Wie Waldo im Wimmelbild: Journalismus und die Inflation von Online-Werbung

Nichts gegen Werbung. Werbung ist theoretisch und oft auch praktisch eine wunderbare Art, hochwertige Inhalte zu finanzieren. Das Unternehmen gibt Geld und ich zahle mit meiner Aufmerksamkeit.

Das ist oft ein guter, fairer Deal für alle Beteiligten: Leser, Medium, Werbetreibender.

Online aber ist aus Werbung ein Monster geworden, das alles zu fressen und zersetzen droht. Es gibt hier ein solches Überangebot an Werbeflächen, dass Werbung fast nichts kostet. Weil die einzelne Anzeige so wenig einbringt, vervielfältigen die Medien das Angebot an Werbeflächen — auf jeder einzelnen Seite und durch eine Maximierung der Klickzahlen. Durch die Vervielfältigung der Werbung sinkt der Wert jeder einzelnen Fläche weiter, ein Kreislauf: Inflation.

Machen wir es konkret. Nehmen wir die „Düsseldorf“-Seite der „Rheinischen Post“. Ich habe das ganze Werbegedöns mal abgeschnitten; das hier rechts ist die Spalte mit den eigentlichen Inhalten.

Könnte man glauben.

Nur dass jeder dritte Artikel eine Anzeige ist.

Es steht sogar das Wort „Anzeige“ darüber, und wenn man es weiß, kann man es an der Dachzeile erkennen, die nicht grau, sondern orange ist. Und am Rhythmus natürlich: Redaktion, Redaktion, Werbung; Redaktion, Redaktion, Werbung …

Die bezahlten Inhalte sind gekennzeichnet. Getrennt von den redaktionellen Inhalten sind sie nicht. Sie sehen aus wie Artikel. Sie sind Artikel. Das ist native advertising.

Die ganze Gestaltung ist darauf angelegt, dass man das eine mit dem anderen verwechseln kann und soll. Und selbst wenn man es nicht verwechselt: Dass man bewusst an den als Artikelanrisse gestalteten Werbeinhalten vorbeilesen muss.

Für zwei Artikel-Anrisse einen Anzeigen-Anriss lesen. Das ist der Preis, den derjenige zahlt, der sich bei der „Rheinischen Post“ kostenlos und werbefinanziert über Düsseldorf informieren will.

(Der Preis, den die „Rheinische Post“ dafür zahlt, dass sie die Arbeit ihrer Journalisten verwechselbar mit irgendwelchen Anzeigentexten macht und eine klare gestalterische Trennung für verzichtbar hält, steht auf einem anderen Blatt. Aber für jemanden, der heute möglichst viel Geld verdienen will und sich nicht um sein Image morgen sorgt, ist das kein Problem.)

Nehmen wir an, ein Leser schafft es, auf einen Teaser zu klicken, der tatsächlich zu einem redaktionellen Inhalt führt. Zum Beispiel eine etwas rätselhafte Meldung des nordrhein-westfälischen Landesdienstes von dpa über einen Termin in einem Düsseldorfer Hotel: Udo Lindenberg zeigte hier der Presse, wo er vor vielen Jahren gearbeitet hat.

Oben auf der Seite ist ein Banner mit Autowerbung. Über dem Artikel ist ein Banner mit Werbung einer Fluggesellschaft. Rechts neben dem Artikel ist ein Banner mit Telefonanbieter-Werbung. Im Artikel stehen Textanzeigen für Udo-Lindenberg-Bilder …

… und, ironischerweise, für einen Journalismus-Lehrgang. Unter dem Artikel steht eine Textanzeige für ein Open-Air-Festival.

Links neben dem Artikel ist Werbung für ein Jazz-Festival, für eine Medizin-Schule, für Sprachreisen, für das Rheinland. Man kann sie leicht an der orange hinterlegten Zeile und dem Wort „Anzeige“ darüber erkennen.

Der graue Kasten darunter hat keine orange hinterlegte Zeile und keine Kennzeichnung als „Anzeige“, ist aber auch eine.

Gelb hinterlegte Rubriken scheinen für redaktionellen Inhalt stehen; orange hinterlegte Rubriken für werblichen Inhalt. Könnte man glauben.

Unter dem Artikel ist eine gelbe Rubrik „Das könnte Sie auch interessieren“ mit redaktionellen Empfehlungen. Danach folgt eine ebenfalls gelbe Rubrik „Mehr aus dem Web“ mit Werbelinks, erkennbar nur daran, dass darunter in hellgrau fast zu lesen ist: „Content Anzeigen empfohlen von …“.

Ganz rechts unten schiebt sich gelb ein Kasten „Auch interessant“ in die Seite. Eine Anzeige.

Außerdem steht neben und unter dem Artikel noch Werbung für: ein Auto, „Zukunft stechnik aus Asien“, ein Casino, einen Obsthof.

Das mitten im Artikel eingebundene Video von center.tv trägt zwar den Titel „Udo Lindenberg in Düsseldorf“, bezieht sich aber auf einen über ein halbes Jahr zurückliegenden Besuch (und beginnt natürlich erst nach einem halbminütigen Werbevideo).

Die verlinkte 16-teilige und mit dem Anlass des Artikels nur sehr indirekt verbundene Klickstrecke „Das ist das Hotel Atlantic in Hamburg“ besteht ausschließlich aus PR-Fotos des Hotels.

Die verlinkte 13-teilige Klickstrecke „Bildband Udo Lindenberg ‚Stark wie zwei'“ ist Jahre alt und nur scheinbar redaktionell: Sie besteht aus Fotos aus dem Buch und dem PR-Text des Verlages.

