Online-Geschäftsmodelle aus der Hölle

Der Verlag Oberauer gibt das renommierte „Medium Magazin“ und zahlreiche Fachzeitschriften für Fachjournalisten heraus. Außerdem betreibt er eine Seite mit „Nachrichten für Journalisten“ namens newsroom.de. Die hatte eine geniale Idee, wie man mit einem Nachrichtenangebot im Internet Geld verdienen kann. Aktuelle News gibt es nur für zahlende Abonnenten. Alle anderen sehen nur Meldungen wie diese:

Tja, wenn einen das interessiert, bleibt einem wohl nichts anderes übrig, als die 1 Euro im Monat für das Premium-Abo zu zahlen. Also, außer, versuchsweise die Überschrift zu googlen und festzustellen, dass sie überall steht, weil es sich um eine AFP-Meldung von heute handelt, die wiederum auf einer Pressemitteilung von Sony von vor zwölf Tagen beruht.

Das sind die Online-Geschäftsmodelle, die Zeitschriftenverlegern einfallen: Lesen Sie für nur einen Euro im Monat heute schon, was andere erst seit zwei Wochen wissen.

49 Replies to “Online-Geschäftsmodelle aus der Hölle”

  1. Ich kenne diese Seite nicht, aber ich behaupte mal, dass es sich hierbei um einen Einzelfall handelt und viele Meldungen exklusiv und vergleichsweise aktuell sind. Und da man scheinbar nicht pro Artikel, sondern Monat zahlt, ist das doch okay. Muss doch jeder selbst wissen, a) wo er seine Informationen herbekommt und b) wo er sein Geld verpulvert. Oder? Belehre uns, allwissender Stefan!

  2. Ich warte jetzt mal auf die offizielle Meldung von newsroom.de: „Sony ist bereits einer unserer Kunden!“

  3. @Johannes: Aktuell sind 13 Meldungen exklusiv Abonnenten vorbehalten. Davon sind 10 Agenturmeldungen, 1 eine Pressemitteilung eines Verbandes und 2 Verlagsmeldungen in eigener Sache.

  4. Na ja, die entscheidende Leistung des Oberauer Verlags, welche die Zahlung der Abo-Gebühr rechtfertigt, besteht natürlich darin, aus dem unüberschaubaren Wust der täglichen PR-Meldungen die für den Meinungs-Multiplikator wirklich relevanten herauszufischen… ;)

  5. „Fachzeitschriften für Fachjournalisten“

    Lesen die sich gegenseitig?

    Wofür ich Geld bezahlen würde, wäre ein privater Zugriff auf alle Meldungen der großen Agenturen. Darauf sollte mal jemand kommen. Aber wer braucht dann noch Zeitungen… achja, die tollen Kommentare und Analysen.

  6. Macht man das heute noch? Ich erinnere mich noch an früher, da wurde noch gemangelt. Aber heute bügelt man doch eher als Zuschauer.

  7. Anderes Beispiel. Gestern wurde mir von der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ die Rubrik „Fragen Sie Reich-Ranicki“ des Vortages empfohlen. Unter Sonntagszeitung.de, einem Unterbereich von faz.net, war der Zugriff für Nicht-Abonnenten kostenpflichtig. Auf der gleichen Website unter Feuilleton war die aktuelle Rubrik hingegen kostenlos zu lesen. Ist bei dem umfassenden FAZ-Online-Angebot, wo immer wieder Texte aus der Print-Ausgabe auftauchen, sicher kein Einzelfall. Die Verlags-Strategen denken sich sicher etwas dabei, nur was?

  8. Das ist so ähnlich wie bei diesen Musikanbietern bei denen man sich für Geld das runterladen kann, wass es anderswo für umsonst gibt, gell?
    (-;

  9. na ja, eigentlich geht’s bei newsroom.de ja um Stellenangebote…dafür zahlt man den Euro/Monat. Warum die versuchen ihre „news“ gleich mitzuverkaufen, ist allerdings seltsam.

  10. Stellenangebote… richtig. Das wollte ich auch anmerken. Die „News“ kriegt man nur als Bonus dazu.

  11. News ain’t news anymore. Zumindest ist das fünf Minuten später so. Deshalb ist JEDES Herumgebolze mit angeblichen Informationsvorsprüngen bloßer Bullshit. Hier im Falle eines ‚Paid Content‘ …

  12. Naja, manche benutzen solche Modelle ja auch ganz erfolgreich – LWN.net zum Beispiel. Allerdings reicht es natürlich nicht, nur Agenturmeldungen zu übernehmen, insbesondere solche, die eh nur auf Pressemitteilungen basieren (das wäre schon eine ziemlich dreiste Frechheit, wenn es denn nicht so lustig wäre).

  13. @Stefan #15
    Was, hm? Wenn ich dazu was genaueres sagen wöllte, würde ich das tun. Mir fehlen zu dem Artikel so um die drei Disclosures.

