Search Results for: Schradin

Lesestunde mit Max Schradin

Es gab Anfang des Jahres schon einmal einen Versuch der Kontaktaufnahme. Nachdem ich einen Artikel über die Praktiken von 9Live und seinen Nachahmern in der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ geschrieben hatte, erhielt ich folgende Mail, abgeschickt nachts um 2.50 Uhr:

Sehr geehrter herr Niggemeier,

mein Name ist Max Schradin, bin Moderator bei Neun Live und Sat 1 und würde mich sehr gerne mal mit Ihnen über den Artikel in der Sonntagsausgabe unterhalten.

Beste Grüsse

max Schradin

PS: Über eine Antwort von Ihnen mit Telefonnummer würde ich mich sehr freuen.

Lustige Idee natürlich, nicht die eigene Nummer mitzuschicken, sondern die des gewünschten Gesprächspartners zu verlangen. (Andererseits ist seine Nummer ja bekannt; es ist halt nur so schwer, durchzukommen.) Ich antwortete ihm trotzdem mit meiner Nummer. Ich habe nichts mehr von ihm gehört.

Seit dem vergangenen Sonntag klappt das besser mit der Kommunikation. Schradin las meine Kolumne, die ich über ihn geschrieben hatte, live auf 9Live vor:

(Für alle, die keine Lust haben, zum Vergleich mitzulesen: Den Halbsatz „während die Regie keinen der vielen Anrufer ins Studio durchstellt“ hat er sicherheitshalber weglassen. Und meine Formulierung „die Zuschauer zu teuren Anrufen zu verführen“ hat er um das Wort „teuren“ gekürzt. Sicher ist sicher.)

[natürlich via call-in-tv.de]

Max Schradin

Ich weiß nicht, welche Drogen Max Schradin nimmt. Ich weiß nicht einmal, ob er Drogen nimmt. Vor allem weiß ich nicht, was mir lieber wäre. Das ist ja auch kein angenehmer Gedanke: dass es möglicherweise Menschen gibt, die ganz nüchtern und ohne künstliche Nachhilfe schon in diesem Maß Selbstüberschätzung, Unbeherrschtheit und Wahnsinn ausstrahlen.

Schradin ist 29 Jahre jung, nennt sich „TV-Moderator“ und ist von den beunruhigenden Gestalten, die auf 9Live, ProSieben und Sat.1 versuchen, die Zuschauer zu teuren Anrufen zu verführen, eine der beunruhigendsten. In seinen mehrstündigen Live-Auftritten wirkt er wie eine Mischung aus Klaus Kinski und einem amerikanischen Fernsehprediger – mit dem Unterschied, dass Fernsehprediger über vermeintliche Wunderheilungen in Extase geraten und bei Schradin dafür schon das Einblenden oder Ablaufen eines Countdowns genügt. „Jäääätz“, brüllt er dann, tobt, klagt und scheint mit bizarr großen Gesten demonstrieren zu wollen, dass er den Fortgeschrittenen-Kurs „Teufelsaustreibungsrituale im Alltag“ erfolgreich absolviert hat.

Wenn er nicht gerade die Zuschauer beschimpft, dass sie nicht anrufen (während die Regie keinen der vielen Anrufer ins Studio durchstellt), beschimpft er die Konkurrenz oder die Mitglieder eines kritischen Forums, die er „Hochverräter“ und „Waisenzigeuner“ nennt und ihnen live im Fernsehen zuruft: „Ihr kleinen Petzliesen habt keinen Pimmelwutz.“ Wenn man ganz großes Pech hat, erzählt er einem auch von seinem „Durchfall“: „Ich hab Stuhl, liebe Fernsehzuschauer, man nennt’s auch Spritzwurst, das ist ganz eklig, wenn’s in die Schüssel knallt da.“ Als das ARD-Magazin „Plusminus“ diese Woche weitere Belege für die dubiosen Machenschaften von 9Live, den „zentralen Interaktionsdienstleister“ für ProSiebenSat.1, brachte, reagierte Schradin mit einer wütenden Tirade gegen die ARD und ihre „dummen“ Zuschauer. Und weil 9Live in dem Beitrag erneut vorgeworfen wurde, die Zuschauer unzulässig zum wiederholten Anrufen aufzurufen, rief Schradin die Zuschauer auf: „Von mir aus können Sie auch solange [die Telefonnummer] tippen, bis die Finger bluten.“ Bei Schradin von „Hybris“ zu sprechen, wäre Schönfärberei.

Über sich selbst sagt Schradin auf seiner Homepage, er sei „ein Typ, der sich schwer abstempeln lässt“. Als „Lebensziele“ gibt er „Gesundheit und Zufriedenheit“ an. Wollen wir hoffen, dass er sie irgendwann erreicht.

(c) Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Abschied von 9live

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Vielleicht wäre eine humane Lösung, die Moderatoren glauben zu machen, dass 9live den Betrieb seiner Anrufspiele gar nicht einstellt. Man könnte den Studiotrakt, in dem sie arbeiten, abriegeln und sie einfach weiter arbeiten lassen. Gelegentlich müsste mal jemand anrufen und durchgestellt werden und eine falsche Lösung sagen, aber das wäre kein großer Aufwand, auch finanziell nicht.

Sie scheinen dort schließlich, wenn schon nicht glücklich zu sein, so doch wenigstens ein Zuhause gefunden zu haben. Am Freitagabend konnte man Tina Kaiser zusehen, die sich die endlose Zeit, bis der „Hot Button“ zuschlug, damit vertrieb, ihren Lieblingssong „Spending My Time“ (!) von Roxette leise vor sich hin zu summen. Ihr Kollege Dirk Löbling, der die nächste Schicht übernahm, beschimpfte leidenschaftlich die Kollegen in der Regie, wobei unklar blieb, ob die Stimmen, mit denen er sich unterhält, tatsächlich in seinem Ohr oder nur in seinem Kopf sind. Später kam Max Schradin und begann seine Sendung damit, minutenlang zu tanzen, wie ein Achtjähriger im Kinderzimmer vor dem Spiegel.