Weitere Werbung verbirgt sich auf der Seite im Inhaltskasten oben, der sich öffnet, wenn man mit der Maus darüber fährt: Für einen Autohersteller („erkennbar“ an der orangen Färbung), einen Reiseanbieter, Lotto, noch einen Reiseanbieter.


Ich könnte ewig so weitermachen. In den Menuleisten finden sich manchmal kleine Texte, wie hier „Ihre Meinung NRW“. Man muss den Mauszeiger ein paar Sekunden darüber halten, um vor dem Klick zu erfahren, dass es sich um Werbung handelt. (Echte Profis erkennen es vermutlich daran, dass hinter dem Wort ein kleiner oranger Pfeil ist.)

Inhalte, die auf einer Seite als Anzeige verlinkt sind, kommen auf einer anderen Seite dann als scheinbar redaktionelles „Extra“ daher. Und natürlich befindet sich im Fuß der Seiten immer ein branchenüblicher Kasten mit „Top-Services“, wohinter sich, bunt gemischt, redaktionelle Inhalte, bezahlte Werbung und fremde E-Commerce-Angebote verbergen.

Und im Seitenkopf stehen noch Links zu diversen redaktionellen oder E-Commerce-Angeboten, an denen die „Rheinische Post“ irgendwie beteiligt ist.

27 Werbelinks habe ich alleine auf der Seite mit dem kleinen dpa-Artikelchen über Udo Lindenberg gezählt, und ich bin sicher, ich habe welche übersehen. Die RP-Online-Seiten sind prachtvolle Wimmelbilder aus werblichen Inhalten, in denen sich der Journalismus fast wie Waldo versteckt. Hier dient Werbung nicht mehr der Finanzierung von Journalismus; hier ist Journalismus nur noch ein Vorwand dafür, Leser an die werbungtreibende Industrie zu verkaufen, zur Not durch Täuschung. Seien wir ehrlich: Bei RP-Online macht Werbung hochwertige Inhalte nicht möglich, sondern unmöglich.

Ich bin mir nicht sicher, ob das ein nachhaltiges Modell zur Finanzierung von Journalismus ist.

Offenlegung: Ich bin Autor bei „Krautreporter“, einem Versuch, Journalismus radikal anders zu finanzieren.

83 Replies to “Wie Waldo im Wimmelbild: Journalismus und die Inflation von Online-Werbung”

  1. Derzeit auch wieder stark im Trend: Flash-Filmchen, die sich mitten im Text öffnen und die Inhalte beiseite schubsen.

  2. Jetzt muss man aber fairerweise dazu sagen, dass sich die Rheinische Post auch offline nicht gerade durch hochwertigen Journalismus auszeichnet.
    Aber das Grundproblem besteht natürlich.

  3. Stimme der Verzweiflung weitgehend zu. Eine Kleinigkeit bemängele ich dann aber doch: habe ich mich erstmal darauf eingelassen, meine Seite durch Werbung finanzieren zu lassen, und das betrifft ja auch weniger skrupellose Aufmachungenen anderer Seiten, dann ‚warne‘ ich meine Leser ja nicht davor. Es ist in gewisser Weise doch ein ideologisches Zugeständnis seinen journalistischen Inhalten durch Werbung Konkurrenz zu machen. Das haben Sie ja auch angedeutet. Daher verstehe ich, wenn die betroffenen Seiten keine +++*blingbling*-Achtung Werbung!!!+++ Warnschilder aufstellen.
    Vielmehr kann man den Leser in die Pflicht nehmen: „Du weißt, im Onlinejournalismus gibts Werbung! Lerne damit umzugehen. Sie zu ignorieren oder gezielt zu konsumieren.“
    Wie wäre das?

  4. „Hier dient Werbung nicht mehr der Finanzierung von Journalismus; hier ist Journalismus nur noch ein Vorwand dafür, Leser an die werbungtreibende Industrie zu verkaufen, zur Not durch Täuschung.“ – klasse analysiert. Obwohl Google in der vergangenen Woche ein sog. „Panda-Update“ (4.0) gelauncht hat, was eigentlich Seiten mit „geringer Content-Qualität“ bestrafen soll, hat die RP-Seite fast keine Rankings verloren (z.B. laut Tool-Anbieter Sistrix).
    Kleine Seiten, die die User so täuschen würden, wären längst bei Google verbannt worden. Aber weil das eben bei den Großen nicht passiert, nutzen viele Nachrichten-Portale diesen Umstand extrem aus. Traffic via Google generieren und Einnahmen maximieren. Da ist die RP ein Extrem-Beispiel, aber im Grunde machen es (fast) alle so.
    Gruß, Martin

  5. Spontan würde ich sagen, dass dies nur daher funktionieren kann, weil

    a) die Menschen anscheinend wirklich die Anzeigen anklicken (wahrscheinlich ungewollt…) und
    b) niemand die „Zeitung“ am Stück liest, sondern nur den/die Artikel, die interessant scheinen.

    Ich glaube immer noch, dass auch ein System funktionieren würde, in dem Inhalte bis zu einer bestimmten Stelle sichtbar sind und man alles lesen kann, wenn man „Kunde“ ist. Es müssten sich aber alle daran halten und nicht versuchen, Inhalte gratis zu verteilen.

  6. Mal getestet: Mit Werbeblockern sehe ich auf der Düsseldorf-Seite noch genau zwei kleine Anzeigen in der Seitenleiste (für Mercedes und Antenne Düsseldorf), auch die „jeder dritte Anreisser ne Anzeige“-Dinger sind nicht da.

  7. Hier kann man doch eigentlich den Markt entscheiden lassen ob das Konzept nachhaltig ist, ich persönlich glaube nicht das dieses Modell sich durchsetzt und wenn doch, ist es doch schön für die jeweiligen Anbieter.

