Wie ein Schüler die Belagerung durch Journalisten in Haltern erlebte

Mika Baumeister ist Schüler am Joseph-König-Gymnasium in Haltern, kannte beide Lehrerinnen sowie einige der Schülerinnen und Schüler, die beim Absturz der Germanwings-Maschine in Südfrankreich ums Leben kamen. In seinem Blog beschreibt er, wie er das Vorgehen der Journalisten im Umfeld der Schule erlebte. In einem Satz:

Die Berichterstattung in Haltern war nicht in Ordnung.


Medienaufgebot am 25. März vor dem Gymnasium. Foto: Mika Baumeister

Um 17:30 (…) ging dann das an einen Zoo erinnernde Schauspiel los: Die Presse hinter ihren Absperrungen begaffte uns Schüler – vergleichbar mit exotischen Tieren im Tierpark und neugierigen Besuchern. (…) Wir fühlten uns, als würde die Presse nur auf unsere Reaktion zur endgültigen Affirmation warten, um zerstörte Menschen abzufilmen. (…)

Deshalb gab es dann eine Art Selbsthilfe, um zumindest die Arbeit zu erschweren. Mithilfe einer kleinen Menschenmauer wurden die Medien so belagert, dass keine ordentlichen Aufnahmen gemacht werden konnten. (…)

Mittwochmorgen kam es dann zum Höhepunkt des Wahnsinns. Die Absperrung, um etwa 5 Meter nach hinten verschoben, war komplett von Redakteuren gefüllt (…). Keiner wird nachgezählt haben, aber der Eindruck des oben genannten Zoos verstärkte sich noch. An die Verstorbenen gedenken konnte so im Prinzip niemand wirklich. Sie können ja einfach mal mit den Gedanken spielen: Man wird von allen Winkeln beobachtet und soll seinen Gefühlen freien Lauf lassen. Wer nicht genügend Imagination besitzt, um sich das vorzustellen, hier ein kleiner Hinweis: Geht nicht.

Laut einem Seelsorger soll sich sogar ein Journalist mit einer Notfallseelsorger-Warnweste unter die Schüler gemischt haben. Ich glaube, dazu braucht man überhaupt nichts sagen, das ist einfach nur sehr traurig. Allgemein scheint es wohl auch Personen gegeben haben, die mit dem Stereorekorder in der Tasche zu den Kerzen herantraten, um Gespräche aufzuzeichnen; Handykameras unter einem Strauß Blumen sollen für Exklusivbilder genutzt worden sein. Eine Person sollte wohl versucht haben, sich als Lehrer zu verkleiden (…).

[via Sandra Schink]

„Ich versuche auch in diesen Stunden immer, mich an den Fakten entlang zu hangeln.“

Als die „New York Times“ die Welt am Donnerstagmorgen mit der Nachricht überraschte, dass einer der beiden Piloten vor dem Sinkflug das Cockpit der Germanwings-Maschine verlassen und vergeblich versucht habe, wieder hineinzukommen, da hatte die ARD zum Glück einen Fachmann, der diese Neuigkeit für uns Zuschauer einordnen und kommentieren konnte: ihren Luftfahrt-Experten Michael Immel.

Im ARD-„Morgenmagazin“ sagte er (alle Hervorhebungen von mir):

Wir sind jetzt natürlich an nem Punkt angekommen, wo wir glasklar die Frage stellen können: Was ist denn mit der Glaubwürdigkeit dieser Ermittler? Und das ist ein Muster, das erleben wir immer wieder bei Flugzeugabstürzen. Wir kommen an einen Punkt, an dem wir sehen: Die Ermittler wissen mehr als wir Menschen draußen. Sie suggerieren in einer Pressekonferenz: Wir informieren, aber dann stellt sich kurze Zeit später heraus, man hat doch nicht alles gesagt. Also, wenn das stimmt, was jetzt die „New York Times“ berichtet hat, dann sind wir genau an diesem Punkt angekommen – und es sind noch keine zwei Tage her, seit dem Absturz. Also, es gibt jetzt den Verdacht, die Ermittler haben – möglicherweise bewusst – etwas zurückgehalten. Und dann stellen sich jetzt natürlich viel mehr neue Fragen: Was wussten sie denn gestern schon? Es gab eine Pressekonferenz, ne Viertelstunde, wo quasi nichts gesagt wurde. Warum denn? Warum ist es ne amerikanische Zeitung, die das ganze veröffentlicht? Jetzt kommen viel mehr Fragen auf und da kriegt das jetzt ne Dynamik, die Schuldfrage, das macht das nur noch komplizierter.

