Die schönsten Milchglasscheiben Deutschlands: Was hr und WDR mit Transparenz meinen

Heute zeigen uns der Westdeutsche und der Hessische Rundfunk, wie man Transparenz und Aufklärung vorgaukeln und die Zuschauer trotzdem weiter verschaukeln kann.

Beginnen wir mit der Erklärung des WDR vom Dienstag über seine Hitlisten-Sendungen. Darin heißt es:

Damit [mit der Überarbeitung der Konzepte] reagiert der WDR auf eine gründliche Prüfung seiner bisherigen Ranking-Sendereihen im Fernsehen, die nach der Diskussion um eine Ranking-Show des ZDF veranlasst worden war. Im Gegensatz dazu basieren die Ranking-Sendungen im WDR Fernsehen allerdings nicht auf repräsentativen Umfragen, sondern auf Online-Votings.

So, Hefte raus, Klassenarbeit. Hat der WDR Ranking-Shows produziert, die, wie beim ZDF, auf repräsentativen Umfragen basierten?

Die richtige Antwort lautet: Ja.

Aber das würde man angesichts der Formulierung der WDR-Presseerklärung nicht erahnen. Der zweite Satz spricht, anders als der erste, nicht mehr von allen WDR-Ranking-Reihen, sondern nur von denen, die im WDR-Fernsehen liefen.

Dass er 2012 insgesamt sechs Ranking-Shows (jeweils zwei Teile von „Die schönsten Bauernhöfe / Schlösser / Städte“) im Ersten ausgestrahlt hat, die auf einer repräsentativen Meinungsumfrage beruhten, kann der WDR so geschickt verschweigen.

Auf meine Nachfrage gibt der Sender an, die Umfragen habe das Institut Innofact in Düsseldorf im Februar bzw. März 2012 unter jeweils gut 1000 Menschen durchgeführt. Die Ergebnisse will er mich aber nicht einsehen lassen,

„da es sich um redaktionsinternes Material handelt.“

Redaktionsinternes Material? Das ist ein lustiger Grund. Warum sollte der WDR nicht die Unterlagen des Umfrageinstituts herausgeben? Warum will er nicht einfach die konkrete Fragestellung und die Antworten der Befragten nennen?

Ich kann es mir nämlich tatsächlich nicht vorstellen, wie diese bundesweite, repräsentative Umfrage abgelaufen sein soll, bei der zufällig ausgewählte Menschen sich entscheiden sollten, ob sie den Wintringer Hof in Kleinblittersdorf im Saarland schöner finden oder den Meierhof Rassfeld in Gütersloh oder das Gut Hesterberg in Neuruppin-Lichtenberg, das angeblich auf Platz 1 landete.

Aber diesen Fragen wollte sich der WDR auch nicht stellen, deshalb hatte er ja so getan, als beruhten seine Ranking-Shows, anders als die des ZDF, gar nicht auf repräsentativen Umfragen und als sei jede mögliche Veränderungen an den Ergebnissen schon deshalb nicht so schlimm.

Auf meine Frage, warum der Sender in seiner Presseerklärung diese Shows verschwieg, antwortete der Pressesprecher:

Die Überprüfung dieser Sendereihe für das Erste hat keine Auffälligkeiten ergeben. Der WDR sah keine Veranlassung, auf diesen Umstand explizit hinzuweisen.

Oder überhaupt auf ihre Existenz.

Und dann war da ja noch der hr, der — gemeinsam mit dem WDR — eine Reihe trauriger Hitparaden-Sendungen fürs Erste produzierte, darunter die Show „Die beliebtesten Komiker-Duos der Deutschen“. Dass die Redaktion damals das Ergebnis der Online-Abstimmung von Hand veränderte, hatte der Sender 2012 nach langem Zögern zugegeben. In der vermeintlich großen Aufklärungsrunde jetzt ließ er sie einfach unter den Tisch fallen. Unter dem Blendwort „Transparenz“ in der Überschrift der hr-Pressemitteilung ist dann auch nur noch die Rede von Eingriffen in die Ergebnisse von Online-Votings „im hr-fernsehen“, nicht im Ersten.

