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Don Alphonsos vorzeitiger Samenerguss

Heute Nachmittag meldete Turi2.de vorübergehend, „Spiegel Online“ habe seinen Kolumnenstrauß „S.P.O.N.“ stillschweigend geschlossen. Als Quelle diente ein Blog-Eintrag von Don Alphonso unter dem mutmaßlichen Wortspiel „S.P.H.O.H.N.“. Alphonso hatte bemerkt, dass der Kasten auf der Startseite, in dem die Kolumnen überlicherweise präsentiert werden (vgl. Screenshot oben rechts), nicht mehr da war und zu wissen behauptet, was das bedeutet: Das ganze von ihm verachtete Projekt sei endlich gescheitert. (Oder wenigstens in eine Sommerpause strafverschickt.)

Die Wahrheit ist ein bisschen profaner: Seit dem Ausscheiden von Steffi Kammerer sind nur noch fünf Autoren im Team. Es gibt nur montags bis freitags frische Kolumnen. Deshalb nimmt „Spiegel“ am Wochenende den Kasten, der nur das Fehlen von Aktivität dokumentieren würde, seit vorletzter Woche von der Startseite. Und Fleischhauer, der Montags-Kolumnist, war heute ein bisschen spät dran.

Was natürlich ein bisschen schade ist um das ganze schöne Adrenalin von Herrn Alphonso. Der hatte sich in seinem Beerdigungs-Text gleich noch einen anderen Trick ausgedacht: Er tat so, als wären die „Spiegel Online“-Kolumnen Blogs und warf ihnen dann vor, keine richtigen Blogs zu sein. Der Name „Die Kolumnisten“ ist aber auch wirklich verwirrend gewählt.

[Offenlegung: Ich hab’s nicht so mit Don Alphonso. Oder „Turi2“. Oder „Spiegel Online“. Bin aber mit Sascha Lobo befreundet.]

Don Alphonso will kein Dreckschwein sein

Ist der bekannte Blogger Don Alphonso ein „zynisches Dreckschwein, unfreundlich, inkompetent und faul“? Ganz bestimmt nicht. Don Alphonso ist doch nicht faul.

Nun ist es aber so, dass Don Alphonso (oder sein Alter Ego Rainer Meier) auch als Journalist arbeitet. Und dass Don Alphonso bei einem Vortrag vor Journalistikstudenten in Leipzig sagte: „Journalisten sind zynische Dreckschweine“. Müsste man dann nicht sagen dürfen, dass Don Alphonso ein zynisches Dreckschwein ist? Schon aus Gründen der Mengenlehre?

Auf gar keinen Fall, findet Don Alphonso, und drohte einer Journalistikstudentin jetzt mit dem Anwalt.

Formal geht es ihm darum, dass sie ihn mit den Worten zitierte: „Alle Journalisten sind zynische Dreckschweine“. Das aber habe sie sich „passend gelogen“. Tatsächlich habe er nur „allgemein von Journalisten gesprochen“. — Fragt sich, worin genau der Unterschied liegt. Insbesondere, da Don Alphonso die angeblichen Fehler im Bericht eines anderen Anwesenden minutiös auflistete, sich aber offenbar nicht daran stieß, dass der seinen Satz wie folgt wiedergab:

Der Wirtschaftsjournalist Meyer beschimpfte die deutschen Journalisten als „zynische Dreckschweine“.

Es ist schwer, einen materiellen Unterschied zwischen dieser Formulierung (an der Don Alphonso, wie gesagt, bisher keinen Anstoß nahm) und der Aussage „alle Journalisten sind zynische Dreckschweine“ zu sehen. Auch andere Augenzeugen haben seine Äußerung offenbar als umfassendes Urteil über die Journalisten insgesamt verstanden.

Und obwohl Don Alphonso natürlich ein Recht darauf hat, korrekt zitiert zu werden, ist seine Reaktion doch erstaunlich. Er kommentierte:

Du verbreitest damit ein gefälschtes Zitat und in der Folge eine falsche Tatsachenbehauptung und leitest davon eine Beleidigung ab. Das ist nicht nur ein Verstoss gegen den Pressecodex [sic!], sondern auch nicht in Einklang mit den in Deutschland gültigen Gesetzen.

Geschrieben hatte sie:

Don Alphonso ist wahrscheinlich ein Journalist. Das heißt aber auch, nach seinen eigenen Aussagen: Er ist ein zynisches Dreckschwein. Und er ist unfreundlich, inkompetent und faul. Danke, Rainer Meyer, dass Du so ehrlich zu uns warst.

Don Alphonso beließ es nicht bei bösen Kommentaren, sondern drohte mit juristischen Schritten. Auch nachdem die Autorin das Zitat korrigiert und die vermeintliche Beleidigung entfernt hatte, äußerte er noch vage Drohungen.

Irgendwann am Sonntagabend hat die Studentin entnervt aufgegeben. Ihr Beitrag in ihrem eigenen Blog und auf den Seiten der „Thüringer Blogzentrale“ besteht nur noch aus der Richtigstellung und den Kommentaren. Ich bedaure diese Kapitulation. Aber ich kann sie verstehen.