Um kurz nach neun Uhr fügte er in der „Tagesschau“ hinzu:

Die Glaubwürdigkeit der Ermittlungsbehörden ist jetzt massiv angekratzt. Es war ja über die letzten zwei Tage die Erwartungshaltung geweckt worden, wir würden gestern genau informiert über den Stand der Dinge. Erstmal ist das für mich nicht ungewöhnlich, dass Ermittlungsbehörden mehr wissen und nicht alles an die Öffentlichkeit geben. Aber warum kommt dann jetzt eine amerikanische Zeitung mit diesen Informationen? Warum hat man im Vorfeld von viel Transparenz gesprochen auch bei Lufthansa und jetzt kommen solch erschreckende Details? Das wirft jetzt natürlich noch mehr Fragen auf. Und wir haben ja immer in den letzten Tagen gesagt, wir wollen nicht spekulieren, aber jetzt wird noch mehr spekuliert. Es kriegt eine Dramatik. Und ich bin sehr gespannt, was heute mittag um 12.30 Uhr die Staatsanwaltschaft in Marseille uns dann wirklich als Wahrheit verkaufen will.

Dann fand die Pressekonferenz der Staatsanwaltschaft statt, und um 14.25 Uhr schaltete die „Tagesschau“ wieder zu ihrem Luftfahrtexperten Michael Immel:

Wie bewerten Sie, dass die Staatsanwaltschaft erst jetzt an die Öffentlichkeit gegangen ist, nachdem es entsprechende Informationen in der Presse bereits gab?

Ja, ich glaube, das ist verantwortungsvoll, dass die Staatsanwaltschaft und sämtliche ermittelnden Behörden sich erstmal um die Angehörigen gekümmert haben. Da hat man natürlich auch ne gewisse Zeit gestern gebraucht. Wir haben erfahren, dass die Angehörigen mit unterschiedlichen Maschinen gestern alle nach Marseille geflogen worden sind. Und das ist, glaube ich, ein sehr wichtiges Zeichen, dass erstmal die Angehörigen informiert worden sind, was ist dort vorgefallen, und dass man im nächsten Schritt erst dann die Öffentlichkeit informiert. Das Prozedere ging natürlich über die Nacht, und wenn so viele Menschen beteiligt sind, dann isses aber auch klar, weil viele Journalisten fragen, dass es irgendwann auch an die Öffentlichkeit gelangt, so erste Mosaiksteinchen von Informationen. Aber unterm Strich muss ich sagen, es war verantwortungsvoll, erst die Angehörigen zu informieren und erst heute Mittag dann im zweiten Schritt die Öffentlichkeit.

(Ich halte das hier nicht fest, weil es besonders „schlimm“ war. Sondern weil es mir besonders typisch erscheint. Als kleines, konkretes, anschauliches Beispiel für die Reflexhaftigkeit, die Voreiligkeit und die Besinnungslosigkeit, die die Berichterstattung auch der seriösen Medien in den vergangenen Tagen geprägt hat. In einer der vielen Schalten an diesem Tag formulierte Immel noch den schönen hilflosen Satz: „Ich versuche auch in diesen Stunden immer, mich an den Fakten entlangzuhangeln.“)

Die „erste Abmahnung für einen Facebook-Share-Button“ – ein Meilenstein der Anwalts-PR

Die Inhaberin einer Fahrschule muss mehrere Hundert Euro zahlen, nur weil sie auf Bild.de einmal auf „Teilen“ geklickt hat. Die Share-Funktion von Facebook übernahm nämlich ein Vorschaubild ohne den Hinweis auf dessen Fotografen. Der mahnte sie ab.

Der Fall sorgt seit gestern für Furore. Das mag vielleicht an der Sache liegen. Ganz sicher liegt es am Geschick der Anwaltskanzlei, die die Frau vertritt, daraus maximale Eigen-PR zu schlagen, und der Unfähigkeit diverser Medien.

Es gibt, wohlgemerkt, kein Urteil in der Sache und keine Klage. Kein Gericht hat sich mit dem konkreten Fall befasst. Dazu wird es auch nicht kommen: Die Parteien haben sich außergerichtlich geeinigt.*

Alles, was es gibt, ist eine Abmahnung. Und eine sensationell erfolgreiche Presseerklärung der Kanzlei Wilde Beuger Solmecke.

Die behauptet forsch, es handele sich um die erste Abmahnung dieser Art, und sagt voraus, dass es noch viele weitere geben werde. Es bestehe eine „erhöhte Abmahngefahr“ sowohl für Leser, die den Facebook-„Share“-Button drücken, als auch für Seitenbetreiber und Blogger, die einen solchen Button anbieten. Denn Nutzer, die – wie die Fahrschulfrau – für ein urheberrechtswidriges Verbreiten von Inhalten in sozialen Medien abgemahnt wurden, könnten die wiederum in Regress nehmen.

Mit anderen Worten: Wir alle stehen mal wieder mit einem Bein im Gefängnis, und das einzig Gute in dem ganzen Urheberrechtselend ist, dass es kompetente Anwälte wie Christian Solmecke gibt, die uns vor der „heran rollenden Abmahnwelle“ warnen und nicht zögern, sogar ein „eiliges Video“ zur Warnung zu veröffentlichen.