Ich habe den Sender deshalb gefragt:

  • Die Presseerklärung und die Aussagen von Herrn Reitze scheinen sich ausschließlich auf Sendungen im hr-Fernsehen und im Radio zu beziehen. Hat der hr auch seine Ranking-Shows im Ersten untersucht?
  • Wie bewertet der hr die auffälligen nachträglichen Veränderungen bei der Sendung „Die beliebtesten Komiker-Duos der Deutschen“, die 2012 von fernsehkritik.tv dokumentiert wurden?
  • Der hr hatte damals angegeben, die Ergebnisse des Online-Votings nachträglich „rechnerisch gewichtet“ zu haben und angegeben, dies sei „ein übliches Verfahren“. Bedeutet das, dass der hr auch bei seinen anderen Ranking-Shows im Ersten entsprechend eingegriffen hat?
  • Wie hat der hr in seinen Ranking-Shows im Ersten das Votum der Prominenten-Jury ermittelt?
  • Wie wurde das Jury-Votum mit dem Ergebnis der Online-Voten kombiniert?

Anstelle von Antworten schrieb mir der Unternehmenssprecher:

Der hr hat alle Ranking-Sendungen, die in den Jahren 2011 bis 2014 erstausgestrahlt wurden und die er zu verantworten hat, überprüft und keine Auffälligkeiten festgestellt. Die von Ihnen thematisierte Ranking-Serie für das Erste war eine Gemeinschaftsproduktion von WDR und HR mit wechselnder Federführung. Zu der von Ihnen angesprochenen Folge „Die beliebtesten Komiker-Duos der Deutschen“ haben wir, die für diese Folge federführend waren, bereits ausführlich im Jahr 2012 Stellung genommen. Bei jenen Sendungen, für die der hr weiterhin die Federführung inne hatte, ist in der Moderation explizit darauf hingewiesen worden, wie die Rangliste entstanden ist: nämlich auf Basis des Online-Votings und der Abstimmung einer prominenten Jury. Damit war transparent, dass es sich bei der Rangliste nicht ausschließlich um die Zuschauermeinung handelte.

Sie meinen das nicht so, mit der Transparenz. Wirklich nicht.

Sie müssen glauben, dass ihr Vorrat an Glaubwürdigkeit unendlich ist.

40 Replies to “Die schönsten Milchglasscheiben Deutschlands: Was hr und WDR mit Transparenz meinen”

  1. Gab es nicht vor ein paar Jahren im Ersten einige Rankingshows, mit Sofa auf der grünen Wiese moderiert von Kim Fisher? Wie sieht es da mit den Abstimmungen aus? Wurden die auch untersucht?

    Die hier besprochenen Sendungen sind glücklicherweise an mir vorübergegangen. Wann lief so etwas im Ersten? Hoffentlich nicht am Doku-Montag.

  2. „Damit war transparent, dass es sich bei der Rangliste nicht ausschließlich um die Zuschauermeinung handelte.“

    Eine intransparentere Transparenzerklärung kann man sich kaum denken.

  3. Hat schon jemand erforscht, WER die Listen, die zur – repräsentativen oder nicht – Abstimmung gestellt werden, nach WELCHEN Kriterien zusammenstellt?

    Werden/wurden die Programm-Konzepte von öffentlich-rechtlichen Redaktionen oder von kommerziellen Dienstleistern entwickelt bzw. umgesetzt?

    Haben z.B. Fremdenverkehrsverbände bzw. ähnliche Organisationen, mit Interessen an den Ergebnissen, Einfluß auf diese Entscheidungen und/oder auf die Abstimmungsergebnisse?

  4. @Stefan:

    Puh, so ein Glück. Ich sah es schon vor mir.

    Im Anschluss an die Bauernhof-Rankingshow „hart aber fair“ mit dem Thema: „Landlust – Rückbesinnung auf die Natur?“ mit den Gästen Ilse Aigner, Renate Künast, dem Präsidenten des Bauernverbandes und einem Landwirt aus dem Volk im Intensivgespräch.

    Schlimm, das man mit so etwas schon rechnet.

  5. Bei den schönsten Schlössern Deutschlands würde ich wahrscheinlich noch ein paar zusammen bekommen aber Bauernhöfe? Der „Wintringer Hof“ oder „Gut Hesterberg“ scheinen noch nicht mal eine Wikipedia Seite zu haben, das will etwas heißen. Und diese Bauernhofe sollen zufällig ausgewählte Personen genannt oder aus einer Vorgabe ausgewählt haben?

    Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen wie das abgelaufen sein soll, entweder haben von den 1.000 Personen 950 gar keine Stimme abgegeben und/oder die Befragten haben einfach den nächsten Bauernhof vor Ort genannt, weil man den halt gerade noch kennt.

