„Super-TV“, ein Krebsgeschwür der deutschen Presselandschaft

Das war in der vergangenen Woche das Titelblatt der Zeitschrift „Super-TV“:

Die Zeitschrift „Super-TV“ erweckt den — falschen — Eindruck, dass die Sängerin Linda Hesse an Krebs leidet, weil Hesse als Botschafterin der Aufklärungs-Kampagne „Mit aller Kraft“ die Deutschen Krebshilfe unterstützt.

Die Zeitschrift erscheint im Klambt-Verlag. Der Chefredakteur ist Herbert Martin.

[via Claus Grimm]

25 Replies to “„Super-TV“, ein Krebsgeschwür der deutschen Presselandschaft”

  1. Ich finde diese Auseinandersetzung mit unmoralischem Journalismus unnütz und langweilig, weil ich von Druckerzeugnissen nicht mehr erwarte als von einer Klowand, aber es ist doch irgendwie hoffnungsfroh, herzerwärmend, Herrn Niggemeier dabei zu beobachten, wie er immer wieder voll hartnäckigem Idealismus für den guten, wahren und schönen Journalismus seiner Fantasie ficht, als ob dieser unter aller Kloake seiner Befreiung harren würde.

  2. Ich fürchte, wenn man dieses, ähm, Genre auch noch unter die die Lupe nimmt, kommt ein eigener Blog dabei raus…

  3. Linda Hesses Geburtstag ist der 22. Mai, also ist sie Zwilling und nicht Krebs! Sofort verklagen, die Frau!

  4. Respekt, Herr Niggemeier, das Sie sich das immer wieder für uns antun. Eigentlich sollte diese Masche schon nach kurzer Zeit langweilig werden, da die Grundidee (banale Tatsachen mit möglichst reißerischer Schlagzeile verkaufen) letztlich immer dieselbe ist – aber die Chuzpe, mit der diese Schmierenblätter ihre Leser zum Narren halten und gleichzeitig über Promis üble Halbwahrheiten verbreiten und es immer wieder schaffen, noch einen draufzusetzen, entsetzt einen dann doch immer wieder aufs neue.

  5. Am liebsten lese ich die Kommentare jener, die es trotz der Sinn- und Zwecklosigkeit jeglichen ethischen Anspruchs doch noch geschafft haben, einen letzten resignativen Seufzer abzusetzen.

  6. Wenns ums Geld geht, verliert manch einer auch den letzten Rest an Anstand und Moral. Das ist einfach nur sehr, sehr traurig.

  7. Was ich noch weniger verstehe als die Ehrlosigkeit der Redakteure und Verleger solcher Schundblätter, ist die offenbar völlige Abgestumpftheit des zahlenden Publikums, das für solchen Papiermüll auch noch Geld ausgibt. Wenn ich als Leser einmal derartig mit dem Nasenring durch die Manege gezerrt worden bin, kaufe ich so ein Drecksblatt doch nie wieder, wenn ich auch nur noch über einen Funken an Selbstachtung verfüge. Dass es immer wieder Leute gibt, die das kaufen, macht mich ratlos.

  8. Wer internettet und twittert, ist wahrscheinlich nicht Kunde vom Tratsch-Blatt, kein Wunder also die hier anzutreffenden Kommentare… die Leute sind einfach zu schlau ;-)

  9. Irgendwann wird’s doch mal Zeit, nicht die BlattmacherInnen, sondern die LeserInnen von so einem Dreckszeug ins Visier zu nehmen.

  10. Zu der Frage, warum sich das Zeug nach wie vor so gut verkauft: Ich denke mal, diese Zeitschriften leben zum Großteil davon, dass sie nicht direkt an Endkunden, sondern über Lesedienste an Arztpraxen und Friseursalons verkauft werden, wo sie ja bekanntlich oft im Wartebereich ausliegen. Zudem kaufen viele der größtenteils alten Kunden sie wohl auch weniger wegen der Krawall-Geschichten, sondern wegen der Rätsel oder, wie in diesem Fall, wegen des Fernsehprogramms.

  11. Gibt es dazu schon eine Stellungnahme von Linda Hesse? Ich könnte mir vorstellen, dass sie mit dieser Darstellung auch ganz gut leben kann. Im Gegensatz zu den gewohnten Geschichten hinter solchen Schlagzeilen (wo irgendjemand, der entfernt mit dem Promi in Verbindung steht vielleicht Angst hat, mal Krebs zu bekommen o. ä.), wird hier doch Linda Hesses öffentliches(!) Engagement publikumswirksam in Szene gesetzt. In den meisten Fällen, wird einfach der Name und das Privatleben eines Prominenten dazu benutzt, als Aufhänger für irgendeine abstruse Story zu dienen. Hier scheint es mir doch so zu sein, dass Frau Hesse von der Darstellung ihres Engagements und dessen irreführendem Anreißen auf der Titelseite zumindest profitiert. Von daher fände ich es schon interessant, zu erfahren, wie sie selbst zu dieser Art des „Interesse-Weckens“ steht.