Bei der „Kölnischen Rundschau“ weiß man, wie man aus so einer Pressemitteilung eines Anwalts über seinen eigenen Fall einen journalistischen Artikel macht: Man kürzt sie ein bisschen und tauscht das Kürzel unter dem Text durch ein eigenes aus – fertig!

Die Online-Ableger von „Express“ und „Hamburger Morgenpost“ machten es anders: Sie gaben Solmecke als Autor der zum Artikel gewordenen Pressemitteilung an und klinkten sogar einen kleinen Werbekasten für ihn mit Foto und Links zur Internetseite seiner Kanzlei ein. Ein bisschen verwirrend für aufmerksame „Express“- und „Mopo“-Leser (falls es solche gibt) könnte allerdings sein, dass Solmecke in seinem Artikel nun sich selbst zitiert und dabei in der dritten Person von sich spricht.

Die Überschrift über den Artikeln dürfte allerdings in den Redaktionen entstanden sein, denn von einer „Klage“ ist ja keine Rede.

Die Fachleute des Branchendienstes „Meedia“ haben Solmeckes Pressemitteilung natürlich nicht einfach wörtlich übernommen, sondern umformuliert. Was insofern keine gute Idee war, als sich dadurch zeigte, dass sie sie nicht verstanden hatten. Die „Meedia“-Meldung begann so:

Die Inhaberin einer Fahrschule soll 1.800 Euro zahlen, nachdem sie einen Bericht der Bild „geshared“ hatte. Der Fotograf des Artikelbildes ging vor Gericht, weil er als Urheber nicht genannt wurde – und bekam Recht.

Weder ging es um 1800 Euro, noch ist der Fotograf vor Gericht gegangen, geschweige denn, dass er dort Recht bekommen hätte. Eine gute Stunde nach der Veröffentlichung korrigierte die Redaktion sich und fügte ihrer Meldung ein „Update“ hinzu, das geschickt den Eindruck erweckt, nicht ihr, sondern der Kanzlei sei ein „Fehler unterlaufen“. (Nachtrag, 15:15 Uhr. Nach Angaben von „Meedia“ stand die falsche Zahl in der ursprünglichen Pressemitteilung.)

Am späten Nachmittag stieg auch der „Stern“ in die Berichterstattung ein, sprach von „1100 Euro Strafe“ für das Teilen des Fotos (was so nicht stimmt) und von einem „Urteil“ (das es nicht gibt). Auch der „Stern“-Text beruht ausschließlich auf der PR-Veröffentlichung des Anwaltes in eigener Sache. Weil es sich hier aber um ein großes Qualitätsmedium handelt, hat der „Stern“-Autor den Zitaten Solmeckes aus der Pressemitteilung die Formulierung hinzugefügt: „erklärt er im Gespräch mit dem stern„.

Alles in allem: Ein großer Erfolg für Christian Solmecke. Also, juristisch vielleicht nicht – beide Seiten haben sich ja verglichen*, und ob die Forderung des abmahnenden Fotografen überhaupt vor einem Gericht Bestand hätte, ist gar nicht geklärt. In den Kommentaren unter dem „Meedia“-Artikel räumt Solmecke ein, dass noch nicht einmal feststehe, „ob das Foto überhaupt jemals mit Zustimmung des Rechteinhabers online gestellt worden ist“, dass also schon die Bild.de-Veröffentlichung urheberrechtswidrig war.

Aber was das Marketing für ihn und seine Kanzlei angeht, bereits jetzt: ein ganz großer Erfolg. Den Journalisten sei Dank.

[Auf Anfragen bei der Kanzlei, der „Kölnischen Rundschau“ und dem „Express“ habe ich bisher keine Antworten bekommen. Mit Dank an Jan Georg Plavec.]

*) Korrektur, 12:10 Uhr. Anders als ich es dargestellt hatte, gibt es noch keinen Vergleich. Ob sich die Parteien außergerichtlich einigen werden, ist noch offen.

 

Was ich durch #Varoufake gelernt habe

Folgendes ist sicher wahr: Ich habe mir zu sehr gewünscht, dass die Geschichte stimmt, dass Jan Böhmermann und sein „Neo Magazin Royale“-Team die ganze Welt verladen haben und das Video, aus dem „Bild“ und „Günther Jauch“ und alle die ganze absurde Aufregung gesaugt haben, gefälscht haben. Es passte mir zu sehr in den Kram, meine Schadenfreude war zu groß, und den ein oder anderen Tweet von letzter Nacht hätte ich im Nachhinein lieber nicht abgesetzt. (Auch wenn ich, ganz unabhängig von der Frage, was nun das „Fake“ ist, tatsächlich gern die roten Flecken in den Gesichtern bei „Bild“, ARD und Co. gesehen hätte, die hektischen Anrufe: „Das kann nicht sein, oder? Ihr habt das jetzt aber wirklich nochmal geprüft, oder?“)

Ich habe zwar immer wieder darauf hingewiesen, dass ich mir überhaupt nicht sicher bin, ob die Behauptung der Fälschung nicht die eigentliche Fälschung ist, aber tatsächlich war es so, wie ich es im Blogeintrag angedeutet habe: Im Zweifel hat der Komiker, Satiriker und Berufs-in-die-Irre-Führer Jan Böhmermann bei mir mehr Glaubwürdigkeit als die komplette Medienmeute, insbesondere wenn sie von „Bild“ und „Günther Jauch“ angeführt wird. Das war so, und das ist auch heute noch so.

