Das Katastrophen-Interview

Das ist zwar jetzt schon drei Tage alt, aber solche Dinge werden ja nicht wirklich schlecht. Sehen Sie Udo Gümpel, Italienkorrespondent des Rumpelsenders n-tv, im Gespräch mit zwei Überlebenden des Schiffsunglücks von Giglio:
 

Weiß eigentlich jemand, ob das damals auch schon die Original-Frage war, die Überlebenden der „Titanic“ gestellt wurde? Ob Wandern in der Eifel im Nachhinein die bessere Wahl gewesen wäre?

50 Replies to “Das Katastrophen-Interview”

  1. Schön ist, wie er die beiden anbrüllt. Aber Deutschland ist ja auch ein paar Kilometer weg, da muss man lauter sprechen. Sehr gefühlvolles Interview, hohe Schule.

  2. Die Fragen erinnern ein wenig an längst vergangene ran-Bundesligazeiten. „Als Sie diese Riesen-Torchance vergeben haben, was haben sie da gefühlt?“ „Wie haben Sie den Moment empfunden, als ihr Kreuzband riss?“ Man muss nur ein paar Wörter austauschen, dann passen diese Fragen zu allen Themen gleich schlecht. Vielleicht ist das ja Teil eines internen Gesprächsleitfadens für schlechte Interviewer.

  3. Das Interview wurde vermutlich nur geführt, damit „frau“ der Mama und dem Papa mal eben öffentlich mitteilen konnte, was sie wiedereinmal angerichtet haben. In jedem Jahr der gleiche Mist. Die immer mit ihren unsäglichen Weihnachtsgeschenken…
    ;-)

  4. Sebastian, kann darf und soll ich Ihren Zeilen entnehmen, daß Sie meinen, daß dieser Mann da rechts im Bild tatsächlich ein richtiger Interviewer ist? Eventuell sogar einer mit journalistischer Vor- oder Ausbildung? Und nicht irgendjemand, der gerade zufällig vorbeikam und mal ein Mikrofon in die Hand bekommen hat. Whow, das ist eine gewagte These, die Sie anbringen.

  5. Wenn das alles nicht so tragisch wäre und dort alle Menschen überlebt hätten, dann, ja dann hätte ich darüber lachen können.

    Nicht nur, dass der Typ seine „Augenzeugen“ förmlich anschreit, nein, dann kommt auch noch eine dumme Frage nach der anderen. :(

    Lieber Stefan, es gibt doch neben dir noch zehn andere Kollegen mit einer Berufsehre, oder? Möchtet ihr nicht eine überregionale Tageszeitung herausbringen? So mit den von dir gewohnten Arbeiten. Gut recherchiert, klug geschrieben und hin und wieder auch mal Investigativ tätig. Bitte. Die Menschen bauen dir dann auch ein Denkmal.
    Ich würde es machen.

    DANKE!

  6. Also ich finde die Frage völlig naheliegend, ungeachtet dessen, dass sich der Reporter standesgemäß ziemlich sensationsheischend aufführt. Die Menschen scheinen in ihrem Vergnügungswahn zu vergessen, dass Wasser und Meere immer noch lebensgefährlich sind.

  7. @ Michael: Naja, eigentlich waren es ja die Felsen einer sehr nahen Insel, die gefährlich wurden.

  8. Dieses Video kann ich leider auch nicht sehen, aber in der Berichterstattung haben sich so einige deutsche Medien nicht mit Ruhm bekleckert. tagesspiegel.de tickte beispielsweise „Vier Deutsche vermisst: Schwere Vorwürfe gegen den Kapitän der ‚Costa Concordia'“ (Hat er Zeugen beseitigen wollen?). Und in der aktuellen Stunde des WDR hat die Moderatorin die Korrespondentin vor Ort (= auf dem Festland vor der Insel) doch allen Ernstes gefragt, ob sie wisse, ob die Vermissten tot seien.

    http://www.ardmediathek.de/ard/servlet/content/3517136?documentId=9254886 (ab. ca. 4:00, die Frage nach den Vermissten kurz nach 5:00)

    Es gipfelt in die Bemerkung der Korrespondentin, dass das Wasser „bitterbitterkalt“ ist…

    Ein typisches Beispiel für den Berichtzwang, den viele Medien meinen ausgesetzt zu sein, auch wenn es gar nichts neues gibt. Fehlt nur noch die Frage „Wie ist die Stimmung?“

    Apropos, ob insbesondere der NDR seine völlig kritiklose Kreuzfahrtpropaganda mal überdenkt?

