Die Nimmerklugen: Die „Handelsblatt“-Propaganda gegen ARD und ZDF

Es ist unmöglich, auch nur im Ansatz all die Desinformationen zu dokumentieren oder gar zu berichtigen, die die deutsche Presse in diesen Tagen über die neue Haushaltsabgabe für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verbreitet. Ich habe das gestern im BILDblog wenigstens mit einigen Details aus der „Bild“-Kampagne versucht, aber es kommen jeden Tag neue Unwahrheiten nach.

Heute liefert der Medienredakteur und Widerstandskämpfer Hans-Peter Siebenhaar im „Handelsblatt“ ein besonders krasses Beispiel dafür, wie umfassend man die Leser (und natürlich andere vermeintliche Fachjournalisten) in die Irre führen kann, wenn man altbekannte Tatsachen als neu präsentiert und falsch interpretiert.

Sein Artikel beginnt so:

Die öffentlich-rechtlichen Anstalten dürfen die erwarteten Mehreinnahmen durch die neue Rundfunkgebühr in Höhe von 304 Millionen Euro behalten. Davon entfallen auf die ARD 197,3 Millionen Euro, auf das ZDF 60,1Millionen und auf das Deutschlandradio 46,7 Millionen Euro im Zeitraum 2013 bis 2016. Das teilte gestern die Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der Rundfunkanstalten (KEF) in Mainz auf Anfrage des Handelsblatts mit.

Das ist fast schon preisverdächtig irreführend.

Verständnisfrage: Werden Mehreinnahmen in Höhe von 304 Millionen Euro erwartet? Oder dürfen die öffentlich-rechtlichen Anstalten von möglichen Mehreinnahmen in unbestimmter Höhe 304 Millionen Euro behalten?

Richtig wäre die zweite Interpretation, aber durch den bestimmten Artikel („die erwarteten Mehreinnahmen in Höhe von“) lenkt Siebenhaar die Leser in die andere, die falsche Richtung.

All die Zahlen, die Siebenhaar da nennt und die die KEF angeblich gestern seiner Zeitung mitteilte, stehen im 18. Bericht, den diese Kommission im Dezember 2011 vorgelegt hat. Sie stehen dort gleich auf der ersten Text-Seite. Sie geben die Finanzierungslücke an, die nach den Schätzungen der KEF bei ARD, ZDF und Deutschlandradio in den nächsten vier Jahren entsteht.

Normalerweise hätte die Rundfunkgebühr um 18, 35 Cent erhöht werden müssen, um diese Lücke zu schließen. Weil aber außer Burkhardt Müller-Sönksen und der „Bild“-Zeitung niemand weiß, wieviel Geld durch das neue Verfahren wirklich eingenommen wird (und weil es politisch so gewollt war), wurde die Höhe des Beitrages nicht angehoben.

Es sollte erst abgewartet werden, wie sich die Einnahmen tatsächlich entwickeln. Liegen sie über den Schätzungen, würde daraus der Finanzbedarf gedeckt. Kommt noch mehr Geld zusammen, als den öffentlich-rechtlichen zusteht, würde das bei der zukünftigen Festsetzung der Gebühren berücksichtigt: Sie würden weniger stark steigen oder sogar sinken. Kommt weniger zusammen, müssten sie entsprechend stärker steigen.

Das ist alles seit Jahren bekannt. Das ist das Wesen des ganzen Systems. Das Geld, das ARD und ZDF bekommen, richtet sich nicht danach, was eingenommen wird, sondern danach, was ihnen aufgrund ihrer Kosten zugestanden wird. Die seit Tagen anhaltende mediale Fixierung auf die mögliche Höhe der Einnahmen durch das neue System funktioniert als Skandalisierung nur, weil sie diesen Grundsatz ignoriert.

Deshalb kann Siebenhaar falsche und längst bekannte Tatsachen zu einer vermeintlichen Nachricht zusammenrühren. Er schreibt weiter:

Mittlerweile ist auch eine Reduzierung der monatlichen Rundfunkgebühr, früher als GEZ-Gebühr bekannt, kein Tabuthema mehr. „Wenn es zu deutlichen Mehreinnahmen kommt, ist auch eine Senkung der Rundfunkgebühren denkbar“, sagte KEF-Geschäftsführer Horst Wegner dem Handelsblatt. „Eine Gebührensenkung ist frühestens zum 1. Januar 2015 denkbar.“ Wenn eine Milliarde Euro mehr reinkommt, müssten diese Mehreinnahmen an die Gebührenzahler durch eine Gebührensenkung weitergegeben werden, sagte gestern ein KEF-Experte, der ungenannt bleiben will.

Schön dass der ungenannte KEF-Experte einfach noch einmal dasselbe sagt wie der genannte KEF-Experte. Aber da auch der genannte KEF-Experte nur sagt, was immer schon feststand (und keineswegs ein „Tabuthema“ war, wie Siebenhaar fantasiert), ist es eh wurscht. Redundanz wird erst in der Wiederholung richtig schön.

Apropos. Siebenhaar schreibt heute:

Für Unternehmen können die neuen Beiträge nach Berechnungen des Handelsblatts und von Wirtschaftsverbänden um den Faktor 17 höher ausfallen als die alten Gebühren. Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz etwa zahlte bislang 26.000 Euro Rundfunkgebühren im Jahr, künftig werden es 472.000 Euro sein. Den Drogeriemarkt-Filialisten DM kosteten ARD und ZDF bislang 94.000 Euro, mit dem Jahreswechsel werden daraus 266.000 Euro. Deutschlands Lebensmittelhändler Rewe erwartet eine Kostensteigerung um 500 Prozent.

Nach früheren Berechnungen des Autovermieters Sixt drohen Bürgern pro Jahr Zusatzkosten von 600 Millionen Euro und Firmen von 950 Millionen Euro.

Gestern hatte Siebenhaar zusammen mit „Handelsblatt“-Kollegen geschrieben:

Für Unternehmen können die neuen Beiträge nach Berechnungen des Handelsblatts und von Wirtschaftsverbänden um den Faktor 17 höher ausfallen als die alten Gebühren. Die Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz etwa zahlte bislang 26.000 Euro Rundfunkgebühren im Jahr, künftig werden es 472.000 Euro sein. Den Drogeriemarkt-Filialisten dm kosteten ARD und ZDF bislang 94.000 Euro, mit dem Jahreswechsel werden daraus 266.000 Euro. (…) Deutschlands Lebensmittelhändler Rewe erwartet eine Kostensteigerung um 500 Prozent. Nach früheren Berechnungen des Autovermieters Sixt drohen Bürgern pro Jahr Zusatzkosten von 600 Millionen Euro und Firmen von 950 Millionen Euro.

Neinnein, das ist nicht derselbe Text. Gestern war „DM“ klein geschrieben.

Vielleicht veröffentlicht das „Handelsblatt“ jetzt aus Protest gegen die Finanzierung von ARD und ZDF diese Absätze einfach täglich neu, angereichert mit Informationen, die man sich ein bis vier Jahre nach ihrer Veröffentlichung nochmal von den jeweiligen Behörden bestätigen lässt und dann falsch interpretiert.

Wenn Leser dafür tatsächlich Geld ausgeben, hätte das „Handelsblatt“ ein Finanzierungssystem für seine Propagandamaschine erfunden, das fast so zukunftssicher ist wie das öffentlich-rechtliche Fernsehen.

242 Replies to “Die Nimmerklugen: Die „Handelsblatt“-Propaganda gegen ARD und ZDF”

  1. Ich finde das immer so frustrierend, wenn jemand etwas kritisiert, das ich auch total nicht ausstehen kann, dabei aber so unsinnig argumentiert, dass ich dann gezwungen bin, dieses Ding zu verteidigen, das ich eigentlich hasse.
    Aber manchmal ist es eine gute Übung. Insofern danke für diesen Artikel. Ich dachte früher auch mal, dass höhere Einnahmen zu erwarten sind, bis ich dann mal genauer nachlas.

  2. Es ist eine Freude zu lesen, wie Stefan Niggemeier mit Freude den Unsinn ad Adsurdum führt.
    Aber an einer Stelle irrt er wohl: Natürlich können ARD und ZDF etwaige Mehreinnahmen behalten. Jedenfalls bis sie das Geld zurückzahlen müssen. Niemand hat gesagt, dass sie das Geld für immer behalten dürfen :-)

  3. @Stefan Niggemeier
    Ok
    Es ist eine Freude zu lesen, wie Stefan Niggemeier mit feinsinniger Bosheit den Unsinn ad Adsurdum führt.

    Besser so?

  4. Verständnisfrage: Werden Mehreinnahmen in Höhe von 304 Millionen Euro erwartet? Oder dürfen die öffentlich-rechtlichen Anstalten von möglichen Mehreinnahmen in unbestimmter Höhe 304 Millionen Euro behalten?

    Ist da nicht ein (das zweite) „304 Millionen Euro“ zu viel? Oder soll da noch „z.B.“ o.ä. vor stehen? Oder versteh ich was falsch?

  5. Ehrlich gesagt ist mir gleichgültig, mit welchen Mitteln mal gegen ARD und ZDF und deren Selbstbedienungsmentalität angekämpft wird. Hauptsache, es wird angekämpft.

    Jede Formulierung, die deren unsägliche Gier anprangert, ist mir recht. Dabei kommt es auch nicht auf jede Nuance an. Zumal ich wenig Zweifel habe, dass die Nuancen auch auf der Gegenseite gerne mal rausgelassen werden.

    Niggemeier als Apologet der Öffentlich-Rechtlichen – was für ein Armutszeugnis.

  6. Immerhin, Herr Niggemeier, vermögen Sie es, Ihre Wut so zu kanalisieren, dass am Ende ein brauchbarer blogpost entsteht. Mich würde dieser Ärger doch eher lähmen.

    Ich frage mich, wie Herr Siebenhaar eigentlich zu einer derart massiven Verdrehung der Tatsachen gelangt. Wenn er selber den KEF-Bericht gelesen hat, dann hat er die Zahlen absichtlich falsch dargestellt. Wenn man ihm nichts böses unterstellen mag, dann hat ihm ein Zuträger die Fehlinterpretation geliefert. Ich habe immer noch gewisse Schwierigkeiten mit der Vorstellung, dass ein Journalist bewusst Falschdarstellungen produziert, also zumindest jenseits der BILD. Aber wieviel Flüchtigkeitsfehler sind da eigentlich noch möglich, wenn man den von Ihnen verlinkten KEF-Bericht ansieht?

  7. Hach ja, wo sind nur die objektiven Journalisten von einst? Wenn hier schon bei einem so unkomplizierten Thema so viel Spin in der „Berichterstattung“ ist, wie sehr kann man sich denn dann bei komplizierteren Themen auf solche Medien verlassen? Wenn ich letztlich doch immer selbst nachrechnen und nachrecherchieren müsste, bräuchte ich keine Zeitung.

    Mal so nebenbei: Die Haushaltsabgabe ist ein guter Schritt hin zu einer gerechten Verteilung der Rundfunkgebühren. Was die Anstalten tatsächlich brauchen und verbrauchen, ist ja nochmal ne andere Kiste. Dazwischen aber sowas Handelsblatt-mäßiges zu stricken, naja. Ich les‘ woanders :)

  8. ..nur als Randnotiz:
    Man möchte sich mit den privaten Sendern nicht ins Bett legen – man möchte sie rausschmeißen!
    Wenn ich aber diese Beschäftigungsmaschinerie für angehende und nicht selten unfähige Journalisten rund um den federführenden WDR sehe.. Letzte Woche Morgenmagazin 5:30 Uhr 4 Moderatoren zum Start auf dem Sofa dazu der Sprecher der Tagesschau. Quote?
    Weiter die Lokalsender die viele Allerweltsmeldungen ihrer Partnersender abkupfern bzw. von denen beliefert werden.
    Ebenso Doppelmoderationen am Nachmittag, Zoosendungen und Kochshows im Überfluß.. etc.
    Unerträgliche GEZ Gebührenverschwendung und außer den lobbyinteressierten Medien (RTL SPRINGER BURDA….) meldet sich offenbar kaum jemand mit bemerkbarer Kritik.

  9. @Jan: Nein, das ist so gemeint, wie es da steht. Gemeint ist: Wenn mehr Geld als kalkuliert hereinkommt, dürfen ARD und ZDF davon 304 Millionen behalten. (Weil sie im Grunde von der KEF schon genehmigt, aber nicht finanziert sind.)

  10. kasuppke (7),
    wie kann man eigentlich den Blogbeitrag von Stefan Niggemeier lesen und dann – unterstellt, man ist nicht vollends besoffen – schreiben:
    „Niggemeier als Apologet der Öffentlich-Rechtlichen — was für ein Armutszeugnis.“

    Es geht hier einzig und allein um korrekten Journalismus. Und jeder Leser vom Handelsblatt und ähnlichen Printerzeugnissen hat einen Anspruch darauf, korrekt informiert zu werden. Es ist für den Kunden egal, ob die Verleger gerade mit der ARD wegen der Tagesschau-App im Clinch liegen und der ganze Anti-ÖR-Mist vor allem taktische Gründe hat. Es ist auch egal, ob man selbst ÖR gut oder schlecht findet.
    So eine Lügenpropaganda gehört sich einfach nicht. Ich kann auch die Urheber dieser Lügengeschichten nicht mehr verstehen. Wenn ein Journalist auch nur ein Fünkchen Ehrgefühl im Leib hat, dann macht er so etwas nicht.

    Man wird tatsächlich wütend, wenn man anschauen muss, wie hier Medien von ihren eigenen Machern langfristig ruiniert werden. In Polen lässt sich gerade sehr schön sehen, wie Zeitungen ihre Glaubwürdigkeit selbst sabotieren und wie überflüssig sie sich damit machen. Die deutschen Verlage sind – was ARD/ZDF-Berichte und solche über Google betrifft – ansatzweise auf einem guten Weg, dem Beispiel Polen zu folgen.

  11. Auch wenn Herr Niggemeier lieber die Medien (zu Recht) als die Rundfunkgebühr kritisiert, bleibt sie, was sie ist: Ein Skandal. Und was wirklich nervt ist dieses Herumeiern der Öffentlich-Rechtlichen: Sie reden die Gebühr in ihren erklärenden Radio- und TV-Beiträgen schön und blenden vor allem die Kritik an der Gebühr außen vor. Und damit führen sich die Anstalten meiner Meinung nach höchstselbst ad absurdum: Versprechen sie uns doch eine ach so tolle, unabhängige Berichterstattung, tragen sie in eigener Sache plötzlich Scheuklappen. Alleine die Behauptung, sie wüssten noch gar nicht, ob es Mehreinnahmen geben wird: Es kann doch in einem Bürokratiestaat wie Deutschland nicht sein, dass niemand grob die Zahl der Haushalte kennt und sie mit 17,98 multiplizieren kann.

    Ich bedaure, dass sich Deutschlands beste Blogger derzeit lieber damit aufhalten, die Medien (noch immer: zu Recht) zu kritisieren, als sich um diese skandalöse Gebühr zu scheren. Die übrigens auch schon vorher unverschämt war, so ist es ja nicht.

  12. „Nach früheren Berechnungen des Autovermieters Sixt drohen Bürgern pro Jahr Zusatzkosten von 600 Millionen Euro und Firmen von 950 Millionen Euro.“ – Nach frühreren Berechnungen wären wir längst im Pferdemist erstickt, doch dann kam Sixt und rechnete uns vor, was „aufkommensneutral“ wirklich bedeutet.

  13. @Barbara: Doch, es ist so schwer, das zu berechnen, zum Beispiel weil es diverse Ausnahmen gibt. Falls es Sie wirklich interessiert, sag ich Ihnen ein Beispiel. Bislang konnte man sich aus gesundheitlichen Gründen von der Pflicht, eine Rundfunkgebühr zu bezahlen, befreien lassen. Diese Möglichkeit fällt nun weitgehend weg. Ein Teil dieser Menschen wird aber auch in Zukunft keine Gebühren zahlen müssen, weil kranke oder behinderte Menschen oft arm sind und somit in Zukunft aus diesem Grund keine Rundfunkbeiträge zahlen müssen. Wie viele sind das? Tja, man weiß es nicht genau.

    Ich halte die neue Finanzierung nicht für einen Skandal, sondern — trotz größerer Unzulänglichkeiten — für gerechter als die alte.

    Aber abgesehen davon, dass ich somit aus Ihrer Sicht die falsche Position habe: Wenn Sie statt einer Auseinandersetzung mit der Verlagspropaganda lieber lesen wollen, wie schlimm der neue Betrag ist, fehlt es ja wirklich nicht an Orten dafür.

  14. Warum berechnet der Autovermieter Sixt eigentlich, was Bürger künftig für die Öffentlich-Rechtlichen berappen müssen? Gibt es demnächst auch eine Studie von Langnese, die uns sagt, wie wir die Eurokrise lösen und Griechenland retten können?

  15. Ich wünschte mir, dass wir nicht nur von Lobbyismus durchtränkte Nebelkerzen vor die Füße geworfen bekämen, die dann von aufmerksamen Menschen wie Stefan Niggemeier gelöscht und weggeräumt werden müssen. Sondern dass einfach die Fakten geschildert würden. Zum Beispiel: Eine Familie mit drei Fernsehern und vier Radios bezahlt weniger als vorher (wir gehen mal davon aus, dass sie ordnungsgemäß zuvor alles richtig angemeldet hat;-). Der einzelne Betrag ist derselbe wie zuvor, 17,98 Euro im Monat. Wohngemeinschaften zahlen nur noch einen Betrag, finanzschwache und anmeldevergessliche Studenten können also aufmatmen und werden nicht mehr von der GEZ aufgespürt. Also eigentlich alles ganz einfach. Die Regelungen, die nachgebessert werden müssen (wie zum Beispiel, dass Demenzkranke/Heimbewohner zur Kasse gebeten werden), werden hier ausdrücklich als Anlass für Berichterstattung eingeräumt. Ein ideologisch begründeter und dann noch durchschaubarer Kampagnenjournalismus ist aber wirklich unerträglich. Da möchte man doch fragen (weil ja immer die Diskussion auf die „Grundversorgung“ kommt), ob Journalisten wie Herr Siebenhaar sich denn ihres Aufrages bewußt sind: Redaktionen und ihre Journalisten sollen selektieren, gewichten, erklären und Schneisen in informatives Dickicht schlagen, zumal dann, wenn sie sich als „Vierte Gewalt“ verstehen. Aber vielleicht bin ich ja nur ein naiver Mensch, der in der seligen Bundesrepublik sozialisiert wurde und der daran glaubt, dass Vernunft ein verbreitetes Handlungsprinzip ist. Und der Formulierungen wie „Gier der öffentlich-rechtlichen Anstalten“ und „Selbstbedienungsmentalität“ und die dahinter liegenden Argumentationslinien mit dem eigenen schlichten Gemüt nicht versteht. Ich freue mich dann über Menschen wie Stefan Niggemeier, die die diesen Quatsch geraderücken.

  16. Ich ärgere mich über die neue Gebühr. Ich schaue kein fern, möchte es auch nicht und sehe nicht ein, dafür zu zahlen.

    Aber meine Haltung zur Gebühr berührt in keiner Weise das Thema des obigen blogposts, indem gezeigt wird, wie unsachgemäß und falsch ein Medium über dieses Thema berichtet. Darüber ärgere ich mich genauso. Denn letztlich ist man auf Medien angewiesen. Man mag zwar das Eine oder andere selber recherchieren. Zu vielen Vorgängen hat man aber keinen eigenen Zugang. Das gilt etwa für die „Große Politik“. Was wir darüber wissen, wissen wir (in Anlehnung an N. Luhmann) meistens nur über die Massenmedien. Deshalb braucht es auch Vertrauen in diese. Das schließt nicht aus, dass sie Fehler machen. Journalisten können nicht zaubern. Aber sie sollten nach bestem Wissen und Gewissen berichten. Leider ist das allzu oft nicht der Fall.

  17. Manche Zeitungen haben glücklicherweise noch ein Profil und servieren ihren Lesern nicht nur Agentur-Wischiwaschi. Das Profil einer Zeitung (links, rechts, liberal, nasebohrend) darf sich dann auch durchaus in der Art und Weise ihrer Berichterstattung widerspiegeln. So erwartet man vom Handelsblatt ja geradezu, dass es gegen die neue Rundfunkgebühr feuert, weil alles Staatliche in den Augen der marktliberalen Handelsblättler des Teufels ist. Was aber nicht geduldet werden kann, ist schlechte/keine Recherche, falsche Fakten und das Vorgaukeln eigener Arbeit. Und alles dient nur dazu, dass die vermeintliche Klientel der Zeitung sagen kann: „Siehste! Hab ich doch immer schon gewusst! Die wollen doch nur an unseren Geldbeutel!“Seriös und verlässlich sollten die Fakten einer Zeitung sein, egal aus welcher weltanschaulichen Richtung ein Printmedium kommt… Aber das interessiert die NachrichtenMACHER heute immer weniger. Und ich hab keine Ahnung, warum das so ist. Armes Nachrichten-Deutschland. Oder war das schon immer so, fällt aber heutzutage nur deshalb auf, weil es engagierte Blogger gibt, die nicht glauben, was man ihnen auftischt?

  18. Kai, 18:

    Dieser Kampagnenjournalismus ist nicht „ideologisch“ begründet. Es geht um handfeste wirtschaftliche Interessen. Leuten wie Siebenhaar darf man sicher unterstellen, dass sie die Hintergründe der Politik ihrer eigenen Häuser kennen. His master´s voice.

  19. @theo: Ich glaube, in dem Fall kommt beides zusammen. Da ist einmal das handfeste wirtschaftliche Eigeninteresse; die Wahrnehmung (und Bekämpfung) von ARD und ZDF als Konkurrenten.

    Aber das passt perfekt zur Ideologie. Wenn man Siebenhaars Buch liest, wird klar, dass er schon die Idee, dass es da einen großen Bereich gibt, der bewusst nicht den Gesetzen des Marktes unterworfen ist, für völlig abwegig hält.

  20. @Theo, Kommentar 22: Für mich ist das ideologisch, weil das über wirtschaftliche Interessen hinausgeht. Hier werden Eckpfeiler unseres bundesrepublikanischen, freiheitlich-demokratischen Systems durch schlechten Journalismus diffamiert und Meinungsmache gegen die – ausdrücklich nicht frei von berechtigter Kritik agierenden – ö/r-Sender betrieben. Was neben der Reflexion eines Szenarios unseres Landes und unserer Gesellschaft ohne diese Institution fehlt, ist der ausformulierte Gegenentwurf. Und bei einer solchen Vorgehensweise sind wir dann sogar schon bei Agitation. Für Journalisten in Deutschland kein guter Stil und aus historischer Betrachtung heraus bedenklich.

  21. Ich wünschte, Herr Niggemeier hätte auch nur einmal diesen Aufwand betrieben, um die Lügen zu PC-Gebühr und der neuen „Haushaltsabgabe“ zu entlarven. So hieß es beispielsweise in zahlreichen „Quellen“, für über 90 % der Bevölkerung ändere sich nichts. Dabei verlieren ALLE die Option, weniger zu bezahlen, wenn ihnen das Programm nicht gefällt.
    Oder er hätte sich den Rundfunkbeitrags-Staatsvertrag mal im Wortlaut zu Hand genommen und darüber geschrieben, was dessen Formulierungen letztlich an Überwachung und Drangsalierung bringen werden. Klar, am Anfang ist man vorsichtig. Aber wenn das Geld dann mal wieder knapp wird…
    Letztlich geht es doch darum, dass ARD und ZDF jetzt schon zu fett und zu teuer sind und ihrem weiteren Wachstum keine klare Grenze entgegensteht. Wir reden von rund 8 Milliarden Euro jedes Jahr! Dahinter stehen Ressourcen, die klar an andere Stelle dringender gebraucht würden. Wer dieses Problem nicht sieht und sich statt dessen darüber streitet, ob 304 Millionen Euro stimmen oder nicht, der hat den Blick für das wesentliche längst verloren. Ich erinnere daran, das 8 Milliarden Euro mehr als die Hälfte des Bundesetats für Forschung und Entwicklung. Wir aber geben lieber Geld für Dudelfunk und Unterhaltungs-TV aus. Würde es gelingen, die Öffentlich-Rechtlichen Medienhäuser auf 1 Milliarde Euro pro Jahr zu reduzieren, wären sie noch immer der mächtigste Medienapparat. Da die kleinen Einkommen durch die verschiedenen Formen des Rundfunkbeitrags am stärksten belastet wären, wären die 7 Milliarden sofort wieder im Kreislauf und über die verschiedenen Steuern etwa 2 Milliarden jährlich wieder bei der öffentlichen Hand, die ja angeblich so klamm ist. Anschließend müsste man den Betrag etwa in % des Bruttoeinkommens der Bevölkerung so festschreiben, dass er nicht auf dem Weg der nächsten Bedarfsanmeldung wieder steigt. Für ihre vom Bundesverfassungsgericht garantierte Programmfreiheit hätten die Anstalten dann noch immer jede Menge Spielraum, aber sie könnten es sich nicht mehr leisten, auf allen denkbaren Hochzeiten zu tanzen. Nur ist die etablierte Politik nicht in der Lage, ein solches Verfahren der sinnvollen Begrenzung auf den Weg zu bringen, weil man ja nicht etwa allzu oft schlecht im Fernsehen und auf den Websites der Sender rüberkommen will. Und da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz, deswegen gehört dieses System der Finanzierung abgeschafft. Programmfreiheit darf eben nicht mehr Freiheit der Finanzierung sein, sondern Freiheit in einem begrenzten, von keinem Zahlungspflichtigen als ärgerlich und belastend empfundenen Rahmen, der auf keinen Fall ausgeweitet wird, sondern sich mit einem konstanten Anteil an der gesamtgesellschaftlichen Leistungsfähigkeit begnügt. Und da sind 18 Euro pro Haushalt plus 18 Euro pro Nebenwohnung plus 6 Euro pro nicht nur privat genutztem Auto (also fast jedes) plus Betriebsstätten-Abgabe (Strafe für Arbeitsplätze) garantiert deutlich zuviel, egal, ob da nun im ersten Jahr mehr oder weniger als vorher herauskommt. Und jede Form der Ablehnung, des Protestes und des Widerstandes mahnt die Anstalten, die Unverschämtheit nicht auf die Spitze zu treiben, lohnt also. Vielleicht beschäftigt sich der Autor mal damit anstelle mit dem Handelsblatt, dass ihm übrigens keinen Zwangsbeitrag draufdrückt, im Gegensatz zu ÖR-TV! Was sind das eigentlich für Freiheitskämpfer, die sich von anderen vorschreiben lassen, für welche Art „Kultur“ und „Information“ sie Teile ihres Nettoeinkommens zu opfern haben? Sie die alle so reich inzwischen, dass es erst hunderte Euro pro Toilettenschüssel kosten muss laut Gesetz, bis die munter werden?

  22. @Peter, Kommentar 25: Wenn man tatsächlich die Aufwendungen für den ö/r-Rundfunk, die m.E. eine gute Informations- und Demokratieinvestition sind (wobei trefflich über den administrativen und personellen Aufwand als Hauptkostenträger diskutiert werden kann) gegen andere öffentliche Kosten aufrechnen möchte, sollte man entsprechende Größenordnungen von Beschaffungen ins Feld führen, deren Sinnhaftigkeit man in der modernen Welt ebenfalls diskutieren kann. Ohne hier vom Kern abzuschweifen, nur einmal zur Orientierung die Kosten für die 143 bestellten Eurofighter: Pro Stück ist bei der Bestellmenge zwischen 80 und 100 Millionen Euro auszugehen, mitteln wir das einmal, kommen wir auf Gesamtkosten von 12,87 Milliarden Euro. Welche Investition fühlt sich besser, weil sinnvoller angelegt an – der öffentlich-rechtliche Rundfunk oder der Eurofighter? Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich war zwei Jahre lang bei der Bundeswehr und halte eine gut und zeitgemäß ausgestattete Armee für sinnvoll. Aber wenn man wirklich den Aspekt aufbringt, dass Geld an anderer Stelle dringender gebraucht würde, dann kann man solche Anschaffungen wie 143 Eurofighter auch in Frage stellen.
    Ich investiere gerne 17,98 pro Monat in ein weltweites Korrespondentennetz und in eine regionale Berichterstattung in TV und Radio. Da fühle ich mich grundversorgt. Wir führen jährlich alle ganz andere Abgaben an den Staat ab, über die man diskutieren könnte.

  23. @Kai Heddergott, Kommentar 26:
    Du investierst nicht, denn als Investor hättest Du ein Mitspracherecht. Dir wird vom Netto abgezogen. Die BBC hat ein weltweites Korrespondentennetz und kostet die Hälfte. Wer einen Farbfernseher besitzt, zahlt voll. SW-Fernseher ein Drittel. Radio und Internet frei. Weil sie diesen Druck haben, liefern sie Qualität zu vernünftigem Preis. Der größte Teil auch Deines Geldes wird für den Apparat ausgegeben. Dann kommen Sportrechte und andere Unterhaltung, unter anderem sogenannte „Stars“.
    Mir geht es auch nicht allein um die Summe, sondern vor allem, dass dieses Wachstum endlich eine Grenze bekommt. Außerdem sehe ich darin eine Diskriminierung von Minderheiten, wenn man die Nicht-TV-Seher voll abzockt. Und mit der Diskriminierung von Minderheiten fängt das Ende der Freiheit eigentlich immer an, später kommt schlimmeres hinzu.

  24. Fraglos argumentieren die Gegner der GEZ/öffentlich Rechtlichen blödsinnig.
    Die Befürworter allerdings auch. Denn es geht diesen trotz aller Argumente nicht darum das sie selber weiterzahlen (würden sie ja auch ohne Zwang), sondern dass die 60% der Bevölkerung die es nicht wollen weiterzahlen.