9Live hat längst mehr mit betreutem Wohnen zu tun gehabt als mit Fernsehen. Warum soll man diesen Menschen das nehmen? Nur weil sich der Countdown bis zum Zuschlag des Hot Button ab Ende Mai von ewig auf unendlich verlängert?

Ein angenehmer Nebeneffekt dieser Lösung wäre natürlich, dass Menschen, die rund um die Uhr bei einer Fernsehsender-Attrappe moderieren, nicht woanders moderieren können. Denn obwohl die Call-TV-Animateure sich, seit das Aus des Programms bekannt ist, in bitteren schwarzen Humor flüchten, muss man fürchten, dass sie mit ihrem Talent zum Füllen von Zeit durch Nichts auch in anderen Sendern eine öffentliche Aufgabe finden werden. Vermutlich reicht es schon, sie auf eine schlammfarbene Couch zu setzen, und sie könnten als Moderatoren der Nachmittagsfüllungen in den Dritten Programmen durchgehen.

Die am Dienstag gesuchten männlichen Vornamen mit einem L waren übrigens Kalani, Naphtali, Neacel, Sheldon, Sobieslaw, Udalfried, Walo, Zabdiel und Zsolt.

Betrug: 9Live entlässt Mitarbeiter

Im vergangenen November ist es bei 9Live zu einem massiven Betrugsvorfall gekommen. Nach meinen Informationen haben zwei Mitarbeiter versucht, einen Anrufer um seinen Gewinn zu bringen, indem sie die richtigen Antworten nachträglich manipuliert haben. 9Live hat sich von beiden getrennt, will sich aber nicht zu dem Fall äußern.

· · ·

18. November 2008, kurz nach Mitternacht. Auf 9Live läuft „Quizzo“. Es moderiert Max Schradin, der in dieser Nacht noch aufgekratzter und irrer wirkt als sonst. Er spielt ein Spiel, das er als „absolute Weltpremiere“ ankündigt: Erstmals sind 16 Begriffe gesucht, die auf „-licht“ enden.

Am Anfang ist es, wie immer, leicht: „BLAULICHT“, „BLITZLICHT“, „BREMSLICHT“, „ROTLICHT“ werden erraten.

Dann erhöht 9Live die Gewinnsumme. Ein Anrufer, der einen der verbliebenen Begriffe hinter den Abdeckungen errät, kann zehn-, zwanzig-, dreißigtausend Euro bekommen. Schradin ermuntert die Zuschauer, leichte Begriffe zu nennen. Als jemand „Seitenlicht“ sagt, erwidert er:

„Denken Sie sich mal bitte keine Begriffe aus. Seitenlicht. Was ist denn ein Seitenlicht, Leute? Klassische Begriffe! (…) Leute, denken Sie sich hier ja nichts aus. Sie kennen die Begriffe, die hier auch abgeklebt sind!“

Das ist natürlich nicht wahr. Die Begriffe, die 9Live später auflöst, lauten:

STACHELICHT, BÜCHSENLICHT, AUERLICHT, NACHSCHUSSPFLICHT, AUSGLEICHUNGSPFLICHT, SCHWINDLICHT, WIDERSTANDSPFLICHT, CHRONISTENPFLICHT, REPRÄSENTATIONSPFLICHT, ANDIENUNGSPFLICHT, LABORLICHT, NACHTHIMMELLICHT.

(Alle Linkversuche von mir.)

Erstaunlich, dass kein einziger davon erraten wird.

Mit der Irreführung der Zuschauer und vermutlich auch der Auswahl der Begriffe verstößt der Sender gegen die Gewinnspielregeln der Landesmedienanstalten, aber das ist Betrugsalltag bei 9Live.

Dabei bleibt es aber in dieser Nacht nicht.

Gegen 0.30 Uhr kommt ein Anrufer namens Nils durch. Er sagt „STEARINLICHT“. Er hat eine der hohen „Gewinnleitungen“ getroffen, die zu dieser Zeit sogar doppelt zählen, hinzu kommt noch der Inhalt einer „Wanne“ mit Geldscheinen — insgesamt vermutlich über 20.000 Euro. Max Schradin bietet ihm bis zu 4000 Euro, wenn er auf seinen Begriff verzichtet. Nils lehnt ab und geht auf Risiko, doch der Begriff wird als falsch gegeben.

Ob er zu diesem Zeitpunkt wirklich nicht auf der Tafel steht, wird für die Zuschauer nicht nachzuvollziehen sein. Denn eine Stunde später reißt Max Schradin den Bogen mit den noch abgeklebten Lösungen von der Wand und schiebt ihn mit dem Fuß aus dem Bild. Erst kurz vor zwei Uhr morgens später ist er wieder zu sehen: als Schradin auf dem Boden auf ihm herumrutscht, um die Lösungen aufzudecken.


Doch der Bogen soll in der Zwischenzeit manipuliert worden sein. Der Producer der Sendung und der Executive Producer der 9Live-Abendformate, die in dieser Nacht Dienst hatten, sollen nach Angaben eines Insiders die halbe Stunde, in der er nicht zu sehen war, dazu genutzt haben, den Begriff „STEARINLICHT“ auf dem Papierbogen gegen einen anderen auszutauschen. Der Anrufer Nils sei von ihnen um seinen hohen Gewinn geprellt worden.

