Ehe, Gewicht, Promis: Wie man Experte für Allesmögliche bei „bunte.de“ wird

Dieser Satz ist ja an sich schon ganz lustig:

BUNTE.de hat bei einem Experten nachgefragt.

Der Experte in diesem Fall heißt Abbas Schirmohammadi, und es gibt ihn wirklich; Bunte.de hat in einem Artikel freundlicherweise gleich einen Link gesetzt zu seiner Seite und ihn als „Münchner Heilpraktiker für Psychotherapie“ vorgestellt. Wobei das wechselt. Bunte.de spricht in jüngster Zeit öfter mit Herrn Schirmohammadi. Mal ist er Psychologe, mal Heilpraktiker, mal Personality Coach. Mal „Experte“ für Ehe, für Gefühle, Charakterwechsel, Narzissten. Und insgesamt auch, kann man wohl so sagen: „Experte“ für alles, was Prominente betrifft.

Doch welche Chancen hat die Ehe der beiden Schauspieler [Brad Pitt und Angelina Jolie]? BUNTE.de hat den Münchner Psychologen Abbas Schirmohammadi (36) gefragt.

Wir haben uns ihr Verhalten [das von Heidi Klum] von dem Münchner Heilpraktiker für Psychotherapie und Personality Coach Abbas Schirmohammadi (36) erklären lassen.

Wir fragen den Münchner Psychologen Abbas Schirmohammadi (36), wie er die Gefühlslage der schönen Blondine [Corinna Schumacher] einschätzt.

Wir haben uns ihren Charakterwechsel [den von Claudia Effenberg] von dem Münchner Heilpraktiker für Psychotherapie und Personality Coach Abbas Schirmohammadi (36) erklären lassen.

Für BUNTE.de hat der Psychologe Abbas Schirmohammadi (36) genauer hingeschaut und die Kandidaten [der Sendung „Bachelorette“] analysiert.

Auch in einem anderen Artikel taucht Herr Schirmohammadi auf, jedoch nicht auf bunte.de, sondern in der „Süddeutschen Zeitung“, wo er vor zwei Jahren Auskunft darüber gibt, weshalb Erotikpartys bei jungen Leuten so angesagt sind. Außerdem sitzt er schon mal bei „taff“ rum, auf Pro Sieben. Oder Herr Schirmohammadi kümmert sich um die „Herzensangelegenheiten“ der „Freundin“-Leserinnen. Und jetzt ist er auch noch „Experte“ für Gewicht. Denn den Redakteuren von bunte.de sind vor ein paar Tagen Fotos in die Hände gefallen, auf denen David Beckham seine dreijährige Tochter Harper trägt. Bunte.de schlussfolgert:

Während die beiden Stars [David und Victoria Beckham] rank und schlank durchs Leben gehen, zieht es Harper offenbar vor, getragen zu werden. Das zeigen aktuelle Aufnahmen.

Diese Pseudo-Investigative ist schon toll: „Das zeigen aktuelle Aufnahmen.“ Und dass sich eine Dreijährige tragen lässt! Unfassbar! Und dass sie obendrein die Frechheit besitzt, dabei, laut „Bunte“-Recherche, einen „Softdrink“ zu konsumieren und zudem wohlgenährt aussieht! Un. Fass. Bar. Deshalb titelte bunte.de:

Bunte.de Titel

Im Text spekuliert bunte.de zunächst darüber, wie viele Kalorien die Beckham-Tochter täglich wohl so zu sich nimmt und wie viele Kalorien mehr als ihre Mutter. (Der Satz ist inzwischen verschwunden.) Außerdem überlegt bunte.de, ob Harpers Eltern ihr „bedenkenlos Süßes und Fettiges im Übermaß“ geben. Um dann schließlich noch über das Gewicht der Dreijährigen abstimmen zu lassen:

Voting auf Bunte.de

Ein Voting zum Gewicht einer Dreijährigen. Erfreulicherweise bescherte das der Redaktion Zoff mit ihren Lesern; und der Konzern Dr. Oetker teilte Burda Media mit, dem Verlag der „Bunten“, man wolle nicht in einem „ethisch bedenklichen Umfeld“ werben. Laut Dr. Oetker entschuldigte sich der Verlag daraufhin rasch und gelobte Besserung. Was ebenfalls lustig ist, denn kurz zuvor hatte bunte.de noch versucht, den reißerischen Artikel zu verklären und behauptet, man habe lediglich für ein Thema sensibilisieren wollen: für „Übergewicht bei Kleinkindern“.

Und da kommt Herr Schirmohammadi ins Spiel.

Der Psychologe/Heilpraktiker/Coach ist der Kronzeuge. Weil er irgendeinen Titel trägt, irgendwas Medizinisches, was mit Psychologie, wirkt das natürlich wahnsinnig seriös, was er sagt. Schirmohammadi soll ganz fachmännisch einschätzen, ob das Kind zu dick ist. Oder eher: Er soll mal eben sagen, ob das Kind auf Fotos zu dick aussieht. Und das macht er dann auch:

Auf den aktuellen Fotos lässt sich nicht leugnen, dass die kleine Harper für die Beckhams untypisch moppeliger ist, als man erwarten dürfte.

Er weiß auch, weshalb. Jedenfalls so ungefähr.

Die Gründe dafür liegen seiner Ansicht nach auf der Hand: schlechte Ernährung, zu wenig Bewegung oder eine Wachstums- und Entwicklungsphase.

Bäm! Analyse! Und es geht noch weiter. Herr Schirmohammadi sagt, dass es einen „Zusammenhang von essgestörten Eltern zu essgestörten Kindern“ gebe und die Tochter zu dick sei, weil die Mutter zu dünn sei. Jedenfalls auf Fotos:

Posh leidet meiner Meinung nach definitiv unter einer Essstörung, die in Richtung Magersucht geht. Das zeigen Fotos, auf denen sie extrem dünn ist.

Es ist faszinierend, wie unverfroren bunte.de versucht, das als Journalismus darzustellen, was sie da machen: also in München sitzen, auf ein Paparazzo-Foto schauen, irgendeine Story stricken und dann, wenn’s Ärger gibt, so tun, als hätte man eine überfällige Debatte angestoßen. Die Berechnung, das Heuchlerische darin müsste man aus 300 Metern Entfernung erkennen; aber ich fürchte, ausreichend Leser kaufen das bunte.de ab. Dass ein Experte für Allesmögliche dem Gelaber einen Schein der Seriosität verleihen soll, indem er etwas zu Fotos meint.

Ich wollte wissen, wie das ist, wenn bunte.de anruft und einen „Experten“ sucht, also habe ich einen Experten angerufen: Herrn Schirmohammadi.

