Gastblogger: Boris Rosenkranz

Ich glaube ja, dass ein Grund für die chronische Überlastung der ZDF-Pressestelle darin besteht, dass mehrere Mitarbeiter vor einiger Zeit dafür abgestellt wurden, kleine Boris-Rosenkranz-Voodoo-Puppen zu basteln. Spätestens als er mit einem Kamerateam von „Zapp“ auf dem Mainzer Lerchenberg auftauchte und dort einfach den Fernsehrat beim Sich-Versammeln-im-Konferenzraum filmen wollte. Da könnte ja jeder kommen. Und kommt auch! „Wir hatten in der letzten Zeit ein paar Fälle“, sagt ZDF-Kommunikationschef Alexander Stock, „wo sich ein paar Journalisten im Haus bewegt hatten.“

Jedenfalls entstand bei der Gelegenheit der folgende schöne Beitrag für das NDR-Medienmagazin:

Rosenkranz geht gerne zu Medienanlässen und fällt anderen zur Last, bei einer „Nacht der Medien“ in Hamburg („Herr Struhunz? Wir suchen die Krihise!“) ebenso wie bei Christian Wulffs Buchvorstellung („Herr Wulff, ist das denn heute auch ein Tag, wo Sie sagen, komm‘, wir machen einen Neuanfang, ich verzeih‘ Euch, ihr Medien?“).

Die Sommerpause von „Zapp“ hat er durch frenetisches Twittern überbrückt und nebenbei das ZDF um Kopf und Kragen gefragt.

Die nächsten Wochen tobt er sich neben seiner Arbeit bei „Zapp“ hier im Blog ein bisschen aus.

18 Replies to “Gastblogger: Boris Rosenkranz”

  1. Mir gefielen die Zapp-Beiträge.
    Ein sich verstärkender Eindruck zum Wulff-Clip: Es gehört ja, wie schon häufiger an anderer Stelle bemerkt, zum Berufsbild einiger Journalisten, es hin und wieder nicht so genau zu nehmen. Darum nehmen es viele, der darum wissenden Kollegen, vermutlich auch nicht so richtig ernst, wenn es denn mal wieder jemand aus ihren Reihen, nicht so ganz genau genommen hat.

    Die naheliegende Überlegung, dass wir es mit einer Art „Konformitätsverhalten“ zu tun haben, dürfte hier wohl nicht die entgültige Erklärung sein…

  2. »Wir hatten in der letzten Zeit ein paar Fälle, wo sich ein paar Journalisten im Haus bewegt hatten.« Klingt, als sei das ein Fall für den Schädlingsbekämpfer.

    Aber schwer bewacht ist die ZDF-Pforte eigentlich nicht. Auch nicht, wenn der Fernsehrat tagt. Der Sicherheitsdienst war wohl eher durch die NDR-Kamera alarmiert.

  3. @theo: Das mit der Süffisanz, dem zynischen Tonfall, dem unterschwelligen Sarkasmus, ist seit diversen Jahren eines der grösseren Probleme mit den Beiträgen bei Zapp. Für ein Format, das sich um journalistische Standards und Berufsethos und Integrität kritisch sorgen will, sind die stilistischen Praktiken in der Sendung leider weitab von der nötigen Seriösität.

  4. Immer schön, wenn Politikern Grenzen aufgezeigt und auferlegt werden. Und warum haben die den Lindner eigentlich wählen können: hat sich die FDP nicht schon längst aufgelöst?

  5. @Kay Macke: Leider sitzt die FDP noch in ein paar Ländern, aber bald sind ja drei Landtagswahlen…

  6. Oh schön, Herr Rosenkranz bei Herrn Niggemeier zu Besuch.
    Vielleicht können Sie mir eine Frage beantworten, die mir nach dem Schauen diverser Reporte aus Mainz, München etc., Panoramen, Zapps, SpiegelTVs und anderen investigativen Dokus, immer wieder durchs Hirn pfeift. Wozu ist es gut, nützlich oder gar aufklärend, wenn man sich nach erfolgter Ablehnung einer Drehgenehmigung oder eines Interviews, auf das Gelände des Reporteten oder zumindest vor dessen Tor begibt, eine Kamera aufstellt und solange irgendetwas filmt, bis man des Platzes verwiesen wird? Was soll das dem Zuschauer sagen? Das man sauer ist nicht filmen zu dürfen, das es unredlich ist nicht überall filmen zu dürfen, dass man ein Recht auf ein Interview hat, das Pförtner schlechte Menschen sind oder braucht man einfach nur Screen Time? Warum filmt man dann aber nicht einfach eine schöne Wiese oder einen Wald und erzählt dabei seinen Standpunkt herunter?
    Ich glaube die Pförtner dieser Welt wären ewig dankbar….