    Ob ein Staatsfernsehen langfristig überleben überleben kann, wenn es als Reaktion auf Kritik an seinen Kosten stets mit zusätzlichen Sendern, alten Gesetzen und Vorwürfen über Demokratiedefizite der Verweigerer reagiert, werden wir in ein paar Jahren wissen.

  25. Beim Lesen fiel mir auf, dass es mir im Grunde egal ist, wer wie viele Millionen oder Hunderttausende kassiert. Der Ärger und die Ohnmacht gegenüber diesem Öffentlich-Rechtlichen Scheißsystem ist einfach so viel größer, mit seinem Wasserkopf und Parteienproporz und seinen zig Programmen in irgendwelchen Kabelspezialkanälen und den vielen überflüssigen Privatsender-Kopier-Formaten und Kochsendungen und aaaaaargh!!!!

    Und wenn das Handelsblatt auch schlecht recherchiert hat und über- oder untertreibt und eigene Interessen verfolgt, ist mir heute egal.

    Die Art und Weise, WIE das neue Gebühreneinzugssystem durchgesetzt wurde und wie jetzt von den Öffentlich-Rechtlichen darüber berichtet wird, ist im Vergleich zur Handelsblatt-Schlamperei das hundertmal größere Ärgernis.

    (Anmerkung: Ich bin ganz stark für ein gebührenfinanziertes Programm, aber so, wie es jetzt ist und wie es organisiert ist, ist es eine unverschämte Geldverschwendung für größtenteils sehr schlechte Qualität. Mir ist bewusst, dass dieser Kommentar Off Topic ist.)

  26. @Peter, Kommentar 27:
    Mit dem BBC-Vergleich kommt man so glaube ich in eine sachorientierte Diskussion – auch wenn ich gar kein direktes Mitspracherecht haben will, und das wird mir bei enger Betrachtung an ganz anderen Stellen von staatlichen Institutionen ohnehin abgenommen… ;-)
    Im Ernst: Der strukturelle Vergleich DEU-GBR taugt für eine an praktischer Veränderung orientierte Auseinandersetzung. Elemente des britischen Communications Act wie z.B. Gebührenbefreiung ab dem 75. Lebensjahr erscheinen interessant und sozial gerecht – da spielt zunehmend aber die demographische Entwicklung eine Rolle – mehr alte Menschen über 75 bedeutet tendenziell ja auch eine größere Zahl an Nicht-Zahlern, die aber Zuschauer sind. Allerdings wirkt dem der Trend entgegen, dass es vermutlich mehr alte Menschen mit weniger Haushaltsbudget als bislang geben wird. Den hiervon nicht weit entfernt liegenden Aspekt der Minderheiten – wie zum Beispiel Heimbewohner, zumal Demenzkranke -, bei denen die Abgabe erhoben wird, habe ich ja auch schon als kritikwürdig angesprochen, da muss bei der Haushaltsabgabe nachgebessert werden und das wurde ja auch schon angekündigt. Ich würde allerdings nicht so weit gehen, bei diesem Aspekt einen Einstieg in das Ende der Freiheit zu sehen – das würde Absichten und Wirkmöglichkeiten der ö/r-Rundfunkanstalten unterstellen, die ich nicht sehen kann, das wäre dann auch zuviel der Ehre – so mächtig sind ARD und ZDF dann doch nicht.
    Eine Sache müsste man m.E. aber nicht in den Vergleich mit hineinnehmen: Die Anzahl der SW-Fernsehgeräte dürfte in Deutschland nicht mehr relevant sein; den Anteil in Großbritannien an den rund 40 Mio. Fernsehgeräten habe ich jetzt nicht so auf die Schnelle recherchieren können, er wird aber mindetens kurzfristig auch zu vernachlässigen sein – daher ist dieser Punkt nur sehr bedingt auf der „Pro“-Spalte für das britische Gebührenmodell zu verbuchen.
    Freies Radio und Internet klingt charmant und würde vordergründig die Verleger hierzulande milde stimmen, weil ja die angeblich zu hohen Aufwendungen für die Online-Auftritte damit ad acta gelegt würden. Letztlich wird das dann doch über die Gebühren finanziert, nämlich über die TV-Gebühren – das wäre dann intransparenter, als es jetzt ist. Das lässt sich m.E. bei der hiesigen Diskussionlage nicht durchsetzen, siehe Tagesschau-App. Bleibt aber charmant ;-)
    Interessant wird aber der Summen-Vergleich:Rund die Hälfte in Großbritannien in Summe, der jährliche Beitrag pro zahlender Einheit deutlich geringer – wenn mit den geringeren Aufwänden denn vergleichbare Angebotsvielfalt, Programmstrecken, Formate und Berichterstattung auch in der Region (und eben nicht nur weltweit via Korrespondenten) geboten wird, dann sollte man sich das mal genauer anschauen (mein Eindruck von England-Aufenthalten: Das geht klar in die Richtung). Dann – aber ich denke, auch nur dann – kann man davon sprechen, dass Qualität zu einem vergleichsweise besseren Preis erreicht wird. Eine derart ausgerichtete Kostenoptimierung halte auch ich schon jetzt in Deutschland für sinnvoll, da darf vor allem bei den Personalaufwendungen einiges auf den Prüfstand. Die Verringerung der Abspielstationen bspw. der ARD taugt da nur bedingt, die sind tatsächlich eher kostenneutral. Wenn aber drei Mitarbeiter in den „Honorare & Lizenzen“-Abteilungen (so beim WDR) quasi 1,5 freien Mitarbeitern zugeordnet sind, dann ist das natürlich zu viel.

  27. Ich bin Single-Doktorand mit halber Stelle und 1100 Euro netto im Monat. Ich wohne am Wochenende aber nicht in der Stadt, in der ich promoviere. Dort bewohne ich ein lustiges kleines 1-Zimmer-Appartment. Jung, mobil, flexibel, peer group-Fragmentierung und so. Ab diesem Monat zahle ich mit meinen dekadenten zwei Mini-Wohnsitzen deshalb 36 Euro im Monat und 432 Euro im Jahr. Ich besitze keinen Fernseher und kein Radio, habe aber natürlich PC/Smartphone/und ein Internet. Vorher habe ich mich deshalb mit 69 Euro im Jahr dem ÖR-Zahldiktat unterworfen. Manchmal höre ich DLF, das finde ich zeitweise hörenswert. Das, was im sogenannten Fernsehen läuft, auch und vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen, verursacht bei mir regelmäßig Übelkeit und Augenschmerzen. Wenn ich Tagesschau oder heute-journal sehe, habe ich regelmäßig den Eindruck, nicht vernünftig informiert, ja teilweise sogar in die Irre geführt zu werden. Jedes hinterfragenswerte soziale Problem wird mit dem berühmten heute-journal-Einzelschicksal in die Emo-Ecke verdrängt, O-Ton-Politiker hier, O-Ton-Politiker dort, maximal vereinfachendes Erklärstück dort, Erkenntnisgewinn gering. Ich bin der festen Überzeugung, dass man keinen ÖR benötigt, um eine schlechte Demokratie am Laufen zu halten. Die Herren Schönenborn und Co. wollen einfach ihren superkuscheligen Arbeitsplatz behalten und weiterhin mitleidig auf die Kollegen im Printkrieg schauen. Manchmal schaue ich auch Sport. Meistens mit Freunden. Wir gehen dann meist in die Kneipe. Dort läuft dieses Sky. Ich habe auch mal den WDR in Köln besichtigt und war fasziniert von der schieren Größe und der Anzahl der Mitarbeiter. Eine Organisation von kafkaesken Ausmaßen: In jeder Mini-NRW-Stadt ein kleines WDR-Büro. Falls dort Blumenkübel umfallen. Und für die großartigen Lokalzeiten. Die Lokalzeitungen werden ja sterben. Ich breche ab: Das Handelsblatt macht miesen Journalismus. Der ÖR und seine Apologeten evozieren bei mir genau das, was mieser Handelsblatt-Journalismus bei Stefan Niggemeier evoziert: Wut, einfach nur Wut.

  28. Ja, die Berichterstattung des »Handelsblatts« ist zweifelhaft. Aber zweifelhaft ist die Selbstdarstellung von ARD & ZDF nicht minder: Zynisch lässt man unter den Tisch fallen, für wie viele Menschen die Änderungen mit einer drastisch höheren Belastung verbunden sind.

    Ich muss (wie der Kommentator Daniel, #31) jetzt die dreifache Gebühr zahlen. Ich hatte nämlich bisher auch keinen Fernseher.

    Hat eigentlich mal jemand geprüft, ob die Drogeriekette dm und die Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz jetzt wirklich so viel mehr Gebühren zahlen müssen? Wenn ja: Wie wird das begründet? Es geht ja nicht um private Haushalte – ich habe noch nie in einem Drogeriemarkt einen Fernseher mit ARD & ZDF laufen sehen.

    Ich glaube auch nicht, dass man im Netzbetrieb der Deutschen Bahn wirklich Zeit zum Fernsehen hat. Für den genannten Betrag von 472.000 Euro könnten mehr als 2.100 Haushalte ein Jahr lang fernsehen. Das ist nicht verhältnismäßig.

    Die Öffentlich-Rechtlichen sollten ein journalistisch anspruchsvolles und vor allem unabhängiges Fernsehprogramm mit Politik, Bildung und Kultur anbieten. Es sollte vier bis fünf landesweite Kanäle geben und genau einen Kanal für das jeweilige Bundesland.

    Was darüber hinaus geht, kann privat angeboten werden. Bestes Beispiel sind Profi-Boxkämpfe oder der Profifußball in der Champions League: Beides ist durch und durch kommerzialisiert. Also sollte auch die Übertragung am freien Markt geregelt werden. Wer für die Spiele zahlen will, soll das bitteschön tun. Mit meinen Zwangsabgaben müssen die Preise nicht hochgetrieben werden.

  29. Zu diesem hochkomplexen Thema und dankenswerten Blogpost nur ein paar Stichworte:
    1) Die neue Haushaltsabgabe ist problematisch, weil in Rasenmähermanier „ungerecht“ für viele Leute. Sie ist Ergebnis eines langen politischen Prozesses. Die Alternativen wären nicht besser (oder weniger problematisch) gewesen.
    2) Die Haushaltsabgabe wurde von der Politik (den Bundesländern) beschlossen, nicht von ARD und ZDF.
    3) Die Artikel von Herrn Siebenhaar und anderen sind nur die Spitze einer seit Jahren zu beobachtenden Tendenz (um nicht zu sagen Kampagne, aber das würde nach Konspiration riechen) in großen Teilen der deutschen Presse, ARD und und ZDF bei jedem nur denkbaren Anlass madig zu machen. Das hat Methode und Kalkül.
    4) Was dabei besonders aufstößt, ist nicht nur die Verbreitung von Halbwahrheiten, „gefilterten“Tatsachen und schlichten Unwahrheiten, sondern die permanente Vermischung von Berichterstattung, Kommentar und Lesermanipulation. Die Artikel von Siebenhaar, Hanfeld (FAZ) und vielen anderen sind regelmäßig in einem höchst aufgeregten, fast hysterischen Empörungsstil verfasst und geben sich keinerlei Mühe, der journalistischen Grundanforderung, beide Seiten zu Wort kommen zu lassen, auch nur ansatzweise nachzukommen.
    5) Dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk in Deutschland täte eine breite öffentliche Debatte um seinen Sinn und Zweck in der digitalen Gesellschaft sehr gut. Die Presseberichterstattung trägt hierzu leider wenig bis nichts bei – das ist aber auch wohl nicht beabsichtigt (siehe die bereits angesprochenen Eigeninteressen der Verlage).

    Disclaimer: Ich arbeite für die ARD. Dies ist meine Privatmeinung.

  30. @stefanolix: Inwiefern musst Du die dreifache Gebühr zahlen und nicht einfach die normale?

    Nach meiner Einschätzung ist die neue Konstruktion für die meisten Menschen nicht mit drastischen Mehrabgaben verbunden. Viele (WGs, unverheiratete zusammenlebende Paare, Familien) können eher sparen.

    Ja, es scheint, dass die Berichte über drastische Mehrkosten bei Unternehmen wie dm stimmen. (Ich weiß nicht, ob konkret in der Höhe, aber vom Prinzip her.) Die neue Regelung ist für Unternehmen eigentlich vernünftig. Sie koppelt die Höhe des Fernsehbeitrags an die Zahl der Betriebsstätten und die Zahl der Beschäftigten (samt eingebauter Obergrenze). Das Problem sind offenbar Unternehmen mit sehr vielen Filialen. Hier führt die an sich sinnvolle Konstruktion zu exorbitanten Steigerungen. Das müsste dringend korrigiert werden.

  31. Ich habe bisher den Beitrag für »Radio und sonstige Geräte« gezahlt (17.28 Euro pro Quartal) und zahle jetzt 17,98 Euro im Monat. Mein Fernsehkonsum via Mediathek am Rechner war sehr gering und wird sehr gering bleiben.

    Nach meinem Verständnis wäre ein »Normalmaß« an öffentlich-rechtlicher Grundversorgung angemessen und ich würde dafür nur Privatpersonen zahlen lassen. Jeder Mensch ist letztlich in Bezug auf seinen Medienkonsum eine Privatperson. Warum sollen Unternehmen (letztlich: deren Kunden) ein zweites Mal zahlen?

    Um beim Beispiel der Drogeriekette und der Bahn zu bleiben: Die Führungskräfte und die Mitarbeiter können öffentlich-rechtliche Medien immer nur persönlich nutzen. Zweifellos helfen ihnen die Informationen aus dem Programm als explizites oder implizites Wissen bei ihrer Arbeit. Aber jeder Mensch sollte dafür nur einmal zur Kasse gebeten werden.

    Noch absurder wird es im Hotel: Ich kann nur im Hotel oder zu Hause ein Gerät nutzen. Dafür zahle ich eine persönliche Abgabe. Warum werde ich über die Preise des Hotels letztlich ein weiteres Mal belastet, obwohl ich nicht an zwei Orten gleichzeitig sein kann?

    Wenn Unternehmen mit vielen Betriebsstätten jetzt so drastisch benachteiligt werden und das gar nicht beabsichtigt war: Warum macht man ein derart unvollkommenes Gesetz und warum »merkt« das keiner zum richtigen Zeitpunkt? Es ist ein Gesetz mit wenigen Vorteilen, aber es wurden leider viele Nachteile des alten Systems beibehalten.

    Im Zuge der Änderung des Gebührenmodells hätte man auch den Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks eingrenzen müssen. Für 100 Euro pro Erwachsenen und Jahr sollte sich eine gute und vernünftige Grundversorgung sichern lassen. Was an Unterhaltung, Profisport und anderen Angeboten sonst noch gewünscht ist, können Private besser anbieten und ich muss es weder anschauen noch bezahlen …

  32. Der Vergleich mit der BBC ist schon interessant. Die geben jedes Jahr über 2 Milliarden Euro weniger aus und haben teilweise ein besseres und breiteres Programm. Da stimmt mit UNSEREM System was nicht. Die Menschen sind natürlich darüber verärgert zwangsweise mehr für eine (schlechtere) Leistung zu zahlen als andere Länder.
    In Großbritannien funktioniert auch ein Geräte Modell weiterhin ohne Probleme. Nur bei uns nicht… Eben weil unsere ÖR immer mehr Geld ausgeben und die Akzeptanz des Systems immer weiter sinkt. Das sind die Probleme die angegangen werden müssen. Diese Problem kann man nicht lösen indem man den Menschen immer mehr die Wahlmöglichkeiten nimmt und zwingt immer mehr für ein überteuertes ÖR System zu zahlen.

    Ich bin auch für ein ÖR System. Ich bin nur gegen unser jetziges ÖR System.

  33. Ich finden was bei der „Debatte“ bzw. dem Geschimpfe immer wieder außer acht gelassen wird, ist, dass die GEZ/Haushaltsabgabe Deutschland eines der besten und niveauvollsten TV-Landschaften gewährt. Wie wäre es, wenn wir spanische, italienische oder gar amerikanische Verhältnisse bei uns hätten? Klar läuft auf ARD&ZDF auch einiger Mist. Trotzdem wäre unser Mediensystem am grauenhaft armselig wenn wir uns auf die Informationen der privatwirtschaftlichen Medienunternehmen verlassen müssten und nur Formate wie DSDS, Berlin Tag & Nacht, RTL2-News, Galileo oder Bild und Handelsblatt hätten. Und das es Fehler im System gibt ist klar. Trotzdem: die GEZ/HA ermöglicht es uns, Sender wie Arte/3Sat oder ZDFNeo zu schauen. Also hört endlich auf mit dem Gejammer!

  34. @35 dem kann ich nur voll und ganz zustimmen.

    Leider musste auch ich als entschiedener Gegner der Rundfunkgebühr feststellen, dass Herr Niggemeier allgmein schon richtig liegt und viele Medien ihre Inkompetenz wie gewohnt auch bei diesem Thema unter Beweis stellen. Auch ich wurde davon zuerst entsprechend in meiner Meinung beeinflusst…
    Ich frage mich nur, warum derartigen Agentur-Aufbereitungs-Medien nicht einfach genau diese Informationen vorab konkret und verständlich in einer Pressemeldung von ARD/ZDF vorgelegt wird (wie hier geschehen/oder bei Bildblog) und dass diesen Fehlschlägen nicht von offizieller Stelle vorgebeugt oder zumindest wiedersprochen wird.
    Damit kämen derlei Missverständnisse bei einigen Medienvertretern doch zumindest weniger vor, oder nicht?

  35. @Aufmerksam: Ich hatte das weiter oben schon mal angedeutet: Ich glaube nicht, dass es sich bei den Falschdarstellungen in „Bild“ und „Handelsblatt“ um „Missverständnisse“ handelt.

  36. @stefanolix:

    Für 100 Euro pro Erwachsenen und Jahr sollte sich eine gute und vernünftige Grundversorgung sichern lassen.

    100 Euro pro Erwachsener würde jetzt keine wesentliche Reduzierung darstellen. Das entspräche rund 6,5 Milliarden Euro im Jahr, das ist kaum weniger als jetzt. Es ist ja nicht so, dass jetzt jeder einzelne Erwachsene 215 Euro jährlich zahlen muss, sondern ganze Haushalte.

  37. Was mich nicht nur an der (falschen und tendenziösen) „Berichterstattung“, sondern auch an vielen Kommentaren der Leser stört, ist die Tatsache, dass die meisten gar nicht wissen, warum sie zahlen (müssen). Dass der ör-Rundfunk ein Solidarmodell ist und daher das Argument „ich gucke nicht/habe keinen Fernseher und fühle mich ausgenommen und über den Tisch gezogen“ nicht greift. Man kann ja auch nicht zB seine Steuer- und Abgabenzahlungen reduzieren, weil man angibt, Bibliotheken, Universitäten, Museen oder Schwimmbäder nicht zu nutzen.
    Auch die Vermischung mit dem Argument, Gebührengelder würden verschwendet, ist für mich ein Ärgernis. Die gibt es auch an anderen Stellen, in deutlich größerem Ausmaß.

  38. Ich sehe es auch nicht so das so viele Entlastet werden mit dem neuen System .Mit dem alten System hätten wir Mindereinnahmen von 1,5 Milliarden Euro nach der GEZ/KEF. Diese 1,5 Milliarden Euro hat die Umstellung wahrscheinlich einfach so“aufgefangen“. Also müssen die Bürger/Betriebe diese 1,5 Milliarden Euro aufbringen. Es werden unterm Strich mehr Menschen belastet als entlastet durch den Systemwechsel.

  39. @Timmy: Darf ich weiterjammern, wenn ich amerikanische Verhältnisse im Fernsehen nachdrücklich befürworte, Arte/3Sat und ZDF Neo gar nicht sehen will, auch wirklich nicht sehe, und es grundsätzlich unanständig finde, jemanden zu zwingen, etwas zu finanzieren, das er nicht will und nicht nutzt, weil andere es gerne hätten, die aber nicht bereit sind, den dafür nötigen Preis aufzubringen, und es außerdem für eine ausgesprochen unplausible Annahme halte, dass es ohne öffentlich-rechtliches Zwangsfernsehen „nur Formate wie DSDS, Berlin Tag & Nacht, RTL2-News, Galileo oder Bild und Handelsblatt“ gäbe?

  40. @Timmy
    Ich finde es seltsam das wir den teuersten ÖR Rundfunk in der Welt haben aber vergleichen tun wir uns immer nur mit den schlechtesten…. Warum nicht mal mit der BBC vergleichen?

  41. Ich will das Modell nicht grundsätzlich in Frage stellen. Ich will nur das Kosten-Nutzen-Verhältnis verbessern: auf der einen Seite durch die Rationalisierung des Angebotes und auf der anderen Seite durch eine moderate Senkung der Medienabgabe.

    Bevor sich jemand über das Wort »Rationalisierung« erregt: Ich verwende es im ursprünglichen Sinne ( vernünftige, zweckmäßige, effiziente Gestaltung von Produkten und Prozessen). Öffentlich-rechtlicher Rundfunk ist dort notwendig, wo ein rein marktorientiertes Angebot nicht die gewünschten Ergebnisse bringt. Eine gute Grundversorgung mit Politik-, Kultur- und Bildungsthemen stelle ich überhaupt nicht in Frage.

    Im Umkehrschluss ist Öffentlich-rechtlicher überall dort nicht notwendig, wo es der Markt sehr gut selbst regeln kann und wo heute mit Gebührengeld massiv in den Markt eingegriffen wird, etwa bei Profisport und kommerziellen Musiksendungen, aber auch bei der Fernseh- und Radiowerbung. Öffentlich-rechtlicher Rundfunk sollte frei von Werbung und Schleichwerbung in jeglicher Form sein.

    Es stimmt: Die hundert Euro im Jahr würden für Privatpersonen keine wesentliche Reduzierung bedeuten. Aber die zusätzliche Belastung aufgrund der Gebührenzahlung der Unternehmen würde entfallen (diese wird ja am Ende immer auf die Kunden umgelegt). Das System wäre dann verständlich und transparent: Der Bürger zahlt eine Kopfpauschale und bekommt dafür eine Grundversorgung angeboten. Um alles andere soll er sich privat kümmern.

  42. Zum Vergleich BBC vs. ARD/ZDF:

    – Wir haben hier ein föderales System mit ARD-Länderanstalten und einem damals aus politischen Motiven gegründeten bundesweiten Sender ZDF, das macht den großen Unterschied zur BBC aus.

    – Der BBC gebührt großer Respekt, was die Qualität ihres Outputs anbelangt. Sie braucht aber keinen Heiligenschein. Wer mal länger in GB gelebt hat, weiß, dass auch die BBC einen Großteil ihres Programms mit „massentauglichen“ Sendungen füllt (zumindest auf BBC1, analog zum Ersten bei der ARD). Das ist auch richtig so bei einem Sender, der grundsätzlich alle Menschen ansprechen soll.

  43. Herr Niggemeier (zu Beitrag 26): Sie haben nicht die falsche Meinung – falsche Meinungen gibt es nicht. Und ich möchte auch keine Verlagsproaganda lesen. Ich möchte aber, dass sich nun nicht alle auf – wie zugestanden – schlechte Artikel über die Gebühr stürzen, sondern dass die kritischen Schreiber sich bitte AUCH mal kritisch mit der Gebühr und der Berichterstattung der ÖR beschäftigen. Im Moment sehe ich mich wirklich nirgends ausgewogen mit Informationen versorgt, sondern sehe nur Propaganda in die eine oder die andere Richtung.

    Katrin (Kommentar 29) hat es ganz treffend zusammengefasst. Neben all diesen Zahlen wäre es einfach mal schön gewesen, dass System in Frage gestellt zu sehen, und zwar von jemanden, der ergebnisoffen an die Sache geht. Der einerseits schaut, was nötig und gut ist, und andererseits auch das Überflüssige sieht: Brauchen wir Spartensender wie ZDF Neo (ist ja nicht mal so, dass das jeder auch empfangen kann. Früher hat man das Angebot wenigstens noch unkompliziert auf dem alten Fernseher mit ZImmerantenne empfangen…). Und braucht es zur Grundversorgung zig Telenovelas?

    Das können Sie mir hier und heute nicht beantworten, aber ich wünschte, dass sich mal jemand jenseits der Propaganda damit beschäftigt. Und zwar gerne Sie, Herr Niggemeier, denn ich schätze sonst Ihre ausgewogenen Beiträge. Ich finde nur, in diesem Fall lassen Sie ein wie für Sie gemachtes Thema unter den Tisch fallen und beschäftigen sich lieber ausschließlich mit der nicht besonders gelungenen Berichterstattung. Aber wo genau ist sie denn gelungen?

  44. @Barbara
    Stefan Niggemeier hat sich erst vor kurzem ausführlich (mit Ko-Autoren) mit dem öffentlich-rechtlichen System befasst (Spiegel 50/2012). Sehr kritisch, aber im Vergleich zu anderen Presseberichten wohltuend sachlich und die Sache aus unterschiedlichen Blickwinkeln betrachtend.

  45. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk kostet pro Stunde eine Million Euro, rund um die Uhr, 365 Tage im Jahr. Noch einmal: Pro Stunde eine Million Euro, Tag und Nacht. Das etwa das, was ein einfacher Arbeitnehmer in seinem ganzen Erwerbsleben verdient. Jede Stunde.

    Jetzt schalte man mal Fernseher und Radio ein und betrachte, was man dafür bekommt.

  46. @Timmy: es ist immer wieder schön zu erleben, dass die meisten die „amerikanische Verhältnisse“ als Bedrohung darstellen, damit nur eins klarstellen: Sie haben von amerikanischen Verhältnissen keine Ahnung.
    Ein Angebot in einer US Kleinstadt nahe der Kanadischen Grenze:
    4 Theaterkanäle, 2 Kulturkanäle, die im Gegensatz zu Arte einen fassbaren Kulturbegriff definiert haben, 12 Dokusender, 11 Nachrichtenkanäle, Spielfilmsender, drei regionale Sender, zwei Stadtteilsender, ein paar Werbekanäle, 120 Programme der großen Konzerne und ein Amazon-Gutschein obendrauf. Das war das kleine Paket für 14 Dollar im Monat.
    Der darin enthaltene Receiver ist timeshiftfähig und kann einen zweiten Sender ins WLAN streamen. Außerdem wird angesichts der Streaming-Angebote der US-Sender und Hulu jede deutsche Mediathek zum Multimedia-Diskettenkasten der Stadtbücherei.
    Das Beste aber: ich kann ohne Angabe von Gründen monatlich kündigen.
    Zur Verschwendung kann ich sagen, dass ich drei selbstständige Kameraleute kenne. Die machen ihre Beiträge von vorn bis hinten selbst. Ein Mann oder eine Frau. Beim hier zuständigen NDR sind sieben Personen beteiligt. Die Pro-Kopf-Einkommen der Privaten mitteln sich etwas über dem deutschen Medianeinkommen. Die der ÖR-Sender beim dreifachen. Selbst Herr Steinbrück wäre mit dem Salär von Frau Piel einverstanden. Und so geht es überall weiter. In den ÖR-Rundfunkstudios müssen es Neumann-Mikrofone und Studerplätze sein. Verantwortungsvoller Umgang mit abgepressten Zwangsgebühren geht echt anders.

  47. Mich wundert ein wenig die Diskussion über Sinn und Unsinn des ÖR hier. Das Thema hier ist doch eigentlich, dass das Handelsblatt Kampagnenjournalismus betreibt. Das ist ein Ärgernis, ganz unabhängig davon, ob man den ÖR schätzt oder ihn für skandalös überfinanziert hält.

    Ich schrieb ja schon, dass ich selber die neue Abgabe ablehne. Ich lehne es aber auch ab, dass ich bei dem Versuch, mich sachdienlich zu informieren mit Hilfe von Zeitungen, geleimt werde. Dies scheint offenbar sogar bewusst zu erfolgen. So sollte Journalismus nicht sein.

    Und deshalb finde ich nicht, dass Stefan Niggemeier hier über die GEZ und den ÖR oder weiteres in diesem Zusammenhang hier etwas sagen sollte. Das Thema ist und bleibt die Manipulation des Medienpublikums im Dienste wirtschaftlicher Interessen. Wenn das bei diesem Thema geschieht, muss man schließlich davon ausgehen, dass die selbe oder andere Zeitungen das auch bei anderen Themen tun. Ein Kommentator schrieb hier, dass eine Zeitung nutzlos werde, wenn er aufgrund seines Misstrauens gegenüber ihren Inhalten stets selber recherchieren müsse. Das trifft den Punkt. So kommen die Zeitungen nicht aus der Krise.

  48. „und die die KEF angeblich gestern seiner Zeitung gestern mitteilte“
    Noch nicht gegengelesen?

  49. @Mike:

    Jetzt schalte man mal Fernseher und Radio ein und betrachte, was man dafür bekommt.

    Das ist kein schlechtes Kriterium. Was wollen wir einschalten? Phoenix? Arte? 3sat? ZDF.kultur? Deutschlandradio Kultur? Wie viele kluge Dokumentationen würden wir zu jeder beliebigen Zeit finden? Wie viele Korrespondentenberichte hören? Wie viele gute Fernsehspiele sehen?

    Mein Tipp: Viele.

    (Abgesehen davon, dass es natürlich ein lustiger Trick ist, einerseits die Gesamtsumme aller Programme zu nehmen und sie andererseits mit dem Einkommen eines einzelnen Menschen zu vergleichen. Die Rechnung geht nämlich auch umgekehrt. Jede einzelne Stunde kostet den einzelnen Gebührenzahler das öffentlich-rechtliche Angebot 2,5 Cent. Für 18 Euro im Monat kriegen Sie etwa 2 Kinobesuche oder nicht einmal annähernd ein halbes FAZ-Abo. Aber Dutzende Fernseh- und Radio-Kanäle.)

  50. @25: Herr Niggemeier hat den Blick für das Wesentliche keineswegs verloren. Vielmehr war die indirekte Herangehensweise schon immer Teil seiner politischen Strategie, wenn sie sich als Medienjournalismus tarnt.

