Die schwierigen Stellen Mindestlohn und Elektroautos: Wählwerbung ohne Politik

— Ein Beitrag von Jan Böhmermann* —

Ich bin bekanntermaßen kein engagierter Power-Blogger, nicht im entferntesten ein ernstzunehmender, spitzfedriger Sonntagszeitungs-Journalist, bin weder akribisch, noch pedantisch und mein polizistensohnmäßig stark ausgeprägtes Unrechtsbewusstsein tobt sich für gewöhnlich lieber im Privaten aus. Kurz: Ich neige nicht zum Niggemeiern. Da sich der verbgewordene Powermeinungsmacher und Fernsehkritiker Stefan „Flauschi“ Niggemeier seit kurzem jedoch in einem sympathischen Anflug von, vermutlich, eitelkeitsbedingter Selbstkorrumpierung in meinem Metier, dem unseriösen Fernsehquatschfach (Klick: Küppis Tagesschaum, WDR) ausprobiert, sei mir der temporäre Seitenwechsel auch mal verziehen.

Ich möchte Dir, liebes Internet, mal eine kleine Person-des-öffentlichen-Lebens-Geschichte zur Kenntnis geben, Du kannst damit machen, was Du möchtest, ich brauche sie (die Geschichte) nicht mehr. Vielleicht ist sie ja bei Dir gut aufgehoben, liebes Internet. Hier kommt sie:

Als Digitalspartensuperpromi (z.B. „NEO MAGAZIN“ ab Ende Oktober auf ZDFneo) hat mich die staatliche, aber nach meiner bisherigen Einschätzung dennoch recht freundliche Bundeszentrale für politische Bildung (BZpB) gebeten, zur Bundestagswahl (nicht vergessen: am 22. September!) ein die politikverdrossene Teenie-Community zu den Wahlkabinen peitschendes, 30-sekündiges Werbesprüchlein zur Sendung in deutschen Radiostationen aufzunehmen.

Die Grundregeln: Lustig, motivierend, politische, wenn möglich clever, aber bitte keine parteipolitische Werbung und Geld gibt es natürlich nicht — ist ja für die gute Sache: die politische Meinungsbildung der jugendlichen Hörer und der Motivation notorischer Nicht-Wähler. Diese „Promis-rufen-zur-Wahl-auf“-Spots im Hörfunk gibt es schon seit einigen Bundestagswahlen, ich habe mich — niggi-niggi-niggi, can’t you see? — vermutlich in einem Anflug eitelkeitsbedingter Selbstkorrumpierung, dazu entschlossen, bei diesem kleinen Aktiönchen mal mitzumachen. Ist ja für die gute Sache. Folgenden Mini-Hörfunkspot habe ich aufgenommen und dem für die Wahlwerbeinitiative zuständigen „Projektbüro W-On-Air“ der BZpB zugeschickt:

Ein leicht bekömmliches, lau witziges und im Abschluss nicht ganz so unoriginelles Minisprüchlein, geeignet zur Politisierung von Millionen Nichtwählern, die Wahlkabinen werden schon um 17 Uhr dichtmachen müssen am 22. September, freute ich mich: Alle Urnen voll, nix geht mehr rein. Meinem Wahlmotivationsspot sei Dank! Als auf totale Unparteilichkeit vereidigter Bezieher öffentlich-rechtlicher Gebührengelder habe ich natürlich sicherheitshalber weder CDU, noch SPD, FDP, LINKE, GRÜNE, NPD, AfD, PIRATENPARTEI, FREIE WÄHLER oder GRAUE PANTHER gesagt. Ich habe einfach nur mal halbherzig pointiert auf 30 Sekunden zusammengefasst, was bei mir als aktivem, familienorientierten Mittdreißiger so auf der persönlichen Politagenda steht und mich ins Wahllokal treibt. Am 22. September 2013, dem Tag der Bundestagswahl. Ich bin von keiner Partei vereinnahmt, betrachte mich als Westeuropas wildesten Wechselwähler und hielt darum, mein Werbesprüchlein für voll promimäßig BZpB-konform und parteipolitisch neutral bis an die Grenze zur Selbstverleugnung. So weit, so charity.

Doch nach einigen Tagen kam eine etwas überraschende Antwort von der BZpB auf meinen Werbespot, nämlich eine freundliche Ablehnung, mit der Bitte, meinen Spot in Bezug auf die „schwierigen Stellen Mindestlohn und Elektroautos“ zu entschärfen. Die nämlich seien nicht parteipolitisch neutral. Ein Vorschlag zur „Verallgemeinerung“ lag der E-Mail auch bei. Nämlich dieser hier:

„Es geht um den Verkehr — also den auf der Straße, um Ihr leckeres und gesundes Essen, um die gute Luft, die Sie zum Atmen brauchen, um die Steuern, die sie brav zahlen müssen … ja, darum geht’s. Also eigentlich um ALLES!!!“

Dass ich als „subversiver Moderator“ (Markus Lanz über Jan Böhmermann) mit meinem Charity-Spot mal ausloten wollte, wie die BZpB die Grenzen von „parteipolitischer Neutralität“ definiert, wäre eine üble Unterstellung. Aber welche Partei ich jetzt mit meinem Werbespot unterstütze, weiß ich wirklich nicht. CSU, CDU und FDP wegen meiner BMW-i3-freundlichen Unterstützung von Serienelektroautos? Grüne, Linkspartei und SPD wegen des Mindestlohnes? Oder keine der im Bundestag vertretenen Parteien wegen der geforderten aber von niemandem betriebenen, ernsthaften und durch Kompetenz fundierten Ablehnung und Bekämpfung von totaler Internetüberwachung durch ausländische Geheimdienste? Beziehungsweise alle Parteien, weil es unsere öffentlichen Kindergärten wirklich nötig haben?

