Haftzettel-Revolte im HR

Es ist noch nicht ganz so weit, dass Mitarbeiter des Hessischen Rundfunks in den Hungerstreik getreten wären oder mit der öffentlichen Verbrennung von Onkel-Otto-Figuren begonnen hätten. Der sichtbare hausinterne Protest gegen Kürzungen im Programm, die auch die öffentlich-rechtliche Restkompetenz des Senders treffen könnten, hat bislang nur Post-It-Größe — aber immerhin.

In den Anstaltsgängen hängen Fotos vom Sender und seiner Mitarbeiter mit Motivations- und Ermahnungs-Sprüchen, die aus einem Volkseigenen Betrieb der DDR stammen könnten. Heute früh hatte jemand kleine Botschaften daran gebappt:


„Wir sind ein HR“ — „WIR AUCH! Die freien Mitarbeiter. Rettet das Programm“


„Wir verwenden die Mittel verantwortungsbewusst und wirtschaftlich“ — „…aber NICHT transparent!!! Wo gehen die 485 Mio pro Jahr genau hin? Rettet das Programm“

16 Replies to “Haftzettel-Revolte im HR”

  1. Stefan, ich erwarte nähere Informationen…

    1) Diese Bilder hängen nicht wirklich dort, die NASA plant die nächste Mars-Mission und dann das…

    2) Diese Zettel, diese Zettel… was sollen die denn, wer macht sowas?

    Aber als sich auch missverstanden Fühlender stimme ich gern ein: Rettet das Programm! Leute, echt jetzt, rettet es… Macht alle mit!

  2. Da ist nicht mehr viel zu retten, fürchte ich. Der HR ist auf meiner Wahrnehmungsskala (und Fernbedienung) hinter den MDR und 9Live gerutscht. Vom Radio mal ganz zu schweigen. Und ich komme aus Frankfurt…

  3. Ach mal wieder der Hessische Rundfunk! Na gut den mag Meister Niggemeier wohl ausgesprochen gern, auch wenn er das selten genug zeigt!

    Es lebe der RBB! Wir haben Knut den Eisbären und Kurt Krömer, was will man mehr……

    Schönen Samstag noch :-)

  4. Solche Bilder scheinen ein ARD-Phänomen zu sein. Beim NDR bin ich auch lange an den Dingern vorbeigelaufen. Nur auf Rohre lakierte Jubellosungen habe ich da nie gefunden.

  5. das hessenjournal zu retten hätte was von back to the roots. die arbeiten doch da noich mit der camera obscura. vielleicht hilft es ja, wenn die den alten grzimek wieder aus der gruft holen. der würde selbst mumifiziert mehr esprit vor der kamera haben als der rest vom hr…

  6. Das soll Protest sein? Klar! Wie auch sonst, wenn erst letzten Freitag die „Spar“-pläne konkreter werden – und bedrohlich. Auf die Schnelle kann man da schlecht eine tolle Online-Petition austüfteln…
    Wenn man werktäglich vier Sendungen (1 Stunde Programm) produziert, dafür 9 Stunden und mehr im Sender ist, greift man eben zum Naheliegenden: post-its!
    Oder gelbe T-Shirts mit „Rettet das hessenjournal!“ drauf. Und das macht dann doch ganz nette mediale Wellen – wie man schön hier im Blog sieht.
    Aber auch hier:
    http://www.fr-online.de/in_und_ausland/kultur_und_medien/medien/1728479_HR-Hessenjournal-auf-der-Kippe.html

    http://www.hna.de/hessensolo/00_20090422153625_HR_muss_sechsvier_Millionen_Euro_einsparen___B.html

    http://www.hna.de/hessensolo/00_20090424081705_Medienexperte_HR_Finanzprobleme_auch_hausgemac.html
    oder, wer Papier mag, die Medienseite der Süddeutschen von heute.

    @luminanzmuster: Camera obscura kannst Du im Filmmuseum bewundern, beim hessenjournal dagegen vernetzte Digitaltechnik. Auch deswegen ist es die preisgünstigte Produktion/Minute im hr-fernsehen. Sparpotenzial???

    „Rettet das hessenjournal!“

  7. Am vernünftigsten wäre es, den Sender dicht zu machen. Ich wohne in Frankfurt am Main und ich schaue das Programm fast nie, denn es besteht fast nur aus Jubelberichten über Kaninchenzüchtervereine irgendwo in der hessischen Pampa oder billigen Übernahmen. Wenn ich noch an die glorreichen Zeiten zurückdenke, als der hr mal als „Rotfunk“ verschrieen war, wird mir ganz wehmütig ums Herz. Jedwede politische Berichterstattung hat Landesvater Koch in Verbund mit Sparkommissar Reitze dem Sender schon lange ausgetrieben. Selbst die Berichterstattung bei Landtagswahlen treibt einem angesichts der Unprofessionalität des hr die Schamesröte ins Gesicht. Gebt es einfach auf und fusioniert mit… wem auch immer. Ist kein Verlust.