Im Nachhinein sollen Mitarbeiter den Betrug der Geschäftsleitung gemeldet haben. Nachdem der Justiziar des Senders, Michael Müller, die Sache recherchiert habe, sei den beiden Producern gekündigt worden; Moderator Schradin soll eine Abmahnung bekommen haben.

· · ·

Vor zwei Wochen veröffentlichte 9Live-Geschäftsführer Ralf Bartoleit auf der Homepage seines Senders einen Brief „In eigener Sache“ an die „Zuschauerinnen und Zuschauer“. Neben dem üblichen Unsinn („Wie Sie wissen, stand und steht 9Live für Fairness, Transparenz und Chancengleichheit“) schrieb er:

[Es hat] Ende vergangenen Jahres einen Fall gegeben, bei dem es zu einem gravierenden Fehlverhalten gekommen ist. Von den beiden dafür verantwortlichen Mitarbeitern hat sich 9Live unverzüglich getrennt. Wir bedauern diesen Vorfall gegenüber unseren Zuschauern außerordentlich. Gleichwohl zeigt dies aber, dass wir unser Versprechen Ihnen gegenüber, liebe Zuschauerinnen und Zuschauer, ernst nehmen. Für die Zuschauer ist durch den Vorfall kein Schaden entstanden. Er zeigt aber auch, dass unsere internen Kontrollmechanismen funktionieren.

Die „Transparenz“ von 9Live geht nicht soweit, den Zuschauern mitzuteilen, worin das „gravierende Fehlverhalten“ genau bestand. Auf meine Anfrage, ob es sich dabei um den oben beschriebenen Vorfall handelt, ob man mir erklären könne, warum sich der Moderator offenbar so bereitwillig an der Manipulation beteiligte, ob Max Schradin die richtigen Antworten wusste, ob 9Live auch gegen ihn Schritte eingeleitet hat und ob dem Anrufer der volle Betrag, den er gewonnen hätte, ausgezahlt wurde, erklärte der Sender nur, keine Stellungnahme abgeben zu wollen.

· · ·

Ich weiß nicht, ob es sich bei dem Betrugsfall um einen außerordentlichen Einzelfall handelte oder ob das Außerordentliche nur war, dass das Handeln des Producers intern auffiel und von der Studiocrew nicht gedeckt wurde. Eine Motivation für das Handeln des Producers könnte sein, dass er budgetverantwortlich ist, das heißt, es muss mit einem vorgegebenen Budget eine bestimmte Zahl an Anrufen generieren. Gerät seine Kalkulation dadurch aus den Fugen, dass ein Zuschauer einen teuren, eigentlich unmöglich zu erratenden Begriff errät, hat er ein Problem.

· · ·

Gibt 9Live sich die Kugel?

Ich habe für die heutige Ausgabe der „taz“ über die neuen Gewinnspielregeln geschrieben, die vermutlich vom kommenden Frühjahr an die Rechtsgrundlage für die teuren Anrufspiele von 9Live, DSF, Tele 5 und die anderen bilden werden. Einige ursprünglich im Entwurf vorgesehene Punkte, die tatsächlich für Transparenz hätten sorgen und Spielsüchtige schützen können, konnten die Privatsender zwar verhindern. Aber die neue Satzung, das neue Aufsichtsgremium der Landesmedienanstalten („ZAK“) und die Tatsache, dass Verstöße erstmals eine Ordnungswidrigkeit sind und mit einem Bußgeld von bis zu 500.000 Euro geahndet werden können, werden das Leben für 9Live & Co. erheblich erschweren. (Mehr dazu auf taz.de.)

9Live-Geschäftsführer Ralf Bartoleit hat im E-Mail-Interview auf die Verschärfung der Bedingungen mit süßlichen Nebelkerzen reagiert:

Ist 9Live mit dem jetzt vorliegenden Entwurf zufrieden?

Nun, der vorliegende Entwurf ist noch nicht abschließend in Kraft getreten. Zunächst müssen die Gremien der einzelnen Landesmedienanstalt das Papier prüfen und absegnen. Was unser Programm angeht, sehen wir für uns keine grundlegenden Änderungen. Seit Jahren verpflichten wir uns freiwillig einem strengen Regelwerk und gehen bereits heute mit gezielten Verbraucherhinweisen über die Forderungen der Landesmedienanstalten hinaus.

Halten Sie diese Regeln für praktikabel?

Grundsätzlich ist es doch so: Durch klare Regeln schafft man Transparenz und damit Vertrauen. Deshalb war und ist 9Live auch ein Treiber und Befürworter in dieser Sache. Natürlich kann man sich darüber streiten, ob die deutlich gestiegene Zahl der Hinweispflichten einem Live-Programm zuträglich ist. Aber ein klares Règlement stellt auch einen fairen Wettbewerb sicher, von dem auch der Zuschauer profitiert. Wir setzen uns seit jeher dafür ein, das Geschäftsmodell langfristig und nachhaltig abzusichern.

Die jetzige Fassung ist gegenüber einem früheren Entwurf weniger streng — weggefallen ist zum Beispiel die Pflicht, die Zahl der Teilnehmer an einem Spiel ins laufende Programm einzublenden und eine Obergrenze für die Teilnahme pro Tag. Ist das im Sinne von 9Live?

Wir nehmen die Verantwortung gegenüber unseren Zuschauern ernst. So weisen wir zum Beispiel im laufenden Programm stets darauf hin, dass die Zuschauer ihr Anrufverhalten kontrollieren sollen.

Was wird 9Live am Programm und der konkreten Gestaltung der Spiele ändern müssen, um den neuen Regeln gerecht zu werden?