Ich bin verwirrt. Auch, weil ich niemals gedacht hätte, dass wir Promis (sogar wir Promis aus der Digitalsparte!!), ginge es nach der BZpB, nicht mehr leisten müssten, um das lethargische, politikverdrossene Wahlvolk an die Urnen zu bekommen, als allgemeinen Nonsens à la „Es geht um den Verkehr — auf der Straße“ ins Mikro zu tröten. Parteipolitisch neutral? Wohl eher: unpolitisch.

Und damit genauso geeignet zur Wahlmotivation wie der Twitter-Account von Peer Steinbrück, das Gesicht von Christian Ströbele, die Frisur von Hannelore Kraft, Angela Merkel im Allgemeinen und Ronald Pofalla im Speziellen, ein witzig gemeinter Wahlsong der CDU, Rainer Brüderle, Reiswaffeln und Kölner Grüngürtelkaninchen.

Ich habe mich letztlich dagegen entschieden, einen neuen Wahlmotivationsspot einsenden, allein aus Angst davor, einen weiteren Verallgemeinerungsvorschlag der Bundeszentrale für politische Bildung zu erhalten. Mein kurzzeitig aufgeflammtes, öffentliches Gutmenschenengagement hat sich auch wieder gelegt. Für jugendaffine Hörfunkmotivationsspots „für die gute Sache“ oder ähnlichem also bitte demnächst dann wieder Ross Anthony, Hundecoach Martin Rütter oder das Taff-Team anfragen. Oder mir ganz, ganz viel Geld bezahlen, als Schmerzensgeld, für jeden Verallgemeinerungsvorschlag. Und auch nur, wenn mir die Bundeszentrale für politische Bildung vorher in einem mehrseitigen, handschriftlichen Besinnungsaufsatz darlegt, warum ihrer Meinung nach so wenige Bürger zur Wahl gehen und was wohl der Grund für deren angenommene Politikverdrossenheit sein könnte.

Bis in vier Jahren dann, Dein

Jan Niggemann

*) ursprünglich auf seiner Facebook-Seite erschienen; hier mit freundlicher Genehmigung des Autors veröffentlicht, auch aus Gründen selbstkorrumpierender Eitelkeit. Foto: RBB.

73 Replies to “Die schwierigen Stellen Mindestlohn und Elektroautos: Wählwerbung ohne Politik”

  1. Mag sein, dass es nur mir so geht, aber der Artikel ist in einem so merkwürdigen Deutsch geschrieben, dass mir schwindelig wird und ich mich nicht dazu bringen kann, ihn zu Ende zu lesen.

  2. Manchmal verwundert es mich ziemlich, dass offenbar viele Menschen mächtig verunsichert sind und deshalb nicht einmal ansatzweise die Partei finden bzw. wählen, die ihren Lebensumständen gemäß wäre. Sie glauben anscheinend, sie müssten vordringlich und verantwortlich taktierend, für eine, wie auch immer zusammengewürfelte Gesamtheit der Gesellschaft wählen gehen.

    Wobei in Wahlzusammenhängen zudem auch gerne so getan wird, als könne jeder mit seiner Stimme indirekt (Stichwort Lagerwahlkampf) die „große“ Politik beeinflussen. Mhh. Irgendwie glaub ich sowas schon länger nicht mehr…

    Kleiner „Abzweig“ zu den Elektroautos:

    „Das Bundesumweltministerium kommt zu dem Schluss, dass Elektroautos längst nicht so klimaschützend sind wie bisher behauptet. Im Gegenteil führe der Ausbau der Elektromobilität zu einer größeren Klimabelastung.“

    http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=a1&dig=2012%2F01%2F30%2Fa0031&cHash=4e18f55306

  3. Will die Bundeszentrale wirklich Flash? Das hätte ja den Vorteil, dass all diese meinungsfreien Motivationsvideos in öffentlich rechtlichem Neutralsprech auf keinem iPad, keinen iPod, keinem iPhone abspielbar wären.
    Das geht dann wohl zielsicher an der Zielgruppe vorbei. Oder sollten die Videos nicht über Facebook und soziale Netze verteilt werden, sondern im ARD Vorabendprogramm? Obwohl, die können mit Flash auch nichts anfangen.

  4. Jan hat seinen Text im Wortlaut in den Facebook-Kommentaren versteckt:
    „Der für die Bundeszentrale für politische Bildungbzu politische Spot im Wortlaut: „Hallo, mein Name ist Jan Böhmermann. Sie kennen mich vielleicht als Markus Lanz aus ‚Wetten, dass…?‘ im ZDF. Wenn Sie wollen, dass Ihr gesamter Internetverkehr weiterhin von ausländischen Geheimdiensten überwacht wird, unsere städtischen Kindergärten schlecht ausgestattet bleiben, wenn Sie möchten, dass es in Deutschland keinen Mindestlohn gibt, deutsche Autos noch immer mit Benzin fahren, wie vor 100 Jahren, obwohl es längst anders ginge, also wenn Sie möchten, dass alles so bleibt wie immer, dann gehen Sie am 22. September bitte nicht zur Bundestagswahl. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.“

  5. […] Die schwie­ri­gen Stel­len Min­dest­lohn und Elek­tro­au­tos: Wähl­wer­bung ohne Poli­ti… — Jan Böh­mer­mann ver­sucht, einen par­tei­po­li­tisch neu­tra­len Wer­be­spot bzw. Auf­ruf zum Wäh­len für die Bun­des­tags­wahl zu spre­chen — und bekommt Pro­bleme: Die schwie­ri­gen Stel­len Min­dest­lohn und Elek­tro­au­tos: Wähl­wer­bung ohne Politik […]

  6. Du hast dazu aufgefordert, die momentane Regierung abzuwählen (und die derzeitige Opposition im Parlament gleich noch dazu ;-) ) – also nicht politisch neutral. Ganz einfach.
    Ich finde den Spot genial!