  8. Ich hab‘ da mal ein paar Fragen.
    Nimmt die GEZ jährlich ca. 8 Milliarden Euro Gebühren ein?
    Gehen davon ca. 6 Milliarden an die ARD ?
    Ist die ARD dennoch arm ?
    Wenn die ARD arm ist, kann sie dann spenden ?
    Darf die ARD GEZ-Gebühren an soziale Eintrichtungen spenden ?
    Kommen Gewinnsummen in ARD-Quizshows aus den Gebühren ?
    Wenn Kandidaten einer ARD-Quizshow ihre Gewinnsumme postwendent an eine karitative Einrichtung weitergeben, ist das dann eine Spende ?
    Funktionieren so z. B.die Shows „Star-Quiz“ mit Jörg Pilawa und „Das unglaubliche Quiz der Tiere“ mit Frank Elstner ?
    Haben z. B. am 23. April drei Kandidaten im Frank Elstner-Tier-Quiz
    in 90 Minuten für ein paar Antworten 229.000 (!!!) Euro
    gewonnen ?
    Sind diese 229.000 Euro nicht ein bisschen viel für ein paar richtige, z.T. geratene Antworten auf ein paar Quizfragen?
    Haben diese drei Kandidaten ihre Gewinnsummen noch in der Show an karitative Einrichtungen weitergegeben ?
    Entspricht dieser Einsatz der GEZ Gebühren dem vorgesehenen Verwendungszweck der Gebühren ?
    Sind in den vergangenen ca 6 Jahren aus beiden genannten Shows so mehr als 5 Millionen Euro GEZ-Gebühren als Spenden für karitative Zwecke ausgegeben worden ?
    Sind also ca. 280.000 GEZ-Monatsgebühren zweckentfremdet verwendet worden ?
    Wieviele Sendungen „Hessenjournal“ kann man für 5 Millionen Euro produzieren ?
    Gibt die ARD vielleicht (auch?) an anderen Stellen Gebühren nicht im Sinne des Verwendungszwecks aus ?
    Ich weiß einfach keine Antwort.
    Nur auf eine Frage:
    Bin ich gegen Spenden für soziale, karitative Einrichtungen ?
    NEIN!!!!
    Aber sind die GEZ-Gebühren dafür gedacht ?

  9. Wir retten das ‚Hessenjournal‘ !!!
    Nach den oben gefundenen 5 Millionen habe ich die gleiche Summe gerade im FAZ-Blog gefunden.
    5 Millionen hat die Werbekampagne für die ARD-Serie „Eine für Alle“ gekostet. Diese Kampagnen in Zukunft unterlassen, bringt also weitere 5 Millionen in die Produktionskasse des ‚Hessenjournal‘.
    Wenn die ARD nun auch gleich auf immer mehr solcher Trivial-Programme verzichtet, gibt es weiter zig Millionen. Damit ist das Hessenjournal und viele weitere relevante ARD-Programme für immer und ewig gerettet !!!
    HERRlich HERR HERRes, was ??
    Es geht doch, liebe ARD

  10. Ach, der arme HR muss sparen.
    Die Jammerlappen-Nummer hat man sich schön beim RBB abgekuckt. Glückwunsch für soviel Einfallsreichtum. Wer heult als nächstes? WDR oder SWR?

    Und soll vielleicht der ausgebeutete Gebührenzahler noch fleißig Spenden in der Nachbarschaft sammeln gehen, um „seinen“ HR zu retten? Fast 18 Euro jeden Monat für ein Fernsehprogramm das mich nicht interessiert und für Radiosender die nur die aktuellen Charts hoch- und runterdudeln reichen den nimmersatten Herren im Rundfunkrat in Zeiten der Wirtschaftskrise wohl nicht?

    Vielleicht hätte der HR vor einigen Jahren die richtigen Entscheidungen treffen sollen, dann würde es heute nicht so klamm aussehen in Onkel Ottos Haushaltskasse.

    Mit Wehmut denke ich an die goldenen Zeiten von hr XXL zurück als dieses noch Inhalte für Jugendliche zu vermitteln hatte und nicht mit einer grammatikalisch falschen Frühstücksshow daherkam, an die Clubnights, an hr1, als es noch ein tagesaktuelles Informationsradio war, was diesen Namen verdiente – mit Spezialsendungen à la SchwarzWeiß und Der Tag die von professionellen Journalisten wie Peter Zudeick und Klaus Walter moderiert wurden, an hr3 mit den großen Herren Bombach, Rudolph und Rebell, an hr skyline das durch seinen Sitz im Maintower immer dicht am Börsengeschehen war, an ein hessen3 mit unterhaltsamen und spannenden Filmen,…

    1998 wurden vier digitale Plus-Programme ins Leben gerufen, von denen gibt es heute noch die Hälfte. Alles was sein Vorgänger geleistet und aufgebaut hat, wollte Herr Reitze nach seinem Amtsantritt umkrempeln, anders machen, besser machen. Wenn ich seine Bilanz so lese, entdecke ich nur negative Fakten und alarmierende Zahlen.

    Vieles hat er über den Haufen geworfen, unter seiner Leitung entstanden das desaströse hr3-Programm der Neuzeit, ein seelenloses Hausfrauendudelradio hr1 – Das Radiomagazin, ein Sender für pubertierende Möchtegernrapper aus Rödelheim, ein „Kulturradio“ das die Abstellkammer für auf den anderen Wellen ausrangierte und „formatunverträgliche“ Sendungen ist und eine langweilige Abspielstation für O-Ton-Häppchen im Viertelstundentakt.

    Selbst mein Busfahrer informiert mich schneller über Geschehnisse in Gießen als der HR mit seinen sechs Radiowellen.

    Jahrelang wurde das Geld säckeweise zum Fenster rausgeschüttet und in sinnlose Werbekampagnien sowie in Umstrukturierungen (sogenannte „Relaunches“) investiert, die die jeweiligen Radiosender jedesmal noch langweiliger glattgebügelter machten als sie vorher waren. Sendungen wie „Der Ball ist rund“ oder SchwarzWeiß werden ersatzlos eingestellt – Sendungen mit Substanz. Stattdessen hält der Mainstream Einzug in den weiten Hallen des HR.

    Nein, im Bertramshof muss sich wahrlich niemand wundern…

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