Wie bereits erwähnt, ist der vorliegende Entwurf noch nicht in Kraft. 9Live praktizierte aber bereits vor der neuen Gewinnspielsatzung die meisten der angekündigten Maßnahmen. Beispielsweise stellte 9Live schon immer sicher, dass für jeden Teilnehmer zu jeder Zeit des Spiels eine Chance besteht, ausgewählt zu werden und zu gewinnen. Die Teilnahme an den Gewinnspielen kostet seit jeher 50 Cent und Grundbedingung für eine Spielteilnahme bei Call-In Sendungen ist ein Mindestalter von 18 Jahren.

Besonders offensichtlich ist der Versuch der Irreführung bei Bartholeits letztem Satz: Denn zu der Begrenzung der Kosten und dem Ausschluss Jugendlicher ist 9Live auch schon „seit jeher“ gezwungen. Das hat mit den „angekündigten Maßnahmen“ nichts zu tun.

Unterdessen versucht auch der einschlägig bekannte 9Live-Moderator Max Schradin, den Kritikern „den Segel aus dem Wind“ zu nehmen. Die unermüdlichen Protokollanten von „Call-in-TV“ haben seine Aussagen mit dem Sendealltag von 9Live kontrastiert — das Video ist auch eine schöne Übersetzung dafür, was Ralf Bartholeit mit „Transparenz“ und „Vertrauen“ meinen muss:

(Über das merkwürdige Verhalten der „schwarzen Kugeln“ bei 9Live gibt es auch eine eigene ausführliche Video-Dokumentation. Mag sein, dass es sich nur um eine abwegige Verschwörungstheorie handelt. Aber warum sollte 9Live nicht auf diese Weise seine Ausgaben zu senken und die Ziehung zu manipulieren versuchen?)

9Live: Die Lügen und die Wahrheit

Pressestellen von Unternehmen haben naturgemäß ein eher taktisches Verhältnis zur Wahrheit. Die (hier bereits gewürdigte) Unternehmenskommunikation des Anrufsenders 9Live aber spielt in einer ganz eigenen Liga.

Das ist vielleicht kein Wunder, wenn das eigene Geschäftsmodell grundsätzlich darauf aufgebaut ist, die Zuschauer über den Ablauf des „Geschäfts“ gezielt in die Irre zu führen. Aber wie routiniert der 9Live-Pressestelle die Verdrehung von Tatsachen selbst dort von der Hand geht, wo es nicht nötig wäre, ist beeindruckend.

Gegenüber dem ARD-Magazin „Plusminus“ erklärte Sendersprecherin Sylke Zeidler schriftlich:

„Sicherlich haben Sie anlässlich des Gesprächs der Medienaufsicht mit Fernsehveranstaltern und -produzenten am 3. Mai zur Kenntnis genommen, dass auf unsere Initiative hin die Richtlinien für TV-Gewinnspiele fortgeschrieben und weiterentwickelt werden.“

„Auf unsere Initiative hin“? Geladen zu dem Treffen hatte die Gemeinsame Stelle Programm Werbung, Medienkompetenz (GSPWM) der Landesmedienanstalten am 12. März. In der Einladung hieß es wörtlich:

„Dabei soll nicht nur die in der Vergangenheit vereinzelt ausgesprochenen Beanstandungen, die aktuellen Entwicklungen in diesem Bereich und die nicht abnehmende Zuschauerresonanz thematisiert werden, sondern u.a. auch eine modifizierte Version der genannten Gewinnspielrichtlinie erörtert werden. Ein Entwurf … liegt diesem Schreiben zu Ihrer Information bei.“

Und wir merken uns, wie 9Live mit der Wahrheit umgeht — selbst wenn es wirklich nicht so entscheidend ist, selbst wenn die Wahrheit leicht zu beweisen ist, selbst wenn es die eigenen Aufsichtsbehörden betrifft.

· · ·

Es gibt viele Täuschungen im Spielablauf von 9Live und seinen Nachahmern und Konkurrenten wie CallActive (MTV-Gruppe) oder DSF. Aber eine zentrale Täuschung ist der systematisch erweckte Eindruck, ein technischer Zufallsmechanismus entscheide bei all den „Hot-Button“- oder „Leitungs“-Spielen darüber, wann der nächste Anrufer ins Studio durchgestellt wird. In Wahrheit ist es in aller Regel, die Redaktion, die entscheidet, ob man die Zuschauer noch ein paar Minuten oder, keine Ausnahme: Stunden warten lässt, bis einer der Anrufer eine Gewinnchance erhält.

9Live veranstaltet quasi nicht nur eine Lotterie, sondern behält sich selbst die Entscheidung darüber vor, wann die nächste Ziehung stattfinden wird. Und während in Wahrheit alle Beteiligten beim Sender wissen, dass man erst am Ende der Sendung wieder einen Anrufer durchstellen wird, lügt vorne der Moderator ununterbrochen: „Sie müssen jetzt anrufen / der Hot Button kann jede Sekunde zuschlagen / es liegt an Ihnen, dieses Spiel zu beenden /beeilen Sie sich“ etc.