  7. „Aber welche Partei ich jetzt mit meinem Werbespot unterstütze, weiß ich wirklich nicht“

    Na, vielleicht genau die Partei(en), die für einen Mindestlohn eintreten, für eine Subventionierung von Elektroautos und für eine bessere finanzielle Ausstattung von Kindergärten.

    Die Bundeszentrale für politische Bildung bat um einen Spot, der junge Menschen zum Wählen bringen sollte. Und nicht um einen Werbeclip für einzelne politische Themen, die Jan Böhmermann vielleicht am Herzen liegen und mit einzelnen politischen Parteien verbunden werden. Es gibt also keinen Grund beleidigt zu sein.

  8. Offensichtlich hat Jan Böhmermann, wohl vor allem aus Eitelkeit, gedacht, dass er den Leuten seine politischen Ansichten mitteilen sollte. Allerdings geht es nicht um Böhmermann, auch wenn Böhmermann darüber am liebsten spricht.
    Ich kanns ja ein wenig verstehen, er versucht ja wenigstens kreativ und intelligent zu sein (wenn auch nur im Rahmen seiner Mittel und der Tatsache, dass die Talentsuche in den dt. Medien vollkommen verpennt wurde und es dementsprechen aussieht) und solche Nichtskönner und Gierhälse wie Joko und Klaas bekommen obszön viel Geld und sogar Preise in den Arsch geschoben für ihr angepasstes, staatstragendes Kommerzfernsehen. (In Kritikerkreisen werden die beiden als“anarchisch“ bezeichnet, was bei ZDF Silvestergalamoderatoren und McDonalds und Sparkassen (und und und)- Werbegesichtern natürlich massig Sinn macht) Da wäre ich auch angepisst und würde versuchen mich nach vorne zu drängen. Und wenn man dann im Rausche der Selbstverliebtheit an Britt Hagedorn zerschellt dann wirds natürlich sowieso düster.

    Ich verstehe die Aufregung nicht und auch nicht wieso das hier gepostet wird, außer natülich die übliche Sehnsucht des Kritikers nach dem Scheinwerferlicht und der Freundschaft zu Fernsehgesichtern. (Böhmermann hat da einen guten Punkt, wie sich das eigentlich verträgt jetzt plötzlich selbst Fernsehen zu machen. Die Kritikerkollegen werden sicher 100% unabhängig in der Bewertung ihres Idols vorgehen) (Und es bestätigt wieder einmal, dass Kritiker nur verhinderte und talentfreie „Künstler“ sind und am liebsten selbst was machen würden, aber es halt hinten und vorne nicht reicht)
    Ums deutlich zu machen: Wieso zur Hölle sollte eine staatlich finanzierte Behörde irgendeinem „Promi“ eine Bühne dafür bieten seine politischen Positionen zu verbreiten? Wenn Böhmermann an solch einfachen Aufgabenstellungen wie „Sagen Sie ‚geht wählen ihr bitches, yo'“ scheitert dann wird einem doch so manches klar.

  9. „also wenn Sie möchten, dass alles so bleibt wie immer, dann gehen Sie am 22. September bitte nicht zur Bundestagswahl. “

    Das ist ja schon sehr parteipolitisch. Besser wäre:
    „also wenn Sie sich für diese Themen nicht interessieren, dann gehen Sie am 22. September bitte nicht zur Bundestagswahl. „

  10. Ps: Wenn Jan the Man Positionen der CDU vertreten hätte wäre der Beitrag wohl kaum hier veröffentlicht , gehe ich Recht in der Annahme? Das nennt sich in Journalistenkreisen dann „Haltung zeigen“ aka „Meine Meinung bestätigen“.

  11. @Simon: Sie meinen, Jan Böhmermann sollte den Leuten sagen, warum es wichtig ist, wählen zu gehen, ohne ihnen zu sagen, warum es ihm wichtig ist, wählen zu gehen?

    Wen sollte das überzeugen?

  12. @mike et al.
    kein jugendlicher geht wählen, weil böhmermann „verkehr ist gut“ sagt, man kriegt jugendliche einfach nicht zum CSU-wählen, ich wüsste jedenfalls nicht wie – deshalb wird jugendlichenwahlwerbung nie richtig neutral sein, aber um politische ausgewogenheit zu erreichen, könnte man auch einfach promis mit verschiedenen starken meinungen nehmen, die einen für überwachung, die anderen dagegen. für elektroautos – dagegen. allerdings würden vermutlich viele „coole“ promis sich weigern zuzugeben, dass sie darüber nachdenken FDP zu wählen.

  13. Ich wollte auch schon so manches geändert sehen, bin wählen gegangen,aber geändert hat sich nichts.

    Wahlen kann ich daher nicht guten Gewissens als Weg der Änderung empfehlen.

