Schlagwort: Islamophobie

Ehemaliger „Bild“-Mann beklagt, dass die Rechten nicht besser gegen Flüchtlinge vorgehen

Was macht eigentlich der frühere „Bild“-Mann Nicolaus Fest?

Auch der ist wütend auf die Rechtsradikalen in Heidenau. Weil die durch ihr Vorgehen die „richtige Sache“ beschädigten:

Wie immer die gleichen unerfreulichen, dämlichen Protagonisten, und immer wieder der Rückgriff auf Hitlergruß, SS-Zeichen und Nazi-Gesänge. Nichts beschädigt die richtige Sache nachhaltiger als das Engagement des braunen Gesindels.

Fest führt nicht konkret aus, was genau die „richtige Sache“ in diesem Zusammenhang ist: Die erfolgreiche Abschreckung und Vertreibung aller Flüchtlinge? Die klare Ansage an die Politik, dass das deutsche Volk nicht gewillt ist, weitere Menschen aus dem Ausland aufzunehmen? Das Stoppen der Zuwanderung?

Aber seine Satzfolge muss man wohl so verstehen, dass Fest die Ziele der rechtsradikalen Gröler und Randalierer teilt. Nur ihre Methoden lehnt er ab. Nicht zuletzt, weil sie kontraproduktiv seien.

Die Nazis, so verstehe ich ihn, sollten andere für die richtige Sache kämpfen lassen. Menschen, die weniger hässlich sind, weniger ordinär und weniger dumm. Menschen wie Nicolaus Fest.

Fest ist der Sohn des Historikers und früheren FAZ-Herausgebers Joachim Fest. Er war mehrere Jahre in leitenden Positionen bei „Bild“ und „Bild am Sonntag“ und einer der engsten persönlichen Berater des Chefredakteurs Kai Diekmann. Vor gut einem Jahr sprach er in der „Bild am Sonntag“ in einem Kommentar Moslems grundsätzlich ab, sich in die deutsche Gesellschaft integrieren zu können. Davon distanzierte sich Diekmann und, mit etwas Verzögerung, „Bild am Sonntag“-Chefredakteurin Marion Horn. Wenige Monate später verließ Fest den Springer-Verlag, „freiwillig“.

Vermutlich muss man es sich so vorstellen, dass Fest sich in der „Bild“-Zeitung immer zurückhalten musste. Dass sie einfach, so unwahrscheinlich das klingt, zu seriös, zu verdruckst, zu „politisch korrekt“ für ihn war. Nun schreibt er seine Texte mutmaßlich ungebremst in sein Blog. Man kann sie aber immer wieder auch im islamfeindlichen Hass- und Hetzblog „Politically Incorrect“ lesen.

Fest ist enttäuscht von den Protesten und Ausschreitungen in Heidenau. Er beklagt konkret ihre „Einfallslosigkeit“: „Ein paar Kleinstdemonstrationen vor Flüchtlingsheimen, mal mehr gewalttätig, mal weniger“, das sei kontraproduktiv und „medial unsinnig“ – das könnte man doch wirklich besser machen. Er hat konkrete Vorschläge:

Schon zehn Lastwagenfahrer, die sich per Schritttempo an verschiedenen Zugangsstraßen zu einer Spontandemo zusammenschließen, könnten jede Landeshauptstadt, das Kamener Kreuz oder den Berliner Ring stilllegen. Auch der Zugang zu den Regierungsmaschinen in Tegel oder Schönefeld wäre leicht zu blockieren, wie auch der Frankfurter Flughafen. Zudem böten Lastwagen oder die Anhänger von Traktoren genügend Fläche, um den Protest zu plakatieren. Schließlich läge in solchen Aktionen auch ein passendes Gleichnis: Die Zuwanderung als wirtschaftliche und zivilisatorische Rückführung Deutschlands in die Schrittgeschwindigkeit, welche die GRÜNEN seit Jahren propagieren… Die mediale Aufmerksamkeit wäre in jedem Fall um ein Vielfaches höher als bei den trostlosen Kundgebungen vor einem der afrikanischen Brückenköpfe irgendwo in der Provinz.

Flüchtlingsunterkünfte wie in Heidenau – Fest nennt sie „afrikanische Brückenköpfe“.

Die Frage, wie er „das Problem des Flüchtlingsstroms lösen“ würde, beantwortete Nicolaus Fest schon vor ein paar Monaten so:

Arabisch, eben wie Saudi-Arabien, Katar oder die Vereinigten Arabischen Emirate es tun, oder auch fast alle Länder außerhalb Europas: Abschotten, Grenzen dichtmachen, allenfalls einzelne Personen aufnehmen.