    Angeonmmen, Kolumnist A ist für das politische Projekt P. Kolumnist B ist gegen das politische Projekt P. Beide schreiben polemische Artikel in ihrer Sache, wobei beiden einige sachliche Fehler unterlaufen.

    Bühne frei für Medienjournalisten M. Er teilt As Position inhaltlich vollständig, kann das aber nicht direkt sagen, denn das wäre ja kein Medienjournalismus. Also sekundiert er, indem er alle Fehler Bs minutiös ausbreitet, aber stillschweigend über A hinweggeht.

  51. @twex

    Lesen Sie den hier: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/die-schimaere-von-der-informationsoffensive-der-ard/

    Dann können Sie Ihren Standpunkt noch einmal überdenken. Ich sehe jedenfalls keine übermäßige Schonung der ÖR.

    Zweitens: Selbst wenn es so wäre, wie Sie es darstellen – würde das an dem Fehlverhalten des Handelsblattes etwas ändern? Nein. Falschdarstellung ist Falschdarstellung. Sie wird auch nicht verzeihlicher, nur weil andere, die hier nicht erwähnt wurden, das vielleicht auch tun (was noch nachzuweisen wäre). Journalisten sollen wahrheitsgetreu berichten, sie sollen keine Kampagnen machen und in deren Dienste die Fakten verbiegen. Das gilt, ganz gleich, was Herr Niggemeier politisch vertritt.

  52. @ Teefax (48) Danke für den Hinweis, ich werde mir das mal durchlesen. Der Artikel ist an mir vorbeigegangen.

  53. Ich wünschte, Herr Niggemeier hätte auch nur einmal diesen Aufwand betrieben, um die Lügen zur PC-Gebühr und zu der neuen »Haushaltsabgabe« zu entlarven. So hieß es beispielsweise in zahlreichen »Quellen«, für über 90 % der Bevölkerung ändere sich nichts. Dabei verlieren ALLE die Option, weniger zu bezahlen, wenn ihnen das Programm nicht gefällt.

    Oder er hätte sich den Rundfunkbeitrags-Staatsvertrag mal im Wortlaut zur Hand genommen und darüber geschrieben, was dessen Formulierungen letztlich an Überwachung und Drangsalierung bringen werden. Klar, am Anfang ist man vorsichtig. Aber wenn das Geld dann mal wieder knapp wird…

    Letztlich geht es doch darum, dass ARD und ZDF jetzt schon zu fett und zu teuer sind und ihrem weiteren Wachstum keine klare Grenze entgegensteht. Wir reden von rund 8 Milliarden Euro jedes Jahr! Dahinter stehen Ressourcen, die klar an anderer Stelle dringender gebraucht würden. Wer dieses Problem nicht sieht und sich statt dessen darüber streitet, ob 304 Millionen Euro stimmen oder nicht, der hat den Blick für das Wesentliche längst verloren. Ich erinnere daran, dass 8 Milliarden Euro mehr als die Hälfte des Bundesetats für Forschung und Entwicklung sind. Wir aber geben lieber Geld für Dudelfunk und Unterhaltungs-TV aus. Würde es gelingen, die Öffentlich-Rechtlichen Medienhäuser auf 1 Milliarde Euro pro Jahr zu reduzieren, wären sie noch immer der mächtigste Medienapparat. Da die kleinen Einkommen durch die verschiedenen Formen des Rundfunkbeitrags am stärksten belastet wären, wären die 7 Milliarden sofort wieder im Kreislauf und über die verschiedenen Steuern etwa 2 Milliarden jährlich wieder bei der öffentlichen Hand, die ja angeblich so klamm ist. Anschließend müsste man den Betrag etwa in % des Bruttoeinkommens der Bevölkerung so festschreiben, dass er nicht auf dem Weg der nächsten Bedarfsanmeldung wieder stiege.
    Für ihre vom Bundesverfassungsgericht garantierte Programmfreiheit hätten die Anstalten dann noch immer jede Menge Spielraum, aber sie könnten es sich nicht mehr leisten, auf allen denkbaren Hochzeiten zu tanzen. Nur ist die etablierte Politik nicht in der Lage, ein solches Verfahren der sinnvollen Begrenzung auf den Weg zu bringen, weil man ja nicht etwa allzu oft schlecht im Fernsehen und auf den Websites der Sender rüberkommen will. Und da beißt sich die Katze wieder in den Schwanz, deswegen gehört dieses System der Finanzierung abgeschafft. Programmfreiheit darf eben nicht mehr Freiheit der Finanzierung sein, sondern Freiheit in einem begrenzten, von keinem Zahlungspflichtigen als ärgerlich und belastend empfundenen Rahmen, der auf keinen Fall ausgeweitet wird, sondern sich mit einem konstanten Anteil an der gesamtgesellschaftlichen Leistungsfähigkeit begnügt.
    Und da sind 18 Euro pro Haushalt plus 18 Euro pro Nebenwohnung plus 6 Euro pro nicht nur privat genutztem Auto (also fast jedes) plus Betriebsstätten-Abgabe (Strafe für Arbeitsplätze) garantiert deutlich zuviel, egal, ob da nun im ersten Jahr mehr oder weniger als vorher herauskommt. Und jede Form der Ablehnung, des Protestes und des Widerstandes mahnt die Anstalten, die Unverschämtheit nicht auf die Spitze zu treiben, lohnt also. Vielleicht beschäftigt sich der Autor mal damit anstelle mit dem Handelsblatt, das ihm übrigens keinen Zwangsbeitrag draufdrückt, im Gegensatz zu ÖR-TV! Was sind das eigentlich für Freiheitskämpfer, die sich von anderen vorschreiben lassen, für welche Art »Kultur« und »Information« sie Teile ihres Nettoeinkommens zu opfern haben? Sind die alle so reich inzwischen, dass es erst hunderte Euro pro Toilettenschüssel kosten muss laut Gesetz, bis die munter werden?

  54. Kommt noch mehr Geld zusammen, als den öffentlich-rechtlichen zusteht, würde das bei der zukünftigen Festsetzung der Gebühren berücksichtigt
    Wobei doch, dachte ich, seit 2013 der irreführende Begriff „Gebühr“ (die an eine öffentliche Stelle für eine konkrete Gegenleistung gezahlt wird, z.B. Ausstellung des Personalausweises) durch „Beitrag“ (die Möglichkeit einer Vorteilnahme reicht aus, jeder kann theoretisch ÖRR konsumieren) ersetzt wurde. Schönerweise heißt die GEZ jetzt ja auch „Beitragsservice“. Das nur für Neunmalkluge.

  55. hm. Ich hatte gedacht, wenn man die Tipfehler raustut und Absätze einfügt, wird mir klarer, was dieser Peter in #25 sagen wollte. Ich komme immer noch nicht drauf. Wie ist jemand, der die Aufgabe eines Medienkritikers nicht durchschaut, auf diese Seite geraten?

  56. Eher bezogen auf die Vielzahl der Kommentare zu der Gebührenreform an sich, als auf den Blog-Eintrag selbst, möchte ich bemerken, dass die Gebührenerhöhung für einen Teil der Bevölkerung sehr drastisch ausfallen wird.

    Und zwar genau für die, die so wenig verdienen, dass anstatt den ehemals 17.28 Euro pro Quartal für »Radio und sonstige Geräte«, nun 53.94 Euro pro Quartal zur spürbaren Belastung werden. Von den Strompreisen will ich gar nicht anfangen, aber man muss das alles im Kontext sehen. Freunde von mir, die um die 5k netto im Monat verdienen, ist sowas natürlich schnurzpiepegal.

    Ich sehe das eigentlich genau wie stefanolix. Ich als Gebührenzahler werde doch dadurch, dass sich die Unternehmen die Mehrbelastung immer(!) beim Konsumenten zurückholen, doppelt geschröpft.

    Und wer sagt, wir hätten ein kosten effektives, öffentlich-rechtliches Fernseh- und Rundfunksystem, der sei an das Fiasko mit den Mediatheken von ARD und ZDF erinnert.

    Und dann geht man mal in die Mediathek, und muss mit wütendem Erstaunen feststellen, dass der Beitrag nicht mehr verfügbar ist, weil er ein Verfallsdatum hat. Was für eine lächerliche Verarsche!

  57. @34: inwiefern ist es „vernünftig“ Beiträge von Firmen an die Zahl der Mitarbeiter und Standorte zu koppeln? Dazu kommen übrigens noch die Fahrzeuge und bei Hotels die Zimmer, selbst dann, wenn darin weder Radio noch Fernsehgerät stehen, aber das nur am Rande. Sehen die Mitarbeiter eines Tiefbauunternehmens denn während sie arbeiten fern? Oder die Sachbearbeiter in einer Versicherung? Beschäftigt sich überhaupt in einem Unternehmen eine nennenswerte Anzahl von Arbeitnehmern und Chefs während der Arbeit die Leistungen des ÖR? Wenn das so ist, ist dieser Trend die letzten 30 Jahre an mir vorbei gegangen.

    Die Zeitungen berichten falsch. Das ist nicht gut und gehört aufgespiesst. Wo ist nun der Artikel, der die Selbstbeweihräucherung der Anstalten über die neue Finanzierung, selbst in Nachrichtensendungen und die fehlende Berichterstattung über verfassungsrechtliche Bedenken am Rundfunkbeitrag anprangert? Wird irgendwo von den ÖR über Protest abseits der Krawallmedien berichtet, dass Gerichte erwarten, dass Klagen bis zum Verfassungsgericht kommen werden? Eine ist in Bayern schon auf den Weg gebracht worden. Ich weiss nicht, wieviele WGs von Beitragssenkungen betroffen sind noch wieviele Bürger und Firmen im Gegenzug von Erhöhungen betroffen sind. Wenn man aber die Basis der Zahler erhöht, zugleich auch den durchschnittlichen Betrag, soll das Ergebnis die gleiche Summe sein? Da habe ich Zweifel. Ich selbst zahle übrigens bisher die Fernsehgebühr. Nicht, weil ich die Programmme sonderlich prickelnd finde, sondern weil ich ein Gerät habe und mich an die (bisherigen) Regeln halte. Nun verletzt allerdings die andere Seite diese Regeln, indem nämlich eine Steuer erhoben wird. Die darf nur nicht so heissen, weil eine solche zu beschliessen den Ministerpräsidenten verwehrt ist. Und auch, wenn mich die Umstellung aktuell keinen Cent mehr kostet, bin ich nicht bereit diese Rechtsverletzung hinzunehmen.

  58. @53 Stefan Niggemeier
    Wie viel kosten die Sender zusammen? 300 Millionen? Um die geht es nicht in der Kritik…. Diese Sender können wie gerne behalten…

    Wenn die ÖR über 20 Sender betreiben kommt zwangsläufig irgendwo etwas anspruchsvolles… Zur gleichen Zeit läuft aber auch viel Schrott bei den ÖR…
    Das was anspruchsvolles kommt sagt aber nichts darüber aus wo das meiste Geld hin fließt oder warum man für über 20 Sender zahlen soll wenn es auch mit weniger gehen würde…
    Die ganzen anspruchsvollen Kanäle kosten das wenigste bei den ÖR.Die können wir gerne behalten….

  59. @gezeichneter (62)
    wegen „Verarsche“ bei den Mediatheken: googel doch mal nach „3-Stufen-Test“, dann weißt du, woher die Verarsche kommt

  60. @62 gezeichneter
    Die ÖR dürfen ja auch noch Geld durch Werbung einnehmen… also wird man sogar dreimal abgeschöpft ;-)

  61. @gezeichneter 62

    Genau das mit den Mediatheken halte ich auch für das größte Problem. Ich habe keinen Fernseher und bisher immer brav meine Radio/Internetgebühr bezahlt. Jetzt zahle ich fürs Fernsehen. Und das, obwohl ich die meisten Sendungen im Internet nicht ansehen kann. Und die Sendungen, welche abrufbar sind, ein Verfallsdatum von meist 1 Woche haben. Was soll das? Mir ist durchaus klar dass diese Idee nicht von den öffentlich rechtlichen kommt. Aber wenn man ein System so umstellt, dass auch Internetnutzer voll zahlen müssen, sollte sich mal jemand darüber Gedanken machen. Dann will ich als nur Internetnutzer diese Sendungen nämlich auch abrufen können. Dann würde ich sogar gerne zahlen. Warum gibt es eine solche Diskussion denn nirgends?

    Von den ganzen anderen Problemen (x Telenovelaproduktionen, Championsleaque, Profiboxen etc.) mal ganz abgesehen.

    Und dass viele Haushalte entlastet werden halte ich ebenfalls für ein Gerücht. Sicherlich müssen auf dem Papier jetzt WGs weniger zahlen. Aber mal ehrlich, kennt denn jemand eine WG, die mehrmals Fernsehbeitrag gezahlt hat? Im Gegenteil zahlen zumindest die meisten StudentenWGs garnichts (und zwar nicht weil sie befreit wurden, sondern einfach so). Und auch die Anzahl an Familien die für Ihren Nachwuchs im Haus nochmal extra zahlen ist sicherlich überschaubar….

    Außerdem sehe ich noch ein weiteres Problem auf uns zukommen. Nämlich dass bald die Gemeinschaft nicht mehr bereit sein wird für ÖR zu bezahlen. Und dann wird dieses System vermutlich komplett abgeschafft, was ich auch sehr schade fände. Es liegt also auch im Eigeninteresse der ÖR sich da mal einer wirklichen Debatte zu stellen was sie überhaupt leisten sollen und können.

    (Nichts desto trotz finde ich eine Argumentation mit falschen Fakten wie im Handelsblatt natürlich Mist.)

  62. Ich lese in den vergangenen Wochen in Tages- und Wochenzeitungen, schaue im Fernsehen in Magazinen und in Nachrichtenformaten und lese im Netz in Blogs und auf News-Sites so einiges und viel Gutes und viel Seltsames zum Thema Haushaltsabgabe – und habe immer noch Fragen, die sich auch nach intensiver Beteiligung und Verfolgung von Kommentaren wie zu diesem Blogpost einfach nicht beantworten lassen:

    1. Kann mir jemand mal – gerne mit fundiertem Zahlenmaterial – erklären, warum wir diese hohe durchschnittliche Sehdauer pro Tag von rund vier Stunden in Deutschland haben, wo doch, wenn man die Kommentare in den Foren und Blogs so durchschaut, gefühlt 85 Prozent nie den Fernseher einschalten, kein Autoradio haben und sich auf ihren PCs und Tablets nie irgendeinen TV-Stream anschauen? Das bekomme ich nicht übereinandergeschoben. Ganz zu schweigen von der Frage, warum dann die Zeitungen sterben, die doch von diesen Menschen millionenfach gelesen werden müssten, weil sie ja sonst gar nicht die Informationshöhe halten können, mit der sie argumentieren. Oder ist dann tatsächlich die Haupt-Informationsquelle der TV-/ö/r-Abstinenzler das Internet?

    2. Welches Demokratie- und Journalismus-Verständnis muss ich bei einer Vielzahl meiner Mitbürger voraussetzen, wenn ich mir die Statements zum „Zwangsfernsehen“, zur „Bevormundung durch öffentlich-rechtliche Sender“, zum Rundfunksystem, zu unserer Verfassung und zum Zweck von Solidarbeiträgen, wie es die Haushaltsabgabe nun einmal ist, anschaue? Die in weiten Teilen unsachliche und von nur wenig Sachkenntnis geprägte „Kritik“ lässt Gegenentwürfe und konstruktive Alternativ-Vorschläge vermissen, auch an den Punkten, bei denen man im Diskussionverlauf als Befürworter des Systems durchaus Konzessionen macht und sogar die Themenfelder, die durchaus optimierungswürdig sind, „frei Haus“ liefert.

    3. Ohne hier die aktive Beteiligung an einem Lagerkampf als Eindruck entstehen zu lassen, aber: Wie viel besser ist denn die Situation im Print-Bereich? Gerade hier, wo es in den letzten zwanzig Jahren zu massiven Ausdünnungen in Redaktionen, publizistischen Einheiten = Tageszeitungen und eigenständiger Recherche gekommen ist, wo deutliche Einflusskonzentrationen durch Aufkäufe und Zusammenschlüsse von Blättern zur einer erheblichen Verringerung der Meinungsvielfalt geführt haben – gerade hier kann man viel eher das unterstellen, was dem „Zwangsfernsehen“ unterstellt wird: Gezielte Einflussnahme, Parteilichkeit, das Beeinflussen der täglichen Neuigkeitsagenda durch Kampagnen und durch Weglassen unliebsamer Themen usw. usf. Ich denke, der Print-Markt präsentiert mir nach wie vor eine ausreichende, wenn auch schrumpfende, Menge an Blättern unterschiedlicher Ausrichtung, so dass ich für meine Meinungsbildung wählen kann – noch. Aber es wird zunehmend mühevoller. Derlei Tendenzen kann man bei den öffentlich-rechtlichen trotz der verankerten Einflussnahme der Politik zum Beispiel im Fernsehrat/bei den Rundfunkräten nicht sehen – und wenn, werden sie durch Redakteure und Formate in eben jenem System aufgezeigt (man erinnere sich an den Fall Brender und man möge nur regelmäßig im NDR „Zapp“ anschauen – das Format keilt regelmäßig auch gegen den eigenen Sender). Die Verleger haben es leider hervorragend verstanden, durch ihre gezielte Bereichterstattung zu den Internet-Auftritten der öffentlich-rechtlichen Sender und solchen Angeboten wie die Tagesschau-App ein Meinungsbild entstehen zu lassen, was die durch die Verleger der Politik aufgezwungene Beschränkung der Vorratshaltung öffentlich-rechtlicher Programme in deren Mediatheken als eine Leistung dastehen lässt. Das geht so weit, dass – wie auch hier in Kommentaren zu verzeichnen – der Eindruck sich manifestiert, die Sender selbst hätten entschieden, Inhalte nach sieben Tagen wieder aus der Mediathek zu nehmen. PR-technisch kann man hier nicht nur von einem Spin, sondern von einem Twist sprechen – von gezielter Verdrehung von Tatsachen. Und genau in diese Linie passt eben der von Stefan Niggemeier zu Recht kritisierte Beitrag von Herrn Siebenhaar.

  63. @ichbinich, Kommentar 71: Ist es in Bezug auf den Aspekt „Was zahlten WGs früher, was zahlen sie heute?“ wirklich ein Argument, festzustellen, dass WG-Bewohner nach dem alten System nie in Gänze gezahlt haben? Doch wohl nicht ernsthaft und eine Sekunde lang. Das Nichteinhalten der Regel, die auch schon früher ganz klar dem Solidargedanken verpflichtet war, ist rechtlich eindeutig zu bewerten – es ist falsch und zu ahnden. Und wird anscheinend auch in der Rückschau immer noch als Kavaliersdelikt betrachtet. Das ist von der Denkhaltung nichts anderes als Steuerhinterziehung – mit einem derartigen Vorgehen schadet man der Gemeinsachaft, derer Solidarsysteme man sich an anderer Stelle bedient. Ohne Teilhabe jedes Einzelnen – und sei es zunächst nur durch das Bezahlen der Abgabe – kann ein System wie der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht bestehen bleiben – wer sich nicht mit dem Mindestaufwand einbringt, kann nicht gleichzeitig die Kritik-Keule schwingen, denn er hat sich ja aktiv aus dem Mitwirkungsprozess durch Nicht-Zahlen verabschiedet. Die normative Kraft des Faktischen, die aus Fehlverhalten entsteht, darf kein Argument sein – dann brauchen wir nämlich überhaupt keine Regeln mehr.

  64. @Kai Heddergott: 2. Welche Rückschlüsse lässt denn die Verwendung des Begriffs „Zwangsfernsehen“ und „Bevormundung“ in diesem Kontext auf das Demokratie- und Journalismusverständnis zu?
    Und welche Gegenentwürfe soll man denn als Gegner des Systems anbieten, außer seiner ersatzlosen Streichung?

  65. @Muriel: Dann wäre aber schon viel gewonnen in der Debatte, wenn die Leute, die den öffentlich-rechtlichen Rundfunk abschaffen wollen, offen dafür plädieren und nicht die Systematik des neuen Beitrags skandalisieren.

  66. @Kai Heddergott/ 70, Punkt 1

    Zunächst sollte man sich fragen, wie diese Zahl der durchschnittlichen Sehdauer gemessen wird. Klar ist, dass niemand sämtliche Fernsehzuschauer erfassen kann, sondern nur eine Stichprobe für diese Zahl zugrunde legt. Das heißt, dass die durchschnittliche Sehdauer letztlich statistisch geschätzt wird. Sie ist also keine in Stein gemeißelte Wahrheit.

    Zweitens sagt ja schon das Wort Durchschnitt, dass diese Zahl nicht angibt, wie sich die Fernsehstunden auf die einzelnen Bevölkerungsgruppen letztlich verteilen. Die Angabe des Durchschnitts lässt also durchaus die Aussage zu, dass viele Leute gar kein Fernsehen schauen. Schließlich ist es auch bekannt, dass das Fernsehen oft eine ältere Zielgruppe ansteuert und jüngere Menschen nicht mehr erreicht. Das sind dann auch jene, die in Foren und Blogs kommentieren.

    Drittens: Nur die Gewohnheit, selber Medien zu konsumieren, macht es so unvorstellbar, dass andere Menschen komplett darauf verzichten. Ich selber habe keinen Fernseher und kann mir meinerseits nicht vorstellen, wie es so viele Leute allabendlich aushalten, vor der Glotze zu sitzen. Ich will damit sagen, dass das für einen selbst Ungewohnte nicht unbedingt deshalb auch eine Fiktion ist.

  67. @Stefan Niggemeier: Einerseits stimme ich da voll zu, andererseits (Ich habe da als libertärer Spinner viel Übung.) muss man manchmal noch eine Zweitposition haben, die man realistischerweise vertreten kann, wenn man die Erstposition für nicht durchsetzbar hält.
    Ich bin zum Beispiel auch der Meinung, dass das neue Gebührensystem noch (marginal) weniger sinnvoll und (etwas weniger marginal) unerfreulicher ist als das alte, obwohl ich andererseits natürlich zugeben muss, dass das alte System für Befürworter eines zwangsfinanzierten Rundfunks den offensichtlichen Mangel hatte, dass es in der Praxis auf einen freiwilligen Beitrag hinauslief, was in Anbetracht seiner eigentlich Zielsetzung wirklich ein bisschen dämlich war.
    Wenn ich mich also nur zwischen denen entscheiden dürfte, würde ich auch das alte System wieder haben wollen, obwohl ich gleichzeitig natürlich eine völlig Abschaffung insgesamt am liebsten hätte.

  68. @M.Boettcher und @Stefan Niggemeier:

    Vielleicht sollte man die Gebühren wirklich besser als progressive Steuer einziehen. Dann sollen sich doch die Länder mit dem Bund rumschlagen, und die Belastung für mich als Geringverdiener wäre wenigstens meinem Einkommen angemessen. Dann wird man ja sehr schnell sehen was der Politik das ÖR System so wert ist. Oder man sollte mir die Möglichkeit geben komplett aus dem System auszusteigen(wie bei der Kirchensteuer). Aber da sorgt man ja vor, mit kastrierten pseudo-online Angeboten vor denen man sich nicht wehren kann.

    Für die Kirchen treibt der Staat das Geld kostenlos ein(zweckgebunden, oder?), warum nicht für die öffentlich-rechtlichen Bedürfnisanstalten? Ach ja, die Unabhängigkeit! Nicht ernsthaft, oder?!

    Vor die Wahl gestellt, würde ich lieber weiter meinen ‚grünen‘ Strom bezahlen als ÖR(oder TV generell) zu konsumieren. Wird so leider nicht klappen, weil man mir die Wahl nicht lässt! Vielmehr drängt mich das ‚alternativlos‘ zurück zum ‚dreckigen‘ Strom. Mit solchen Entscheidungen muss sich ein nicht unerheblicher, und immer schneller wachsender Teil unserer Gesellschaft rumschlagen.

    Wenn man sich das alles vor Augen führt, ist das doch wohl eine ziemlich ungerechte und unverschämte Zwangsabgabe, nur um ein völlig über-bürokratisiertes und hochgradig redundantes System noch mehr zu ‚überfetten‘.

    Kann man nur hoffen, dass das Verfassungsgericht diesem Quatsch ein Ende bereitet.

    @Teefax: Danke, das war mir nicht bekannt.
    @Patrick S.: Stimmt, das hatte ich vergessen – Triple-Schröpfung :-)

  69. @Muriel, Kommentar 72: Bevormundet wird durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk niemand – dieser hat die Haushaltsabgabe nicht beschlossen, sondern die Politik. Wie auf die Einfluss genommen werden kann, wissen wir ja, da gibt es verschiedene Möglichkeiten auch zwischen den Legislaturperioden, das geht also nicht nur alle vier/fünf Jahre. Wer also mit der Haushaltsabgabe unzufrieden ist, der wende sich doch zunächst einmal an seinen Abgeordneten, der dann bitte an den medienpolitischen Sprecher der Partei/Fraktion herantreten kann. Von Bevormundung – und das war der Inhalt der Kommentare – kann auch durch das Programmangebot nicht gesprochen werden, das ist kein „Staatsfernsehen“, wie oft unterstellt, das ist staatlich verankertes Fernsehen (und Radio), wo es tagtäglich Diskussionen um inhaltliche Ausrichtungen sogar auf Beitragsebene in den Redaktionen gibt. Als Ausnahme mag hier der Bayerische Rundfunk gelten.
    Und „Zwangsfernsehen“ hieße mediales Waterboarding, wie es dem bemitleidenswerten Protagonisten in „Clockwork Orange“widerfährt (indem er mit Augenklammern dazu gezwungen wird, stundenlang Fernsehen zu sehen).
    Das aus meiner Sicht erkennbare Demokratie- und Journalismusverständnis? Wenn wie in Kommentar 67 (mittlerweile gelöscht – zu Recht, wie ich finde) mit dem Artikel 5 GG argumentiert wird, dass jeder ein Recht auf die freie Meinungsäußerung hat und dass der ö/r-Rundfunk uns „Privatmeinungen“ von Jörg Schönenborn „aufzwingt“, dann erkenne ich, dass sowohl der angeführte Artikel aus auch die Funktion des Journalismus in einem demokratischen System nicht wirklich verstanden wurden. Wenn ich lese, dass Stefan Niggemeier darauf hinweisen muss, warum die Abgabe keine Steuer ist, erkenne ich, dass sich viele mit den Grundlagen ihres Lebens und des sie umgebenden politischen Systems und seiner Instrumente nicht ausreichend auseinandersetzen.
    Auf die Frage „Welche Gegenentwürfe soll man denn als Gegner des Systems anbieten, außer seiner ersatzlosen Streichung?“ kann ich eher affektgesteuert nur feststellen: Das hat die konstruktive Kraft anarchischer Pamphlete.Malen wir uns doch mal aus, was wäre, wenn die „Gegner des Systems“ sich mit ihrem Abschaffungs-Wunsch durchsetzten. Was hätten wir dann für ein Mediensystem im Rundfunk? Welche Anbieter und Angebote würden sich durchsetzen? Welche Auswirkungen hätte das auf Meinungsbildung und -vielfalt? Welche Auswirkungen auf die nachwachsenden Generationen und die Vermittlung – siehe oben – der Rahmenbedingungen und Eckpfeiler unseres rechtsstaatlichen und demokratischen Systems? Ich denke, die Antworten liegen auf der Hand.

  70. @Kai Heddergott: Danke für die Erläuterung. Es ging mir tatsächlich nur um die beiden konkreten Beispiele, und da verstehe ich nun, wo Sie die Verbindung zu Journalismus- und Demokratieverständnis ziehen. Ich wäre der Meinung, dass es wir die kritisierten Formulierungen auch anders deuten könnten, als Sie es tun, und dass sie dann durchaus Sinn ergäben, aber von Definitionsdiskussionen verspreche ich mir nicht viel, deswegen begnüge ich mich damit, Ihre Sichtweise zu verstehen.

    Das hat die konstruktive Kraft anarchischer Pamphlete.

    Ich könnte jetzt sagen, dass ich als Anarchist das Problem nicht sehe, aber da ich noch nie ein anarchisches Pamphlet gelesen habe (und schon kommen sehe, dass wir auch unter Anarchie verschiedene Dinge verstehen), will ich mich lieber nicht zu weit aus dem Fenster lehnen und ausnahmsweise mal bei der Sache bleiben.

    Was hätten wir dann für ein Mediensystem im Rundfunk?

    Ein vernünftigeres, würde ich sagen. Eines, in dem man sich bei der Gestaltung seiner Inhalte daran orientieren muss, wofür jemand freiwillig bezahlt, und sich nicht darauf verlassen kann, durch eine Zwangsabgabe finanziert zu werden.

    Welche Anbieter und Angebote würden sich durchsetzen?

    Mutmaßlich die, die dem Publikum am besten gefallen.

    Welche Auswirkungen hätte das auf Meinungsbildung und –vielfalt?

    Ich weiß nicht. Was denken Sie?

    Welche Auswirkungen auf die nachwachsenden Generationen und die Vermittlung — siehe oben — der Rahmenbedingungen und Eckpfeiler unseres rechtsstaatlichen und demokratischen Systems?

    Wollen Sie mit dieser Frage andeuten, dass die Vermittlung dieser Werte und dieser Pfeiler vom Fernsehen abhängt? Wie soll das denn funktionieren? Sie glauben offenbar nicht, dass Menschen sich gerne Sendungen zu diesem Thema ansehen, denn sonst würden Sie ja nicht glauben, dass diese Sendungen sofort verschwinden würden, wenn die Zwangsfinanzierung abgeschafft wird.
    Andererseits scheinen Sie zu glauben, dass die Bürger dieses Landes, insbesondere die Kinder, ihre Informationen vorrangig oder sogar ausschließlich über solche Sendungen beziehen und es keine andere Möglichkeit gibt, ihnen diese zu vermitteln.
    Wie passt das denn zusammen? Und habe Sie wirklich den Eindruck, dass die nachwachsenden Generationen zurzeit gebannt die Dokumentationen des ÖR-Rundffunks zu diesen Themen verfolgen? Dass die Meinungsbildung und -vielfalt hierzuland vorn ARD und ZDF abhängt?
    Falls ja, würde mich interessieren, woraus er sich speist.