    Auch ist das Gegenteil des Gegenteils nicht gesagt, also dass alles so bleibt wie es ist wenn man nicht wählen geht.

  14. Also diese »eitelkeitsbedingte Selbstkorrumpierung« scheint mir etwas sehr gutes zu sein. Gefällt mir.

  15. Eine Stimme für einen leer bleibenden Parlamentssitz ist bei unserem System nicht möglich. Wenn tatsächlich jede abgegebene Stimme gezählt würde und nicht nur die für die auf dem Stimmzettel vertretenden Parteien könnte man vielleicht auch mehr Menschen davon überzeugen wählen zu gehen. So aber kann ein Jugendlicher (oder auch ein Erwachsener) leider keinen politischen Druck aufbauen.

    Hinzu kommt noch das parteizentrierte politische System, das praktisch ohne unabhängige Kandidaten auskommt. So dass am Ende nur der übliche Parteiklüngel gewählt werden kann. An den Piraten und den Grünen kann man sehen, dass die Bildung einer Partei dazu führt, dass in ihr ganz bestimmte vorgeformte Meinungen durchgesetzt werden.

    Dass Jugendliche kein Interesse haben solche Strukturen, die im Kern korrupt sind, zu unterstützen wundert micht nicht. Mir kommt es so vor, dass Jugendliche ihre politische Energie und Tatkraft lieber unmittelbar als mittelbar einsetzen. Daran wird man auch mit noch so viel Wahlwerbespots nichts ändern.

  16. Die Botschaft des Artikels wird leider von der gräßlich gespreizten Sprache vernebelt. Das ist ja fast nicht lesbar. Wie soll ich einen Autor ernst nehmen, der es nötig hat, sich so aufzuplustern?

  17. Die Abkürzung der »Bundeszentrale für politische Bildung« ist »bpb« und nicht »BZpB«, auch, wenn man die »Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung« mit »BZgA« abkürzt.

    Der Radiospot ist gut, tatsächlich aber nicht neutral (s. Simon #11). Also sollte Böhmermann überlegen, sich mit seinem Privatvermögen Werbezeit zu kaufen, um ihn zu senden.

  18. 17, Stefan Niggemeier:
    Ihre Bemerkung in Richtung Simon ist bestenfalls Rabulistik.

    21, SvenR:
    Alles andere hätte mich überrascht.

  19. Auch wenn ich seinen Aussagen inhaltlich zustimmen, kann eine Bundesanstalt dies so nicht senden, da hier offensichtlich nicht die Neutralität gewahrt wurde. Eindeutig sind ja offensichtlich als Wahlempfehlung die Regierungsparteien nicht gemeint, weil sie teilweise doch andere Positionen haben und gerade ja eben momentan noch nie Chance haben alles zu ändern und dafür zu sorgen, dass nicht alles so bleibt wie es ist.

  20. Total Off-topic aber ich traue es niemand anderem zu -und ich denke es liegt in der Pipeline. (das Thema, nicht der Anlass)

    Die Zusammenfassung des ZDF im ASS bezüglich Doping sollte erwähnt werden. #Affe #Banane

  21. Woher bitte kommt eigentlich dieses verkrampfte Bemühen um vermeintliche Neutralität? Was soll das sein? Darf man in so nem Spot wenigstens fürs Grundgesetz plädieren können? Oder für kältere Temperaturen nachts? Oder ist das schon, ui, POV?

    Zugespitzt: Man kann gegenüber Nazis nicht „neutral“ sein. Es auch noch nicht mal wollen. Und wenn man das denn will, sollte man lieber ganz weit weg von der Wahlurne aufbewahrt werden.

  22. Den Spot finde ich gut. In der Sache! Kurz, prägnant, aussagestark und auf den Punkt gebracht!

    Allerdings, wäre ich der Auftraggeber, würde ich den Spot ebenfalls ablehnen. Denn das Ziel, insbesondere junge Menschen zur Abgabe ihrer Stimme bei der Bundestagswahl zu bewegen, erfüllt er nicht. Wer politisch interessiert ist, der muss nicht animiert werden, zur Wahl zu gehen. Und wer (bisher) nicht interessiert ist, der kann mit den angeführten politischen Schlagworten herzlich wenig anfangen. Die im Spot angerissenen Themen dürften im digitalen Medienalltag der meisten Twitter-, Facebook- und WhatsApp-Communities kaum einen nennenswerten Widerhall finden. Aufmerksamkeit ließe sich wahrscheinlich nur erzeugen, wenn etwa Herr Brüderle, Frau von der Leyen oder Herr Wowereit einen Mother-Fucker-GangstaRap-Videoclip oder etwas Ähnliches produzieren. Sorry, wenn ich damit der U35-Generation Unrecht tun sollte.

    Wie soll auch ein 30 sec. Spot das nachholen, was in Jahrzehnten verfehlter Politik und Wählerverarschung versäumt wurde? Doch warum lamentieren. Deutschland und den Deutschen ging es noch nie so gut, wie heute. In Europa ist Deutschland zwar ungeliebt, aber ebenfalls Spitze. Tja, und das alles trotz niedriger Wahlbeteiligung und hoher Politikverdrossenheit. Warum sollte man daran – und vor allem wer – überhaupt etwas ändern wollen? Wie man wirklich die Wahlbeteiligung auf ein historisches Rekordmaß pushen kann? Legt für jeden „Jung“-Wähler am Wahlbüroausgang ein Adidas-T-Shirt, ein Paar Nike-Schuhe und ein iPad bereit! Wetten dass…

  23. Da viele den eigentlichen Radiospot sich nicht anhören, sondern nur den Text durchlesen (und auch das aufgrund des Schreibstils nicht mal komplett), bitte ich den Artikel um seinen Radiospot schriftlich zu ergänzen.