Vorher hatte Don Alphonso den Studenten, die sich in der Ablehnung seiner Person (oder angeblichen Kunstfigur, wer weiß es?) weitgehend einig waren, sich aber teilweise untereinander zofften, noch einen Tipp mitgegeben:

Es ist nämlich so mit den Konflikten beim Bloggen: Es gibt noch was anderes als Vollgas. Man muss lernen, wo die Grenze ist. Man darf von Journalisten allgemein sagen, dass sie k****** D****** sind, man darf von PR-oleten reden. Allgemein. Aber so direkt geht das gar nicht, Weder im Journalismus, noch in der Blogosphäre. Ausser man hat wirklich den Einfluss, sowas durchzuziehen. Das kann man vielleicht machen, wenn man eine paar hundert Leute grosse Horde im Hintergrund hat, die sich einen Ast lachen, wenn DA mal wieder einen Event aufmischt.

Man kann viel lernen aus dieser Geschichte über Don Alphonso, seine Selbstwahrnehmung und seine Umgangsformen, und es lohnt sich, die nun einsam dastehenden Kommentare zu lesen. Ich hoffe, die Seminarveranstalter dieses Landes lesen das mit und überlegen sich gut, ob sie für das bisschen Show, das er ihnen liefert, in Kauf nehmen wollen, dass ein Referent, den sie eingeladen haben, hinterher ihre Studenten einschüchtert, anpöbelt und damit droht, sie zu verklagen.

Ekelhaft

Vermutlich werde ich es bereuen, Julia Schramm zu verteidigen, aber bei einer Frau, die so viele tatsächliche Angriffspunkte für Kritik bietet, erscheint es mir besonders abwegig, sie noch für Dinge zu beschimpfen, die sie gar nicht getan hat.

Die Piraten-Politikerin Julia Schramm hat ein Buch geschrieben, angeblich für ein gutes Honorar. Jemand hat das Buch bei Dropbox hochgeladen, wo man es sich kostenlos herunterladen konnte, bis der Verlag erreichte, dass es gelöscht wird.

Angeblich steckt darin eine große Ironie und ein Beweis für die Verlogenheit der Piraten insgesamt. Denn eigentlich, so geht die Argumentation, seien die Piraten doch dafür, dass man sich an urheberrechtlich geschützen Inhalten einfach frei bedienen kann. Um es auf die unnachahmliche Art von Bild.de zu formulieren:

Wasser trinken und Wein predigen ist auch bei den Piraten schwer in Mode.

(Sic!, inzwischen korrigiert.)

Bild.de meint, es sei „eine Geschichte so grotesk wie eigentlich auch komisch“:

Julia Schramm selbst hat die Idee des geistigen Eigentums als „ekelhaft“ bezeichnet. Doch bei ihrem eigenen Buch sieht sie das plötzlich ganz anders.

Das Wort „ekelhaft“ hat eine unwiderstehliche Anziehungskraft auf fast alle, die über Julia Schramm und ihr vermeintlich bigottes Verhältnis zum Urheberrecht schreiben. Es fiel im April in einem Podcast, den man sich hier anhören kann. Sie sagt darin wörtlich:

Das ist das Ekelhafte an dem Begriff [geistiges Eigentum], das ist das Widerliche an dem Begriff: Dieser Begriff wird genutzt, um Immaterialgüter auf Grundrechtsniveau zu heben. Und das ist ein Problem.

Sie lehnt nicht das Urheberrecht ab, sondern den Begriff des „Geistigen Eigentums“. Man muss natürlich nicht ihrer Meinung sein, aber das ist eine Position, für die es gute Gründe gibt. Der Begriff des „Geistigen Eigentums“ ist eine Metapher, die Parallelen zwischen materiellen und geistigen Gütern behauptet, die nicht zwingend vorhanden sind. Sie suggeriert zum Beispiel, dass das Anfertigen einer illegalen digitalen Kopie dasselbe ist wie der Diebstahl eines Gegenstands, und wird entsprechend häufig als Kampfbegriff benutzt.

Wolfgang Michal hat auf „Carta“ einen lesenswerten Beitrag über die Entstehung und Problematik des Begriffs vom „Geistigen Eigentum“ geschrieben. Er plädiert dafür, dass Netzaktivisten ihn nicht mehr bekämpfen, sondern ihm sein „ideologisches Mäntelchen ausziehen“ sollen.

Jedenfalls ist es möglich und argumentativ nachvollziehbar, wenn jemand den „Begriff“ des „Geistigen Eigentums“ „ekelhaft“ findet, und trotzdem das Urheberrecht nicht ablehnt.

Julia Schramm sagt in dem berüchtigten Podcast ausdrücklich:

Die Piraten wollen das Urheberrecht nicht abschaffen.

Und sie spricht sogar damals schon, im April, dezidiert darüber, was ihre Haltung zum Urheberrecht für den Umgang mit ihrem Buch und möglichen illegalen Kopien bedeutet:

Ich versuch das auch gerade meinem Verlag zu vermitteln. Ich saß in so’ner Vertreterkonferenz und dann kam die Marketinchefin und sagte: „Ja, Frau Schramm, wie sieht das denn aus, wenn das illegal runtergeladen wird?“ Ich so: „Naja gut, ich will natürlich, dass die Leute dafür bezahlen, aber ich will auch nicht, a), dass Sie sie behandeln, als wären das Mörder, und, b), dann schaffen Sie doch legale Angebote. Es müssen legale Angebote geschaffen werden.“

Worin soll nun der Widerspruch zwischen diesen Äußerungen vorher und dem aktuellen Vorgehen von ihr und ihrem Verlag bestehen? Was genau ist die Heuchelei?

