Aber die Schrift ist ganz anders

Ab 6. November können Lufthansa-Fluggäste täglich eine kostenlose tägliche Sportzeitung namens „Die Sportzeitung“ lesen. Der DSV-Sportverlag gibt sie heraus, für das Design ist angeblich das Kölner „Atelier Goral“ verantwortlich.

Die haben ja originelle Ideen.

die sportzeitungthe guardian

Links: „die sportzeitung“, ab 6.11.2006.
Rechts: „the guardian“, Design seit 12.9.2005.

11 Replies to “Aber die Schrift ist ganz anders”

  1. Na gut, der Header wirkt etwas abgekupfert. Aber das hast Du bei anderen Druckwerken ja auch. Schau Dir doch mal BILD (die kennst Du ja ;)) und Hamburger Morgenpost an.

  2. Hmmm. Also offen gesagt: bis auf die identisch aussehende Farbe mit dem der Titel hinterlegt ist, sehe ich nicht viele Ähnlichkeiten.

    Jo. Beide verwenden Text und Bilder, aber da erschöpfen sich auch schon die Gemeinsamkeiten. Der Guardian scheint sein 5-Spalten-Raster streng durchzuziehen, die „SZ“ bricht es auf. Die SZ verwendet freigestellte Bilder die über das Raster hinausgehen, der Guardian nicht. Die SZ verwendet eine farblich hinterlegte linke Spalte als Inhaltsübersicht, der Guardian nicht. Das Text-Bild-Verhältnis ist anders, die Headlines haben eine andere Präsenz als beim Guardian etc…

    Ich glaube nicht, dass du irgendeinen Gestalter dieser Welt wirst davon überzeugen können, dass das „Atelier Goral“ da abgekupfert hat.

  3. Natürlich ist das nicht das identische Layout. Aber das, was sie abgekupfert haben, sind so markante, ungewöhnliche Gestaltungselemente, dass es mir als Designer peinlich wäre: Im Header der blaue Hintergrund, die Kleinschreibung, der Verzicht auf das Leerzeichen zwischen Artikel und eigentlichem Namen, der Wechsel von mager auf fett (oder hellgrau auf weiß beim Guardian, was den gleichen optischen Effekt hat), eine vergleichsweise magere Schrifttype für Aufmacher (im Inneren des Guardian noch markanter), die Anordnung der Teaser auf dem Zeitungskopf.

    Ich sage ja nicht, dass da jemand 1:1 kopiert hat. Es handelt sich ja auch um ganz andere Zeitungstypen (Gratissportblatt / traditionsreiche Tageszeitung). Aber gerade deshalb finde ich die Parallelen erstaunlich. Und den Gedanken, dass es sich um Zufälle handelt, für abwegig.

  4. Ich bin noch unentschieden.

    Was die Schrift angeht: dieser dünn/dick oder blaß/kräftig-Kontrast gehört zu den Standardmitteln im Grafikdesign. ESPN hat z.B. früher im On-Air-Design viel damit gearbeitet. (Man beachte das schreckliche Kerning/die Zeichenabstände z.B. zwischen dem „rtz“)

    Man hat also eine Schrift, setzt sie rechtsbündig, hinterlegt sie mit einem warmen Blau und schreibt Artikel und Substantiv zusammen inkl. schwach/kräftig-Kontrast. Und dann hat man den Guardian-Header kopiert? Ich weiß nicht…. ich habe schon ganz andere Zufälle erlebt.

  5. Ich finde, hier wurden charakteristische Merkmale herausgegriffen und mehr schlecht als recht in einem neuen Layout verwendet.

    Die Gestaltung der Titelseite des „Guardian“ ist in sich viel einheitlicher und logischer aufgebaut. Für mich ist es auch ein Qualitätsmerkmal, wenn auf einer Druckseite möglichst wenig Schriftarten verwendet werden (natürlich ohne die Anzeigen, die ja leider auch das beste Layout konterkarieren können). Insgesamt würde ich dem linken Layout die Note 4 und dem rechten die Note 2 geben.

  6. Besser gut geklaut als schlecht selbts erfunden – aber hier wirkt es auf mich als ob schlecht geklaut wurde.

  7. Print Goes Web2.0: Jetzt verwenden die Zeitungen schon Standard-Themes.
    Als nächstes kommt eine Liste der Presseagenturen die Artikel liefern. Quasi eine gedruckte Blogroll.

  8. Mut zum Plagiat! Die Autoindustrie hat diese Phase auch hinter sich gebracht.

    Wer schaut schon gleichzeitig in den englischen Guardian und eine deutsche Sport-Postille? Wohl nur Medienmenschen.

    Viel bedenklicher ist doch, dass in immer mehr Zeitungen immer weniger differenzierte Darstellungen zu finden sind, wenn immer häufiger nur das selbe verbreitet wird; etwa wenn die Bild-Zeitung in anderen Medien einen Tag später zitiert wird; genauso der Spiegel oder Sonntagszeitungen in Montagsausgaben.

    Das merkt der Leser viel eher und empfindet das als viel ärgerlicher als dass es ihn stört, wie ein Design einer deutschen Zeitung möglicherweise dem einer ausländischen Zeitung gleichkommt.

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