    Ich kannte ihn bisher nicht (#33: Zielgruppe sind nicht die Jan B. Fans, sondern alle Radiohörer) und der Radiospot ist einfach nicht neutral. Er ist gegen die aktuelle Regierung (keine Änderung = Nichtwählen) und fast auch gegen die Opposition. Ein Aufruf zum Wählen muss anders aussehen.

  24. Theo liest den Text und sieht „Selbstverliebtheit“ triefen, andere sehen „Eitelkeit“ und machen dies zum Thema Ihres Kommentars. Das ist schon interessant. Also lieber das Persönliche diskutieren, als das Thema? Lieber psychologisieren, als sich inhaltlich zu äußern oder auch einfach nur zu grinsen? Und überhaupt: Bei einer Person, die versucht ihr Geld zu verdienen, indem sich in Medien verkauften will, – Überraschung, Überraschung – „Eitelkeit“ und „Selbstverliebtheit“ enttarnen? Theo & die ein, zwei Anderen: Ist es so fernliegend bei Leuten wie Euch, die solche Sachen in Kommentarspalten schreiben einen gewissen Selbstdarstellungsdrang anzunehmen?

    Um es gleich vorwegzunehmen: Also ich hab den.

    Grüße an alle Wächter der uneitlen Selbstdarstellung.

  25. Nein, nein, ein Aufruf zum Wählen muss genau so aussehen. Politische Haltungen bilden sich entweder durch die Konfrontation mit Themen, die für einen relevant sind, oder durch die Konfrontation mit Haltungen anderer Menschen, denen man in irgendeinem sozialen Kontext begegnet (sei es im direkten Umfeld oder eben von Menschen, die medial für einen irgendwie wichtig sind). „Geht wählen weil das ist total wichtig“ regt zum Gähnen an, interessant wird’s nur dann, wenn Politik auch als das sichtbar wird, was sie sein soll, nämlich die Austragung von Konflikten. Natürlich ist es für die Bundeszentrale schwierig, einen durchaus Position beziehenden Spot zu verwenden, weil dann im Zweifelsfall wieder irgendwelche Parteihonks ankommen und sich beschweren, dass das nicht neutral wäre. Neutralität ist aber langweilig, wenn es, wie bei Politik immer, um Konflikte geht.

  26. Ob sich Herrn Böhmermanns Wahlaufruf (gerade noch) mit dem Statut der bpb vertägt – darüber ließe sich lange streiten.

    Erschreckend finde ich vielmehr, welchen alternativen Wahlaufruf die bpb formuliert hat! Dieser lässt mich an deren kommunikativer Kompetenz zweifeln:
    Selbst Erstwähler (18-21 Jahre) haben nahezu alle einen Schulabschluss; einige haben sogar schon mehrere Jahre Berufserfahrung oder mehrere Semester Studienzeit hinter sich. Von den Zweitwählern (22-25) ganz zu schweigen. Angesprochen werden sie aber auf dem Niveau eines Schülers der Unterstufe. So soll es bei der Bundestagswahl „um Ihr leckeres und gesundes Essen“ gehen. Wirklich? Dann schreibe ich nämlich gleich meinem Bundestagsabgeordneten, dass mir gestern ein versalzener Burger serviert wurde. Oder ist damit nur der „Veggie-Day“ gemeint?
    Im Ernst. Mir ist bewusst, dass der Text ironisch sein soll. Ob man die jungen Wähler aber gerade mit jenen Worthülsen, die den Politikverdruss erzeugen, zum Wählen bringen wird, bezweifle ich sehr.

  27. Da ja so gerne Voreingenommenheit und Parteilichkeit von einigen hier abgefeiert wird: Wie kommt das denn hier an:

    Böhmermanns Kollege Klaas Heufer-Umlauf als strammer und linientreuer SPD-Parteisoldat (und Steinbrück-Fanboy):
    http://www.youtube.com/watch?v=pLHFLhXvZiA

    Wird das als gut befunden, wie ein mutmaßlicher Millionär Hartz4 Sanktionen verteidigt? Wie ein angeblich sich gegen Faschismus engagierender Mann jemanden wie Steinbrück, der durch die Wahl seiner Berater klar gemacht hat auf welcher Seite er beim Thema Rassismus steht, unterstützt?
    Der mit Kinderbuch vorlesen seine Prominenz nutzt um Kinder in die McDonalds Maschinerie zu locken? Der in seiner Sendung Anrufabzocke hat, um den Gewinn noch höher zu treiben (aber natürlich voll ironisch mit Oma Violetta, ne?) (Wieso schreiben denn Medienjournalisten nicht mal darüber, wie hier offensichtlich Jugendliche ausgenutzt werden sollen?)

  28. Welch gute Idee, diesen behördlichen Versuch einer „Entpolitisierung“ wiederum dem politischen Diskurs zuzuführen.

    Würde man der „Bundeszentrale für politische Bildung“ pädagogische Kühnheit unterstellen, könnte man fast vermuten, dort sei mit einer Veröffentlichung ihrer Reaktion gerechnet worden.