Ich traue Böhmermann zu, das alles von langer Hand organisiert und orchestriert zu haben. (Auch wenn inzwischen alles dafür spricht, dass er erst im Nachhinein auf den Zug aufgesprungen ist.) Denn er hat ja, wenn auch diverse Nummern kleiner, schon bewiesen, dass er es kann.

Und ich traue es dem Medienbetrieb zu, auf ein solches Fake hereinzufallen, denn dass es jeder Unsinn schafft, von vermeintlich professionellen Journalisten weitererzählt zu werden, lässt sich nun auch fast jeden Tag beweisen. Und dass weder Günther Jauch noch „Bild“ mit dem Inhalt des Videos korrekt umgegangen sind, ist eine Tatsache, ebenso wie die, dass „Bild“ es unter grotesken Verdrehungen und Auslassungen als üble Hetze benutzt.

Böhmermanns Coup ist in vielerlei Hinsicht entlarvend. Er persifliert unsere Obsession mit unwichtigen, aber griffigen Nebensächlichkeiten (mit dem fast tragisch-ironischen Nebeneffekt, dass er die Beschäftigung mit dieser lächerlichen Geste nun noch einmal intensiviert hat); er kritisiert die Skandalisierungs-Mechanismen von Menschen und Medien, den Umgang mit vermeintlichem Beweismaterial, die Kampagne gegen einen missliebigen Politiker und eine ungewünschte Politik, die Reduzierung einer komplexen Debatte auf eine Geste. Aber er zeigt auch, wie bereitwillig wir Dinge glauben, die wir glauben wollen, und das betrifft im konkreten Fall auch: mich.

Böhmermann: Wir haben das Varoufakis-Video gefälscht

Jan Böhmermann sagt:

Liebe Redaktion von Günther Jauch. Yanis Varoufakis hat Unrecht. Ihr habt das Video nicht gefälscht. Ihr habt einfach das Video nur aus dem Zusammenhang gerissen und nen griechischen Politiker am Stinkefinger durchs Studio gezogen. Damit sich Muddi und Vaddi abends nach dem „Tatort“ nochmal schön aufregen können. „Der Ausländer! Raus aus Europa mit dem! Er ist arm und nimmt uns Deutschen das Geld weg. Das gibt’s ja wohl gar nicht. Wir sind hier die Chefs! So!“ Das habt ihr gemacht.

Und der Rest ist von uns.

Böhmermann behauptet, dass er für seine ZDF-Late-Night-Show „Neo Magazin Royale“ zusammen mit dem Subversive Festival Zagreb das inzwischen berühmte „Stinkefinger“-Video von Varoufakis gefälscht hat. Im Original habe es keine entsprechende Geste gegeben. Aber sehen Sie selbst:

Nun kann es natürlich sein, dass das das eigentliche Fake ist, also, die Behauptung, das Video gefälscht zu haben. Es ist am Ende eine Frage der Glaubwürdigkeit.

Entweder man glaubt Böhmermann. Oder der ganzen deutschen Medienmeute, NDR, Günther Jauch, Ernst Elitz*, „Bild“-Zeitung.

Klare Sache.

Versendet sich wieder: WDR 5 spart an seinen Podcasts

Liebe Hörer,

der Westdeutsche Rundfunk muss sparen, dies bekommen Sie jetzt leider auch zu spüren.

Mit diesen Worten hat der WDR Anfang des Monats bekanntgegeben, einige seiner Podcasts mit sofortiger Wirkung einzustellen. Betroffen sind die WDR-5-Sendungen „Platz der Republik“, „Tagesgespräch“, „Lebensart“, „Funkhaus Wallrafplatz“ und „Osteuropamagazin“.

Wie der Sender auf Nachfrage mitteilt, können auf diese Weise rund 10.000 Euro pro Jahr eingespart werden. Es handele sich dabei vor allem um die Online-Zuschläge in Höhe von 4,5 Prozent auf die Honorare. Die Wellenleitung WDR 5 habe sich die Abrufe aller WDR-5-Podcasts genauer angeschaut, „um zu prüfen, ob dieser finanzielle Mehraufwand ausreichend nachgefragt wird“. Teilweise seien die Abrufzahlen „sehr gering“ gewesen:

Sendung Abrufe pro Ausgabe
Platz der Republik 336
Osteuropamagazin 343
Funkhaus Wallrafplatz 614
Lebensart 785
Tagesgespräch 1.093

Zum Vergleich: Die Videos, die der WDR auf YouTube unter dem Namen „WDR#3sechzich“ veröffentlicht, um vermehrt junge Leute zu erreichen, erreichen dort aktuell Abrufzahlen in derselben Größenordnung – und dabei handelt es sich um Inhalte, die eigens für diesen Verbreitungsweg hergestellt werden.

