Wie ich in den „Spiegel“ kam

Ich stand am Donnerstag voriger Woche gerade im Nieselregen in der Hamburger Fußgängerzone, als mich Martin U. Müller vom „Spiegel“ auf dem Handy erreichte. Nach ein bisschen Small Talk wechselte er den Tonfall und klang plötzlich, als müsse er etwas sehr Unangenehmes mit mir besprechen. Ihm sei da nämlich eine Information zugespielt worden.

Es stellte sich heraus, dass es nicht um die Sache mit den Schafen im Keller und den missglückten Sex-Experimenten ging, sondern bloß um einen Beitrag, den ich für das Online-Magazin screen.tv geschrieben habe, das die Sendergruppe ProSiebenSat.1 herausgibt. Müller konfrontierte mich mit der Beobachtung, dass ich da sogar im Impressum stünde und wollte wissen: Ob ich kein Problem damit hätte, für ein Unternehmen zu arbeiten, das sonst Gegenstand meiner Berichterstattung sei. Ob ich in Zukunft regelmäßig für die arbeiten würde. Ob die Bezahlung im üblichen Rahmen gewesen sei oder es sich um einen dieser sagenumwobenen Aufträge handele, für die man ein halbes Reihenhaus bekomme. Ob mir bekannt sei, dass der Berufsverband Freischreiber, bei dem ich ja Mitglied sei, eine strikte Trennung von Journalismus und PR-Arbeit fordere.

Ich versuchte, dem „Spiegel“-Redakteur zu erklären, dass es sich nicht um PR handelt, sondern einen journalistischen Artikel, den ich ohne jede Einflussnahme oder inhaltliche Vorgabe geschrieben habe. Bei screen.tv handelt es sich nicht um eine Werbebroschüre, sondern ein journalistisches Magazin, das nur insofern möglicherweise PR für ProSiebenSat.1 darstellt, als damit vielleicht die Hoffnung auf einen Imagegewinn verbunden ist: Dass ein solches Unternehmen es sich in solchen Zeiten leistet, Geld für ein solches Magazin auszugeben.

Ich versuchte den Verdacht, dass ich hier PR für ProSiebenSat.1 betreibe, noch dadurch zu entkräften, dass ich ihn darauf hinwies, dass deren Töchter in meinem Stück keineswegs gut wegkommen, woraufhin er fragte, ob ich das extra gemacht hätte, quasi als Demonstration der Unabhängigkeit, und ich erwiderte: Nein, einfach weil die Streaming-Angebote der Gruppe so schlecht sind. Es war ein anstrengendes Gespräch, was sicher auch daran lag, dass ich nicht verstand, was er mir eigentlich vorwarf, und noch weniger, was daran ein Thema für den „Spiegel“ sein könnte.

Medienjournalismus. Schon das Wort belustigt Begriffsstutze wie Henryk M. Broder, weil sie so tun, als wäre es analog zu Zeitungs-, Fernseh- und Onlinejournalismus gebildet und stelle also eigentlich einen Pleonasmus dar. Dabei steht es in einer Reihe mit Sport-, Politik- oder Wirtschaftsjournalismus; der erste Wortteil bezeichnet nicht das Medium, sondern seinen Gegenstand.

Doch die scheinbare Doppeldeutigkeit des Wortes zeigt auch das Spezielle an der Arbeit als Medienjournalist, das Dilemma beim Schreiben in den Medien über die Medien. Fast jeder Text ist zwangsläufig ein Text über ehemalige oder potentielle zukünftige Auftrag- oder Arbeitgeber, über direkte Kollegen oder Konkurrenten. Fast jeder medienjournalistische Text steht somit unter dem Generalverdacht einer Interessenskollision, eines Kalküls jenseits journalistischer Kriterien.

Ich nehme an, dass diese Situation auch den Medienjournalisten beim „Spiegel“ nicht fremd ist. Was ihnen aber offenbar fremd ist: Dass ein journalistisches Leben außerhalb der „Spiegel“-Redaktion existiert. Dass es Journalisten gibt, sogar Medienjournalisten, die nicht angestellte Redakteure sind, mit festem Gehalt und Einbindung in eine Hierarchie, sondern frei arbeiten, und das sogar freiwillig, nicht aus Not. Und dass diese Freiheit auch eine Form von Unabhängigkeit ist.

Als freier Journalist arbeite ich für verschiedene Auftraggeber. Die Auftraggeber sind Medienunternehmen. Medienunternehmen sind Gegenstand meiner Berichterstattung. Fast jeder Text ist insofern angreifbar, und dagegen hilft nur eines: der Beweis der Unabhängigkeit in der täglichen Arbeit.

Und damit sind wir wieder beim „Spiegel“, der tatsächlich Platz fand in seiner Ausgabe vom vergangenen Montag für ein Stück über mich und meinen Artikel im von ihm anonymisierten „Online-Magazin der ProSiebenSat.1 AG“. Der „Spiegel“ wirft mir nicht vor, einen bestellten PR-Text für ProSiebenSat.1 geschrieben zu haben. Er findet ausdrücklich, dass mein Text sich „nicht wie eine Eloge auf die Sendergruppe“ lese. Warum es sonst verwerflich ist, als Medienjournalist für ein journalistisches Magazin zu schreiben, wenn es nicht von einem Verlag, sondern einem Fernsehsender herausgegeben wird, lässt der „Spiegel“ offen. Martin U. Müller raunt nur, ich nähme es „offenbar nicht ganz so genau, was die Distanz zum Gegenstand [meiner] Berichterstattung betrifft“.

„Kritiker in der Kritik“ steht übrigens als Überschrift über der „Spiegel“-Meldung, und das ist einerseits natürlich ein alter Journalisten-Trick, sich quasi unsichtbar zu machen, aber die Wirkung des eigenen Tuns vorwegzunehmen. Der Kommentator dot tilde dot beschreibt den Effekt so:

interessant an dieser kritik ist, dass sie nur „ist“ und gar nicht stattfindet – außer im spiegel-artikel, der über die kritik berichtet. die aber gar nicht stattfindet, außer im spiegel-artikel, der über sie berichtet. obwohl sie nicht stattfindet.

(mir wird schwindelig. ich habe das gefühl, abschweifen zu müssen, um beim thema zu bleiben.)

Andererseits gab es die „Kritik“ aber tatsächlich schon vor dem Artikel, und das ist womöglich die interessantere Geschichte als die Frage, warum der „Spiegel“ mich kritisiert. Martin U. Müller ist nämlich nicht über die offizielle Pressemitteilung auf meine Mitwirkung an dem Magazin aufmerksam geworden, oder über Google oder Turi2, sondern über eine anonyme Mail. Der Absender hat sie in ähnlicher Form auch als Kommentar an verschiedenen Orten abgegeben, unter anderem hier im Blog unter dem Namen „finanzbeamter“:

Seit Februar2009 gab es für Herrn Niggemeier im Bereich Call TV nichts mehr über 9live zu berichten.Dafür engagiert er sich aber gerne für die Unternehmenskommunikation der Gesellschafterin, zusammen mit seinem Spezi Peer Schader. Wenn das mal kein Gschmäckle hat.

Ich kenne den Absender nicht, der allem Anschein nach auch schon unter anderem Namen hier kommentiert hat; offenkundig ist aber, dass er aus dem Umfeld der Call-TV-Branche und ihrer besonders schwarzen Schafe kommt. Dieselbe E-Mail-Adresse wurde auch schon benutzt, um als Drohungen zu verstehende Nachrichten an Kritiker des dubiosen Treibens von Call-TV-Firmen wie Primavera.TV verschickt.