  29. Ich schätze, manche wollen tatsächlich, dass „alles so bleibt wie immer“, weil es ihnen völlig egal ist oder sie gar tatsächlich an Überwachung und fehl. Mindestlohn nichts auszusetzen haben. Solche Leute machen das Gros der Nichtwähler aus, nicht die grummelig Unzufriedenen. Aber will man wirklich, dass solche Leute wählen gehen? Jan Böhmermann will es nicht. Sein subversiver, bloß als Ironie getarnter Aufruf „Wählt nicht!“ wird nicht gesendet. Schade.

  30. 36, Maximillion:
    „Also lieber das Persönliche diskutieren, als das Thema?“ Mein Eindruck, und nur von dem kann ich schreiben, ist: das Persönliche war von Anfang an das Thema. Es ist aus meiner Sicht eine Böhmermannsche Ich-Geschichte (anderes kenne ich auch gar nicht von ihm).

    Wenn nun einige noch meinen, dass man die Vorzüge des ausgeübten Wahlrechts nicht grundsätzlich beschreiben kann, sondern nur im Hinblick auf eigene spezielle politischen Präferenzen – so sind wir auch da unterschiedlicher Ansicht. Aus meiner Sicht hält Herr Böhmermann seine eigenen politischen Issues für unbedingt mitteilenswert und bedeutsamer, als über demokratische Grundprinzipien zu reden.

    Das und die Art dieser Selbstdarstellungs-Schreibe halte ich für eitel, ja. Man kann das mögen, aber man muss das als parteiübergreifende Bundeszentrale nicht fördern.

    39, Mike:
    Besser kann man den Nazis gar nicht in die Hände spielen, als Begriffe wie Faschismus und Rassismus derart zu banalisieren.

  31. Böhmi, bitte nicht! Du stellst Dich so naiv dar – das an sich ist schon entlarvend. Also ich kaufe Dir nicht ab, dass Du über die Reaktion der bpb überrascht bist. Sie liefert für ihre Absage allenfalls noch eine vorgeschobene Begründung, was Du aber tunlichst vermeidest in Erwägung zu ziehen, weil sich Dein Ansatz ansonsten sogleich in Luft auflösen würde.

    Dein Spot ist nicht objektiv. Er prangert frontal die Regierung an. Er ist im Übrigen schlecht geschnitten, sodass man den Punkt nach Deiner Vorstellung (wer Du denn bist) nicht heraushört und sich von daher gleich zu Beginn mit einer veritablen Konfusion herumschlagen muss. Und er ist durch das urkomische Hallo am Anfang permanent in Gefahr als Satire wahrgenommen zu werden, was wiederum Potenzial hat, seiner Wendung am Schluss, die Du ja selbst richtigerweise als nicht ganz unoriginell einstufst, die Feuerkraft zu nehmen.

    Politische Themen der Art, wie sie von Dir benannt werden, identifizieren einen Gegner bereits aus sich selbst heraus und man könnte Wählen infolgedessen nur allzu leicht als Aufruf zum Abwählen interpretieren. Insofern ist Dein Spot vollständig misslungen. Er ist unsendbar wie nur irgendwas und man muss schon wirklich abgehoben sein, um das nicht zu erkennen, bzw., ziemlich durchtrieben, das seine Leser glauben machen zu wollen.

    Dabei wird aber hoffentlich klar geworden sein, dass ich den Spot trotzdem für gut und richtig und insgesamt für interessant erachte. Man wird durch die in ihm am Schluss getroffene Aussage aufs Höchste dazu animiert, Schlussfolgerungen zu ziehen – was fürwahr nicht das geringste Ziel eines Spots sein sollte! Doch das hierdurch offengelegte Spannungsverhältnis – erwirkt durch das Gegenüberstellen Deiner Themen mit dem Wahlakt als solchen – ist für die bpb ein schlichtes No-Go gewesen. Und das war in der Tat vorhersehbar.

    Die Grenzen nicht zu kennen in diesem Muffland und sich im Nachhinein dann über sie mokieren, das geht für mich in Deinem Fall nicht ok. Meine Empfehlung: Lass es mit Neo. Beteilige Dich nicht! Für die bist Du bloß ein Feigenblättchen und Vitaminspritzchen. Mehr nicht.

  32. Meine Güte, diese ganze Neutralitätsfraktion hat echt ein merkwürdiges Politikverständnis.

    Die einzige wirklich neutrale Wahlwerbung wäre „Geh wählen“. Dann frage ich „Warum?“. Bäm, Neutralität beendet.

  33. Der mediale Aufschrei der in einem „parteilichen“ Werbespot der BpB nicht repräsentierten Parteien wäre riesig. Aber das wäre doch ein guter Job für unseren Bundespräsidenten Gauck, der ist doch zu Neutralität verpflichtet…

  34. Ich verstehe das nicht. Der ursprüngliche Text war doch kein Angriff gegen die Regierung. Wie jedermann weiß, steht Merkel der Überwachung durch ausländische Geheimdienste moderat bis kritisch gegenüber, ist sicherlich für eine gute Ausstattung von Kindergärten solange es nicht zuviel kostet, steht Elektroautos aufgeschlossen gegenüber, hat eine differenzierte Meinung zum Mindestlohn und tritt für Wandel durch Stabilität ein. Insofern ist es völlig falsch, Jan Böhmermanns Beitrag als Aufruf zur Abwahl der Regierungsparteien zu interpretieren. Hingegen! ist der Alternativvorschlag ganz klar ein tendenziöses Machwerk, der mehr oder weniger eindeutig zur Wahl der GRÜNEN aufruft, die allseits bekannt schon immer die Partei des gesunden Essens (Veggie Day), gute Luft (Klimaschutz), der braven Steuer-Zahler (Steuererhöhungen) und des Verkehrs (darüber wollen wir lieber nicht sprechen) sind. Kein Wunder, dass sich Jan B. für diese plumpe linke Propaganda nicht hergeben wollte.