  7. „Wir hatten in der letzten Zeit ein paar Fälle“, sagt ZDF-Kommunikationschef Alexander Stock, „wo sich ein paar Journalisten im Haus bewegt hatten.“

    Wie? Journalisten beim ZDF? Jetzt geht’s aber los.

  8. #9 haha ;)

    Wobei …, das Schlüsselwort ist hierbei »bewegt« und das auch noch »im Haus«. Das geht gar nicht beim ZDF.

    Das hat schon etwas Freud’sches … ;)

  9. Das las sich so wie Urlaubsvertretung.

    So ist natürlich noch besser. Zwei schlaue Medienjournalisten sind doch immer besser als einer.

  10. @decius: Ich kann es leider nicht für alle Panoramas und schon gar nicht alle Spiegel TVs erklären, sondern nur für diesen Fall. Ganz profan: Erst Drehgenehmigung bekommen, dann wurde sie wieder entzogen. (Obwohl wir bloß Leute beim Aussteigen aus ihren Autos und einen leeren Saal filmen wollten.) Da wir eh vor Ort waren, nutzten wir die Zeit, die wir nicht aufs Gelände durften, um ein paar Außenschüsse zu machen. Vor der Pforte. Von einer Bushaltestelle aus. Der Rest ist bekannt. Und obendrein interessant, weil das alles zeigt, finde ich, wie der ZDF-Fernsehrat Öffentlichkeit scheut.

  11. @ theo, #1
    Besser hätt‘ ich’s nicht sagen können. Insofern auch Zustimmung zu nona (#5) und decius (#8).

    So richtig gelungen finde ich die Videos nicht. Wenn Hape Kerkeling bestimmte Veranstaltungen mit Mikro und Kamera heimsucht, ist das meist harmlos aber (vielleicht auch gerade deswegen) lustig. Wenn Martin Sonneborn es macht, ist es manchmal komisch und satirisch. Aber oft genug wird versucht, aus einer Haltung moralischer Überlegenheit, aus Beleidigtsein, aus investigativem (Über-)Eifer oder einer Mischung aus allem mit ganz viel Süffisanz irgendwas Provokantes oder Satirisches zu basteln. Und es geht oft genug schief.
    Und wenn es Journalisten (und ähnliche Gestalten) dann auf die ganz dreiste Tour probieren, kann das sogar eher zu einer gewissen Sympathie (wenigstens bei mir) mit dem vorgesehenen „Opfer“ führen. Sogar bei Leuten wie Helmut Kohl. Oder Sigmar Gabriel.

  12. @ Boris Rosenkranz, #15
    Aber das ist genau der Punkt. Selbst bei begründeter Empörung ist die Gefahr groß, dass so ein Beitrag dadurch abgeschwächt wird, dass er an mancer Stelle in Ton und Inhalt wirkt, als wäre er die mediale Retourkutsche einer beleidigten Leberwurst. Das ist sicher Geschmackssache, aber ich finde, man kann dem Publikum da öfter mal auch zutrauen, dass es z. B. die „Transparenzbemühungen“ des Fernsehrates anhand der Bilder und Ereignisse richtig einordnet, ohne es ihm mir bestimmten gestalterischen Mitteln noch extra einzutrichtern.

  13. @JMK: Klar geht das.
    Nur geht es leider seltenst so, wie Zapp es praktiziert. Ursprünglich war dieser Ton mal auf die bunten Seiten in der Mitte im „Durchgezappt“-Block beschränkt, inzwischen wird dieser Stil auch in anderen Beiträgen praktiziert, in manchen Ansagen sowieso. Das wirkt bestenfalls wie naseweises Besserwissertum, wie eine als Selbstverständnis empfundene moralisch überlegene Hochnäsigkeit die keiner weiteren inhaltlichen Rechtfertigung oder faktischer Untermauerung bedürfe, was journalistisch natürlich nicht angehen kann. „Lustig“ ist es schonmal gleich garnicht (finde zumindest ich), allenfalls lustig gemeint, und was ist schlimmer als „lustig gemeinter“ Humor…
    Auch so manche schwummrige Musikuntermalung in bester Wochenschaumanier kann man sich getrost sparen. Ich bin nicht blöd, ich merke auch ohne emotionale Überfrachtung wo die anzuprangernden Dinge im Argen liegen und wer der Böse ist…

    Und dito Pepito & Co. – dieses „kein Interview kriegen“-Gehabe ist meistens äusserst ätzend, und dient ähnlich dem RTL2-artigen „mit der Kamera hinterherrennen während der Verfolgte sich ins Auto flüchtet und davonrast“ zu sehr der Emotionalisierung á là „siehste, der ist der Böse, der hat bestimmt was zu verbergen, weil er sich unseren journalistisch-ethisch einwandfreien Kameras und Mikrofonen verweigert!“ und das geht so nicht.

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