Diese Einsparungen bei den WDR-5-Podcasts wirken einigermaßen kopflos. Denn die Ausgaben für das Online-Publizieren der Sendungen betragen natürlich nur einen Bruchteil dessen, was ihre Produktion kostet. Der Sender gibt relativ viel Geld aus, um Sendungen herzustellen, und spart dann an ihrer Verbreitung. Rein rechnerisch reduzieren sich durch die Einstellung der Podcasts bei den betroffenen Sendungen die Kosten pro Ausgabe um rund 16 Euro.

Mehrere Hundert Abrufe pro Sendung sind natürlich eine überschaubare Größe. Es handelt sich aber immerhin um Hörer, die ein aktives Interesse an dem Inhalt eines Programms haben.

Bei Fernseh-Inhalten im Netz kämpft die ARD darum, die Sieben-Tage-Frist abzuschaffen: Zurzeit müssen viele ausgestrahlte Sendungen nach einer Woche wieder aus den Mediatheken entfernt werden. Der Rundfunkrat des WDR hat sich gerade erst mit Hinweis auf die „veränderten Sehgewohnheiten der Nutzerinnen und Nutzer von Online-Medien“ für Änderungen an den starren Regeln ausgesprochen.

Bei einem Teil seiner Radio-Sendungen gibt sich der WDR nun selbst eine Null-Tage-Frist – und macht aus Radio so wieder ein lineares Medium. Wer eine der betroffenen Sendungen verpasst und sie nicht vorher im „WDR-RadioRecorder“ programmiert hat, kann sie nicht mehr nachhören. Sie versenden sich wieder, wie früher.

Profitieren Sie von der geballten Wissenskompetenz von „Focus Online“!

Vergangene Woche habe ich etwas Verrücktes gemacht: Ich habe Artikel von „Focus Online“ gekauft. Richtig für Geld.

Das Angebot klang aber auch zu verlockend:

Möchten Sie Sie [sic!] sich von all Ihren Rechtschreibfehlern verabschieden? In diesem Wissensdossier zeigt Ihnen FOCUS Online die Fallschlingen der neuen deutschen Rechtschreibung und hilft Ihren [sic!], mit einer ausgezeichneten Rechtschreibung zu glänzen. Denn mit der deutschen Sprache, die über fünf Millionen Wörter verfügt, ist es nicht immer einfach. Deutsch birgt viele Tücken in sich. Vor allem bereitet sie Erwachsenen viele Schwierigkeiten. (…) Ein weiteres Problem auf dem Gebiet der neuen Rechtschreibung ist das „scharfe ß“ [sic!] sowie der Bindestrich, ein für viele [sic!] fremd vorkommendes Element. Anhand der Regel [sic!], die wir zusammengestellt haben, können Unsichere ihre Rechtschreibung überprüfen und texten wie aus dem Duden.

Wer wollte angesichts dieses Ankündigungstextes nicht der Aufforderung folgen:

Profitieren Sie von unserer geballten Wissenskompetenz, bleiben Sie gut informiert!

Das „exklusiv zusammengestellte“ PDF-Dossier mit den „wichtigsten Infos zum richtigen und guten Deutsch auf 38 Seiten“ kostet nur 7,49 Euro. Und es besteht nicht zu 75 oder 81 Prozent aus Qualität, nein: Es ist reine Qualität. Das garantiert „Focus Online“.

Tatsächlich stammen die Texte in dem Heft von namhaften Autoren. Also, von der einen:

Und dem anderen:

Um dem hier, na, dem Dings:

Anscheinend ist die deutsche Sprache keine einfache Sprache, und offenbar gibt es sogar eine Redensart, die genau das besagt und im PDF deshalb auf den Seiten 2, 5, 18 und 28 zitiert wird. „Richtige Zeichensetzung ist nach wie vor vielen ein Rätsel“, heißt es an anderer Stelle – unter anderem, möchte man hinzufügen, der Redaktion dieser „Focus Online“-Broschüre, wie sie an mehreren Stellen belegt:

Im Wesentlichen besteht das PDF neben einem Diktat aus Quizfragen, die aus verschiedenen Duden-Heften stammen und hier, nach der Verwendung als kostenlose „Focus Online“- Artikel, noch einmal drittverwertet werden, allerdings in der überaus unpraktischen Form von Tabellen …

… und mit eingebauten Fehlern:

Was kann man von einem Ratgeber „deutsche Sprache“ verlangen? Vielleicht mindestens dies: dass in ihm das Wort „Rechtschreibung“ richtig geschrieben ist.

Wenigstens in den Überschriften.