    Ich finde den Service von newsroom.de übrigens halbwegs brauchbar. Die Medienschlagzeilen sind ja nur ein Teil des Angebots – deswegen abonniert kein Mensch newsroom. Wie man sich behelfen kann, wenn man die Info gratis will, wird in dem Beitrag ja gut aufgezeigt.

  14. @grey²³: „Hm?“, weil ich Deine Anmerkung schlicht nicht verstanden habe, auch jetzt noch nicht.

    Drei Disclosures? Was, von der Art: Ich habe im vergangenen Jahr vom „Medium Magazin“ (um das es hier nicht geht) einen Preis (um den es hier nicht geht) bekommen, bei dem ich in diesem Jahr in der Jury saß (um die es hier nicht geht)?

  15. Yep, so in der Art. Da fehlt aber noch was… Und weil da etwas fehlt, wirkt die Geschichte auf mich ziemlich suspekt. Bzw. es wirkt auf mich suspekt, dass Du diese Geschichte hier als Lesestoff anbietest.

  16. #26 Mächtig Schmunzl ;-)

    Ich stell mir grad mal den grey²³ vor:

    Männlich, ergrautes Resthaar, leicht gebeugt im gehen,
    steht gern bis spät in der Nachtbar, wegen 23 gescheiterter Ehen …

    hm, na ja oder so ähnlich. Er könnte auch schon 23 Jahre verheiratet sein, dann tippe ich aber auf eine interessante Fern-Distanz-Ehe …

  17. Ob mich greyhochdreizwanzig bei dem „Na, wenn du schon selbst nicht weißt …“-Gezicke an einen graumelierten Mann erinnert, weiß ich nicht. Klingt eher nach Mario Barths Freundin.

  18. @Meykosoft
    Verbittert! Du hast vergessen, dass ich verbittert bin und enttäuscht vom Leben.

    @Alberto Green
    Lol. ‚Schahatz, weisst Du, was ich gerade denke…‘

  19. Schön, dass jemand mal auf den seltsamen Service hinweist. Und auch wenn das Job-Abo bei newsroom.de im Zentrum steht: Der Nachrichtendienst bleibt in dieser Form defizitär!

  20. @grey
    Richtig, nur sieben Jahre in festen Händen. Und da meine Freundin wichtigeres zu tun hat als ihren (nichtexistenten) Schuhschrank zu füllen, interessiert mich in den allermeisten Fällen durchaus was sie denkt. Oh und ich neige dazu sowieso schon zu wissen was sie will, bevor sie es sagt ^^
    Und Mario Barth ist ein @&$%§! Nichts für ungut :o)
    Nun zurück zur Satire, los! Ich les euch zu!

  21. @28#Alberto
    Is nich leicht aber: So richtig verbittert und masslos enttäuscht und mächtig betrunken – könnte ich ihn mir auch als ergraute Barth Freundin vorstellen ;-)

  22. @Thomas Lobig

    Hey, da hat sie aber Glück. Über Barth denke ich übrigens ähnlich. Ich kapier’s nicht, wieso der erfolgreich ist.

    @Stefan

    Na, dann zicke ich mal wirklich rum.
    Der Abo-Service bei newsroom funktioniert meiner bescheidenen Meinung nach anders, als Du suggerierst. Mit ‚paid-content und dann kriegste nur so einen Müll‘ hat das nicht wirklich etwas zu tun. Mich wundert, dass die Seite aber dennoch toll genug ist, Dich seit Jahren direkt zu verlinken, Dein Bild zu publishen, der Verlag Dich auf den Titel vom ‚MM‘ hebt, Du Texte für den Verlag verfasst und Du hier dann sowas schreibst, ohne diese Infos mitzugeben.

  23. @grey²³: Du bemängelst, dass ich kritisch über einen Verlag schreibe, der nett zu mir ist?

    Ich habe mit newsroom nichts zu tun. Ich freue mich, dass ich offenbar einen Ehrenplatz auf der Seite habe, habe sie aber darum nicht gebeten. Ich habe auch mit dem Verlag Oberauer direkt nichts zu tun. Richtig ist, dass ich auf dem Titel des „Medium Magazins“ war, weil ich bei einer vom „Medium Magazin“ veranstalteten Wahl zum Journalisten des Jahres gewählt wurde. Richtig ist auch, dass ich gelegentlich Artikel für das „Medium Magazin“ schreibe (konkret, glaube ich, einen in den letzten zwei Jahren).

    Was hat das alles mit meiner Kritik zu tun? Ich weiß — offenbar im Gegensatz zu Dir — nicht, wie der Abo-Service „funktioniert“. Ich bin zufällig darüber gestolpert, dass dort Nachrichten in der oben abgebildeten Form veröffentlicht werden und finde das absurd. Ende der Geschichte.

  24. Ende der Geschichte? Moment…

    Ich bemängele, dass Du kritisch über einen Verlag schreibst, der nett zu Dir ist, und Du diese Information nicht mit Deinen Lesern teilst.