Website Abba Schirmohammadi

Bunte.de, sagt Abbas Schirmohammadi, sei „durch einen psychologischen Fachbeitrag“ auf ihm aufmerksam geworden. Und nun ruft bunte.de schon mal an, um eine „Einschätzung mit psychologischem Hintergrund“ zu bekommen. Den habe er nach diversen Ausbildungen. Acht Jahre lang, sagt Schirmohammadi, habe er Schulen und Akademien besucht, sich zum Heilpraktiker, Mediator, Personality Coach und Management-Trainer ausbilden lassen. Und weil er auch Ratgeber-Bücher und DVDs veröffentlicht hat, etwa zu „Audiovisuellem Chillout“ oder „50 bewährte Tipps gegen Liebeskummer“, melden sich immer mal Journalisten, um was zu fragen. Schirmohammadi findet das schön: „Ich freue mich, wenn bekannte und erfolgreiche Magazine mein Fachwissen hinzuziehen wollen.“

Herr Schirmohammadi kennt sich also aus mit Medien. Er sei ja auch selbst Chefredakteur eines „naturheilkundlich-psychlogischen Magazins“, sagt er; das steht auch auf seiner Seite: „Chefredakteur der Magazine ‚Paracelsus‘ und ‚Mein Tierheilpraktiker’“. Und beim Fernsehen war Schirmohammadi auch sechs Jahre lang, allerdings nur zu hören: Während seiner Ausbildungen war er Wrestling-Kommentator, unter anderem für die Sender „Premiere“ und „DSF“.

Und nun also: „Experte“.

Dass das, was er so über Leute sagt, die er von Fotos kennt, zuweilen wie eine Ferndiagnose klingt, findet Schirmohammadi nicht. Es sei eine „psychologische Einschätzung“. Außerdem beschäftige er sich mit dem konkreten Sachverhalt und gebe „keine Antworten aus dem Stegreif“. Es gebe zudem, was Victoria Beckham betreffe, „genügend Fotos und Aussagen von Victoria selbst, die auf eine Essstörung hinweisen könnten“. Woraus Schirmohammadi den Schluss zieht, dass Frau Beckham vielleicht magersüchtig sei, was aber keine Ferndiagnose sein soll.

Er bekomme viele Rückmeldungen auf das, was er bunte.de sage, zumeist positive. Bei der Harper-Geschichte habe es auch kritische Anmerkungen gegeben, „die sich aber mehr auf die Grundsatzdiskussion und das Thema des Beitrags“ bezogen hätten. Dennoch: „Unsere Gesellschaft will Gerüchte und Einschätzungen zu Skandalen hören“, sagt er. Wenn das dann so reißerisch verpackt wird wie bei bunte.de, hilft Herr Schirmohammadi also folglich dabei, auch wenn er darauf keinen Einfluss hat. Aber es zahlt sich aus: Auch wenn Schirmohammadi seine Kommentare unentgeltlich abgäbe, wozu er nichts sagen will – ein geldwerter Vorteil ist es, mit Namen und Link auf – beispielsweise – bunte.de vertreten zu sein.

Herr Schirmohammadi hat natürlich Recht: Menschen tratschen gern, schon immer. Ich finde trotzdem, dass es ein zwielichtiges Geschäft ist, aufgrund von Paparazzo-Fotos oder Gerüchten, auch mal zu spekulieren, was mit irgendwem vielleicht sein könnte. Harper Beckham ist da nur ein Beispiel, Michael Schumacher ein anderes, allerdings ein besonders krasses angesichts dessen, was da schon alles verzapft wurde. Da draußen wimmelt es von Ärzten und Halbmedizinern, die irgendwas glauben und meinen, wenn wieder irgendeine Redaktion anruft.

Ach, ja: Ich habe Herrn Schirmohammadi übrigens seine Zitate zugeschickt. Wünschte er so. Und dann hat er einiges duchaus Interessantes gestrichen. Auf die Frage, ob er das bei bunte.de auch so mache, antwortet er, dass er den Redaktionen, die anfragen, seine Einschätzungen schriftlich zukommen lasse. Was sie daraus verwenden würden, obliege den Redaktionen. Darauf habe er keinen Einfluss.

67 Replies to “Ehe, Gewicht, Promis: Wie man Experte für Allesmögliche bei „bunte.de“ wird”

  1. Eine ernstgemeinte Frage: Gibt es eigentlich moralische, berufsethische oder gar rechtliche Gründe, die dagegen sprechen, die (unautorisieten) Zitate trotzdem zu veröffentlichen? Auf dem ersten Blick erscheint mir das nicht so. Oder möchte man als Journalist zukünftige Interviewpartner nicht abschrecken (was ich durchaus verstehen könnte)?

  2. Meine Lieblingsstelle ist die mit dem Wrestling-Kommentieren :-D

    (Wobei, zu meiner Zeit ™ haben das noch Schäfer/Zapf (Vornamen entfallen) kommentiert… Oder waren die bei der anderen Franchise? Ist aber eigentlich auch nicht wichtig….)

  3. Ich frage mich, was jetzt schlimm daran ist für die Bunte Quatschkommentare und -analysen abzugeben?
    Und was daran, Wrestlingkommentator gewesen zu sein? Kann er deswegen nichts anderes mehr sein?
    Ihr Artikel ist sehr sehr bemüht dem Herren seinen in der Tat zweifelhaften Expertenstatus abzusprechen…und kommt meines Erachtens nicht zum Ziel. Was möchten Sie mit diesem Artikel erreichen?
    Mit dem Finger auf jemanden zeigen und Andeutungen machen und im Raum stehen lassen ist jedenfalls für mich auch kein Journalismus.

  4. Ich denke, das gibt sich halt alles so. Die Fachexperten – also z.B. Professoren – haben keine Zeit für solch einen Unsinn, sie werden eh schon von allen möglichen Seiten angesprochen. Während ich meine Abschlussarbeit geschrieben habe, waren immer wieder Leute zu Besuch, denen der Professor die Forschung erklärt hat. Einmal wurde relativ lange ein Radiobeitrag aufgenommen. Dann müssen sie sich um ihre ganzen Mitarbeiter kümmern (festangestellte, aber auch jede Menge Doktoranden), Organisatorisches erledigen (auf vielen Zetteln ist eine Unterschrift vom Professor nötig) und wollen ja trotzdem eigentlich noch an ihrem Fachgebiet arbeiten. Da bleibt keine Zeit für dubiose Medien, sondern man schaut halt, welche die beste Reputation versprechen (bei normalen Wissenschaftlern wären das wohl die seriöseren Medien). Und somit braucht man die „Experten“, die gerne auch mal in anderen Blättern schwadronieren, weil sie sich selbst davon wiederum einen Vorteil versprechen, z.B. höhere Verkaufszahlen ihrer Ratgeberbücher.