    Ich denke, die Antworten liegen auf der Hand.

    Ich nicht. Es gibt doch Länder ohne zwangsfinanzierten Rundfunk. Gibt es Erkenntnisse, dass dort irgendwas signifikant schlechter läuft als in denen mit? Wenn ja, würden sie mich ganz aufrichtig interessieren. Ich lerne ja gern dazu.

  71. @Michael Lohmann, Kommentar 74:
    Sicherlich schauen mehr „ältere“ Menschen mehr Fernsehen als jüngere – das wird aber durch die demographische Entwicklung noch eher der Fall sein, demnächst sind wir „die Alten“ und haben gewisse Rezeptionsgewohnheiten. Argumente wie „Fernsehen muss im digitalen Zeitalter anders sein“ und „junge Menschen werden nicht erreicht“ verfangen nicht wirklich – das Datenmaterial spricht für sich (die „Jungen“ schauen weniger als die „Alten, richtig – aber 30jährige bis 49jährige sind nicht wirklich „alt“ und rund 150 Minuten Sehdauer bei den 14 bis 30jährigen trotz zu unterstellendem Internetkonsum ist auch nicht nichts – da scheinen Mythen sehr stark zu wirken): http://de.statista.com/statistik/daten/studie/152389/umfrage/durchschnittliche-fernsehdauer-pro-tag/ ; anders aufbereitet auch hier: http://www.ard.de/intern/medienbasisdaten/fernsehnutzung/fernsehnutzung_20im___23220_3Bberblick/-/id=55024/bxj2vh/index.html ; sehr deutlich hier: http://de.statista.com/statistik/daten/studie/2913/umfrage/fernsehkonsum-der-deutschen-in-minuten-nach-altersgruppen/

    Und es ist zu fragen, ob diejenigen, die in den Diskussionen zur Haushaltsabgabe anführen, sie schauten entweder kein Fernsehen oder besäßen kein Empfangsgerät, exakt die max. 0,3 Prozent sind, die bei der Betrachtung der technischen Reichweite als „Nichtempfänger „einzustufen sind (siehe http://www.ard.de/intern/medienbasisdaten/empfangssituation/technische_20reichweiten/-/id=54848/1hwge2l/index.html ). Das bezweifele ich in höchstem Maße. Nicht, weil ich das will. Sondern weil die Sachlage das einfach nahelegt.

  72. @ Kai Heddergott (#70):
    Zu Ihrem Punkt 1: Keine Ahnung, wer so viel fernsieht. Die Leute, die täglich stundenlang vor der Kiste verbringen, sind mutmaßlich andere als die wohl eher begrenzte Zahl der Leute, die im Internet kommentieren. Was die Informationsbeschaffung angeht, denke ich dass es mittlerweile viele Leute gibt, die sich in erster Linie über das Internet informieren. Es gibt eine Menge brauchbare Portale, wo man nicht schlechter informiert wird als bei den öffentlich-rechtlichen Sendern und den gedruckten Zeitungen. Zeit Online, SPON, sueddeutsche, faz.net, taz fallen mir spontan ein. Ich selbst komme normalerweise völlig ohne die Öffentlich-Rechtlichen aus und glaube nicht, dass ich schlechter oder weniger neutral informiert bin als jemand, der seine Informationen vorrangig aus dem Angebot der Öffentlich-Rechtlichen bezieht.

    (Das ist übrigens kein Boykott meinerseits, ich brauche die in der Regel einfach nicht. Ich lese lieber zweimal am Tag ein paar Artikel auf einem Nachrichtenportal als dass ich mir stündlich dieselben dreieinhalb Meldungen zuzüglich Eigenwerbung der Sender anhöre. Musik höre ich gezielt nach Geschmack und Stimmung, und die passen eigentlich nie zu dem, was egal welcher Sender so spielt. Und statt dass in der Tagessschau irgendwelchen Talking Heads beim Abgeben ihres mehr oder weniger relevanten Senfs zuhöre und mir den oft genug ziemliche beliebigen Fülltext eines besorgt dreinschauenden Korrespondenten antue, lese ich zu demselben Thema lieber einen Artikel und weiß in derselben Zeit genausoviel oder mehr. Da ergibt sich für mich einfach nicht die Notwendigkeit, auf Leistungen der Öffentlich-Rechtlichen zurückzugreifen. Wo ich was davon habe, wie etwa bei der Fußball-WM, nutze ich das Angebot auch. Mitbezahlen muss ich es ja sowieso. Fernseher habe und will ich keinen.)

    Ganz nebenbei: Dass jemand Fernseher oder Autoradio hat, bedeutet ja noch lange nicht, dass derjenige auch Leistungen der Öffentlich-Rechtlichen in Anspruch nimmt. Es gibt genug private Sender, die zur Bedudelung herangezogen werden können.

  73. @ Stefan Niggemeier: Ich glaube gar nicht mal, dass so viele den ÖR gänzlich abschaffen wollen. Aber freuen würden sie sich, wenn der ÖR zurückkäme zu dem, was er mal war: eine Grundversorgung. Sagen wir mal, zwei Hauptsender und einige Regionalsender. Und die Hauptsender könnten vielleicht verzichten, parallel das gleiche zu senden, aber dennoch jeweils eigene Korrespondenten vor Ort zu haben (Königshochzeiten) und das hochgelobte anspruchsvolle Fernsehen der eigentlich überflüssigen Spartensender mal ins Hauptprogramm zu nehmen. Und mal konsequent durchziehen, was sie sich auf die Fahnen schreiben: Schlagersendungen beibehalten, aber ebensoviel Platz für Heavy Metal einräumen (und den nicht auf mitten in der Nach in den NDR verbannen). Und auch nicht die Leute für´s Internet zahlen lassen, aber dann die Angebote nicht zur Verfügung stellen.

    Wären die ÖR nicht so schrecklich selbstgerecht und würden sie mal machen, was sie sollen, müssten wir nicht über die Abschaffung diskutieren.

    Die Haushaltsabgabe ist einfach ungerecht, besonders für Menschen mit Zweitwohnungen und Dienstwagen. Jeder kann nur einmal fernsehen und einmal Radio hören. Ist mir schleierhaft, warum man für zwei Wohnungen einer einzigen Person zweimal zahlen soll. Und dann auch nochmal im Hotel.

    Ich wundere mich sehr, dass diese Diskussion nicht einmal auch in der Öffentlichkeit solide geführt werden kann.

  74. @Kai Heddergott/ 80

    Ihr Zweifel ist sicher berechtigt, unterstellt aber mir und anderen, wir würden aus propagandistischen Zwecken lediglich behaupten, kein Fernsehen zu nutzen.

    Wesentliche Einwände haben Sie nicht entkräftet. Wie gesagt, der Durchschnitt sagt nichts darüber, dass alle gleichermaßen die selbe Fernsehnutzung haben. Es ist und bleibt möglich, dass einige Leute extrem viel schauen, andere kaum. Der Durchschnitt ist nur eines von mehreren Häufigkeitsmaßen und sagt alleine noch nichts verlässliches über eine Häufigkeitsverteilung aus.

    Zweitens kann es doch sein, dass diejenigen, die kommentieren in Blogs und Foren, auch nicht repräsentativ für ihre Altersgruppe sind. Das ist sogar sehr wahrscheinlich. Vor allem werden sich eher diejenigen öffentlich gegen die Gebührt positionieren, die tatsächlich keinen ÖR nutzen. Die anderen haben möglicherweise kein gesteigertes Interesse an solchen Diskussionen. Deshalb bleibt es möglich, dass gerade die von Ihnen erwähnten 0,3 Prozent Nichtgucker im Netz konzentrierter auftreten (In meinem Fall ist das zumindest nachvollziehbar: Die Zeit, die ich einst mit TV verbracht habe vor Jahren, verbringe ich heute meistens im Netz).

  75. @Muriel, Kommentar 78: Danke für die ausführliche Replik. Ich nehme die Bälle gerne auf:

    Das Medien-/Rundfunksystem – was hätten wir ohne ö/r für eines?

    Eines, in dem man sich bei der Gestaltung seiner Inhalte daran orientieren muss, wofür jemand freiwillig bezahlt, und sich nicht darauf verlassen kann, durch eine Zwangsabgabe finanziert zu werden.

    Das verstehe ich nun so: Die Märkte regeln das. Was dort nämlich erfolgreich gehandelt wird, entscheiden die Konsumenten. Und – da fasst man sich ja auch an die eigene Nase – man wird dann vermutlich weniger für Weltspiegel & Co zahlen als für Bundesliga & Show. Das Leben ist ja schon hart genug. Da möchte man nicht auch noch für Information über mitunter unschöne Dinge bezahlen. Das ist jetzt nicht polemisch – das ist ehrlich. Der ö/r-Rundfunk nimmt mir da aber eine Entscheidung ab – ich habe eine „Flatrate“ in Gestalt der Haushaltsabgabe – welche Inhalte in welcher Redundanz und mit welchem personellen und administrativen Aufwand da im Einzelnen erstellt und angeboten werden, das ist zu diskutieren, ganz klar. Die Diskussion ergibt sich aber eben nur, weil das ö/r ist. RTL würde sich so etwas verbitten, SAT.1 auch.

    Anbieter und Angebote, die sich durchsetzten:

    Mutmaßlich die, die dem Publikum am besten gefallen.

    Ganz sicher. Schauen wir doch mal, wie trotz der Kritik an GEZ (früher) und Haushaltsabgabe (heute) in der jüngsten Vergangenheit von den Konsumenten entschieden wurde:
    http://meedia.de/fernsehen/dezember-sat1-faellt-auf-20-jahres-tief/2013/01/02.html
    und
    http://meedia.de/fernsehen/2012-rtl-im-freien-fall-zdf-dank-em-vorn/2013/01/02.html

    Und welche Auswirkungen die Abschaffung auf die Meinungsbildung und Vielfalt hätte? Die Meinungsbildung ist ein ziemlich wichtiger Faktor für das Funktionieren einer Demokratie. Dafür braucht es entsprechende Informationsangebote. Ohne die kann ich nicht fundiert eine Meinung zu politischen Entscheidungen, gesellschaftlichen Entwicklungen und Vorkommnissen aufbauen, die in den Momenten, an denen ich als Bürger mein Mitspracherecht umsetzen kann (z.B. durch das Setzen eines Kreuzchens auf einem Wahlzettel), zum Tragen kommt. Auch wenn das kein Spaßformat ist: Die Berichterstattung eines Parteitages vermittelt mir z.B. – medial aufbereitet, redaktionell bearbeitet, zurechtgeschnitten, sicher – einen Eindruck davon, welche Ziele eine Partei sich auf die Fahne schreibt und ob ich mich damit anfreunden kann oder nicht. Solche Formate und inhalte Liefert mir der ö/r-Rundfunk – die dem Konsumentenwunsch verpflichteten privaten Sender nicht. Die Informationsfenster z.B. bei SAT.1 und ProSieben (die ja zusammengehören), kann man ernsthaft als solche nicht bezeichnen – das hat sich über die Jahrzehnte, die die Angebote nunmehr verfügbar sind, nicht geändert.

    Und die nachwachsende Generation? Die soll nicht gebannt vor den Dokumentationen sitzen. Die soll die Möglichkeit haben, sich mit Formaten wie z.B. dem Weltspiegel ein differenziertes Bild von eben jener Welt zu machen, sie soll sowohl regional als auch national und international mit Berichten und Einordnungen zum Zeitgeschehen versorgt werden, damit sie auswählen kann, welche Informationen hilfreich sind und für die eigene Entscheidungsfindung taugen – sind diese durch die Entscheidungen am Markt (s.o.) gar nicht vorhanden, haben wir vor allem eines: Zerstreuung. Die ist dann zwar preiswerter oder gar (scheinbar) umsonst zu haben. Gesellschaftlich zuträglich ist das aber m.E. nicht.

    Das liest sich so, als sei ich ein stockkonservativer, bundesrepublikanisch (West, Kohl-Ära) denkender Mensch. Das ist mitnichten so. Ich habe das Privatfernsehen seinerzeit (als junger Mensch) begrüßt und die überaus kritischen Positionen der SPD und anderer in den späten Siebziegern und frühen Achtzigern im Vorfeld der Einführung des Privatfernsehens für übertrieben und kulturpessimistisch gehalten. Ich bewerte das heute anders. Ich denke, das ö/r-System ist tatsächlich eine unverzichtbare Säule unseres Gesellschaftssystems. Ohne die USA allzu leichtfertig zu verteufeln (ich habe mich zuviel mit dem Land und seinem demokratischen und seinem Mediensystem beschäftigt): Beispiele wie Fox zeigen, wie staatliche Einflussnahme auf private Medienbetriebe sogar helfen können, illigitme, gar illegale Feldzüge medial zu argumentieren und sich so die Mehrheit in der Bevölkerung zu beschaffen. Ob der ö/r-Rundfunk davor gefeit ist? Natürlich nicht 100%, aber doch wohl weitgehend.

  76. @81 Barbara
    Das keine solide Diskussionen geführt wird führt halt dazu das Extrempositionen eingenommen werden (Abschaffung des ÖR) Die ÖR tun sich keinen Gefallen damit diese Diskussion aus dem weg zu gehen… langfristig schaden sie sich damit. (immer mehr unzufriedene nehmen die Extremposition ein)

  77. Ist die Position, dass man das Fernsehprogramm, das man gerne hätte, doch bitte nicht zwangsweise von Leuten finanzieren lassen sollte, die kein Interesse dran haben, denn wirklich so extrem?
    Ich meine, ich habe ja nichts dagegen, dass ARD und ZDF und NDR2 und N-Joy und MDR und NDR1 und KiKa und so weiter existieren. Wer die will, darf die von mir aus gerne sehen, und ein paar Sendungen würde ich mir vielleicht sogar auch gerne anschauen. Wissen mach Ah! ist zum Beispiel toll, und die Sendung mit der Maus … naja, manchmal geht die auch einigermaßen. Oder eben der Tatortreiniger. Total toll.
    Aber das ändert nichts dran, dass ich es unanständig finde, dass Leute dafür bezahlen müssen, die es nicht wollen.

  78. @Muriel
    Auf dem ersten Blick finde ich Ihr Argument einleuchtend. Ich will das Fernsehen nicht, will daher auch nicht dafür bezahlen müssen.

    Auf dem zweiten Blick bin ich mir nicht mehr sicher. Als Steuerzahler zahle ich für eine ganze Menge Dinge, die ich nicht will und die ich persönlich nicht als Leistung des Staates gefordert habe. Hinzu kommt, dass sogar Dinge damit finanziert werden, die ich grundfalsch finde. Ich muss es ja auch hinnehmen, dass Politiker von Parteien, die ich grundsätzlich ablehne, über die Verwendung von Steuermitteln entscheiden.

    Das ist jetzt aber mehr eine theoretische Überlegung als ein Stimmungsbericht. Denn die Nutzung von staatlich eingezogenen Geldern durch einen politischen Willen ist auch eine Freiheit, jenseits einer breiten Nachfrage Notwendiges (oder was man jeweils politisch dafür hält) zu finanzieren. Ein konsequentes Mehrheitsprinzip würde letztlich in einen Markt führen, wo die Nachfrage regiert. Aber vieles würde bei einer bloß auf mehrheitliche Nachfrage reagierender Politik unter den Tisch fallen. Dennoch kann das, was nur einer Teilgruppe der Gesellschaft zugute kommt, für die ganze Gesellschaft wichtig sein oder politisch als wichtig empfunden werden. Im Fall des ÖR war es wohl der Gedanke eines marktunabhängigen Journalismus. Diesen Gedanken finde ich eigentlich ganz charmant, auch wenn er durch Formate wie Plasberg, Jauch, Will und Christiansen und wie diese Durchlauferhitzer für Fernsehpolitiker alle heißen, hintertrieben wird.

  79. @Kai Heddergott 71

    Es geht nicht darum, dass ich das frühere Nichtzahlen rechtfertigen will. Aber es ist dennoch ein Fakt, dass die meisten Studenten nicht gezahlt haben (Im Übrigen sicher nicht aus Böswilligkeit, sondern einfach weil man als Student nun mal nicht im Geld schwimmt).

    Das Argument der ÖR jedoch, dass viele Leute auch billiger wegkommen und deswegen nicht mit starken Mehreinnahmen zu rechnen ist halte ich trotzdem deswegen für falsch weil es die Realitäten nicht wahrnimmt.

    @81 Barbara

    Ich verstehe auch nicht warum es nicht mal eine Debatte darüber gibt, bei der neuen Gebühr wieder eine vernünftige Nutzbarkeit der Mediatheken sicherzustellen und auch andere Sendungen (z.B. Dokus) ins Netz zu stellen.

    In dem Zusammenhang nochmal zu 70 Kai Heddergott:

    Ich weiß sehr wohl, dass diese Idee der begrenzten Nutzbarkeit nicht vom ÖR kommt. Jedoch muss mir auch die Offensive der Sendeanstalten gegen die Regelung — vor allem in Bezug auf den neuen Rundfunkbeitrag — entgangen sein. Und wer, wenn nicht die Sendeanstalten, müssen sich da für ein Umdenken engagieren?

    Ich sehe in der Zukunft sonst auch das Problem, dass die Gesellschaft einfach nicht mehr bereit sein wird, für den ÖR zu bezahlen und dieser dann ersatzlos gestrichen wird. Es ist also auch im Interesse des ÖR, da mal eine Debatte anzustoßen, was dieser eigentlich leisten kann und soll. Allerdings scheinen die Leute da so in Besitzstandswahrung gefangen zu sein, dass dies nicht möglich ist (analog zur Debatte Leistungsschutzrecht in den privaten Zeitungen).

  80. Irgendwann, in hoffentlich nicht allzu ferner Zukunft, wird man keine Pauschalgebühr mehr bezahlen, sondern nur noch das was man wirklich guckt. Pay-TV auch bei den öffentlich-rechtlichen und privaten Sendern.

  81. @Michael Lohmann:

    . Als Steuerzahler zahle ich für eine ganze Menge Dinge, die ich nicht will und die ich persönlich nicht als Leistung des Staates gefordert habe.

    Da bin ich jetzt wieder bei der Erst- und Zweitposition (falls Sie meinen beitrag @Stefan Niggemeier oben gelesen hatten).
    Als libertärer Spinne könnte ich jetzt einfach antworten: „Genau, und das ist auch Quatsch.“ Aber weil ich die Erfahrung gemacht habe, dass das erstens nicht gut ankommt und zweitens zu so abwegigen Grundsatzdiskussionen führt, dass der Hausherr dann garantiert einschreiten müsste, weiche ich auf meine Zweitposition aus:
    „Stimmt, aber der Rundfunkbeitrag ist keine Steuer, sondern was anderes, und auch bei steuerfinanzierten Leistungen sollte der Staat nicht nur nach meiner, sondern meines Wissens auch nach der ansonsten ganz herrschenden Meinung, verdammt gute Argumente dafür haben, dass sie steuerfinanziert sein müssen. Wir haben ja auch keine öffentlich-rechtlichen Bäckereien, Buchhandlungen, Zeitungen oder Restaurants, obwohl man die mit ziemlich genau den gleichen Argumenten fordern und rechtfertigen könnte, die üblicherweise für den Rundfunk angebracht werden.“

    Dennoch kann das, was nur einer Teilgruppe der Gesellschaft zugute kommt, für die ganze Gesellschaft wichtig sein oder politisch als wichtig empfunden werden.

    Klar, ja. Aber erstens kann man ja nicht einfach nur behaupten, es sei wichtig (und zwar so wichtig, dass man Leute, die es eigentlich nicht wollen, trotzdem zwingen muss, es zu bezahlen), sondern man muss auch echt gute Argumente haben. Ich persönlich fände zwar, dass es dann immer noch nicht gerechtfertigt wäre, es zwangsweise zu finanzieren, aber ich könnte zumindest den Weg der Meinungsbildung verstehen, wenn ich diese Argumente sehen würde. Wenn etwa in allen Ländern ohne ÖR-Rundfunk wirklich nur unerträglicher Mist produziert würde, keine Information mehr öffentlich zugänglich wäre, und das gesamte Gesellschaftssystem erkennbar gefährdet wäre, weil der öffentliche Wettbewerb der Ideen mangels Medien nicht mehr funktioniert, während er bei uns wundervolle Zustände umfassender, informativer und ausgewogener Berichterstattung für und überalle gewährleistet, würde mir immerhin noch einleuchten, wie jemand auf die Idee kommt, man müsse das so machen.

  82. @ Frank Reichelt: Und wie sollen da die Preise aussehen? Tagessschau -,59, Wetten dass 2,09 und … huch macht ja schon rund 20 Tacken im Monat, wenn man nur jeden Abend Tagesschau und einmal Wetten dass guckt!

  83. @ Frank Reichelt, #87

    Ich glaube nicht, dass sich pay-per-view für’s Fernsehen allgemein durchsetzen wird. Für einige Sportübertragungen und Blockbuster-Filme vielleicht, aber nicht allgemein. Ich glaube auch nicht, dass die Leute das wollen. Beim Internet bezahlt ja auch niemand mehr nach Stunden oder Datentransfer, sondern eine pauschale Flatrate. Fast alle Leute, die ich kenne, haben eine Telefon-Flatrate.
    Würde sich Ihre Vermutung bewahrheiten und ein Pay-TV-System für alle Sender entstehen wird es schon sehr bald darauf Anbieter geben, die eine pauschale Fernsehflatrate anbieten. Die Frage ist nur, welchen Preis die dafür veranschlagen werden…

  84. @ Albero Green

    Sie verstehen mich doch nicht etwa absichtlich miss?
    Natürlich müßten sich die Preise im niedrigen Cent-Bereich bewegen. Aber die preisliche und organisatorische Ausgestaltung überlasse ich anderen. In solchen Fragen hat es in Deutschland noch nie an (un-) fähigem Personal gemangelt!

  85. @Kai Heddergott: Ach je… Mir ist gerade das Browserfenster abgeschmiert, just als ich eine sehr lange, ausführliche, und in meinen Augen bemerkenswert sachliche, argumentativ zwingende, inhaltlich brillante, außerdem noch in überwältigend schöne Prosa gefasste und rhetorisch schlicht überwältigende Antwort auf Ihren Beitrag fast fertig geschrieben hatte.
    Nun muss ich um Entschuldigung bitten, dass meine Geduld und auch meine Zeit nur noch für eine sehr, sehr kurze Antwort reichen, die unter Umständen unangemessen schroff klingt, von der ich aber versichere, dass ich sie nicht böse meine:
    Ihr Position, dass man anderen Menschen gewisse Entscheidungen zwangsweise abnehmen muss, weil sie sonst Entscheidungen treffen, die Ihnen nicht gefallen, ist mir einerseits so fremd und fern, andererseits aber schon hinreichend aus ähnlichen Gesprächen hinreichend bekannt, dass ich vorschlage, dass wir uns einfach einigen, uns nicht zu einigen, und zumindest ich werde nun die Diskussion hier bis auf Weiteres wieder denen überlassen, die über das eigentliche Thema des Artikels reden wollen.
    Vielleicht auf ein ander Mal.

  86. Gegen eine vollständige Abschaffung des ÖR hätte ich nichts, auch jetzt schon regelt ja der Markt ( über die Quote ) im weitesten Sinne auch das Programm der ÖR, wenn auch vielleicht nicht ganz in dem Ausmaß, wie bei den Privaten.
    Aber völlig an der Quote vorbei kann auch der ÖR nicht senden, weil es ja immer noch um ein Programm geht, das überhaupt von einer gewissen Mindestanzahl an Gebührenzahlern gewünscht, und dann gesehen wird.
    Ich glaube auch auch nicht, dass kulturelle Vielfalt und Unabhängigkeit in der journalistischen Berichterstattung beim Wegfall der ÖR bedroht wären. Denn erstens würde es dann private Anbieter geben, die entsprechende Programminhalte auf dem freien Markt zur Verfügung stellen könnten, und wer auch immer will, abonniert halt.
    Und zweitens hat journalistische Unabhängigkeit nicht unbedingt immer etwas mit der Art der Finanzierung zu tun. Im Moment sind die ÖR staatsfinanziert, und trotzdem berichtet man dort kritisch über das System.

    Das Finanzierungsproblem, das Alberto Green in #89 anspricht, sehe ich so eigentlich nicht.
    Klassisches Kabelfernsehen wird es mittelfristig in der Form sowieso nicht mehr geben, und wenn erst mal alles über digitale Set-Top-Boxen oder entsprechende Module in den Fernsehern läuft, kann man auch Bezahlmodelle für Kanäle entwickeln, die bisher nur für sog. „Pay-TV“ galten ( die Unterscheidung ist aus meiner Sicht sowieso abstrus, bezahlt wird schließlich fürs Fernsehen immer irgendwie ).
    Und wenn die ÖR sich dann dem Wettbewerb stellen müssen ( besonders von der Kostenseite aus ), wird man sehr schnell sehen, was den Zuschauern ihr Programm wert ist, und welche Angebote weiterhin Bestand haben werden.
    Wenn das zu einer Verschlankung des Systems der jetzigen Rundfunkanstalten führen würde, wäre das sicher ein angenehmer Nebeneffekt.

    Noch ein Satz zu Herrn Heddergott, #70, Punkt 1:

    Das ist aus meiner Sicht ein generelles Problem der Blogosphäre, bzw. entsprechender in sich relativ geschlossener kultureller Kreise ( in Bezug auf Bildung, sozialen Status, Interessen, etc. ).
    Irgendwann werden diese zu einer Art Biotop, und extrem selbstreferentiell. Immer die selben Leute mit im Grunde übereinstimmenden Ansichten diskutieren immer die gleichen Themen, und bestärken sich immer wieder gegenseitig in ihren Ansichten. So entsteht auf Dauer bei den Diskussionsteilnehmern der Eindruck, dass sie nicht eine ( möglicherweise elitäre ) Minderheit, sondern vielmehr eine Mehrheit sind.
    Tatsache ist aber, die paar Leutchen, die hier bei Herrn Niggemeier Medienthemen diskutieren, oder die wenigen, die bei Jens Weinreich Sportpolitik besprechen, das ist eine verschwindend geringe Anzahl an Leuten, verglichen mit der großen Masse der Mediennutzer.
    Diese Masse hat aber eben einen Fernseher ( und nutzt ihn auch viel ), sie schaut Sport, Dokutainment, Scripted Reality, Soaps und DSDS, und liest eben nicht die FAZ oder die Süddeutsche.

    Darum wird die Qualitätsdebatte immer sinnlos sein, weil jeder Teilnehmer den Begriff anders definiert.
    Am Ende wird der Markt das zur Verfügung stellen, was die überwiegende Masse der Leute sehen will. Mit einigen Ausnahmen für die Spartengucker, die dafür aber auch kräftig bezahlen müssen.

    Meine persönliche Ansicht: Öffentlich-Rechtlicher Rundfunk ja, aber mit einer Definition des Begriffes „Grundversorgung“ die sich eher an HartzIV orientiert. ^^
    Soll heissen: stark reduziert, mit Konzentration auf Information und Dokumentation. Formate, die auch erfolgreich am privaten Markt bestehen könnten, sollten nicht Bestandteil der „Grundversorgung“ sein. Als Beispiel sei die Champions League genannt.
    Auf „Willkommen bei Carmen Nebel“ und das Stadl könnte ich persönlich auch gut verzichten ( statt dessen lieber „Mad Men“ ins Hauptprogramm ), aber da sind wir wieder bei unseligen Qualitätsdebatte. :P

  87. @ Frank Reichelt: Ich habe da keine genaue Ahnung, bin mir aber ziemlich sicher, dass ab einem gewissen Preis die Transaktion an sich teuerer als der zu überweisende Betrag wird.

  88. B.Schuss (96)

    („Ich glaube auch auch nicht, dass kulturelle Vielfalt und Unabhängigkeit in der journalistischen Berichterstattung beim Wegfall der ÖR bedroht wären. Denn erstens würde es dann private Anbieter geben, die entsprechende Programminhalte auf dem freien Markt zur Verfügung stellen könnten, und wer auch immer will, abonniert halt.“)

    Dokumentationen, Sozialreportagen, investigative Themen, Hintergrundrecherchen können Sie dann abhaken. Das rechnet sich nicht. Mir ist ad hoc auch kein kommerzieller Sender bekannt, der sich so etwas in nennenswertem Umfang leistet.

  89. Auf der Seite mit der Pressemitteilung des BR steht das Motto „Einfach. Für alle“.

    Es sollte aber „Mehrfach. Von allen.“ heißen. Denn die Belastungen der Unternehmen (Beispiele: Drogeriemärkte, Deutsche Bahn) werden auf die Kunden, Bahnfahrer etc. umgelegt. Darauf geruht der BR in einem Halbsatz einzugehen:

    Sollte es in einzelnen Branchen, wie zum Beispiel Filialbetrieben, zu unverhältnismäßigen Belastungen kommen …„.

    könnte man ja im Jahr 2014 mal darüber reden:

    … wird dies im Rahmen der Evaluierung der Beitragsreform im Jahr 2014 eingehend besprochen werden.

    Verstehe ich den Zynismus richtig? Erst kassieren sie die Unternehmen ab und ein Jahr später kann man mal über Härtefälle reden?

    Vorher wird ins Blaue hineinvermutet, dass früher irgendwelche geschäftlich genutzten Fahrzeuge nicht angemeldet worden sein könnten.

    Solche nebulösen Formulierungen würden wir doch in einer PR-Mitteilung eines beliebigen Unternehmens auch nicht durchgehen lassen?