  8. Und genau deshalb nutzen so viele Nutzer Adblocker, die auf einer Seite wie RP Online zum Selbstschutz geraten. Auch so ein Kreislauf, durch Adblocker sehen immer weniger Nutzer Anzeigen, also werden diese immer agressiver und mehr, weswegen wieder mehr Nutzer zum Adblocker greifen.

    Ich denke ja es gibt immer noch viel zu viele Seiten, die alle die gleichen austauschbaren dpa Meldungen, Klickstrecken, und „Service“ Artikel Mischmasch anbieten. Seiten wie stern.de oder RP Online können sich vielleicht auch gar nicht seriös finanzieren, weil der Mehrwert einfach schon seit Jahren gen null tendiert. So wie die Münchner „Abendzeitung“ einfach ein langweiliges Käseblatt war, das niemand mehr lesen wollte, müsste vielleicht auch mal online eine unangenehme Konsolidierung stattfinden.

  9. Einfach nur widerlich, wie man hier verarscht wird. Auch deshalb wünsche ich dem Projekt Krautreporter aus ganzem Herzen vollen Erfolg. Wenn das Magazin dann doch irgendwann Realität werden sollte, verspreche ich mir davon ein ähnlich angenehmes, weil durch Werbung ungestörtes Lesegefühl wie ich es zum letzten Mal mit Enzensbergers „Transatlantik“ in den 1980er Jahren hatte.

  10. Ergänzend zu Uli: Mit Adblock (Chrome) verschwinden sogar die redaktionell gestalteten Anzeigen-Kästen in der Inhaltsspalte. Die entsprechende Regel im Filter (EasyList Germany) sieht wie folgt aus: „rp-online.de##.orange“ – Übersetzt: einfach alles ausblenden, was die CSS-Klasse „orange“ hat; und das ist bei der Werbung auf rp-online.de ausnahmslos der Fall.

    Die geben sich also so viel Mühe, Werbung zu schalten, machen es aber den Adblockern irgendwie zu leicht…

  11. Ist das eigentlich alles im Sinne der Werbewirtschaft?
    Als Firma möchte ich ja lieber etwas mehr zahlen und meine Werbung auf einer Seite platzieren, die es nicht so übertreibt.

  12. Die Kritik ist aus Leser-Sicht durchaus berechtigt. Aber wie sieht denn ein Erlösmodell ohne Werbung aus? Ich denke, wenn man Kritik äußert, dann sollte man auch einen Lösungsvorschlag parat haben.

  13. 27 Anzeigen auf einer Seite mit wenig Inhalt scheinen mir eine Zumutung zu sein. Ich kann mir deshalb beim besten Willen nicht vorstellen, dass die RP mit dieser Politik Stammleser halten kann. Es gibt sicher genügend Möglichkeiten sich über Nachrichten aus Düsseldorf zu informieren, ohne dermaßen mit Werbung überhäuft zu werden.

  14. @Andreas Will

    Aber genau das macht der Hausherr doch mit den „Krautreportern“: Er stellt dort ein Modell vor, wie Journalismus ohne Werbung funktionieren könnte.

    Ich halte beide Modelle, also übertriebene Werbung auf der einen, gar keine Werbung und stattdessen eine auf gutem Willen basierende Zahlung durch „Mitglieder“ für Sackgassen, weil letzteres vielleicht einmal klappt, vielleicht dreimal, aber keineswegs einen in der Breite gangbaren Weg aufzeigt.

    Dass selbst der erste Versuch mit den „Krautreportern“ zu scheitern scheint, dass liegt aber weniger am Geschäftsmodell als an dessen äußerst unsympathischer, äußerst ungeschickter Kommunikation.

  15. Werbung nervt in den meisten Fällen und inflationär ist sie leider auch.
    Neue Lösungsmodelle sind auch in Planung, aber vermutlich beschweren sich dann auch
    wieder dieselben, wenn sie plötzlich für Artikel die sie lesen wollen selbst bezahlen sollen,
    statt der Werbung.
    Nicht nur Werbung ist inflationär, auch Inhalte. Zeitungsverlage sterben aus, kämpfen ums Überleben.
    Die Auflagen gehen zurück, die Umsätze sinken und wer hier Chancen beim Geldverdienen verpasst, für den gibt es in vielen Fällen kein morgen an dem er sich rühmen kann, sein Image gewahrt zu haben.
    Letzten Endes müssen wir bereit sein für hochwertige Inhalte zu zahlen, welchen Preis auch immer.
    Entweder durch Werbung oder aus eigener Tasche.

    Aber wer ist schon bereit im Internet für News und Informationen zu zahlen.
    Wenn es nicht lebenswichtige Informationen sind, die ich gerade dringend benötige (Gesundheit, Beruf, Studium etc.), bin ich es leider auch nicht.

  16. @18, Jack Frost: „Aber wer ist schon bereit im Internet für News und Informationen zu zahlen.“

    Äh, die Offenlegung nicht gelesen?

  17. Ich habe im Laufe der letzten 10 bis 15 Jahre gelernt, Werbung regelrecht zu hassen. Nicht nur online, auch im Fernsehen zum Beispiel. Auf Fernsehen verzichte ich inzwischen weitgehend. Für online gibt’s zum Glück Filter. Einer der Besten ist ImageBlock, der einfach Bilder generell blockiert. Damit ist schon mal 90% aller Werbung raus.
    Mag sein, dass der Eine oder Andere die Werbeeinnahmen braucht. Aber bei der unverschämten Menge an Werbung stelle ich das lieber generell ab.