  5. Bertsen, ich fand die Story interessant, weil sie ein Licht auf einen Teil unserer Medienlandschaft scheint, der ich von selbst niemals auch nur nahekommen wollte.
    Sie fragen, was „daran schlimm“ sei – was aber eine sinnlose Frage ist, da wir nicht wissen, welche Bedeutung der Begriff „schlimm“ für sie trägt.
    Klar, die meisten Leute mit etwas Verstand wissen bei der Berufsbezeichnung „Heilpraktiker für Psychologie“ sofort, was los ist, aber da Bunte bisher ungestraft die Bezeichnung „Psychologe“ benutzt hat, kann man davon ausgehen, dass so ein Vorgang rechtlich unbedenklich ist.
    Für mich persönlich ist das einfach ein schönes, aus dem Leben gegriffenes Beispiel, wie wenig bei der Auswahl der bei vielen von uns ach so verehrten „Experten“ und „Führunsgpersönlichkeiten“ Wert auf die Biographie gelegt wird. Bezahlen müssen wir nur leider alle, falls es mal kräftig schief geht.

  6. Er ist kein Arzt? Er ist kein Psychologe? Er ist einfach nur… ja was eigentlich? Heilpraktiker? Ein Beruf, der gesetzlich genauso ungeregelt ist wie „Journalist“? Warum fragen die nicht jemanden von AstroTV, die Leute dort haben die gleiche Fachkenntnis.

    Oder doch eher den Dorfältesten, der hat mehr Lebenserfahrung und Menschenkenntnis als solche Gestalten.

  7. Der Mann ist Wrestling Fachmann, dass alleine deckt ja schon mal einen großen Teil von „Ehe, Gefühle, Charakterwechsel und Narzissten.“ ab. Dem Mann glaub ich alles!

  8. Erklärt sich durch das Zitatverbot der etwas schwierig zu lesende Absatz unter dem Bild von der Homepage von dem Herrn Schirmohammadi?

  9. Ich fand den Artikel gut. Und als nächsten recherchieren Herr Rosenkranz oder Herr Niggemeier hoffentlich die Hintergründe dieser ganzen anderen „Promi/Society/sonstwas-„Experten““ – bei denen habe ich mich nämlich auch schon immer gefragt, wie man sich eigentlich für den Job qualifiziert, außer dass man ständig bei Krawall-Magazinen wie Brisant und Explosiv oder eben in der Regenbogenpresse unqualifizierte, spekulative Phrasen zu irgendwelchen Klatsch-Themen absondert – und hatte schon immer vermutet, dass die Antwort ist, dass es da kein „außer“ gibt…

  10. @tux @Floda Nashir: Danke! Das ist ein Zitat, ja. Aber das H habe ich wohl Herrn Schirmohammadi da reingemogelt. Sorry. Ich lese am Wochenende mal wieder den Duden.

    @bertsen: Nichts ist schlimm daran, Wrestling kommentiert zu haben. Es ist lediglich Teil der Biographie von Herrn Schirmohammadi, drum habe ich es (am Rande) erwähnt. Außerdem: Ich habe bloß am Beispiel von bunte.de und Herrn Schirmohammadi ein Phänomen beschrieben. Wie Medien mit Hilfe so genannter Experten fadenscheinige Geschichten aufblähen, um sie seriös wirken zu lassen. Das finde ich durchaus beschreibenswert.

  11. Treffend und entlarvend finde ich das Zitat „…wenn bekannte und erfolgreiche Magazine mein Fachwissen hinzuziehen…“ Darum geht es: Aufmerksameit, Geschäft von und mit irgendwie öffentlich Bekannten und Erfolgreichen. Was sind das für Kategorien – bekannt und erfolgreich? Medien die sich daran beteiligen denken nicht einmal im Traum an irgendeine Form von Aufklärung. Dass der Mann offenbar auch in der Süddeutschen auftaucht, illustriert sehr schön das Problem und den Zustand des heutigen Journalismus (nicht pauschal alle, aber immer mehr).

  12. @Boris Rosenkranz,
    das ist ein spannendes Thema. Ich habe mich das auch immer mal wieder gefragt, was das eigentlich für „Experten“ sind, die da interviewt werden.
    Leider geht es aber im Artikel mehr um Herrn Schirmohammadi, seine (mangelnde) Qualifikation und potentielle moralische Verantwortung als darum, „wie Medien mit Hilfe so genannter Experten fadenscheinige Geschichten aufblähen“. Letzteres hätte auch ich für die spannendere und seriösere Pointe gehalten. Und eine solche setzt man ja bekanntlich am klarsten im letzten Absatz (und im letzten Satz) – und zusätzlich durch Leitsätze oder -fragen im ganzen Text.
    Will sagen: Der Inhalt ist spannend, aber das Argument verläuft sich etwas.

  13. @bluesky:

    Hier kommen ja zwei Dinge zusammen: Eine Geschichte, die höchst bedenklich ist UND ein Experte, der kein Experte ist. Das ist für mich der Kern der Geschichte und dazu gehört auch die „Qualifikation“ des Herrn.

    Wenn in einem Magazin das Thema Übergewicht seriös thematisiert wird und ein Facharzt oder Ernährungswissenschaftler als Experte fungiert, wird wohl kaum jemand was dagegen sagen.

    Für jedes Thema gibt es ausgezeichnete Experten. Aber wenn eine miese Story auf einen Nicht-Experten trifft, ist Hopfen und Malz verloren.

    Aber was nicht vergessen werden darf: Für unseriöse Geschichten finden sich im Normalfall auch keine echten Experten. Und das beruhigt mich dann doch etwas.

  14. bluesky schrieb:

    > „wie Medien mit Hilfe so genannter Experten fadenscheinige Geschichten aufblähen“.
    > Letzteres hätte auch ich für die spannendere und seriösere Pointe gehalten. Und eine
    > solche setzt man ja bekanntlich am klarsten im letzten Absatz (und im letzten Satz) —
    > und zusätzlich durch Leitsätze oder –fragen im ganzen Text.

    Ich fand den letzten Absatz in dem Text den interessantesten. Dieser „Experte“ scheint kein Problem damit zu haben, wenn sein „Fachwissen“ in welchem Zusammenhang auch immer verwendet wird, so lange sein Name und der Verweis auf seine Webseite darin auftaucht.

    Wenn es aber um seine Person selbst geht, wird plötzlich auf Genehmigung gepocht, damit die eigenen Zitate nicht im falschen Kontext verwendet werden.