Dass es sich dabei in aller Regel um eine Lüge handelt, ist aus vielerlei Gründen klar:

  1. Erkennt man es, wenn man nur lange genug die Sendungen schaut und Spielabläufe vergleicht.
  2. Geben es Call-TV-Veranstalter unter der Hand zu.
  3. Haben es eine ehemalige 9Live-Redakteurin und ein ehemaliger 9Live-Moderator gegenüber dem ARD-Magazin „Plusminus“ bestätigt.
  4. Sieht man es sehr schön an zwei Ausschnitten, die die unermüdlichen 9Live-Gucker und Aufzeichner des Forums Call-In-TV.de in den vergangenen Wochen aufgenommen haben. In beiden Fällen scheinen die Moderatoren zu glauben, sie seien nicht mehr zu hören, und bestätigen indirekt, dass der Zeitpunkt des „Zuschlagens“ vom Redakteur gewählt wird:

· · ·

Mir gegenüber beschreibt ein ehemaliger 9Live-Mitarbeiter den genauen Ablauf und die „Machenschaften“, wie er es nennt, wie folgt:

„In der Regie und zum Beispiel auch bei 9Live-Geschäftsführer Marcus Wolter steht ein Monitor, der alle 15 bis 30 Sekunden anzeigt, wie viele Anrufe eingehen. Es gibt eine klare Ansage, bei hohem Aufkommen von Anrufern, zu ‚ziehen‘.

Ich war dabei, wie Regie und Redakteur den Raum verlassen, ‚komm‘, geh’n wir eine rauchen‘, während der Moderator sich abzappelt: ‚jeden Moment kann er zuschlagen!“. Nein, kann er nicht. Nur der fahrende Redakteur öffnet das Zeitfenster (wenige Sekunden), in denen dann der Hot Button zuschlägt. Das ist dann in der Tat zufällig.

Würde die Landesmedienanstalt auch nur einmal ein paar Stunden in der Regie sitzen, würde das Geschäftsmodell platzen wie eine Seifenblase.

Interne Zahlen von 9Live haben übrigens mal gezeigt, dass ein Großteil des Umsatzes mit einer winzigen Anzahl ‚Zocker‘ gemacht wird. Ich erinnere mich an Zahlen, in denen es etwa hieß: Die immer gleichen Vierzigtausend Leute machen achtzig Prozent des Umsates einer Woche. Was steht auf den Lottoplakaten? Glücksspiel macht süchtig…“

· · ·

Und damit schalten wir zurück in die Unternehmenskommunikation von 9Live, wo Geschäftsführer Marcus Wolter seiner Sprecherin Sylke Zeidler inzwischen eine Gebetsmühle installiert hat. Wer dort nachfragt, wie das denn nun ist mit dem Zufallsmechanismus, bekommt folgende Antwort:

„9Live stellt über unterschiedliche — auch technlsche — Systeme sicher, dass für Anrufer in unseren Gewinnspielen jederzeit die Chance besteht, ausgewählt und ins Studio gestellt zu werden.“

Das ist ein hübsch schillernder Satz, der unschärfer wird, je genauer man hinguckt. Denn dass es „auch“ technische Systeme sind, die beteiligt sind, schließt ja nicht aus, dass menschliche Entscheidungen hinzukommen. Und den Begriff „jederzeit“ kann man so missverstehen, dass man als Zuschauer ja nicht weiß, wann der Redakteur den Hot-Button auslöst, es aber theoretisch jederzeit der Fall sein könnte.

Noch ein bisschen abenteuerlicher ist der Satz, den Frau Zeidler sich zurechtgelegt hat, um Alidas Worte „… noch ein bisschen mitzunehmen. Lasst das doch Max übernehmen. Bei solchen Peaks, schlagt doch später zu…“ zu erklären. Sie sagt:

„Die Aussage der Moderatorin hat keine Relevanz für den technischen und inhaltlichen Verlauf der Sendung.“

Nun ja, genau genommen stimmt das: Denn der technische und inhaltliche Ablauf der Sendung mit all seinen Täuschungen und dem Zuschauerbetrug ist ja in der Tat unabhängig davon, ob und wie Alida sich in der Sendung verplappert. Insofern (und nur insofern) hat ihre Aussage wirklich „keine Relevanz“ für den Verlauf der Sendung.

· · ·

Ich weiß nicht, wie die Geschichte mit 9Live und den anderen weitergeht. Ob das wirklich der Anfang vom Ende des ungetrübten Abzockens im deutschen Fernsehen sein sollte. Und sich Leute wie der genauso unbekümmert die Wahrheit verdrehende CallActive-Geschäftsführer Stephan Mayerbacher demnächst neue dubiose Einnahmequellen erschließen müssen. Ich weiß ja nicht einmal, ob diesen Leuten und den Max Schradins dieser Welt manchmal nachts im Traum spielsüchtige Menschen erscheinen, die sie in den Ruin getrieben haben.

Sind 9Live-Moderatoren Betrüger?

„Das ist ja Betrug“, sagt man als juristischer Laie schnell, wenn man sich ansieht, wie in Anrufsendungen auf 9live, Sat.1, ProSieben, Kabel 1, DSF, Nick, Viva, Comedy Central und anderen Sendern den Zuschauern mit allerlei Täuschungen das Geld aus der Tasche gezogen wird. Aber ist es das wirklich? Im juristischen Sinne?

Die drei Kölner Juristen Moritz Becker, Martin Ulbrich und Johannes Voß haben sich nur einen Aspekt aus der ganzen Problematik herausgegriffen: Die dauernde Suggestion der Moderatoren, man habe beim sogenannten „Hot Button“-Spiel bessere Gewinnchancen, wenn man zu einer bestimmten Zeit / möglichst früh / jetzt „ganz schnell“ anrufe. In Wahrheit geht es natürlich keineswegs um Geschwindigkeit, sondern nur darum, den Zeitpunkt zu erwischen, im dem ein Redakteur einen Anrufer auswählen und ins Studio stellen lässt.