  18. Offenlegung, ja. Wer unterstützen will, braucht unter 60EURO gar nicht erst anzufangen!!
    Den informativen Mehrwert, den ich hierfür bekomme, habe ich noch nicht untersucht.
    Dann kaufe ich mir doch lieber bei Bedarf eine Zeitung am Kiosk, wo ich nicht gleich wieder meine
    Hosen runterlassen bzw. meine persönlichen Daten preisgeben muss.
    Ich denke, wenn nur ein kleiner Bruchteil der Online-User der hier kritisierten Seite bereit wären
    einen Betrag von 60Euro/Jahr zu zahlen, wäre die Werbeflut dort auch schnell eingedämmt.
    Sinnvoller fände ich dann eine Art freiwillige GEZ-Gebühr, mit der man sich dann auf einer Vielzahl
    von informativen Online-Portalen von Werbung freikauft, anstatt auf vielen revolutionären Seiten
    extra zu zahlen und wieder seine Daten extra offenzulegen.

  19. Hmm, heute morgen auf dem Weg zur Arbeit: Frühstück vor der Glotze, der Sport wird präsniert von , das Wetter wird präsentiert von , raus aus der Wohnung, laufen zur S-Bahn. Auf dem leeren Grundstück neben dem S-Bahn-Bahnhof zwei riesige stationäre Plakatwände mit Werbung, eine Tram fährt an mir vorbei mit Werbung drauf, vor dem S-Bahnhof eine Litfass-Säule mit gemischten Inhalten (Veranstaltung, Werbung), im S-Bahnhof ein Zeitungsverkäufer, ich lese im Vorbeigehen die Überschriften (teaser?), rauf zur S-Bahn, rein in die Bahn, in der S-Bahn Werbe-Schilder für: Probanden für Medikamenten-Studie gesucht, Bundeswehr, , mit Blick aus der S-Bahn fahre ich an ungezählten Werbe-Wänden vorbei, in der S-Bahn lese ich auf den Rückseiten der letzten zwei Offline-Zeitungsleser die Überschriften und Werbeanzeigen, am Ziel steige ich aus, laufe wieder an einem Kiosk vorbei, auf der Hauptstrasse fahren Busse des ÖPNV vorbei, alle mit Werbung, den Erdbeerstand lasse ich rechts liegen, die Autos mit Werbeaufdruckern für die eigene Firma ignoriere ich, ich rette mich in die Firma… im Eingangsbereich stehen unsere Werbebroschüren für Gäste…

    Auf dem Rückweg werde ich in der S-Bahn lesen, das reduziert die Werbeeindrücke erheblich…

    Wat soll man sagen: Werbung kurbelt den Konsum und damit das Wachstum an… Selbst die Krautreporter werben für ihre Idee, die sie dann ohne Werbung finanzieren werden. (no harm intended)

  20. Edit zu 23: Sorry, die Punktierung ist nicht völlig stümperhaft, ich wusste nicht, dass Tags (die hakigen Klammern) rausfliegen… da fehlt also Text, der aber fürs Verstehen nicht Entscheidend ist.

  21. @ Siegfried: geht mir ähnlich. Ich weiß gar nicht, was mich am meisten abstößt: die schreiende Radiowerbung, die auf vielen Dudelfunksendern noch unerträglicher ist als die Telefonscherze zwischendurch, Fernsehwerbung, die irgendwie in den 90ern stehengeblieben zu sein scheint oder das hier beschriebene penetrante Einblenden von Anzeigen im Netz (auch tagesspiegel.de hat es in sich). Und selbst in der Real World geht es ja weiter: mit allgegenwärtigen Flyerverteilern und Unterschriftensammlern, Bussen, aus denen man dank Werbung nicht herausschauen kann und Werbeplakaten an Straßen und Haltestellen (die Berliner Verkehrsbetriebe vermieten neuerdings die Böden von U-Bahnhöfen…).

    Ich würde Herrn Niggemeier durchaus zustimmen: der inflationäre Gebrauch von Werbung entwertet die einzelne Anzeige. Wer nimmt sie überhaupt noch wahr, merkt sich die Botschaft, die rüber gebracht werden soll? Das ist auch der Werbewirtschaft bewusst, weshalb sie immer aggressiver und dümmer wird (Vorreiter schon seit über zehn Jahren: Mediamarkt). Ich reagiere darauf, indem ich Unternehmen und Produkte, deren Werbung mich nervt, boykottiere.

  22. Das Problem ist doch, dass sich die Verlage der Werbeindustrie an den Hals geworfen haben. Sie haben Ihre Websites mit Klickstrecken und ähnlichem Mist optimiert. Sie werfen mehr Werbung auf die Seite, die deshalb immer weniger bringt.

    Und das Hauptproblem: Die Websites sind beliebig. Es gibt keine Zeitungswebsite, die hervorsticht. Nichts was es irgendwie rechtfertigen würde, dass der Verlag ankommt und sagen könnte: Unsere Seite ist was besonderes: Eure Anzeigen hier sind gut plaziert und deshalb kosten sie auch so viel.

    Aber wenn eine Website nur mehr oder minder aufgearbeitete Agenturmeldungen bringt, zusammen mit dem gleichen Content der gestern in der Druckausgabe stand ohne mir einen Mehrwert zu bieten… Wenn das Angebot eben lausig ist, dann will niemand dafür zahlen. Wenn der Konsument keinen Mehrwert sieht (Ich kann die gleichen Agenturmeldungen auf 5 Websites lesen und in drei ähnlichen Livetickern, dass nichts passiert) warum sollte der Werbekunde dann viel Geld springen lassen um in dieser gleichen Beliebigkeit unter zu gehen?

    Wenn sich jemand abgrenzen kann, dann kann er auch mehr Geld verlangen. Und wenn er sich gut abgrenzen kann, dann kann er dieses Geld von den Werbekunden oder den Lesern verlangen. Aber dafür muss das Angebot stimmen.