Dieser Unbekannte hatte also Lust, mir ein bisschen Ärger zu machen – und fand ausgerechnet beim „Spiegel“ tatsächlich ein offenes Ohr. Die lustige Verschwörungstheorie, wonach ich (wenn ich das richtig verstehe) von ProSiebenSat.1 gekauft worden sei und deshalb nicht mehr kritisch über 9live berichte, hat zwar explizit dann doch keinen Weg in den „Spiegel“ gefunden. Aber Martin U. Müller konfrontierte mich im Telefongespräch tatsächlich auch mit diesem Vorwurf.

Und das, obwohl der nicht einmal einer schlichten Überprüfung der Fakten standhält: Ich habe noch im August 2009 über 9live berichtet. (Kann natürlich sein, dass ich erst danach gekauft wurde.)

Das ist das einzig wirklich Ärgerliche an meinem unfreiwilligen Gastauftritt im „Spiegel“: Dass das Nachrichtenmagazin sich beim Versuch, mich ein bisschen zu ärgern, zum Erfüllungsgehilfen irgendeines dubiosen Dunkelmanns gemacht hat, der gerade versucht, Call-TV-Kritiker einzuschüchtern.

124 Replies to “Wie ich in den „Spiegel“ kam”

  1. Als ob es irgendeine Verschwörungstheorie gäbe, die es heutzutage nicht in den Spiegel schaffen könnte ;-).

    Aber Spaß beiseite, vielleicht muss sich die Journalismusbranche darauf einigen, intensiver Quellen anzugeben. Der gute Name des Autors oder des zugehörigen Magazins taugt ja im Auge des Betrachters für das Fürwahrhalten von Informationen kaum noch. Und vielleicht käme es dann zu einer adequateren Quellenkontrolle.

  2. Ich hatte bei dem Spiegel-Text nicht mal verstanden, worin jetzt eigentlich das Problem bestand. Ich hab mir nur die Frage gestellt, ob die keine schöne Werbeanzeige hatten, mit der sie den Platz hätten füllen können.

  3. ich hab den Text im Spiegel natürlich auch gelesen, allein schon, weil da halt ne Person drin vorkommt, von der ich halt schonmal gehört hatte. Und danach muss man mir die Fragezeichen in den Augen angesehen haben. Was auch immer der Dichter mir mit diesen Zeilen sagen wollte, es blieb mir verschlossen.

  4. martin u. müller hat im vergangenen jahr mal ein längeres interview mit mir geführt, das daraus hervorgehende stück hatte den tenor, dass twitter irgendwie nicht verifiziert genug sei, um in irgendeiner diffusen, nicht näher definierten art und weise, glaubwürdig oder nützlich zu sein.

    bis zum heutigen tage haben mich null personen auf diesen text angesprochen. ich schätze deine transparenz im umgang mit diesem stück sehr, aber bitte sei dir gewiss, dass sich das binnen minuten versenden wird. ärgerlich, ja, aber das wir mitten in einem paradigmenwechsel der medienkreation und -rezeption stecken und der spiegel beileibe nicht mehr eine publikation ist, die sich auf wie auch immer gearteten podesten wiederfindet, ist ja auch keine ganz heisse neuigkeit mehr.

  5. Das wirklich Gute an der ganzen Sache: Bis eben wusste ich nicht, dass die dritte Ausgabe von screen.tv schon draußen ist. Danke, Martin U. Müller!

  6. Was mich am meisten ärgert ist, dass in letzter Zeit aus allen Ecken Leute gekrochen kommen, die Herrn Niggemeier auf Teufel komm raus ans Bein pissen wollen.
    Damit wird nebenbei nämlich noch sehr schön verhindert, dass anderswo verzapfter Nonsens, seinen Weg in diesen Blog findet. Weil Herr Niggemeier erstmal damit beschäftigt wird, eine Rechtfertigung nach der anderen schreiben zu müssen.

  7. Der SPIEGEL ist schon lange an Selbstgerechtigkeit nicht zu überbieten. Vielleicht haben die zu wenig Freigang :-)

  8. jetzt mal ohne generell auf den spiegel eindreschen zu wollen – die spiegel-medienthemen sind so was von irrelevant… aber auch das ist ja nix neues. insofern… versenden ist schon die naheliegende prognose.

  9. Der SPIEGEL-Artikel war idiotisch, keine Frage. Andererseits handelt es sich bei screen.tv zweifellos um ein Kundenmagazin von P7S1, um sog. „corporate publishing“ also (verantwortlich dafür zeichnet schließlich die Unternehmenskommunikation), und das heißt eben doch: PR. Dass man da auch kritisch sein darf: geschenkt bzw. umso besser für P7S1, das sich dadurch gleich noch als durchweg tolerant gegenüber anderen Meinungen vorstellen darf. (Ja, klar: Manche der sog. unabhängigen Zeitungen sehen wegen ihres Kampagneneifers einem Kundenmagazin wirklich verblüffend ähnlich …)

  10. Aber, aber, Herr Niggemeier, hier wird mit unlauteren Mitteln zurückgeschlagen: Gut, der Spiegel-Artikel war grenzdebil, und es ist nicht einmal klar, auf welcher Seite der Grenze. Aber deshalb den Eindruck zu erwecken, Hamburg hätte nur eine Fußgängerzone, ist schon perfide und kann von mir so nicht akzeptiert werden. Hamburg hat eine Menge Fußgängerzonen und, nur nebenbei, auch noch eine ganze Menge Sonnendeck.

  11. Heißa, auf dieses Textlein habe ich gewartet. Und nun bin ich ganz gespannt darauf, wie Martin U. Müller argumentiert und sein investigatives Treiben erklärt, denn er wird sich ja gewiss dieser Diskussion stellen.

  12. In ein ganz ähnliches Horn hat auch mal Hajo Schumacher in seinem Newsletter geblasen. http://newsletter.visdp.de/ViSdP_153.pdf
    Ist es nicht gerade die Kunst, die Medienjournalisten erfüllen sollen, mit Abstand eben auch über den/die eigenen Arbeitgeber zu schreiben?

    Illusorisch… aber wär doch was, wenn man zum Beispiel über Stellenstreichungen bei der SZ in der SZ lesen würde und nicht in der FAZ.

  13. @Brummsel(7):

    Gegenwärtig ist es schon auffällig, wie sehr gegen die Medienkritiker agitiert wird. Es scheint eine Art Großoffensive am Laufen zu sein.

    Man schaue sich nur mal an, was zeitgleich dem Fernsehkritiker widerfahren ist(ich bitte vielmals darum, dass für ihn gespendet wird !!!).

  14. Also so ganz richtig lieb scheint Herr Müller den Herrn Niggemeier allgemein nicht zu haben:

    „2009 wurde der Träger des Markgräfler Gutedelpreises seinem Antipoden Diekmann ein wenig ähnlicher. Und was wäre er ohne den Gegner „Bild“? Dann hätte Niggemeier womöglich auch nie den Bert-Donnepp-Preises für Medienpublizistik bekommen und den Hans-Bausch-Mediapreis und viele andere Auszeichnungen, von denen man kaum etwas wüsste, wenn Niggemeier sie nicht akribisch auf seiner Homepage auflistete.“
    Von MARKUS BRAUCK, ISABELL HÜLSEN, MARTIN U. MÜLLER, THOMAS TUMA
    http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-68425679.html

    Wer genau diesen Abschnitt nun geschrieben hat, weiß ich natürlich nicht.