  90. Für mich bzw uns wird es mit der neuen Reglung billiger und vermutlich trifft das auf so manchen Haushalt zu. Bei all diesen Desinformationen stört mich persönlich besonders, dass auch von mir geschätzte und gelesene „Qualitätszeitungen“ mitmachen, Handelsblatt und Wiwo zähle ich nicht dazu.

  91. wenn man am öffentlich-rechtlichen system festhält (und ich bin dafür) sollten ALLE programme von ard und zdf auch ein öffentlich-rechtliches programmprofil haben. es ist nicht einzusehen, dass die bundestagsdebatte auf phoenix versendet wird, und zeitgleich auf ard und zdf telenovelas und kochshows laufen. es ist nicht einzusehen, dass die hauptprogramme von ard und zdf in der primetime immer mehr den privaten ähneln. warum läuft „ttt“nicht im hauptabendprogramm? warum versteckt die ard teure , anspruchsvolle gute spielfilme mitten in der nacht? das schärfere öffentlich-rechtliche profil hätte ich gern auch im radio: muss es ausgerechnet die kopie der privaten morningshow auf ndr2, swr3, hr3, mdr jump, bayern3 sein? können nicht auch massenprogramme im radio anspruchsvoller sein?

  92. Das geht jetzt zwar auch am Ausgangsthema vorbei und ist auch vereinzelt bereits vorgetragen worden, aber ich möchte dennoch meine Meinung zu den bisherigen Rundfunkgebühren und dem neuen Rundfunkbeitrag darlegen.

    Für mich ist das Vorhandensein eines nicht von Werbeeinnahmen abhängigen Rundfunks unabdingbar. Für mich geht es dabei einerseits um unabhängige Berichterstattung und Information und andererseits um Nischen-Programm – der Herstellung und Verbreitung von Fernseh- und Hörfunk-Beiträgen, die im werbefinanzierten Rundfunk dem Quotenerfordernis zum Opfer fallen würden. Angesichts dessen, was heutzutage „Quote bringt“, ist der Begriff „Nische“ sehr weit zu fassen…

    Die Kosten für einen Rundfunk, der das leistet, müssen aufgebracht werden.

    Man könnte sich darüber streiten, ob die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten konsequenterweise nicht alles das, was Quote bringt, den privaten überlassen sollte, anstatt mit ihnen in einen Bieterwettstreit einzusteigen.

    Man könnte sich auch darüber streiten, ob der den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten von der KEF zugestandene Betrag zu hoch oder zu niedrig ist und ob Gelder verschwendet werden.
    Aber es bleibt bei den Grundaussagen, dass der öffentlich-rechtliche Rundfunk erforderlich ist und dass er die Mittel bekommen muss, die er benötigt.

    Wenn auf der einen Seite also zunächst der Bedarf an einer Summe X für den Betrieb der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten gegeben ist, muss auf der anderen Seite geklärt werden, wo das zur Bedarfsdeckung benötigte Geld her kommt.

    Insofern sehe ich die Reform der Rundfunkgebühren in der erfolgten Weise als vergeudete Chance an, eine lebensnahe Lösung zu finden, die meiner Meinung nach auch eine höhere Akzeptanz erreichen würde.

    Ich will nicht in die dogmatische Diskussion über Gebühren, Beiträge und Steuern einsteigen. Aus irgendwelchen sich mir nicht erschließenden Gründen des Grundgesetzes scheint es nicht möglich zu sein, den öffentlich-rechtlichen Rundfunk über die Steuern zu finanzieren (und das betrifft wohl nicht nur die Staatsferne). Also werden die Gebühren/Beiträge auf andere Weise erhoben.

    Aber ich halte den Anknüpfungspunkt für die Beitragserhebung „Haushalt“ für ebenso falsch, wie bisher das „Bereithalten eines Rundfunkempfangsgeräts“ als Anknüpfungspunkt für die Beitragspflicht.

    Ich halte es für richtig, dass grundsätzlich jeder Mensch (oder meinetwegen jeder erwachsene Mensch) unabhängig davon, ob er von dem Angebot Gebrauch macht oder nicht, einen bestimmten Betrag bezahlt, also schon allein für die Möglichkeit, davon Gebrauch machen zu können. Als Mensch. Für seine (in der Regel) zwei Ohren und Augen.

    Dass ein Unternehmer sowohl für seinen Haushalt als auch für seinen Internetanschluss im Büro und ein weiteres Mal für das Radio in seinem betrieblich genutzten PKW bezahlen muss, oder auch ein Wochenendpendler sowohl an seinem Erst- als auch an seinem Zweitwohnsitz bezahlen muss, obwohl seine Möglichkeit der Nutzung des Angebots dadurch nicht größer ist – er ist ja (wie bereits in einem Beitrag weiter oben sehr anschaulich beschrieben) stets nur an einem Ort – ist nicht nur für die Unternehmer und die Wochenendpendler nicht nachvollziehbar. Das gilt erst recht für die Beträge, die ein Unternehmer für seine Arbeitnehmer bezahlt, die – als „Privatmenschen“ – ja ebenfalls bereits für die Nutzungsmöglichkeit bezahlt haben.

    Einer der Gründe für die Gebührenreform ist die voranschreitende Verbreitung sogenannter „neuartiger Rundfunkempfangsgeräte“. Mit meinem Smartphone ist es mir möglich, an mehr oder weniger jedem Ort, an dem ich mich befinde, auf mehr oder weniger vollständig auf das Angebot der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten zuzugreifen. Da wäre es doch nur konsequent, die Gebühr/den Beitrag an meiner Person festzumachen und nicht an meinem Aufenthaltsort (Erst-/Zweitwohnsitz, Wohnung-Büro-Geschäftswagen). Spitzfindig formuliert gehen den öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten so ja die ganzen übrigen Orte, an denen ich mit Vorliebe ihr Angebot konsumiere, wie S-Bahn, Liegewiese im Park usw. durch die Lappen.

    Umgekehrt ist es auch nicht einzusehen, dass ein Haushalt, der aus fünf Personen besteht, von denen jede das Angebot nutzt oder nutzen könnte, denselben Beitrag leistet, wie ein aus einer Person bestehender Haushalt.

    Geändert werden sollte also meines Erachtens der Anküpfungspunkt für die Beitragspflicht.

    Wenn das im Ergebnis dazu führen müsste, dass der Beitrag pro Kopf erhöht werden müsste, wenn die ganzen Mehrfachbelasteten wegfallen, wäre das für diejenigen, die mehr bezahlen müssten sicher ärgerlich. Aber es wäre dennoch gerechter.

  93. Stefan Heidenreich/Leonard Novy im Freitag: „Im Internet-Zeitalter sind transparentere und partizipativere Organisationsformen gefordert, um die eingefahrenen alten Gremien aufzumischen. Ein Produzentenbericht könnte begreiflich machen, wofür Mittel verwendet werden, ohne Geschäftsgeheimnisse oder Datenschutz zu verletzen. Nur wenn Bürger und Nutzer wirkungsvoll an Strukturen und Inhalten beteiligt werden, wird sich die Übereinkunft „Geld von allen gegen Programm für alle“ aufrecht erhalten lassen.“

    siehe: http://www.freitag.de/autoren/der-freitag/nach-dem-programm

  94. 104:

    Danke für den Link. Ein gut gemeinter Artikel, bei dem mir aber etwas fehlt: der inhaltliche Aspekt, inwiefern youtube Fernsehen herausfordern oder überflüssig machen sollte. Von den anspruchsvollen Videos auf youtube stammt doch der bei weitem größte Teil aus dem (oft geklauten) Angebot von traditionellen Anbietern. Wo ist denn der politische Hintergrundbericht, die Sozialreportage, die eindrucksvolle Doku, die originär für youtube produziert worden wäre?

  95. (Kurz gesagt: Die Ansprüche lagen früher bei ARD und ZDF tatsächlich deutlich über denen der betrieblichen Altersvorsorge im öffentlichen Dienst; inzwischen liegen sie eher darunter. Die immensen Kosten aus den alten Verträgen schleppen ARD und ZDF aber natürlich noch mit sich rum.)

  96. @68: das Steuern nicht zweckgebunden sind, ist bekannt. Andererseits müssen „Beiträge“ laut BVerfG in einem nachvollziehbaren Verhältnis zur möglichen Leistung stehen. Das diese Anforderung erfüllt ist, kann man bezweifeln. Dass der sogn. Rundfunkbeitrag eine verkappte Steuer ist, sagen zudem auch Rechtsexperten. Natürlich können die sich irren. Dieser Irrtum muss dann verbreitet sein. Es muss ja Gründe geben, warum ein Gutachten für das Land Thüringen zum Ergebnis kam, dass der sogn. Rundfunkbeitrag verfassungswidrig ist. Eine Auffassung, die vom Staatsrechtler Ingo v. Münch geteilt wird. Soweit ich es gelesen habe, stützen sich auch die bisher zwei Popolarklagen in Bayern u. a. auf den Charakter einer Steuer. Dass sich Landesregierung und Parlament in Thüringen letzlich für den Rundfunkbeitrag entschieden, muss man nicht unbedingt als Beleg werten, dass der Staatsvertrag verfassungskonform ist.
    Ob übrigens die in #94 verlinkte Meldung des BR eine heisse Quelle für valide Information ist, wage ich zu bezweifeln. So fehlt für die dort getätigten Behauptungen zum angeblich aufkommensneutralen „Rundfunkbeitrag“ jeder Beleg. Auch finden sich gegen die möglichen Beitragsreduktionen im Einzelfall ohne Mühe auch solche, bei denen Unternehmen deutlich mehr zahlen müssen. Einer der Gründe, warum vermutlich mehr Firmen klagen werden. Die Meldung reiht sich eher ein in die Fülle von „Schönreden“ der ÖR-Anstalten, die bis heute Zweifeln am Konstrukt des Beitrags, der Beitragsgerechtigkeit und der tatsächlich eingesammelten „Beiträge“ keinen Raum geben. Ein Schelm, wer Schlechtes dabei denkt.
    Natürlich ändern Zweifel an der Rechtmäßigkeit des „Rundfunkbeitrags“ nichts daran, dass man die Publikationen in einigen Blättern nur als Kampagne bewerten kann, bei denen Argumente Nebensache sind. Leider stehen diesen Schmierfinken die Jubler bei den ÖR-Anstalten in Nichts nach. Deren Motive sind m. E. ebenso unlauter wie die der erwähnten Blätter.

  97. #33 Teefax
    „3) Die Artikel von Herrn Siebenhaar und anderen sind nur die Spitze einer seit Jahren zu beobachtenden Tendenz (um nicht zu sagen Kampagne, aber das würde nach Konspiration riechen) in großen Teilen der deutschen Presse, ARD und und ZDF bei jedem nur denkbaren Anlass madig zu machen. Das hat Methode und Kalkül.“

    Zustimmung zu allen Punkten, obwohl ich nicht für ÖR-Sender (wie Teefax) arbeite.

    Diese Kampgne geht weit über einzelne (berechtigte) Kritikpunkte hinaus, sie stellt unser gesamtes ÖR-System in Frage. Ein Großteil der Presse hat sich so zum Handlanger der Privatsender gemacht, die sich eh als alleinzuständige Repräsentanten der elektronischen Medien gerieren und die die ÖRs am liebsten in nur wenig quotenträchtige Bildungsnischen abdrängen würden. Wodurch die Akzeptanz der gebührenpflichtigen ÖRs natürlich noch weiter sänke. Das liefe auf lange Sicht auf ein neoliberales Privatfernsehsystem amerikanischen Zuschnitts hinaus.

    Angesichts der zunehmenden Verbreitung von internet- und fernsehnfähigen Geräten halte ich die Haushaltsgebühr für eine der technischen Entwicklung angemesserene und gerechtere Lösung als die verflossene GEZ-Gebühr. So ganz umsonst ist ja auch das Programm der Privaten nicht. Ich zahle jedenfalls lieber die Haushaltsgebühr als mich mit Zwangswerbung der Privaten zudröhnen zu lassen.

  98. @M. Boettcher: Ob es eine „verkappte“ Steuer ist, ist eine ganz andere Frage. Ich habe nur gesagt, warum der „Beitrag“ nicht „Steuer“ heißt.

    Aufkommensneutral ist der neue Beitrag insofern, dass er so konzipiert wurde, dass er aufkommensneutral sein soll und das nach Berechnungen von ARD und ZDF auch einigermaßen hinkommen könnte.

    Und ja, natürlich stehen den Beitragsreduktionen, die der BR in seiner Presseerklärung beschreibt, auch Beitragserhöhungen an anderer Stelle gegenüber. Der Witz ist ja nur, dass Teile der Presse in den vergangenen Tagen ausschließlich letztere beschrieben haben und der BR nun an die immer weggelassenen oder falsch dargestellten Fälle erinnert.

  99. @ Stefan Niggemeier
    Komisch das die ÖR immer nur sagen können für wenn die Belastung gleich bleibt oder weniger wird. (für 90% der Bürger soll sich nichts ändern oder weniger werden, für 70% der Betriebe nur ein drittel Beitrag) Wie viele mehr belastet werden können sie jedoch nicht sagen. Das so eine Berichterstattung nicht fair und ausgewogen ist ist doch klar. So eine Berichterstattung ist natürlich ein super Beispiel warum wir einen ÖR Rundfunk für eine unabhängige Berichterstattung brauchen… nur leider versagt unser ÖR System gerade dort!

    Das die Umstellung unterm Strich die Bürger und Firmen mehr belastet als das alte System sieht man ja daran das beim alten System die Gebühr erhöht werden gemusst hätte. Also werden mit dem neuen System mehr Leute mehr belastet als entlastet. (Beim alten System hätten 1,5 Milliarden Euro gefehlt… beim neuen soll es aufgehen… )

    Das der Link zur Pressemitteilung keine Fakten liefert sondern nur Vermutungen vom BR ist natürlich auch nicht sehr hilfreich für die Diskussion. Woher stammt die Zahl von 70 % der Betriebe? Sie sagt auch nichts darüber aus ob diese 70 % doch mehr zahlen müssen… zahlen die anderen 30% mehr?
    Spekulationen über Mehreinnahmen sind unseriös aber Spekulationen der ÖR darüber wie viele weniger zahlen müssen sind seriös?

  100. @ theo, 105

    Ich nutze YouTube mittlerweile häufiger zum „Fernsehen“ als die herkömmliche Glotze. Dort kann ich zu einer mir genehmen Zeit alte Serien und Filme aus der ganzen Welt und in jeder Sprache sehen. Es gibt auch einen Doku- und Geschichtskanal mit anspruchsvollerer Ware.
    Natürlich kann man Pech haben und ein Kanal verschwindet über Nacht, weil jemand seine Urheberrechte geltend gemacht hat aber so ungefähr sollte meiner Ansicht nach die Zukunft des Fernsehens aussehen. Man stellt sich im Internet sein eigenes Programm zusammen, meinetwegen auch gegen Entgeld!

  101. @Frank Reichelt

    Sie stellen sich also das Fernsehen der Zukunft als Potpourri der Vergangenheit vor? Aber ich gebe zu, diese tagesaktuellen Sendungen von Amateuren ausm eigenen Wohnzimmer samt bereits eingefügtem persönlichem Kommentar zum Weltgeschehen ersetzen für mich auch jederzeit diese völlig überteuert hergestellten „Nachrichten“ in den Öffentlich-Rechtlichen.

  102. @111: den Aussagen der ÖR-Anstalten oder der KEF zur angeblich aufkommensneutralen Umstellung zu vertrauen, ist etwa so sinnvoll wie der BLÖD-Zeitung seriöse, journalistische Absichten zu unterstellen.Ziel der Umstellung war u. a. die Verbreiterung der Basis von Beitragszahlern. Das sollte wohl gelungen sein. Da bei Privathaushalten nun immer die volle Gebühr fällig wird und jeder Betrieb pro Standort, pro Kopf und pro (wie bisher) pro Kfz zahlen muss, ist auch dort in Summe m. E. ein Anstieg wahrscheinlicher als eine Verringerung der Einnahmen. Schmankerl an Rande: für Hotelzimmer werden, selbst wenn keine Rundfunk-/Fernsehgeräte vorhanden sind, 5,99 € fällig. Der Beitragsservice verweigert allerdings der Hamburger Seemannsmission für 45 der 83 Zimmer die Anerkennung als Hotelzimmer und betrachtet diese als Wohnungen. Folge: es würden 17,98 € fällig. Macht anstelle von 497,17 € satte 1036,72 € im Monat.

  103. Warum wird das immer als Zwangsabgabe verteufelt. Die meisten Studenten (unter den Kritikern scheinen besonders viele Studenten zu sein) kennen das Prinzip der solidarischen Finanzierung am Beispiel des Semestertickets. Jeder muss zahlen egal ob er viel, wenig oder gar nicht mit dem ÖPNV fährt. Ist das wirklich so schlimm? Wird und wurde das unter Studenten nicht als große Errungenschaft gefeiert (zu Recht wie ich meine)?

    Für den ÖR muss jetzt jeder bezahlen egal ob er 8 Stunden am Tag oder 8 Stunden im Jahr ÖR schaut oder ob er gar nicht schaut. Solidarisch finanziert. Zugegeben es mag Spezialfälle geben die möglicherweise überdacht werden müssen. Aber das Grundprinzip finde ich völlig okay.

    P.S.: Ich habe am Mittwoch DSDS + Bachelor geschaut. Ich zahle gerne für die ÖR!

    P.P.S.: Ich habe nicht alles gelesen, sorry wenn das so schonmal betrachtet wurde.

    Und an die Studenten: Wenn Ihr mit dem Studium fertig seid bitte nicht pro forma einschreiben, damit Ihr das Ticket weiter abgreifen könnt. Das gehört sich nicht.

  104. wie schonmal geschrieben bin ich auch für öffentlich-rechtlichen rundfunk. aber nicht für öffentlich-rechtlichen rundfunk, der die privaten programme kopiert und vor allem im hauptabendprogramm nur auf die quote schielt.

    herr kalkofe bringt es im focus auf den punkt. dort schreibt er:

    „Ich werde immer gefragt, was die Privaten Doofes machen. Doch die ARD zeigt die gleiche Scheiße – nur in anders. Eine absolute Sülzwalze, die über uns herniedergeht, nicht zu unterscheidende Telenovelas, ein Fernsehen aus früheren Jahrzehnten. Die Aufgabe der Öffentlich-Rechtlichen ist es nicht, heimlich so wie früher weiterzumachen, damit sie ja keiner bemerkt. Sie müssten dem Wahnsinn der Privaten mit intelligenter Unterhaltung etwas entgegensetzen und zeigen, wie man es besser macht, denn dafür bezahlen wir sie. Nicht dafür, dass sie uns einfach nur auf altmodischere und niedlichere Art verblöden.“

  105. @Leo
    Beim Semestertickets ist es so das nur eine grundlegende Versorgung/minimal Versorgung bezahlt wird (ÖPNV). Wenn man das mit unseren ÖR vergleichen würde dann wäre das Semesterticket vier mal so teuer da man ja nicht nur die ÖPNV verwenden könnte sondern auch Taxis, limousinen, erste Klasse, etc. Das würde im Vergleich alles solidarisch umgelegt.
    Unsere ÖR bieten eben nicht nur eine grundlegende Versorgung an sondern eine Überversorgung (über 20 Sender, champions league, teure doppelt Strukturen, hohe Gehälter,etc)

    Vom Grundprinzip bin ich auch für ein ÖR System… ich bin nur gegen unser jetziges…

  106. Wenn ich mir anschaue welche Gültigkeitsbereiche Semestertickets in NRW, Niedersachsen oder Hessen haben kann man wohl nicht mehr von Grundversorgung sprechen. Ein Student in Bonn der günstig zur Uni wohnt ist mit einem NRW-Ticket auch mehr als überversorgt.

    Taxis und Limousinen wären in meinen Bild dann eher das Privatfernsehen oder Kinos oder Theater oder Printmedien.

    Aber ich will das Bild jetzt nicht überstrapazieren.

    Leider gewinnt man hier den Eindruck, dass viele Solidaritätsprinzipien nur dann toll finden, wenn sie selbst am meisten davon haben.

    P.S.: Natürlich gibt es sicher vieles zu bemängeln,von der Qualtiät über politsche Einflussnahmen bis zu Kostenstrukturen. Die Art der Finanzierung gehört meiner Meinung nicht dazu.

  107. Bei aller Kritikwürdigkeit in wirtschaftlicher Organisation und Angebot „der“ Öffentlich-Rechtlichen und bei allem Unmut über die für mich persönlich Verdreifachung der zu zahlenden Gebühren (die aber, wenn man mal ehrlich ist, wie bei Vielen lediglich auf dem Umstand beruht, dass ich bislang schlicht weniger gezahlt habe, als ich wohl bei genauerem Hinsehen zeitweise hätte müssen), stößt mir ein Argumentationsmuster in der Debatte immer wieder sehr unangenehm auf, das sich auch hier immer und immer wieder findet, nämlich dieses „ICH guck kein TV (hör kein Radio, nutze keine Mediatheken) und DESWEGEN will ich nicht zahlen“.

    Es handelt sich bei der Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen um eine, die auf dem Solidarprinzip basiert, wie auch die Sozialversicherungen und diverses anderes, was unser gesellschaftliches Zusammenleben prägt und in meinen Augen auch enorm bereichert, etwa gegenüber stark (bzw. noch stärker) auf Indivisualisierung und Privatisierung ausgerichteten Gesellschaften. Wie gesagt: Ich selbst habe auch eine Menge Kritik an den Öffentlich-Rechtlichen und finde es doof, jetzt noch weniger Geld zu haben, aber genauso wenig wie ich die Krankenversicherung in ihrer jetzigen Form abschaffen wollen würde, weil ich selbst nicht rauche, Sport treibe, mich aber von Leistungssport fernhalte, mich gesund ernähre, nicht zu viel arbeite und mir meine Großeltern vielleicht gute Gene in Hinblick auf eine recht stabile Gesundheit bis ins hohe Alter vererbt haben, will ich die Finanzierung der Öffentlich-Rechtlichen in Frage stelle, nur weil ich persönlich das Programm von ARD und ZDF oder Fernsehen generell nicht so knorke finde…

    Und ja, mir ist schon klar, dass man diesen Vergleich an einigen Stellen jetzt wieder prima auseinanderpflücken könnte, aber es geht mir einfach grundsätzlich um die Idee des Solidarprinzips, das ich für ein gutes und gesellschaftlich sinnvolles Prinzip halte – wobei man wie gesagt natürlich über die Ausgestaltung im Einzelnen super streiten kann und auch muss.

  108. Oh sorry,sehe grad erst, dass genau das schon in den letzten paar Kommentaren diskutiert wurde, da hat sich wohl was überschnitten. Ich hätte mich also auch kurz fassen können: Was Leo sagt!

  109. @Leo:

    Leider gewinnt man hier den Eindruck, dass viele Solidaritätsprinzipien nur dann toll finden, wenn sie selbst am meisten davon haben.

    Ich werde uns jetzt mal die leidige Diskussion darüber ersparen, ob das Solidarität ist, wenn jemand einen anderen nicht freiwillig unterstützt, sondern weil er dazu gezwungen wird, aber brennend interessieren würde mich doch, wie du hier zu diesem Eindruck gekommen bist.
    Wer hat denn hier was geschrieben, das du so verstehst?

  110. Nochmal zurück zum Thema Presseberichterstattung: Hat jemand die „Bild“ in den letzten Tagen verfolgt? Dort lässt sich am Rundfunkbeitrag ein fast idealtypisches Beispiel einer Kampagne beobachten. Denke, dass wird noch einige Tage so weitergehen, und wenn ARD und ZDF darauf reagieren, werden Handelsblatt, FAZ und SZ einsteigen mit „seht ihr, die Ö-R können mit Kritik nicht umgehen, da haben wir sie wieder“.

  111. #62 Gezeichneter
    Und wer sagt, wir hätten ein kosten effektives, öffentlich-rechtliches Fernseh- und Rundfunksystem, der sei an das Fiasko mit den Mediatheken von ARD und ZDF erinnert. Und dann geht man mal in die Mediathek, und muss mit wütendem Erstaunen feststellen, dass der Beitrag nicht mehr verfügbar ist, weil er ein Verfallsdatum hat. Was für eine lächerliche Verarsche!

    Hier tutst du den ÖR (aus Unwissenheit?) aber wirklich Unrecht.

    Die ÖR-Sender würden ja allzugerne in ihren Mediatheken das Doppelte und Dreifache älterer Sendungen vorhalten – wenn da nicht der 12. Rundfunkänderungsstaatsvertrag von 2009 wäre. In ihm hat die unheilige Allianz von Verlegern und Privatsendern durchgesetzt, dass die ÖR nur für eine bestimmte Verweildauer (Minimum sieben Tagen) ältere Sendungen anbieten dürfen. Das gilt auch rückwirkend. Und so mussten die ÖR Abertausende Sendungen aus ihren Mediatheken löschen (beim WDR bis zu 90 Prozent). http://www1.wdr.de/themen/medienseite/rundfunkstaatsvertrag100.html

    Diesem erzwungenen, barbarischen Akt der Sperrung kultureller Ressourcen ist auch eine Sendung des Nachrichtenmagazins ZAPP zum Opfer gefallen, die sich speziell mit diesem Vorgang befasst. Zum Glück hat jemand die Sendung rechtzeitig bei YouTube eingestellt: http://www.youtube.com/watch?v=9YUTjS-XVdI

    Darüber ist in der Presse nur wenig oder höchst tendenziell berichtet worden. Die Anti-Ör-Kampagne von Verlegern und Privatsendern scheint zu greifen, wenn sich bei dir (und vielen anderen) ein solches Bild von den ÖR-Mediatheken festsetzen konnte.

  112. @Muriel
    Ich lasse mir gerne Böswilligkeit vorwerfen aber es sind unter anderem folgende Zitate die bei mir den Eindruck erwecken.

    „Ich ärgere mich über die neue Gebühr. Ich schaue kein fern, möchte es auch nicht und sehe nicht ein, dafür zu zahlen. “

    „Dabei verlieren ALLE die Option, weniger zu bezahlen, wenn ihnen das Programm nicht gefällt. “

    „Aber das ändert nichts dran, dass ich es unanständig finde, dass Leute dafür bezahlen müssen, die es nicht wollen. “

    „dass es in der Praxis auf einen freiwilligen Beitrag hinauslief, …würde ich auch das alte System wieder haben wollen “

    „Vorher habe ich mich deshalb mit 69 Euro im Jahr dem ÖR-Zahldiktat unterworfen.
    Wenn ich Tagesschau oder heute-journal sehe, habe ich regelmäßig den …

    Nicht zahlen aber offenbar regelmäßig schauen und sei es nur um sich aufregen zu können. Besonders schön.

    Alles Äußerungen die okay sind, wenn man Bezahlung entsprechend der Inanspruchnahme einer Leistung annimmt. Wenn man Finanzierung nach dem Solidarprinzip unterstellt, dann nicht

    Ich gebe aber gerne zu, dass mein „hier“ etwas leichfertig war. Mein Eindruck speist sich nicht nur aus den Kommentaren hier sondern auch aus anderen Artikeln und privaten Erfahrungen. Ich kenne schon den einen oder anderen Fall wo nur der ermäßigte Beitrag gezahlt wurde obwohl natürlich ein Fernseher vorhanden war und ÖR-Programme geschaut wurden. Wer ohne Not voll bezahlt hat wurde belächelt.

    Ebenso problematisch finde ich übrigens die Haltung Grundversorgung ist das was ich selbst jetzt gut finde, basta. Für mich persönlich muss ich feststellen, dass ich heute Formate schaue, die ich vor zwanzig Jahren wohl eher nicht geschaut hätte (ich war zu dem Zeitpunkt schon dem Kinderprogramm entwachsen). In zwanzig Jahren werde ich vermutlich wieder andere Formate schauen. Grundversorgung darf, soll, ja muss dies alles abdecken.

  113. @Leo

    Ich habe das mit Zahldiktat geschrieben. Und ich nicht „regelmäßig geschaut“, sondern muss mich z.B. wenn ich bei meinen Eltern zu Gast bin, der Dauerverdummungsflimmerschleife von ARD/ZDF aussetzen. Meine Eltern sind nämlich tatsächlich davon überzeugt, dass tagesschau und heute-journal die Leute „informieren“.

    Andere Baustelle:
    Solidarprinzip wäre da angezeigt, wo es um die Absicherung lebensbedrohlicher Risiken oder Schutz gegen die lustigen Auswirkungen des Kapitalismus geht: Also, Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit. Und wenn es positive externe Effekte gibt: Bildung.

    Hier sind unter anderem CDU/CSU/FDP (und früher mal Rot-Grün) ja verstärkt der Meinung, dass man da stärker auf „Eigenverantwortung“ setzen müsste. Interessanterweise führe Sie das Argument nicht an, wenn’s um den ÖRR.

    Da es beim ÖRR aber weder um Risikoabsicherung noch um positive externe Effekte geht (das ginge nur, wenn man Schau-Zwang einführen würde) geht, weiß ich nicht, was das mit dem Solidarprinzip zu tun haben soll.

    Öffentliche Meinungsbildung (deine Grundversorgung) ließe sich aus Steuermitteln über ein paar unabhängige Basisinformationsdienste gewährleisten.

  114. @Leo: Okay, dass du hier Zitate von Leuten findest, die den ÖR-Rundfunkt doof finden, überrascht mich nicht.
    Aber wo kommt jetzt der Eindruck her, diese Leute (zu denen ich ja auch gehöre) fänden

    Solidaritätsprinzipien nur dann toll […], wenn sie selbst am meisten davon haben

    ?
    Ich unterstelle dir keineswegs bösen Willen und bin im Gegenteil überzeugt, dass du es total gut meinst, aber diese Äußerung fand ich trotzdem unfair.

    Ich gebe aber gerne zu, dass mein »hier« etwas leichfertig war.

    Solange wir uns darüber einigen können, müssen wir ansonsten nicht streiten, obwohl es natürlich reichlich andere Punkte gäbe, über die wir könnten, wenn wir wollten.