Jetzt frage ich mich, ob ich vielleicht mein Geld zurückverlangen kann. Andererseits lautet das „Qualitätsversprechen“ bei genauerem Hinsehen, dass es sich um das „garantiert Beste von FOCUS Online“ handelt und um „vertraute Qualität“ dieser Redaktion. Da könnte es mit einer Reklamation schwierig werden.

Wie „Günther Jauch“ die Stinkefinger-Aussage von Varoufakis verfälschte

Ich weiß nicht, ob die Aufnahmen echt sind, die zeigen sollen, wie der heutige griechische Finanzminister Yanis Varoufakis vor zwei Jahren den „Stinkefinger“ zeigt. (Ja, es gibt ein YouTube-Video davon, aber das wäre ja jetzt nicht das erste YouTube-Video, das manipuliert wurde.) Varoufakis nannte das Video in der Sendung von Günther Jauch gefälscht, wörtlich: „doctored“, er habe nie den Stinkefinger gezeigt. – Ja, das fällt mir auch schwer zu glauben.

Was ich weiß: Dass die Redaktion von Günther Jauch die Aussage von Varoufakis in dem Video verfälscht hat. In dem Video von 2013 spricht Varoufakis, damals Wissenschaftler und scharfer Kritiker der griechischen Regierung, davon, dass er vor fünf Jahren die damaligen Bedingungen, die von Deutschland und Europa für die „Rettung“ Griechenlands gestellt wurden, abgelehnt hätte. Er hätte den Weg Argentiniens in den Staatsbankrott gewählt und im Januar 2010 erklärt, dass Griechenland pleite ist. Und Deutschland insofern „den Finger gezeigt“ und gesagt: Ihr könnt das Problem jetzt alleine lösen.

Wörtlich:

My proposal was that Greece should simply announce that it is defaulting – just like Argentina did – , within the Euro, in January 2010, and stick the finger to Germany and say: „Well, you can now solve this problem by yourself.“

Die Redaktion von „Günther Jauch“ tat so, als spreche Varoufakis von der Gegenwart. Sie blendete zwar – kurz – die Zeitangabe „Mai 2013“ ein. Aber sie verkürzte den Ausschnitt entscheidend und stellte die Aussagen in einen ganz anderen, falschen Kontext:

Sprecher: Varoufakis will den Griechen neues Selbstvertrauen geben …

Varoufakis: Griechenland sollte einfach verkünden, dass es nicht mehr zahlen kann …

Sprecher: … und steht für klare Botschaften, besonders an Deutschland.

Varoufakis: … und Deutschland den Finger zeigen und sagen: Jetzt könnt ihr das Problem alleine lösen.

Die Aussagen des Sprechers, ohnehin gewagt aufgeteilt in zwei Halbsätze, die mit zwei Halbsätzen Varoufakis‘ verschränkt wurden, erwecken eindeutig den Eindruck, der Minister spreche als Minister („will den Griechen Selbstvertrauen geben“) und beziehe sich auf die Gegenwart. Entsprechend formulierte auch der Moderator unmittelbar im Anschluss:

Jauch: Der Stinkefinger für Deutschland, Herr Minister. Die Deutschen zahlen am meisten, und werden dafür mit Abstand am meisten kritisiert. Wie passt das zusammen?

Der verantwortliche ARD-Redakteur, NDR-Chefredakteur Andreas Cichowitz, räumte auf Twitter hinterher immerhin ein:

(Eigentlich ist die ganze Diskussion um den „Stinkefinger“, die uns zweifellos jetzt noch ein paar Tage beschäftigen wird, natürlich eine weitere schreckliche Ablenkung, die verhindert, sich den wichtigen Fragen dieser Krise zu stellen. Daran trägt die Redaktion von „Günther Jauch“ eine erhebliche Mitschuld. Aber dafür, dass es ihr in irgendeiner Weise um die Sache ging, sprach an diesem Abend ohnehin nichts.)

Nachtrag, 0:00 Uhr. Michalis Pantelouris zum selben Thema.

Nachtrag, 1:05 Uhr. Die ganze Sendung kann man sich jetzt in der Mediathek ansehen. (Die Szenen, um die es hier geht, beginnen ab ca. 25:30 Minuten.)

Nachtrag, 17. März. „Spiegel Online“ hat die Rede von Varoufakis im Kontext transkribiert und erklärt.

Wenn Schweine fliegen, dann richtig

Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung

Fantasy funktioniert nur mit Regeln. Und auch nur, wenn man sie ernst nimmt – das zeigen die Bücher von Terry Pratchett, der der Welt eine Welt hinterlässt.

Terry Pratchett machte sich keine Illusionen über die Menschen: „Wenn man in irgendeiner Höhle irgendwo einen Schalter anbringen würde mit einem Schild, auf dem steht: ‚Ende-der-Welt-Schalter. BITTE NICHT DRÜCKEN‘ – das Schild hätte nicht einmal Zeit zum Trocknen.“

In seinem Buch „Hogfather“ (auf deutsch: „Schweinsgalopp“) nimmt das ganze Verhängnis seinen Lauf dadurch, dass Mustrum Ridcully, der Erzkanzler der Unsichtbaren Universität, dem örtlichen Ausbildungszentrum für Zauberer in Ankh-Morpork, eine Tür hat öffnen lassen, eine Tür, die mit Dutzenden Bolzen und Brettern verriegelt und hinter einem Bücherschrank verborgen gewesen war.

