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Söders Propaganda-Soap: BR-Intendant nennt Auftritt „problematisch“

Ulrich Wilhelm (CSU), der Intendant des Bayerischen Rundfunks, hat den Gastauftritt von Heimatminister Markus Söder (CSU) in der BR-Seifenoper „Dahoam is Dahoam“ kritisiert. Dass dem Minister „eine umfassende Gelegenheit zu politischen Darstellungen“ gegeben wurde, sei problematisch. Er distanzierte sich damit von seiner Fernsehdirektorin Bettina Reitz, die die Einbindung Söders am Donnerstag verteidigt und ähnliche Auftritte weiterer Politiker angekündigt hatte. In einer Presseerklärung hatte sich der Sender am selben Tag ähnlich geäußert.

Wilhelm widersprach:

Die Serienredaktion hat mich bei ihrer Entscheidung nicht im Vorhinein befasst. Hätte sie mich um Rat gefragt, so hätte ich hier deutlich zu Zurückhaltung geraten. Es gab zwar bei uns im Programm und auch in vielen anderen Programmen immer wieder Auftritte von Politikern in Sendungen, die nicht politischen Inhalt hatten – ganz berühmt: der Auftritt von Bundeskanzler Schröder bei „Wetten, dass“ oder auch von Oberbürgermeister Ude bei „München 7“. In diesem Falle ist aber der problematische Punkt, dass es nicht nur ein Auftritt war eines Ministers, sondern dass es auch eine umfassende Gelegenheit gab zu politischen Darstellungen. Wenn wir solche politischen Inhalte bei uns im Programm haben, dann geschieht das in der Regel im journalistischen Kontext, das heißt, da ist ein Gegenüber, der dann solche Darstellungen auch kritisch hinterfragen kann, überprüfen kann, gegebenenfalls auch nachfragen kann. Dieses kann bei einem Drehbuch gar nicht der Fall sein – das war ja eine einstudierte Rolle, die vorformuliert war vom Autorenteam. Und diese Verknüpfung, einerseits des Gastauftrittes und andererseits einer politischen Darstellung, die erscheint mir in der Tat problematisch.

Wilhelm äußerte sich nicht gegenüber externen Journalisten. Sein Statement wurde am Sonntag im Medienmagazin von B5 ausgestrahlt. Der Moderator der Sendung betonte im Anschluss: „Den Einschaltquoten von ‚Dahoam is Dahoam‘ hat’s übrigens nicht geschadet: Die liegen derzeit bei fast einer Million!“

Der BR hat die Folge mit Söder aus der Mediathek entfernt. Ausschnitte daraus sind allerdings noch im Beitrag des BR-Magazins „Quer“ zu sehen, der sich am Donnerstag mit der „Söderisierung des Abendprogrammes“ befasste.