  23. Wie bitte, Sie schenken Werbung Aufmerksamkeit?! Bei mir geht es stets nur darum, sie zu ignorieren. Auch wenn das kaum möglich ist, weil sie überall lauert (@ Axel, 23, bis auf die Pointe toll!).

    Mit der Werbung ist es wie beim Brombeeren pflücken: Man möchte eigentlich nur ein paar leckere Früchte naschen, aber auf jede Beere kommen mindestens 20 fiese Stacheln, an denen man irgendwie vorbei muss. Und früher oder später bleibt man dran hängen und muss bluten. Da kaufe ich mir doch lieber welche. Oder verzichte ganz.

  24. @ Ste #20

    Na ja, die Offenlegung bezieht sich auf ein Projekt, dass im deutschsprachigen Raum mit ~ 100 Millionen Einwohnern keine 10.000 findet, die bereit sind, für die dort zu erwartenden Inhalte zu zahlen.

    Ich finde, dass kann man mit „Wer ist schon bereit, für Inhalte im Internet zu zahlen“ ganz gut zusammenfassen.

  25. Ist doch ein sehr schön klarer Fall von ‚Was Nichts kostet ist auch Nichts‘.

    Mich stören nur die Texte die mit anzeige gekennzeichnet sind.. alles andere wäscht mein Adblocker.
    Ansonsten lese ich das hier genauso wie die Blätter die hier unter dem Titel Stadtteilanzeiger ins Haus geworden werden und auch fast nur aus Werbung und unsäglichen Artuekln bestehen : nämlich garnicht !

  26. Noch einmal zum Bezahlen von Inhalten: ich wäre durchaus bereit dafür, leider machen es einem viele Verlage aber auch schwer. Zum Teil muss man Mini-Abos kaufen (z.B. einen Tag), nur weil ich EINEN Artikel lesen möchte. Das ist dann auch noch groß mit Sich-irgendwo-registrieren verbunden. Ich scheue noch nicht mal die geringen Kosten, die entstehen, sondern den Aufwand dahinter. Was ist eigentlich so schwer daran, z.B. die Zahlung per Handyrechnung einzurichten? Man gibt seine Nummer an, bekommt per SMS einen PIN, gibt den ein, und schon ist der Artikel freigeschaltet. Beim Musik-Download geht es doch auch, wieso nicht auf Verlagsseiten?

  27. Kann „DaW“ (#30) da nur zustimmen, ich lese beispielsweise sehr gern das „SZ Magazin“. Leider gibt es das im Abo nur mit der SZ Wochenendausgabe, was mir zu teuer ist und was ich gar nicht alles lesen kann und möchte. Gleichzeitig stellt man bei der SZ alle Artikel aus dem SZ Magazin nach spätestens einer Woche kostenfrei online, es gibt also gar keinen Grund diese in gedruckter Form zu kaufen. Im Gegensatz zur Zeitung sind die „Magazin“ Artikel nämlich meistens zeitlos und können auch nach Wochen noch ohne Verlust gelesen werden. Das habe ich der SZ sogar schon einmal selbst gesagt, ohne Reaktion.

    Oder erst letztens habe ich einen großartig recherchierten Artikel über die isländische „Beste“ Partei im „Tagesanzeiger“ gelesen:
    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/europa/Mehr-Punk-weniger-Hoelle-/story/25977893

    Oder die Reportage über einen Gefängniswärter in Nordkorea, ein grandioser „Longread“:
    http://www.tagesanzeiger.ch/ausland/asien-und-ozeanien/Er-hat-die-Hoelle-von-innen-gesehen/story/30444000

    Findet man da am Ende des Artikels einen Flattr Button? Einen Link „Dieser Artikel ist mir etwas wert“? Nö, ganz offensichtlich ist der Leidensdruck noch lange nicht groß genug, online wirklich Geld zu verdienen.

  28. „…ironischerweise, für einen Journalismus-Lehrgang“: Liegt das nicht einfach nur daran, dass über die Cookie-Informationen eine auf den jeweiligen individuellen Nutzer – also Sie persönlich – zugeschnittene Werbung geschaltet wird?

  29. Nun ja, es geht ja noch. Es erinnert mich aber daran, wie Google es geschafft hat allen anderen Suchmaschinen aus dem Markt zu werfen.

    Denn die Suchmaschinen vor Google sahen ähnlich aus. Man versuchte überall Werbung unter zu bringen, was dazu führte, dass die eigentlichen Inhalte (Suchfeld und Suchergebnis) ins Hintertreffen gerieten.

    Wie das früher aussah habe ich (leicht überzogen) mal in einem Heise-Online-Kommentar zusammengefasst: http://www.heise.de/newsticker/foren/S-Ach-so-Das-habe-ich-noch-ueberhaupt-nicht-bemerkt/forum-255800/msg-23531432/read/
    Da ging es um die Bettelei der Verlage doch den AdBlock abzuschalten.

    Letztlich haben sich die alten Suchmaschinen mit ihrer Werbeüberflutung selber aus dem Markt katapultiert. Denn Google orientierte sich wieder an die Nutzer, die ja praktisch ihre Produkte sind, und bot diesen wieder eine Suchmaschine, die man tatsächlich nutzen konnte.
    Was wir heute sehen ist also praktisch nur der Anfang vom Ende.
    Eines Tages wird der „Google der Verlage“ kommen und alle ins Verderben reißen.

  30. Tja, leider sieht es für die Krautreporter nicht so gut aus, wenn nicht noch ganz plötzlich ein Schub oder ein Mäzen kommt… Schade.