    Sicherlich könnte er auch bei bunte.de auf dieses Vorgehen pochen, dann würde er aber mittelfristig wohl keine Anrufe mehr erhalten (Experten dieser Art gibt es ja genug). Ein echter – um seine Reputation im wissenschaftlichen Umfeld bemühter – Experte würde diese Konsequenz in Kauf nehmen, Voraussetzung dafür ist aber natürlich, dass man sich selbst überhaupt in diesem Umfeld sieht.

  15. Schirmohammadi ist ein Blender, und Bunte gibt sich mit ihm einen pseudoseriösen Anstrich für fadenscheinige, unlautere Geschichten, das ist alles richtig und macht klar, wie hier gearbeitet wird.

    Die Formulierung „…Während seiner Ausbildungen war er Wrestling-Kommentator, unter anderem für die Sender „Premiere“ und „DSF“. Und nun also: „Experte“.“ ist dennoch keine neutrale Schilderung biographischer Stationen. Das „Und nun also“, auch noch mit unnötigem, lediglich stilistisch motiviertem Doppelpunkt, was auf mich wie die Kunstpause wirkt, da man macht, wenn man etwas Sensationelles berichtet. Was in diesem Fall nur sensationell sein kann, wenn der Widerspruch zwischen Wrestlingkommentar und Experte als riesig angenommen wird. Das ist das, was ich gelesen habe, und ich bin dabei ja nicht allein.

    Noch mal: der Artikel ist prima, das Expertengetue gehört immer wieder aufgedeckt. Dann aber bitte seriös und nicht mit Herablassung.

  16. Wegen nicht frei gegebener Zitate: wenn ich eine schriftliche Antwort einer Pressesprecherin von einer großen, als gemeinnützig anerkannten Organisation bekomme und sie dazu schreibt, dass ich das nicht veröffentlichen darf: darf ich das nach dem Gesetz trotzdem? Weil es doch was offizielles ist irgendwie, wenn sie mir eine an die Organisation gerichtete Frage als Pressesprecherin sendet. Zumal wenn die Antwort Aussagen enthält, die Spender sehr interessant finden dürften.

  17. @Thomas K.: Selbstverständlich ist der Beruf Heilpraktiker gesetzlich geregelt. Es gibt in Deutschland eine klare rechtliche Stellung des Heilpraktikers. Das Heilpraktikergesetz (HPG). Dies bildet die rechtliche Grundlage des Heilpraktikerberufs.

    Darin sind die Tätigkeitsverbote, Tätigkeitsausschüsse und Pflichten des Heilpraktikers geregelt.

  18. @sportinsider
    Ja nun nur ist dieser Mann eben „Heilpraktiker für Psychotherapie“ (2 Lügen in 3 Worten), das wird man im Gegensatz zum „vollen“ Heilpraktiker (der 3 Jahre dauert und für den man am besten eine medizinische Vorausbildung mitbringt) nach einem Wochenendkurs mit anschließender Unbedenklichkeitsprüfung die von den betreffenden Absolventen gerne als Fachkundeprüfung betitelt wird – das aber eben genau nicht ist!

    Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen ist Psychologe

  19. @ Boris Rosenkranz,

    nach Ihrer eigenen Aussage, wollen Sie mit dem Artikel aufzeigen, wie „Medien mit Hilfe so genannter Experten fadenscheinige Geschichten aufblähen, um sie seriös wirken zu lassen“ – und das „bloß am Beispiel von bunte.de und Herrn Schirmohammadi“.

    Wenn ich mir Ihren Artikel genauer durchlese, wird deutlich, dass Sie nicht versuchen einen Sachverhalt darzustellen, sondern greifen Herrn Schirmohammadi in aller Schärfe an. Sie offenbaren seien Lebenslauf in einer Art und Weise, sodass man fast schon den Eindruck bekommen muss, dass Herr Schirmohammadi inkompetent und lächerlich sein müsse. Durch Ihre sehr ironische oder auch süffisant angehauchte Schreibweise, brauchen wir uns dann nicht zu wundern, wenn bei einigen Kommentaren – aus meiner Sicht – weit über das Ziel hinausgeschossen wird.

    Lieber Herr Rosenkranz, ich lese Ihre Beiträge immer sehr gerne, aber diesmal haben Sie nicht sachlich recherchiert. Die Ausbildungen des Herrn Schirmohammadi sind staatlich anerkannt und befähigen ihn logischerweise auch fachliche Artikel und Kommentare zu verfassen – und das wissen Sie. Das Wort „Experte“ bedeutet nichts anderes, als dass man ein Sachkundiger oder Fachmann auf bestimmten Gebieten ist. Man muss aber nichts zwangsläufig ein Professor Doktor sein, um ein Fachkundiger sein zu können.

    Zu guter Letz: Auf Ihrem Profil bei ZAPP geben Sie an, dass Sie manchmal Themen „totrecherchieren – „besser als Schaumschlägerei sind eben Themen mit Relevanz“.

    Aus meiner Sicht haben Sie ein durchaus interessantes Thema totrecherchiert und sich mit viel zu viel Schaumschlägerei auf eine Person eingeschossen, anstatt sich auf das gesamte Thema mit Relevanz zu konzentrieren. Schade.

  20. @Kopfschüttler:

    „Das Wort „Experte“ bedeutet nichts anderes, als dass man ein Sachkundiger oder Fachmann auf bestimmten Gebieten ist. “

    Ja aber das ist er doch gar nicht. Welche Expertise befähigt ihn denn, Ferndiagnosen zu vermeintlichen Gewichtsproblemen, bis hin zur Diagnose „Essstörung“ der Frau Beckham zu erstellen?

    (Oder auch alle anderen oben aufgeführten Ferndiagnosen, ohne die Leute selbst getroffen zu haben.)

  21. @24 Kopfschüttler

    Wichtig ist hier doch nur, und das hat der Herr Rosenkranz gut aufgearbeitet, dass wenn der Herr Schirmohammadi nur einigermaßen seriös agieren würde, er der Bunten auf ihre Anfrage hätte antworten müssen (!!!): „Sorry, aber für so einen Dreck gebe ich meinen guten Namen nicht her.“

    Hat er aber nicht, sondern irgendwelche Allgemeinplätze abgesondert, die ich mir genauso hätte ausdenken können. Falls er seine Aussagen tatsächlich selbst „recherchiert“ hat, vielleicht hat er ja nur eingewilligt, dass bunte.de seinen Namen dazuschreiben kann und jetzt also einen Experten befragt hat.

    Den ganzen Vorgang kann ich angesichts des schirmohammadischen Geschäftsmodells nachvollziehen (bunte.de hat einen Experten, er steht mal wieder irdendwo in den Medien, win-win), aber trotzdem kann man das auf einem Medienkritikerblog ruhig mal kritisch kommentieren.

    Mich kotzt sowas an.