Das Hauptproblem an der Durchsetzung des existierenden Urheberrechtes sieht Schramm laut Podcast in der Kriminalisierung der Nutzer sowie in der Gefahr, dass sich die Weitergabe und das Anfertigen illegaler Kopien nur durch eine totale Überwachung von Kommunikation verhindern ließen. Beides passiert aber in diesem Fall nicht.

Im übrigen demonstriert das Gespräch eindrucksvoll, wie wenig Schramm von einem Thema wissen muss, um sich dazu meinungsstark zu äußern, aber davon mal ab: Sie hat nicht das Urheberrecht als „ekelhaft“ bezeichnet, sondern den Begriff des „Geistigen Eigentums“. Die Frage ist nun: Wollen oder können Journalisten den Unterschied nicht verstehen? (Nicht-Journalist und Julia-Schramm-Hasser „Don Alphonso“ schreibt es auf FAZ.net natürlich auch falsch auf.)

Das Online-Angebot der „Süddeutschen Zeitung“ musste seinen Artikel zum Thema schon nachträglich korrigieren. Die beiden Autoren hatten Schramm mit den außerordentlich sinnlosen Worten zitiert:

„Ich lehne nicht das Urheberrecht, sondern den Begriff des Urheberrechts ab, weil er ein Kampfbegriff ist.“

Gesagt hatte sie aber:

„Ich lehne nicht das Urheberrecht, sondern den Begriff des geistigen Eigentums ab, weil er ein Kampfbegriff ist.“

Verstanden hat sueddeutsche.de den Unterschied aber immer noch nicht. Am Ende des Artikels heißt es:

Wie Spiegel Online berichtet, hatte die Piratin das Urheberrecht in einem Podcast als „ekelhaft“ bezeichnet.

Nein, das hat sie nicht, und das berichtet auch „Spiegel Online“ in dem von sueddeutsche.de verlinkten Artikel nicht. „Spiegel Online“ formuliert dort nur, „Julia Schramm findet geistiges Eigentum ‚ekelhaft'“, was allerdings natürlich auch irreführend ist.

Die „Bild“-Zeitung nennt Schramm heute die „gierige Piratin“ und fragt: „Wie verlogen ist diese Partei?“ Dabei sollte, wenn überhaupt jemand, doch dieses Blatt Verständnis aufbringen für den Unterschied zwischen Theorie und Praxis bei diesem Thema. Welcher Kleptomane verteidigt sonst so entschieden die Idee, dass man nicht stehlen darf?

Am Mittwochabend hat Bild.de im Jagdrausch noch einmal nachgelegt und treibt die Verleumdung der Politikerin auf die Spitze:

Der eigentliche Aufreger ist eine andere Tatsache. Schramm bezeichnete Urheberrechte einst als „ekelhaft“. Jegliches geistiges Eigentum sollte ihrer Meinung nach für alle gratis zur Verfügung stehen.

Das gilt aber anscheinend nicht für sie.

Falsch. Und weiter:

In der Zeitung „Die Welt“ hat sich Schramm dazu jetzt in einem Interview geäußert. Auf die Frage, ob sie das Vorgehen gut finde, versucht Schramm das als generöse Geste zu verkaufen: „Ich bin froh, dass mein Verlag und ich uns dazu entschieden, nicht gleich eine hohe Strafzahlung zu fordern, sondern zunächst eine kostenpflichtige ‚Gelbe Karte‘ zu vergeben.“

Nein, das hat sie nicht gesagt. Der Satz lautet wörtlich (Hervorhebung von mir):

„Ich bin froh, dass mein Verlag und ich uns dazu entschieden haben, nicht gleich eine hohe Strafzahlung zu fordern, sondern zunächst eine nicht kostenpflichtige ‚Gelbe Karte‘ zu vergeben.“

Welche Möglichkeit ist beunruhigender? Dass die Leute bei Bild.de sogar zu doof sind, einen Satz zu kopieren, ohne seinen Sinn ins Gegenteil zu verkehren? Oder dass sie den Kampf gegen ihre politischen Gegner mit solch plumpen Lügen und Fälschungen führen?

Nachtrag, 13:00 Uhr. Sueddeutsche.de hat sich transparent korrigiert, Bild.de unauffällig, als wäre nichts gewesen.

Im Kampf für die Verlage und gegen die Wahrheit

Roland Pimpl, der Hamburg-Korrespondent der Medien- und Marketing-Fachzeitung „Horizont“, hat in der vorigen Ausgabe ein flammendes Plädoyer geschrieben gegen die „Missachtung dessen, was Verlage eigentlich so machen“.

Er staunt, dass Autoren wie „Don Alphonso“, Thomas Knüwer und ich uns angeblich „stets mit Furor an der Verlagswirtschaft abarbeiten“, aber „dann, wenn’s ums Geldverdienen geht, nun doch gerne mal an eines dieser ewiggestrigen Häuser binden“. Er lobt, was die Verlage alles tun und wie sie die Aufmerksamkeit für unsere Texte und unsere Einnahmen erhöhen. Und damit hat er auch nicht grundsätzlich Unrecht, außer dass er so tut, als täten die Verlage das uneigennützig und nicht, weil es ihr Geschäft ist.