  31. @ 36, jj preston

    Wie viele andere werde auch ich das Projekt nicht finanzieren, da es keine akzeptable Zahlungsmethode (einfache Überweisung ohne jeden Schnickschnack) gibt. Schade, aber wenn man Geld haben möchte, dann muss man sich schon überlegen, dass man den Spendern keine Steine in den Weg legt.
    Es wäre zwar keine Garantie, dass es bei einfacheren Zahlungsmöglichkeiten klappen würde, aber es würde die Chance erheblich erhöhen.

  32. Schade, aber wenn man Geld haben möchte, dann muss man sich schon überlegen, dass man den Spendern keine Steine in den Weg legt.

    Wenn mit Steinen die Kreditkartensache gemeint ist – die haben die Krautreporter nicht in den Weg gelegt, die lagen schon (auch ihnen) im Weg und sie können sie halt leider nicht wegräumen. Ist an vielen Stellen erklärt, z.b. hier

  33. aufhalten und entgegen stemmen wird man sich diesem „Werbe-Monster“ nicht können.

    Aber vielleicht gelingt es, sich so zu arrangieren, dass man noch in den Spiegel schauen kann und womöglich außerdem diejenigen schon heute zu bedienen, die längst für sich selbst Aufmerksamkeitsökonomie betreiben und daher gerne bereit sind, für gut rechcherchierte und aufbereitete Informationen selbstverständlich selbst (!) zu bezahlen.

  34. Schön analysiert. Dieser Werbe-Irrsinn ist wirklich fürchterlich, zumal sich sowohl der Journalismus als auch die Werbeindustrie mit ihrer Gier letztlich nur ins eigene Fleisch schneiden: Weniger ist mehr, und eine etwas weniger aggressive Werbung würde man sich ja vielleicht noch gefallen lassen, aber dieser Hang, Werbung immer aufdringlicher und provokanter zu platzieren, provoziert die Nutzer doch nur dazu, diesem Wahnsinn durch Adblocker zu entkommen. Aber wehe, man macht das, dann muss man sich ja oft noch ins Gewissen reden lassen, dass man das der armen Seite ja nicht antun kann.

  35. Sehr berechtigte Kritik – abgeschlossen von einer „Offenlegung“, die dafür WIRBT, dass User Ihnen künftig ein halbes Monatsgehalt zahlen sollen… ;-)

  36. @30 DaW : Ja , absolut richtig !
    Nachdem man Parkuhren mit SMS bezahlen kann muss man doch für kleine Zahlungen nicht auf unsichere Kreditkartenbezahlmodelle zurückgreifen. Das ist sooo 20stes Jahrhundert !

  37. @40: Das Problem ist wahrscheinlich, dass das „in den Spiegel schauen können“ vielen Journalisten oder zumindest Verlegern und Konsorten heute ziemlich wurscht ist. Für mich wäre das auch ein Maßstab, aber da sind wir wahrscheinlich in immer kleinerer Gesellschaft.
    Grundsätzlich ist für mich dieser Werbewahnsinn ein weiterer Grund (neben anderen), am liebsten weiterhin eine Zeitung aus Papier aufzuschlagen. Denn da kann ich die Anzeigen noch gut vom redaktionellen Inhalt unterscheiden und auch viel besser ignorieren. Aber dass ich auch damit nicht gerade zur Mehrheit gehöre, weiß ich natürlich ebenfalls.

  38. Ich finde, hier machen es sich einige sehr leicht, vielleicht zu leicht.

    Klar, die RP online ist ein Paradebeispiel für abschreckend viel Werbung, wo ich auch daran zweifle, dass das noch im Sinne der Werbenden sein kann.

    Aber es ist nun auch so, dass ein Verlag, der Printerzeugnisse und Online-Angebote herausgibt, eine Reihe von Festangestellten hat, die er zu ernähren hat. Da hängen ganze Familien dran. In Zeiten großer Ungewissheit kann das dann schon mal die vernünftige Entscheidung sein, das zu nehmen, was man bekommen kann, um nicht dichtmachen zu müssen. Es ist gut denkbar, dass auch die Macher von RP online das gerne anders machen würden, aber eine komplette Umstellung des jetzigen Systems auf etwas anderes, mit ungewissem Ausgang, ist vielleicht ab einer bestimmten Größe nicht mehr so leicht machbar.

    Die Aussage von Stefan Niggemeier, dass hier der Journalismus nur noch dazu dient, die Werbung zu platzieren, ist doch weltfremd: Das ist das Wesen von in irgendeiner Form werbefinanzierten Angeboten. Wenn ich werbefinanziert hochwertigen Journalismus anbieten würde, mit wenigen, dafür teuren, weil mit hoher Aufmerksamkeit gesegneten Anzeigen, dann würde ich letztenendes in einer Marktwirtschaft nur schreiben, um damit Geld zu verdienen. Ich mag darüber hinaus noch Spaß an der Sache haben oder gar hehre Ziele verfolgen: Das ist aber marktwirtschaftlich irrelevant.

    Leider kommt es mir so vor, als sei diese Blasiertheit („Alles andere ist nur kaputte Sch****, alle anderen sind Huren der Werbewirtschaft, und wir schreiben nur aus ideologischen Motiven und weil wir das so gerne machen“) der Grund, warum die Krautreporter zu scheitern scheinen. Zumal diese Haltung leicht einzunehmen ist, wenn alle Autoren des Projekts in herkömmlichen, werbefinanzierten Medien vertreten sind, Geld verdienen, und es beim Projekt für sie in erster Linie um ein üppig belegtes Zubrot geht.

  39. Wenn man sich die Datenschutzhinweise bei Krautreporter (!) anschaut, wird die Sache rund, Zitat:
    „Wir verwenden Retargeting-Technologie von google. Das bedeutet, dass wir die Nutzer mit personalisierter, interessenbezogener Werbung informieren…“

    Mit Werbung informieren = Online-Journalismus.