  6. Ratlos macht mich an der ganzen Geschichte, mehr noch als die Manipulation des sowieso vollends Egalen, vor allem dies:
    Die Macher wissen doch genau, wie unsinnig dieses Hitparaden-Format im Grunde genommen ist. Das ist halt eine Erfolgsmasche (die ihre Beliebtheit m.E. dem „Was-kommt-als-nächstes-dran“-Effekt verdankt) – ein Gefäß, das sich bequem mit beliebigen Inhalten füllen lässt. Aber die können doch nicht selbst daran glauben, dass das jetzt wirklich eine Aussage darüber ist, welches Motorrad „der Norden“ am liebsten mag.
    Ich frage mich, warum überhaupt *irgendeine* Form von Aufwand getrieben wird, diese völlig egalen Präsentationsreihenfolgen mit Umfragen zu untermauern (so erbärmlich diese auch sein mögen), wo es doch auch eine einzige Redaktionssitzung täte: Welches Material haben wir und wie bauen wir es zusammen? Trenner mit Countdown-Nummern kann man dann ja problemlos reinschneiden, wenn’s denn schon das Ranking-Format sein muss. Oder ist das ein jämmerlicher Versuch, selbiges *irgendwie* zu legitimieren?

  7. Die Vorwürfe gegenüber dem hr sind etwas ungerecht. In der dortigen Pressemitteilung steht ganz klar, dass sie „künftig“ Transparenz für den Umgang mit Online-Votings versprechen. Nicht aber für die bereits erfolgten Rankingshows. Und in der Zukunft soll es Transparenz auch nur bei Online-Votings geben, nicht aber bei Umfragen bzw. Jurybeteiligung. Über die Verfahrensweise in der Vergangenheit will man gar nicht sprechen, das kann man eigentlich auch nicht verlangen, denn zunächst muss der Leitfaden für transparenten Umgang mit dem Online-Voting ja erst noch entwickelt werden. Das bedeutet: Es gibt ihn aktuell nicht, also kann es auch aktuell keine Transparenz geben. Also zumindest der hr verpricht eigentlich für den Augenblick gar keine Transparenz und für die Zukunft eine deutlich begrenzte.
    Dass sie es so handhaben werden? Glaubwürdig.

  8. Das erinnert mich an die Meldung mit den Glasklotüren die milchig und undurchsichtig werden wenn von innen abgeschlossen wird (Kein Witz..Hightech angewendet).
    Was für ein läppischer Versuch ‚Transparenz‘ neu zu definieren .

  9. Fernsehen? Wer schaut denn noch Fernsehen?
    Ich bezahl doch schon dafür, dann muss ich es nicht auch noch gucken.

  10. @amfesnter, #9
    Sie haben völlig recht.

    Trenner mit Countdown-Nummern kann man dann ja problemlos reinschneiden, wenn’s denn schon das Ranking-Format sein muss. Oder ist das ein jämmerlicher Versuch, selbiges *irgendwie* zu legitimieren?

    Ja, genau das ist es. Das Ganze ist ein bisschen wie bei von Stefan Niggemeier vor ein paar Wochen monierten „Vergleichs-Tests“, bei dem man eine Handvoll Leute Burger und Pommes zweier Ketten zu essen gibt und sie fragt, welches besser schmeckt , um das ganze Format irgendwie zu legitimieren.

    @JUB 68, #10
    Ich bin mir jetzt etwas unsicher, ob Ihr Beitrag, insbesondere der Abschluss, beißende Ironie ist, oder ob das ernst gemeint sein soll. Ist mir zwar etwas peinlich nachzufragen, aber könnten Sie das vielleicht klarstellen?

  11. @15 Pepito
    Auf alle Fälle nicht ernst gemeint. Ironie ist es nicht, weil man da spottend das Gegenteil des Gemeinten sagt. Ich gebe nur mit eigenen Worten den Inhalt der HR-Presseerklärung wieder, die SN verlinkt hat.
    Und dass sie in Zukunft eine halbgare Tranparenz an den Tag legen, insofern also keine Transparenz, das glaube ich denen wirklich.
    Nennen wir es Sarkasmus.

