Plogs Klartext über die ARD

So deutlich wie heute NDR-Intendant Jobst Plog hat wohl selten ein leitender ARD-Mitarbeiter in einer Pressemitteilung den Anachronismus und die selbstzerstörerischen Mechanismen des Senderverbundes formuliert:

„Der Vertragsschluss [mit Günther Jauch] wurde durch eine Reihe von Indiskretionen und Nachforderungen aus einigen Landesrundfunkanstalten und deren Gremien gefährdet. Vor diesem Hintergrund habe ich Verständnis für den Entschluss von Günther Jauch. Ich bin zugleich in Sorge, ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Fernsehstar ähnlichen Formats für sich zu gewinnen.“

15 Replies to “Plogs Klartext über die ARD”

  1. Und wir sind zugleich in Sorge, ob es der ARD in Zukunft noch gelingen wird, einen Intendanten ähnlichen Formats wiederzuwählen.

  2. Für eine fly-by-night Polittalkshow ohne redaktionelle Überwachung und damit Sanktionsfähigkeit zahle ich keine Gebühren. Das ist bei Christiansen und Beckmann schon schlimm genug, wie dort bestimmte Meinungen gepusht werden. Hinten zahlt die Industrie.

  3. Das gehört doch zum Spiel. Wie beim US-Präsidenten, wer zuerst kandidiert wird verheizt. Jauch diente dazu die moralischen Maßstäbe und den Stallgeruchsfaktor hochzusetzen.

    Jetzt geht es nach Drehbuch weiter: wird Plasberg favorisiert, vielleicht täuscht auch noch Wickert an und schließlich macht es Fritz Pleitgen. Denn die ARD braucht frisches Blut!

  4. Frau Reim war früher ja auch beim NDR. Nicht erstaunlich, daß sie als eine der ersten ihrem Ex-Chef Plog sekundiert.

    Felix Deutsch: Die redaktionelle Überwachung wird es bei Christiansen wohl gegeben haben, aber sie war zu passiv.

  5. Felix Deutsch: Die redaktionelle Überwachung wird es bei Christiansen wohl gegeben haben, aber sie war zu passiv.

    Nee, eben nicht. Christiansen war „Unterhaltung“, da durfte Christiansen’s Produktionsfirma arbeiten wie sie wollte, d.h. Gesprächsrunden aus Vertretern von Wirstschaftverbänden, Vertretern von Frontgruppen von Wirtschaftsverbänden (die sich mit der Springer-Freundin die Bälle zuwarfen) und Fallobst wie z.B. Claudia Roth zusammensetzen.

    Es geht gar nicht um Jauch. Es geht darum, dass die ARD offensichtlich Leute in ihren obersten Etagen hat, die dem Auftrag der ARD feindlich gegenüberstehen. Das dieser traurige Zustand von Niggemeier (und anderen wie SPIEGEL, Sueddeutsche, etc) auch noch verteidigt wird, finde ich bemerkenswert.

  6. Hmm, Felix Deutsch und niels… Jetzt stosse ich mit meinem medialen Laienwissen wiedermal an eine Grenze und muss fragen, ob nicht gerade diese redaktionelle Überwachung (allein der Begriff lässt mich schon ein wenig zusammenzucken) den Hang zur Meinungsmache beinhaltet/verursacht? Oder auf wen bezieht Ihr diese Überwachung, wen oder was möchtet Ihr überwachen?

    Mein Eindruck ist eher, dass im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gerade aufgrund dieser Ausgewogenheits-Findungs-Redaktionen kein politisches Format mehr möglich ist, in dem tatsächlich auch mal Tacheles geredet wird bzw. werden kann. Man kann ja von Frau Christiansen halten, was man mag, aber ich würde kaum ihre Person als Ursache der inhaltlichen Leere ihrer Sendung betrachten. Vielmehr denke ich, dass der/die Moderator/in eines solchen Formates bei den Öffentlich-Rechtlichen jederzeit ohne inhaltliche Auswirkungen austauschbar ist. Selbst der hochgelobte Frank Plasberg kann (darf?) doch inzwischen seinen Gästen kaum noch mehr als die bekannten, immer wiederkehrenden Satzbausteine entlocken, wenn man wiedermal vor dem Fernseher sitzt und sich denkt: „Frag´ weiter, Junge!“.

    Günther Jauch wollte diese „Überwachung“ offensichtlich nicht, wenn man der Darstellung in der Süddeutschen glaubt. Ich denke, dieses Vorhaben wäre wertvoller gewesen als seine Anwesenheit. Schade, daraus wird nun nichts. Man könnte fast meinen, Günther Jauch hat demnach mit seinem Rückzug vielen Leuten in der ARD einen Gefallen getan. Dass Herr Plog dies anders sieht, ehrt ihn. Aber davon haben wir als Zuschauer/Verbraucher/Wähler bis auf weiteres wiedermal nichts.

    Vielleicht macht´s ja Frau Slomka? ;o) Mein Favorit wäre ja Bruno Jonas… und wenn´s nur einmal wäre, wovon auszugehen sein dürfte. :o)

  7. mdi: Mit „Überwachung“ ist schlicht gemeint, daß derjenige, der die Sendung zu verantworten hat (der NDR also in diesem Fall) auch ein Auge auf die Inhalte wirft. Das sollte selbstverständlich sein und ist auch nicht weiter schlimm.

    Felix Deutsch:
    „Nee, eben nicht. Christiansen war „Unterhaltung”, „
    Das ist richtig.

    „da durfte Christiansen’s Produktionsfirma arbeiten wie sie wollte,“

    Das stimmt nicht. Die Sendung hatte m. W. einen ganz normalen „NDR-Aufpasser“ in der Redaktion. Einzelne Sendungen wurden auch vor Ausstrahlung separat abgenommen, wie man hört.

  8. Das stimmt nicht. Die Sendung hatte m. W. einen ganz normalen „NDR-Aufpasser” in der Redaktion. Einzelne Sendungen wurden auch vor Ausstrahlung separat abgenommen, wie man hört.

    Das war wohl offensichtlich nicht ausreichend, wenn man sich das Ergebnis betrachtet.
    Das Problem ist doch, das Christiansen als Nichtangestellte die ARD bei den Eiern hat: Die dürfen einen primetime Sendeplatz zur Verfügung stellen, Gebührenmillionen zahlen, gleichzeitig den Marktwert der Dame für ihre restlichen internationalen Projekte steigern (den die ARD noch nicht einmal selbst verwerten kann) und was kann die ARD machen? Mit Absetzung drohen?

    Bei einer Konstruktion wie sie Plog und anderen vorschwebte, gäbe es die gleichen Probleme. Wie ist es möglich, dass Leute bei der ARD wichtige Positionen besetzen, die anscheinend ohne Not journalistische Selbstkastration befürworten?

    Jauch muss einem nicht leidtun, der wird es verschmerzen können.

  9. @Flexi

    Aha. Das „heuteblog“ hat nicht nur nix mit dem ZDF zu tun (wie man evtl. annehmen könnte), sondern verlinkt auch das bekanntermassen (und auch hier schon behandelte) rechtsextremistische blog „Politically Incorrect“. Alles klar.

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