  15. Dieser „finanzbeamter“ wird bestimmt nicht dieselbe Person sein, die mit aller Macht versucht, jegliche Nennung im Zusammenhang mit aktuellen Call-In-Spielen in der Schweiz sowohl in Foren als auch in Blogs (auch mit anwaltlicher Hilfe) zu verhindern.

  16. Erst mal: Ich habe großen Respekt vor deiner Arbeit und ich finde wichtig was du tust. Trotzdem finde ich die Kritik in diesem Fall sehr berechtigt.

    Ganz egal wie die Bedingungen aussahen – auch wenn du völlig frei warst und keinerlei Vorgaben hattest (was ich dir glaube), muss dir doch klar sein, das es komisch aussieht, wenn ein Medienkritiker für einen großen Medienkonzern arbeitet.

    Und ganz egal was du da geschrieben hast – du wurdest nicht (oder nur sekundär) für deinen Text bezahlt, sondern für deinen Namen – für die Marke „Niggemeier“, die für Glaubwürdigkeit und guten Journalismus steht.

    Für mich ist das Eindeutig PR. Und von sowas sollten sich Journalisten fernhalten, wenn sie ernst genommen werden wollen. Zumindest wenn ein PR-Job so stark mit ihrem journalistischen Schwerpunkt zu tun hat. Selbst wenn es da keinerlei Abhängigkeiten und Einflußnahme gibt – das hat mit Glaubwürdigkeit und Vertrauen zu tun.

  17. Reihenhaus also… hatte mich schon gewundert, warum die Redaktionsräume am Schlesischen Tor abgegeben werden sollen…

  18. Papa, wenn ich mal groß bin, dann will ich auf keinen Fall freier Medienjournalist werden. Die Leute würden sich darüber aufregen wenn ich meine Preise auf meiner eigenen Homepage aufzähle. Wenn ich dann noch für ein Blatt schreiben würde, das dem Mutterkonzern einer anderen Firma gehört, über die ich gelegentlich schreiben würde, dann würde ich an den Pranger gestellt werden – weil das irgendwas mit Glaubwürdigkeit und so zu tun haben würde. Nee, Papa, da werd ich lieber was anderes!

  19. das es komisch aussieht, wenn ein Medienkritiker für einen großen Medienkonzern arbeitet.

    Dann dürfte Medienkritik also ausschließlich im privaten Rahmen stattfinden?

    (Herr Müller arbeitet auch für einen großen Medienkonzern. Er heißt „DER SPIEGEL“.)

  20. Wenn der Spiegel-Text „Kritik am Kritiker“ war, dann ist dein Text hier wohl „Kritik an der Kritik am Kritiker“. Und wenn ich jetzt schreibe, dass ich deine „Replik“ hier für übertrieben halte und mir gewünscht hätte, du hättest diese Episode einfach mal so hingenommen, dann ist das wohl „Kritik an der Kritik an der Kritik am Kritiker“.

    Dieses Hin-und-Her scheint mir ja hier in letzter Zeit häufiger vorzukommen.

  21. @15(Enssen):
    Ja, das was derzeit dem Fernsehkritiker widerfährt, ärgert mich genauso maßlos! Ich bin angewiesen auf Journalisten wie Niggemeier oder den Fernsehkritiker und noch einige wenige andere, weil es sonst für den Normalsterblichen, der sich im Business nicht auskennt, und einfach nur objektiv informiert werden möchte, gar nicht möglich ist, sich im journalistischen Dschungel zurechtzufinden. Endlich sind da mal ein paar, die kritisieren und aufdecken. Klar, dass dann allerorts die schwere Geschütze auffahren, die sich ertappt fühlen müssen.

    (PS: Meine Spende an den Fernsehkritiker ist schon raus!)

  22. Wobei ich noch nachschieben möchte, dass diese „Spiegel“-Geschichte vergleichsweise ja Firlefanz ist, zu den großen Abmahnungen, die derzeit sowohl gegen Herrn Niggemeier, als auch gegen den FK laufen.

  23. Nee, Herr Niggemeier, diese Argumentation überzeugt nicht. Gerade Sie, der selbst die kleinsten Ungereimtheiten (v.a. in Sachen PR/Schleichwerbung) bei BILD & Co. zu großen Skandalen aufbauscht, muss Verständnis für den SPIEGEL-Artikel haben. Jeder Mensch macht Fehler, und so würde es Ihnen gut zu Gesicht stehen, wenn Sie einen solchen eingestehen würden. Denn wenn das keine PR ist, dann müssten Sie auch dutzende Artikel im Bildblog nachträglich einstampfen… Denn diese Ungereimtheiten ließen sich sicher auch alle erklären. Die „Angeklagten“ müssten dafür zudem keinen kompletten Roman schreiben…

  24. @16, Nachgucker
    Gute Güte – dieser Ausschnitt liest sich ja wie ein selten peinlicher Anfall von „Der kriegt sooo viele Preise… und mir sagt noch nicht mal meine Mutti, dass ich toll bin — *rabäh*!!“… da ist man ja fast versucht, nen Pokal mit der Gravur „Trostpreis“ an die verantwortlichen Schreiberlinge zu schicken, um wenigstens die schlimmsten Tränen zu trocknen.

  25. @Lukas (24)

    „Dann dürfte Medienkritik also ausschließlich im privaten Rahmen stattfinden? (Herr Müller arbeitet auch für einen großen Medienkonzern. Er heißt „DER SPIEGEL”.)“

    Wo ein Geldgeber ist, da sind mindestens persönliche Beziehungen, vielleicht sogar Abhängigkeiten. Das ist einfach so und gilt selbstverständlich auch für den Herrn Müller.

  26. ….vielleicht sollte ich dem spiegel mal eine anonyme mail schicken, in der die zusammenhänge zwischen einigen „komischen“ kommentatoren und deren berufliches umfeld dargestellt wird….
    vielleicht kommt dann auch ein „geschmäckle“ auf, wenn man dubiose comments liest und dubiose geschäftspraktiken aufweist….

    ach, was solls….

    gruß
    jonas

  27. @Hyperkeks [Kommentar 32]

    Das beantwortet allerdings die sehr berechtigte Frage noch nicht, wie denn ein Medienjournalist Geld verdienen soll. Denn selbst wenn Stefan Niggemeier Texte ohne direkten Bezug zu Medien schriebe und ein „Medienkonzern“ sie veröffentlichte, würde er Prügel bekommen, da er sich „mit dem Gegner verbündet“.

    Diese – lächerliche – Argumentation, des ‚wes Brot ich ess‘ mag ja unter Verschwörungstheoretikern gut funktionieren. Am Ende geht es allerdings nicht um die Glaubwürdigkeit und Integrität von Pro7SAT1, sondern doch wohl um die Taten bzw. Schreiben des Herrn Niggemeier, die bisher seine Integrität aufgebaut haben.

    … ich weiß, Niggemeier verhungert nicht im Dachstübchen, was schon ein HInweis auf fehlende Integrität ist, sein durchaus kritischer Text ist nicht kritisch genug [immerhin steht die Sendergruppe noch], die Kritik ist doch sowieso nur Feigenblatt …*

    *Das nur als Hilfe für die Verschwörungshansel.

  28. Stefan, jetzt hast Du’s schwarz auf weiß, wie relevant Dein Schaffen ist, wenn sich schon der Spiegel, über…äh…mhm?…ja über was eigentlich, aufregt.

