Schlagwort: Karel Gott

Bushido gibt MTV für Karel Gott den Laufpass

Weil ich nicht weiß, ob Bushido genauso wenig ein Prozesshansel ist wie Theo Zwanziger, spare ich mir an dieser Stelle eine ausführliche Beschreibung, was ich von dem Mann halte. Nur so viel: Für die Formulierung „schwulenfeindliches Arschloch“ müssten sich genügend Belege finden lassen, um selbst Hamburger Pressekammern zufriedenzustellen.

Aber die Art, wie Bushido jetzt den früheren Musiksender MTV bloßstellt oder genauer: die Selbstentblößung von MTV öffentlich macht und für eigene PR nutzt, finde ich wunderbar.

Bushido hat zusammen mit Karel Gott eine etwas unbeholfene, aber merkwürdig rührende Version von Alphavilles Klassiker „Forever Young“ aufgenommen (was jedenfalls viele Originalitätspunkte gibt):

MTV spielte das Video laut Bushido zwei Tage lang in der Power-Rotation, nahm es dann jedoch vom Sender. Auf Nachfrage von Bushido soll Programmchef Elmar Giglinger ihm erklärt haben, Karel Gott passe nicht zu dem Trash- und Kuppelsender, und er könne keine Volksmusik auf MTV laufen lassen. (Ach so, „Trash- und Kuppelsender“ hat er vermutlich nicht gesagt, das war jetzt mein Synonym.)

Bushido untersagte MTV und seinem Schwestersender Viva daraufhin die Ausstrahlung jeglicher Videos von ihm. Mit typischem Pathos erklärt er die Entscheidung in seinem Forum:

es tut mir leid dass ich ein sturer bock bin aber ich kann das nicht mit meinem gewissen vereinbaren. oft wollte ich die arbeit mit mtv beenden aber ich hatte angst um mein geschäft. nun bin ich erwachsener. ich stehe an einer klippe und unter mir ist kein boden. früher hätte mir die angst verboten zu springen heute bin ich mit mir im frieden und ich vertraue auf mich, meine freunde und familie und auf gott. [Anmerkung von mir: Vermutlich meint er hier nicht den Karel, sondern den anderen.] ich springe und vertraue und deswegen habe ich auf mtv geschissen. egal was passiert ich überneheme die volle verantwortung aber ich kann mir und vor allem karel gott in die augen gucken.

ich möchte mich bei allen hier im forum entschuldigen. ich raube mir eine promo-plattform und euch die möglichkeit das video im fernsehen zu sehen.

MTV bestätigte die Darstellung Bushidos gegenüber laut.de dem Grunde nach. Was mich auf den Gedanken bringt, dass es sich vielleicht doch nur um eine abgesprochen PR-Aktion von beiden handeln könnte: Wer hätte ohne dieses Trara gewusst, dass auf MTV überhaupt noch irgendetwas läuft, geschweige denn Musikvideos?

[via Buchstaben in Bewegung]

(Ach so, und weil unten gerade noch Platz ist und es immerhin fast zum Thema passt, zitiere ich noch kurz aus Johanna Adorjáns feiner Rezension von Bushidos Autobiographie in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ [für die ich auch schreibe]:

Es muss einfach sein, Bushido zu sein. Das Leben ist so schön übersichtlich. Alle Frauen sind Nutten außer Mama, wer seine Mutter beleidigt, kriegt in die Fresse, wer seine Mutter beleidigt, kriegt in die Fresse, wer seine Mutter beleidigt, kriegt in die Fresse, viel mehr ist da eigentlich nicht. (…)

Jetzt hat Bushido sein bisher dreißigjähriges Leben aufgeschrieben, zusammen mit dem gleichaltrigen Co-Autor Lars Amend. Stolze 425 Seiten sind es geworden, was kein Wunder ist, denn Bushido gibt sich so auskunftsfreudig wie ein kleines Schulmädchen. Seiten-, kapitelweise geht es darum, wer wann was zu wem gesagt hat, und was wer dann zu wem zurückgesagt hat, und wie dann wer geguckt hat, und was wer dann noch Krasses hinterhergesagt hat, und wer daraufhin wem seine Mutter beleidigt hat, woraufhin es dann natürlich, Sie ahnen es, auf die Fresse gab.

Aber das nur am Rande.)