Pimpl folgert daraus, dass es richtig und gerecht und notwendig ist, dass die Verlage ein eigenes Leistungsschutzrecht bekommen. Und dass sie auch in Zukunft einen Teil des Geldes bekommen, das zum Beispiel die Hersteller von Kopierern und Betreiber von Copy-Shops dafür zahlen müssen, dass urheberrechtlich geschützte Inhalte auf ihren Geräten vervielfältigt werden.

Diese pauschalen Vergütungen sammelt die Verwertungsgesellschaft VG Wort ein und schüttet sie an die Urheber aus — gibt aber einen erheblichen Teil (bei der sogenannten „Reprographieabgabe“ 30 Prozent) vorher an die Verlage weiter. Diese Praxis hat das Landgericht München in einem (noch nichts rechtskräftigen) Urteil vor einigen Monaten in Frage gestellt.

Roland Pimpl schreibt nun in seinem Plädoyer für die Verlage, dass es aufgrund ihrer Leistungen, von denen auch der Autor profitiert, „nur recht und billig ist, dass ebenso die Verlage an VG-Wort-Ausschüttungen beteiligt werden“

Denn, nur noch mal zur Erinnerung: Kein Autor, kein Journalist, kein Schreiber muss einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort abschließen. Man kann auch auf eigene Faust nach Zweitnutzungen seiner Texte fahnden und Tantiemen eintreiben — dann würde der Verlag erstmal außen vor bleiben. Und, nochmals, man muss auch nicht für einen Verlag schreiben, sondern kann auch seine eigene Website betreiben — und dann alle Inhalte großherzig und netzweltig zum Kopieren freigeben. Viel Spaß mit diesem Geschäftsmodell, liebe Kollegen!

Der Schluss ist natürlich reine Polemik. Aber die Sätze davor zeugen von erschreckender Ahnungslosigkeit.

Man kann als Urheber eben nicht auf eigene Faust die Vergütungen für das Kopieren seiner Texte etwa in Copy-Shops eintreiben. Das ist auch nicht, wie Pimpl auf meine Nachfrage behauptet hat, bloß eine Frage der Praktikabilität, sondern des Gesetzes.

Im Urheberrechtsgesetz heißt es in Paragraph 54h:

Die Ansprüche nach den §§ 54 bis 54c, 54e Abs. 2, §§ 54f und 54g können nur durch eine Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden.

Zu den genannten Ansprüchen gehören die Vergütungen für Hersteller und Betreiber von „Speichermedien“ wie Kopierern.

Um es mit der VG Wort selbst zu sagen:

Der Vergütungsanspruch der Urheber für Vervielfältigungen ihrer Werke zum privaten und eigenen Gebrauch ist im UrhG (§§ 54 – 54 h) geregelt.

Der Vergütungsanspruch kann allerdings nur durch eine Verwertungsgesellschaft geltend gemacht werden. Hier beginnt die Zuständigkeit der VG WORT. Sie legt die Vergütungshöhe fest, stellt Tarife auf und schließt Gesamtverträge mit den Verbänden der Vergütungspflichtigen ab.

Ich kann die mir als Urheber (und nicht dem Verlag) zustehenden Vergütungen also nur bekommen, wenn ich einen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort abschließe. Dann muss ich aber in Kauf nehmen, dass die VG Wort einen Teil des mir als Urheber (und nicht dem Verlag) zustehenden Geldes an die Verlage weiterreicht.

Dem Hamburg-Korrespondenten der Medien- und Marketing-Fachzeitung „Horizont“ scheint das nicht bekannt zu sein. Auch auf meinen Einspruch hin wiederholte er in verschiedenen, aber gleichermaßen falschen Variationen:

Sie als Autor müssen keinen Wahrnehmungsvertrag mit der VG Wort abschließen, sondern Sie können Ihre laut Gesetz Ihnen als Urheber zustehenden Vergütungen auch alleine eintreiben. Das heißt: Bei allen Copyshops kontrollieren, wer Ihre Texte kopiert und Ihre Ansprüche geltend machen. (…) Mir ist schon klar, dass das kaum praktikabel ist, weil die Transaktionskosten für jeden einzelnen Autor höher sind als die zu erwartende Vergütung. Für eine saubere Diskussion ist es aber wichtig festzuhalten: Es ist (de jure) möglich – aber eben ineffizient. (…)

Jetzt kann man natürlich darüber diskutieren, ob es „gerecht“ ist, dass die Verlage einen Teil der Einnahmen abbekommen, wenn Autoren freiwillig (!) die VG Wort mit der Wahrnehmung ihrer Rechte betrauen. (…)

Unabhängig davon, wie man zum Leistungsschutzrecht und zur Verlagsbeteiligung an den Ausschüttungen der VG Wort steht, ist Pimpls Argumentation sachlich falsch.