  22. Ich habe einen kritischen Qualitätsjournalismus erwartet, bin aber über diesen Artikel wirklich entsetzt!
    Erkennbar ist, dass hier nur am Rand auf allgemein übliche Gepflogenheiten im Prominentenmedien hingewiesen wird. Im Mittelpunkt steht offenbar, zu welchem Zweck auch immer, ein einziger Mensch, den man aus einer Vielzahl dafür in Frage kommender zum Abschuss freigegeben hat.- wem nützt das?

    Glaubt der Schreiber im Ernst, dass jeder Dipl. Psychologe ein hervorragender Fachmann ist und jeder Mensch, der auf dem gleichen Fachgebiet arbeitet ohne diesen Titel, ein Nichtskönner, ein Mensch zweiter Klasse ist? Dies scheint mir schon etwas diskriminierend zu sein.

    Herr Abbas Schirmohammadi hat mit seinen Meinungsäußerungen auf bunte.de sicherlich niemandem geschadet, was man von der Meinungsäußerung dieses Artikels und manchen daran anknüpfenden abwertenden Kommentaren wohl nicht behaupten kann.
    Journalismus sollte mit einer gewissen Verantwortung und Ethik verbunden sein , ob es in diesem Fall so ist, überlasse ich Ihnen selbst dies zu beurteilen.

  23. Das Wort „Experte“ sagt, so wie es die Medien verwenden, gar nichts mehr aus. Es ist im Gegenteil eher ein Schimpfwort. Liest man http://de.wikipedia.org/wiki/Psychotherapie_(Heilpraktikergesetz) fragt man sich, was die Gesetzgeber geritten hat, so etwas zu zulassen. Die Sorge „ob die Ausübung der Heilkunde durch den Betreffenden eine Gefahr für die Volksgesundheit bedeuten würde“ kann es jedenfalls nicht gewesen sein. Daß man eine Art Führerscheinprüfung bestanden hat, macht einen nicht zum Experten.

    Diese Experten ziehen durch die gesamte Medienlandschaft und das Weglassen von Teilen der Berufsbezeichnung o.ä. kommt durchaus auch in ÖR-Medien vor. Das Ausnutzen des Missverständnisses „Dr.“ gleich Mediziner ist da noch die harmloseste Ausprägung.

  24. @“Kopfschüttler“ / „Frau U.“

    Also ich finde, dass Herr Schirmohammadi in dem Artikel noch viel zu gut weggekommen ist. Denn als ich das erste Mal den Titel „Heilpraktiker für Psychotherapie“ gehört habe, dachte ich zuerst, den Titel gibts bestimmt nicht.

    Da habe ich mich aber geirrt – das gibts tatsächlich, man kann das in einem Fernstudium absolvieren:

    http://www.ils.de/fernkurse/persoenlichkeitsbildung-gesundheit/coaching-beratung-psychologie/psychotherapie/?o=00001_00010_GE010GOO_Heilpraktiker%20f%C3%BCr%20psychotherapie&googletype=suche&gclid=Cj0KEQjwvqWgBRChnMjQ7u7UzOUBEiQAooXvYVOZDAjL_mjDochvp7lRGSeA75RC_D6VY0XxJEdXonsaAmU78P8HAQ

    Zugangsvorraussetzung – Zitat: „Ein Alter von mindestens 23 Jahren, mittlerer Bildungsabschluss, psychische Gesundheit.“

    Studieninhalt: man bekommt 14 „Studienhefte“ und ein Lehrbuch zugeschickt, die man in 15 Monaten durchlesen soll.

    Na das hört sich ja nach einer echt elitären Ausbildung an. Vermutlich ist das genau genommen auch gar nicht als Ausbildung vorgesehen, sondern lediglich als eine Weiterbildung, und eher für Leute sinnvoll, die schon eine richtige Ausbildung haben (z.B. als Diplom Psychologe, Arzt usw.)

    Deshalb darf man das ruhig ein wenig kritisch sehen: Selbsternannter „Personality Coach“ und „Management-Trainer“ (komplett ungeschützte Berufsbezeichnungen, jeder Kasper kann sich so nennen) gibt auf bunte.de sogenannte „Expertentipps“ ab.

    @Boris Rosenkranz: guter Text, weitermachen!

  25. @Caldwhyn: Meine Äußerung bezogen sich auf Beitrag 9 von Thomas K. und seine Worte:

    ,, Heilpraktiker? Ein Beruf, der gesetzlich genauso ungeregelt ist wie „Journalist“?“

    Heilpraktiker ist eben nicht gesetzlich ungeregelt.

  26. Danke für den Artikel, Herr Rosenkranz. Ein interessantes Thema, was vor allem der vorletzte Absatz gut auf den Punkt bringt. Allerdings kann ich auch die kritischen Kommentare hier (16, 19, 24) ganz gut nachvollziehen, denn die beiden Punkte (siehe #17) „die Boulevardmedien geben sich und ihrem zwielichtigen Treiben mit Experten den Anschein von seriösem Journalismus“(#14) und „dieser Experte ist gar keiner“ gehen in der Tat etwas durcheinander (auch hier in den Kommentaren). Und vor allem dieser zweite – in der Sache ja legitime – Punkt ist aus verschiedenen Gründen nicht richtig gelungen. Neben den hier schon genannten Argumenten fallen mir etwa noch ein:
    Wenn jemand Fachkenntnisse in Psychologie hat – warum soll er dann nicht über Ehe, Gefühle, Charakterwechsel, Narzissmus und Essstörungen Auskunft geben können? U. a. die Bezeichnung als „Allesexperte“ suggeriert, dass es sich bei all dem um völlig unterschiedliche Dinge handele. So als würde ein Fußballexperte nebenher noch über Tennis, Autos und Tierzucht sprechen.
    Auch die Sache mit Harper Beckham ist zwar unter vielen Aspekten kritikwürdig (was Schirmohammadi bezüglich des Feedbacks hierzu auch wiedergibt), als Beispiel für fehlendes Fachwissen aber eher unglücklich gewählt. Anders als bei Michael Schumacher und seiner Frau und vermutlich unzähligen anderen Fällen, leuchtet es doch einigermaßen ein, von Berichten und Fotos auf das Essverhalten der Abgebildeten rückzuschließen. Dass man für Schirmohammadis Aussagen gar kein Expertenwissen benötigt und die Sache als solche moralisch sehr fragwürdig ist, belegen doch nicht zwingend fehlende Sachkompetenz.
    Als ebenfalls über das Ziel hinaus geschossen empfinde ich das Geraune um Schirmohammadis Profit aus seiner Tätigkeit. Es ist völlig klar, dass sich hier zwei Parteien zum gegenseitigen Nutzen im fragwürdigen Geschäft des Boulevardjournalismus‘ betätigen und dass der Herr anscheinend ein begabter (Selbst-)Vermarkter ist. Aber die Floskel von „geldwerten Vorteilen“ kenne ich sonst nur aus dem Steuer- oder Korruptionsrecht – also mehr oder minder kriminellen Zusammenhängen.