„Und dann das Schild, Ridcully“, sagte der Dekan, „Du hast es doch gelesen, oder? Das Schild mit der Aufschrift: ‚Diese Tür darf auf keinen Fall geöffnet werden‘?“

„Natürlich habe ich es gelesen“, erwiderte der Erzkanzler. „Warum möchte ich die Tür wohl öffnen?“

„Äh… warum?“

„Um herauszufinden, warum sie geschlossen bleiben soll.“

An dem letzten Satz hängt eine Fußnote*, in der es heißt: „Diese Worte drücken praktisch alles aus, was man über die menschliche Zivilisation wissen muss, vor allem über jene Teile von ihr, die sich nun auf dem Meeresgrund befinden, hinter hohen Sicherheitszäunen liegen oder noch immer qualmen.“

Terry Pratchett kannte die Menschen und ihre Schwächen, die ganze grenzenlose Dummheit der Spezies. Er beschrieb sie in seinen Werken mit Genauigkeit und Witz und einer Art verzweifelter Zuneigung, so warmherzig wie lustig und schonungslos.

Zig Millionen Bücher hat er verkauft. Trotzdem sagte Pratchett, er sei kein richtiger Schriftsteller, so gern er das auch wäre. Aber er hätte nie viel über das nachgedacht, was er mache. „Ich hab es einfach gemacht.“ Es sei ein furchtbarer Schock für ihn, dass ihn alle ein bis zwei Monate irgendwelche Seminararbeiten erreichten, aus denen er dann erfahren müsse, wie wunderbar sein Umgang mit Sprache sei und wie clever seine Konstruktionen.

Es fällt schwer, ihm das abzunehmen, denn Pratchett war nicht nur ein Meister seiner Kunst. Er konnte sie auch präzise beschreiben, wie man in der im vergangenen Jahr erschienenen Artikel- und Reden-Sammlung „A Slip of the Keyboard“ nachlesen kann.

Er bezog sich auf den englischen Autor G. K. Chesterton und sagte: „Entgegen der allgemeinen Auffassung geht es bei Fantasy nicht darum, Sachen zu erfinden. Die Welt ist schon vollgestopft mit Sachen. Es ist fast unmöglich, neue zu erfinden. Nein, die Rolle von Fantasy ist es, das zu nehmen, was normal und alltäglich und gewöhnlich und unbeachtet ist, und es umzudrehen und den Zuschauern aus einer anderen Richtung zu zeigen, so dass sie es plötzlich mit neuen Augen sehen.“

So ist seine Discworld. Eine Welt, die eine Scheibe ist, die auf vier Elefanten ruht, die auf dem Rücken einer Schildkröte stehen, die durchs Weltall schwimmt. Eine Welt, die bevölkert ist von Zauberern, Hexen, Zwergen, Goblins, Golems und Trollen (und einem Orang-Utan als Bibliothekar, der keine Lust hatte, sich in den Menschen zurückverwandeln zu lassen, der er einmal war, weil es viele Vorteile hat, als Bibliothekar ein Orang-Utan zu sein – man erreicht zum Beispiel besser die hohen Bücherregale). Eine Welt, die ganz anders ist als unsere und ganz genau so. Eine fantastische Welt, mit der Pratchett Geschichten erzählt über unsere Welt, über die Natur des Menschen, über den Fortschritt und die Emanzipation, über Toleranz und Religion, über das Wesen von Geld und Macht, über Krieg und Götter und den Tod.

„Fantasy funktioniert am besten, wenn man sie ernst nimmt“, erklärte er. „Sie ernst zu nehmen, bedeutet, dass es Regeln geben muss. Wenn alles passieren kann, gibt es keine echte Spannung. Man darf Schweine fliegen lassen, aber man muss dann auch die daraus resultierende Verwüstung des örtlichen Vogelwelt berücksichtigen und die Notwendigkeit, dass die Menschen in Gegenden mit viel Flugverkehr immer starke Schirme mit sich herumzutragen.“ Diese Art des Denkens ist der Motor gewesen, der die Scheibenwelt über all die Jahre angetrieben hat – 40 Bücher sind in 30 Jahren erscheinen.