Nun hätte ich mich daran vermutlich nicht so abgearbeitet, wenn der Axel-Springer-Oberlobbyist Christoph Keese, der in seiner Freizeit für seinen Arbeitgeber bloggt, diesen Artikel nicht stolz zweitveröffentlicht hätte. Weil Pimpls „pointierter Text“ nach seiner Meinung „illustriert, was Verlage tun und welchen Beitrag in der Wertschöpfungskette sie erbringen“.

Keese hatte schon im März dieses Jahres zunächst falsch behauptet: „Geräte- und Kopierabgaben fließen nur den Autoren zu, nicht den Verlagen.“

Und nun veröffentlicht er diesen Text mit diesem zentralen sachlichen Fehler. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder hat Christoph Keese, Konzerngeschäftsführer „Public Affairs“ der Axel-Springer-AG, keine Ahnung, wie die VG Wort funktioniert. Oder er schreckt nicht davor zurück, die Unwahrheit zu verbreiten, wenn sie der Sache seines Verlages und der Verlage insgesamt dient.

Jörg-Olaf Schäfers

Er hat mich nach Paderborn gebracht und ich ihn in die „Sonntagszeitung“.

Erstaunlicherweise war das erste die viel schwerere Geburt, weil ich die Antwort auf die Terminanfrage, einen Vortrag an seiner Uni zu halten, wie üblich und trotz großer Sympathie ewig verschleppt hatte, weshalb er mir dann Mails mit Betreffzeilen wie „Weihnachtspferd, trojanisches“ schickte:

gerade die unglaubliche geniale Idee gehabt, meine Weihnachtsgrüße mit der Nachfrage zu verbinden, ob wg. unten alles klar geht.

Der Weg zum FAS-Kolumnisten war dagegen ein leichter — der „Geld & Mehr“-Teil suchte Ende 2006 jemanden, der über das Internet schreibt; von meiner spontanen Empfehlung bis zu seiner ersten „Notizblog“-Kolumne verging nicht einmal ein Monat. Umso mehr hat mich gefreut, dass daraus eine feste Institution wurde.

Ich weiß nicht mehr genau, wie ich auf ihn aufmerksam wurde. Es müsste entweder über „Medienrauschen“ gewesen sein oder über seine eigene Seite YAMB (Yet Another Media Blog), die er leider später plötzlich löschte. Ich weiß nur noch, dass ich mochte, wie er schrieb, und uns eine Abneigung verband gegen die Leute von „Politically Incorrect“ und den Mann, der sich „Don Alphonso“ nannte.

Später wandte er sich dann relevanteren Themen zu und kümmerte sich auf netzpolitik.org um, nun ja: Netzpolitik. Torsten Kleinz schreibt über ihn:

Wenn er ein Ziel auserkoren hatte, war er durch fast nichts zu stoppen. Er sammelte Informationen, dokumentierte und rief zur Aktivität auf. Doch so aktiv wie er konnte kaum jemand anderes sein. Er beließ es nicht dabei, sich lauthals zu beschweren und Verschwörung zu rufen, sondern arbeitete sich in komplizierte Materie ein, sichtete Sitzungsprotokolle, telefonierte mit Verantwortlichen und warb für seine Ziele. Für unsere Ziele.

Torsten schreibt: „Immer war ein Chat-Fenster auf, in dem wir uns austauschen konnten“, das habe ich auch so erlebt. Und Alvar Freude fügt hinzu:

Man konnte ihm nachts um 4 Uhr Fragen stellen, zu deren Beantwortung andere noch nicht einmal tagsüber in der Lage waren. Wenn man ein Sitzungsprotokoll oder einen Mitschnitt brauchte – flugs stellte er die gewünschte Datei auf seinem Server bereit. Ruckzuck holte er alte Artikel oder Hintergrundinformationen aus seinem Archiv oder den Untiefen des Internets.

Mich versorgte er naturgemäß weniger mit Sitzungsprotokollen als mit sachdienlichen Hinweisen und mit Empfehlungen für Sonntagsflausch. Manchmal hat er sogar alle Kommentare unter Blogeinträgen hier gelesen, und als ich mein Unverständnis darüber äußerte, antwortete er:

Andere fahren mit dem Bus oder lassen sich von älteren Frauen in Leder auspeitschen. Ich schaffe es meinen Hass durch das Lesen von Blogkommentaren zu kanalisieren.

Ich ahne, dass es auf viele Leute merkwürdig wirken mag, jemandem anhand alter Chatprotokolle zu gedenken. Aber das hier ist der Olaf, den ich kannte und in Erinnerung behalten werde:

13:15:47 ix: Ha!
13:19:57 Stefan Niggemeier: ha?
13:20:07 ix: Nun!
13:20:29 ix: Ich suche spontan jemand, der mir die Titelseite der Bild von heute abknippsen könnte.
13:20:39 ix: Und dann ist mir aufgefallen, dass ich keine Bild-Leser kenne.
13:20:59 ix: Und kurz darauf, dass ich keine Hose anhabe, also nicht zum Kiosk fahren kann.