    Ich sage nur: »Herr Müller!!!«

  29. An sich klingt eine kleine Rubrik „Kritiker in der Kritik“ – etwa auf den Spiegel-Medienseiten – ja nicht sooo übel. Und vielleicht kann man da auch über Herrn Niggemeier schreiben, warum auch nicht, irgendetwas Diskussionswürdiges findet sich bestimmt. Aber so wie das Martin U. Müller (Merksatz: Misstraue IMMER Menschen mit Initial im Namen – sie sind i.d.R. selbstunsicher und überheblich) tut, geht das natürlich nicht. Er hätte zumindest einen zitierfähigen Experten oder Informanten finden müssen. Und das mit dem Experten hätte ja sogar Sebastian W. hinbekommen (gibt es da etwas Neues?).

  30. Tsja, da kann ich nur ergänzend aus dem Gesundheitssystem erzählen, dass in Deutschland Gerichtsprozesse, in denen es um ärztliche Kunstfehler geht, teilweise seit 10 Jahren nicht verhandelt werden können, weil man keine unabhängigen medizinischen Gutachter mehr auftun kann, weil letztendlich jeder deutsche Medizinstudent sich schon mal auf irgendeinem Kongress die teure Eintrittskarte vom Pharmakonzern hat voll finanzieren lassen.

    So etwas ist von Relevanz. Der Spiegel-Artikel hingegen ist so was von irrelevant. Und morgen fangen wir an, dem Postboten nicht mehr den Rücken zuzudrehen, weil das Schwein schließlich auch die Schreiben von der GEZ bringt.

  31. @38./creezy: Das klingt wirklich interessant. Schreib das doch mal in einer Informantenmail an den Spiegel.

  32. Der Spiegelartikel war auf jeden Fall ein Totalausfall. Ich war so irritiert dass ich auf einmal an meinem Verständniss für die deutsche Sprache gezweifelt habe.

    So richtig Fremdschämen für das was die teilweise verzapfen geht ja meistens nur beim Thema „Linkspartei“, alles andere Misslungene kann man normalerweise damit erklären dass der SPIEGEL ja inzwischen auch Boulevardthemen bedient… :)

  33. @Dierk (34)

    „Das beantwortet allerdings die sehr berechtigte Frage noch nicht, wie denn ein Medienjournalist Geld verdienen soll.“

    Schon klar. Auch klar, das viele Journalisten von PR leben. Aber ist das gut und richtig so? Ich glaube nicht. Na klar, der „Fall“ um den es hier geht ist harmlos, aber die Kritik und das öffentliche Interesse ist wichtig, denn nochmal: wo ist die Grenze?

    Und – ein Medienjournalist muss nicht vom Medienjournalismus leben, so wie die wenigsten Autoren von ihren literarischen Werken und die wenigsten Musiker von ihrer eigenen Musik leben.

  34. Nochmal @Dierk
    „Diese – lächerliche – Argumentation, des ‚wes Brot ich ess’ mag ja unter Verschwörungstheoretikern gut funktionieren.“

    Was bitte ist daran lächerlich? Ist es auch noch lächerlich wenn ein Politiker in Firmenvorständen sitzt? Willst du den Zusammenhang von Brot und Abhängigkeiten/Einflußnahmen ernsthaft bestreiten? Die „Verschwörungstheorie“-Keule ist völlig unangebracht.

  35. Ich versteh das alles nicht. Ich dachte, die haben Geldprobleme oder so und es gäbe da eine Krise oder so. Aber trotzdem haben die nichts zu tun?

  36. Wie nachlässig der „Spiegel“ trotz seiner großen Dokumentar-Abteilung arbeiten, kann man unter anderem im selben Heft bewundern.

    Insofern sollte man das bei allem Ärger alles nicht zu ernst nehmen, vor allem nicht solche Null-Geschichten wie diese. Eine wirklich ernstzunehmende Instanz ist der „Spiegel“ wohl nur noch in Teilbereichen (z. B. Justizthemen mit Gisela Friedrichsen).

  37. Hinter dem Spiegel-Artikel steckt ja ein gigantischer Haufen schockierender Wahrheiten! Und die verwirbeln lustig auf unterschiedlichsten Ebenen. Unterm Strich steht doch dort, dass ein Medienjournalist eigentlich nicht existieren kann, weil er ja kein Medium benutzen darf, um sich zu äußern. Es sei denn, er ist bereit, damit seine Glaubwürdigkeit auf’s Spiel zu setzen. Dabei übersieht er aber ein ziemlich wichtiges Detail: Er publiziert selbst – im Spiegel. Jetzt dürfen wir uns alle die Frage stellen, wer glaubwürdiger und unabhängiger ist: Niggemeier oder Müller?
    Jetzt wüsste ich gerne noch, ob Müller ein Blog betreibt, in dem er unabhängig und widerspruchsfrei seiner Redaktion huldigt.

  38. @Hyperkeks

    Natürlich gibt es Menschen, die so wenig Selbstachtung und Integrität besitzen, dass sie jeden Quark machen, den ihr Auftraggeber von ihnen verlangt. Das steht aber gar nicht zur Debatte. Grundsätzlich lässt sich nicht daraus, dass jemand von einer Organisation Geld erhält, schließen, dass er bestechlich wäre oder unglaubwürdig oder heuchlerisch.

    Es hängt doch immer davon ab, wie jemand handelt, nicht für wen. In diesem speziellen Fall ging es dem Auftraggeber sicherlich darum, mit dem Namen Niggemeier dessen [erwiesene] Kompetenz einzukaufen, und selbstverständlich im Glanze seines Schweißes auch ein wenig verschwitzt auszusehen. Da kann der gute Herr nun den empörten Idealisten geben und den Job ablehnen. Oder, wie hier offenbar geschehen, eben seine Kompetenz und Integrität nutzen, um sich seine Miete und eine noch größere Plattform zu sichern.

    Der SPIEGEL-Heini ist ja auch raffiniert genug, keinen einzigen konkreten Vorwurf vorzubringen, er arbeite mit den Klassikern der Gerüchteküche – Andeutungen, rhetorische Fragen, falsches Lob. Nichts Greifbares, aber Herr N. wird dem Leser unsymbadisch, er wird zum Heuchler, ohne dass es jemals gesagt werden muss.

    Normalerweise macht die BILD auf diese Weise Menschen zu Vergewaltigern, Mördern, Terroristen, Verrückten.

  39. Kann nicht Herr Michael U. Müller – der „Wie ich in den Spiegel kam“ mit Sicherheit gelesen hat und auch die Kommentare verfolgt – nicht einmal etwas dazu sagen? Oder ist das unter seiner Würde?

  40. Die wenig schmeichelhafte und sicher leicht polmemische Bezeichnung „Bildzeitung für Zahnärzte“ für den „Spiegel“ existiert schon mindestens seit den 70ern – und das mit Recht. Zahllose „Spiegel“-Artikel – und zwar seit Jahrzehnten – sind eine krude Mischung aus Tatsachen, Vermutungen, gezielten Auslassungen und bloßen Meinungsäußerungen des jeweiligen Autors – kurz gesagt: Kampagenenjournalismus.

    Ziel war und ist es, die thematisierte(n) Person(en)/Partei(en) etc. alt aussehen zu lassen, ohne sich dabei juristisch angreifbar zu machen. Das alles ist natürlich durch Pressefreiheit und freie Meinungsäußerung gedeckt und ich will das auch gar nicht ändern. In Erinnerung gerufen werden sollten die neuen alten Methoden des selbsternannten Sturmgeschützes des Demokratie aber dennoch – auch und gerade weil diesmal halt Herr Niggemeier das „Opfer“ ist und nicht Kohl, Strauß, Merkel, Ackermann oder sonstwer.