  35. Gerade zufällig im Wahlprogramm der Union über diese Stelle gestolpert:

    Der Ausbau alternativer Antriebskonzepte bietet große Chancen für den Standort Deutschland – auch weil er uns unabhängiger von Erdöl als Treibstoff macht und bei Nutzung erneuerbarer Energien einen Beitrag leistet, die Treibhausgasemissionen zu verringern. Wir wollen Deutschland zu einem Leitmarkt und Leitanbieter für umweltfreundliche Antriebstechnologien machen. Bis zum Jahr 2020 sollen eine Million Elektrofahrzeuge auf unseren Straßen unterwegs sein. Dafür wollen wir bei uns alle Glieder der Wertschöpfungskette vom Rohstoff über die Batterieherstellung bis zum Fahrzeug entwickeln und produzieren.

  36. @Stefan Niggemeier (#17):

    Man kann nicht sagen, warum es wichtig ist, wählen zu gehen, ohne zu sagen, wegen welchen konkreten Themen man persönlich wählen geht?

  37. @Simon: Doch, kann „man“. Hier geht es aber darum, dass ein Prominenter gebeten wurde, fürs Wählen zu werben, weil ihm eine gewisse Glaubwürdigkeit bei jungen Leuten unterstellt wird. Natürlich kann er allgemeine Statements aufsagen wie die, die die bpb vorgeschlagen hat. Das wäre aber sehr witz- und wirkungslos.

    Der Sinn darin, Leute wie Böhmermann zu bitten, fürs Wählen zu werben, kann doch nur darin bestehen, dass sie einen persönlichen Zugang zu dem Thema finden. Was die Machart eines solchen Spots angeht, aber auch seinen Inhalt.

    Also: Jan Böhmermann sollte den Leuten sagen (dürfen), warum es ihm wichtig ist, dass Leute wählen gehen.

  38. 39., Mike: Es ist doch vollkommen egal für was sich ein Prominter PRIVAT einsetzt. Sei es nun, dass er sich für Hartz Iv einsetzt, weil die Arbeiter dieses Landes dadurch erstmals effektiv vor Sozialschmarotzern geschützt werden. Schließlich bezahlen auch die Arbeiter dieses Landes einen sehr großen Anteil an dem Sozialsystem durch ihren Lohn und haben daher ein Recht darauf, dass scharf kontrolliert wird. Oder sei es, dass er gegen Hartz IV ist und für ein bedingungsloses Grundeinkommen.
    Die PRIVATE Meinung ist vollkommen irrelevant, sofern sie privat publiziert wird.
    Die Bundeszentrale muss sich jedoch neutral Verhalten und darf daher KEINE politische Position einnehmen.

  39. @52 Stefan Niggemier: Natürlich durfte er die Themen nennen, welche ihm wichtig sind, aber er durfte halt nicht seine Position nennen und das finde ich auch richtig, da die Bundeszentrale eben zur politischen Neutralität verpflichtet ist. Sie ist eben nicht staatlich finazierte Wahlwerbung für Parteien, sondern für die Demokratie.

  40. Also ich muss definitiv Herr Niggemeier zustimmen! Ich denke ein allgemeines Blabla von einem Kerl wie ihm würde den Spot doch an sich total obsolet machen. Dass Böhmermann für mediale Darstellung steht, für die man schon zumindest ein bisschen sein Gehirn anstrengen sollte, ist doch selbstverständlich. Und das ist doch genau das Gute, was hier auch schon erwähnt wurde: man muss selbst für sich die Schlussfolgerungen ziehen! Und wer sich soviel Gedanken darüber macht, der geht dann hoffentlich auch wählen… Hoffentlich.


    Hoffentlich.

  41. @Simon

    Dann hätte man auch „Ausbilder Schmidt“ wieder zurück aus der Versenkung holen können („GEHT WÄHLEN IHR LUSCHEN!!“)

  42. Bloß keine Verändungen! Je weniger wählen gehen, desto geringer die Veränderungen im festgefügten politischen System. Am besten wäre ein Einparteiensystem auf Lebenszeit. Das ist billiger und hält länger! Bis dass der Tod uns scheidet…

  43. Lieber Böhmermann,
    hatte keine Leseprobleme, habe auch die Botschaft verstanden, habe mir einfach vorgestellt Sie sprechen das wie im TV, und da ich alle Folgen von „Roche&Böhmermann“ gesehen habe, habe ich, glaube ich, auch alles verstanden. Mehr als diese Ihre Begebenheit mit der staatlichen politischen Bildung würde mich allerdings interessieren, warum diese letzte mit weitem Abstand sehenswerteste Produktion des deutschen öffentlichen und privaten Fernsehens nicht mehr fortgesetzt wird. Können Sie sich nicht noch mal versöhnen? Bzw. sich nur vor der Kamera zoffen, und weniger dahinter? Also mir als Glotzer würde das gut tun ;-)
    Und um meine politische Bildung kümmere ich mich schon selber. Und, klar geh ich wählen, immer. Woanders begeben sich Menschen in Lebensgefahr, um für dieses Recht zu kämpfen.