Mit der „Einwanderung von Menschen aus afrikanischen oder muslimischen Kulturkreisen“ finde nämlich auch ein „irreparabler Kulturbruch“ statt:

Welches Kind von Einwanderern kennt die alten deutschen Lieder, die Heiligen in der Kirche, die Märchen von Grimm, Andersen, Hauff? In 50 Jahren wird Eichendorf so vergessen sein wie Jean Paul, wie Dürer oder Heckel, Schubert oder Brahms.

In 50 Jahren? Ein „f“ von Eichendorff ist sogar jetzt schon vergessen!

(Und nehmen wir zugunsten von Fest einmal an, dass er mit den „alten deutschen Liedern“ nur sowas wie „Im Frühtau zu Berge“ oder „Der Mond ist aufgegangen“ meint.)

Womöglich jedenfalls ist Fest an dieser Stelle aufgefallen, dass die Antwort auf seine rhetorische Frage kaum anders ausfiele, wenn er sie nicht auf Kinder von Einwanderern, sondern von Einheimischen bezogen hätte. Das ließ ihn aber nicht innehalten, sondern erst recht ausholen, und so fuhr er fort:

Doch warum sie auch erinnern, wenn schon den Deutschen ihr Eigenes so gleichgültig ist?

Im Grunde erleben wir auch hier seit Jahren täglich die Kultursprengungen von Palmyra. Nur heißen sie hier Rechtschreibreform, Einheitsschule, Bologna oder frühkindliche Sexualerziehung. Und die Täter sitzen in der Schulbürokratie und bei der GEW.

Er hat die Umstellung auf fünfstellige Postleitzahlen vergessen.

Aber, immerhin, das muss ihm erstmal einer nachmachen: Islamisierung, Rechtschreibreform und frühkindliche Sexualerziehung in einer gemeinsamen Mini-Kultur-Apokalypsen-Prophezeihung unterzubringen. Und sie, damit die Sache richtig Schwung kriegt, mit der mutwilligen Zerstörung antiker Kulturgüter wie in Palmyra durch den „Islamischen Staat“ gleichzusetzen.

Das eigentlich Apokalyptische an der Gegenwart ist für Fest, dass keine rechte Weltuntergangsstimmung aufkommen mag. „Insgesamt erstaunlich“, sei es,
„wie gelassen die Mehrheit der Deutschen in der so genannten ‚Flüchtlingsfrage‘ den zehntausendfachen Rechtsbruch, die Okkupation von Schulhallen und Städten wie auch die offene Ausplünderung hinnimmt.“ Seine Sprache lässt erahnen, wie sehr ihn die angebliche Gelassenheit stört: Die Wörter, die er wählt, lesen sich gezielte Öltropfen, die er versuchsweise in Glutnester träufelt. Okkupation, Ausplünderung, zehntausendfacher Rechtsbruch. „Klartext“ hätte er das früher bei „Bild“ genannt.

Der langjährige „Bild“-Mann Nicolaus Fest hat eigene Vorschläge entwickelt, wie die deutsche Politik mit der „‚Flüchtlings‘-Frage“, wie er sie mit spitzen Fingern nennt, umgehen müsste. Genüsslich formuliert er aus, dass bei seiner Strategie, Asylsuchende abzulehnen, „wenn zu vermuten ist, dass sie keine Affinität zu demokratisch-westlichen Werten haben“, automatisch „alle Muslime außen vor“ wären (außer die Aleviten).

Es ärgert ihn, dass Muslime wie Franck Ribéry einfach in aller Öffentlichkeit vor einem Fußballspiel beten und damit „offen einen Glauben zelebrieren, der bekanntermaßen Glaubensfreiheit wie die Gleichberechtigung der Geschlechter verneint, Demokratie ablehnt und Homosexuelle wie Apostaten mit dem Tod verfolgt“.

Das bringt Fest auf den Gedanken, was denn los wäre, wenn ein Fußballer „vor jedem Spiel den Hitlergruß“ machte, „wenn auch in veränderter, vom Strafgesetzbuch nicht erfasster Weise“ und auf Nachfrage antworten würde, er verachte die Grausamkeiten des Nationalsozialismus, glaube aber an seine Reformierbarkeit.

Daran muss er denken, wenn er Franck Ribéry auf dem Fußballplatz beten sieht, und er fragt sich, warum offenbar „niemand“ (außer ihm) darin ein Problem sieht und der DFB und die Vereine nichts dagegen tun.