  12. Der PRessesprecher hatte meiner Meinung keinen blassen Schimmer von dem, was Stefan da ansprichst und hat mit „künftig“ abgewiegelt. Vermutlich gerät gerade die gganze Kaste in Panik und betet, dass das nur eine Sturm im Wasserglas bleibt, also auf Bolg-Ebene. Aber ob Ihr’s glaubt oder nicht: someone is watching aou! Kress schreibt schon darüber, dass einzelne Zahnrädchen sich schon lustig machen über den Betrieb. Jaja, so entblößt sich vielleicht durch diese scheinbar harmlose Nachhakerei von Niggemeier der häßliche Wasserkopf-Apparat als das, was er ist: eine künstliche Kreatur, eine Chimäre – die nicht weiss was die einzelnen Gliedmaßen so treiben. Und was egal ist, solange der Rubel rollt…

  13. Ich teile grundsätzlich die Skepsis hinsichtlich der Umfrage. Dass sie „bundesweit“ durchgeführt wurde, geht jedoch aus dem Statement des Sendes (bzw. dem, was davon im Beitrag zu lesen ist) nicht hervor. Und bei einer regional begrenzten Umfrage wäre zumindest eine leicht erhöhte Wahrscheinlichkeit gegeben, dass die Angerufenen von den Bauernhöfen schon einmal beiläufig gehört haben könnten.

  14. Wie viel Hoffnung kann man sich denn realistisch machen, dass mit dieser Sturmflut solcher Sendungen nun endlich Schluss ist, nachdem ihnen das Format so dermaßen um die Ohren geflogen ist?

    Im Grunde ist es doch wie mit der Volksmusik im Fernsehen. Ab und zu eine solche Sendung wäre okay. Das man aber ausschließlich solche Sachen produziert, weil die Quote angeblich Recht gibt, ist einfach auch Schwachsinn. Der Reiz eines jeden Programms liegt in der Abwechslung und nicht im ewig Gleichen.

  15. @22 #BlueOK
    Keine. Wer Jahrzehntelang die Schäfchen im Trockenen hatte, hat gewöhnlich eine solide Basis. Die handeln nur, wenn sie sich wirklich unmittelbar bedroht fühlen, also der nächste Sechellenurlaub deswegen platzen könnte. Also dann, wenn z.B., ein Sonnenborn das in seiner heute-Show verklickert oder eine halbwegs ordentliche Demo mit zähnefletschenden Transparentträgern direkt vorm Bundestag stattfindet. ;-)

  16. Zitat: „Redaktionsinternes Material? Das ist ein lustiger Grund. Warum sollte der WDR nicht die Unterlagen des Umfrageinstituts herausgeben? Warum will er nicht einfach die konkrete Fragestellung und die Antworten der Befragten nennen?“

    Vermutlich reiner Selbstschutz. Die Offenlegung des „redaktionsinternen Materials“ würde schließlich vollständige Transparenz bedeuten, womit nicht nur die Arbeitsweise der WDR-Redaktion offengelegt werden würde, sondern auch die der externen Dienstleister. Ich befürchte, das könnte viele weitere Fragen aufwerfen, die weit über die 10 bis 100 schönsten Pillepalledingens hinausgehen.

    Bei der Innofact AG handelt es sich übrigens um ein Marktforschungsinstitut (spezialisiert auf Onlinebefragungen), das beim WDR mindestens bis 2012 einen Dauerauftrag zu haben schien (siehe NRW-Trend unter „News & Studien“):

    http://www.innofact.de/

    Als Gebührenzahler möchte ich noch paar Fragen hinzufügen. Wieviel Geld wird denn vom WDR für derartig bedeutsame Meinungsumfragen pro Jahr verbraten? Was kostet im Schnitt die klassische 1000er-Online-/Telefonbefragung? Wieviele Meinungsumfragen werden im Auftrag des WDR jährlich im Schnitt in Auftrag gegeben?

    Diese Fragen sollten m.M.n. an alle öffentlich rechtlichen Anstalten gestellt werden. Ferner würde es mich interessieren, mit welchen Markt- und Meinungsforschungsinstituten die jeweiligen Fernsehanstalten kooperieren. Gibt es hierbei feste Dauerbeziehungen oder herrscht hier noch der freie Wettbewerb?

    Spontan fiel mir bei der Innofact-Webseite auf, dass für das Jahr 2012 keine einzige Studie mehr gelistet ist.

  17. @Constantin: Wenn es dem WDR ernst wäre mit Transparenz, wäre die Offenlegung gar kein Problem. Das ZDF hat auch die konkreten Forsa-Umfrage-Ergebnisse veröffentlicht: Das ist einfach ein Papier des Institutes, auf dem Fragen und Antwortprozente stehen.