  9. Mit einer Spitzenhöhe von 747 m zählt die Eifel wohl zu den relativ ungefährlichen Bergurlaubsgebieten. Berge sind als Landgebiet jedenfalls insgesamt das weitaus menschengemäßere Lebensgebiet. Ganz zu schweigen vom horrenden Ölverbrauch dieser Riesenkähne nebst horrender Umweltverschmutzung

  10. Nun, wandern in der Eifel kann auch fatal sein.

    Mein Geheimtip: Das Leben ist so gefährlich; bitte jetzt unter kontrollierten Bedingungen beenden! Ist besser für die Umwelt und die gesamte Erdgeschichte — wenn genügen Leute diese Einsicht zeigen! ;-)

  11. „Ganz zu schweigen vom horrenden Ölverbrauch dieser Riesenkähne nebst horrender Umweltverschmutzung.“

    Stimmt, lassen Sie uns Kreuzfahrten verbieten. Und Flugreisen. Schaffen wir unsere Autos ab! Fangen Sie an?

    Ich bin auf jeden Fall froh, dass die Mehrheit der Deutschen an südlichen Stränden faulenzt oder aber auf dem Sonnendeck auf dem Weg dorthin. Im wunderschönen deutschen Mittelgebirge will ich diesen Plebs gar nicht sehen.

  12. @12/Michael
    Ich verrate Ihnen ein Geheimnis: Das ganze Leben ist gefährlich. Eine gefährliche Krankheit. Die mit dem Tode endet. Alle sind sozusagen todkrank. (Ich überlasse jetzt Ihnen, welchem Sender Sie diese Information verkaufen.)

  13. Hm, so sehr ich mich auch anstrenge, die Vokabeln „Vergnügungswahn“ und „Kreuzfahrt“ wollen mir einfach nicht zusammengehen…

  14. @inga: Warum nicht? Mensch geht auf eine Kreuzfahrt in dem Wahn, sie/er könne sich (dabei) vergnügen. Papa Poseidon hat sehr gelacht.

  15. @5 Sebastian, genau das war auch mein Gedanke. Deshalb sehe ich mir nie Interwievs nach einem Fussballspiel an, weil die Fragen einfach zu dämlich sind. Offensichtlich arbeiten solche Leute inzwischen auch außerhalb des Sports.

  16. Die Überschrift ist super! Was ist die größere Katastrophe: die Schiffshavarie oder das nachfolgende Interview?

  17. @ui-ui-ui #28: Hm. Durch das Interview ist bislang wohl niemand schwer verletzt worden oder gar zu Tode gekommen.

  18. Der Udo Gümpel ist ja deswegen kein schlechter Journalist. Nur bei diesen Interviews sollte man ihm senderseits vielleicht mal etwas Schulung beisteuern. Auch, was die Mikrofon-Haltung betrifft. (Keulenwerfer)

  19. @SvenR, kann oder darf das aber das einzige Kriterium zur Beurteilung einer journalistischen Leistung sein, ob hierdurch Menschen an Leib oder Leben geschädigt wurden?

  20. Ein echter Spitzenmann, der Gümpel. Er spricht laut und deutlich!
    Aber mal im Ernst, was will man denn solche „Schiffsbrüchigen“ auch ernsthaft fragen. Also was sollte der gemeine Fernsehzuschauer von denen eigentlich wissen wollen?

    Ich persönlich habe wirklich keinerlei Fragen an diese Leute. Ich kann mir nicht vorstellen, dass mich da irgendeine Antwort weiterbringen würde. („Ja, es war total überraschend alles, sehr aufregend und total chaotisch!“)

    Klar finde ich, das die Betroffenen Pech hatten und schön finde ich das Alles nicht. Aber letztlich geht es hier nur um den Unfall eines recht großen Fahrzeuges, wie er halt ab und an immer wieder vorkommen wird. Völlig banal.

    Aber schön zu sehen, dass solche Anstalten wie ntv noch immer über so eine Art Auslandskorrespondenten verfügen.