Es geht ihm erkennbar darum, aus der schwierigen Auseinandersetzung mit dem Islam eine einfache, ganz persönliche mit jedem einzelnen Moslem zu machen. Es geht ihm darum, diese Menschen, wenn man sie schon nicht mehr aus dem Land kriegt, auszugrenzen.

Er gefällt sich in der Rolle desjenigen, der den vermeintlichen Konsens sprengt; der Dinge sagt, die andere erschrocken einatmen lassen. Lustvoll lässt er seiner Menschenfeindlichkeit freien Lauf und schreibt:

„Wenn die Flüchtlinge schon hier sind, muss man sie auch gut behandeln.“ Einer der unhinterfragbaren Glaubenssätze der herrschenden Trivialcaritas. Wer es dennoch tut, kann jede Party sprengen. Tatsache ist: Fast 100 Prozent der hiesigen Asylbewerber und Wirtschaftsflüchtlinge melden sich unter klarem Verstoß gegen Dublin III. Richtig müsste es daher heißen: „Wenn die Einbrecher schon im Haus sind, sollte man ihnen auch Geld, Schmuck und ein Bett anbieten.“

Er formuliert diese Sätze, nur zur Erinnerung, in einem Klima, in dem es fast jeden Tag Übergriffe auf vorhandene oder geplante Flüchtlingsunterkünfte gibt. Er schreibt, als wolle er mal ein bisschen Zunder in die Bude bringen, dabei brennt die lichterloh.

Es ist ja richtig, dass wir die Statements der schlimmsten und dümmsten Hetzer auf Facebook sammeln und uns an ihren Rechtschreibfehlern ergötzen, aber was machen wir mit jemandem wie Nicolaus Fest? Wie setzen wir uns mit diesen Leuten auseinander? Reicht es, angestrengt angeekelt wegzuschauen?

Gut, immerhin hat er die Bühne der „Bild“-Zeitung nicht mehr, seit er im Oktober vergangenen Jahres den Springer-Verlag „auf eigenen Wunsch“ verließ. „BamS“-Chefin Marion Horn dankte ihm damals „für seine hervorragende journalistische Arbeit“. Der Verlag betonte, Fest bleibe „dem Haus verbunden“.

· · ·

In Dürrenmatts Max Frischs „Biedermann und die Brandstifter“ gibt es die Figur eines Akademikers, eines Dr. Phil, der mit den Brandstiftern gemeinsame Sache macht, und am Ende, als der Himmel schon brennt, eine Erklärung abgibt:

DR. PHIL: Ich kann nicht länger schweigen.

Er nimmt ein Schriftstück aus der Brusttasche und verliest.

„Der Unterzeichnete, selber zutiefst erschüttert von den Ereignissen, die zur Zeit im Gang sind und die auch von unsrem Standpunkt aus, wie mir scheint, nur als verbrecherisch bezeichnet werden könne, gibt die folgende Erklärung zuhanden der Öffentlichkeit:—“

Viele Sirenen heulen, er verliest einen ausführlichen Text, wovon man aber kein Wort versteht, man hört Hundegebell, Sturmglocken, Schreie, Sirenen in der Ferne, das Prasseln von Feuer in der Nähe; dann tritt er zu Biedermann und überreicht ihm das Schriftstück.

Ich distanziere mich—

BIEDERMANN: Und?

DR. PHIL: Ich habe gesagt, was ich zu sagen habe.

Er nimmt seine Brille ab und klappt sie zusammen.

Sehen Sie, Herr Biedermann, ich war ein Weltverbesserer, ein ernster und ehrlicher, ich habe alles gewußt, was sie auf dem Dachboden machten, alles, nur das eine nicht: Die machen es aus purer Lust!

Aber „Biedermann und die Brandstifter“, das kennt ja heute wegen der ganzen täglichen Kultursprengungen auch keiner mehr.

Islamhassender „BamS“-Vize erschreibt sich „herrlichen Shitstorm“ und eine Art Abmahnung

Kommentare müssen polarisieren, subjektiv sein, auch mal wehtun. Nur das macht gute Kommentare aus.

Nicolaus Fest am 28. Mai im österreichischen „Standard“

Der stellvertretende Chefredakteur der „Bild am Sonntag“, Nicolaus Fest, hat heute von Kai Diekmann, dem Herausgeber des Blattes, eine Art öffentliche Abmahnung bekommen. In dem Kommentar, der morgen in der gedruckten „Bild“-Zeitung erscheint und in dem Diekmann den Eindruck erweckt, auch im Namen des Unternehmens Axel Springer zu schreiben, wird Fests pauschale Ablehnung von Islam und Moslems als unvereinbar mit den Grundsätzen der „Bild“-Zeitung und des Verlages dargestellt.