  41. Danke für die Aufklärung. Auf die Verbindung zur 9Live-Berichterstattung wäre ich gar nicht gekommen. So ist zumindest der Text erklärbar, der den Leser ja rätselnd zurückläßt, wo nun der Skandal sein soll. Mit dem Halbsatz „seitdem hat er nicht mehr über 9Live berichtet“ wäre wenigstens klar gewesen, was der Vorwurf sein soll.

    Merkwürdig, dass sich DER SPIEGEL für sowas hergibt, bei der WELT hätte ich es ja verstanden, die warten sicher täglich auf so eine Story, menschlich sicher nicht ganz unverständlich. Aber du haust doch praktisch fast hauptberuflich ständig auf Springer drauf, das müsste doch unterm Strich bei SPIEGEL-Journalisten mehr Plus- als Minuspunkte bringen.

    Wann war denn hier im Blog das letzte kritischische SPIEGEL-Posting? Erinnert sich da jemand?

  42. hm.
    ich habe heute(mal wieder) die aktuelle bild-werbung gesehen. mit promis, die schreiben, was sie von bild halten. dümmliche aussagen von lahm, hambüchen und co.

    herr niggemeier, sie werden bei zapp folgend zitiert:
    http://www3.ndr.de/sendungen/zapp/archiv/printmedien/bildkampagne102.html
    „Ausschnitt „Bild“-Werbespot, Johannes B. Kerner: „Also mir wäre ein bisschen mehr Bildung und ein bisschen weniger Meinung lieber!“ Stefan Niggemeier, http://www.bildblog.de: „Das scheinbar Clevere ist ja, dass Kerner die Möglichkeit nutzt, „Bild“ zu kritisieren. Was natürlich ne ganz besondere Art von Verlogenheit ist, weil natürlich macht er Werbung für „Bild“.“

    ich denke, sie müssen sich das hier gefallen lassen, dass sie kritisiert werden. sie machen zwar keine direkte werbung für pro sieben&co, aber für wen sie da arbeiten, wussten sie sicherlich auch vorher…

  43. @48, eben genau die Art und Weise, wie Niggemeier sich auch an Dritten abarbeitet:

    „Der SPIEGEL-Heini ist ja auch raffiniert genug, keinen einzigen konkreten Vorwurf vorzubringen, er arbeite mit den Klassikern der Gerüchteküche – Andeutungen, rhetorische Fragen, falsches Lob. Nichts Greifbares, aber Herr N. wird dem Leser unsymbadisch, er wird zum Heuchler, ohne dass es jemals gesagt werden muss.“

  44. Ich find es ja viel schändlicher, dass Herr Niggemeier regelmäßig für ein Printerzeugnis schreibt, das der Bundesregierung ständig den Hintern küsst.* :o)
    Ich fürchte dass noch nicht jeder das Konzept Freier Journalist verstanden hat, sonst würde es nicht so viel künstliche Kritik (auch in den Kommentaren) geben.

    (* Mir ist gleichwohl klar, dass Stefan sich nicht politisch mit dem Blatt gemein macht, sondern viel mehr von dem extensiven Feuilleton profitiert.)

  45. Jetzt müssen doch nicht gleich wieder Hühner mit Eiern verglichen werden?
    Die Situation von Herr Niggemeier kann man bestimmt nicht mit irgendwelchen anderen „Journalisten“ (Kerner) vergleichen.

  46. @Hyperkeks:

    Und – ein Medienjournalist muss nicht vom Medienjournalismus leben, so wie die wenigsten Autoren von ihren literarischen Werken und die wenigsten Musiker von ihrer eigenen Musik leben.

    Darf ich fragen, was Sie so beruflich machen?

  47. Der Spiegel-Autor war vermutlich mächtig stolz, dass ihn der anonyme Informant kontaktierte. So etwas passiert schließlich nicht alle Tage, dass man die Ideen für einen Artikel von außen zugespielt bekommt. Er sah vor seinen Augen schon ein ganz dickes Ding, an dem er da dran war, das würde mindestens in der Liga Wallraffscher Enthüllungen spielen. Klar, dass er sich da seine Story unmöglich durch irgendwelche lästigen Fakten kaputt machen lassen konnte.

  48. Einige fordern wirklich absurdes. Einerseits soll ein Medienjournalist kritisch über Medien schreiben können, dann aber bitte nicht für sie. Von Journalisten fordere ich, dass sie Dinge möglichst differenziert betrachten und objektiv darüber berichten. Aber was hier unterschwellig gefordert wurde, ist, die Medienlandschaft in gut und böse einzuteilen und dann anschließend nur für „den Guten“ zu schreiben. So als wäre die Welt wie das Märchen, in dem die alles durchdringende die Macht exakt zwei Seiten hat. Müssten Journalisten es nicht besser wissen? Kann man nicht unabhängig für jemanden schreiben, dessen sonstige Arbeit man für schlecht hält? Warum denn nicht? Ich darf doch auch Politiker kritisieren, die ich dann trotzdem wähle.

    Zwischen den Zeilen steht also, dass sich kritische Journalisten gefälligst selbst die Existenzgrundlage zu entziehen haben, in dem sie jegliche Verbindung zwischen Arbeitgeber und Gegenstand der Berichterstattung peinlichst genau meiden, weil man sonst Vermutungen äußern könnte (man beachte den Konjunktiv), welche die Unabhängigkeit der Berichterstattung infrage stellen. Es reicht also, eine „fehlende Distanz“ vermuten zu können, ohne dass sie je dagewesen wäre, um das als Kritikpunkt auszuspielen. Ich glaube nicht, dass sich kritischer Medienjournalismus auf dieser Basis überhaupt irgendwie machen ließe. Und das ist vielleicht der feuchte Traum derer, die sich einmal zuviel als Gegenstand solcher Kritik gesehen haben.

  49. @hannes: der UNterschied zwischen bezahlter Werbung und einem unabhängigen Artikel sollte ihnen schon klar sein. Fehlende Distanz: Herr Müller, lesen sie ihre eigene Zeitschrift? Nur eine Ausgabe vor dieser, Seite 152 von ihrer KOllegin Hülsen über Herrn Ebeling von Pro7, ja der „der die Zukunft der Branche sein könnte“. Und noch eins Herr Müller: wie sieht es mit der Unabhängigkeit aus? In der gleichen Ausgabe hat die Bild Zeitung eine ganze Seite Werbung. Lange nichts kritisches vom Spiegel über die Bild gehört, oder nicht?

  50. ..ich mache auch viel Werbung fuer die CDU. Nicht aus Überzeugung, sondern einfach weil mich die CDU dafür bezahlt, die anderen Parteien leider nicht bis sehr selten.
    Nach meinem lottogewinn von mehreren Millionen wird das anders aussehen, aber bis dahin will der Strom bezahlt werden.
    Ich hoffe sehr, dass diese bezahlte pr nichts an meiner glaubwue rdigkeit ändert.

  51. Mir ging es nur um diesen Punkt: Einem Medienjournalisten wie Niggemeier müsste klar sein das solche Jobs nicht gut für’s Image sind. Und dieses Image ist verdammt wichtig. Ich finde nicht ärgerlich das er solche Jobs macht, sondern das er damit seinen Ruf gefährdet, gerade weil ich ihn (und Leute wie ihn) so wichtig finde. Da können kleine Kompromisse für’s Konto einfach alles zerstören was vorher mühsam aufgebaut wurde.

    Und nein, ich lebe nicht von anderer Menschen Arbeit. Ich bin selbst freischaffend tätig (nicht selten am Rande des Existenz-Minimums) und habe trotzdem selbst schon häufig Jobs abgelehnt, weil mir der betreffende Auftraggeber, oder das ganze Metier unsympathisch waren oder sind.