In der aktuellen Ausgabe der Zeitschrift „Multimedia und Recht“ (MMR 3/2007) kommen die Experten zu dem Ergebnis, das Verhalten der Moderatoren könne durchaus den Straftatbestand des Betrugs nach Paragraph 263, Absatz 1 des Strafgesetzbuches erfüllen. Die Moderatoren täuschten die Anrufer über die „Geschäftsgrundlage des Spiels“. Es handele sich bei ihren Versprechungen auch nicht nur um „reklamehaft übertriebene Redewendungen und Floskeln“, die allgemein die Sendung und die Gewinnchancen anpreisen, wodurch der Straftatbestand des Betruges nicht erfüllt wäre. Die Moderatoren spiegelten den Anrufern vor, für ihre 50 Cent Einsatz bekämen sie eine andere Gegenleistung, eine andere Chance auf einen Gewinn, als sie tatsächlich bekommen. Schließlich handelten die Moderatoren vorsätzlich und mit der Absicht, einen Dritten (den Fernsehsender) zu bereichern.

Das Fazit der Autoren:

Die Grenze zwischen anrüchigem Geschäftsgebahren und strafrechtlich relevanter Übervorteilung ist hier überschritten.

Mit anderen Worten: Anna Heesch, Alida-Nadine Lauenstein, Khadra Sufi, Max Schradin, Stefan Pollak, Norman Magolei, Thomas Schürmann, Martin Scholz und all die anderen können sich durch ihre Moderationen des Betrugs strafbar machen.

Sicher wäre es übertrieben zu sagen, sie stünden mit einem Bein im Knast. Ich mag die Vorstellung trotzdem.

Betrugsalltag auf 9Live

„Ein Großteil der Sendestrecken im Privatfernsehen wird inzwischen gefüllt von schlechtausgebildeten Trickbetrügern und mäßig begabten Hütchenspielern, die auf der Straße keine zehn Minuten überstehen würden, ohne verhaftet oder von der Kundschaft niedergeschlagen zu werden.“ — Oliver Kalkofe im „Spiegel“

Sonntag, 7. Januar 2007, kurz vor 2 Uhr nachts. Seit ungefähr zwei Stunden gilt das Angebot, dass man 1.100 Euro und einen Kleinwagen gewinnt, wenn einem noch ein weiterer Vorname mit „M“ einfällt, der nicht genannt wurde. (Leicht.) Seit ungefähr zwei Stunden ist aber auch niemand mehr ins Studio durchgestellt worden. Um zwei Uhr soll laut Programmzeitschriften die Sendung enden. Es moderieren: Natalie Langer und Max Schradin.

1.59 Uhr. Ein Countdown zählt die Sekunden bis 2.00 Uhr. Schradin: „Der Zuschauer weiß, dass er jetzt mitmachen muss.“

2.00 Uhr. Schradin: „Wir sind 20 Sekunden fett drüber. Wir müssen gleich nach Berlin schalten zu diesen Clips.“ [Er meint die „Sexy Clips“ im Anschluss.]

2.01 Uhr. Ein Piepen beginnt. Schradin: „Oh, oh, oh, oh, oh.“

2.02 Uhr. Schradin: „Freunde, es tickt hier. Und zwar zu recht.“

2.04 Uhr. Aus dem eingeblendeten „Hot-Button“ kommen Flammen. Schradin: „Das Ding brennt.“

2.04 Uhr. Die Musik wird schneller. Schradin: „Die Musik wird schneller. Wir sind bald vier Minuten über der Sendezeit.“

2.05 Uhr. Schradin: „Es ist 2.05 Uhr. Geplantes Sendeende ist immer so zwischen 1.58 und 2.00 Uhr.“ [Stimmt nicht.]

2.05 Uhr. Schradin: „Der Wagen geht definitiv raus, sobald einer eine der sieben Leitungen trifft, egal welche.“[Nö.]

2.06 Uhr. Schradin: „2.06 Uhr. Da gucken nur noch wenige Leute zu, glauben Sie’s mir. Also quasi kaum noch welche.“

2.06 Uhr. Schradin: „Ich muss gleich auf Toilette übrigens.“

2.07 Uhr. Die Musik wechselt. Schradin: „Achtung. ACHTUNG! So. Und wenn Sie jetzt anrufen. Es hat auch lang genug gedauert jetzt. Die Chancen steigen gerade ins Unermessliche, wenn Sie jetzt anrufen. Wir sind am Limit. Es ist fertig. Trommelwirbel ist da. Wir brauchen nur noch einen Gewinner: Vorname mit M. Jetzt Sie! Rufen Sie gerade an? Es tickt. Achtung! Haben Sie ’ne Lösung?“

2.08 Uhr. Schradin: „Wir sind kurz am Zenit. Irgendeiner gewinnt gleich ein Auto. Verstehen Sie?“

2.09 Uhr. Schradin: „Ich zeig‘ Ihnen mal die Real-Time-Uhr und die mögliche Schwellenzeit. Jetzt müssen Sie ganz schnell sein. … Achten Sie auf Ihre Telefonverhalten bitte.“ Eine Uhr wird eingeblendet. Schradin: „So. Mögliche Schwellenzeit, die letzte: 2.10 Uhr. Jetzt schauen Sie bitte mal auf die Echtzeituhr. Sie haben keine Zeit mehr. Sie haben fast keine Zeit mehr zu wählen. 20 Sekunden. Zwei, eins…“ [Anwendungs- und Auslegungsregel der Landesmedienanstalten: „Der Aufbau von nicht vorhandenem Zeitdruck ist unzulässig.“]

2.10 Uhr. Lautes Scheppern setzt ein. Schradin: „ZWEI UHR ZEHN! SCHWELLENZEIT ERREICHT UND VIER SEKUNDEN DRÜBER! Wir sind längst drüber. Es muss jeden Moment passieren. Hallo!?“