  115. Ach nee, komm, dazu muss ich kurz noch was schreiben. Nee, muss ich nicht. Will aber
    @Daniel:

    Schutz gegen die lustigen Auswirkungen des Kapitalismus geht: Also, Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit

    Krankheit und Alter sind für dich Auswirkungen des Kapitalismus?

  116. @Muriel

    Mein ganzer Wortlaut:
    „Solidarprinzip wäre da angezeigt, wo es um die Absicherung lebensbedrohlicher Risiken oder Schutz gegen die lustigen Auswirkungen des Kapitalismus geht: Also, Krankheit, Alter, Arbeitslosigkeit.“

    Ich hoffe, die „oder“-Verbindung fällt auf. Dann müsste man mit etwa trickreicher Denke auch selber die Zuordnung „lebensbedrohliche Risiken => Alter/Krankheit // Kapitalismus => Arbeitslosigkeit“ hinbekommen können.

  117. Zahlenspiele:
    Es gibt laut Destatis 40,44 Mio Haushalte in Deutschland (2011). Würden die vollständig zur Zahlung herangezogen, was auf Grund der Datenübermittlung durch die Meldeämter letztlich ermöglicht und angestrebt wird, kämen ca. 8,725 Milliarden Euro Einnahmen zusammen. Es gibt ca. 3,6 Mio Unternehmen. Der Einfachheit halber sei angenommen, dass diese im Mittel nur je einen Beitrag zahlen. Ergibt zusätzlich ca. 780 Mio. Euro. Auch die ca. 1,2 Mio. Freiberufler müssen zahlen. Für die nehmen wir an, dass 5,99 Euro fällig werden, was weitere 86 Mio. ergibt. In Summe errechnen sich 9,59 Milliarden. Wenn nun die Einnahmen wieder nur ca. 7,5 Milliarden Euro ergeben sollen, müssten die Mindereinnahmen im Prinzip auf die Haushalte entfallen. Da man den Anstalten von Mehreinnahmen offenbar ca. 300 Mio. lassen würde, müssten nur ca. 1,7 Milliarden weniger eingenommen werden, bzw. etwa 17,7% der Haushalte von der Gebühr befreit werden. Unter Umständen fällt auch bei den Unternehmen weniger an. Aber selbst, wenn man großzügig unterstellt, dass deren Anteil 400-500 Mio. geringer ausfällt, blieben letztlich erheblich Mehreinnahmen.

  118. Ich bin der Meinung, dass das gesamte Getöse um die Rundfunkgebühren (ganz egal, aus welcher Perspektive und mit welchen Absichten die Kritik geübt wird) wesentlich kleinlauter und weniger hysterisch ausfallen würde, wenn die Intendanten, Programmdirektoren und deren Dunstkreis ihre Aufgaben – oder besser: ihren Auftrag – seit der Jahrtausendwende getreuer umsetzen würden.
    Die Zwangsgebühren sollten doch immer die Möglichkeiten eröffnen, ein ausgewogenes, wohlüberlegtes und ernstzunehmendes Programm auf die Beine zu stellen; fernab von den systembedingten Prinzipien des Privatfernsehens. Diese Logik habe ich jedenfalls gerne befürwortet.
    Wenn man die Entwicklung der vergangenen Jahre betrachtet, gehören die Verantwortlichen auf die Anklagebank und danach meinetwegen auch in den Kopf geschossen (entschuldigt bitte die Hyperbel).
    Wenn ich das „heute-journal“ sehe, komme ich häufig aus dem Staunen gar nicht mehr heraus, wie dürftig und inkompetent viele Berichte über brisante Themen ausfallen. Claus Kleber erhält für diesen Wahnsinn natürlich auch noch eine halbe Million €uro pro Jahr. Wenn das Niveau der Nachrichten einige Etagen höher angesiedelt wäre, käme ich auch umhin, die allem-die-Krone-aufsetzende „heute-show“ als niederträchtig zu bezeichnen.
    Ansonsten gibt’s über das ZDF ja nur wenig zu sagen, weil alles Übrige aus Kochen oder Markus Lanz besteht – wobei es da sogar noch Überschneidungen gibt.
    Zum Programm der ARD fällt mir stellvertretend Niggemeiers lesenswerter Artikel über Jauchs Talkshow zur Causa Kachelmann ein. Und das ist nur ein Beispiel von vielen, wo journalistisches Versagen, Fehlinformationen etc. die Hauptrollen spielten.
    Ich sehe gerne den „Tatort“, verfolge die „Sportschau“, die „Champions League“. Natürlich werden von den ÖR ebenso sehenswerte Reportagen und Magazine ausgestrahlt. Gerne bezahle ich dafür.
    Die oben genannten Negativbeispiele haben für mein Empfinden aber mehr als einen faden Beigeschmack. Solange die Berichterstattung beispielhaft über Syrien oder den Iran weiterhin auf einem fachlich derart miesen Niveau betrieben wird und es im Hauptprogramm grundsätzlich darum zu gehen scheint, die Leute mit Rinderfilet und Autounfällen sowie Uwe Ochsenknecht als Teilnehmer beim „Star-Biathlon“bei Laune zu halten, weil die coolen Typen von RTL das ja vorleben, ist das Arbeitszeugnis schlichtweg mangelhaft.
    Würden die Rundfunkanstalten mit ihrem Budget und Potenzial gewissenhafter umgehen würden, hätten wir dieses Melodrama – so lautet also die These – wahrscheinlich nicht in den Gazetten.

  119. Früher verbrante man Bücher und Vergaßte Juden.
    Heute Löscht man Kommentare,und underückt jeden der eine andere Meinung hat.

  120. Verstehe ich nicht, wie kann die mail-Adresse fehlen, wenn sie „notwendig“ist? Dieser Kommentar #134 ist ziemlicher Müll, und wenn ich mich recht erinnere, hast du gute Gründe (sich selbst verunglimpfende Deppen, die sich beklagten, dass man hier [im Internet] verunglimpft werden könnte?), die Adresse zu verlangen?

  121. Mir ist nicht klar wo der Vorteil einer, völlig leistungsfrei finanzierten, Rundfunkanstalt liegen soll, deren Zweck früher ein mal, die Verhinderung einer gleichgeschalteten Presse durch die Politik war. Und deren Mitgliedschaft heute mit einer völlig unfreiwilligen, einem staatlich verordneten Zwang, Methode erpresst wird. Da können Sie mein lieber Herr Niggemeier auch noch so viel schön reden. Der ÖR ist mit 7 Milliarden im Jahr völlig überfinanziert, er ist zu groß, er hat verfügt über zu viel Macht (die Befugnisse des Beitragsservice zur Ermittlung von Bürgerdaten wünscht sich die Polizei), er ist in keinem Bereich irgendwie innovativ und zumindest das Fernsehprogramm ist zum Großteil völliger Mist. Also letztlich nichts was man bei den, deutschen, Privaten nicht auch auch an Programmen findet. Insofern ist mir jede schlechte Presse gegen den ÖR nur Recht,

  122. @Stefan Schulz:

    („die Befugnisse des Beitragsservice zur Ermittlung von Bürgerdaten wünscht sich die Polizei“)

    Was die Polizei sich konkret wünscht, das können Sie doch sicherlich näher erläutern.

  123. Ob hier gelogen wurde, sei mal dahin gestellt.
    Der ÖR wird von Lobbyisten wie gestützt wie Kurt Beck, der dann auch noch im Aufsichtsrat des ZDF sitzt. Von Redakteuren des ÖR muss man sich als Kritiker des parastären Finanzierungssystems mittlerweile schon rechtspopulistische Tendenzen in Richtung Sarrazin gefallen lassen. Desweiteren wird man von den gleichen Leuten darüber belehrt, wie Demokratie in Deutschland aussieht und das ohne den ÖR das System zusammen zu brechen droht. Na da frage ich mich , wie das Länder ohne ÖR eigentlich zur Stabilität schaffen. Die Berichterstattung von Sendungen wie Monitor ist zum Teil tendenziöser Mist (Kosovo, Killerspiele), der mir als notwendige Grundversorgung verkauft wird, an der ich mich gefälligst zu beteiligen habe. Für mich stellt der gesamte ÖR eine einzige Lüge dar zum Erhalt einer Anstalt, welche sich verselbständigt hat. Ob das die Unabhängigkeit sein sollte, die die Verfassungsväter sich gedacht haben, sei ebenso dahin gestellt. Mit Sicherheit haben sie sich nicht gedacht ein 7.5 Milliarden schwere Medienanstalten zu gründen, deren Etat das kleiner Länder und mancher Ministerien überschreitet. Erstaunlich das für Grundversorgung mit Rosamunde Pilcher und der Andrea Bergshow Geld aufgetrieben werden kann, aber nicht manche soziale Projekte. Von medialem Pluralismus keine Spur. Eher die Wiederholung deutscher Geschichte. Der Bürger wird gegängelt von einer Politikerkaste, die entscheidet was Solidarität ist und bei der sie ein willfährigres Instrument zur Meinungsbildung hat. Und das ist ja nun beileibe keine Geheimnis. Sie unterstützen also eine fette Gans, deren als von Leuten wie Beck ordentlich festgehalten wird. Na ja, ist ein ja ein fast freies Land.

  124. @theo: Die Begehrlichkeiten nach noch mehr anlassunabhängiger Datenerfassung durch die Polizei können Sie selber recherchieren. Ist gar nicht so kompliziert.

  125. 142, Stefan Schulz:

    Mir geht es nicht um allgemeine Wünsche der Polizei. Ich möchte gern von Ihnen wissen, welche Befugnisse der GEZ konkret sich die Polizei wünscht. Irgendwelche Quellen, Statements, Belege? Sie möchten doch sicherlich nicht gerne, dass man Ihnen einen – wie nannten Sie das doch gerade? – „tendenziösen Mist“ unterstellt.

  126. Machen Sie sich selber ein Bild. Ist immer besser als sich was vorkauen zu lassen. Tipp: Ich habe es mir nicht ausgedacht. Klasse oder? ;)

  127. @ theo und Stefan Schulz: Bevor ihr noch Gefahr lauft, dieses Hickhack bei Angelika Kalwass fortzuführen, eine Anmerkung:
    Mir jedenfalls ist während der vergangenen Monate sehr stark aufgefallen, mit welcher Frequenz, mit welchem Nachdruck und mit welcher Polemik die ÖR über die Fußballfans in Deutschen Stadien berichtet haben.
    Zwar kann ich mich von einer gewissen Parteilichkeit nicht versprechen, diese ist allerdings keineswegs dogmatisch. Mit welcher Intensität in diesem Zusammenhang also die – äußerst diskutablen – Interessen von Polizei und Innenministerien „meinungsbildend“unterstützt wurden, war aus meinem Blickwinkel offensichtlich.
    Ich belasse es aber bei dieser Anmerkung, weil weitere Ausschweifungen das Thema dieser Diskussion verfehlen würden.

  128. 145:
    Dass mit den Fußballfans habe ich ebenso empfunden. Allerdings war die Berichterstattung in den meisten Zeitungen auch nicht viel anders. Gleichzeitig habe ich gelesen, dass auch die Fans nicht immer einer Meinung sind und manche die Politik der Ultras kritisieren. Die Wahrheit, wenn es sie denn gibt, liegt wohl irgendwo in der Mitte zwischen DFB und Ultras.

    144:
    Danke, das habe ich mir schon gedacht, dass Sie da mit diesem Polizei-Vergleich einfach mal so einen Spruch rausgehauen haben.

  129. Da machen Sie es sich erwartungsgemaess zu einfach. Ich habe wenig Lust mir hier die Arbeit zu machen, nur damit Sie sich bequem zurecklehnen koennen und die Quellen als unserioes oder falsch abtun koennen. Wenn Sie sich also heute noch darueber informieren wollen, was die Polizei will und was die GEZ kann machen Sie es einfach selber. Und wenn Sie keine Motivation zur Eigeniitiative verspueren ist es Ihre Entscheidung. Nur anzunehmen, dass ich hiet ein bisschen rumstaenketn will, weil ich Sie nicht bedienen mag ist – erstaunlich. Einen schoenen Abend noch

  130. Und wenn wir schonmal dabei sind: Ich mag die Börsen-News von Kohl und Co. nicht, sowas hat da nicht zu suchen, betrifft die meisten Leute gar nicht. Und Fussball pfui, ich will das nicht wissen, ich will sowas nicht sehen, nein. Ergo: ARD ist böse böse.

  131. Ach Herrje, warum soll ich Ihre Sehnsucht nach ÖR Grundversorgung mitfinanzieren? Lassen Sie sich berieseln mit Kochsendungen, Schleichwerbung bei Wetten Das, Andrea Berg und 15 Minuten ueberschaetzer Tagesschau. Kein Ding. Ich will mein hart verdientes Geld keinem Millarden schweren Mediengedoens in den Rachen schieben. Das ust keine Solidaritaetsbekundung zu Erhaltung der Drmokratie in Deutschland sondern schlicht, ich druecke es mal nett aus, eine dreiste Bereicherung ohne einen nennenswerten Gegenwert zu liefern. Sollen die Pay TV draus machen. Aber wer will dann noch Kurt Beck sehen?

  132. @theo: Dabei gilt es allerdings zu bedenken, dass der Journalismus in seiner digitalen Wirklichkeit mehr denn je an „Herdenverhalten“ erinnert. Kommt irgendwo ein Thema auf und wird von einflussreicher Seite als bedeutsam inszeniert und in seiner Dynamik durch Berichte forciert, ist es plötzlich – von der Süddeutschen bis zu RTL II – allgegenwärtig (Kachelmann, Fußballfans, GEZ, Drygalla, Bettina Wulff…).
    Die ÖR stehen meiner Meinung nach deswegen umso stärker in der Pflicht, wenn es um die Auswahl – also die Schwerpunktsetzung – von maßgeblichen Themen geht und darüber hinaus, dass diesen auf journalistisch hohem Niveau nachgegangen wird.
    Wer bezüglich der Berichte über Fußballfans die Henne oder das Ei war, sei einmal dahingestellt. Ich werfe ARD/ZDF allerdings vor, dass sie an der „Wahrheit, die irgendwo in der Mitte zwischen DFB und Ultras“ liegt, niemals interessiert gewesen sind.
    Stattdessen durften Herrschaften wie Ralf Jäger in aller Ausführlichkeit ihre fadenscheinigen Argumente loswerden, weshalb die Polizei zukünftig absurde Freiheiten genießen sollte, wenn es etwa um Ganzkörperkontrollen oder den Einsatz von V-Leuten auf den Tribünen geht. (Was nur eines von zahlreichen Beispielen ist.)
    Aber wen wundert es? Seit den Vorkommnissen um Nikolaus Brender sollte jedem einigermaßen intelligentem Beobachter klar geworden sein, wie wenig vom ursprünglich lobenswerten Vorhaben – nämlich den medialen Missbrauch (um nicht zu sagen die mediale Gleichschaltung) seitens der Politik zu verhindern – noch übrig geblieben ist.

  133. @Stefan Schulz: Wenn Ihnen an den erwähnten Informationen und derer Verbreitung etwas liegt, Sie dabei edle Motive verfolgen und damit einen wissenswerten Aspekt zur Diskussion beisteuern können , wundere ich mich, warum Sie nicht die Gelegenheit wahrnehmen, um auch für andere Leser dieser Beiträge die passenden Links Ihrer Quellen zur Verfügung stellen.
    Laut eigener Aussage ist damit ja kein großer Arbeitsaufwand verbunden und ich verstehe das Platzieren von Links – sofern es gestattet ist – nicht zwangläufig als Förderung vermeintlicher Faulheit anderer Gesprächsteilnehmer.

  134. Ich habe nicht gleich geschaltet. Aber: „Ich habe fertig.“

    Das Feuerwerk ist abgebrannt.
    Ich hab noch Blasen an der Hand.
    Prost Neujahr !
    Aus der Tiefe des (Alpt)Raumes (eines Innenministers):

    Kalaschnikow und Handgranaten
    gegen Gazprom-Potentaten
    könnten sehr gefährlich sein,
    drum schreitet der Herr Jäger ein.

    Fußballstadien sind Räume, in denen „gemeines Volk“, womöglich „nicht ausreichend kontrolliert“, Leistungsträgern gefährlich nah kommen kann. („Aus dem Hintergrund könnte Rahn schießen. Rahn schießt“. Eine schreckliche Vorstellung.)

  135. @Stefan Schulz, 149: Sind Sie denn auch gegen Steuern? Ich meine, was ich alles für Sehnsüchte Anderer mit meiner Mehrwertsteuer, die ich für jedes Wurstbrot bezahle, mitfinanzier, ist gar nicht auszudenken…

  136. Mal was ganz anderes: Ich kann mich gerade nicht daran erinnern, in einer Zeitung schonmal einen Artikel gelesen zu haben, der sich mit Printmedien-Subventionen auseinandersetzt. Da könnte man in der ganzen Gebührendiskussion ja auch mal drüber nachdenken… Wir subventionieren schließlich jede gedruckte Zeitung mit Steuergeld (Stichwort: 7% Umsatzsteuer). Im Zusammenhang mit Hoteliers regt man sich ja gerne darüber auf, im Zusammenhang mit z.B.der Bildzeitung eher nicht. Komisch.
    Ich finde es prinzipiell ok, Informationsmedien derart zu vergünstigen, denke aber, dass das ruhig auch mal erwähnt werden dürfte, auch in gedruckten Medien. Würde mich vor allem mal interessieren, wie viele Milliarden uns allen da jährlich verloren gehen…

  137. @jan: Der Zwangsbeitrag ist ein mal noch nicht als Steuer deklariert. Zum Zweiten kann ich nicht erkennen, wie die zwei Rosamubde Pilcher Verfilmungen im ZDF irgendeine Art von Grundversorgung darstellen, die die Demokratie und Medienpluralismus in diesem Lande sicherstellen. Ihr Vergleich hinkt.

  138. @Stefan Schulz – welchen Namen etwas hat, ist doch recht egal – oder hätten Sie auf einmal kein Problem mehr, mit dem Beitrag, wenn er „Steuer“ heißt?

    Zum Zweiten kann ich auch nicht erkennen, dass alles, was mit Steuermitteln finanziert wird, die Demokratie in diesem Lande sicherstellen.

  139. @Jan: Machen wir jetzt ein paar rethorische Spielchen?
    Belesen Sie sich ueber die Funktion von Steuern in einem Staat. Belesen Sie sich ueber den Zweck des ÖR.
    Vergleichen Sie das heutige Fernsehprogramm der ARD und des ZDF . und dann verraten Sie mir wofuer sich dieses Land einen 7, 5 Millarden schweren Unfug leisten soll. Wenn Ihnen Rosamunde Pilcher und Nachrichten als Suggorratextrakt in Form von Tagesschau 17,95 wert sind, nur zu. Ich benoetige diesen Mist nicht.

  140. @Stefan Schulz: Vielleicht interessiert es Sie ja, dass auch ich als jemand, der die Idee eines ÖR-Rundfunks ganz grundsätzlich ziemlich eklig findet und insofern beinahe auf Ihrer Seite steht, Ihrer Argumentation nicht ganz folgen kann und befürchte, dass Sie Ihrem Anliegen hier keinen Gefallen tun.
    Sie werfen undifferenzierte Vorwürfe raus, weisen jede Nachfrage empört zurück und wiederholen dafür umso ausdauernder, dass Sie das Programm doof finden und es nicht sehen wollen.
    Was versprechen Sie sich denn davon?

  141. @Stefan Schulz

    Gibts denn bei den Privaten Rosamunde Pilcher-Verfilmungen?

    Und finden Sie wirklich die Nachrichten auf RTL, Sat1 oder Pro7 förderlicher für den Medienpluralismus und die Demokratie?

  142. Nach wie vor: Ich finde, von den Rundfunkgebühren werden sinnvolle Dinge finanziert (tagesschau, auch wenn Sie das nicht so sehen und andere) und überflüssige (Rosamunde Pilcher und andere). Genau das Gleiche passiert mit Steuern. Beides dann unterschiedlich zu benennen, genau das ist doch das rhetorische Spielchen, oder nicht?

  143. @Muriel: Ich poste deshalb keine Quellenangaben, weil ich zu oft erlebt habe, dass es dann eh nur noch auf eine Quellendiskussion hinaus laeuft und das eigentliche Thema verschwindet. Wer sich mit meinen Einlassungen beschaeftigen mag, recherchiert selber. Das mache ich schliesslich auch. Und nicht nur bei mir genejmen Quellen. Sonst waere ich nicht hier.
    Ich finde das „Angebot“ im uebrigen nicht doof sondern einfach schlecht. Jetzt kenne ich mich grade was Filme, Serien und Theaterstuecke angeht etwas mehr aus. Insofern bin ich erstaunt, dass eine Anstalt es nicht hinbekommt in all den Jahren mal etwas auf die Beine zu stellen, was ueberdurchnittlich gut ist. Es geht hier nicht mal um das was ich mag. 7.5 Milliarden reichen zwar um eine Schleichwerbungverseuchte Gottschalksendung zu produzieren. Aber es reicht nicht fuer innovative Formate wie ER, The Wire, Sopranos, Sherlock. Es reicht auch nicht fuer Wissenschaftssendungen wie von der BBC. Nein, hier wird Bildungsfernsehen auf 4:50 (Lesch) nachts verlegt.
    Es gibt keinen Mut, sondern nur das Schielen auf Quoten. Ich habe mal ein Drehbuch fuer eine Krankenhauserie geschrieben. Da war eine Vorgabe, dass fuer eine Darstellerin maximal eine Rueckenerkrankung vorkommen durfte. Also bitte. Was waere mir heute am Programm von ARD und ZDF 17,95 wert gewesen? Nichts.nicht weil mich sie Themen nicht interessieren, sondern weil es einfach keine Qualitaet aufweisst.

  144. @Stefan Schulz:

    Ich poste deshalb keine Quellenangaben, weil ich zu oft erlebt habe, dass es dann eh nur noch auf eine Quellendiskussion hinaus laeuft und das eigentliche Thema verschwindet. Wer sich mit meinen Einlassungen beschaeftigen mag, recherchiert selber.

    Ich denke ja, dass es von meinen Diskussionspartnern zu viel verlangt ist, meine Behauptungen zu recherchieren, wenn ich selbst nicht bereit bin, sie zu untermauern. Wer etwas behauptet, muss es belegen, sonst ist es in meinen Augen legitim, die Behauptung zu verwerfen. Sehen Sie das wirklich anders?

    Was waere mir heute am Programm von ARD und ZDF 17,95 wert gewesen? Nichts.nicht weil mich sie Themen nicht interessieren, sondern weil es einfach keine Qualitaet aufweisst.

    Hier ist mir jetzt Ihr Standpunkt nicht klar. Lehnen Sie das System grundsätzlich ab, oder nur deshalb, weil Ihnen der Output nicht gefällt? (Qualität lässt sich da ja nun einmal kaum anders definieren als darüber, was man für gutes oder schlechtes Fernsehen hält, was wiederum notwendig subjektiv ist.)

  145. ich erwarte das sich jeder die gleiche Muehe bei Recherchen macht wie ich das auch tue. Damit durchbricht man gleichzeitig das „wer fragt fuehrt“Prinzip
    Und ich lehne den ÖR grundsaetzlich ab. Ich wollte an diesem Beispiel verdeutlichen, dass ein Anstalt, die nichts fuer ihre Finanzierung tun muss, nichts an Leistung produziert. Schlimmer noch. Es wird damit von staatswegen die GEZ jetzt Beitragsservice geschaffen, die ohne richterliche Genehmigung per Rasterfahndung die Haushalte erfassen wird, die bisher nicht gezahlt haben.
    Nach dem Krieg war der Schrecken ueber die eigene Medien Vergangenheit wohl so groß, dass man etwas schaffen wollte, das sich nicht mehr von der Politik beeinflussen laesst. Und was ist draus geworden? Eine Verflechtung von Politik und Anstalt, die schalten und walten kann wie es ihr beliebt.
    An der Stelle muss ich nochmal am ganz konkreten heutigen Tage fragen: Wo habe die ARD und das ZDF heute ihren Auftrag zur Grundversorgung, außer ihren eigenen, erfüllt? Nirgendwo. Ergo benoetigen wir sie nicht.
    Und da gab es noch die Frage nach der Qualität der Tagesschau im Vergleich zu anderen Nachrichtensendungen der Privaten. Man kann keine unfassende Information zu egal welchem Thema in 15 Minuten incl Sport und Wetter bringen. Also nein. Auch dieses Format der Tagesschau wird aus Tradition ueberschaetzt.

  146. @Stefan Schulz: Na gut. Können Sie ja halten, wie Sie mögen, aber ich kann jedenfalls gut verstehen, dass Leute keine Lust haben, selbst nach belegen für Ihre Thesen zu suchen, wenn Sie hier einfach mal was behaupten und auf Nachfrage dann sagen: „Nee, ich hab zwar den Link, aber ich rück ihn nicht raus.“
    Danke jedenfalls für die Erläuterung.

  147. @Stefan Schulz

    Ausführliche Recherchen meinerseits haben ergeben, dass Sie nicht wissen, wovon Sie reden.

  148. @Karin: dann ist die verfassungswidrige millionenfache Handyueberwachung der Leipziger Polizei ohne richterliche Anordnung und die Rasterfahndung des Beitragsservice, fuer die keine richterliche Erlaubnis noetig ist, wohl an Ihnen vorbei gegangen.

  149. @Anke: Na dann, weiterhin froehliche Grundversorung durch den Beitragsservice, der mehr Befugnisse hat als die Polizei. Und weiterhin Freude mit einem Rundfunkstaatsverteag, den selbst Datenschuetzer in Teilen fuer problematisch halten.

  150. Wo unsere bundesdeutschen Datenschützer doch ansonsten für ihre stoische Ruhe bekannt sind, und ihre völlig unangemessene Gleichgültigkeit auch gegenüber manifesten Menschenrechtsverletzungen.

  151. Dann moechte ich mich doch in aller Form fuer dieses Woertchen „selbst“ entschuldigen. Das war doch sehr unangemessen. Datenschuetzer bemaengeln in Teilen den Rundfunkstaatsvertrag.

  152. @165

    Nach dem Krieg war der Schrecken ueber die eigene Medien Vergangenheit wohl so groß, dass man etwas schaffen wollte, das sich nicht mehr von der Politik beeinflussen laesst.

    Man wollte nicht nur etwas schaffen, das sich nicht von der Politik beeinflussen lässt, sondern vor allem etwas, das sich nicht für die Spezialinteressen eines Unternehmers einspannen lässt. Es ist vor allem dieser Aspekt, unter dem ich eine öffentlich-rechtliche mediale Infrastruktur für eine echte Errungenschaft halte. Über die konkreten Programmgestaltung kann man natürlich immer streiten.
    Aber vielleicht schadet es hinsichtlich der Inhalte auch nicht darauf hinzuweisen, dass ÖR eben nicht nur ARD und ZDF ist, sondern z.B. auch Deutschlandradio und Deutschlandfunk, die in ihren feuilletonistischen Beiträgen ein breites Meinungsspektrum abbilden (ich schüttle bisweilen den Kopf darüber, was da so verbreitet wird – aber hey, ich glaube, das nennt man Pluralismus). Das meiste davon *höre* ich übrigens gar nicht, sondern *lese* es im Netz, wo große Teile des Programms als Transkripte zur Verfügung stehen. Für mich ein recht gelungenes Beispiel dafür, was der vielgescholtene ÖR-Apparat kann.

  153. Man wird doch im Fernsehen nur noch belogen und betrogen. Bei „Wetten dass“ wird millionenteure Schleichwerbung platziert und im „Dschungelcamp“ wird Helmut Berger rausgenommen!
    Die Welt ist aus den Fugen, Maloney!

  154. Lieber Herr Niggemeier,

    tun wir nicht so, als würden Sie einfach nur objektiv über handwerkliche Fehler der Presse reden. Nein, Sie verteidigen die öffentlich-rechtlichen Sender und deren Finanzierung, auch hier in den Kommentaren.

    Ich habe ja auch grundsätzlich nichts gegen die öffentlich-rechtlichen Anstalten. Aber wenn wirklich alle, auch diejenigen, die kein Fernsehgerät besitzen, diese schöne neue Demokratieabgabe zahlen sollen, dann bitte auch folgende Forderungen erfüllen:

    Die Einführung einer weiteren Demokratieabgabe für eine neu einzuführende öffentlich-rechtliche Zeitung! Der Grund ist einfach: Auch im Bereich des Zeitungswesens ist eine Grundversorgung durch öffentlich-rechtliche Gestalter dringend erforderlich. Die Zeitung sollte – analog dem öffentlich-rechtlichen Rundfunkprogramm – sowohl seriöse Beiträge als auch Beiträge zur Unterhaltung enthalten, damit alle Bevölkerungsschichten im Sinne einer Grundversorgung angesprochen werden.

    Ernsthaft:
    1. Wieso keine Reduzierung der öffentlich-rechtlichen Anstalten? Streicht meinetwegen die ZDF, die ARD samt den zusammengeschlossenen Anstalten reicht völlig aus. Auch bei den Radiosendern könnte man drastisch kürzen.
    2. Wenn dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk schon eine eigene Steuer zugute kommt, sollte man den Sendern auch endlich die Nutzung der Werbeeinnahmen verbieten. Ich sehe keinen Grund, warum öffentlich-rechtliche Sender, die steuerlich alimentiert werden, auch noch Werbeeinahmnen benötigen.
    3. Der Begriff der Grundversorgung sollte überdacht und verändert werden. Ich halte die derzeitige Interpretation für falsch. Die öffentlich-rechtlichen Sender sollten seriöse Informationen bieten – und sonst nix. Keine Telenovelas, keine Krimis, keine Unterhaltungsshows, keine Serien, kein Fußball, keine WM. Begründung: All das können die privaten Anbieter genauso gut. Es gibt auf diesen Gebieten schlichtweg keine Notwendigkeit eines öffentlich-rechtlichen Angebots.