Oder das hier:

01:13:09 ix: Kannst du mir kurz einen Gefallen tun und: „Olaf, lass dich nicht von deinen dunklen Instinkten leiten und kümmere dich gefälligst um deinen eigenen Kram“ hier in das Fenster tippen (Kopieren geht auch…). Danke.
01:14:03 Stefan Niggemeier: Olaf, höre auf deine dunklen Instinkte und verzettel dich gründlich mit….
01:14:07 Stefan Niggemeier: Moment, wie war der Satz?
01:14:13 ix: *seufz* ,)
01:14:41 Stefan Niggemeier: wer ist denn dein, äh, opfer?
01:15:07 ix: Ein gemeinsamer, äh, Freund.
01:15:23 ix: Ich hatte vorhin nochmal über Fonsis Besinnungsaufsätze in Blogform nachgedacht.
01:15:57 Stefan Niggemeier: warum?!
01:16:05 Stefan Niggemeier: (im sinne von: WARUM???)
01:17:26 ix: Ich bin ein naiver Idealist. Die Diskrepanz zwischen den Tiraden an der Blogbar und dem realweltlichen Ergebnis macht mir Bauchweh.
01:18:23 Stefan Niggemeier: verstehe.
01:18:35 Stefan Niggemeier: andererseits: Olaf, lass dich nicht von deinen dunklen Instinkten leiten und kümmere dich gefälligst um deinen eigenen Kram
01:18:44 ix: Danke.

Wie Netzpolitik berichtet, ist Jörg-Olaf Schäfers, „ix“, gestorben. Ich werde ihn, seinen Humor und sein offenes Chat-Fenster vermissen.

Kurz verlinkt (47)

A respected Swiss scientist, Conrad Gessner, might have been the first to raise the alarm about the effects of information overload. In a landmark book, he described how the modern world overwhelmed people with data and that this overabundance was both „confusing and harmful“ to the mind. The media now echo his concerns with reports on the unprecedented risks of living in an „always on“ digital environment. It’s worth noting that Gessner, for his part, never once used e-mail and was completely ignorant about computers. That’s not because he was a technophobe but because he died in 1565. His warnings referred to the seemingly unmanageable flood of information unleashed by the printing press.

„Slate“: „Don’t Touch That Dial! A history of media technology scares, from the printing press to Facebook.“

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In der Bunten stoßen wir auch auf das Bikinifoto eines Mädchens, dessen Anblick beim Schreiber die Hormone verrücktspielen lässt: „Eine neue Göttin der Erotik scheint aus dem Himmelblau des Meeres aufzutauchen – wie einst die Aphrodite der alten Griechen“, deliriert er über die „zauberhafte Kindfrau“, Madonnas Tochter Lourdes Maria. Das Mädchen ist 13.

Liebe Kollegen bei der Bunten: Falls es bei euch im Haus eine Dusche gibt, dann dreht sie doch mal kalt auf und stellt den Mann (eine Frau wird es doch nicht gewesen sein?) drunter. Und noch ein Tipp: Wer auch immer bei euch über den Polanski-Prozess schreibt – es sollte jemand anderes sein.

Jörg Thomann in den „Herzblatt-Geschichten“ der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“.

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February 2, 2010: Arc Energy
Just as planned, these scientists are truly delighted that Obama has gone through the effort of pretending to inspect this small disklike object.

„New York Magazine“: „A History of Obama Feigning Interest in Mundane Things“.

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Nirgends zählt ein Toter so viel wie in Österreich. Was das über die Mentalität aussagt, sei dahingestellt, Faktum ist: Die Verstorbenen werden in Österreich automatisch für heilig erklärt. So konnte sich Thomas Bernhard nicht mehr gegen die Umarmungen derer wehren, die zu Lebzeiten seinen Landesverweis verlangten. Die Kaiserin Sissi wurde von einer schwer verhaltensgestörten Persönlichkeit zum eigenwilligen, aber charmanten Mäderl verfilmt – gespielt von Romy. Schneider, die Österreich zwar fluchtartig verlassen hatte, um ihre größten Erfolge in Frankreich zu feiern, aber der totalen Vereinnahmung dennoch nicht entkam. Nur Hitler wurde am Ende zum Deutschen erklärt.

Wunderbar geschriebener Artikel des österreichischen Autors David Schalko, der für seinen satirischen Roman über Jörg Haider von dessen „Lebensmensch“ Stefan Petzner verklagt wurde — und schon für die Art, wie er da das Wort „verfilmt“ gebraucht hat, liebe ich diesen Text.

„Welt“: „Die bizarren Klagen von Haiders Lebensmensch“.

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Ich habe es damals bei Second Life jedenfalls echt im Guten versucht. Heute bin ich Feuilletonist bei der FAZ und warne die Spreeblick-Knallchargen vor Twitter. Das ist doch klar, dass da nix bei rumkommen kann. 140 Zeichen, pfff, da kann man – mit Leerzeichen – maximal fünfunddreißigmal „Ich“ unterbringen. Was soll man denn da groß reinschreiben können? Vor diesem Hintergrund wird deutlich, warum sich Sascha Lobo, dieser Vollkoffer, so an den Zensurprovider Vodafone ranwanzt: Darum! Es ist immerhin mein Internet, und ich mag es nicht, ebendieses von solcherlei Gewürm repräsentiert zu sehen.

Don Alphonso an der Blogbar Donald von Soundso an der Blubbar.

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Stargate Studios‘ Virtual Backlot Reel 2009.

Programmhinweis (29)

Er hat das Bildblog in Teilen, Schafscontent fast zur Gänze und unabhängige Medienkritik eigentlich gar nicht erfunden, dafür aber mit viel Geduld und Spucke im Netz hoffähig gemacht.