    Ich schreibe das alles hier, weil ich, wie gesagt, das Anliegen des Textes eigentlich sehr richtig finde. Umso bedauerlicher finde ich (und manch anderer auch) immer, wenn bestimmte Stilmittel übers Ziel hinaus (oder sogar nach hinten) losgehen. Denn viele Leser reagieren sensibel und kritisch auf suggestiv-ironische Darstellungsweisen.

    P. S.: aus Stefans Archiv zum Thema „Ferndiagnosen durch Alleskommentierer“: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/3100/sibylle-weischenberg

  27. Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein richtiger Experte, also einer der nicht nur ein „so genannter“ ist, sondern einer, der mindestens ein schönes „Dipl.“ hat, vergleichbaren Quark verzapft hätte. Als echter „Professor“ hätte er vielleicht mit dem Topos „Harper“ nichts anfangen können, aber hätte sich ja beheben lassen. Wäre halt teurer geworden für die Bunte. Insofern zielt der Artikel tatsächlich etwas an der Sache vorbei – also bitte das nächste Mal einen „Prof“ aufs Korn nehmen.
    Nebenbei: dass eine Äußerung „sicherlich niemandem geschadet“ hat, bedeutet doch nicht, dass man jeden Unsinn kommentarlos runterschlucken muss.

  28. @Danny2

    > Ich bin mir ziemlich sicher, dass ein richtiger Experte, also
    > einer der nicht nur ein „so genannter“ ist, sondern einer, der
    > mindestens ein schönes „Dipl.“ hat, vergleichbaren Quark verzapft hätte.

    Und du bist dir sicher, weil du Experte für Ingeneurs- und Professorenbeiträge bist?

  29. Der kluge Dieter Hildebrandt,
    der gern Kritik mit Witz verband,
    hat Macht und Medien gekannt
    und Offenburg einst „Burdapest“ genannt.

    Der werte Boris Rosenkranz
    schreibt Texte voller Eleganz
    zu Themen höchster Relevanz,
    von Arroganz und Firlefanz.

    Der alte Reimer polyphem
    macht`s auf dem Sofa ich bequem,
    isst Götterspeis` wie ehedem
    und glaubt: Gott schuf den Mann aus Lehm.

  30. Ich finde es sehr relevant, welche Qualifikation sogenannte „Experten“ haben. Die Bezeichnung „Heilpraktiker für Psychotherapie“ ist eine für jede/n eher leicht zu erwerbende Qualifikation (ohne geregelte/verbindliche Ausbildung, nur durch eine Prüfung vor einem Landesamt für Gesundheit, in Berlin: 28 Multiple-Choice-Fragen plus max. 60 min mdl. Prüfung), die in keinster Weise mit einem Hochschulabschluss in Psychologie oder Medizin (mind. 5 Jahre) oder gar einer darauf aufbauenden psychotherapeutischen Weiterbildung (plus mind. 3-5 Jahre) vergleichbar ist. Als ich noch am Institut für Psychologie einer Hochschule tätig war, kamen ab und zu Anfragen verschiedener Medien an uns, sich zu bestimmten „psychologischen Fragen“ zu äußern. Psychologisch tatsächlich qualifizierte Menschen lehnen unseriöse Anfragen in Regel (und aus gutem Grund) ab, da sie eben Ferndiagnosen, Spekulationen, Verletzung von Persönlichkeitsrechten, Umgehung des Datenschutzes, Verletzung der Schweigepflicht, Skandalisierung von psychischen Erkrankungen und Diskriminierung von psychisch Kranken, um nur Beispiele zu nennen, vermeiden wollen. Dass dann nur „Experten“ wie Herr Schirmohammadi übrig bleiben, die sich äußern, wundert mich nicht. Lesenswert aus Sicht angefragter PsychotherapeutInnen ist meines Erachtens der Beitrag von W. Schmidbauer (2011): „Können Sie uns einen Depressiven vermitteln? Wenn Medien nach Anschauungsmaterial suchen.“, erschienen im Psychotherapeutenjournal 1/2011.

  31. Mein Doktorvater, auch Dipl. Psych., wurde seinerzeit gebeten, zu den von Autobahnbruecken Steine werfenden Jugendlichen einen Fachkommentar fuers Fernsehen abzugeben (Warum machen die das?). Er sagte sinngemaeß, dass er dazu gar nichts sagen koenne, da er weder mit den Jugendlichen persoenlich gesprochen habe noch die Akten gelesen habe und die Aussagen kenne. Er sei Psychologe und kein Hellseher. Auch dafuer habe ich ihn geliebt! Die Redakteurin jetzt nicht so. ;-)

  32. @38: Daher besteht ja auch schon ein großer Unterschied zwischen einem Dipl.Psych. und dem Herrn hier. Letzterer will den Leuten beibringen besser zu bescheißen, ohne dass es einer merkt, besser sich und andere zu belügen, besser zu funktionieren, aus Dreck Gold zu machen usw. Ersterer will den Menschen wirklich helfen. In beiden Fällen haben wir es tatsächlich auch mit einer Art Expertentum zu tun.
    Allerdings ist „Experte“ von der Wortherkunft eher jemand, der vom Weltgeschehen und dem Alltäglichen abstrahieren kann (Ex-), um Distanz einzunehmen und zu beurteilen. Ich bezweifle ob das so bei dem Herrn Abbas H. der Fall ist. Von seiner Motivation her scheint es eher sinnvoll zu sein, sich mit aller Kraft reinzuhängen. Das Ergebnis wäre jedoch dann meist ein Burnout der Leute, die seine Dienste in Anspruch nehmen wollen/müssen. In folgedessen suchen die dann am Ende den wahren Dipl-Psych. auf.

  33. @Frau U., #26:

    „Journalismus sollte mit einer gewissen Verantwortung und Ethik verbunden sein …“

    Meinen Sie damit jetzt Bild, Bunte & Co. oder doch Boris Rosenkranz?

  34. Die lange Diskussion, ob Schirmohammadi nun „Experte“ ist oder nicht, geht m.E. am Punkt vorbei. Auch wenn er Prof. Dr. der Psychologie wäre und sich derart bei Bunte und anderswo äußern würde, wäre das Schund und Quatsch.

    Und man soll mal nicht glauben, es gäbe keine Psychologen mit etlichen Titeln, die völlig unwissenschaftliche und erkenntnisfreie Ferndiagnosen zu stellen bereit wären. (Siehe Mollath).

  35. …es hat aber halt ein besonderes Geschmäckle, wenn ausgerechnet so eine Flachschippe wie Schirmohammadi versucht, Billig-Titel vor sich herzutragen wie eine Monstranz.