    Tschö
    Ralf

  40. „Native Advertising“ ist eine sichere Methode, den Journalismus tiefer in die Krise zu führen. Allerdings ist es nicht neu – in Lifestyle-, Gastro-, Wohn- und Gartenzeitschriften sowie in der Yellow Press und gelegentlich auch in Mode-, Stil-, Auto- und Immobilienteilen von Tageszeitungen sind Formen ausgesprochen schamlosen Product-Placements (oft mit jubilierendem Textanschluss) seit jeher üblich – und das meist ganz ohne Hinweise.

    So etwas zieht die ganze Branche runter. Die „RP“ befindet sich auch mit ihrer unzureichenden Kennzeichnung immerhin noch im Rahmen der Seriösität.

  41. @Ralf Ehlert: Auf Krautreporter wird es keine Werbung geben. Der Absatz stammt aus einer Standard-Datenschutzerklärung und und hat für Krautreporter keine Relevanz. Er steht immer noch da, weil es billiger ist, sie viel zu umfassend so zu verwenden, als eine neue schreiben zu lassen. Mit Ausnahme von Google Analytics werden wir nichts nichts davon verwenden.

  42. @Stefan Niggemeier
    Sie meinen, es würde keine Werbung gegeben haben, wenn das Projekt zustande gekommen sein worden wäre, oder so ähnlich!

  43. Ich fürchte, im Stile von #54 wird auch die Rhetorik nach dem absehbaren Scheitern von Krautreporter aussehen: „Mut, etwas anders zu machen, wird hier nicht belohnt… bla… bla… bla… selbst natürlich auch Fehler gemacht….blub…blub…blub“.

    Und das alles in völliger Verkennung der Tatsache, dass ich beim Erst Geld sammeln – Dann anfangen wenig Mut erkennen kann und beim Verweisen auf die eigenen, im kaputten Online-Journalismus erschienenen Artikel auch kein „Andersmachen“.

  44. @Stefan Niggemeier
    Ich komm aus der Affiliate-Marketing-Ecke und daher fehlt mir vermutlich der Blick für andere Bezahlsysteme. Ich muss auch gestehen, ich hab mir noch keinen Kopf gemacht, ob Versuche wie Krautreporter sinnig, wünschenswert, erfolgversprechend sind. Ich gehör allerdings nicht zu den Leuten, die da scheinbar ein ‚professionelles‘ Problem mit haben – ein Versuch ist es immer wert.

  45. Bin ziemlich schockiert, wie hier die potentiellen Krautreporter („Haufen Journalisten“) schon im Vorhinein als Abzocker dargestellt werden, die sich ein „üppiges Zubrot“ verdienen oder „ein zweites, drittes, viertes Standbein“ schaffen wollen. Bezüglich des Werbe-Irrsins von RP Online und anderen wird dagegen zu bedenken gegeben, dass da doch „ganze Familien dran hängen“, die ernährt werden wollen. Letztlich scheint es ja allen Kritikern des Projekts nur um das Geld zu gehen, das sie anderen nicht gönnen, das sie bei der Rheinischen Post besser aufgehoben wähnen und das sie selber aber gar nicht auszugeben bereit sind, weil sie ja keine Kreditkarte haben.

  46. Hallo, ich bin in Bawü geboren, gross geworden am Ndrh, und immer noch bzw, wieder wohnhaft hier..Zwischendurch mal Berlin, kurze Verschnaufpause in Karlruhe!
    In die Flachheit zurück: jedenfalls kann ich weit sehen, auf meinem Fahrrad.
    Muss man ja mal sagen dürfen, wenn schon Stefan die RP aus Düsseldorf zitiert.!

  47. „Nichts gegen Werbung. Werbung ist theoretisch und oft auch praktisch eine wunderbare Art, hochwertige Inhalte zu finanzieren. Das Unternehmen gibt Geld und ich zahle mit meiner Aufmerksamkeit.

    Das ist oft ein guter, fairer Deal für alle Beteiligten: Leser, Medium, Werbetreibender. „

    Weitaus öfter, nein, nahezu immer ist es das genaue Gegenteil. Eine grauenvolle Art, Inhalte zu verstecken. Meine Aufmerksamkeit gilt dann nicht irgendeinem verzweifelt angepriesenen Mist, sondern der Suche nach dem, was ich als Leser wirklich will: Inhalt. Werbung verdrängt, versteckt und verformt Inhalte und schafft somit gezielt Desinformation.

    Diese Art „Deal“ finde ich weder „gut“ noch „fair“.

  48. @Homer S: Der Hausherr wird hier mit Sicherheit nichts reparieren: Warum sollte er?
    Das ist das Problem mit den „Klicks“:
    Erst denken., dann klicken: Nüchtern werden und einen roten Kopf bekommen. Das funktioniert. In eine Woche ist wieder Schützenball und diese Mädels…
    Und nein: ich habe kein(e) „SocialMedia“-Konten.
    Werde ich auch nie haben….

  49. Ach ja, ich habe vergessen: So viele Klicks und tagelang sich nicht auf die Strasse trauen. Sowas stählt… :D

  50. @Susanne – nur wegen der vermeintlich etwas besseren Selektiermöglichkeit würde ich Printmedien aber bestimmt nicht vorziehen. Was mich 95 so am Internet begeistert hat, das war u.a. das Einsparen der Papier-, Druck- und Portokosten zugunsten der Umwelt.