  52. @Hyperkeks: Können Sie mal erklären, was Sie mit „solche Jobs“ meinen? Ich habe da — aus meiner Sicht — keinen Kompromiss gemacht, auch keinen kleinen. Ich habe für ein anständiges Branchenmagazin, das von einem Medienunternehmen herausgegeben wird und in großer redaktioneller Unabhängigkeit entsteht, frei von irgendwelchen Einflüssen oder inhaltlichen Vorgaben einen journalistischen Text geschrieben.

    Das ist mein Beruf.

    Oder erklären Sie mir doch umgekehrt, was Jobs sind, die ich annehmen dürfte, die nicht „nicht gut fürs Image“ wären?

  53. @64 (Hyperkeks): Ja, der Ruf und die Reputation sind wichtig – aber woran (und von wem) werden sie gemessen?
    IMHO ist es ausschlaggebend, in welchem Zusammenhang auch immer, sich selbst treu zu bleiben.

    Konkret würde es mich z.B. freuen, wenn BILD dem BILD-Blog-Team die Gelegenheit (und das entsprechende Honorar) gäbe, eine bundesweite Ausgabe im Stil der BLÖD-Kampagne zu produzieren.

    Wenn sich also ein Unternehmen traut, einem bekanntermaßen kritischen Autor Platz & Honorar zu geben, schöpft es etwas Respekt – so what?
    (Ich würde auch gerne mal bei so einigen Gelegenheiten meine Meinungen als Steine in den Weg streuen;-))

    Und der Autor?
    Ändern sich seine Meinungen, seine Positionen & die Qualität derselben
    plötzlich, weil es im Hintergrund keine besonders schützenswerten Fliesen mehr hat?

  54. Ich bin ein wenig fassungslos, dass einige diesen Witz von einem Text im „Spiegel“ auch noch ernsthaft diskutieren, als hätte dieser einwandfrei Niggemeier mit der Hand in der Kasse des Springer-Verlages erwischt.

    Hat irgendjemand derjenigen, die jetzt hier mit Kanonen in die Gegend schießen (sind ja keine Spatzen weit und breit), den Originalartikel überhaupt gelesen?

  55. Ohne Niggemeiers Verdienste schmälern zu wollen, sollten sich auch seine „Fans“ gelegentlich mit seinen Schwächen auseinandersetzen. Schon seit längerem versucht er Wettbewerber der FAZ zu diskreditieren.

  56. @Kurt B.

    Und das schreiben Sie ausgerechnet unter einem Artikel, in dem es darum geht, das sich der Wettbewerber Spiegel ganz gut selbst diskreditiert?

  57. Mit „Wettbewerber der FAZ“ ist hier wohl DuMont Schauberg („Berliner Zeitung“, „Kölner Stadt-Anzeiger“, „Frankfurter Rundschau“, „Hamburger Morgenpost“ etc.) gemeint.

  58. ich möchte nur mal btw darauf hinweisen, dass es mal ne werbung bei mtv für bildblog gab(mit anke engelke und stromberg(der richtige name fällt mir gerde nich ein ;) )) und stefan danach trotzdem weiter kritisch über callactive und primavera berichtet hat.soviel dazu ;)

  59. @hahaha: Der Stromberg heißt im wahren Leben Christoph Maria Herbst und der Bildblog-Spot ist einfach wundervoll. Wobei ich einer Freundin die Pointe mit dem Kind erklären musste. xD

  60. @Stefan Niggemeier (65)

    Ich gebe gern zu das meine Kritik zu einem großen Teil sehr emotional geprägt ist. Ich kann nicht genau sagen welche Jobs ich okay finde und welche nicht. Aber das Print-Erzeugnis einer privaten Fernsehsender-Gruppe ist für mich einfach etwas anderes als eine Tageszeitung, oder ein Magazin, das zumindest noch vorgibt unabhängigen Journalismus anzubieten. Das mag nicht besonders realitätsnah sein, aber ich denke das sehen viele Menschen ähnlich – sonst hätte es diesen Spiegel-Artikel auch nicht gegeben.

    @rgroth (67)

    Ja, naja, schwierig, denn ein Unternehmen kauft sich, bei einem so prominenten Namen wie Niggemeier, immer auch (oder sogar primär), den Namen, die Marke, die Glaubwürdigkeit abstrahlt und für etwas steht.

  61. @ ahja, Sie wissen nicht was genau eigentlich verkehrt ist aber wenns im Spiegel steht wird schon was dran sein.
    m(

  62. man wird Herrn Niggemeier schon zugestehen müssen, dass er selbst entscheiden darf, welches Medium / welche Publikation er für unabhängig genug hält, dass es sich lohnt, dafür zu schreiben.
    Das ist nämlich Teil seines Jobs als freier Medienjournalist.

    Und warum das Print-Erzeugnis einer „privaten Fernsehsender-Gruppe“ automatisch weniger unabhängig sein soll, als die Print-Erzeugnisse privater Printmedien-Gruppen, erschliesst sich mir jetzt auch nicht.
    Journalistische Kompetenz, Unabhängigkeit und Renommé erwirbt man sich imho in erster Linie durch inhaltliche Arbeit, und weniger durch die Frage, für wen man tätig ist.
    So vielfältig, wie die heutige Medienlandschaft ist, macht eine Teilung in „Gut“ und „Böse“ sowieso keine Sinn mehr, von einigen extremen Ausnahmen vielleicht abgesehen.

  63. Ist es nicht eigentlich in Sachen Unabhängigkeit von Kommentatoren durchaus bedenklich, hier in einem Niggemeier-Blog dessen Unabhängigkeit zu diskutieren und dabei Stellung zu beziehen? Ich kann nur jeden Kommentator davor warnen, sich hier in ein schlechtes Licht zu setzen, vor allem die, die hier regelmäßig vertreten sind. Und im übrigen bin ich dafür, dass Spiegel-Autor Martin U. Müller sich hier mal äußert – dessen Unabhängigkeit stünde in diesem Umfeld außer Frage.

  64. Interessanter Fall.

    Also bei screen.tv handelt es sich schon um ein klassisches Instrument der PR. Durch ein Produkt, das selbst völlig frei von Eigen-PR ist, dafür aber gute Texte enthält soll oder wie im Falle von screen.tv ein äußerst ansprechenden Layout soll ein positives Bild auf den Konzern geworfen werden. Das schreibt Stefan Niggemeier ja auch selber.

    Der Verstoß gegen die meiner Ansicht nach äußerst wichtige Regel „Journalisten machen keine PR“ liegt meiner Beurteilung sogar in einem sehr schweren Falle vor, weil die PR hier nicht durch den (übrigens sehr langweiligen) erfolgt, sondern durch die Präsenz eines als besonders unabhängig und kritisch geltenden Journalisten. Es macht auf mich den Eindruck, als könnte man diesen Ruf oder dieses Image, welches sich Stefan Niggemeier in den vergangenen Jahren erarbeitet hat einkaufen oder leihen um sich selbst einen anderen Anstrich zu geben. Sowas sollte natürlich nicht sein.

    Solchen Versuchen vom Image anderer zu profitieren sind natürlich schon fast alle großen Blogger erlegen, und ich wäre es vielleicht an ihrer Stelle auch, im konkreten Fall an Niggemeiers Stelle aber eher nicht. Bildblogger Lukas Heinser war mit anderen Bloggern ebenfalls als „unabhängiger“ Blogger auf einem Parteitag der Grünen von denselben eingeladen, die Spesen gabs geschenkt. Häusler, Lobo und Co. haben die schief gegangene Vodafone-Kampagne organisiert. Das alles hätte es nicht geben dürfen, wenn man es genau nimmt.