    Wenn man nichts zu verbergen hätte, müsste man das nicht verbergen.

  18. Bezahlen wir eigentlich die ÖR-Redaktionen nicht dafür, dass sie die kühlsten Keller, höchsten Kirchtürme, bäuerlichsten Höfe etc. ausfindig machen? Wieso braucht es dafür Online-Votings oder repräsentative Umfragen – manipuliert oder nicht?
    Ist eine durch Recherche erworbene Kompetenz nicht eine der Kernaufgaben des Journalismus?

  19. @Stefan:
    „Wenn es dem WDR ernst wäre mit Transparenz, wäre die Offenlegung gar kein Problem.“

    Geht ja nicht nur um diese Ernsthaftigkeit, sondern das hat ja auch noch eine andere Fallhöhe. Oder Fallrichtung, wenn man mag. Das mag so „intern“ sein wie es will, es gehört de facto der Öffentlichkeit da es mit Öffentlichkeitsgeld finanziert ist, dürfte also im Prinzip der Öffenltichkeit garnicht vorenthalten werden wenn diese um Offenlegung ersucht. Zumindest aus ethischer Sicht, juristisch mag das diffiziler sein.

    Aber trotzdem: „Redaktionsinterna“ my ass. Wofür halten die sich eigentlich?

  20. Und habe ich das dann also richtig verstanden: Die Lösung der Manipulations-Misere und der Mist-Produktionen am laufenden Band ist für den Umfrage-Freak und WDR-Fernsehdirektor Schönenborn dann einfach keine Online-Votings mehr durchführen zu lassen? Hihi.

  21. Niggi: „Eigentlich ist es doch ein furchtbarer Gedanke, daß das Fensehen seine Möglichkeiten nicht nutzt.“

    Roger Willemsen: „Die ersten Funktionsbestimmungen des Fernsehens waren: ein Medium, in dem sich Gesellschaft reflektiert, in dem Minderheiten miteinander in Kommunikation treten, in dem Entfremdungsschranken überwunden werden. Gegenüber dieser Matrize verhält sich unser Fernsehen wie eine Satire. Man wundert sich, daß noch kein Musterprozeß darüber geführt wurde, daß der Aufklärungsanspruch des Rundfunkstaatsvertrages jeden Tag falsifiziert wird.“

    Aus einem Interview für die FAS, gefunden in diesem Blog: http://www.stefan-niggemeier.de/blog/12062/roger-willemsen/

  22. Da der Kollege auf diesem Server nebenan gerade die Rede davon hatte: Wann kommt denn endlich raus, dass auch bei „Deutschlands schönste Verkehrsunfälle“ (werktags 17:15) alles nur geschummelt ist? Es wäre doch auch mal an der Zeit dieser Sendung endlich den Gnadenschuss zu geben.

  23. Es müsste doch zu den Fragen nach der Sinnhaftigkeit von Umfragen und sonstigem Aufwand für dieses Sendegerümpel mittlerweile soziologische Studien geben.
    Ich rate einfach mal ins Blaue, dass es der angetäuschten Umfragen bedarf, um die Fernsehzuschauer zum Zuschauen zu nötigen. Nicht, weil die Leute aufm Sofa herausfinden wollten, ob die schönste Milchglastür im ICE oder auf der WDR-Toilette angelt. Sondern weil ihnen der Fernseher sagt, was sie als gute Deutsche für die schönste Autobahnauffahrt halten sollten, wenn sie dazugehören wollen.
    Da hat man doch das innere Deutschlandtrikot an, wenn es wieder unspannend wird, ob diese oder jene die beliebtesten Komikerduos der DEUTSCHEN sind.
    Gleiches gilt imho für lokalpatriotische Quarklistensendungen, nur wirkt es beim WDR noch bescheuerter, weil der ein so unmögliches Gebilde wie das Bundesland NRW zur „Heimat“ hochjazzen muss. Dabei ging es den Rheinländern doch viel besser, als sie Ostwestfalen noch für Das finsterste Jammertal Deutschlands halten durften.

  24. Ich glaube, diese Senderverantwortlichen halten ihr Publikum einfach für ziemlich deppert, dass sie nicht nur glauben, es würde diese Hitlisten nicht hinterfragen, sondern dazu noch, es würde ihre fadenscheinigen Presseerklärungen nicht durchschauen. Das erklärt auch, warum das Fernsehprogramm so ist wie es ist.