2.11 Uhr. Aus dem Off meldet sich der Redakteur: „Thomas, es gibt jetzt für fünf Minuten die zehnfache Chance.“ Schradin: „Ich starte jetzt die Uhr, und dann haben Sie fünf Minuten die zehnfache Chance. Und jetzt müssen Sie in diesen fünf Minuten sowas von Vollgas geben. Tippen Sie am besten so lange, bis Sie getroffen haben. Sag ich jetzt mal. Fünf, vier… Nein, machen Sie so oft mit wie Sie wollen… drei, zwo, eins: JETZT!“ Ein Countdown und die Worte „10-fache Chance“ werden eingeblendet.“ [Es gibt keine zehnfache Chance. Der Gewinn hängt allein davon ab, wer in dem Moment, in dem der Redakteur den Mechanismus auslöst, in einer der Leitungen ist. Selbst wenn 9Live sämtliche Leitungen öffnete, wäre die Chance nicht höher, weil genau ein Gewinner in dem Moment durchkommt, in dem es der Redakteur entscheidet.]

2.13 Uhr. Schradin: „Der Wagen wird jede Sekunde rausgehen, die Uhr muss nicht auf Null laufen. … Sie werden jetzt ein Auto, wahrscheinlich, gewinnen, wenn sie jetzt die Leitung treffen, ist das Ihr Auto.“

2.14 Uhr. Schradin: „Jetzt wird’s wirklich eng. Jetzt spielen Sie gegen die Sekunden. Ich möchte die Zuschauer darauf aufmerksam machen, dass jetzt eine Grenzzeit kommt.“ Die Uhr wird wieder eingeblendet. „Diese Grenzzeit ist quasi viertel nach.“ Ein akustischer Countdown zählt die Sekunden auf null.

2.15 Uhr. Schradin: „Bumm!“

2.15 Uhr. Schradin: „Sobald einer von Ihnen eine der Leitungen da oben trifft, ist die Karre Ihnen. Vorausgesetzt, Sie nennen mit einen Vornamen mit M. … Die letzten Sekunden, Leute. DIE LETZTEN SEKUNDEN LEUTE. DAS TICKEN WIRD SCHNELLER. UM GOTTES WILLEN.“ Der eingeblendet Countdown zählt weiter runter. Schradin: „Sie haben keine Zeit mehr. Lassen Sie es, Sie schaffen es nicht mehr. Sie haben keine Zeit mehr zu wählen.“

2.17 Uhr. Schradin geht zum Auto und hupt, pfeift die DDR-Nationalhymne, hupt wieder. Der Countdown läuft ab. Schradin: „JEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEEETZT! WählnSe! WählnSe doch um Gottes Willen!“ Das Wort „jetzt“ wird eingeblendet und blitzt über den Bildschirm.

2.18 Uhr. Co-Moderatorin Natalie Langer kommt zurück. Schradin: „Gut, dass Du kommst – ist kurz vor knapp.“ Langer: „Wir haben unsere Zeit schon überschritten.“ Schradin: „Brutalst.“ Langer: „Wenn Sie jetzt aufgeben, können wir Ihnen nicht mehr helfen.“

2.19 Uhr. Langer: „Ich find es ja richtig, dass Sie Ihr Telefonverhalten kontrollieren, aber ich sag immer: Aller guten Dinge sind drei. Und Sie sollten nicht aufgeben, hier geht es um ein Auto.“ [Regel der Landesmedienanstalten: „Die Aufforderung zum Mitmachen darf keinen besonderen Anreiz zu wiederholtem Anrufen enthalten. Insbesondere ist ein Vergleich zwischen Anrufkosten und Gewinnsumme unzulässig.]

2.20 Uhr. Langer: „Wenn Sie jetzt aufgeben, sind Sie selbst dran schuld.“

2.22 Uhr. Ein Ticken beginnt. Langer: „Ticken ist da. Ist das das letzte Ticken?“

2.23 Uhr. Es piept fortwährend. Langer: „ACHTUNG! Das Auto ist noch da, und das geht hier sofort. Nutzen Sie die zehnfache Chance, meine Damen und Herren.“

2.27 Uhr. Die Uhr wird wieder eingeblendet. Langer: „Da ist die Uhr. DA IST DIE UHR. Und wissen Sie was, um halb wird hier was passieren, so dermaßen!“

2.28 Uhr. Langer: „Ich höre gerade, um halb wird hier definitiv was passieren. Es muss doch irgendeiner eine der zehn Leitungen treffen.“

2.28 Uhr. Langer: „ACHTUNG! Trommelwirbel ist da! Ist das das Letzte?“

2.29 Uhr:


Link: sevenload.com

2.35 Uhr. Langer: „Tun Sie doch jetzt bitte Ihr Telefon in die Hand nehmen und probieren Sie’s dreimal.“

2.35 Uhr. Langer: „Da muss doch noch irgendjemand draußen wach sein. … Es ist nach halb drei, ja? Fast jeder ist am Schlafen außer Max und ich und die Kameraleute.“

2.36 Uhr. Schradin ruft aus dem Off: „ACHTUNG!“ Er kommt wieder ins Bild: „Was ist denn hier los?“

2.37 Uhr. Schradin: „Um 2.40 spätestens müssen wir hier weg. Wir schalten nach Berlin. Hast Du das schon mal gehabt? ‚Achtung, wir schalten live nach Berlin zu den Titten.'“ Eine längere Diskussion über die Begriffe Titten und Brüste setzt ein.