„Irgendwie“, sagt Pratchett, „hat man uns in der Kindheit beigebracht, Fantasy nicht mit Fragen zu konfrontieren wie: Wie kann es sein, dass es in einem ganzen Königreich nur einen Fuß gibt, dem der Glasschuh passt?“ Dabei entstünde aus solchen Fragen Inspiration: „Wenn Werwölfe so wären, wie sie uns Hollywood präsentiert – wie würden sie sicherstellen, dass sie immer Hosen dabei haben, wenn sie sich zurück in Menschengestalt verwandeln?“ Angua, die Werwölfin, die es in Pratchetts Scheibenwelt sogar zum Mitglied der Stadtwache geschafft hat, stöhnt, dass dieses praktische Problem für sie sogar noch drängender sei – bei den männlichen Werwölfen würde es im Zweifel schon reichen, bei den Ausflügen in Wolfsgestalt irgendwo ein Paar Shorts zu verstauen.

Pratchett nimmt die Fantasiewesen und die Probleme, die sie aufgrund ihrer fantastischen Eigenschaften haben, ernst. Das macht sie so echt, so wahr – und so lustig. Wenn etwa die Hellseherin wie Evadne Kuchen im Gespräch wieder vergisst, ihre Vorahnungsfähigkeiten abzuschalten, und versehentlich Antworten auf Fragen gibt, die noch gar nicht gestellt wurden. Sie kriegt dann immer schreckliche Kopfschmerzen, wenn die Gesprächspartner die Lücken nicht wenigstens nachträglich füllen.

Was macht einen Roman überhaupt zu „Fantasy“, fragte Pratchett. Das Vorkommen von Drachen? Oder ist „echte Fantasy“ nicht viel eher die Vorstellung, dass ein Mann mit einer Druckerpresse einer ganzen Regierung Paroli bieten könne, bloß wegen eines halbgaren Glaubens, dass es so etwas geben könnte wie die „Wahrheit“ (eine Geschichte, die der 25. Scheibenwelt-Band über die Erfindung der Zeitung erkundet)?

Während sich die Discworld im Laufe der Jahre mit immer weiteren Wesen füllte und die Gesellschaft von Ankh-Morpork komplexer, aber auch fertiger wurde, verwandelten sich seine Romane immer stärker von Fantasy-Parodien in moralische Geschichten, sehr albern und sehr weise. „Das Problem ist, dass wir glauben, dass ‚lustig‘ und ‚ernsthaft‘ Gegensätze sind“, sagte Pratchett. „Das sind sie aber nicht. Das Gegenteil von ‚lustig‘ ist ’nicht lustig‘ und das Gegenteil von ‚ernsthaft‘ ist ’nicht ernsthaft‘. Gelächter schafft es durchs Schlüsselloch, während die Ernsthaftigkeit noch gegen die Tür schlägt. Neue Gedanken können auf dem Rücken eines Witzes in die Welt reiten; alte Gedanken eine neue Schärfe bekommen.“

Neil Gaiman schrieb über Pratchett, dass es nicht zuletzt Wut sei, die ihn beim Schreiben angetrieben habe, ein nicht zu unterschätzender Zorn, der mit seinem Sinn für Gerechtigkeit und Ungerechtigkeit zu tun gehabt habe. Als Pratchett 2007 erfuhr, dass er an einer seltenen Form von Alzheimer litt, habe sein Zorn neue Ziele gefunden. Er sei er wütend gewesen auf sein Gehirn und seine Gene und, mehr noch, auf ein Land, das es ihm und anderen nicht erlaube, die Art und den Zeitpunkt des Abtretens zu wählen.

In einem Zeitungsbeitrag schrieb Pratchett 2009: „Dinge, die wir dem Leben hinzufügen, wie Stolz, Selbstachtung und menschliche Würde, sind es wert, bewahrt zu werden, und sie drohen, bei einem Fetisch für Leben um jeden Preis verloren zu gehen. Ich glaube, dass, wenn die Last zu groß wird, denjenigen, die es wollen, ein Ausgang gezeigt werden soll. In meinem Fall hoffe ich, dass er zu einem Garten unter einem englischen Himmel führt. Oder, falls es regnet, zur Bibliothek.“

Am Donnerstag starb Terry Pratchett im Alter von 66 Jahren im Kreis seiner Familie, während die Katze auf seinem Bett schlief. Er hinterlässt der Welt eine ganze Welt. Eine Welt voller einzigartiger, unvergesslicher Figuren, und eine Gemeinschaft von Lesern, die sich seit Donnerstag gegenseitig ihre liebsten Stellen und Aphorismen erzählen.

Der Tod war in Pratchetts Büchern, nicht nur auf der Scheibenwelt, eine sympathische, höflich-interessierte Figur, die in GROSSBUCHSTABEN spricht und geduldig erklärt, dass nicht er es sei, der tötet: „Pistolen und Messer und Hunger töten; der Tod kommt danach, um die verdutzten Ankömmlinge zu beschwichtigen, während sie ihre Reise beginnen.“

*) Terry Pratchett liebte Fußnoten und das Spiel mit ihnen. In seinen Fußnoten allein steckt mehr Witz als in den meisten anderen Büchern.

Terry Pratchett

„I have no fear of death as such. Because I don’t know what there is to fear.

If nothing much happens – I think I could deal with nothing much.“

Terry Pratchett, 1948-2015

:'(