Diekmann schreibt:

Bei BILD und Axel Springer ist (…) kein Raum für pauschalisierende, herabwürdigende Äußerungen gegenüber dem Islam und den Menschen, die an Allah glauben.

Wer eine Religion pauschal ablehnt, der stellt sich gegen Millionen und Milliarden Menschen, die in überwältigender Mehrheit friedlich leben.

Genau solche Auseinandersetzung entlang religiöser Grenzen wollen wir NICHT. Wir wollen sie nicht führen, nicht befördern und nicht herbeischreiben. Denn sie enden immer verheerend – das hat die Geschichte oft genug gezeigt!

All das, was Diekmann da aufzählt, hatte Nicolaus Fest in einem Leitartikel in der heutigen „Bild am Sonntag“ getan. Er schrieb:

Ist Religion ein Integrationshindernis? Mein Eindruck: nicht immer. Aber beim Islam wohl ja. Das sollte man bei Asyl und Zuwanderung ausdrücklich berücksichtigen!

Ich brauche keinen importierten Rassismus, und wofür der Islam sonst noch steht, brauche ich auch nicht.

Deutlicher kann man die pauschale Ablehnung einer Religion und ihrer Gläubigen kaum formulieren. Es geht Fest nicht nur um „Zwangsheiraten, ‚Friedensrichter‘, ‚Ehrenmorde'“, die es im Islam zweifellos gibt. Es geht ihm um den Islam als ganzes. Er geht soweit, zu suggerieren, dass man doch vielleicht das Gewähren von Asyl auf Nicht-Muslime beschränken könnte, was nicht nur viel über sein Bild von Moslems sagt, sondern auch über seine Vorstellung, was das Grundrecht auf Asyl eigentlich bedeutet.

Fests Aufruf zu weniger Toleranz folgt für ihn offenkundig unmittelbar aus dem plakativen Appell der „Bild“-Zeitung am vergangenen Freitag, Antisemitismus in Deutschland nicht schweigend hinzunehmen. Viele Prominente und Politiker hatten sich in die entsprechende „Bild“-Kampagne einspannen lassen. Einzelne davon forderten „Bild“ heute immerhin auf, sich für Fests Äußerungen zu entschuldigen.

Der Grüne Bundestagsabgeordnete Özcan Mutlu nennt den „Bild am Sonntag“-Kommentar Fests in einem Gastkommentar für die morgige „Bild“-Zeitung „Rassismus pur“:

Die Hasstiraden des Autors schüren ohne Not Vorurteile, Ängste und Menschenfeindlichkeit.

Nicolaus Fest hatte sich vorher auf Twitter noch über die Aufmerksamkeit gefreut:

Auch Marion Horn, die Chefredakteurin der „Bild am Sonntag“, hatte Fests Kommentar zunächst noch mit dem Hinweis auf „Meinungsfreiheit bei Springer“ verteidigt und behauptet, Fest sei „kein Islamhasser“ und „nicht hasserfüllt!!!“:

Erst Stunden später schwenkte sie dann auf die Linie Kai Diekmanns um und twitterte:

Warum sie sich bloß für den „entstandenen Eindruck“ entschuldigte und nicht einfach für den Kommentar um Entschuldigung bat, der diesen „Eindruck“ nicht nur provozierte, sondern unzweifelhaft islamfeindlich war, weiß ich nicht.

Dann reden wir mal über Nicolaus Fest. Der Sohn des bekannten früheren FAZ-Herausgebers Joachim Fest arbeitet seit Jahren daran, sich einen Ruf als kompromissloser Hardliner und vermeintlicher „Klartext“-Sager zu erarbeiten, leider bislang ohne die öffentliche Aufmerksamkeit dieses Sonntags.

Die rechte Szene rund um das Hetzblog „Politically Incorret“ hat ihn schon vor Jahren für seine Bild.de-Texte gefeiert. In seiner früheren Kolumne „HIEB- UND STICHFEST“ polemisierte er immer wieder gegen Zuwanderung und Integration von Ausländern in Deutschland. Um aus dem BILDblog von 2008 zu zitieren:

Vorläufiger Höhepunkt war sein Beitrag in der vorigen Woche, in den man, wenn man wollte, fast ein Lob des Völkermordes lesen konnte. Fest rühmt darin die „Vorteile homogener Gesellschaften“ und argumentiert, dass die Beseitigung von kultureller Vielheit Gesellschaften „Frieden und Stabilität“ bringen könne.