2.38 Uhr. Die Uhr wird wieder eingeblendet. Beide Moderatoren zählen einen Countdown herunter. Schradin: „So, Achtung, bei Null wählen Sie zeitgleich mit uns die Nummer. Sechs.“ – „Fünf.“ – „Vier.“ – „Drei!“ – „ACHTUNG! Schwellenzeit in 55 Sekunden. ZWO“ – „EINS!“ – „JEEEEEEEEETZT!“ – „01379 / 444 999“. Sie brüllt immer wieder die Telefonnummern. Wilder Trommelwirbel, wieder die Bildeffekte von 2.30 Uhr. Eingeblendet wird: „Erlösen Sie uns jetzt von NATALIE und MAX!“

2.40 Uhr. Ein SMS-Piepen und eine Telefonansage ist kurz zu hören. Schradin: „Das war ’ne SMS mit nem Aufleger. … WARUM LEGEN SIE AUF? … Fünf“ – „vier“ – „drei“ – „zwei“ – „eins: JETZT!“ Langer: „Nochmal, schnellschnellschnell, MAX!“ Schradin: „Ey, da schickt der ’ne SMS und dat Handy ist im Kasten drin. Leute, das kann nicht wahr sein.“ Langer: „Hallo, hier geht’s um ein Auto!“

2.41 Uhr. Schradin: „Wir haben 2.41 Uhr, die Sendung ist aus! Das kann nicht wahr sein, Leute, ich flipp gleich aus. Wieso legen Sie denn auf? Sie schicken ne SMS und das Handy ist nicht an oder kein Netz oder kein Empfang oder was weiß ich. Freunde, jede Sekunde knallt’s wieder. … Nein, wir müssen jetzt zum Ende kommen. Spaß beiseite und überhaupt. Im Ernst jetzt. Bitte ruft wenigstens ein Zuschauer jetzt… wählt bitte die Nummer und versucht eine der zehn Leitungen zu trefen.“

2.43 Uhr. Schrade: „Sie müssen es jetzt machen, es ist sonst zu spät!“ Er hupt mehrmals.

2.43 Uhr. Die Musik setzt kurz aus. Langer: „ACHTUNG!“

2.44 Uhr. Blinkende und rotierende Einblendung: „Wo sind SIE?“

2.44 Uhr. Schradin: „Freunde, um 2.45 Uhr geh‘ ich. Und zwar mit Natalie gemeinsam.“ Beide zählen einen Countdown. Langer: „Das muss doch jetzt hier klingeln!“ Schradin: „Wird’s auch!“

2.45 Uhr. Beide: „GAAAAAAAS!“

2.46 Uhr. Schradin: „Wieviele Leitungen haben wir? Zehn?“ Langer: „Zwölf!“ Schradin: „Nee. Total bescheuert. Zwölffache Chance. Das ist doch nicht von dieser Welt.“

2.46 Uhr. Ein Countdown von zehn auf null ist zu hören.

2.47 Uhr. Schradin: „Zweieinhalb Minuten bis 2.50 Uhr.“ Langer: „Nutzen Sie jetzt die zwölffache Chance.“

2.49 Uhr. Verschiedene sich überlagernde Piep, Tick- und Brummeffekte sind zu hören. Schradin: „Hörn Sie’s ticken? Hörn Sie’s ticken!“

2.51 Uhr. Schradin hupt rhythmisch.

2.53 Uhr. Schradin: „Wann müssen wir…. Regie? Wann müssen wir…? Also, zwei Uhr paarundfünfzig sind wir definitiv unten. 2.58 Uhr hör ich gerade. Also in fünf Minuten spätestens sind wir definitiv weg. … Wollen Sie ein Auto haben?? Freunde, gibt’s ja gar nicht. Hallo?!“

2.54 Uhr. Ein akustischer Countdown zählt von zehn auf null. Unmittelbar danach zählt ein weiterer akustischer Countdown von zehn auf null. Daraufhin zählt ein akustischer Countdown auf null. Um 2.54:50 beginnt ein neuer akustischer Countdown. Beide: „ACHTUNG, COUNTDOWN!“

2.55 Uhr. Schradin: „WÄHLEN SIE! ACH UM GOTTES WILLEN!!!“ Langer: „Ich kann nicht mehr.“ Schradin: „Ich hab schon acht, neun Stunden durchmoderiert, ich komm jetzt erst in Fahrt. Wenn’s nach mir geht, ich mach hier auch bis sechs.“

2.56 Uhr. Ein Ticken setzt ein. Schradin: „Ich muss ja vor drei nen Gewinner haben, ist das richtig, Regie? Könnt Ihr das bestätigen?“ Redakteur: „Ja, ich bestätige es.“ Schradin: „Also definitiv, weil wir müssen um drei wirklich raus hier.“ Redakteur: „Richtig.“ Schradin: „Das heißt, vor drei Uhr muss definitiv passiereen, dass hier der Hot-Button irgendjemandem ne Leitung zuschießt, die dann die richtige ist. Weil das ist dann der Notknopf. Per Zufall ballert der Hot Button Ihnen irgendwelche Leitungen zu. Und er wird irgendwann Ihnen definitiv die richtige zuschießen, weil die Sendung auch irgendwann aus ist.“

2.57 Uhr. Ein Trommelwirbel ist zu hören. Schradin: „Trommelwirbel zu recht, Sendungsende in drei Minuten definitiv.“

2.58 Uhr. Es klingelt, ein Zwanzigjähriger namens Steffen ruft an, sagt als Lösung „Mohammed“ und bekommt nach einigem Geplänkel das Auto und 1.100 Euro. [Regel der Landesmedienanstalten: „Im Hot-Button-Modus ist der Zuschauer von Beginn des Spiels an darüber zu informieren, in welchem Zeitrahmen eine Durchstellung vorgesehen ist.“]