  44. „Die einzige wirklich neutrale Wahlwerbung wäre »Geh wählen«.“

    Mir fallen spontan etliche Ideen ein, eine Werbung für’s wählen unabhängig von tagesaktueller Politik zu machen. Man könnte z.B. Menschen porträtieren, die für das Recht auf freie Wahlen auf die Straße gegangen sind, die dafür niedergeknüppelt und umgebracht worden sind. Man hätte hier, auf deutschem Boden, ein abschreckendes Beispiel eines Staats ohne freie Wahlen. Man hätte überall auf der Welt Beispiele von Ländern, in denen die Menschen liebend gerne sonntags zur Wahl gehen würden. All das sind Anknüpfungspunkte. Wenn Böhmermann stattdessen seine politischen Standpunkte transportiert, dann ist das 1. sein Recht und 2. ganz gut gemacht, aber 3. Grund genug für eine Ablehnung durch die BPB .

    Randnotiz: Nichtwählen aus Desinteresse oder aus mangelndem Glauben an die Veränderbarkeit der Entscheidungsweisen der Machthaber ist aber aus meiner Sicht eine durchaus nachvollziehbare Reaktion und ebenso ein Recht wie das Wahlrecht. Ich gehe wählen, aber ich verstehe, dass andere es nicht, nicht mehr oder noch nicht tun. Missionarischen Eifer halte ich da für fehl am Platze, ebenso das durch stetige Wiederholung einfach nicht richtiger werdenden „Wer nicht wählt, wählt rechts“. Wer nicht wählt, wählt nicht.

  45. Ich hätte abgeschlossen mit „… dann gehen Sie am 22. September zur Bundestagswahl oder auch nicht.“
    Und wieso sollen Elektroautos besser als Benzinautos sein? Die verbrauchen auch Energie! Nur wenn diese Energie aus erneuerbaren Energien kommt, wäre es ein Fortschritt. Aber da mit dem Individualverkehr noch so viel andere und weitaus schlimmere Folgen verbunden sind als das Energieproblem, wäre das auch nur ein Tropfen auf den heißen Stein.

  46. Erinnert mich an die Focus-Kolumnen von Harald Schmidt. Auch unglaublich gewollt und langweilig. Man will es nicht bis zum Ende lesen. Ich denke mal beide haben zu viel Zeit.

  47. Alles schön und gut, lieber Böhmi, nur wäre der Schluss der Motivationsansprache so richtig gewesen:
    „… also wenn Sie möchten, dass alles so bleibt wie immer, dann gehen Sie am 22. September bitte zur Bundestagswahl.“
    Wer weiß, vielleicht hätte die bpb das sogar durchgewunken.

  48. Jaja… „Rita“ was kosten die Condome… ging ja auch nicht.

    Der Witz an der Geschichte ist dass das politischste am Text der Hinweis auf die Sendung bei ZDF Neo gewesen sein dürfte, weil das ZDF ja erwiesenermaßen von Politikern direkt gesteuert wird. Siehe Intendanten-Zoff alle paar Jahre.

    Schlussendlich ist es eine ganz normale Beamten-Posse. Ein Amt möchte gerne, dass bitte gewählt wird, und mehr Wähler bedeutet in der Regel weniger Kraft für radikale Parteien – demnach bitte mehr vom Gleichen und Beibehaltung des Status Quo. Und da geht so ein Wahlaufforderungs-Spot der komplett auf Änderung abzielt (klarmachen zum Ändern) natürlich gar nicht.

  49. Dass Böhmermanns Spot auf die Themen bestimmter Parteien abzielt, ist glaube ich ziemlich deutlich. Gut herausgestellt hat er die Paradoxie seines Arbeitsauftrags. Wie soll jemand Leute dazu motivieren, zur Wahl zu gehen, wenn er die übliche apolitische Nonsensephrase „Geht zur Wahl“ verklausuliert? Ist das nicht irgendwie tautologisch? Du sollst zur Wahl gehen, weil du zur Wahl gehen sollst? Dieser Blödsinn ist bezeichnend für unsere apolitische Postdemokratie. Das System muss sich alle 4 Jahre selbst bestätigen, egal wie marode, widersprüchlich und intransparent es ist. Wirklich kritische Themen werden auf „nach der Wahl“ vertagt, wir sollen die Katze im Sack kaufen, die Säcke müssen verkauft werden, also braucht es zielgruppenwirksame Werbefiguren.

  50. Sobald einem Raul Richter das erste Mal völlig inhaltsleer entgegen stammelt, dass er „gute Zeiten“ wählt, sollte man eigentlich merken, dass man nun besser wählen geht, um in Zukunft solche Zumutungen der BPB nicht mehr ertragen zu müssen.
    Aber immerhin fungiert eine solche phantasierte Politikverdrossenheit als Legitimationsgrundlage für besonders junge und freche Politformate, die noch inhaltsleerer daherkommen als der „relevante Talk“ (oder wie hieß es noch gleich auf den deutschlandweit platzierten Plakaten) der Plasbergs und Jauchs und sichert so ein paar Existenzen von Medienmachern aus der Hauptstadt.

  51. Wahrscheinlich wird Böhmermanns Aktion (so kalkuliert sie auch sein mag) mehr dazu beitragen, dass (junge) Menschen zur Wahl gehen, als jeder tatsächlich ausgestrahlte bpb-Spot. Aufgrund von INHALTEN wählen zu gehen, erscheint nun als ein subversiver Akt. Und irgendwie stimmt das ja auch, wenn man sich die vielen inhaltsleeren Wahlplakate anschaut. Geschickt gemacht.

  52. Warum steht oben („Böhmermann“ ein anderer Name als unten („Niggemann“) drunter?

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