    Wenn diese Forderungen erfüllt wären – Reduzierung der Anzahl der ÖR-Anstalten, vollständiger Verzicht auf Werbeeinnahmen, rein informatives Angebot -, dann hätte ich keine oder zumindest nur noch geringe Bedenken gegen eine öffentlich-rechtliche Steuer. Denn dann würde mit meinem Geld wenigstens etwas sinnvolles getan. Außerdem wäre dann ein weitaus geringerer Beitrag notwendig.

    Stimmen Sie mir zu?

  155. Na klar. Lassen wir es doch einfach durchgehen, dass die Verflechtung von Wirtschaft und ÖR munter fortschreitet. Gehoert zwar nicht zur Grundversorgung und zum Auftrag des ÖR, aber wenn es denn der Erhaltung des ÖR dient, sehen wir ueber dieses kleine Vergehen hinweg. Wir duetfen ja auch nicht vergessen, dass Thomi bezahlt werden musste. Und wenn es ganz arg kommt, verniedlichen wir das ganze ein bisschen und rufen laut nach Onkel Kurz. Der wird es schon richten.

  156. @Stefan Schulz

    Es gibt keinen Mut, sondern nur das Schielen auf Quoten. Ich habe mal ein Drehbuch fuer eine Krankenhauserie geschrieben. Da war eine Vorgabe, dass fuer eine Darstellerin maximal eine Rueckenerkrankung vorkommen durfte. Also bitte.

    Und ich lehne den ÖR grundsaetzlich ab.

    Wie passt das zusammen? Würden Sie die ÖR auch ablehnen wenn Sie jetzt ein einträgliches Einkommen als Drehbuchautor bei eben diesen hätten? Haben Sie die ÖR auch abgelehnt bevor Ihr Drehbuch von Kurt Beck abgelehnt wurde?

    @Muriel

    Solange wir uns darüber einigen können, müssen wir ansonsten nicht streiten, obwohl es natürlich reichlich andere Punkte gäbe, über die wir könnten, wenn wir wollten.

    Gegen einen (gepflegten !) Streit der mit dem Austausch von Argumenten einhergeht ist nichts einzuwenden ,-).

  157. Ich hoffe Sie sitzen: Ich habe mich Ende der 1990er freiwillig aus dem ÖR Betrieb zurueckgezogen. Eben auch weil mir das ganze nicht passte. Ist nicht jeder käuflich. Im nachhinein war es eine Fehlentscheidung fuer den ÖR zu schreiben. Und damals haette Heide Simonis meine Drehbuecher abgelehnt. Jetzt schreibe ich ausschliesslich fuers Theater und bin sehr gluecklich dabei.

  158. @polyphem

    Es gibt subventionsfreie Theater? Was haben die denn im Spielplan? Anspruchsvolle Kunst wirds wohl kaum sein.

  159. @Stefan Schulz

    Grob? Wieso grob? Sie schreiben fürs Theater, sagen Sie. Theater, im besten Falle öffentlich subventioniert (also im Endeffekt auch von Leuten bezahlt, die noch nicht mal wissen wollen, was das sein könnte). Wenn es nicht subventioniert ist, dann ist es fast zwangsläufig mainstream-musical-herzschmerz Schrott, bei dem es dann auch keinen Unterschied mehr macht, ob man gerade RTL, ne ÖR-Krankenhausserie oder n Theaterstück guckt.

  160. @Linus: ;-)
    Andrew Lloyd Schepper vllt.? Stefan Schulz wirds wissen.
    Ich wollte ins Bewusstsein rufen, wie viele (die meisten?) Theater in Deutschland finanziert werden. Vllt. war das zu grob.

  161. @polyphem

    Grob? Och Gottchen, nur mal wieder ein Beweis dafür, dass Leute Solidarmodelle nur dann knorke finden, wenn sie selbst davon profitieren können.

  162. Kleiner Nachklapp:
    Ich möchte gern wissen, wie viele der Heuchler, die aus Eigeninteresse den ÖRR mit Desinformation und Lügen nieder machen wollen, gern mal in öffentlich subventionierte Opern, Konzerte oder Theateraufführungen gehen. Diese Sparten werden doch tatsächlich von der „öffentlichen Hand“ aus dem Steueraufkommen bezuschusst. So zahlt denn Otto Normal-Malocher mit seinen Steuern für den Theaterbesuch kulturbeflissener Medienmanager – und weiß vermutlich nichts davon.

    Da es mir gelungen ist, halbwegs zum Thema zurück zu kommen, begebe ich mich nun mit gutem Gewissen zur Nachtruhe.

    (Wer mag, möge mal von Ralph Bollmann „Walküre in Detmold“ lesen. R.B. beschreibt dort seine Rundreise durch die deutschen Opernhäuser und als gelernter politischer Journalist, gibt er auch Informationen über die Budgets und den Zuschuss-Bedarf der Einrichtungen. Amüsant und lehrreich.)

  163. @linus und polyphem: Da sage ich es mal so: Wenn man keine Ahnung und nur Mutmassungen hat, welche man mit Vorurteilen aufbläht, um sich irgendwie argumentatorisch ueber Wasser zu halten, ja dann sollte man einfach mal die Fresse halten meine Herren. Wenn das Zitat denn erlaubt ist. Und wenn Sie beiden Naseweise jetzt allen ernstes hergehen und die Finanzierung der deutschen, oeffentlichen Theater mit der Finanzierung des ÖR durch Zwangsgebuehren vergleichen, dann ist Ihnen wirklich nicht mehr zu helfen. Und ehrlich gesagt zeigen Sie beide mir nur ein mal mehr, zu welcher Bornierheit Menschen in der Lage sind, um irgendwie Recht haben zu koennen. Hier ihre Unterstellung ich wuerde fuer oeffentliche Theater schreiben. Da hat wohl bei ihnen was mit der Grundversorgung nicht nicht geklappt. Und jetzt klinke ich mich hier aus. Die Kosten ueberschreiten bei weitem den Nutzen. http://de.wikipedia.org/wiki/Theater#Theater_und_.C3.96konomie

  164. @Stefan Schulz

    Ah, wenns ums Fernsehen geht, sinds Zwangsgebühren, wenns ums Theater geht, sinds…ja was? Steuern. Aha. Am besten Sie zeigen uns (oder mir) mal ein deutsches Theater – am besten natürlich das, für das Sie schreiben – das frei von öffentlichen Subventionen daherkommt. Aber halt, sie schreiben ja auch nicht für „öffentliche Theater“.

    Ich lehne mich mal ein bißchen aus dem Fenster, weil ich ja eh keine Ahnung habe: Sie werden kein Theater finden, das ein professionelles, inhaltlich und ästhetisch relevantes, halbwegs anspruchsvolles Programm fährt und dabei öhne Förderung auskommt. Alles andere ist übelste Mainstreamscheisse auf RTL-Niveau oder schlicht AmateurTheater. Aber ich lasse mich gerne von Ihnen mit Freuden eines Besseren belehren.

    Nur mit Beleg müssts dann schon sein.

  165. Aesthetik ist ein aeusserst subjektiver Faktor in der gesamten Kunst. Der Inhalt ist Sache des Authors und ob das jemanden interessiert oder nicht, ist in einer Diskussion unerheblich. Und was ist den ein halbwegs anspruchsvolles Theaterstueck? Welche Themen muessen es sein, um bei Ihnen als Anspruchsvoll zu gelten? Und was muss ich hier eigentlich meine Arbeit belegen, nur weil ich der Meinung bin, dass der ÖR abgeschafft werden soll? Muss ich dann besonders päpstlich sein, besonders von frei Fehl und Tadel? Mehr als jeder andere hier? Erstaunlicherweise dreht sich hier doch jetzt die Diskussion um Foerdermittel fuer Kultur und nicht mehr um 7,5 Milliarden Euro fuer den ÖR. Hosijanna, was waeren das fuer Zeiten wenn der Kulturbetrieb in Deutschland soviel Geld zur Verfuegung haette. Aber wahrscheinlich wuerde auch da letztlich nichts gutes draus entstehen.
    Und um mal auf die ueble RTL Scheisse einzugehen. Erklaeren Sie mir bitte wo im heutigen Vormittagsprogramm der Unterschied zwischen ARD/ZDF und RTL liegt? Professionelle Telenovelas haben Sie auf allen drei Kanälen. Solide Arbeit, aber nix besonderes. Das Morgenmagazin lebt von Wiederholungen. Firmensponsoring gibt es statt Werbung. Ist das der Auftrag, der so im Rundfunkstaatsvertrag steht. Sind Sturm der Liebe, rote Rosen die Grundversorgung des ÖR? Schauen Sie sich das Nachmittagsprogramm an. Es sind letztlich alles dieselben, oberflaechlichen Formate. Im Abendprogramm das gleiche Drama. Wobei ich Bones noch fuer ein Highlight halte.
    Es gibt keine herausragendes Leistung im ÖR. Keine innovative Kraft. Leicht belegbar durch den Blick ins Fernsehprogramm. Die USA leisten sich keinen ÖR mit einer Finanzkraft wie hier. Geht die kulturelle Kraft dann deswegen den Bach runter? Nein. Denn dort entstehen Serienperlen wie Newsroom, The Wire, Walking Dead, King of Queens, Cheers, L Word, BSG usw. Klar gibt es auch grössten Mist, aber eben auch solche Perlen. und die finden sie im ÖR nicht. Bei dem Jahresbudget ist mir das voellig schleierhaft.

  166. @St.S: Wobei das mit der Qualität halt so eine Sache ist. Ich stimme Ihnen zum Beispiel im Ergebnis zu, aber mir sträuben sich bei der Einstufung von „Walking Dead“ und „L Word“als Perlen die Nackenhaare, für mich ist das belangloser Mist, dafür war für mich zum Beispiel die Terminator-Serie ganz großes Fernsehen, und das ist wahrscheinlich nicht falscher oder richtiger als Ihre Einschätzung. Na gut, ein bisschen falscher wahrscheinlich schon, aber es gibt halt keine objektiv feststellbare Qualität in Unterhaltungssendungen, und sogar bei Informations- und Bildungsformaten hat Qualität so viele Aspekte, dass eine …
    Also, eigentlich wollte ich vor allem sagen, dass ich Walking Dead blöd finde.

  167. „Jetzt schreibe ich ausschliesslich fuers Theater und bin sehr gluecklich dabei.“ (183)

    Auf mich wirken Sie eher verbittert. Wie einer, den man beim Fernsehen mal aussortiert hat. Manche Wunden verheilen dann nie.

  168. bei den Fernsehserien geht es nicht um Geschmack, sondern darum das sie Handwerklich gut gemacht sind. Es gibt objektive Kriterien fuer das Geschichten erzaehlen. Wenn einen der Plot einer Geschichte nicht interessiert ist das eine Sache. Sie aber dshalb fuer „bloed“ zu halten eine andere. Ich empfehle Ihnen sich mal per Wikipedia mit dieser Serie zu beschaeftigen. L Word fand ich gerade um US Kontext mutig zu drehen. und es gibt dort Szenenompositionen, die wunderbar sind und deutlich aus dem Einheitsbrei herausragen. Genauso wie Parallelmontagen in BSG. Ich persoenlich finde Avatar langweilig, aber deswegen wuerde ich diesem Film seine grafische Kreatitivitaet und Originalitaet absprechen.
    Wenn Sie mich fuer verbittert halten und fuer aussortiert, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen. Da Sie aber ausser diesem Thread nichts von mir wissen, moechte ich Sie dringend bitten mich nicht mit Ihren Vorurteilen zu ettiketieren. Viele Gruesse

  169. @St.S.

    Aesthetik ist ein aeusserst subjektiver Faktor in der gesamten Kunst. Der Inhalt ist Sache des Authors und ob das jemanden interessiert oder nicht, ist in einer Diskussion unerheblich. Und was ist den ein halbwegs anspruchsvolles Theaterstueck?

    Selbstverständlich können Sie schreiben und für ästhetisch gut finden, was Sie wollen. Wenn Sie einen Schwank vom Blatt spielen möchten, prima, das hat aber mit Theater wenig, mit Kunst noch weniger und mit Anspruch schon rein gar nichts zu tun.

    Und Sie müssen hier gar nichts belegen. Ich wollte nur wissen, ob Sie sich bewußt sind, dass, wenn Sie im professionellen Theater unterwegs sind, via öffentlicher Förderung von einem Solidarsystem profitieren, dass Sie an anderer Stelle aber abschaffen wollen, weil Sies persönlich doof finden. Und ja, im Theater läuft in allen Geschmacksrichtungen auch unglaublich viel Schmonzens, das führt aber nicht dazu, dass man das System an sich verdammen muss.

  170. Na jetzt schlägst 13. Ich sage mal so: Die öffentlichen Theater werde pro Karte mit 95 Euro (!) aus Steuern subventioniert. In Großstädten wie Frankfurt *) auch gern das doppelte also ca. 200 Euro. Und was bekomme ich als Steuerzahler dafür? Ein Jahr freier Theaterbesuch in allen Theatern in Frankfurt. Nein. Einen Monat frei? Nein. Wenigstens in einem Theater einen Monat frei? Nein.

    Das ist der Zuschuss für eine einzige (!) Vorstellung. Und jetzt das Beste: Der Eintritt kommt noch oben drauf. Da bekomme ich für die Haushaltsabgabe des ÖRR deutlich mehr geboten.

    Natürlich bin ich für eine reichhaltige Theaterlandschaft und es ist auch völlig okay, wenn das aus Steuergeldern unterstützt wird.

    Wenn man allerdings offenbar selbst dermaßen am Subventionstopf hängt, dann so gegen den ÖRR zu polemisieren, dann ist das schon dreist. Hier sind offenbar sämtliche Maßstäbe verrutscht. Ich hoffe diese Meinung ist nicht repräsentativ für die deutsche Theaterlandschaft. Aber man macht ja „Kunst“. Der Arbeiter hat sich nach seiner Arbeit doch bitte ein Stück über die Entfremdung der Arbeitswelt anzusehen und nicht bei Andrea Berg im ÖRR zu entspannen. Wenn Sie an öffentlichen Theatern arbeiten wird Ihr Gehalt durchschnittlich zu 80% aus Steuergeldern und nur zu 20% aus Eintrittsgeldern bezahlt. Ich hoffe das ist Ihnen klar.

    Sorry, jetzt ist es doch wieder unsachlich geworden.

    Ich könnte auch noch eine paar Sendungen von heute aufzählen die meinem Haushalt sicher 60 Cent wert sind. Aber für Sie ist sowohl alles Mist.

    *) Ich habe jetzt keine Lust aktuelle Zahlen rauszusuchen hier 2006/2007
    http://www.faz.net/aktuell/rhein-main/frankfurt/subventionen-frankfurt-ist-ein-teurer-spass-1713614.html

    Kulturausgaben in Deutschland 9 Milliarden (!) z.B. http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/streit-um-foerderung-was-darf-kultur-kosten/6459434.html

  171. @ Linus: Im Theater müssen Sie aber trotzdem noch Eintritt zahlen, ein kostenloses Theater gibt es nicht. Und im Theater wird auch keine Werbung vor dem Auftritt gezeigt.

    Ich hätte ja gar nichts gegen ein aus Steuergeldern unterstütztes öffentlich-rechtliches Rundfunkprogramm. Aber wenn schon die Analogie zum Theater, sollte man doch auch im Fernsehen eine „Eintrittsgebühr“ erheben. Dann würde sich ja auch zeigen, wie viele Menschen überhaupt Lust auf das derzeitige öffentlich-rechtliche Programm haben – und ob die unsubventionierten privaten Sender das nicht vielleicht besser könnten. Außerdem sollten die öffentlich-rechtlichen Sender auf jegliche Werbeeinnahmen verzichten. Ich finde es absurd, dass man neben Steuergeldern auch noch Werbeeinnahmen generieren möchte.

  172. @St. S.

    Schon lustig, wie Sie durch die Themen hüpfen, um Ihre Abneigung zu „begründen“. Datenschutz, Theater, US-Serien…

    Wer bestreitet denn, dass es gute US-Serien gibt. Mal angenommen, die ÖR würden die alle kaufen, bevor ein Privatsender sie kaufen kann, dann würde gemeckert, dass die ÖR die Preise hochtreiben, wie beim Sport. Natürlich kann man beklagen, dass so wenig gute Serien selbst produziert werden und wenn, sie dann schlecht platziert werden. Wenn das ÖR-TV weg wäre, dann gäbe es noch nicht mal mehr was zum meckern.

    Die meisten, die hier das ÖR-System verteidigen, haben gleichzeitig viel an seinem gegenwärtigen Zustand zu kritisieren.

  173. @christa: ich fuer meinen Teil haette gerne den Theaterbetrieb rausgelassen. Aber die Diskussion hat sich in diese Richtung entwickelt.
    Desweiteren geht es nicht um das Einkaufen von Serien, sindetn um das Selbstentwickeln von Formaten. Vorbei sind die Zeiten von Berlin Alexanderplatz.

  174. „Da Sie aber ausser diesem Thread nichts von mir wissen“

    …schon mehr als genug… ;-)

    Der Konter mit „Theater, Eintritt, keine Werbung“ ist schwach.

    „Dann würde sich ja auch zeigen, wie viele Menschen überhaupt Lust auf das derzeitige öffentlich-rechtliche Programm haben — und ob die unsubventionierten privaten Sender das nicht vielleicht besser könnten.“

    Erstens sagt einem die Quote, wie viele Menschen was gucken. Auch, was das für Menschen sind (Alter, Geschlecht, Bildung etc.). Und wenn wir uns nur auf die Serien stürzen: wie viele Eigenproduktionen privater deutscher Sender deklarieren Sie als „besser“?

    Niemand hier sagt, dass das ÖR-System nicht zu verbessern wäre. Ich selbst halte es für stark verbesserungswürdig. Was Sie aber hier machen, ist ein wüstes Keulen gegen alles, was ÖR ist. Sie biegen sich da selbst etwas zurecht, jedwede Nachfragen nach Belegen für ihre Behauptungen werden abfällig beschieden. Haben Sie sich mal festgerannt, öffnen Sie sofort eine neue Schublade – Sie wollen nicht wirklich einen Meinungsaustausch.
    Das ist schon Troll-Kultur.
    Und die bedarf keiner Subventionierung.

  175. @St. A. S.

    Wenn ich dafür, dass ich die Tagesschau gucken darf, auch noch in Kauf nehmen muss, dass andere Leute Carmel Nebel gucken können, tu ich das gerne. Überlässt man alles dem gelobten freien Markt, ham wir FOX News und im Theater werden Sie ihre Krankenhausserien mit mehr als einem Rückenleiden auch nicht mehr unterkriegen, zumindest nicht, wenn Sies professionell betreiben wollen.

  176. @Leo: Nun kommen Se hier mal nicht mit Fakten und Zahlen. :-)

    Die Theaterbesucher bringen natürlich auch Kaufkraft in die Städte. Wenn ich nach Berlin reise, um ein Konzert in der Philharmonie zu hören, dann geh ich natürlich auch immer noch ins KaDeWe.

    Es ist allerdings auch schon vorgekommen, dass ein Bericht im TV mich zu einer Reise nach sonst wo hin veranlasst hat…. Oder ein Buch von Ralph Bollmann.

    (Ich kaufe natürlich immer die teuersten Konzertkarten, damit der Subventionsanteil nicht so hoch ist.)

  177. Ich hätte ja gar nichts gegen ein aus Steuergeldern unterstütztes öffentlich-rechtliches Rundfunkprogramm. Aber wenn schon die Analogie zum Theater, sollte man doch auch im Fernsehen eine »Eintrittsgebühr« erheben.

    Das ist jetzt schonmal ein interessanter Gedanke. Jetzt mal vom Kopf auf die Füße gestellt. Die Haushaltsgabe wird im 4 Euro im Monat (= 1 großes Bier oder 1/2 Kinoticket ) erhöht. Damit kommen ca. 1,9 Mrd. pro Jahr zusammen. Das dürfte ungefähr der Anteil sein der im subventionierten Kulturbetrieb an Eintrittsgeldern zusammenkommt. Dieses Geld steckt man zusätzlich in den Kulturbetrieb und senkt die Eintrittsgelder auf Null (oder meinetwegen auf symbolische 50 Cent). Was für eine Vision: Theater, Museen, etc., „Kultur für alle“ für ganz, ganz kleines Geld. Kulturnation Deutschland. Für einen Kulturschaffenden doch ein Traum. Hätte ich gedacht.

    P.S:: Ja ich weiß , auch dieses System enthält eine Reihe von Ungerechtigkeiten, die mit Wohnort, Alter oder Einkommen und anderen Dingen zusammenhängen.

    P.P.S: Und wenn man dann noch ernsthaft Überversorgung, Doppelstrukturen, Verschwendung jeglicher Art in ÖRR UND im Kulturbetrieb bekämpft bekommt man immer noch ein ordentliches Angebot für vermutlich unter 15 Euro im Monat

  178. @St.S (198): Ich weiß jetzt nicht, an wen sich Ihr Kommentar richtet. Teilweise passt er zu meinem, aber teilweise auch gar nicht.
    Dieser passt noch gut, und da will ich auch antworten:

    bei den Fernsehserien geht es nicht um Geschmack, sondern darum das sie Handwerklich gut gemacht sind

    Was auch die Orientierung an einem bestimmten Geschmack voraussetzt. Twilight ist handwerklich offenkundig sehr gut geschrieben, wenn man die Absicht hat, eine bestimmte Zielgruppe zu begeistern und viel Geld zu verdienen.
    Wenn man hingegen die Absicht hat, einen sinnvollen Plot zu schreiben, oder lebendige Figuren, oder eine glaubwürdige Liebesgeschichte, oder sowas, dann nicht.

    Es gibt objektive Kriterien fuer das Geschichten erzaehlen.

    Ja, reichlich. Aber welche davon man wie anlegt, ist die entscheidende Frage. In mancher Hinsicht ist auch das Programm unserer öffentlich-rechtlichen Sender hervorragend gemacht. Ich kenne Leute, die von unser Charlie begeistert sind und deren Woche mit Wetten, dass…?!%&!# oder wie das heißt, ihren Höhepunkt erreicht.

    Wenn einen der Plot einer Geschichte nicht interessiert ist das eine Sache. Sie aber dshalb fuer »bloed« zu halten eine andere.

    In der Tat. Aber hier sind wir wieder beim selben Problem. Walking Dead ist in gewisser Weise handwerklich gut gemacht. Zum Beispiel ist die Maske der Zombie-Darsteller hervorragend, und den Schnitt finde ich auch meistens sinnvoll und überzeugend. In anderen Bereichen hat die Serie ihre Mängel. Ob die einen stören oder nicht (und ob es überhaupt Mängel sind, oder nicht) ist eine Frage des Standpunktes.

    Ich empfehle Ihnen sich mal per Wikipedia mit dieser Serie zu beschaeftigen.

    Im Ernst? Ja, das wird helfen…

    Wenn Sie mich fuer verbittert halten und fuer aussortiert, dann kann ich Ihnen auch nicht helfen.

    Falls Sie wissen, dass diese Vermutung nicht von mir stammt, sondern von jemand anderem, und Sie es nur missverständlich geschrieben haben, ist alles okay. Falls nicht, würde ich das gerne richtig stellen: Das hat jemand anders vermutet.

    Da Sie aber ausser diesem Thread nichts von mir wissen, moechte ich Sie dringend bitten mich nicht mit Ihren Vorurteilen zu ettiketieren.

    Dem komme ich gerne nach.

  179. @theo

    Der Konter mit »Theater, Eintritt, keine Werbung« ist schwach.

    Kam nicht von mir. Genauer lesen bitte, was von wem kommt.

    …schon mehr als genug… ;-)

    So so. Wie alt bin ich? Habe ich Familie? Bin ich schwul oder hetero? Bin ich Deutscher oder nicht? Wo lebe ich? In welchem kulturellen Kontext bin ich aufgewachsen? Welche Themen beschäftigen mich am meisten? Gehe ich gerne ins Theater oder lieber ins Kino? Was esse ich am liebsten? Sie wissen nicht sonderlich viel von mir. Also hören Sie auf sich irgendwelche Urteile über mich zu bilden, die auf Ihren eigenen Mutmaßungen beruhen.
    Sie haben zwar die ganze Zeit auf St.A. geantwortet, aber ich antworte jetzt mal trotzdem auf das was sie da schreiben.
    Da Sie mir ja hier vorwerfen, ich würde keinerlei belege für das liefern, was ich an den ÖR kritisiere. Ich habe mehrfach nachgefragt, wo sich das heutige Fernsehprogramm der ARD und des ZDF von RTL unterscheidet. Keine Antwort. Weder von ihnen noch von jemand anderes. Ich habe an preisgekrönten US Serien dargelegt, wo im Fernsehbereich die kreativen Köpfe sitzen. Und da sehe ich vom ÖR nichts. Bitte schreiben Sie mir, oder Polyphem oder Linus, was der ÖR an Innovationen oder irgendwie herausragenden Produktionen gebracht hat?
    Vermutlich kommt auch da keine Antwort.
    Ich habe in keinem meiner Postings behauptet, dass Subventionen von öffentlichen Theater eine tolle ist. Nein, ich habe sogar geschrieben, dass 7.5 Milliarden Euro für die BRD Kunstszene wahrscheinlich der Tod wären. Überlesen? Schade.
    Subventionen verführen nur zur Mittelmässigkeit. Und die jährliche Geldspritze für den ÖR eben auch, was Sie am heutigen Programm alleine schon wunderbar nachvollziehen können. Ist das die Grundversorung, die uns per Verfassung zusteht? Diese Frage stelle ich jetzt zum xten mal.
    (Wikipedia)

    Programmgrundsätze
    Die öffentlich-rechtlichen Sender sind an den Programmauftrag (vgl. § 11 RStV) gebunden. Insbesondere sind die Rundfunkanstalten zu Ausgewogenheit, Unparteilichkeit, Objektivität und zur Einhaltung der journalistischen Sorgfalt verpflichtet. Das Niveau des Programms muss dem Grundversorgungsauftrag der Information, Bildung, Beratung und Unterhaltung dienen.

    Und wenn ich mir das heutige ARD Programm ansehe, entdecke ich viel Telenovelas, viel Sport, viel Talk. Und Bildung? Okay, lassen wir 16:10 Nashorn, Zebra & Co. (191 Folge) mal als Bildung durchgehen. Und ansonsten. Oh, Moment da. „Von Löwen und Lämmern“. Ah Mist. kommt um 00:50. Das einzige, was von herausragender Qualität wäre und absolut dem Grundversorgungsauftrag entsprechen würde, kommt zu einer Zeit, in der der Bundesbürger schläft. Und so geht das die ganze Woche. Der ÖR soll die Lücken füllen, die die anderen Medienkonzerne nicht bedienen. Tut er das? Nein. Zumindest nicht das Fernsehen. Auch das schreibe ich jetzt aber auch nicht das erste mal. Nehmen Sie dazu bitte mal Stellung, als sich hier in irgendwelchen drolligen Vorwürfen zu ergehen (theo), oder nur in süffinsanter Arroganz gespickt mit Werbung für Bollmann (polyphem). Und Leo, ich weiß natürlich was in dem Wikiartikel über die Subventionen der Theaters steht. Natürlich. Darin steht nicht nur, die exorbitant hohe Zuschusssumme für jede Karte, sondern auch:

    Da aber dennoch die Subventionen in den letzten Jahren eingefroren oder auch gekürzt wurden, suchen die Theater nach anderen Quellen: Mäzene, Sponsoren, Fördervereine und Stiftungen (Bundeskulturstiftung). Weiterhin sind in den neuen Ländern viele Theater in Haustarifverträgen, in denen die Gehälter gekürzt sind. Somit finanzieren die Mitarbeiter der Theater ihr Theater selbst mit.

    Da fand ich jetzt keine anerkennende Zustimmung von Ihnen. Oder

    …Während die öffentlich getragenen Häuser in der Spielzeit 2003/04 ein Minus von rund 300.000 Zuschauern hinnehmen mussten, hatten die Privattheater, zu denen auch die Musical-Häuser gehören, einen Besucherzuwachs von rund 500.000 zu verzeichnen…

    Das System scheint besser zu funktionieren. Und zu welcher Erkenntnis bringt mich das? Subventionen sind schlecht für die Motivation und können Kreativität und Leistung be- oder verhindern. Ergo auch keine 7.5 Milliarden für den ÖR. Picken sie sich nicht nur die Rosinen, die Ihre Thesen unterstützen heraus. Viele Grüße

  180. @Muriel:

    Falls Sie wissen, dass diese Vermutung nicht von mir stammen…

    Sorry, habe ich erst später gesehen. Auf dem Handy ist mir das entgangen.

    Es macht in der Tat keinen Unterschied für welche Zielgruppe Sie schreiben, da im Prinzip heutige Storys alle gleich aufgebaut sind. Sie müssen „nur“Sprache und Interessen der jeweiligen Zielgruppe kennen. Es gibt nur wenige Produktionen, bei denen die Zielgruppe quasi „Alle“ sind. „Findet Nemo“wäre ein Beispiel. Und der hat in der Tat mehrere sinnvolle Plots, wenn Sie so wollen. Kinder: Oh, schön bunt und alles neu und kein Kind will seine Eltern verlieren. Erwachsene: Verdammt, wie kriege ich den Spagat zwischen Sorge und Entwicklung durch , gefährliche und notwendige, Erfahrungen hin, Und alle: „Dorrie. Eine vergessliche, mutige und optimistische Fischfrau, herzensgut und ein echter Freund.“
    Und „Walking Dead“ (ich gebe zu, sehr speziell) ist nicht nur wegen der Maske gut gemacht. Das würde nicht reichen. Zombies sind eigentlich, für sich genommen, ziemlich langweilig. Laufen nur rum und fressen Menschen. Wenn interessiert das schon. Interessieren tut uns aber, wie sich Gruppen finden. Was sie tun müssen um zu überleben. Was macht man mit Menschen, die den Zusammenhalt einer Gruppe gefährden? Welche moralischen Vorstellungen wirft man in einer Notsituation über Bord und welche nicht? Usw. Deshalb wird in „Walking Dead“ auch ziemlich viel Wert auf den Dialog und die Charakterentwicklung gelegt. Und das Spannende ist, dass die Autoren keine Probleme damit haben tragende Hauptfiguren einfach aus der Geschichte zu nehmen. Das ist nicht nur für den Zuschauer spannend, sondern auch für den Autor und die Schauspieler. ;) Im übrigen haben die Macher der Serie auch darauf geachtet, die Wurzel von WD im Comic darzustellen. Man sieht das gut an vielen „kurz eingefrorenen“ Szenen. Eine Filmtechnik die man auch „Gettysburg“ verwendet hat, in dem man Gemälde aus dem Fluss der Story nachgestellt hat. Na ja, aber ich verstehe jeden der WD nicht mag.