Das ist mal eine tolle Kurzbiographie! Die sympathischen Fußballblogger von „Du gehst niemals allein“ haben eine originelle Serie namens „Im Abseits“ gemacht, in der sie mit Menschen gesprochen haben, „die am Samstag Abend nichts besseres zu tun haben, als nicht die Sportschau zu gucken“. Gesprächspartner sind nette Blogger und ein „Don Alphonso“. Und in der achten und letzten Folge spreche ich über traumatische Kindheitserlebnisse und verrate exklusiv, wer Deutscher Meister 2009/2010 wird.

Zoomer. Wir machen Werbung.

Gut, zumindest hat sich damit die Frage erledigt, ob das neue Nachrichtenjugendzukunftsgetöse Zoomer auf sowas wie journalistische Qualität setzt oder im Zweifelsfall doch lieber Promoplattform für Schwesterobjekte des Besitzers Holtzbrinck sein will. Hätte man sich dann nicht auch den demonstrativen Einsatz von Anstandsopa Ulrich Wickert sparen können? Oder braucht man ihn dann extra, so als Image-Ausgleich zum schmutzigen Alltag?

(Komischerweise nicht erwähnt in dem MeinVZ-Gegruschel von Zoomer wird das journalistisch zweifellos spannendste Thema des Tages rund um die VZ-Familie und ihr Bedürfnis, der Polizei zum Beispiel beim Identifizieren von Kiffern helfen zu können, als PR-Desaster sehr schön aufbereitet in zwei Teilen von Torsten Kleinz.)

Nachtrag, 28. Februar, 10.30 Uhr. Das MeinVZ-Stück ist von der Zoomer-Startseite verschwunden — obwohl es nach der Zoomer.de-Logik, die auf einer Mischung aus Aktualität und Leserinteresse bei der Platzierung von Themen beruht, dort stehen müsste. Offenbar kann man also auch von Hand in diesen angeblich automatisierten Ablauf eingreifen — vielleicht wenn einem ein Artikel im Nachhinein peinlich ist? Auch in der Übersicht der Top-Themen fehlt der Artikel.

Nachtrag, 12.30 Uhr. Zoomer-Chefredakteur Frank Syré schreibt in den Kommentaren:

das Stück ist kurzzeitig unten, weil es überarbeitet wird. Die kritische Anmerkung ist natürlich völlig richtig, das Bild ist völlig daneben und der Hinweis auf die Konzern-Verwandtschaft muss natürlich sein. Als Erklärung (entschuldigt den Fehler natürlich nicht): Da war gestern am späten Abend die Aufmerksamkeit weg. Wird grade angepasst.

Im Artikel selbst, der inzwischen auch wieder in der „Top-News“-Übersicht aufgetaucht ist, steht jetzt folgende Erklärung:

Liebe Leser,

da haben wir etwas verbockt: In der ersten Version dieses Beitrags haben wir nicht darauf verwiesen, dass MeinVZ — ebenso wie zoomer.de — zur Holtzbrinck-Gruppe gehört. Das macht man natürlich so. In den einschlägigen Blogs ist das prompt und zu Recht angeprangert worden. Wir sind uns darüber im klaren, dass unsere Berichterstattung über den neuen StudiVZ-Spross von der ein oder anderen Seite ins Reich der PR gerückt wird. Zugegeben: Der Verdacht drängt sich auf, sind wir doch verbandelt.

Anders als „Don Alphonso“ suggeriert, hat Zoomer die ersten, kritischen Kommentare der Leser nicht gelöscht. Sie sind nach wie vor online — aktuell allerdings nur auf der zweiten Seite des zweiseitigen Artikels. Dass die Kommentarfunktion gesperrt sei, wie auf der ersten Seite steht, ist wohl nur ein technisches Versehen.

Nachtrag, 12.45. Scheint ein hektischer Tag zu sein, heute in der Zoomer-Redaktion. Jetzt ist der Artikel nur noch auf einer Seite — dafür aber mit korrekt angedockten Kommentaren.

vanityfair.de entfernt Turis Artikel (2.update)

Aus dem Online-Angebot von „Vanity Fair“ sind nun sämtliche Artikel von Peter Turi verschwunden, der dort bis vorletzte Woche noch unter dem Titel „Turi am Sonntag“ über Medien bloggte. Wer die Seiten aufruft, erhält nur eine Fehlermeldung — und in einem Fall eine einzelne, traurige Überschrift, die wohl versehentlich stehengeblieben ist.

Ob und wie das mit der Abmahnung durch Don Alphonso zusammenhängt, der erfolgreich gegen ein Foto und eine Formulierung vorgegangen ist, oder mit der fehlerhaften Berichterstattung über einen Rechtsstreit mit anderen Beteiligten im selben Artikel oder mit Turis Weigerung, sich mit der Kritik überhaupt auseinanderzusetzen — ich weiß es nicht.

[via Blogbar]

Nachtrag, 12.20 Uhr. Der Condé-Nast-Verlag teilt mir mit:

„Der Blog wird in seiner bisherigen Form nicht weitergeführt; Peter Turi ist jedoch nach wie vor als Autor für Vanity Fair tätig.“

Auf meine Frage, warum alle bisherigen Beiträge Turis gelöscht wurden, habe ich bisher keine Antwort bekommen.