  12. Die wahre Frage ist doch, ob die Obstkuchen wirklich saftig sind. Aber ich befürchte, der Kuchen ist eine Lüge.

  13. @Sigur Ross

    Das macht keinen Sinn. Wenn die Blätter tatsächlich nicht von Endkunden gekauft werden würden, müssten die Titelblätter nicht diese primitiven Auslöser von Kaufreflexen beinhalten (es sei denn natürlich, die Redakteure würden das nur so aus Spaß machen, aber eher unwahrscheinlich).

    Nein, die Existenz dieser Titelseiten spricht dafür, dass es Käufer gibt, die nur wegen dieser Titelseiten das Blatt kaufen – dass diese Käufer mehrmals darauf reinfallen ist so wahrscheinlich wie unverständlich.

  14. man sollte analog zur goldenen Zitrone des ADAC einen Preis für die Schmierblätter der Branche ausrufen. Ich schlage vor, daß der Goldene Scheißhaufen jährlich verliehen wird. Heiße Anwärter auf den Preis sind die Klambt-Blätter für deren irrsinnig bekloppte Schlagzeilenbastelei, unverfrorene Lügen und skrupellose Leser-Verarsche.

    Abgesehen davon empfehle ich den Machern solcher Blödsinns-Geschichten dringend psychotherapeutische Hilfe in Anspruch zu nehmen.

  15. Bei den Überschriften dieser Zeitungen handelt es sich um Gerüchte, denen im Artikel auf den Grund gegangen wird und die sich als falsch erweisen. Es ist ja gerade der Sinn der Sache, durch journalistische Investigativarbeit die wahren Hintergründe der unsäglichen Skandale aufzuklären. Und selbstverständlich setzen die Zeitungen die Gerüchte nicht selbst in die Welt, sondern greifen bloß auf, was in der Szene so gemunkelt wird.
    Ich verstehe gar nicht, was es da zu kritisieren gibt.

  16. @sloth
    Jatzt hoffe ich aber stark, dass Ihr Kommentar nur Ausdruck einer Art Ironie zu später Stunde sein sollte.
    Ich hoffe, es nimmt niemand ernsthaft an, es gäbe in einem Fall wie diesem (und tausend ähnlichen) vorher irgendein „in der Szene so gemunkeltes Gerücht“ um eine Krebserkrankung, dem so ein Blatt dann in „journalistischer Investigativarbeit“ nachgeht (warum eigentlich?) um dann als „wahren Hintergrund aufzuklären“, dass es gar nicht um eine Erkrankung gehe, sondern um ein Engagement gegen die Krankheit.
    Nein, ich lege mich fest, #20 muss Satire sein. Puh, Gottseidank!

  17. Wenn ich mal an der Supermarkschlange jemanden dabei erwische, der so eine Zeitschrift im Wagen hat, ist es meistens eine ältere Dame, die für sich allein einkauft.
    Die Erzählungen in diesen Blättern sind ja vielleicht ein Ersatz für die Gerüchte und Geschichten, die die Dame früher von ihren Freundinnen ganz aufgeregt am Telefon hat erzählt bekommen und bei denen überhaupt nicht wichtig war, ob sie stimmten oder nicht.
    Und alle Freundinnen sind längst tot.

  18. Wenn man bedenkt, dass die „alten Leute“, die millionenfach & jede Woche neu den bunten Lügendreck kaufen und wohl auch lesen, …
    …dass die, als sie jung waren, höchstwahrscheinlich Elvis und Fats Domino gehört haben und als Twen dann die Beatles und Stones…
    …dann verstehe ich die Welt nicht mehr.
    Oder waren die schon immer so geschmackbefreit und haben hinter’m Mond gelebt? …oder sind die erst jetzt im Alter mental geschrumpft? Aber ich bin inzwischen auch in diesem Alter (!) und höre immer noch gerne Dylan, van Morrison, Grateful Dead, Dowland, Bach, Mozart, Mahler…
    .
    (Wenn ich allerdings den Schlagermusikgeschmack des geschätzten Herrn Niggemeier erinnere, da werd‘ ich nachdenklich. Vielleicht deshalb auch sein Faible für eine Presse, die in der deutschen Schlagermusik ihr Pendant hat)

  19. Ach, noch was:
    Die Kreuzworträtsel in solchen Blättern sind sowas von simpel, man glaubt es kaum.

  20. Wenn die These von Sloth stimmen würde, dann könnte man das doch auf der Titelseite auch so kenntlich machen. Wird es aber nicht. Im Gegenteil. Dort wird oft sogar durch ein Ausrufezeichen der Eindruck erweckt, dieses „Gerücht“ würde stimmen.

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