  21. Man kann sagen, was man will: Die Produkte der RTL Group sind eigentlich nix anderes als die BILD in bewegt…

  22. Ganz großes Kino! Das passiert, wenn der Interviewer ausfällt und der Kabelträger vor die Kamera muss.

  23. Lieber Herr Niggemeier,

    Bei manchen Ihrer Posts sollten sie wirklich die Kommentarfunktion sperren.

    Menschen sind gestorben, Menschen werden noch immer vermisst. Und hier haben die Kommentatoren nichts weiter zu tun, als sich mit ihren klugen „Witzchen“ zu produzieren.

    SCHÄMT EUCH!

  24. @ Petra (#39): Was wollen Sie denn? Soll jetzt Staatstrauer bis auf weiteres angeordnet, sämtliche Unterhaltung verboten und würdevoll-ernsthaftes Verhalten befohlen werden, weil in Italien ein paar Leute durch inkompetentes Handeln eines Kapitäns ums Leben gekommen sind?

    Der Unfall des Schiffes ist tragisch, die Betroffenen und die Hinterbliebenen der Opfer haben mein Mitgefühl, aber es geht mich alles nicht wirklich was an.

    Und wenn ein Interviewer so geschickt agiert wie der Herr Gümpel hier, kann man doch gar nicht anders, als sich drüber lustig zu machen. Ernstnehmen sollte man das jedenfalls nicht. Und sich über das Interview hier zu mokieren ist nicht dasselbe wie sich über die Opfer der Katastrophe lustig zu machen.

  25. Das Interview ist überflüssig und geschmacklos. Als würde man sich bei NTV über das Unglück auch noch lustig machen wollen.

    Daher finde ich es auch völlig legitim, hier über den Interviewer „Witzchen“ zu produzieren.

  26. „Daher finde ich es auch völlig legitim, hier über den Interviewer „Witzchen“ zu produzieren.“

    Wenn es denn Sinn hätte, ja. Aber sich hier daran zu ergötzen, dass einer mal nen Fauxpas macht, spricht – in diesem Kontext – auch nicht zwingend für eine herausragend moralische Überlegenheit.

  27. Für den Herrn Gümpel würde man sich ja wünschen, dass es – für einen „Nachrichtensender“ unangebrachter – Zynismus ist. Ich befürchte aber, es ist nur Dummheit mit einem Schuss Geltungsbedürfnis. Die Wanderfrage.

  28. @43: „berufsbetroffen“ wäre auch mal ein schöner Kandidat fürs Unwort des Jahres.
    Unabhängig jetzt davon, ob Petra recht hat.
    Das Wort unterstellt eine ganze Menge.

  29. … Je mehr ich darüber nachdenke, um so mehr ärgere ich mich über dieses Wort.
    Und ich bin noch nicht mal Petras Meinung (#44 und #45 haben dazu alles gesagt).

    „berufsbetroffen“ unterstellt, dass sie ein Mensch ist, der ständig unangemessenerweise Betroffenheit an den Tag legt, quasi reflexartig, und legt dadurch ja auch irgendwie nahe, dass diese Gefühle gar nicht echt sind (sein können), sondern entweder geheuchelt oder auf Hysterie basierend.
    Kurzum: Ein Mensch, den man absolut nicht ernst nehmen kann.

    Aber dass ich darüber so viel nachdenke, macht mich eh zum „Gutmenschen“. Muß mir das jetzt endlich mal auf ein Shirt drucken lassen. :-)

  30. @ Robert, #48

    Die Idee mit dem „Gutmenschen“-T-Shirt hatte ich auch schon mal. Dieses Wort muss durch ironischen Gebrauch endlich den Rechten entrissen werden.

    Ganz gut finde ich schon die oft im Internet zu lesende Antwort: „Gut, Sie sehen sich offensichtlich nicht als Gutmensch. Was sind Sie dann? Ein Bösmensch?“

    Aber wir schweifen vom Hauptthema ab.

  31. @30: Eigentlich ein bisschen schade.

    @17:

    Ganz zu schweigen vom horrenden Ölverbrauch dieser Riesenkähne nebst horrender Umweltverschmutzung

    Naja – man muss das auf 3000 Gäste runterbrechen. 3000 Leute i.d. Eifel, alle auf ihrem eigenen Traktor, …

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