Nachtrag, 12.55 Uhr. Jetzt aber:

„Sie wurden nicht gelöscht; die wichtigsten Beiträge von Turi werden gerade in Artikel überführt, daher sind sie gerade nicht online.“

Turi stolpert beim Tanz durchs Minenfeld

[Disclosure: Peter Turi war vor vielen Jahren ein Auftraggeber von mir; José Redondo-Vega ist vor etwas weniger Jahren — weitgehend erfolgreich — juristisch gegen einen Artikel von mir vorgegangen; mit ix bin ich befreundet. Man könnte diesen Eintrag also als persönliche Angelegenheit verstehen. Das wäre aber ein Missverständnis.]

In den vergangenen Tagen sind ein paar Dinge aus dem Internet verschwunden. Eine Art Jugendfoto von Don Alphonso auf den Online-Seiten von „Vanity Fair“ zum Beispiel (verkleinerter und verfremdeter Screenshot rechts). Und aus dem Artikel namens „Minenfeld 2.0“, den es bebilderte, fünf Wörter:

Auftritt Don Alphonso, selbsternannter Rächer der Entbehrten, Beschützer von Web-Witwen und Waisenknaben. Heißt im wahren Leben Rainer Meyer, lebt vom Erbe seiner Eltern und dem Glauben, dass ohne ihn die Blogosphäre unter die „Johurnaille, PR-Nutten und Blog-Versager“ fällt.

Auch aus turi2.de, der „Seite für Medienmacher“ von Peter Turi, dem Autor des vanityfair.de-Artikels sind Foto und Textstelle ohne Erklärung entfernt worden.

Don Alphonso (oder Rainer Mayer) ist juristisch gegen beides vorgegangen. Das mit dem Erbe seiner Eltern sei in doppelter Hinsicht falsch, sagt er: Sie leben, und er lebt nicht von ihnen. Da geht es um Rufschädigung und falsche Tatsachenbehauptung. Und das Foto hätten Turi bzw. vanityfair.de rechtswidrig verwendet, dazu noch ohne Quellenangabe. Seine Abmahnungen haben offenkundig Wirkung gezeigt.

Es ist noch etwas verschwunden in den letzten Tagen aus dem Online-Auftritt von „Vanity Fair“: Turis Name in der Übersicht über die Blogs, die die Illustrierte anbietet. Das muss nicht unbedingt miteinander zusammenhängen, aber Tatsache ist: Aktuell gibt es keinen Hinweis darauf, dass die Medienkolumne „Turi am Sonntag“ auf vanityfair.de noch fortgesetzt wird.

Mindestens so interessant ist allerdings, was nicht verschwunden ist aus dem Online-Auftritt von „Vanity Fair“ und Turis Artikel: Mehrere falsche Aussagen über einen Rechtsstreit zwischen dem Blogger ix (Felix Schwenzel) und dem Kress-Verlag. Turis Blog-Einträge sind notorisch ungenau, und auch in diesem Fall hat er einige Behauptungen aufgestellt, die nachweislich nicht stimmen. Das ist für die Beteiligten besonders ärgerlich, weil es sich um einen laufenden Rechtsstreit handelt.

Turi wusste, bevor er den Artikel veröffentlichte, über die Fehler darin. Und der Redaktionsleiter von vanityfair.de, José Redondo-Vega, ist am Tag darauf von ix darauf hingewiesen worden. Als ix zwei Wochen später noch keine Antwort hatte und der Artikel unverändert dastand, fragte ich bei Redondo-Vega nach:

  • Ist es Politik von vanityfair.de, Artikel auch dann zu veröffentlichen, wenn sie fehlerhaft sind?
  • Ist es Politik von vanityfair.de, fehlerhafte Artikel auch nachträglich nicht zu korrigieren?
  • Antworten Sie grundsätzlich nicht, wenn Sie ein Betroffener auf Fehler in einem Artikel auf vanityfair.de hinweist, oder ist das nur im konkreten Fall so?

Redondo-Vega antwortete mir, dass die Klärung des Sachverhaltes laufe, er sich aber nur gegenüber den Betroffenen äußern werde. (Er lehnte meine Bitte ab, seine Antwort hier veröffentlichen zu dürfen.) Plötzlich bekam aber auch ix eine Antwort (die man ebenfalls nicht veröffentlichen darf), in der Redondo-Vega beteuerte, die Vorwürfe ernst zu nehmen und ix empfahl, niemandem mehr von der Angelegenheit zu erzählen (einen Grund, warum das in Felix‘ Interesse sein sollte, nannte er nicht). Redondo-Vegas Wunsch nach Akteneinsicht lehnte ix ab; seitdem hat er nichts mehr von vanityfair.de gehört.

Dafür bekam ich eine E-Mail von Peter Turi, der schrieb, er sei von Redondo-Vega gebeten worden, meine Mail zu beantworten. Seine Antwort lautet vollständig:

Mir ist die Zeit zu schade, um auf Mails ohne jedwede Substanz einzugehen.

Vielleicht fehlte ihm die Substanz, die Don Alphonso in Form eines Anwalts mitbrachte.