  51. @ Kurbelursel:

    Ist die Umweltbilanz des Internets so viel besser? Immerhin müssen neben dem eigenen Rechner noch diverse Server und die Leitungen dazwischen betrieben werden. Dem gegenüber steht eine Zeitung aus Papier mit Recycling-Anteil (ich weiß, Recyclen benötigt auch Energie), die vielleicht durch mehrere Hände geht und hinterher zum Schuhetrocknen oder als Schmierpapier benutzt wird. Und vor dem Hintergrund, dass man ja nun mehrmals täglich (statt einmal am Morgen oder nach der Arbeit) „Zeitung liest“, dürfte der Umweltbonus des Internets weiter schrumpfen.

    Nun könnte man natürlich einwenden, dass das ein Fortschritt ist – dessen bin ich mir aber inzwischen unsicher. Bekommen wir denn dadurch wirklich mehr von der Welt mit als vor 20 Jahren? Ist es nicht eher so, dass uns durch die Newstickeritis und die allgegenwärtige Werbung immer mehr ungefilterte und zusammenhangslose Informationen um die Ohren fliegen, die wir weder verarbeiten noch einordnen können? (Und damit habe ich auch wieder eine Verbindung zum Ausgangsthema gefunden – juhuu! Dass der zuletzt genannte Punkt auch Journalisten betrifft, könnte man super an der Ukraine-Krise zeigen. Aber so sehr möchte ich nun nicht abschweifen.)

  52. @DaW da fielen mir jetzt aber noch zu berücksichtigen ein in den jeweiligen Energiebilanzen: Das Papier muss auch transportiert werden; der Rechner und die Leitungen werden auch für zusätzliche Zwecke genutzt

    Um es mit den Worten des alten Briest zu sagen: Das ist ein weites Feld…

    ;-)

    (Interessant wäre eine Studie dazu aber allemal!)

  53. @ Jan: Es gibt in der Tat Studien dazu. Der (natürlich Interessen verfolgende) Fachverband für Druck- und Papiertechnik hat zwei zusammengefasst.

    http://dup.vdma.org/documents/266687/800028/DuP-Studie_Vergleich_Oekolog.Aspekte_k.pdf/56d575b9-13b9-4400-b2af-3d8720750054

    Beide kommen zu einem Ergebnis: Es hängt vom konkreten Nutzer ab. Die Printzeitung ist ökologischer als die Onlinezeitung, wenn sie länger als 26,5 min und von 3,2 oder mehr Lesern gelesen wird und der Datentransfer über UMTS erfolgt (S. 4). Erinnert mich ein wenig an dern Tarif der Deutschen Bahn.

  54. Ich empfehle den Einsatz von AdBlockPlus. Da haben Sie diese Probleme nicht. Die Screenshots sind echt verstörend: wer will denn so viel BlingBling auf dem Bildschirm?

  55. Es ist ja nun einmal so, dass der Werbeumsatz online hauptsächlich durch Klicks oder, schlimmer noch, Leads erzeugt wird. So will es die Werbewirtschaft, bezahlt wird nur, wenn tatsächlich etwas generiert wurde. Die zahllosen Einblendungen, die zwar keine Klicks oder gar Umsätze generieren, aber die Marke ins allgemeine Bewusstsein rücken, werden in aller Regel nicht bezahlt. Genau das führt zu diesem inflationären Gebrauch der Werbung. Man stelle sich vor, die Erfolge der Schaltung von Fernseh- oder Printwerbung wäre derart präzise messbar – zahlreiche Magazine und Fernsehsender könnten die Bude zu machen.

  56. @Christian:. Genau da meine ich, läuft doch schon alles falsch. Wenn ein User klickt, aber dort dann nichts generiert, wieso soll das eigentlich die Schuld dessen sein, der sein „Mobiliar“ (also das Umfeld seines werthaltigen Contents) für Werbeeinblendungen zur Verfügung stellt? – Ist doch Sache des Werbenden, dass seine Angebote auch ankommen.

    @Fliederkuss: ich denke, Werbeblocker sind assozial. Sie stellen jeden Webseitebetreiber unter Generalverdacht, sonst gäbe es eine Blacklist statt einer Whitelist. Und je mehr User Werbeblocker einsetzen, desto mehr Werbung müssen diejenigen aushalten, die fairer surfen.
    Denn Webseitebetreibende haben in meinen Augen mindestens ein Recht auf Aufwandsentschädigung und die lässt sich durch falsche Weichenstellungen immer schwerer erwirtschaften.

  57. @DaW Ist es nicht eher so, dass uns durch die Newstickeritis und die allgegenwärtige Werbung immer mehr ungefilterte und zusammenhangslose Informationen um die Ohren fliegen, die wir weder verarbeiten noch einordnen können?
    Ja so ist das, wenn wir zwar problemlos einsehen, dass man für die Leitung ins Internet zahlt, aber nicht für dessen Inhalte. Dann bekommen wir eben immer mehr, hübsch verpackten, oberflächlichen Müll, der im Endeffekt mehr an uns zehrt, als dass wir davon einen Mehrwert hätten.

  58. […] In immer wiederkehrenden Werbekampagnen wird die Unabdingbarkeit des Qualitätsjournalismus in Phrasen gegossen. Eine Werbebotschaft. Fraglich bleibt, was genau Qualitätsjournalismus ist; wie der Journalismus ihn sich selbst definiert. Hat noch jemand ernsthaft das Gefühl Spiegel Online sei mehr als einer der weiteren x tausend großen und kleineren bis dörflichen dpa Newsaggregatoren, die frömmig nach dem eigens im Labor konstruierten, und wie das Coca Cola Rezept gehüteten Geheimrezept, auf der Jagd nach CTR und pageviews das Produkt zum Produkträger und somit zur Begleiterscheinung, dem notwendigen Übel macht? Eigentlich ist das ja längst kalter Kaffee. […]

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