Die preisgekrönte Reporterin und Autorin Carolin Emcke urteilt über seinen Text: „Das gab es so explizit wirklich lange nicht mehr zu lesen von Autoren, die nicht vom Verfassungsschutz beobachtet werden. Es ist ein pseudohistorisch verkleideter Rassismus und eine gar nicht verkleidete Aufforderung zur Homogenisierung unserer offenen Gesellschaften.“

Ihr Gastbeitrag ist gerade auch im Kontext der aktuellen Diskussion um Fest lesenswert. Seine radikalen Ansichten waren kein Geheimnis. Er veröffentlichte sie auf Bild.de.

Nun wäre es falsch, Nicolaus Fest auf seine Ablehnung des Islam zu reduzieren. Man sollte auch seine Kaltblütigkeit und Ahnungslosigkeit würdigen, mit der er die Exzesse der Berichterstattung nach dem Amoklauf von Winnenden verteidigte (in Anwesenheit der Mutter eines der dabei getöteten jungen Frau). Oder die Art, wie er gegen die Resozialisierung ehemaliger Terroristen wetterte.

Fakten sind auch nicht so seins. Oder Textverständnis.

Er formuliert mit einer Schärfe, Gnadenlosigkeit und Übertreibung, die selbst im „Bild“-Kosmos gelegentlich auffällt. Eine spätere Kolumnenreihe von ihm hieß „Fest(e) drauf“.

Vor der Umstellung der Gebühren für ARD und ZDF kündigte er 2010 an, dass das neue System die Zahler jährlich „einige Milliarden mehr“ kosten würde. 2013, als sich herausstellte, dass es tatsächlich Mehreinnahmen in Höhe von 0,3 Milliarden Euro jährlich wurden (die ARD und ZDF nicht behalten bzw. verwenden dürfen), sprach er von einem „Betrug“.

Zur Debatte um die Skandal-Rede von Sibylle Lewitscharoff twitterte er:

Aber das ist natürlich Kinderkram im Vergleich zu seiner Ablehnung von Integration und seinen Ressentiments gegen Moslems. Die Unterscheidung zwischen Islam und Islamismus kann er nicht nachvollziehen. Damit und mit seinem „BamS“-Leitartikel straft er Kai Diekmann Lügen, der behauptet, „für BILD und Axel Springer gab und gibt es bei all diesen Debatten eine klare, unverrückbare Trennlinie zwischen der Weltreligion des Islam und der menschenverachtenden Ideologie des Islamismus“.

Eben nicht. (Den „BamS“-Artikel, der Anlass für den Kommentar ist, erwähnt Diekmann mit keinem Wort.)

Ob Fests Durchbrechen dieser „unverrückbaren Trennlinie“ irgendwelche Konsequenzen hat, wollte Diekmann heute nicht sagen. Meine Feststellung, dass er sich, wenn Diekmann es ernst meinte mit seinem „Kein Platz für“, nun einen neuen Arbeitgeber suchen müsste, konterte Diekmann mit: „So ein Quatsch!“

Nachtrag, 3. August. „Bild am Sonntag“-Chefredakteurin versucht in der heutigen Ausgabe den vielfachen Rittberger:

Es ist der Eindruck entstanden, dass sich BILD am SONNTAG gegen den Islam stellt. Das ist nicht so! Dass dieser Eindruck entstanden ist, bedaure ich sehr. (…)

Aber in unserem Verlag ist es möglich, unterschiedliche Meinungen zu haben. Deshalb habe ich mich als Chefredakteurin für den Abdruck entschieden. Wohl eine Fehleinschätzung, denn wir haben mit diesem Kommentar viele Menschen verletzt. (…)

Ich bitte alle Menschen um Entschuldigung, die sich durch uns gekränkt fühlen.

Mittlerweile bin ich dankbar für die heftigen Reaktionen, die wir ausgelöst haben. In der Öffentlichkeit, in Politik, Verlag, in unserer Redaktion, in unseren Familien. Lange ist über dieses wichtige Thema nicht mehr so offen und kontrovers diskutiert worden.

Vielleicht sorgt unser Kommentar am Ende dafür, dass Missverständnisse ausgeräumt werden und wir lernen, eine offene Debattenkultur zu entwickeln. Das muss unsere demokratische Gesellschaft aushalten, das muss BILD am SONNTAG aushalten.