    Und auch in meinem Regel stehen Medien, die ich nicht nach dem Rezensieren zurückgeschickt oder einfach so behalten habe. Auch ein Verstoß gegen journalistische Grundsätze. Wer frei von Schuld ist…

  65. „weil die PR hier nicht durch den (übrigens sehr langweiligen) erfolgt“

    + Text muss es hier natürlich heißen. Insofern ist eine Verteidigung gegenüber der Vereinahmung mit den Argumenten es gäbe eine unabhägige Redaktion und keine inhaltlichen Vorgaben ja auch sinnlos, weil die PR durch die Präsenz von Stefan Niggemeier selbst erfolgt.

  66. 90./Thomas Television: Das ließe sich aber nur erhärten, wenn Herr Niggemeier außerordentlich gut für jenen besagten Text bezahlt worden wäre – also ganz platt vergleichbar mit Politikern (und natürlich auch Großjournalisten), die sich als Podiumsteilnehmer oder Vortragsredner von kommerziellen Firmen/Organisationen anheuern lassen. Vielleicht könnte der Hausherr einmal einen diskreten Hinweis geben, ob das Honorar näherungsweise entweder taz-, vielleicht FAS- oder gar Stern-üblich war bzw. jenseits nach oben.

  67. @91./SvenR: Hat er? Ich weiß nur das: „Ob die Bezahlung im üblichen Rahmen gewesen sei oder es sich um einen dieser sagenumwobenen Aufträge handele, für die man ein halbes Reihenhaus bekomme.“ Oder habe ich etwas übersehen?

  68. „also ganz platt vergleichbar mit Politikern (und natürlich auch Großjournalisten), die sich als Podiumsteilnehmer oder Vortragsredner von kommerziellen Firmen/Organisationen anheuern lassen.“

    Natürlich ist das sogar sehr gut vergleichbar. Viele der früheren Alpha-Blogger aus den Jahren 2004-2006 als das professionelle Bloggen auf dem Höhepunkt war arbeiten heute so. Und das ist auch ein ziemlich gutes Geschäftsmodell. Hat man erstmal eine gute Reputation, dann lässt sich damit einiges an Barem verdienen, und man muss seine Expertise eigentlich nur noch gelegentlich bestätigen.

    Dass Stefan Niggemeier sich dennoch zu solchen ellenlangen Rechtfertigungen veranlasst sieht, kann ich mir nur damit erklären, dass in ihm noch ein unterbewusster Kampf darum tobt, jetzt teilweise selber das zu tun, was er bei allen anderen immer kritisiert hat. Das Blog ist ja da auch ein gutes Ventil denke ich mir.

  69. @Thomas Television: Ich habe bei anderen Journalisten kritisiert, dass sie für seriöse journalistische Projekte journalistisch gearbeitet haben?

    @jokahl: screen.tv zahlt in etwa dasselbe wie eine Fachzeitschrift.

  70. Ich denke, worauf Thomas Television hinaus will ist, dass es völlig irrelevant ist, ob Stefan Niggemeier kritisch geschrieben hat oder nicht.

    Die PR entsteht dadurch, dass er für das Magazin geschrieben hat. Reißerische Titelzeile:

    „Screen.TV lässt Kritiker zu Wort kommen. Stefan Niggemeier mit einem Gastbeitrag.“

    Ob man dieser Argumentation jetzt folgen mag oder nicht, sei dahingestellt. Ich halte sie für überzogen. Aber das muss jeder für sich selbst entscheiden.

  71. Wäre es möglich, auf den Beitrag bei screen.tv bei den Artikeln hinzuweisen? Das wäre transparent und würde allen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen?

    Dieter

  72. Wäre es möglich, auf den Beitrag bei screen.tv bei den Artikeln hinzuweisen? Das wäre transparent und würde allen Kritikern den Wind aus den Segeln nehmen.

    Dieter

  73. Das verlinkte Frankfurter Magazin ist nicht verlinkungswürdig (ist das ein deutsches Wort?).

  74. @cwc/102.: Ob „verlinkungswürdig“ ein deutsches Wort ist, scheint in diesem Zusammenhang zweitrangig. Viel interessanter wäre, was Sie damit sagen wollen. Also?

  75. #94 Stefan Niggemeier

    „Ich habe bei anderen Journalisten kritisiert, dass sie für seriöse journalistische Projekte journalistisch gearbeitet haben?“

    Das weiß ich nicht. Hier geht es aber auch gar nicht um ein seriöses journalistisches Projekt, sondern um eine Journalismus-Simulation.

    Bei genauerer Betrachtung betreibt screen.tv sogar Agenda-Setting für Themen, die der eigenen Sendergruppe am Herzen liegen. Den Beitrag zu Product Placement kann man zum Beispiel in die ökonomische Strategie des Senders einordnen, wonach möglichst niedrige Kosten, optimale vermarktbare Formate und individuellere Werbeformate zum wirtschaftlichen Erfolg beitragen sollen. Vergleich dazu:

    http://tvundso.com/2010/01/22/thomas-ebeling-und-die-tv-zukunft/

    Und auch ihr eigener Text bei Screen.tv macht von den Möglichkeiten des Journalismus eigentlich wenig Gebrauch. Der Vergleich hinkt also gleich doppelt.

  76. @Thomas Television/104.: Die Frage ist doch aber, ob der Spiegel das auch so sieht, sprich: gern geschrieben hätte. Wenn er in Ihrem Sinne recherchiert und analysiert hätte, wäre ein vielleicht inhaltlich diskutierter aber formal völlig o.k.er Beitrag herausgekommen – unterstellt, dass Blatt und Autor zu ihrer Meinung stehen. Dann wüsste man wenigstens, wo die Kritik am Kritiker herkommt und wie sie sich begründet. Und dass es nicht um bloße verschwurbelte Anpisse oder was auch immer geht. Was Sie nicht tun, aber wie sich Martin U. Müller liest. Ekelhaft, unprofessionell und dumm, so etwas.

  77. Naja, der kleine Text im Spiegel gibt Stefan Niggemeiers Gegenaussage zumindest ausführlich und ohne wertende Sprache wieder. Lediglich der Anfangssatz wonach es Stefan Niggemeier nicht so genau nehme ist durch den Text nicht so richtig gedeckt. Wer sich auskennt, weiß aber, dass der Spiegel Autor gar nicht so daneben liegt.

    Interessant ist ja aber im Zusammenhang mit dem Spiegel Artikel, dass mit Peer Schader auch ein Spiegel Online Autor für das Magazin von ProSiebenSat.1 schreibt, was Martin U. Müller aber nicht weiß, nicht so genau nimmt oder ihn nicht stört.

    Bigotterie ist eben eine Grundtugend des Mediengeschäfts ;)

  78. @jokahl:

    Den Artikel habe ich sogar ohne Google gefunden. Ich meinte, daß Stefan Niggemeier den Beitrag in seiner eigenen Rubrik „Artikel“ auflistet. Bisher ist er da nicht zu finden.

    Dieter

  79. @106./Thomas Television: „Wer sich auskennt, weiß aber, dass der Spiegel Autor gar nicht so daneben liegt.“
    Also, das ist ja wohl die Höhe! Entweder der Neuropsychologe Martin U. Müller schreibt, begründet und quellenverweist die im Universum kursierende Kritik dann auch, oder er lässt es bleiben. Und nochmal, Herr Television: Wie Sie das machen, ist es völlig o.k., Sie scheinen Ihre Gründe zu haben und wissen die auch zu verteidigen. Aber das hat mit der armseligen Vorstellung vom Journalistenschüler Müller nicht viel zu tun. Der ist, ich schätze mal, Mitte bis Ende 20, total stolz darauf, dass er es trotz Medienkrise mal schnell noch, bevor die Schotten dicht gemacht werden, zum Druckspiegel geschafft hat. Und dankt es den Lesern so.