    Von daher verstehe ich Boris, dass er das (auch) thematisiert hat.

  36. und an die vielen Gläubigen der Psychologie hier: wer glaubt, ein Dipl-Psych. wolle „den Leuten helfen“, der glaubt vermutlich das Gleiche auch von Ärzten. Die meisten sind allerdings ganz normale Menschen und nicht Mutter Theresa…

  37. @Fly: Möchten Sie uns von Ihrem Schmerz berichten? Dann tun Sie es doch, aber hören Sie auf zu generalisieren und rumzunöhlen.

  38. @Ste: Warum so unfreundlich. Es ist schönes Wetter. Und es nöhlt hier auch keiner rum.

    Es gibt eine Reihe von schlechten Ärzten. Diplomierte Psychologen die seit Jahren an Patienten erfolglos rumtherapieren. Auf der anderen Seite gibt es Heilpraktiker die besonders sensitive Antennen haben und ihren Patienten helfen können. Gute Heilpraktiker sehen sich in der Regel auch als geeignete Ergänzung zur Schulmedizin. Eines ist klar: Ein gebrochener Fuss muss eingegipst werden..

    Die Psyche ist aber ein anderes Thema. Da sind manche bei Heilpraktikern ganz gut gefahren.

    Die Vermarktung von Büchern über Kontakte zu bunte etc. ist dann nochmal eine ganz andere Geschichte.

  39. @Oliver #40:

    Dass Journalismus mit Ethik und Verantwortungsgefühl verbunden sein sollte, meinte ich im Allgemeinen. Dies finde ich besonders wichtig, da der Beruf Journalist in Deutschland nicht geschützt ist und somit dafür kein Studium oder eine entsprechende Ausbildung zwingend vorgeschrieben ist. Wenn man auf andere Menschen Einfluss ausübt, wie es eben auch beim Beruf des Journalisten gegeben ist, spielt meiner Meinung nach, die charakterliche Integrität eine nicht zu unterschätzende Rolle.
    Zeitschriften und Portale, die sich mit Prominenten beschäftigen, gibt es viele, da offenbar die Nachfrage sehr groß ist. Viele Menschen neigen dazu, sich etwas Glamour von außen in ihren Alltag zu holen, was ja sicherlich kein Verbrechen sein kann, denn schließlich ist es auch für die meisten Prominenten wichtig, möglichst oft in den Medien vertreten zu sein. Natürlich wird man da keinen Professor von der Universität holen, um entsprechende Einschätzungen zu verfassen.
    Wenn aus den vielen entsprechenden Medienangeboten eines heraus genommen wird und ein einziger Mensch stellvertretend für alle anderen in den Mittelpunkt einer Recherche gestellt wird, finde ich das schon etwas bedenklich, zumal dabei beleidigende Meinungsäußerungen – auch von den Kommentaren – getätigt werden. Es werden praktisch „Ferndiagnosen“ und Einschätzungen über Herrn Schirmohammadi gestellt.
    Man macht eigentlich selbst genau das, wogegen man sich in der vorgestellten Thematik aufregt, nur mit dem Unterschied, dass die Einschätzungen von Herrn Schirmohammadi sicherlich niemandem geschadet haben.
    Was die ganze Reportage Positives gebracht hat, kann ich beim besten Willen nicht erkennen.
    Ich hatte eine neutrale und umfassende Darstellung eines Themas erwartet. Ich verabschiede mich hiermit von diesem Block und wünsche den Beteiligten alles Gute!

  40. @Matthias, 28: Sie treffen genau den Kern des Unterschieds zwischen den Begriff Bildung und den Begriff Ausbildung. Letzteres ist eine Ware wie jede andere auch und macht also die Welt erstmal nicht besser.

  41. @ Frau U.
    Was ich immer noch nicht ganz verstehe: wieso gehen Sie davon aus, der Artikel habe niemandem geschadet? Sie vermitteln den Eindruck, als dürften Promi-Magazine schreiben, was sie wollen. Hauptsache, der Leser ist unterhalten und hat Glamour im Wohnzimmer. Diese Magazine haben allerdings einen enormen Einfluß auf viele Wohnzimmer. In diesem Beispiel: selbstverständlich ist es wichtig, über Übergewicht im Kindesalter und die Auswirkungen von Softdrinks usw. hinzuweisen.
    Wenn man allerdings heute junge Mädchen sieht, die sich u.a. an solchen Magazinen orientieren (in denen über die Figur von 3jährigen (!) geglaskugelt wird) und die u.a. auf Grund solcher „Experten“aussagen meinen, sie seien zu dick – dann ist das im wahrsten Sinne des Wortes zum Kotzen.

    Selbstverständlich schaden auch solche Artikel – und dabei habe ich noch nicht einmal von einem 3jährigen Mädchen geschrieben, über das hergezogen wird, weil es auf dem Arm getragen wird.

  42. @GaSt #51: das sehe ich auch so. Auch diese indiskrete und beurteilende Haltung, egal ob bei Bunte oder im Prominenten-TV-Tratsch, ist für Teenies kein wirklich gutes Vorbild. Um so weniger kann ich es verstehen, wenn eine Moderatorin in einem öffentlich-rechtlichen Radiosender zwischen zwei Liedern plötzlich erzählt, dass bei ihr keine Woche ohne Bunte und Gala vergeht. Und irgendwas darüber, ob irgendein Promi wohl zu irgendwem zurückkehrt. Die Hörer, die einfach nur Schlager oder Oldies und Popmusik und ein bischen Lokales hören möchten, dürfen das gut finden und normal. Wenn sie sich wohl fühlen wollen und wer will das nicht an einem gemütlichen Nachmittag. Bei einer eigentlich sehr sympathischen Moderatorin. Aber das versendet sich ja. Kann da nicht mal ein Intendant oder Programmdirektor generell von solch allzu persönlichen Meinungsäußerungen abraten?

  43. Eigentlich müsste er das auch, oder nicht? Aber vielleicht unterstützt er das auch noch…

    Ich habe am WE gelesen, dass Schill eine eigene Sendung bekommen soll. Ich war ja schon entsetzt, dass er in diesem „Promi“ Container war – etwas, das junge Leute schauen, die seine Zeit in HH wahrscheinlich nicht mit bekommen haben. Ob die sich schlau machen, wer das überhaupt ist? Und ausgerechnet so einer bekommt nun eine eigene Sendung! Aber es wird wohl niemandem schaden…
    (sorry fürs off-topic – vielleicht sehe ich das auch zu konservativ. Ich denke aber, dass unterschätzt wird, wie sehr irgendwelche TV-Formate Meinungen bilden können. Und man darf dann doch nicht einfach sagen: solange es niemandem schadet, kann gesendet/ gedruckt werden, was einem in den Sinn kommt? Und das dann noch – wie in dem Beispiel aus dem Post – mit „Experten“-Meinungen untermauern…)

  44. Treffen sich zwei Mütter. Die eine: „Mein Kind ist sehr intelligent, es konnte nämlich mit 9 Monaten schon laufen!“
    Die andere: „Meins ist noch klüger, es läßt sich mit 6 Jahren noch von mir tragen.“

  45. ‚Experte‘.. also ich gleich mal was essen und wenn wer nen Curywurstexperten (oder gibts da ein Sat1 Copyright auf den Begriff ? ) braucht, dann fragt mich einfach, OK ?

