Vera

Süddeutsche Zeitung

Ne ne ne ne. Ne ne. Ne ne. “Vera am Mittag”: Michaela hat Harry, Andreas hat Michaela.

Harry, 39, ist arbeitslos, Alkoholiker und eine Niete im Bett – das sollte für ein erfülltes Leben reichen. Doch jetzt weiß Harry außerdem, daß seine Frau Michaela, 25, ihn betrügt. Und der Rest der Welt weiß es auch, denn rausgekommen ist alles bei Vera am Mittag auf Sat 1. Eigentlich waren Harry und Michaela nur gekommen, um über eine uralte Geschichte zu reden. Peter, 27, hatte sich zum Thema „Warum hast du mir das angetan?!“ gemeldet. Er war vor acht Jahren kurz mit Michaela zusammen; sie betrog und verließ ihn. Und heute, sagt er, ist Michaela nicht mit Harry, sondern mit einem Andreas zusammen.

Andreas, 25, ist am Telephon. Stimmt, sagt er, ich habe ein Verhältnis mit Michaela. Die sieht plötzlich nicht mehr ganz so glücklich aus. Ihr Mann Harry noch weniger. Peter lacht und sagt, daß ihm das eine Genugtuung sei, nachdem er Michaela damals in flagranti mit Harry erwischt habe. „Peter, das war, nachdem die mit dir Schluß hatte“, widerspricht Harry. Aber Peter: „Ne ne ne ne ne ne ne. Ne ne ne ne. Ne ne. Ne ne.“ Michaela erklärt, warum sie Peter damals verließ: „Ich frag mal hier im Publikum, ob eine der Frauen Lust hat, mit einem zusammen zu sein, der sich auf die Brücke stellt und umbringen will.“ – „Ja wegen dir, blöde Kuh!“ schreit Peter zurück. Beifall. Vera, bekümmert: „Ist da soviel Haß in dir, Peter?“

Dann will sie wissen, was Michaela eigentlich bei Harry vermißt, und zwar „ganz ehrlich, denn wir haben uns drauf geeinigt: Wir sind da ganz ehrlich!“ Also gut: Weil er Alkoholiker ist und nicht weiß, wie man eine Frau richtig behandelt. „Ist ein Problem in der Sexualität da?“ fragt Vera. „Ein bißchen ja. Ich bin nur noch wegen der Kinder mit meinem Mann zusammen.“ Jetzt wird es etwas kompliziert. Andreas sagt, daß Harry Michaela mal mit dem Messer ins Bein gestochen habe, was man aber, wie Vera feststellt, hier nicht beweisen kann. Andreas will Michaela. Die aber stört, daß er arbeitslos ist. Sie sei fassungslos, daß er „das hier in aller Öffentlichkeit auf den Tisch kehrt“.

Vera versichert, daß es doch gut sei, daß jetzt wenigstens alles raus sei, oder, Harry? Klar! „Der glücklichste Mensch“ sei er, sagt er, „wunderbar, daß der dahin geht und meine Familie kaputtmachen will.“ Zum Publikum: „Immer man drauf! Jetzt habt ihr alle die Chance dafür.“ Immerhin ist er – außer Vera – der einzige, der sich nicht umbringen will, während Andreas, Michaela und Peter abwechselnd damit gedroht haben, sich „hinter den Zug zu werfen“.

Keine Sorge, sagt Vera, wir haben eine Psychologin da. Eine ordentliche Talkshow läßt ihre Gäste nicht allein mit den Problemen, in die sie sie stürzt. Noch ein Rat von Vera an Anreas: Gib Michaela auf! „Aber . . .“ – „Nein, Andreas, jetzt reden wir nicht mehr darüber. Ganz, ganz lieben Dank, daß du Zeit hattest, ans Telephon zu gehen, und von hier aus viele Grüße. Tschüß!“