  80. Herrn Niggemeiers Dünnhäutigkeit ist schon erstaunlich. Was steht denn in dieser so schlimmen „Spiegel“-Notiz („Stück“ ist bei sieben Zeilen wohl übertrieben)? Dass Stefan Niggemeier einen Skandal verursacht hat? Dass er seinen Beruf niederlegen soll? Dass die Welt untergeht? Nein: Nur, dass er es mit der Distanz zum Gegenstand seiner Berichterstattung „nicht ganz so genau“ nimmt. Was heißt „nicht ganz so genau“? Das heißt, dass es freie Journalisten gibt, die nicht den geringsten Anschein von Käuflichkeit erwecken wollen, jedes Angebot aus der PR-Branche konsequent ablehnen und deshalb bewusst am Existenzminimum leben (http://www.zeit.de/2007/45/C-Freie-Journalistin). Herr Niggemeier ist dieser Preis zu hoch. Das ist verständlich. Dann muss er aber auch damit leben, wenn man darauf aufmerksam macht. „Ganz so genau“ wie manche Kollegen nimmt er es eben nicht: Das ist keine Wertung, sondern eine Tatsache. Der Spiegel-Redakteur lässt Niggemeier zu Wort kommen, bestätigt sogar den nicht werblichen Charakter des Beitrags. Natürlich lässt er auch eine eigene Meinung durchscheinen. Ist das nicht sein gutes Recht? Wenn nein, was ist dann bitteschön die Erwartung an den „Spiegel“? Dass er klinisch reine Verlautbarungen abgibt?

  81. @109./Blunt: Also die Dame aus der „Zeit“ von vor drei Jahren, auf die Sie verlinken, die erklärt hier einfach gar nichts, zumindest nicht das Prinzip freien Journalismus. Die erweckt eher den Eindruck, als würde der Beruf nicht ganz so gut passen, oder als ob sie mehr literarische Ambitionen hat, was weiß ich.
    Und was die Erwartung an den Spiegel ist? Journalismus natürlich, und kein verquastes Rumlabern wie es auch im hinterletzten Billigblog stehen könnte. Dafür werden die zu gut bezahlt und haben so unendlich handwerkliche Möglichkeiten als dass man das denen durchgehen lassen könnte.
    Die kritischen Kommentare hier und die Beurteilung von screen.tv/Niggemeier sind um einiges erhellender als der unseriöse und völlig unverständliche Quatsch, den der Müller da veröffentlicht hat.

  82. @jokahl: Na dann ist ja alles bestens. Der Spiegel hat unverständlichen Quatsch geschrieben, damit ein Eigentor geschossen. Wozu also darüber aufregen? Ging doch offenbar nach hinten los! Oder vielleicht doch nicht?

  83. Ich würde sagen da ging gar nichts nach hinten los, was ja schon allein die Diskussion hier zeigt, hatte sich Niggemeier bestimmt anders vorgestellt.

  84. johakl, das Franfkurter Magazin scheint eine Scherzprodukt zu sein, das man nicht ernst nehmen kann.

  85. @111.-113.: Keine Ahnung, was Herr Niggemeier sich vorgestellt hat. Wer bloggt und Kommentare zulässt hat im besten Fall keine konkreten und allzu festgelegten Vorstellungen, in welche Richtung die gehen sollen. Sonst könnte er es ja auch gleich sein lassen. Und somit finde ich es ja auch völlig in Ordnung, den Hausherrn in diesem Fall kritisch unter die Lupe zu nehmen. Nur den Spiegel hier auch noch in Schutz zu nehmen, erscheint mir total unangebracht.
    @114./cwc: Danke. Aha.

  86. …ich finde es nur lächerlich für den spiegel und in diesem falle für den verantwortlichen journalisten, sich so instrumentalisieren zu lassen…eine anonyme mail, in der ein journalist darauf hingewiesen wird, dass ein anderer journalist einen artikel für ein magazin schreibt, welches mit kritischen artikeln des gleichen journalisten zu rechnen hat….
    es war ja noch nicht einmal unter der hand – herr niggemeier hat den artikel in screen.tv sogar mit seinem eigenen namen unterzeichnet und kein pseudonym….echt investigativ, lieber spiegel….echte recherchearbeit des spiegel-journalisten….

    ich an stelle des spiegels hätte mal was richtig investigatives geschrieben und mich für den hintergrund des anonymen mailschreibers interessiert….was das für dubiose geschichten sind…wer da mit wem vernetzt ist, wer aus wessen hand brot frisst und wer von dem brot kotzen muss….
    vermutlich würden das mehr als sieben zeilen werden, man könnte auch gleich einen film mit einer länge von rund 75 minuten darüber machen und würde dabei nur die oberfläche tangieren…..

    gruß
    jonas

    ps…schön schlank sind sie geworden…das sah anfang 2008 noch alles etwas properer aus….:-)

  87. @116./Jonas: Naja, aber im Prinzip ist das schon in Ordnung, auch mit verdeckten sowie anonymen Hinweisen zu arbeiten, sowohl bei Mücken (Niggemeier) als auch bei Elefanten (Watergate) – sofort den Informanten aufs Korn zu nehmen, dürfte da wenig hilfreich für künftige Arbeit sein. Und dass denunziert wird, passiert beim Spiegel sicher ständig, wie sollten die auch sonst an ihre Informationen für Brisantes kommen, ist schließlich kein Hexenwerk, diese Arbeit, und nicht jeder whistleblower ist ein Engel. Kommt halt nur darauf an, wie man mit diesen Informationen umgeht, wie man sie bei seiner Recherche verwendet und verwertet und was man daraus macht. Martin U. Müller zumindest kann’s offenbar nicht, soviel dürfte sicher sein.

  88. […] Ich nehme an, dass diese Situation auch den Medienjournalisten beim „Spiegel” nicht fremd ist. Was ihnen aber offenbar fremd ist: Dass ein journalistisches Leben außerhalb der „Spiegel”-Redaktion existiert. Dass es Journalisten gibt, sogar Medienjournalisten, die nicht angestellte Redakteure sind, mit festem Gehalt und Einbindung in eine Hierarchie, sondern frei arbeiten, und das sogar freiwillig, nicht aus Not.”  (Stefan Niggemeier, anlässlich einer rätselhaften SPIEGEL-Meldung) […]

  89. Wer frei schreiben will kommt um einen Standpunkt selten herum, die Langweiligen sind die R/L Sichtweisen – man sollte doch wissen das kluge Dialektiker ihre Gegenentwürfe gleichermaßen zu kontrollieren versuchen. Beispiel: Alle Wege führen nach Marx wenn man Kapitalismuskritik sagt, aber Silvio Gesell ist wesentlich präziser.

  90. Durfte Herrn Müller gestern das erste mal live erleben.
    Er ist sicher ein handwerklich und fachlich guter Journalist. Verkörpert aber auch den aufgeblasenen und sendungsbewussten print redakteur mit festgehalt, der überall nach dem Skandal sucht.
    Klar irgendwie muss er sein Gehalt rechtfertigen.

    Auf jeden Fall im menschlichen Bereich deutliche Defizite, die sich vermutlich aus einem eigentlich sehr kleinen Selbstwertgefühl überhohen müssen.

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