungen als Propagandainstrumente in eigener Sache, die einseitig und penetrant Stimmung machen und dabei grotesk übertreiben. Es ist das Gegenteil einer vertrauensbildenden Maßnahme.

Wie überzeugend sind all diese Plädoyers für die Großartigkeit, die Einzigartigkeit des Zeitungsjournalismus, den wir haben, wenn die Menschen im Alltag das Gegenteil erleben? Wie sehr würde sie, zum Beispiel, die Leute überzeugen, die gegen den Weiterbau einer Autobahn demonstrieren und feststellen müssen, dass die lokale Monopolzeitung, die für den Weiterbau ist, ihre Aktion bewusst so fotografiert hat, dass sie viel winziger wirkt als sie war?

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Das „SZ-Magazin“ hat für seine „Wozu Zeitung“-Ausgabe auch auf „turi2“ Anzeigen geschaltet. Sie führen zu einer Selbstbeschreibung, in der der Verlag dem Magazin „kreativen Journalismus auf höchstem Niveau“ bescheinigt. Ist es nicht ironisch, dass dieses sensationell anspruchsvolle Magazin in einer Ausgabe, in der er fast auf jeder Seite um Faktenliebe und Qualität und den gedruckten Journalismus als Garant von beidem geht, es nicht einmal schafft, den Hintergrund seines Gastautor Felix Salmon zu recherchieren? Und, schlimmer, seinen Text, der sich im Original mit dem (angeblichen) Fehlen spezieller Wirtschaftsblogs in Deutschland beschäftigt, flugs zu einer Analyse der deutschen Blogs schlechthin umdeklariert?

Überhaupt ist es interessant, sich die Form des Heftes genauer anzuschauen. Fast alle Texte sind Mini-Essays, die ohne all das auskommen, was angeblich den Zeitungsjournalismus so auszeichnet: die Vor-Ort-Recherche, das Neue-Fakten-Schöpfen. Es sind nette Artikel dabei, keine Frage, viele sind klug und gut geschrieben und manche sehr lesenwert. Aber eigentlich ähneln sie verblüffenderweise: Blog-Einträgen. Es sind aus persönlicher Betroffenheit geschriebene Kommentare. Das ist nichts Schlimmes (sagt ja auch Kister), bleibt aber doch verblüffend hinter den behaupteten eigenen Möglichkeiten zurück.

Aber die Autoren sind dann doch keine Blogger. „SZ“-Chefredakteur Hans-Werner Kilz schreibt unter „Q“ wie „Qualität“ zwar:

Wer schreibt, braucht kämpferisches Temperament, eine polemische Bereitschaft, eine Freude an Kontroversen.

Aber wenn ich es richtig gesehen habe, hat sich an keiner Stelle einer der Autoren dazu herabgelassen, tatsächlich mitzudiskutieren. Das „SZ-Magazin“ hat die Texte breit gestreut, damit andere über sie diskutieren können. Manche Kritiker haben positiv bemerkt, dass das „SZ-Magazin“ auf all diese Debatten verlinkt, und das muss man tatsächlich würdigen, weil die Online-Ableger der klassischen Medien gerade erst ganz langsam lernen, dass es im Internet die Möglichkeit gibt, Links zu setzen, die auf andere Seiten als die eigenen führen. Aber das reicht nicht.

Es ist natürlich auch eine Folge des Gefühls der eigenen Überlegenheit, dass viele Journalisten nicht im Traum auf die Idee kämen, mit Lesern in den Kommentaren über ihre Artikel zu diskutieren. Den Abstand zwischen dem, der etwas publiziert, und denen, die das lesen und — neuerdings — öffentlich darüber diskutieren dürfen, muss doch bitte gewahrt bleiben.

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Wir brauchen guten Journalismus und gute Journalisten. Aber wenn die Diskussion darüber, wie wir beides auch in Zukunft gewährleisten können, irgendwie konstruktiv sein soll, muss sie sich endlich von den falschen Gegensätzen verabschieden. Die Front verläuft nicht zwischen Profis und Amateuren oder Redakteuren und Freien oder Verlagen und Einzelkämpfern oder zwischen Print und Online. Sie verläuft zwischen gutem Journalismus und schlechtem Journalismus. Es ist wirklich so einfach.

Super-Symbolfoto (61)

Und dann gibt es da noch die Symbolfotos, denen man ihre Symbolhaftigkeit gar nicht ansieht.

Die Tourismus-Seite der Stadt Hamburg bebildert ihre Tipps für Menschen mit Behinderung mit dem halbromantischen Foto eines Rollstuhlfahrers vor dem neuen „Dockland“-Gebäude.

Das ist entweder eine ziemliche unglückliche Wahl. Oder die wahre, versteckte Botschaft des Fotos steckt in der Tatsache, dass man vom Dach aus einen grandiosen Ausblick haben soll, der Rollstuhlfahrer aber unten vor dem Gebäude sitzt.

Die Geschichte dazu steht in Andreas Bemeleits Blog „ZwischenZeit“.