  25. Mich erinnert diese Transparenzscheu an das Deutschlandradio, das eine „Mapping-Studie“ ungern offenlegen möchte. Dabei stützen sie ihre Kultur-Sender-Reform darauf. Und haben gleich die beliebteste Call-in Sendung eingestellt. Viele Hörer sind fassungslos… Siehe die Petition auf http://www.rettet2254.info

    Lässt sich hier irgendwarum nicht als link reinsetzen, bitte eingeben.

  26. Insofern als teilweise Rechte über die Platzierung entschieden haben wäre es doch sehr wünschenswert stattdessen die Zuschauer zu informieren, wie die Rechtslage grob aussieht, und welche Konsequenz das hat. Schließlich ist der Zuschauer auch Wähler und indirekt verantwortlich für die Rechtslage, für die Frage, ob ÖR Sender ihre Produkte unter eine CC-Lizenz stellen sollen usw.

    Aber lieber hat man dumpf schunkelnde Volksmusikanten die im 7.-schönsten Stadtpark auf die 17.-schönste Mühle blicken und das 3.-schönste Lied trällern.

  27. … es passt insofern, dass die Privaten, hier im Beispiel Sat.1, ähnlich verfahren und … sagen wir mal nicht sehr viiiel fantasievoller sind als die Öffentlichrechtlichen mit ihren rollatortauglichen Rankingdengens. Zum Beweis eine Roadmap mit Showideen von Hugo Egon Balder aus dem Jahr 2009 – dessen Umsetzungen – bis auf den ersten Titel – bisher leider ausgeblieben sind:

    „Peng! Die Westernshow“
    „Schlotter! Die Gruselshow“
    „Aloha! Die Südseeshow“
    „Holldriöh! Die Alpenshow“
    „Muh! Die Bauernshow“
    „AAIIAAH! Die Urwaldshow“
    „Klirr! Die Rittershow“
    „Schluck! Die Wüstenshow“
    „Rumms! Die Gladiatorenshow“
    „Action! Die Hollywoodshow“
    „Brutzel! Die Kochshow“
    „Platsch! Die Piratenshow“
    „Tuut! Die Autoshow“
    „Marsch! Die Bundeswehrshow“
    „Aua! Die Ärzteshow“
    „Tsching! Die Chinashow“
    „Tooor! Die Fußballshow“
    „Klingeling! Die Weihnachtsshow“
    „Schmatz! Die Valentinsshow“
    „Hoppel! Die Ostershow“
    „Raus! Die Ferienshow“
    „Schock! Die Schulshow“
    „Rutsch! Die Silvestershow“
    „Blüh! Die Frühlingsshow“
    „Bibber! Die Wintershow“
    „Schluchz! Die Nostalgieshow“

    (Sat.1 hat übrigens alle Titel schützen lassen, falls jetzt einer auf die Idee kommt…)

    ;-)

  28. @Kay Macke:

    Der Unterschied ist: Die ARD nimmt ihre Rankingshows wirklich ernst und hält das für gutes Fernsehen. Aber gerade bei solchen Hugo Egon Balder-Shows geht es doch nur um Spaß – und dass es einfach spaßiges Trash-TV ist, haben weder Sat.1 noch Balder jemals bestritten, im Gegenteil. Das sieht man doch auch schon an den Titeln.

    Ich warte im Übrigen immer noch auf die Umsetzung von Balder’s Talkshow „Der Klügere kippt nach“ !!

  29. @Thomas K.
    „Der Anchorman der SAT.1-Show ‘Genial daneben’ verriet dazu: “Wir werden es machen nächstes Jahr. Ich darf nur noch nicht sagen wo.” Man habe ihm schon oft gesagt, das werde nicht funktionieren, er werde keine Prominenten finden. Dazu erklärte der Moderator: “Natürlich wird es wieder Theater geben und die Leute werden sagen, da wird der Alkohol verherrlicht. Aber Alkohol ist nun mal erlaubt ab 18, da kann ich auch nichts dafür.”“

    … das war Ende 2012. Vielleicht stecken die in der Postproduktion? Muahahah… und müssen womöglich immer noch die Ferkelei wegschrubben die BB und Pocher hinterlassen haben, hahaha… wenn, dann werden die bestimmt ordentlich zugelangt haben! Im Gegensatz zur Jugend von heute, die nichts mehr verträgt und vegan lebt!

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