  181. @theo

    … wie viele Eigenproduktionen privater deutscher Sender deklarieren Sie als »besser«?

    Keine. Ist alles der gleiche Schema F Einheitsbrei. Und wenn scripted reality noch mehr in Mode kommt, sehe ich schwarz. Da hat man es am Theater leichter.

  182. „Subventionen sind schlecht für die Motivation und können Kreativität und Leistung be– oder verhindern.“

    Prima, so beenden wir auch die Diskussion um eine bessere Verteilung von Subventionen und schaffen das alles ab. Wer dann noch Qualität sehen will, muss ordentlich dafür blechen (siehe HBO). Wessen Einkommen zu gering ausfällt, der hat halt Pech gehabt.

    „Das einzige, was von herausragender Qualität wäre und absolut dem Grundversorgungsauftrag entsprechen würde, kommt zu einer Zeit, in der der Bundesbürger schläft.“

    Tschuldigung, Sie erwarten aber nicht wirklich, dass man Sie ernst nimmt, oder? Ich frage mich derweil nur, wann eigentlich ihnen selbst die Lust an der Trollerei vergeht. Diese mag zwar – um #198 aufzugreifen – handwerklich gut gemacht sein, ist aber nicht Jedermanns Geschmack.

  183. @St.S: Ich will diesen Thread nicht für eine ausführliche Debatte über die Vor- und Nachteile von Walking Dead kapern (Naja, ich will, aber ich halte es trotzdem für keine gute Idee…), aber ich würde schon gerne darauf hinweisen, dass es mir nicht unbedingt um die Zielgruppe ging, obwohl auch die eine Rolle spielt. Ich gehöre zum Beispiel nicht zur Zielgruppe, für die die Teletubbys gemacht sind, und es wäre dementsprechend albern, mich darüber zu erregen, dass die mir nicht gefallen. (Welche Auswirkungen sie auf ihre beabsichtigte Zielgruppe haben, ist noch mal eine andere Frage.)
    Aber trotzdem ist handwerkliche Qualität immer eine Frage der Zielsetzung. Seine Ziele hat Stanley Kubrick zum Beispiel meines Wissens mit 2001 ziemlich vollumfänglich erreicht. Er hat nach gewissen Maßstäben ein Meisterwerk geschaffen. Nach anderen, nicht mehr oder weniger richtigen Maßstäben, hat er hingegen vollständig versagt und nicht einmal im herkömmlichen Sinne einen Film erstellt.
    Und zu Walking Dead: Genau das, was sie schildern, interessiert auch mich an Fernsehserien ganz vorrangig. Und ich finde, dass es in dieser Serie schauderhaft mies umgesetzt wurde. Sie hingegen finden es toll. Sei Ihnen gegönnt. Ich wollte mit meinen Beispielen nicht andeuten, dass es Ihnen nur um die Maske gehe, ich wollte nur illustrieren, dass Erfolg immer von dem Ziel abhängt. Was ich von einer Fernsehserie erwarte, hat Walking Dead weitgehend verfehlt, was Sie erwarten, hat es offenbar ziemlich vollumfänglich umgesetzt. Hat damit jetzt einer von uns Unrecht? Nö, wir haben nur verschiedene Maßstäbe.
    Und ich sehe halt beim besten Willen nicht, wie man (zumindest bei Unterhaltungsprogrammen) irgendwie objektiv bestimmen will, das die richtigen Maßstäbe sein sollen, die echte Qualität bestimmen, und was nicht. Und Sie?

  184. @Theo. Ja ich erwarte von Ihnen tatsächlich das Sie das ernst nehmen was ich schreibe. Da Ihnen der Begriff Troll ja nicht so verständlich zu sein scheint.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Troll_(Netzkultur)

    Meinen Sie jetzt das der Film nicht jedermanns Geschmack trifft, oder mein Hinweis darauf, dass das „everybodys Darling“ Programm der ARD sich absolut nicht mit dem Grundversorgungsauftrag deckt? Da müssten Sie bitte mal was konkreter werden.

    Und wieso beenden wir die Diskussionen über Sinn und Zweck von Subventionen? Das machen nur Sie. Ich höre mir gerne Ihre Gegenargumente an und sind die besser lasse ich mich überzeugen. Also?

  185. @Stefan Schulz/ St.S/ St.A:
    Könnten Sie sich bitte (alle) mal
    – für einen Nickname pro Kommentarspalte entscheiden
    – einen Nickname wählen, der nicht zu Verwechslungen mit anderen Kommentatoren führt?
    (Nichtzutreffendes bitte streichen).

  186. @Muriel. Na ja, was die Kritiken zu 2001 angeht, halte ich es eher damit: http://www.youtube.com/watch?v=Ih6jcKd7VwU
    Dem kann ich auch nichts hinzufügen.
    Was die Film- oder auch Theatertheorie angeht, muss man sagen, dass es objektivierbare Kriterien für das Erzählen von Geschichten gibt. Dem folgen eigentlich alle. Innerer und äusserer Konflikt einer Figur, Characterchange im Drama, Odd couples z.B. in der romantischen Komödie, unschuldig beschuldigt im Thriller usw. Alles das ist objektivierbar. Nur die Umsetzung des Plots, die ist, auch, Geschmackssache. Warum Sie finden das die Episodenplots in WD schlecht umgesetzt sind, sollten wir allerdings wirklich nicht hier klären.
    Maßstäbe für Qualität über dem Durchschnitt, kann man aber tatsächlich erklären. Bei „Unser Charly“ ist es in der Tat schwer, weil das einzige besondere an dieser Serie der Affe ist. Ist aber nicht neu, sondern nur eine Art Daktari light. Sowas vergessen wir schnell. Ein Maßstab für besondere Qualität ist aber z.B. Emergency Room. Eben weil Ärzte anders dargestellt wurden als sonst. Und weil es neue Kameratechniken gab.
    The Big Bang Theory ist was die Konflikte angeht nichts Neues. Aber das es Nerds sind, die sie leben, schon. Ich denken Maßstäbe sind die Storys und Figuren, die den Menschen im Gedächtnis bleiben. Oder?

  187. @inga: ich bin Stefan Schulz, habe nur keine Lust mehr den Namen aus zu schreiben. Deshalb St.S
    Tut mir leid wenn das für Verwirrung gesorgt hat.

  188. @61

    Selbst wenn es nicht auf »Sonderkonditionen für Großverbraucher« hinausläuft, wird das letztlich keinen Unterschied machen, da die Unternehmen die Mehrkosten sicher nicht von ihrem Gewinn abziehen sondern diese Kosten an den Verbraucher weitergeben. Somit bleibt es effektiv nicht bei den knapp 18Euro pro Haushalt.

  189. @Stefan Schulz

    Der ÖR soll die Lücken füllen, die die anderen Medienkonzerne nicht bedienen.

    Tut mir leid, aber das stimmt so nicht. Unter „Grundversorgung“ ist keineswegs nur Dokus, Nachrichten und Sperriges gemeint. Auch das Musikantenstadl, die Bundesliga und der Bergdoktor fallen darunter. Das hat sogar das Bundesverfassungsgericht festgestellt.

    Das [Privattheater-]System scheint besser zu funktionieren

    Woran machen Sie das fest? An den Zuschauerzahlen? Really? Das ist für Sie ein Maßstab für Qualität? Das meinen Sie nicht ernst. Abgesehen davon, dass der Großteil der Privattheater ebenfalls mit öffentlichen Geldern gefördert wird, und das nicht zu knapp, möchte ich lieber Theater sehen, das Leute machen, die was zu sagen, zu erzählen oder anzustoßen haben, als von Leuten, die damit rein wirtschaftliche Interessen verfolgen und sich damit zwangsläufig und systemimmanent nach dem Massengeschmack richten müssen. Analog also zu den privaten Fernsehsendern z.B.. Oder glauben Sie wirklich, „Berlin Tag & Nacht“als ultimative Innovation privater Fernsehmacher hätte eine andere Existenzberechtigung, als möglichst billig viel Geld zu generieren?

    Das heißt im Umkehrschluss nicht, das bei den ÖR alles toll ist. Ganz im Gegenteil.

  190. Dem kann ich auch nichts hinzufügen.

    2001 hat dich gelehrt, dass jeder kochen kann? Naja, ist doch schön, dass der Stuss wenigstens für etwas gut war.

    Was die Film– oder auch Theatertheorie angeht, muss man sagen, dass es objektivierbare Kriterien für das Erzählen von Geschichten gibt. Dem folgen eigentlich alle. Innerer und äusserer Konflikt einer Figur, Characterchange im Drama, Odd couples z.B. in der romantischen Komödie, unschuldig beschuldigt im Thriller usw. Alles das ist objektivierbar.

    Ich stimme nicht zu. Aber ich denke, darauf können wir es beruhen lassen.

    Ich denken Maßstäbe sind die Storys und Figuren, die den Menschen im Gedächtnis bleiben. Oder?

    Das musst du schon selbst wissen, ob das deine Maßstäbe sind. Ich persönlich habe auch noch ein paar andere, und es gibt vielleicht sogar Leute, die diese für vollkommen unwichtig halten.
    Naja, ich denke, ich habe da jetzt genug vom eigentlichen Thema abgelenkt.
    Danke für den Austausch, auf bald!

  191. Werter Stefan Schulz, arrogant und süffisant hat man mich bisher nicht nie genannt.

    Ihr Verhalten ist grotesk. Einerseits spielen Sie das Sensibelchen, anderseits keilen und pöbeln Sie, weil Ihnen offensichtlich die aufgezeigte Analogie der ÖRR-Finanzierung mit der Bezuschussung des Kunstbetriebes nicht passt. Ich hatte Ihnen nichts unterstellt, nur angemerkt, dass auf Grund ihrer vorherigen Äußerungen wohl die freie Theaterszene für Sie das angemessene Betätigungsgeld wäre.

    Mir ist unklar, wo Sie in meinen Zeilen „Mutmaßungen“ entdecken, was sie veranlasst oder berechtigt, mir „keine Ahnung“ zu unterstellen und wo Sie „aufblähende Vorurteile“ nachweisen können. Ihr Hinweis „Werbung für Bollmann“ ist ein schlechter Witz. Ich habe sein Buch erwähnt, weil es gut zum Thema Kunstbetrieb in Deutschland und seiner Finanzierung passt. Die zweite Erwähnung war rhetorischer Art um zu erklären, dass TV und Buch inspirieren können, damit man losgebunden, frei, erfahre, was das Leben sei. Und sich halt auch mal Auerbachs Keller im Original anschaut.

    Grundsätzlich und bedauerlicherweise ist festzustellen, dass sich ihre Fernsehwelt, vllt. auf Grund ihrer Tätigkeit, wohl nur um Filme, Fernsehspiel und Serien dreht. Lustig ist es, wie Sie mit einem anderen bekennenden ÖR- Hasser einen Nebenthread über die Qualität importierter und deutscher Serien in Form eines Seminars für Drehbuchschreiber und -Kritiker durchziehen, um sich der Diskussion über die ganze Breite des Programmangebots in Radio und TV zu entziehen. Stefan Niggemeier hatte in Kommentar # 53 noch einmal besonders auf die Alleinstellungsmerkmale im ÖR-Angebot hingewiesen, so dass daraufhin über diese eigentlich nicht mehr groß diskutiert werden musste. Dass ÖR wg. Wettbewerb zum Privatfernsehen jede Menge Mist produzieren, steht außer Frage. Es wäre also nach dem Hinweis von Stefan sinnvoll gewesen, zum Thema des Beitrags zurück zu kehren, zur Anti-Kampagne und „Wutwelle“ in deutschen Printmedien. In Bezug auf dieses Thema habe ich die Verbreiter von Desinformation und Lügen Heuchler genannt. Kann man grob finden. Ich finde die Titulierung angemessen.

    Den guten Hinweis von Mitkommentator Leo zur Berechtigung des ÖR-TV möchte ich noch heraus stellen. Dank TV kann wohnungsbedingtes Standort-Handicap aufgehoben werden. Man kann dank z.B. 3sat an jedem Ort in DE große Oper sehen. Gewiss können auch Private gutes Fernsehen machen. Aber die Breite und Tiefe des ÖR könnten von werbefinanzierten Sendern wohl nur mit „Quersubvention“ oder anhand einer sehr differenzierten Preisliste erreicht werden, die Vieles für Viele unerschwinglich machen könnte. Und jetzt mutmaße ich doch mal: Wir würden im Bereich kleiner Sparten ein Kommen und Gehen wie im Zeitschriftenmarkt erleben. Da ist mir ein solidarisch finanziertes System mit geringen Beiträgen eindeutig lieber.

    Den Anbetern freier Märkte und aller Deregulierungen noch einen Spruch ins Poesiealbum: „Der Markt ist Gott und Gott ist der Markt.“ Das ist die aktuelle Staatsreligion und Volkswirte und Medienmanager sind die Priester dieser Religion, die sie dem Volke erklären, obwohl sie diese natürlich, wie jede Religion, selbst nicht verstehen (können).

    Ich persönlich bevorzuge parlamentarische Demokratie und soziale Marktwirtschaft, zu deren Instrumenten Steuern, Regulierung und auch Bezuschussung/Subventionierung gehören. Das ist allerdings eine Staatsform, die ständige Kontrolle, Verbesserung und wache Bürger erfordert.. Und mehr Qualität in den Parlamenten und Rundfunkräten. Gewiss anstrengender als das Laissez Faire deregulierter Märkte.

    Abschließend noch einmal der Hinweis, dass Desinformation und Lügen keine „handwerklichen Fehler“ sind, wie ein Stefan A. in # 178 euphemistisch behauptet.

  192. Siehe 190, 192,
    es ist irgendwann immer das erste mal. Sensibelchen ist schon wieder so eine schräge Bemerkung, die in einer Diskussion, wie dieser hier nichts zu suchen hat. Dazu ist dieses Kommunikationsmedium zu unvollständig. Das scheinen Sie bei Bemerkungen zu vergessen.
    Und Hass ist beim besten Willen Ihre Interpretation. Aber was solls. Etikettieren ist immer leichter als argumentieren. Und das habe ich bei Ihren Ausführungen regelmässig vermisst. Aber was solls. Ist ja ein freies und grundversorgtes Land. Und was vor bei der Gründung des ÖR richtig war muss es heute auch sein.

  193. @222: Lesen Sie doch bitte noch einmal Muriels Kommentar #1. Dann verstehen Sie hoffentlich, dass „bekennender ÖR-Hasser“ ein – möglicherweise unglücklich formuliertes – Zitat war.

  194. Ich kann das bestätigen. Hass war meine Formulierung, und ich stehe dazu, wenn auch vielleicht mit der nicht ganz unwesentlichen Einschränkung, dass ich kein Typ für große Gefühle bin.
    Hass ist für mich das, was ich gegenüber einem Kaugummi unterm Schuh empfinde, oder gegenüber Ayn Rand, wenn ich ihren Stuss zu lesen gezwungen bin, also eine überschaubare Sache.
    Der große literarische Hass, den zum Beispiel Ahab gegenüber dem Wal empfindet, bleibt für mein kaltes, verkümmertes Neoliberalenherz unerreichbar.

  195. gez hin oder her, siebenhaar oder niggemeier.
    siebenhaar hat wenigsten eine demokratisierung des ör rundfunks gefordert (RadioEins medienmagazin v. 22.12.2012, Beginn bei 18:29min http://www.radioeins.de/archiv/podcast/medienmagazin.html):, wahlen der intendanten ähnlich einer sozialwahl, ombudsmänner und politiker raus aus den aufsichtsgremien.
    wäre schön, wenn stefan niggemeier sich auch dafür mal stark machen könnte, denn das ist das mindeste, was der bürger erwarten kann, wenn er schon GEZ bezahlen muss. mfg
    http://www.facebook.com/groups/276758975735148/

  196. @Muriel: So leicht ironisch gefallen Sie mir wieder viel besser.
    Jaja, die Sprache. Der Eine sagt Hass, wenn er sich ärgert. Eine Andere spricht von Liebe, wenn sie sich freut.

    „shifting baselines“ überall. Beim Sprachgebrauch ein Problem, wenn sich Diskutanten und -onkels auf unterschiedlichen Linien bewegen.

    (Ältere Damen und Herren wie wir, verstanden ja mal unter „geil“ etwas Anderes als „die Jugend von Heute“

  197. @polyphem: Ironie? Wo?
    Naja.
    Spielt doch für die Verständigung über Sinn und Unsinn des ÖRR aber auch wirklich keine Rolle, ob ich ihn nun hasse oder liebe oder geil finde. Deswegen habe ich das mögliche Missverständnis da billigend in Kauf genommen. Und wenn Sie freie Märkte für unsere aktuelle Staatsreligion halten, dann haben wir ohnehin noch ganz andere, mutmaßlich unüberwindliche Verständigungsprobleme.

  198. Um das gleich zu Anfang festzustellen ich zahle.
    Ich bin Student und rege mich nicht über 18€ auf ich hab anderes zu tun keine Lust meine Zeit mit sonem Blödsinn zu verschwenden.

    Klar läuft in den Ö/R-Sendern nicht immer was für jeder man aber so ist das doch richtig. Diese Sendern müssen Sparten abdecken, klar das dort oft der selbe driss läuft wie im privat Fernsehn ist eine andere Geschichte.

    Ja ok ich gebe zu 18€ sind für mich nicht gerade wenig Geld. Aber ich weiß ich bekommen im Ö/R Vernüftige Informationen, nur mal so btw „die Bild“ kostet glaub ich 0,7€ wenn ich mir die Bild jeden Tag kaufe bin ich in einem Monat bei knapp 21€!!!!

    Sorry aber dann versteh ich die aufregung nicht.
    Ich bekomme für weniger Geld mehr.

    Ach noch mal was zum Nachdenken:

    Ich weiß seit 3 Jahren das die Haushaltsabgabe kommt.
    Warum haben sich Rossman & Co. nicht früher für gerigere Abgaben eingesetzt so wie zB die Hotel-Lobby??

    Erst seit Jahresbeginn ist die Berichterstattung so groß.
    Für mich lässt das nur den Schluss zu das es um nichts anderes als Propaganda gegen den Ö/R geht.

  199. @Simon:
    „..Ich weiß seit 3 Jahren das die Haushaltsabgabe kommt.
    Warum haben sich Rossman & Co. nicht früher für gerigere Abgaben eingesetzt so wie zB die Hotel-Lobby??

    Erst seit Jahresbeginn ist die Berichterstattung so groß.
    Für mich lässt das nur den Schluss zu das es um nichts anderes als Propaganda gegen den Ö/R geht…“

    Ganz einfach.
    Weil der Suppenkasper spricht: „Ich esse meine Suppe nicht!“
    und nicht: „Ich werde meine Suppe nicht essen!“

  200. @polyphem

    Ja mag schon sein aber wie gesagt die Hotel-Lobby hat sich stark gemacht und hat ihre Sonderreglung mit der alle Hotels zufrieden sind.

    Der Punkt ist doch einfach der wenn ich vorher sage was mir nicht passt und was meiner Meinung besser ist kann man sich zusammen setzten und einen Kompromiss erarbeiten der alle zufrieden stellt.

    Macht an sich mehr Sinn.
    Aber manchmal glaube ich das gerade große Unternehmen der Meinug sind sie müssen von allem befreit werden.
    Als Beispiel die Unternehmen die den meisten Strom verbrauchen müssen keine EEG-Umlage zahlen.

  201. @228 Da muss es ihnen ja cool gut gehen, wenn sie sich über 18 € vom Netto nicht aufregen, die sie (mindestens so viel) bis ans Ende ihres Lebens zu zahlen haben bei einer Sache, die keine Mitspracherechte der zur Zahlung genötigten kennt. Eigentlich könnten sie das gleich mit übernehmen, was man wohl bald von mir laut einfordern wird.
    Leider bleibt es nicht bei 18€, weder nominal noch überhaupt. Wer glaubt, die Forderungen würden nicht höher mit der Zeit, ist mehr als naiv. Und die Mehrfach-Zahlung haben wir ja schon jetzt (Betriebsstätte, ggf. auch mit 0 Arbeitnehmern (!), Nebenwohnung (schwammig definiert), Auto („nicht rein private Nutzung….auf die Häufigkeit kommt es nicht an“)
    @229 Das meiste ist keine Suppe, sondern überflüssige Volksverblödung, sorry – und die sich wehren, sind keine Kasper
    @230 ja sicher, wenn sich noch mehr Unternehmen noch eher gewehrt hätten wäre der Druck größer gewesen und die Sache bekannter geworden und noch mehr Menschen hätten erkannte, was für eine unverschämte Entmündigung so ein System im Jahr 2013 darstellt. Mann könnte den ÖR-Granden folgende Sätze in den Mund legen: „Ihr seid ja allein sowieso zu blöd, euer Geld richtig zu verwenden. Wir machen euch mal gutes Fernsehen. Da freut ihr euch bestimmt, ihr Kleinen!“
    Deswegen bleibe ich dabei: Jeder Widerstand, jeder Protest ist gut und die 3 % vom Programm, die einen sinnvollen „Auftrag“ (von wem?) noch rechtfertigen würden, können keine Entschuldigung sein für 8 Milliarden Euro pro Jahr oder auch 1 MILLION EURO PRO STUNDE!

  202. Auch für das Privat-TV zahlen alle, ob man die schaut oder nicht.
    Es wird nicht mal bekannt wie hoch der entsprechende Anteil in den beworbenen Produkten jeweils ist, oder wie und wo er verrechnet wird.Das betrifft natürlich auch die Kosten für die Werbung in ARD und ZDF.

  203. #232: Es würde Ihnen auch nichts nutzen, wenn Sie wüssten, dass z.B. 2/3 des Preises bei Markensportschuhen in die Verkaufsförderung gehen. Dann wissen Sie immer noch nicht, wie viel das private Rundfunksystem davon profitiert. Oder wie viel der durchschnittliche Verbraucher pro Monat dafür an der Ladenkasse zahlen muss. Das Thema ist zu komplex, um es so stark vereinfachen zu können. Eher richtig ist da die Betrachtung, wie viel die privaten Sender einnehmen. Ohne Zweifel sind die öffentlich-rechtlichen Sender besser ausgestattet. Ohne Zweifel ist das Programm der privaten schlechter, in fast jedem Bereich. Deren Mitarbeiter werden auch schlechter bezahlt.
    Was die Gebührenvermeider verschweigen: Wie würde sich die politische Landschaft verändern, gäbe es plötzlich nur noch privat? Wie würde der Wegfall der Konkurrenz das private Programm verändern? Würde es der Demokratie, z.B. kleineren Parteien helfen, wenn sie auf privates Programm angewiesen wären? Wäre dann mehr oder weniger Demagogie in der Debatte? Wie wäre der Einfluss auf freie Information im Internet? und so weiter und so fort

  204. @Peter:
    Argumente haben Sie aber jetzt keine gebracht. Und mit dieser Art und Weise werden Sie es auch nicht schaffen, andere für Ihre persönlichen Ziele zu begeistern. Ergo wird es keine demokratische Initiative geben, um Ihr persönliches Ziel („ICH will aber nicht zahlen“) durchzusetzen.

  205. @Alfons (#232) Diese Behauptung „Auch für das Privat-TV zahlen alle“ ist falsch. Dort gibt es das Korrektiv des Marktpreises das bei den öffentlich-rechtlichen vollkommen fehlt

    @Nobilitatis (#234) Gebührenvermeider gibt es nicht. Es gibt nur freiwillige und unfreiwillige Zahler. Da können sie mal fragen, wie es für ARD und ZDF aussähe, wenn sie sich auf erstgenannte beschränken müssten.
    Aber die Debatte um genau jene von ihnen gestellten Fragen möchte ich anstoßen. Die Nutznießer des heutigen Systems sind dazu nicht in der Lage. Ein erster Schritt wäre eine Obergrenze bei zur Zeit 1 Milliarde Euro statt 8 Milliarden Euro. Prozentual am Bevölkerungseinkommen ausrechnen und dabei bleiben. Dann hätten wir eine Belastung pro Haushalt, mit der die meisten zufrieden wären.
    @ 234 Die Bewegung gibt es schon längst:
    https://www.openpetition.de/petition/online/abschaffung-der-gez-keine-zwangsfinanzierung-von-medienkonzernen

    Und es ist bei weitem nicht die einzige.

    Mein persönliches Ziel ist die Abschaffung eines Systems das von Aufstockern, Altenpflegern, Schichtarbeitern und so weiter Geld nimmt, um Multimillionäre der Unterhaltungsbranche zu füttern.

  206. @235
    „Multimillionäre der Unterhaltungsbranche“
    Welch ein Witz, davon gibt es sehr wenige. Das ÖR-System hat 26.000 Angestellte und beschäftigt freie Mitarbeiter, Dienstleister und Firmen, die zwar auch für andere Anbieter arbeiten, aber ohne den ÖR nicht existieren könnten. Die auch von der Abgabe finanzierte Filmförderung sorgt auch für Jobs. Das sind locker nochmal 200.000 Menschen, die da dran hängen und für eine ergiebige Medienlandschaft in D sorgen. Vom Fahrer bis zum Ingenieur. Warum werden immer nur die „Mulitmillionäre“ gesehen?

  207. #235:
    Das Argument des „freiwilligen“ Zahlens ist schon sehr oft besprochen worden. Gebühren sind per se nicht freiwillig. Und wenn Sie staatliche / öffentliche Leistungen auf freiwilliger Basis finanzieren wollen, gibt es keinen Staat mehr.
    Eine Petition ist eine Petition. Sie müssen trotzdem noch eine Partei finden, die sich für diesen politischen Inhalt („Nieder mit ARD und ZDF“) einsetzt. Gründen Sie eine Partei und versuchen es. Aber wegen der grundsätzlichen Bedeutung der ö.r. Rundfunksender für die politische Willensbildung befürchte ich, dass Ihnen das nicht gelingen wird.
    Für die Ermittlung des Finanzbedarfs ist die KEF zuständig. Wenn Sie stichhaltige Gründe haben für Ihre 1 Milliarde Euro Zahl, sollten Sie sich bei denen melden. Vielleicht können Sie sie überzeugen.
    Das System nimmt zuerst einmal das Geld von ALLEN. Befreien können Sie sich aus finanziellen Gründen lassen. Das steht insbesondere Aufstockern offen. Ausgezeichnet bezahlte Altenpfleger und Schichtarbeiter bezahlen auch. So wie die unterbezahlten Bankmitarbeiter und Vorstandsvorsitzenden. Das ist nun mal die Bedeutung von „allgemein“. Wenn Ihnen noch ein weiteres Kriterium einfällt, außer geringem Einkommen, schlagen Sie es vor. Im Moment kann man da noch was erreichen, die Haushaltsabgabe ist noch nicht ausgereift. Man muss halt nur überzeugende Gründe haben.

  208. @Peter

    Punkt 1:
    Ich bin Student und ich habe nicht gerade sehr viel Geld.

    Punkt 2:
    18€ im Monat, sprich 60 Cent am Tag, für das was die öffendlich Rechtlichen bieten ist nicht viel. (Trink ich halt ein Bier weniger).
    Man darf sich bei der Frage nicht nur auf das Hauptprogramm beschrenken, das sehe ich nicht viel, aber ZDF-Info und -Neo da laufen gute Dokus oder auch auf Phonix oder Arte.
    Das ÖRR sollte auch nicht immer irgendwelche Blockbaster bringen die laufen zu genüge auf den Privaten.
    Mag sein das ich gerade in diese Sparte rein gehöre für die es diese Sender gibt aber genau dafür ist doch das ÖRR da.

    Punkt 3:
    Das System ÖRR hat seine Berechtigung. In sämtlichen EU-Staaten gibt es Rundfunkgebühren, zwar nicht in der Form wie in Deutschland aber es gibt sie.
    Ok ich gebe gerne zu das es bei der neuen Regelung noch einige Probleme gibt aber die Rundfunkgebühr wie es sie jetzt gibt war sowieso erst mal nur für 2 oder 3 Jahre angesetzt, (bin mir da nicht mehr ganz so sicher), danach sollte sie noch mal überarbeitet werden.

  209. @Alfons (#236)

    Sie haben es erkannt! Haribo und andere Privat-Unternehmen zahlen die Werbung aus ihrer Privatschatulle.

    Die Eigenwerbung der Öffentlich-Rechtlichen allerdings, die zahlt ebenfalls der begeistert jubelnde Rundfunkbeitragslieferant, der nicht Beiträge liefert, sondern Geld.

    @Simon (#239) Oh ja wie gnädig, bei der „Überarbeitung“ kommt bestimmt eine satte Rückzahlung für uns alle heraus. Da freuen wir uns schon drauf, Herr Student.

  210. @Leiche (#235)

    Mit ihren Zahlen belegen sie nur, wie aufgeblasen dieses System inzwischen ist. Wenn die „ergiebige Medienlandschaft in D“ nun ausgerechnet und ausschließlich deren Werk sein soll („sorgen“), dann ist ihr Nickname offenbar Programm. Willkommen im Jahr 1960!
    Aber selbst damals kamen die wirklich wichtigen Enthüllungen von den Printmedien.

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