    Gegen angemessene Bezahlung kann ich auch den Apfel-Schäl Experten (in dem Kontext kann ich sicher auch generische Aussagen zu irgendwelchen beliebigen Ernaehrnugsfragen von mir geben) mimen .

    Angesichts des volatilen Marktes zu diesen Themen möchte ich das allerdings nur gegen Vorkasse machen

  46. Das ganze Dilemma liegt in der erlaubten Benutzung von ähnlichen Begriffen.
    Der Herr darf sich nicht Psychotherapeut nennen, dafür ist ein Dipl. oder Master Abschluss an einer deutschen Universität in Psychologie oder Medizin und eine staatlich anerkannte Psychotherapeutenausbildung notwendig.
    Er darf sich allerdings Heilpraktiker für Psychotherapie nennen. Für Laien vielleicht schwer zu unterscheiden, in der Art der Ausbildung allerdings schon, damit einher geht die fehlende Kassenzulassung.

  47. es geht noch besser. Klick auf shop ->

    Schirmohammadi, Abbas
    WORKS Vol. 3
    Mein ultimatives Song Lyrics Archiv

    Dies ist das musikalisch-lyrische Lebenswerk des bekannten Komponisten und Musikers Abbas Schirmohammadi, der die magische Zahl von 1000 selbstverfassten Songs erreicht hat. Anlässlich dieses Jubiläums …

    usw.

    Warum habe ich in meiner ganzen Journalisten-Karriere noch nie einen solch tollen Meta-Experten ausgegraben? bunte.de ist einfach unschlagbar :-))

  48. Wieder mal einer, der sich seiner Verantwortung nicht bewusst ist und munter drauf los quatscht. Dass das bei Journalisten oder denen, die gern welche wären, vorkommt, weiß man ja. Aber dass auch Menschen aus dem medizinischen Sektor dazu gehören, ist mehr als bedenklich. Leider aber auch nicht neu…

  49. Guter Artikel. Aber die Bunte hat ja nun wirklich wenig mit Journalismus zu tun.

    Es gibt zur Zeit allerdings ein viel besseres Beispiel: Eine gewisse Yvonne Hofstetter, die ein tolles Buch geschrieben hat (über Big Data, KI, Überwachung und den ganzen Scheiß). Sie gibt sich selbst als Expertin für KI aus und wird genau so im Moment durch alle großen Medien geschleift (ARD, Zeit, FAZ, taz,…)

    Überall übernehmen die sogenannten Journalisten ihre Selbstauskunft „Expertin für KI“, und „Beraterin für Rüstungsunternehmen“ etc. Dabei ist nichts davon wahr, die Forderung nach staatlicher Kontrolle und die Angstmacherei vor „bösen Algorithmen“ zerstört wohl die letzen Funken kritischer Denke bei der schreibenden Zunft.

    http://www.freelancermap.de/freelancer-verzeichnis/profile/e-commerce/67190-profil-yvonne-hofstetter-produktmanager-business-analyst-marktstudie-anforderungsanalyse-general-manager-aus-hallbergmoos.html

    vs.

    http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/buecher/yvonne-hofstetters-virtuelle-zombies-13155034.html

    http://www.taz.de/!122769/

    http://www.zeit.de/kultur/2014-09/yvonne-hofstetter-kuenstliche-intelligenz

    Eine Big-Data-Unternehmerin, deren Fake-Unternehmen eine Homepage hat, die mit dem jimdo-Homepage-Baukasten gemacht wurde. Sehr überzeugend.

    Das tragische im Unterschied zur Bunten ist, dass es nicht um Sensationsgier geht. Man ist einfach zu faul, übernimmt die Werbetexte (und die Promotion) für ein schlechtes Buch ganz ohne Gegenleistung. Nur damit die Seiten gefüllt werden – und das in der sogenannten Qualitätspresse.

  50. @blah und @stefan,

    jau, is‘ so – weswegen ich mich mitunter frage, ob es – bei tiefem Respekt vor Stefans Arbeit – überhaupt der richtige Weg ist, das noch zu thematisieren.

    Trägt das nicht mit dazu bei, dieser „Form des Journalismus“ auch noch unnötigerweise ein zusätzliches Podium zu geben. Wäre nicht – was den Auflagen zu Folge zunehmend zu passieren scheint – solchen Dreck nicht schlicht zu ignorieren?

    Außer in den Fällen, in denen es qua Presseratsbeschwerde einfach mal wieder eins auf die Mütze geben muss?

  51. #St. Niggemeier:
    Das macht den Boulevardjournalismus doch erst aus. Auf Fragen, die keinen Menschen interessieren und die keiner gestellt hat, Antworten präsentieren, die keiner gegeben hat und niemand lesen will. Wieso sind Votings zum Gewicht Dreijähriger „ethisch bedenklich“? Ob ViP oder nicht, wer zu fett ist, darf auch so benannt werden. Das ist eine bloße Tatsachenbeschreibung. Auch, wenn keiner gefragt hat: ja, ich finde Herrn Gabriel auch ungesund dick und Frau Merkel zu untätig. Überall begegnen uns sog. Experten, mit denen sich doch viele Blätter und TV-Sender so gern schmücken. Wer eitel und mediengeil ist und freiwillig zu jedem medialen Schrott seine (un)kundige Meinung äußert, legt es doch darauf an, zitiert zu werden. (…“bekannt aus „Schund und Nonsens“…) Das (Nicht)Gesagte unterliegt dann der journalistischen Interpretations- und Erfindungsfreiheit. Da hat der Experte doch wenigstens das finale Recht auf Richtigstellung. Und mal ehrlich, Herr Niggemeier: ein Glück, dass es Bunte, Bild & Co. gibt. Ohne sie wären Sie entweder beschäftigungslos oder müssten sich wirklich gesellschaftsrelevanten Ereignissen zuwenden.

    Beste Grüße
    Profixx

  52. Tja, die Leute wissen doch, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes veräppelt werden. Ich verstehe nicht, dass einer noch diese Magazine überhaupt liest.

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