Schlagwort: Klimawandel

Kurz verlinkt (10)

Jerry Sanders, republikanischer Bürgermeister von San Diego, erklärt in einer bewegenden Rede, warum er plötzlich für die Homo-Ehe ist. Oder wie salon.com schreibt:

This is the way necessary social change happens. It starts out unthinkable, and then one day it’s inevitable. (…)

Grab a Kleenex, and press play.

· · ·

Hilfe, die Fernseh-Abzockspiele von 9Live, Callactive & Co. schaffen den Mediensprung ins Print. In der Schweiz jedenfalls.

· · ·

Lernen von „Politically Incorrect“: „limited“ stellt den praktischen „Bastelbogen Hassblog“ vor:

Mit wenigen zentralen Bausteinen läßt sich auch für den geistig minderbemittelten Kellernazi eine eingängige Ideologie stricken.

· · ·

Noch ein paar (verspätete) Links zur Debatte um Klimaforscher Stefan Rahmstorf

In der „Welt“ findet Eckhard Fuhr schöne Worte, um die unfassbare Antwort von Matthias Horx, Wolf Lotter, Dirk Maxeiner u.a. auf Rahmstorf zu charakterisieren:

Der Leser findet nicht den geringsten Hinweis darauf, dass es sich bei dieser ganz und gar durchgeknallten Tirade um eine Parodie auf den Klima-Glaubenskrieg handeln könnte. Die „Klimaskeptiker“ halten sich offenbar wirklich für eine kleine verfolgte Minderheit von „Andersdenkenden“ und ihre mediale Dauerpräsenz für ein heroisches Aufbegehren in aussichtloser Lage.

Und in der „taz“ diskutiert Bernhard Pötter die heikle Rolle der Medien in der Berichterstattung über wissenschaftliche Forschung:

Der Umgang mit abweichenden Meinungen ist völlig unterschiedlich: Wer in der Klimadebatte längst aufgegebene Positionen verteidigt, ist für Wissenschaftler ein Scharlatan – Journalisten schätzen so jemanden dagegen gerne als prinzipienfesten Querdenker. Und wer verlässlich das Gegenteil von dem behauptet, was der Mainstream für richtig hält, sichert sich auf diese Weise Einkommen und Bedeutung in der Medienlandschaft. (…)

„Wir nehmen uns das Recht zu zweifeln“, schreiben die Rahmstorf-Kritiker, „irgendjemand muss die Türen eines skeptischen Weltverständnisses gegen die praktisch gleichgeschaltete öffentliche Meinung offen halten, damit wir für die Zukunft lernen können“. Nur: Die Klimadebatte ist nie gleichgeschaltet gewesen, sondern nach jahrzehntelangem Streit haben sich praktisch alle relevanten Klimaforscher auf einen Konsens geeinigt. Wer nun grundsätzlich den Gegenpart zu diesem herrschenden Konsens vertritt, der verhindert genau das, was er angeblich erreichen will: eine informierte öffentliche Debatte über die Konsequenzen des Klimawandels.

Lesenswert ist auch ein Stück von Jan-Philipp Hein und Markus Becker bei Spiegel Online zum Thema, ein schrecklicher Artikel, aus dem man aber viel über das Selbstverständnis von Journalisten erfahren kann: Wer sie öffentlich kritisiert oder sich gar bei ihren Vorgesetzten beschwert, stellt beinahe schon die Pressefreiheit in Frage.

Wenn ein Journalist sich mit dem Klimawandel befasst und Argumente bringt, die Rahmstorf schlecht findet, kann es schonmal Stunk geben. Der Professor vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) schreibt dann Briefe. Allerdings nicht an die Autoren, sondern gleich an die zuständigen Chefredakteure oder Ressortleiter.

Ja, Wahnsinn. Überschrift des Werkes: „Die rabiaten Methoden des Klimaforschers Rahmstorfs“.

· · ·

René Kriest erklärt vermeintlich „7 Fehler von Blogeinsteigern und wie man sie vermeidet“, dabei ist der einzige Fehler, den ein Blogeinsteiger machen könnte, solchen blöden Listen zu glauben anstatt einfach drauflos zu bloggen. Zum Glück muss ich mich dazu nicht in Rage schreiben, weil es andere schon getan haben.

Wollt ihr den totalen Widerspruch?

Auf den Seiten der FAZ findet gerade eine heftige Debatte statt über die sogenannten „Klima-Skeptiker“, die die vorherrschende Meinung zum Klimawandel und seine Ursachen anzweifeln. Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf hat ihnen und den Medien „Desinformation“ vorgeworfen, und jetzt antworten die von ihm angegriffenen Christian Bartsch, Günter Ederer, Matthias Horx, Wolf Lotter, Dirk Maxeiner, Josef Reichholf und Wolfram Weimer. In einem gemeinsamen Beitrag.

Wolf Lotter schreibt für die Zeitschrift „Brand Eins“, die ich schätze, auch wenn ich ihre Meinung nicht immer teile. Ich hätte mir gewünscht, dass ein „Brand Eins“-Autor sich nicht einfach so vereinnahmen ließe. Und vor allem, dass er seinen Namen schon aus sprachlichen Gründen nicht unter einen solchen Text setzte.

Ich bin kein Klimaexperte. Aber ich glaube, dass die Sprache eines Textes viel verrät. Und dass es kein gutes Zeichen ist, wenn ein Text überquillt vor Absolutheiten und Beschwörungs- und Beteuerungsformeln. Der erste Absatz der Erwiderung von Bartsch-Ederer-Horx-Lotter-Maxeiner-Reichholf-Weimer beginnt so:

Der Klimaforscher Stefan Rahmstorf ist ein sehr erfolgreicher Mann. Sein Sieg auf allen Kanälen der öffentlichen Meinungsbildung ist total. In allen Talkshows trat er schon auf, in Radio, Funk und Fernsehen ist er omnipräsent.

(Hervorhebungen von mir.)

Ich bin kein Klimaexperte. Aber ich misstraue jedem, der so formuliert.

Wie grobschlächtig muss man mit Sprache hantieren, um zu behaupten, der Sieg Rahmstorfs „auf allen Kanälen der öffentlichen Meinungsbildung“ sei „total“? Das kann er schon deshalb nicht sein, weil dieser Satz Teil eines langen Textes ist, der in einer der wichtigsten deutschen Zeitungen veröffentlicht wird. Und weil mehrere Absender für Medien arbeiten, in denen sie die Thesen publizieren konnten, an denen sich Rahmstorf stört.

Die Autoren nehmen es offenbar nicht so genau, und versuchen das durch das Aufdrehen des Lautstärkereglers zu überdecken.

Jedes Wort hat sicherheitshalber, als traue man den eigenen Argumenten nicht, eine Verstärkung bekommen; es wimmelt vor Pleonasmen. Es geht nicht nur um eine „Mission“, sondern um eine „heilige Mission“; die „Verschwörung“ ist eine „finstere Verschwörung“; Andersdenkende werden nicht nur verfolgt, sondern „fanatisch“ verfolgt, und die Autoren sind keine Publizisten, keine Bürger, nicht einmal „normale Bürger“, sondern „ganz normale Bürger“.

Und sie verzichten nicht darauf, in die große Nazi-Kiste zu greifen, und werfen Rahmstorf vor, den „Endsieg“ in der Klimadebatte zu wollen.

Ich bin kein Klimaexperte. Aber ein paar Behauptungen im ersten Absatz kann ich überprüfen, und sie sind falsch. Warum soll ich den Behauptungen glauben, die ich nicht nicht überprüfen kann, noch dazu, wenn sie so übersteuert klingen?