    Aber ansonsten: Gute Erklärung, sage ich ‚Danke!‘. Dann verstehe ich auch den Artikel. Und Du hast Recht – es ist tatsächlich nur ein Text gewesen. Sorry, mein Fehler.

    Die ²³ steht nicht ohne Grund in meinem Nick – meine erste Vermutung war, dass hier ein Kämpfchen ausgetragen wird (bin auch noch nicht so richtig von dem Gedanken weg). Die zweite, dass irgendwas unterschrieben wurde – und jemand ist nicht mehr einverstanden. Das gibt dieses ‚Geschmäckle‘ – das kannst Du Dir in diesem Blog, finde ich, nicht mehr leisten. Das ist zu wichtig geworden.

    Ich finde aber dennoch, dass diese Infos in den Beitrag selbst gehört hätten, auch wenn er möglicherweise wenig Beachtung findet. Auf mich hat der Beitrag ziemlich irritierend gewirkt. Die Kritik ist ja berechtigt, aber so losgelöst von eventuellen Connections ohne irgendeine Erklärung taugt sie nicht.

    Entschuldigung. Ich sollte kurz diplomatisch werden, oder? Deine Arbeit ist toll. Danke dafür.

  25. Ich habe nichts unterschrieben. Ich habe keinen Kontakt zu newsroom oder Oberauer. Es gibt keinen Streit, keinen Vorfall, keinen Kampf, keinen anderen Anlass als den, dass ich zufällig diesen Artikel (und dann das Konzept dahinter) entdeckt habe.

    Was das „²³“ bedeutet, habe ich übrigens auch jetzt noch nicht verstanden, und so berechtigt vielleicht Grundskepsis ist — ich bin ein bisschen überrascht, dass ein so langjähriger Leser und Kommentator wie Du da nicht ein etwas größeres Grundvertrauen hast.

    Trotzdem kein Grund zur Entschuldigung, und danke.

  26. Grundvertrauen? Sei Dir sicher!
    Erkennst Du wirklich nicht das Problem, dass Leute haben, die newsroom.de abonniert haben und/oder das ‚Medium Magazin‘ lesen, wenn eines Ihrer medial verwerteten Dickschiffe sich derart äussert?

  27. @ grey²³ #37:

    Das was Du mit

    „Ich bemängele, dass Du kritisch über einen Verlag schreibst, der nett zu Dir ist, und Du diese Information nicht mit Deinen Lesern teilst.“

    bemägelst, habe ich so noch nie gesehen, aber vielleicht hast Du ja recht, obwohl es mir – ganz ehrlich – im ersten Augenblick total absurd vorkam.

    Mal sacken lassen…

    Ich sitze ja im 23. Stock im Zimmer 24, meine Kollegen neben an in 2323. Jetzt weiß ich, warum die immer so geheimnisvoll tun :-)

  28. Wie schon andere schrieben, geht es beim newsroom.de-Abo primär um die montäglichen Stellenangebote für die man den Euro/Monat zahlt.

    Da Stefan da nicht darauf hinweist, wirkt der Beitrag für mich ein wenig kleinlich und nach Effekthascherei.

  29. Probleme habt ihr…ich finde das Geschäftmodell logischer als das, für alte News Geld zu zaheln, wie es SpOn ja lange hatte…wenn die News nix taugen, istd as natürlich was anderes…

  30. @grey Moment mal , die 23 ist doch nur eine Tarnung. Jeder kann mit nem Freimaurer T-shirt rumlaufen. Du jedoch, sag schon, du behauptest doch bestimmt immer „Ich komme in Frieden!“ – HA! Vonwegen!

  31. ;-) Hiermit bestätige ich für den Medienfachverlag Oberauer, mit Stefan in weder besonders guter oder schlechter Beziehung zu stehen, dass wir dein(e) Blog(s) auf newsroom veröffentlichen dürfen freut uns …

    Ich finde den Beitrag auch durchaus berechtigt, die gleiche Frage stelle ich mir jeden Tag bei meiner Tageszeitung ;-)

    Stören tut mich einzig, dass du dich nicht bei uns gemeldet hast, um nach den Hintergründen zu diesem Geschäftsmodell zu fragen – wo bleibt der Wille zur Recherche?

    Zu unserem Geschäftsmodell: Der Schwerpunkt liegt wie in vielen Posts beschrieben auf dem Bereich Jobs, wer sich hier einen Vorsprung verschaffen will bezahlt einen Euro im Monat. Dieser eine Euro ist – so denken wir – für jeden der einen Nutzen aus unserem „Aggregats-Dienst“ zieht ein eher symbolischer Betrag, für uns aber ein wichtiger Beitrag zur Refinanzierung des Dienstes. Danke an alle, die so fair sind und diesen kleinen Beitrag auch leisten! Ausserdem kommt man um diesen einen Euro auch nocht in das Nachrichtenarchiv, den „Markt für Freie“ und die News kann man auch etwas früher lesen.

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